Zu große Spieleverpackungen

  • Ich hab in meinem neuesten Video zu Santa Monica mich etwas über die zu große Verpackung geärgert. Dafür kann Skellig nix, weil AEG das eben so ausliefert, aber ich hab den Trend jetzt schon bei ein paar Spielen gesehen - z.B. auch bei Dream Cruise.


    Santa Monica bekommt man (Beweis im Video) komplett in den Karton vom Kartographen - dann allerdings recht voll (wie die Shem Phillips Spiele alle so sind). Die Vorteile sind hier:

    - Mehr Platz im Regal (wichtig!)

    - Das Spiel kann man besser mitnehmen (zum Spieleabend und in den Urlaub)


    Nachteil:

    - Sondergröße für Kallax (wenn man das so sehen will)


    Das Ding ist natürlich: ein Spiel in der Größe eines Kartographen kann ich nicht für 40+€ verkaufen... ist also der große Karton nur Preistreiberei? (Off-screen-Stimme :"Ich stelle nur Fragen...")


    Ansonsten würde ich den Preis durchaus mit dem Spielerlebnis in Verbindung setzen: Für ein Great Western Trail gebe ich gerne 40€ aus - es hat ein sehr gutes Spielerlebnis für 2 Stunden+, einen hohen Wiederspielwert und eine sehr gute Tiefe.

    Santa Monica ist ein schöner, guter Absacker und ist in der Komplexität sicher mit anderen reinen Drafting-Spielen zu vergleichen. Inkl. Aufbau ist man vermutlich bei etwa 30 Minuten Spielzeit - also durchaus auch ein gutes Urlaubs- oder Feierabendspiel.


    Wie seht ihr das?

  • Das Ding ist natürlich: ein Spiel in der Größe eines Kartographen kann ich nicht für 40+€ verkaufen... ist also der große Karton nur Preistreiberei?

    Ich habe letztens erst genau zu dem Thema Verhältnis Schachtelgröße zu Preis etwas in einem Podcast gehört. War das von darkpact bei den Bretterwissern?

    Preistreiberei ist da imo zu hart. Es geht da eher darum, dass die Materialien halt den Preis bedingen, aber die Kunden nicht die Bereitschaft zur Zahlung auch an der Schachtelgröße (mit) festmachen und eben ein Kartograph nicht für 30€ verkauft werden kann. Unabhängig davon wie teuer die Herstellung des Spiels tatsächlich ist.

    Also die Herstellungskosten sind der Preistreiber, damit es aber verkauft werden kann, muss dann die Schachtelgröße zunehmen. Schachtelgröße korreliert also mit dem aufgerufenen Preis, aber die Größe ist nicht kausal für den Preisanstieg ;)

    Ach ja? Definier mir "normal"!

    Einmal editiert, zuletzt von Sepiroth ()

  • Sepiroth So was ähnliches hab ich auch gesagt: Die bedruckten Meeple sind vermutlich kostspielig - aber die Frage ist ja dann dennoch: Sollte man nicht mit breiter Brust rein gehen und sagen "Wir haben ein geiles Spiel mit geilem Material also kostet das eben so viel?" - wie z.B. bei den großen Eagle Gryphon-Spielen.

    So hat man den Eindruck, es werde eine Form der Kundentäuschung betrieben, um den Preis zu rechtfertigen. Wenn ich einen Karton sehe, gehe ich als Kunde ja davon aus, dass der Karton das Spielmaterial gut beherbergen soll - gucke also vermutlich etwas aus der Wäsche, wenn ich es öffne und denke mir "hä? Wo ist die andere Hälfte von dem Spiel?" - fällt das nicht negativ auf die Hersteller zurück? Zukünftig würde man denen ja nicht mehr blanko sein Vertrauen aussprechen.

  • ist also der große Karton nur Preistreiberei?

    Ja und nein.

    Ja, weil der große Karton Ergebnis der Preiskalkulation ist. Wenn da ein Preis von z.B. 35€ raus kommt, dann muss der Karton einfach eine zum Preis passende Größe haben, sonst kann man das Spiel nicht verkaufen.

    Nein, weil der Begriff "Preistreiberei" hier unpassend ist.


