Veränderung der Spieleszene oder sind die Spiele einfach nicht "gut" genug

  • Für 2018 und 19 hatte ich mir selbst die Vorgabe gesetzt, jede Woche ein neues, ein altes und ein neueres Spiel zum wiederholten Mal zu spielen.


    Wobei ich "neu" nicht als gerade erschienen definiert habe sondern durch mich bislang nicht gespielt. Hat eine zeitlang ganz gut funktioniert - wenn nur nicht die Mitspieler auch immer Wünsche hätten ;)


    Am Samstag haben wir in einer Viererrunde dann mal ganz entspannt nahezu nur "alte" Sachen gespielt, die wir alle ganz gut kannten, da mehrfach gespielt und es war seeeeeehr schön... (#Tribun, #NieuwAmsterdam, #CrossClues, #AzulSommerpavillon, #SchätzenSieMal)


    Wobei Cross Clues natürlich gerade erst erschienen ist - aber alleine am Mittwoch in anderer Runde und jetzt am Samstag 4 und 6 Runden auf dem Tisch bleiben durfte. Aber die anderen oben genannten sind bei uns Dauerbrenner und kommen immer wieder auf dem Tisch (Sommerpavillon ausgenommen, das habe ich auch erst 3x gespielt im Gegensatz zu Azul, was nach Erscheinen andauernd auf den Tisch kam...).


    Die meisten Spiele aus den letzten 5 Jahren haben diese Chance nicht, obwohl wir nach wie vor auch immer wieder ältere Spiele auf den Tisch bringen.


    Was man ernst meint, sagt man am Besten im Spaß (Wilhelm Busch)

  • Erst mal Respekt, ich feiere, dass ihr so viele verschiedene Spiele spielt.


    Mich fasziniert immer, was die Leute so spielen, ich bin jetzt seit knapp 3 Jahren im Hobby, beschäfige mich wirklich viel mit Spielen und ich habe von vielen Spielen noch nicht einmal gehört: Blockers, Odville, Gang of Four, Smarkand, Räuber von Amarynth, das Maß aller Dinge, 13 Indizien...was zur Hölle? :D

    (Wenigstens 20/21 kenne ich alle, zumindest vom Namen).


    Was ich damit sagen will, gebt Spielen und den Spielern noch etwas Zeit. Ich bin mir sicher, dass wir in 2-5 Jahren auf solchen Listen noch immer 7 Wonders, Agricola, Blood Rage und Orleans finden, aber dann eben auch Arnak, Brass Birmingham und Nemesis ("neuere" Spiele).

    Die große Stärke der Narren ist es, dass sie keine Angst haben, Dummheiten zu sagen.

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  • Die traurige Wahrheit ist, dass es heutzutage offensichtlich ausreicht die Käufer mit reinem Blendwerk zu fangen, vor allem, wenn die meisten ihre Spiele nur 0-2 Mal spielen.

    Nein. Das ist eine These, aber nicht die Wahrheit. Die Wahrheit ist wie immer irgendetwas zwischen den Extremen von Schwarz und Weiß, also eine Graustufe.

    Ja, es gibt Verlage, die gerne mal das eine oder andere Spiel mit Blendwerk rausbringen. Und ja, es gibt Verlage, die keinen so großen Wert darauf legen, dass ein Spiel auch nach 10 Mal spielen noch Spaß macht. Aber das ist alles nicht der Normalfall. Der Normalfall (zumindest bei den etablierten Verlagen) ist, dass Redakteure Spiele mit einem niedrigen Wiederspielreiz ablehnen. Und der Normalfall ist auch, dass Redakteure sich bei Spielen, an denen sie arbeiten, generell viele Gedanken dazu machen, wie sie den Wiederspielreiz noch erhöhen können. Nicht selten wird dies durch größere Variabilität erreicht.

    Man schaue sich doch nur mal an, wie oft inzwischen Spiele erscheinen, die schon Erweiterungsmodule enthalten. Oder viele unterschiedliche "Charaktere" wie bei Terra Mystica oder Spirit Island etc. In meiner Wahrnehmung geschieht so etwas heutzutage viel öfter als vor 15 Jahren. Und das unterstreicht eher das Gegenteil deiner These.

  • Ist es also eventuell doch weniger Cult of the new und vielmehr ein Rosinenpicken der absoluten Perlen aus einer Vielzahl an Möglichkeiten. Dass zwar ganz viele Spiele tatsächlich nur wenig gespielt werden, daies aber weniger an der immer größer werdenden Auswahl liegt, sondern einfach daran, dass die Spiele für die Spielgruppe/Solospieler schlicht nicht überzeugend genug sind, um sich komplett reinzustürzen?

    Bei mir sind es drei wichtige Punkte: Erstens ist Rosinenpicken eigentlich unerlässlich bei ca. 1500 Neuerscheinungen am Markt jedes Jahr. Ich selbst mache es mir leicht, indem ich einfach ganze Rubriken ausklammere: Party-, Geschicklichkeit-, Deduktion-, Rätsel-, Exit-, Legacy-, alles was eher seicht / kurz ist usw. lasse ich generell links liegen. Trotzdem bleiben natürlich noch mehr Titel übrig, als man kaufen bzw. spielen kann. Da wählt man dann aus, im Zweifel eben auch mal erst nach der Probepartie zuhause. Verkauf direkt nach Neuerwerb sollte allerdings allein wegen des Aufwands eher die Ausnahme bleiben. Zweitens wird mit zunehmender Anzahl der eigenen Sammlung, auch die Frage immer wichtiger, braucht man XY Euros oder XY DungeonCawler usw. und dann sortiert man eben älter Sachen doch aus, oder kauft neue Titel nicht mehr, da man bereits sehr gute Alternativen zuhause hat. Destillieren der eigenen Sammlung an Spieletiteln halt … und Drittes die Erkenntnis, dass nicht zwangsläufig alles Neue immer besser ist. Das hilft mir auch der Flut an Neuerscheinungen herr zu werden … ;)

  • Nein. Das ist eine These, aber nicht die Wahrheit. Die Wahrheit ist wie immer irgendetwas zwischen den Extremen von Schwarz und Weiß, also eine Graustufe.

    Absolut richtig. Und der Hauptgrund für eure unterschiedlich Wahrnehmung ist wohl der Standpunkt. Ich habe im ersten Moment H8Mans These voll zugestimmt. Dann fiel mir auf, dass dafür insbesondere Kickstarter/Gamefound verantwortlich ist.

    Nachdem ich etwas darüber nachdachte, stimme ich dir jetzt genauso zu. Ich bin auch der Meinung, dass die etablierten Verlage sehr selektiv in ihrer Spieleauswahl sind. Unter anderem deshalb kommt vielleicht ein cthulhu wars bei Pegasus erst, nachdem es sich "bewährt" hat (mag falsch sein, habe dafür zu wenig Einblick, ist nur ein Beispiel). Spiele wie...ich könnte jetzt Namen nennen, aber denkt euch einfach einen der letzten riesigen KS, erwecken aber den Eindruck, dass das Gegenteil der Fall ist.

    Und, man muss realistisch sein was generiert mehr Hype? Der neue Kosmostitel, oder das neue Ding von awaken realms oder CMON? Daher eben der Eindruck vieler in usnerer Bubble. Und dabei kommt eben nur selten ein blood rage heraus, sondern oft eher ein Etherfields ;)

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  • Für 2018 und 19 hatte ich mir selbst die Vorgabe gesetzt, jede Woche ein neues, ein altes und ein neueres Spiel zum wiederholten Mal zu spielen.

    Also bei uns wechseln sich alte und neue Spiele auch ab, unregelmäßig und ungeplant aber stetig. In den letzen Wochen waren z.B. #PuertoRico als "altes" Spiel auf dem Tisch, #Otys und #7Wonders als "ältere", aber auch eben #Ankh, die Neuauflage von #Kemet, #VampireMasquerade Heritage und jetzt am WoE voraussichtlich #Steamwatchers … ich kann auch sonst wirklich nicht behaupten, dass bei uns nur neue Spiele auf dem Tisch kommen … :/

  • Bei mir sammelt sich auch etwas an Spielen an bei dehnen ich nicht sicher bin warum sie noch im Regal sind. Andere werden auch öfter gespielt von mir wenn ich die Gelegenheit habe oder Leute ran bekommen aber genauso wie es viele Spieler gibt, gibt es auch Spiele dazu. Daher ist es immer schwer Spieler für ein und dasselbe Spiel zu finden.


    Manchmal kommt ja ein Hype auf wenn das Spiel neu draußen ist, dann wird es 2 maximal 3 mal gespielt. Dann haben die Persönlichkeiten es für sich ausgelotet und eher ich das nochmal bei einem Treffen auf dem Tisch sehe würden mal eben 6 Monate vergehen. Vllt bin ich ja (und auch einige für mich) am Tisch nur Mittel zum Zweck um das Spiel zu testen 1-2 mal um es dann mit den Personen zu spielen mit dehnen sie gerne und häufig spielen.


    Das ist aber auch nur eine Vermutung und nur bei den Cult-of-the-New Treffen so.


    Abseits dessen gibt es aber Treffen wo Jeden 2ten Monat das Spiel X wieder auf den Tisch kommt. Aber da wird auch nicht kompetitive an die Sache heran gegangen wie ich mir das gerne mal wünsche.




    Trotzdem wünschte ich mal Spieler zu finden mit dehnen man mal Regelmäßig 3-5 Spiele spielt und dann nach ein paar mal etwas raus rotiert und was anderes hinein für Abwechselung.




    Wir hatten mal den Schönen Ablauf, 1 Spiel vom letzten mal das noch nicht 2 mal hintereinander gespielt wurde und ein neues. So konnte man sehen ob man das Spiel X öfter spielen mag.