    Edit: wenn man den Tab 20min offen lässt, bevor man antwortet, dann muss man wohl damit rechnen, dass andere schon das gleiche geschrieben haben.

    Einmal editiert, zuletzt von Matze ()

  • Liegt doch auf der Hand...das ist eine Sache des Marketing.

    Groß oder Sonderform fällt eben mehr auf.


    Wurde mir auch schon vor Jahren von einem HiG-Prokuristen bestätigt.

  • Ich stehe der Sache eher neutral gegenüber, weil ich alle Argumente nachvollziehen kann.


    Mir persönlich wäre es lieber, wenn die Schachteln grundsätzlich etwas kleiner wären, einfach aus Platzgründen - ökologisch für die Transportwege sicher auch kein zu unterschätzender Faktor. Andererseits darf man die Psychologie nicht unterschätzen und außerdem mag ich es, wenn alles leicht und ohne Quetschen in die Schachtel passt. Ein Mittelweg wäre toll, aber dann kann ich auch meine Gleichmäßigkeit im Regal über Bord werfen, weil dann wahrscheinlich 50% meiner Spiele im Catan-Format unterschiedliche Abmessungen hätten. Das wäre für den Monk in mir möglicherweise unerträglich. Zumal ich meine gehört zu haben, dass allein die Umstellung in der Produktion auf eine andere Schachtelgröße irre teuer ist. (Auch bei den Bretterwissern?)


    Fazit: Ach, ich weiß doch auch nicht. Aber ich denke, ich finde es gut so, wie es ist.

  • aber die Frage ist ja dann dennoch: Sollte man nicht mit breiter Brust rein gehen und sagen "Wir haben ein geiles Spiel mit geilem Material also kostet das eben so viel?" - wie z.B. bei den großen Eagle Gryphon-Spielen.

    Die Frage ist, wie du dies dem Kunden rüberbringst. Das mag in der absoluten Nische bei entsprechend "vorgebildeten" Kunden funktionieren. Sobald das aber irgendwo in einem Regal liegt, greifen die meisten zur Schachtel, sehen dann den Preis und leben danach die Schachtel wieder hin. Hast Du mal gesehen, wie eine Mutter in einem GW-Laden ein Geschenk fürs Kind kaufen will und da dann das Gesicht gesehen, wenn der ein besonderes Charaktermodell in einem Blister will, dass 30-40€ kostet?

    Die Psychologie des Menschen lässt sich da halt nicht so einfach (gar nicht?) austricksen. Macht man ja bei Cornflakes-Verpackungen (und vielem mehr) genauso. Da ist doch überall mittlerweile mehr Luft als Produkt drin. Funktioniert aber halt leider besser.

    Zukünftig würde man denen ja nicht mehr blanko sein Vertrauen aussprechen.

    Gegenfrage: Warum machst Du die Bereitschaft zur Zahlung von Betrag "X" an der Menge an Material fest? Also warum fühlst du dich bei einer halb gefüllten Schachtel getäuscht? Das ist ja im Endeffekt das gleiche Phänomen. Die DVD von einem Herr der Ringe kostet ja genauso viel wie die von bspw. Ice Age. Obwohl beim ersten 228 Minuten Film geboten werden und beim zweiten nur 85 Minuten.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Kann ich nachvollziehen, wenn eine Verpackung viel zu groß ist (manchmal Platz für etwaige zukünftige Erweiterungen eingeplant?), dass man sich schon fragt, warum...


    Wenn der Platz aber kaum reicht, dass ich Grobmotoriker das Material wieder ordentlich verstaut kriege, wie bei #Zirkadianer, nehme ich lieber die etwas größere Schachtel. Generell schwerwiegender finde ich es, wenn man Probleme hat, den Deckel sauber drauf zu kriegen; das wäre jetzt aber ein anders Thema...


    Schön gelöst hat das der KS von #Wishland, der letzte Woche eingetroffen ist: "Kallax

    "-Format, aber recht flache Schachtel.

  • Ich möchte das Argument der Preistreiberei gar nicht entkräften, aber kann es nicht auch sein, dass man - als Herausgeber - damit rechnet, dass das Spiel auch eine oder mehrere Erweiterungen vertragen könnte und man schonmal Platz für diese in der Grundbox sichern möchte? Nur so ein Gedanke!