    Meine BGG Sammlung

    Meine aktuelle Top 10:

    1 Starcraft: Das Brettspiel | 2 Twilight Imperium: Fourth Edition | 3 Terraforming Mars

    4 Brass: Lancashire & Birmingham | 5 51st State | 6 Mahjong |7 Gaia Project

    8 Viticulture EE All-In | 9 Rallyman Dirt | 10 Ascension: Deckbuilding Game

  • Viele Punkte, die ich ebenfalls teile, sind bereits genannt wurden. Aus meiner Sicht ist das kein "Problem", was sich alleinig an Spielern oder Spielen festmachen lässt. Es ist vielmehr beeinflusst von diesen beiden und dem Faktor Zeit.


    Die Zeit ist ein wichtiger Faktor, da sie Einfluss auf die gesamte Spielelandschaft nimmt. Die Brettspiellandschaft ist in den letzten Jahren gefühlt stark gewachsen. Auch hier im Forum gab es viele neue Nutzer:innen, die sich in den letzten Jahren intensiv mit der Spielelandschaft zu beschäftigen begonnen haben oder wieder zurück gefunden haben. Dieser Zeitabschnitt war bereits geprägt von einem Überfluss an Spielen und dem großen Fokus auf eine ansprechende oder opulente Präsentation. Für viele Neueinsteiger stellen die alten Klassiker, die sich auch heute mechanisch noch gut spielen lassen, optisch ein Hemmnis dar. Nicht ohne Grund werden in den letzten Jahren viele alte Spiele mit angepasster Grafik neu aufgelegt. Natürlich werden auch Klassiker gespielt, aber die neuen Spiele, die ja auch aktiv damit werben eine Weiterentwicklung alter Klassiker zu sein, sind oft attraktiver und bekommen den Vorzug.


    Als Einzelperson ist man zudem einer Flut an Informationen ausgesetzt. Gerade hier im Forum oder der Community eine YouTubers/Podcasters/Bloggers entwickelt sich ein Gemeinschaftsgefühl, sodass man Tipps zu anderen Spielen nicht einfach überliest, sondern diese unterbewusst auch für sich speichert. Man selbst mag Spiel X und Y soll laut Z ähnlich, aber einen Tick besser/hübscher/wertiger sein? Wandert auf die Liste. Spieler Z sagt auch, dass X gar nicht mal so gut ist, weil man ja Strategie A fahren kann oder immer Eröffnung B versuchen sollte, da C spielmechanisch gar nicht mal so gut durchdacht ist. "Ist das wirklich so?" fragt man sich dann und Zack möchte man Y auch mal ausprobieren und findet an Spiel X die Makel des anderen, die man selbst nicht gesehen hatte bisher. Das mag für den ein oder anderen weit hergeholt sein, aber genau das habe ich auch bei mir erlebt, was unter anderem zu einem Umdenken geführt hat vor Jahren.


    Jetzt ist es so, dass es ein Überangebot an Informationen gibt. Hier in den Wochenberichten werden unzählige Spiele besprochen und von einigen Nutzern lese ich durchgängig "tolles" oder "sehr gutes" Spiel, sodass ich mich frage, ob sie wirklich ein goldenes Händchen haben und ein Regal mit 500 Spielen über einer 8er BGG-Bewertung oder Spiele und deren Bewertung einfach anders wahrnehmen als ich. Das andere extrem sind kritischere Bewertungen. Zum einen wird dem Spiel von vielen zur Seite gesprungen oder es ist so, dass eine schlechte Bewertung einer bekannten/wortgewaltigen/medial präsenten Person das Interesse am Spiel deutlich ausbremsen kann. Für mich ist das aber weniger ein Fehler des Spiels, sondern der Konsumenten, die sich zu einfach mitreißen lassen - im Negativen wie im Positiven.


    Bei den Spielen gab es immer gute und schwächere Jahrgänge. Die Menge an Spielen hat in den letzten Jahren aber (gefühlt) extrem zugenommen. Aus meiner Sicht gibt es ein viel breiteres Mittelfeld an passablen Spielen, die mich persönlich ebenfalls keine 50 Partien fesseln würden. Als "Experte"/langjähriger Spieler mag ich das vor dem Kauf erkennen und diese Spiele gezielt auslassen, als Neueinsteiger ins Hobby zur heutigen Zeit gebe ich dem mittelmäßigem oder nur guten Spiel aber keine Chance auf die Anzahl an Partien zu kommen, da die Auswahl an anderen und vermeintlich besseren Spielen einfach so immens groß ist und damit auch die Verlockung ein anderes Spiel zu kaufen/spielen. Früher kam auch ein "nur" gutes Spiel leichter oft auf den Tisch.


    Spiele, die sich erst nach ein paar Partien entfalten, haben es zudem deutlich schwerer, obwohl es genau diese sind, die das Potential auf eine so hohe Anzahl an Partien bergen. Überzeugt ein Spiel in der ersten Partie am Tisch nicht, dann ist es oftmals schon gebrandmarkt und fristet ein Dasein im Regal - und wenn es nur wegen des einen Mitspielers ist, der es nicht mehr spielen möchte und lieber eines seiner ungespielten Spiele mitbringt. Für mich ist genau das nämlich das nächste Problem: Oft besteht eine Runde nicht nur aus einem Spieler mit Sammlung, sondern mehreren, die alle ihre Spiele auf den Tisch bringen können/möchten. Selbst wenn eine Person gerne die 50 Partien aus Gaia Project herausholen würde, scheitert das an den immer neu eintreffenden Spielen der anderen.


    Meine Brass: Birmingham Runde mit ferion , koala-goalie und rojack pausiert nun schon etwas länger, aber es war einfach schön jeden Dienstag Brass auf den Tisch zu bringen und gemeinsam an und mit dem Spiel zu wachsen. Für mich ist das weitaus befriedigender als jede Woche zwei neue Kickstarter anzuspielen oder die 20igste Iteration einen bekannten Mechanismus auszuprobieren.


    Die Branche wächst und schmeißt so viele Spiele auf den Markt, da sie gekauft werden. Natürlich ist es wichtig Spiele zu kaufen, da sonst auch keine neuen Entwicklungen auf den Markt finden oder schlicht das Kapital fehlt um neue Entwicklungen zu "erforschen". Trotzdem liegt die Entwicklung hin zu weniger Partien vorrangig an der Spielerschaft selbst. Wer hindert mich daran 20 Mal Terraforming Mars zu spielen? Das sind doch letztlich wir alle selbst, die sich von all den Meinungen und Informationen rund um uns herum anstecken lassen. Ich für meinen Teil lese diese Beiträge gerne und freue mich, dass andere für sich funktionierende Spiele gefunden haben, verspüre aber selbst nicht den Drang, mir all die positiv bewerteten Spiele zu kaufen. Mich erfüllt gerade das Reduzieren der Sammlung auf eine überschaubare Menge an Titeln verschiedener Genres, die für mich(!) alles richtig machen. Das hat den Vorteil, dass ich die Regeln meist maximal noch überfliegen muss vor dem Spielen. Die Auswahl, welches Spiel aus dem Genre auf den Tisch kommt, schränke ich schon dadurch ein, dass ich keine zehn ähnlichen Spiele besitze und neue Spiele sich beweisen müssen und am Ende ein Auszug steht - der des neuen oder eben der eines bereits vorher vorhandenen Spiels.


    Ich spiele meine Spiele gerne mehrfach, habe deswegen auch für fast alle Spiele hochwertige Inserts, aber was mich glücklich macht gilt nicht zwangsläufig auch für andere. Wenn andere lieber öfter andere Spiele spielen, dann ist das ein Trend, jedoch ein völlig legitimer. Am Ende geht es darum Spaß zu haben und auf welche Weise ich diesen habe, das ist mir überlassen.

    Man kennt mich aus "Ein Absatz kommt selten allein" und "Hör mal wer da tippt". Die Rolle meines Lebens hatte ich wohl 1987 an der Seite von Michael Douglas in "Wall of Text".

  • Ich hatte mir für dieses Jahr eine Challenge in BGStats installiert.

    8 meiner alten Spiele die ich in 2021 (gerechnet ab Mai) nochmal spielen möchte.


    8 gezielt selektiert und 4 als AusweichAlternative.

    7 habe ich zuweilen geschafft, denke, das letzte bekomme ich vor der Messe noch hin. Danach wird es schwieriger.


    Nächstes Jahr möchte ich ein 12 aus 18 schaffen.

    Besucht uns auf unserer Seite unter "www.mister-x.de"

  • Ich habe meine kleine Spielgruppe schon dafür sensibilisiert, Spiele öfter zu spielen. Aber oft bleibt es beim guten Vorsatz. Alternativ haben wir jetzt Gloomhaven begonnen, woraus vielleicht die Erkenntnis wächst, das öfter das Gleiche gar nicht schlecht ist (ich weiß, ich weiß, dass so ein Kampagnenspiel andere Prämissen hat).


    Ich würde gerade in dieser Gruppe gerne #Root spielen, dann aber vertraglich festlegen, dass mindestens 8 Partien (jeder spielt jede Fraktion min 2x) nötig sind, um überhaupt ein Urteil abgeben zu können. Ich fürchte aber, darauf lässt sich niemand ein.

  • Öfter das gleiche hat ja viele Vorteile (sehe ich gerade mal wieder bei Pandemie Legacy S0): Man kann die Regeln schon, spielt zeitnah hintereinander, und hat damit einfach mehr Spiel pro Zeit. Vermtlich einer der Gründe, warum ich Kampagnenspiele und Legacy-Spiele so mag.