    Hoffentlich nicht!!! Hab auch so noch fast immer jede Erweiterung mit untergebracht.

    Sollen sie weiter Monopoly in riesige Kisten packen. Kennerspiel aufwärts kauft eh nur ein halbwegs aufgeklärtes Publikum, da sollte man den Quatsch mit der Luft im Karton besser lassen.

  • Ich habe letztens erst genau zu dem Thema Verhältnis Schachtelgröße zu Preis etwas in einem Podcast gehört. War das von darkpact bei den Bretterwissern?

    Das war in den Branchennews an der Brettspielbar: bsb070 Branchennews April 2021 – Brettspielbar oder die vorhergehende Sendung.

    Ich fand das auch sehr interessant und nachvollziehbar. Ich glaube im Kennerbereich bekommt man auch als Verlag Lob für effektive kleine Schachteln. Gerade im ausschließlichen Direktvertrieb würde auch nichts anderes Sinn machen. Sobald es aber in den Familienbereich geht, sind große Schachteln gesetzt. Einfach weil die Spiele im Laden nach der Optik und vermuteten Wertigkeit mitgenommen werden. Es geht hier um die Erwartung der Verbraucher.

    Anspruchsvolles Spiel = große Packung

    Spaßiger Absacker = kleine Packung

    Es nervt mich aber auch.

  • Was die Größe des Kartons in Relation zum Preis abelangt....
    So ein Pax Pamir ist ja nun wirklich nicht groß......kostet aber das doppelte von vielen Spielen mit großen Kartons.

    Clans of Caledonia ebenso.....genauso teuer aber der Karton ist fast schon zu klein.

    Da gibt es bestimmt auch eine Menge weiterer Beispiele.

    Also die Abhängigkeit lasse ich nicht grundsätzlich gelten.

    Zuviel Luft in den Kartons stört mich aber grundsätzlich auch....

  • Der Preis für ein Brettspiel setzt sich aus vielen Faktoren zusammen, zB:

    - Abschätzen, wie viel das Spiel "wert" ist: Wie viel wird der Kunde bereit sein, dafür zu bezahlen?

    - Was kostet es in der Produktion? Man muss ungefähr die Produktionskosten *10 rechnen, damit jeder in der Kette bis zum Kunden seinen Anteil bekommt.

    - Hier spielt auch die Auflage eine irre hohe Rolle, die Produktionskosten skalieren fürchterlich mit der Auflagehöhe.


    Die Schachtelgröße auf der anderen Seite bedingt sich durch:

    - Das Spiel muss reinpassen.

    - Formate sind teilweise vorgegeben, bzw ist es billiger vorgegebene Formate zu nutzen.

    - Größere Schachtel = mehr Präsenz / Werbefläche

    - vielleicht rechnet der eine oder andere Verlag damit, dass der Kunde seinen Geldbeutel eher aufmacht, wenn die Schachtel groß ist, egal was drin ist, aber ich glaube, eher anders rum wird ein Schuh draus: wenn du merkst, dass du das Spiel für 40 verkaufen musst, kannst du es nicht in eine Exitschachtel stecken, da geht der Kunde nicht mit.

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

  • So ein Pax Pamir ist ja nun wirklich nicht groß......kostet aber das doppelte von vielen Spielen mit großen Kartons.

    Clans of Caledonia ebenso.....genauso teuer aber der Karton ist fast schon zu klein.

    Die sollen ja auch nicht vor Weihnachten von Oma und Opa für die Enkel gekauft werden ^^

    Es gibt Autos, die haben ein Viertel des Volumen meines Kombis, kosten aber bestimmt das Vierfache. Die stehen aber auch nicht beim Händler an der Ecke.

  • So ein Pax Pamir ist ja nun wirklich nicht groß......kostet aber das doppelte von vielen Spielen mit großen Kartons.

    Clans of Caledonia ebenso.....genauso teuer aber der Karton ist fast schon zu klein.

    Die sollen ja auch nicht vor Weihnachten von Oma und Opa für die Enkel gekauft werden ^^

    Das wird´s sein...... :lachwein:

  • Der Experten-Kennerspiel-Bereich hat wohl andere Anforderungen als der Familienspiel-Sektor.