    Denke auch, dass das Problem in erster Linie bei den Spielern und der Masse an Spielen liegt, und nur zum kleinen Teil an den Spielen. Aber ist ehrlich gesagt wie bei allen Dingen: Wenn viel Angebot da ist, wird man auch selektiver und will nur noch das beste - geht mir bei Büchern, TV, Musik etc. auch so. Eine schlechte Serie breche ich heute nach 15 min ab, früher hätte man sich halt durchgequält. Dafür ist mir heute das bisschen Lebenszeit zu schade.

  • Wobei man ja fairerweise sagen muss, nach allem was man hier zumindest von H8Man liest, dass die Spiele, die von ihm als Blendwerk und Schrott bezeichnet werden, mitnichten immer nur 0-2x gespielt werden. Sondern Menschen haben durchaus viel Spaß mit den Spielen. Ich vermute sogar, dass es viele meiner meistgespielten Spiele betrifft :lachwein:

    Das glaube ich kaum, da ich eher wenige Spiele wirklich schlecht finde. Mein avg rating von 5.9 bei BGG sagt da auch etwas ganz anderes. Den Großteil (52%) habe ich mit 6 und 7 bewertet, was sehr, sehr weg ist von "Schrott". Es liegt nicht an meinen Wertungen, sondern daran, wie Leute diese aufnehmen. Wenn jemand eine 5 als total schlecht hinstellt, ist das nicht mein Fehler.


    Zudem gibt es ebenso wenige 10er und 9er von mir, wie 1er und 2er, weil ich eben nicht jedes Spiel für das beste der Welt halte und auch nicht jedes unfassbar schlecht finde.



    Der Normalfall (zumindest bei den etablierten Verlagen) ist, dass Redakteure Spiele mit einem niedrigen Wiederspielreiz ablehnen.

    Ich stimme dir bei so ziemlich allem was du geschrieben hast zu. Ich bezog mich dabei auch hauptsächlich auf KS, da vorher auch die Rede davon war. Konntest du jetzt natürlich nicht wissen, da ich es nicht dazugeschrieben habe, sorry. Bei etablierten Verlagen passiert das zum Glück tatsächlich eher selten. Die würden solch hochproduzierte Risiken wohl auch kaum auf normalem Wege eingehen.


    Das ist auch ein Grund, wieso ich KS kaum nutze. Den Unterschied zu einem guten Redakteur erkennt man meist sehr schnell.

  • verspüre aber selbst nicht den Drang, mir all die positiv bewerteten Spiele zu kaufen.

    Verwechsel nicht spielen mit kaufen/besitzen! Ich hab das erste Halbjahr 39 neue Spiele gespielt. Ich besitze davon aber nur 2. Beide wurden mir geschenkt, weil ich sie mir gewünscht habe.


    Das Interesse an etwas Neuem und die Neugier muss nicht zwingend mit einer Riesensammlung einhergehen, aus der man nichts spielt.


    Gruß Dee

  • Ich finde auch das KS Spiele meist hingeworfen sind und die Spielidee gut bis sehr gut klingt und durch viele Einflüsse von Außen gepusht werden aber wenn dann die Mechanik dröge ist, oder einfach nur recycelt etc... dann fällt es dem Spiel für mich spätestens beim Anspielen auf die Füße (was mich dann Enttäuscht/Ärgert/Warum habe ich mich wieder blenden lassen von meinem eigenen Wunschdenken).


    Ich sehe das mit der Bewertung wie H8Man das das die Bewertungsskalierungen bei jedem anders sind.


    Wenn einer jedes Spiel das er wirklich mag und behält eine 10 gibt wär das bei mir eine 9. Aber für eine 9 muss das Spiel sich schon sehr sehr anstrengen.


    Wenn ich eine 7 Vergebe dann würd ichs mitspielen. Alles was dann aufwärts gehen wohl auch empfehlen und ab 7,5 besitzen wenn ich nicht schon ein ähnliches Spiel in der Sammlung habe.



    Ich wüsste nur gerne wie soll ich (auf soziale ebene) Leute finden die mit mir Spiele oft spielen die und sie mögen? Das kann doch gar nicht gehen, wenn man mal den Zeitfaktor außen vor lässt.

    Meine BGG Sammlung

    Meine aktuelle Top 10:

    1 Starcraft: Das Brettspiel | 2 Twilight Imperium: Fourth Edition | 3 Terraforming Mars

    4 Brass: Lancashire & Birmingham | 5 51st State | 6 Mahjong |7 Gaia Project

    8 Viticulture EE All-In | 9 Rallyman Dirt | 10 Ascension: Deckbuilding Game

  • Oder gibt es tatsächlich mittlerweile gehäuft Erfahrungen, dass wirklich (!) hervorragende Spiele ruckzuck links liegen gelassen werden und keinen Stich mehr sehen gegen die Neuerwerbe?