    Bei uns sollte der Verlag daran denken, dass Karten auch in Kartenhüllen wieder in die Packung passen. Aber ebenso, wenn jemand keine Kartenhüllen verwendet.


    Bei uns sollte der Verlag daran denken, dass der Karton nicht zu gross ist, um zu viel Platz in der Spielesammlung wegzunehmen. Aber ebenso, dass der Karton nicht zu klein ist, damit die ganzen Erweiterungen ebenso dort reinpassen.


    Ganz viele und verschiedene Kundenerwartungen und dann doch die ganzen Anforderungen an eine Spieleverpackung, die ein Verlag von sich aus trifft - siehe Beiträge über mir. Am Ende gibt es dann eine leere Sammlerbox zu kaufen und Dritthersteller bieten Inlays an.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Aber es kommt doch nicht auf die Größe, sondern die Technik... äh falsches Thema... die Mechanik an! ^^


    Aber im Ernst, wenn ich was in die Hand nehme und das ist schwerer als erwartet löst das in mir ein besseres Gefühl aus, als wenn ich eine große Schachtel vom Regal nehme und meine da ist nur Luft drin. Deswegen bin ich nicht automatisch bereit für größere Boxen mehr Geld zu zahlen, aber ich bin ja auch vorbelastet in unserer Blase und seh die Spieleregale mit anderen Augen, als die große Masse von der die Verlage leben müssen.

    Daher kann ich das Argument, größere Schachtel gleich mehr Präsenz im Spieleregal schon nachvollziehen.

    Wenn man kommunizieren will, dass mehr Material gleich höhere Preise bedeutet, wieso führen die Händler/Verlage dann nicht ähnlich wie im Supermarkt einen Hinweis mit xx€/kg ein? :)


    Größere Boxen im Hinblick auf etwaige Erweiterungen find ich auch doof, weil man vielleicht das Spiel mag, aber keine Erweiterungen dazu will und dennoch der Platz im Regal sich verschwendet anfühlt.

    Optimal wären aus meiner Sicht, Spiele die ihre Schachteln gut ausfüllen und wo bei Erweiterungen an Schachteln gedacht wird, die die Grundspiele dann mit aufnehmen.

  • Aber wie enttäuscht ist ein Kunde wenn er die riesen Schachtel aufmacht und so gut wie nichts drin ist?!

    Wer ist der "Kunde"? Wir hier im Forum vielleicht, aber wir sind auch nicht der Massenmarkt. Pax Pamir deutsch hatte ursprünglich eine Auflage von 300 (oder 500?). Das kann man in Preis und Kunden-Kaufverhalten ja nicht mit einem Splendor vergleichen, das bei Karstadt oder Thalia im Regal liegt. Denn genau da ist die Schachtelgröße ein Verkaufsargument.

    Und auch da die Gegenfrage: Glaubst Du der Gelegneheitsspieler (und damit die zahlenmäßig meisten Käufer) wäre nicht verwundert (verärgert?), wenn er bspw. ein Unlock 3er-Set für 35€ bei Amazon kauft und im Paket dann eine Amigo-Schachtel liegt?

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Zukünftig würde man denen ja nicht mehr blanko sein Vertrauen aussprechen.

    Gegenfrage: Warum machst Du die Bereitschaft zur Zahlung von Betrag "X" an der Menge an Material fest? Also warum fühlst du dich bei einer halb gefüllten Schachtel getäuscht? Das ist ja im Endeffekt das gleiche Phänomen. Die DVD von einem Herr der Ringe kostet ja genauso viel wie die von bspw. Ice Age. Obwohl beim ersten 228 Minuten Film geboten werden und beim zweiten nur 85 Minuten.

    Schwierige Frage: Wie viel Geld ist man bereit, für ein Spiel zu zahlen? Ich denke, das hängt tatsächlich von verschiedenen Faktoren ab:

    - SpielMaterial (inkl. Grafik, Layout, bedruckte Meeples, Stoffsäckchen, Sleeves)

    - Umfang des Spielerlebnisses (Mau Mau vs. Lisboa)

    - Wiederspielbarkeit


    Die Gewichtungen muss letztendlich jeder für sich treffen - "Luxus" ist ja durchaus gefragt, sonst hätten Kickstarter nicht so viel Erfolg.


    Ein Spiel vom Kaliber "Doppelt so Clever" - dann da bewegt sich Santa Monica ja irgendwie - sehe ich für mich eben in der ~20€-Klasse. Klar kann man die auch für 40€ oder 80€ produzieren lassen, aber gerade bei kürzeren Spielen werte ich persönlich Luxus (bedruckte Meeple, bedruckte Holz-Sanddollar) eben als unwichtig - hier steht für mich im Vordergrund, dass man das Spiel eben schnell auspacken und loszocken kann (im Vergleich zu Trickerion, wo man erst lange aufbaut). Je gradliniger das letzten Endes ist, desto besser - für mich.

  • Optimal wären aus meiner Sicht, Spiele die ihre Schachteln gut ausfüllen und wo bei Erweiterungen an Schachteln gedacht wird, die die Grundspiele dann mit aufnehmen.

    Ich soll das Grundspiel (das Zugpferd) also in eine kleine unauffällige Schachtel packen, und die Erweiterung (die nur von einem Bruchteil der Käufer des Grundspiels erworben wird und im Schnitt deutlich weniger Material enthält als ein Grundspiel) in eine Riesenschachtel? Not gonna happen. :lachwein:

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  • Optimal wären aus meiner Sicht, Spiele die ihre Schachteln gut ausfüllen und wo bei Erweiterungen an Schachteln gedacht wird, die die Grundspiele dann mit aufnehmen.

    Ich soll das Grundspiel (das Zugpferd) also in eine kleine unauffällige Schachtel packen, und die Erweiterung (die nur von einem Bruchteil der Käufer des Grundspiels erworben wird und im Schnitt deutlich weniger Material enthält als ein Grundspiel) in eine Riesenschachtel? Not gonna happen. :lachwein:

    logischer wäre es allemal. Ist natürlich für Kaufhof blöd, aber gerade Spiele wie Food Chain Magnate mit "Ketchup", die nicht zuhauf in den Regalen liegen - da wäre es doch gut denkbar.

  • Das Phänomen Spielepackung gibt es tatsächlich in verschiedenen Ausprägungen, manchmal auch ausgerichtet an den Wünschen der Kundschaft.

    Aufgefallen ist uns das bei einem Stopp bei einem russischen Verlag auf der Spiel:

    SPIEL'18: Brettspielen in Russland - Spielkultur mal anders | Spielpunkt - Brettspiele und Videospiele


    Das war zwar nur ein Nebenprodukt, aber spannend. Auch dort gilt etwa als Faustformel: Preis und Packungsgröße müssen zusammenpassen.

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  • Wenn sowohl Grundspiel als auch Erweiterungen passend und ohne Luft verpackt wären, gäbe es den Platzvorteil vom Umpacken in eine Schachtel nicht. Das wäre mir recht.

    Große Packungen für eventuell erscheinende Erweiterungen halte ich für Quatsch. Vielleicht gibt es keine Erweiterungen. Vielleicht doch mehr als hineinpassen. Vielleicht will ich die auch einfach gar nicht, weil mir das Grundspiel reicht. Mit der Sichtweise bedient man doch höchstens eine sehr kleine Käuferschaft. Spätere Big Boxen scheinen hier eher der Stand der Dinge zu sein.

    Einmal editiert, zuletzt von jorl ()

  • Das Ding ist natürlich: ein Spiel in der Größe eines Kartographen kann ich nicht für 40+€ verkaufen... ist also der große Karton nur Preistreiberei?

    Preistreiberei nicht, aber ich denke schon, dass der Karton dem Preis entsprechen muss. Wie oft liest man denn "So viel Geld für X Karten? Was bekomme ich da für mein Geld?!" - selbst wenn es das beste Spiel der Welt wäre, mit hunderten Stunden Playtesting.


    Schau dir Mage Knight an. Die große Box der Ultimate Edition ist pures Blendwerk, um den Preis von rund 100€ zu repräsentieren. Der Inhalt nimmt allerdings selbst gesleeved nichtmal die Hälfte des Kartons ein. Neulich hat doch jemand die Ultimate Edition mit dem Insert der Asmodee-Box verkauft - wohl versehentlich/unwissentlich gekauft - das war ein Trauerspiel von einem Anblick ;) Denn der alte Karton hätte für den gleichen Inhalt locker ausgereicht (Beweis liegt in meinem Regal, sogar mit Insert).