    Tatsächlich ist das bei mir/in unserer Gruppe der Fall. Ich lerne gerne Neues kennen (auch in anderen Bereichen), daher schaue ich mir sehr viele Brettspiele an. Ich hab meine Liste gerade nicht bei der Hand, aber ich hab das erste Halbjahr 39 neue Spiele gespielt (davon aber auch viel solo). Und vermutlich nur so 10-20 alte. Normalerweise hab ich aber azch die Jahre davor ein Verhältnis von 50:50 von bekannten zu neuen Spielen.


    Es passiert bei uns oft, dass ein Spiel sehr gut ankommt, dann die ersten Wochen 4-5x auf den Tisch kommt, dann aber von etwas anderen, neuen, sehr Gutem verdrängt wird. Und dann wird dieses sehr gute Spiel eben nur noch 1x pro Jahr herausgeholt, weil mehr geht selbst bei einer kleinen Sammlung von 50 Spielen nicht (bei wöchentlicher Spielerunde mit 2-3 Spielen).


    Manchmal finde ich das schade. Ich würde liebend gern mal wieder Barrage spielen. Aber wenn dann gefragt wird, ob ich vielleicht nicht mal Tapestry oder Anachrony oder Praga Caput Regni erstmals kennenlernen will, gewinnt halt die Neugier.


    Gruß Dee

  • Wenn viel Angebot da ist, wird man auch selektiver und will nur noch das beste

    Ja klar, nur versuch mal eine Matrix aufzustellen, die DEINE besten Spiele und die Deiner Mitspieler enthält und wähle dann aus... :lachwein:

  • Es passiert bei uns oft, dass ein Spiel sehr gut ankommt, dann die ersten Wochen 4-5x auf den Tisch kommt, dann aber von etwas anderen, neuen, sehr Gutem verdrängt wird. Und dann wird dieses sehr gute Spiel eben nur noch 1x pro Jahr herausgeholt, weil mehr geht selbst bei einer kleinen Sammlung von 50 Spielen nicht (bei wöchentlicher Spielerunde mit 2-3 Spielen).

    Wie schon häufig gesagt, empfinde ich mein Faible für Solospiele als Segen. Für mich sind vor dem Regal stehend Spiele wie #Nusfjord, #LaGranja oder #GWT völlig gleichwertig zu neueren Spielen, wohingegen sie nur mit viel Überredungskunst in Spielgruppen auf den Tisch zu bringen sind. Ältere Spiele, die keinen Solo-Modus besitzen oder auch kein BGG'ler sich einen ausgedacht hat, fliegen jetzt nach und nach raus, es sei denn ich empfinde sie als virtuelle Wertanlage (ohne sie jemals verkaufen zu wollen, wie #BattlestarGalactica ).

  • Wobei man ja fairerweise sagen muss, nach allem was man hier zumindest von H8Man liest, dass die Spiele, die von ihm als Blendwerk und Schrott bezeichnet werden, mitnichten immer nur 0-2x gespielt werden. Sondern Menschen haben durchaus viel Spaß mit den Spielen. Ich vermute sogar, dass es viele meiner meistgespielten Spiele betrifft :lachwein:

    Das glaube ich kaum, da ich eher wenige Spiele wirklich schlecht finde. Mein avg rating von 5.9 bei BGG sagt da auch etwas ganz anderes. Den Großteil (52%) habe ich mit 6 und 7 bewertet, was sehr, sehr weg ist von "Schrott". Es liegt nicht an meinen Wertungen, sondern daran, wie Leute diese aufnehmen. Wenn jemand eine 5 als total schlecht hinstellt, ist das nicht mein Fehler.


    Zudem gibt es ebenso wenige 10er und 9er von mir, wie 1er und 2er, weil ich eben nicht jedes Spiel für das beste der Welt halte und auch nicht jedes unfassbar schlecht finde.

    Ich sag nur Troyes Dice ^^

    Mir ging es weniger um dein Bewertungssystem, als die Tatsache, dass Spiele, die du als Schrott empfindest, halt eben nicht automatisch auch bei anderen nur 1 oder 2 Mal gespielt werden, sondern durchaus gut ankommen können.


    Ohne es jetzt genau zu wissen, ich kenne ja deine BGG Liste nicht, lehne ich mich mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass du vermutlich wenig Verständnis dafür aufbringen kannst, dass jemand Spiele wie Flügelschlag oder Parks 20-40x spielen kann. Habe ich aber und ich habe sogar immer noch Spaß dabei. Dann sind diess Spiele aber doch kein "Blendwerk" sondern entsprechen einfach nicht deinem persönlichen Geschmack. Denn "Blendwerk" müsste doch jeder nach spätestens 5 Partien in die Ecke pfeffern oder nicht? :/

  • Ich sag nur Troyes Dice ^^

    Mir ging es weniger um dein Bewertungssystem, als die Tatsache, dass Spiele, die du als Schrott empfindest, halt eben nicht automatisch auch bei anderen nur 1 oder 2 Mal gespielt werden, sondern durchaus gut ankommen können.

    Ein Spiel dass ich (wie auch andere) sehr schlecht finde, so what? Ich habe nirgends gesagt, dass Spiele die ich nicht mag von anderen nicht gespielt werden und auch nicht, dass diese automatisch schlecht sind. Im Gegenteil, es gibt genügend Spiele, die ich nicht gut finde, aber Anderen durchaus empfehlen und ans Herz legen würde.


    Ich kann nicht nachvollziehen, woher du und andere immer Zusammenhänge ziehen, die nirgends stehen oder behauptet wurden.


    Blendwerk hat auch erstmal nichts mit dem Spiel dahinter zu tun, aber oft werden damit völlig andere Vorstellungen geweckt, bzw. durchschnittliche Spiele dahinter versteckt. Wer über die Jahre etwas intensiver bei BGG mitgelesen, sowie Rezensionen verfolgt hat, wird auch schnell feststellen, dass ich bei weitem nicht der Einzige bin, der so empfindet und nicht alles in den Himmel lobt.


    Die kleine Unknowns Welt ist eben nur genau das, ein ganz kleiner Teil und gerade hier werden andere Meinungen stets angegangen, weil sie nicht der Norm des eigenen Metas entsprechen. Es sind selten die Lobpreisungen, die zu einer Diskussion führen, aber sobald es eine negative Meinung gibt, geht es hier schnell los.


    Habe ich aber und ich habe sogar immer noch Spaß dabei. Dann sind diess Spiele aber doch kein "Blendwerk" sondern entsprechen einfach nicht deinem persönlichen Geschmack. Denn "Blendwerk" müsste doch jeder nach spätestens 5 Partien in die Ecke pfeffern oder nicht? :/

    Wie gehabt, wo ist hier der Zusammenhang? Meine Meinung muss ja nicht deiner entsprechen und auch wenn ich Flügelschlag nicht gut besonders gut finde, sehe ich hier keine Wand voller BlingBling. Es ist ein gut produziertes und schön aufgemachtes Spiel, das mir nicht zusagt.

    Aber davon abgesehen geht es hier nicht um einzelne Spiele oder Personen, du wirst immer jemanden finden der etwas total toll findet. Mit sicherheit auch "Mensch ärgere dich nicht", was für mich dennoch ein schlechtes Spiel bleibt. Zu seiner Zeit hat das sicherlich anders ausgehen, aber das spielt im Vergleich zu den heutigen Spielen keine Rolle mehr. Wenn ich heute völlig veraltete Technik auf den Markt bringe, wird diese auch zurecht zerrissen.


    Allein schon wie oft es in diversen Foren um den "pile of shame" ging, oder wie oft Leute ansprechen, dass sie ihre Spiele nur wenige Male spielen, zeigt das Ganze doch schon recht deutlich. Ja, wie für alles andere auch, gibt es natürlich diverse Gründe dafür, aber wenn die Spiele doch soooo super sind, wieso werden sie dann so selten gespielt? Wenn ich dann noch diverse Marktplätze hinzuziehe, sollte klar werden, dass eben nicht alles super ist.

  • H8Man ich habe mich auf dieses Zitat bezogen:

    Die traurige Wahrheit ist, dass es heutzutage offensichtlich ausreicht die Käufer mit reinem Blendwerk zu fangen, vor allem, wenn die meisten ihre Spiele nur 0-2 Mal spielen. Ich frage mich schon seit Jahren, wieso die Leute inzwischen so auf den ganzen Schrott abfahren.

    und hinterfragt, ob das wirklich die traurige "Wahrheit" ist oder ob es sich um Spiele handelt, die halt dir ganz individuell nicht gefallen, für viele andere aber mitnichten Blendwerk oder Schrott darstellen. An Troyes Dice habe ich mich als konkretes Beispiel erinnert, der Rest war ja ausdrücklich als vermutetes Beispiel gekennzeichnet.


    Deine negative Meinung zu bestimmten Spielen sei dir unbenommen, ich finde es durchaus erfrischend, mal zu lesen, warum X und Y an einem Spiel jemand anderem nicht gefallen haben. Wenn eine negative Meinung aber in Form von Absolutheiten und Abwertung ("Schrott") dargeboten wird, hake ich gerne mal nach ;)

  • Bei Literatur gibts ja auch von Kritikern hochgelobte Romane, die man als Normalsterblicher kaum lesen kann - und Groschenromane, die zu Millionen gelesen werden. Fragte man aber den verstorbenen Reich-Ranicki, würde der uns sicher auch eine sehr eigene Vorstellung von "guter Literatur" (Zitat: "Auch Dürrenmatt hat keine guten Romane geschrieben") präsentieren. Aber das heißt ja nicht, dass Menschen nicht Spaß haben dürfen an Marion Zimmer-Bradley oder anderen populären Autoren.