    Ich find's auch schade, vor allem wenn dann die üblichen knapp 30cm überschritten werden. Das absolute Maximum ist für mich die Fireteam Zero-Box. Die passt so eben in ein Kallax hinein, allerdings muss man dann seitlich daran vorbei greifen, um sie aus dem Schrank zu ziehen...


    Letztendlich geht es ja um Wertempfinden. Du stehst im Laden und sollst 100 € ausgeben. Wenn die Box erschlagend groß ist, fühlt sich das irgendwie "gerechtfertigter" an, als wenn man z.B. auf dem Sekundärmarkt 130€ für ein Pax Pamir + Münzen ausgibt ( :secret: ). Für mich zählt bei diesem Werteempfinden auch noch das Gewicht dazu - was wohl wieder damit zusammenhängt, wie voll die Box letztendlich ist. Bei Mage Knight spürt man eben, dass im Karton größtenteils Luft verpackt ist. Meine oft genannten und heiß geliebten EGG-Lacerdas wiegen gefühlt 15 kg mit entsprechender Größe und die großen Kartons sind auch bis zur Oberkante gefüllt.


    Darüber hinaus, so denke ich, wird das in Zukunft auch weniger helfen, wenn immer mehr online gekauft wird. Da zahlt man ja in der Regel bevor man das Produkt in der Hand hält. Selbst bei einem Kauf auf Rechnung ist man mental mit einem noch unbezahlten Spiel bei dir zu Hause wesentlich näher am Kauf als im Laden vor dem Regal.


    Ich persönlich hätte es aber in der Tat lieber, wenn sich die Schachtelgröße am Inhalt orientiert. Denn wenn schon die Hürde des "Spiel aus dem Regal zu Kasse tragens" durch den Onlinehandel genommen wird (nicht zuletzt durch Corona, was uns durch Escape-Mutationen noch so lang begleiten wird, bis die ganze Welt geimpft ist, sondern auch durch die Onlineaffinität der nachrückenden Generationen), dann ist die Schachtelgröße als Marketinginstrument nicht mehr up2date.

  • Ich möchte das Argument der Preistreiberei gar nicht entkräften, aber kann es nicht auch sein, dass man - als Herausgeber - damit rechnet, dass das Spiel auch eine oder mehrere Erweiterungen vertragen könnte und man schonmal Platz für diese in der Grundbox sichern möchte? Nur so ein Gedanke!

    Gegen diese These spricht, dass im Grundspiel oft ein Inlay ist, dass keinen Platz für Erweiterungen vorsieht. Siehe z.B. Dominion. Da muss ich ja das Inlay wegwerfen, um Erweiterungen einzusortieren.

  • Die Leute sind - insbesondere in den diversen KS - halt eher bereit, 300 USD für 6 Boxen zu bezahlen als für eine 1 Box. Auch wenn der Content der gleiche ist und die logistischen Vorteile auf der Hand liegen. Man meint, „mehr“ für sein Geld zu bekommen.


    Mittlerweile freue ich mich immer über gut durchdachte Verpackungen, wo möglichst alles in eine Box passt.


    Ich habe seit Wochen ein Ausmistprogramm, wo ich einfach nur die Inhalte diverser Erweiterungen in der Grundbox oder in der SG Box unterbringe (da ich selbst keinen Wert auf diverse Erweiterungsboxen lege und nur bei den Spielen, die ich nicht verkaufen werde). So konnte ich mich bestimmt schon von 100+ Boxen entledigen.


    Heute Morgen habe ich diesen Stapel an leeren Boxen rausgebracht:



    Und Nein, der Pizzakarton war kein VPG Spiel.

  • Es mag überraschend klingen, aber eine kleinere Box kann in manchen Fällen dazu führen, dass ein Spiel teurer wird als in einer größeren Box. Klingt erst mal komisch, kommt auch nur selten vor, aber kann durchaus passieren.

    Ich bleibe mal beim Eingangsbeispiel Santa Monica. Dort sind 3 Stanztableaus enthalten, die die Schachtelgröße annähernd ausfüllen. Wenn man nun eine kleine Box nimmt, muss man die Stanzteile auf mehrere kleinere Tableaus verteilen. Dies könnte rein theoretisch zur Folge haben, dass die benötigten Bögen in der Summe mehr Platz benötigen und vielleicht nicht mehr auf einen Gesamtbogen in der Maschine passen. Schon würden die Kosten für die Stanztableaus stark steigen.

    Hinzu kommt, dass mehr Stanzbögen mehr Arbeitszeit in der Nachverarbeitung benötigen. Und Arbeitszeit ist ein Preistreiber.

    Ab einer bestimmten Menge von Stanzbögen muss man diese noch mal mit einer Banderole versehen für die Nachverarbeitung, was ebenfalls etwas kostet. Oder alternativ muss man vielleicht 1 Person mehr ans Fließband stellen, wenn das Material in die Schachteln gepackt wird.

    Wie gesagt, das ist rein theoretisch und trifft eher selten zu, weil es zugleich auch eine Kostenersparnis für die Schachtel selbst gibt. Aber in Einzelfällen kann es dazu führen, dass dasselbe Spielmaterial in einer kleineren Schachtel teurer in der Produktion ist.

  • Ich möchte das Argument der Preistreiberei gar nicht entkräften, aber kann es nicht auch sein, dass man - als Herausgeber - damit rechnet, dass das Spiel auch eine oder mehrere Erweiterungen vertragen könnte und man schonmal Platz für diese in der Grundbox sichern möchte? Nur so ein Gedanke!

    Gegen diese These spricht, dass im Grundspiel oft ein Inlay ist, dass keinen Platz für Erweiterungen vorsieht. Siehe z.B. Dominion. Da muss ich ja das Inlay wegwerfen, um Erweiterungen einzusortieren.

    Mal von Kickstartern abgesehen, wo die Erweiterung zeitgleich mit dem Grundspiel angeboten wird...

    Du weißt bei einem herkömmlich veröffentlichten Brettspiel zum Zeitpunkt der Erstauflage in der Regel nicht, ob es eine Erweiterung geben wird.


    Das Grundspiel muss sich erstmal höllisch gut verkaufen, dass es sich lohnt, über Erweiterungen nachzudenken. Nur ein Bruchteil der Käufer des Grundspiels kauft auch die Erweiterung, aber die Entwicklung der Erweiterung bindet im Verlag ungefähr dieselben Ressourcen wie ein komplett neues Spiel - und das hat keine künstlich eingeschränkte Käuferschicht.


    Daher ist es nur bedingt förderlich (auch wenn der Kunde das vielleicht cool fände), direkt die Erweiterungen mit einzuplanen.

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

  • Was ich mich Frage, warum wird der Preis bei Brettspielen an der Kartongröße bzw. Menge des Spielmaterials festgemacht? Ich sehe Brettspiele großteils in Konkurrenz zu Videospielen und Filmen/Serien (Ich nenn es mal Heimunterhaltung) und da wird doch eher nach der Spieldauer/Qualität geschaut. Interessanterweise ist eine hohe Spieldauer bei Brettspielen eher abschreckend statt verkaufsfördernd. Dies liegt bestimmt daran, dass die angegebenen Zeiten meistens unrealistisch sind und das eine lange Spieldauer hohe Komplexität suggeriert.

    Sind Kunden wirklich bereit großartig mehr zu Zahlen, nur weil 100 Pappteile statt 50 Pappteile im Karton liegen? Oder zahlt man nicht lieber mehr für 50 schön illustrierte Karten statt 100 langweiligen Karten. Meine persönliche Erfahrung mit Nichtspielern/Wenigspielern ist, dass hohe Qualität eher zum Kauf animiert statt pure Masse.

  • Also ich weiß nicht wo du wohnst aber falls du oder irgendjemand anderes in der Nähe von Ratingen wohnt und seine (Spiele)Kartons entsorgen möchte.....ich hätte wohl Interesse 😇

    Bei mir wird jeder Karton (hauptsächlich normale) den ich nicht brauche als Versandkarton genutzt....also mindestens 2x im Lebenszyklus.

    Gerade große Kartons von Spielen sind als Umverpackung für kleinere Spiele super.

  • Was ich mich Frage, warum wird der Preis bei Brettspielen an der Kartongröße bzw. Menge des Spielmaterials festgemacht?

    Weil das einfach in der Natur vieler Kunden liegt.

    Ich frage mal ganz unvoreingenommen:

    Was sind überhaupt kleine Kartons?

    In meinen Augen wäre ja schon ein Maß wie das der HIG oder der großen Alea Spiele ein enormer Platzgewinn und dieses Format kann man wohl nicht als weniger präsentiert im Regal ansehen.

    Ich würde behaupten, dass 60-70-80 Prozent dessen was in Spielen mit quadratischen „30x30“ Kartons drin ist auch in die rechteckige Variante passt.

    Diese Variante kann dann mal etwas höher oder niedriger, nach Bedarf ausfallen und es dürfte auch für z.B. Stanzbogen nicht nachteilig sein.

    Einmal editiert, zuletzt von turbo ()

  • Was ich mich Frage, warum wird der Preis bei Brettspielen an der Kartongröße bzw. Menge des Spielmaterials festgemacht? Ich sehe Brettspiele großteils in Konkurrenz zu Videospielen und Filmen/Serien (Ich nenn es mal Heimunterhaltung) und da wird doch eher nach der Spieldauer/Qualität geschaut. Interessanterweise ist eine hohe Spieldauer bei Brettspielen eher abschreckend statt verkaufsfördernd. Dies liegt bestimmt daran, dass die angegebenen Zeiten meistens unrealistisch sind und das eine lange Spieldauer hohe Komplexität suggeriert.

    Sind Kunden wirklich bereit großartig mehr zu Zahlen, nur weil 100 Pappteile statt 50 Pappteile im Karton liegen? Oder zahlt man nicht lieber mehr für 50 schön illustrierte Karten statt 100 langweiligen Karten. Meine persönliche Erfahrung mit Nichtspielern/Wenigspielern ist, dass hohe Qualität eher zum Kauf animiert statt pure Masse.

    Ich sehe das ja im Grunde ähnlich - bei mir korrelieren Spieldauer und Preis miteinander - aber im Vergleich zu DVD spielst Du Spiele hoffentlich öfter als Du DVD guckst. Ein Absacker, der Dir X Stunden Spielspaß gibt, könnte ja genau so viel kosten wie ein komplexes Strategiespiel, das Dir auch X Stunden Spielspaß gibt.

    Dennoch wäre ich bereit, für das komplexe Spiel mehr zu zahlen - i.d.R. auch, weil da mehr Material mit verbunden ist.


    Gutes Beispiel: Ich glaube, wenige Spiele kommen an die Spieldauer von UNO in den meisten Familien, in denen UNO lebt. UNO kostet <10€. Sollte man hingehen und UNO jetzt für 80€ verkaufen, weil der Spielspaß so hoch ist? Sollte man UNO nun immer nur noch in Standardkartons verkaufen und noch ne Menge Punktetoken (original wird ja mit Punkten gespielt) in bedrucktem Holz hineinlegen UND einen Startspielermarker UND Kartenhalter UND bedruckte Sichtschirme, damit die Spieler in einer Spielvariante ihre Punkte vor den anderen Spielern geheim halten können? Hätte UNO dann noch die Relevanz, die es heute hat? Ich denke nicht.

  • Ja Mage Knight war tatsächlich der Gipfel der Frechheit. Ich habe mich damals grün und blau geärgert weil diese riesen Box in kein Regal passt. Und vor allem, weil es absolut nicht nötig ist, da die Schachtel halb leer ist.


    Ich habe mir dann eine eigene Schachtel im Norm-Format gebastelt (Dicke wie die StarWars-Rebellion-Box):




    Hier der Grössenvergleich mit der Original-Box:


  • Mein 'Highlight' ist nach wie vor #PlanetSteam in der Ausgabe von Ludo Art. Die länglichen 'Boxen' links und rechts sind übrigens leer und dienen lediglich als Stabilisator.



    Skurril ist dabei das schräge Schachtelmaß von 29 x 58.5cm. Zur Ehrenrettung muss ich allerdings sagen, dass dies dem übergroßen Spielbrett geschuldet ist, das lediglich zweimal zusammengeklappt wird. Heutzutage würde das Spielbrett in 2 x 3 gleiche Teile aufgeteilt werden.

    Einmal editiert, zuletzt von cirdan ()