    "Was ist gute Literatur" ist eben - ähnliche wie "Was ist ein gutes Spiel" SEHR akademisch und für die Praxis eher unbedeutend (außer man ist Spieleautor oder -kritiker), weil es eben NICHTS darüber aussagt, wie viel Spaß ein Spiel macht. Meinem Sohn gefällt das Leiterspiel, das ich eindeutig als schlechtes Spiel kennzeichnen würde, weil man Null Player Agency hat. Na und? Er liebt es und wir würfeln uns und ärgern uns wenn wir ne Leiter runter müssen und freuen uns, wenn wir ne Leiter rauf dürfen (und ich freu mich, wenn das Spiel irgendwann zu Ende ist ;) ). Madig muss ich ihm das deswegen nicht machen.


    Was Kritiker oft nicht ertragen: Wenn Leute an schlechten Spielen Spaß haben.

    Was Spieler oft nicht ertragen: Wenn Kritiker sagen, ihr Lieblingsspiel sei schlecht.

  • Ich hatte das "gut" in der Überschrift ja bewusst in Anführungszeichen gesetzt. In meinen Augen sind halt heutzutage die allermeisten Spiele, die so Jahr für Jahr auf den Markt kommen, gute, mindestens jedoch solide Spiele, die vernünftig getestet und illustriert wurden und mechanisch funktionieren. Der ein oder andere Kickstarter bestätigt als Ausnahme sicher die Regel aber gerade bei der Vielzahl an Neuerscheinungen, müssen die meisten Spiele halt heutzutage doch ein gewisses Niveau haben, um überhaupt wahrgenommen zu werden.


    Natürlich kann ein Spiel für die jeweilige subjektive Spielesammlung dennoch nicht gut genug sein und natürlich gibt es Spiele, die einem aufgrund des Genres überhaupt nicht zusagen. Individuelle Vorlieben machen aber ein gut funktionierendes Spiel in meinen Augen nicht zu einem schlechten. Daher tue ich mich schwer damit, die erhebliche Arbeit von Autoren, Redakteuren, Grafikern etc über ein "gefällt MIR nicht, weil (...)" hinaus abzuwerten.

  • Der Umstand, dass wohl häufig Spiele nur noch 2-3 x gespielt werden, hat für mich mehr mit den davon betroffenen Spielern als mit den Spielen zu tun. Ich habe nicht den Eindruck, dass die heutigen Spiele einen niedrigeren Wiederspielwert haben als frühere Jahrgänge, nur der Umgang damit scheint sich geändert zu haben.


    Ich spiele mittlerweile tendenziell lieber unseren bewährten persönlichen Top-Spiele, die wir entweder schon lange nicht mehr gespielt haben oder die bislang gefühlt zu wenig von uns gespielt worden sind als mir ein neues Spiel zu kaufen, das ich angesichts der vorhandenen Konkurrenz vielleicht nur 3-4 mal spiele und es dann erst einmal beiseite lege.


    Ich überfliege die Neuheiten im Internet und Laden, ab und an kaufe ich etwas Neues weil es einfach Spass macht, mal gut informiert, mal spontan aussem Bauch. Mehr als durchschnittlich 5 Spiele jährlich dürften es aber die letzten Jahre nicht gewesen sein. Dieses Jahr warte ich noch auf die Ankunft von Spiel Nr. 1 (Ankh). Ansonsten spielen wir aktuell nach 20 Jahren Pause wieder viel Magic, nach Wiederentdecken der alten Karten bin hier allerdings in einen kurzen Kaufrausch verfallen und kann meine Frau bis auf Weiteres mit einer bunten Mischung aus Commander Precons, Challenger Decks und Booster Drafts Displays beglücken.


    Ich habe angesichts der Neuheitenflut nicht den Anspruch unbekannte Perlen zu entdecken, Mainstream oder Nische ist mir egal. Das Gefühl etwas zu verpassen habe ich nicht (mehr ?), im Zweifel bekommt man alles gebraucht oder per Neuauflage.

    Einmal editiert, zuletzt von VoSch ()

  • Ich hatte das "gut" in der Überschrift ja bewusst in Anführungszeichen gesetzt. In meinen Augen sind halt heutzutage die allermeisten Spiele, die so Jahr für Jahr auf den Markt kommen, gute, mindestens jedoch solide Spiele, die vernünftig getestet und illustriert wurden und mechanisch funktionieren. Der ein oder andere Kickstarter bestätigt als Ausnahme sicher die Regel aber gerade bei der Vielzahl an Neuerscheinungen, müssen die meisten Spiele halt heutzutage doch ein gewisses Niveau haben, um überhaupt wahrgenommen zu werden.


    Natürlich kann ein Spiel für die jeweilige subjektive Spielesammlung dennoch nicht gut genug sein und natürlich gibt es Spiele, die einem aufgrund des Genres überhaupt nicht zusagen. Individuelle Vorlieben machen aber ein gut funktionierendes Spiel in meinen Augen nicht zu einem schlechten. Daher tue ich mich schwer damit, die erhebliche Arbeit von Autoren, Redakteuren, Grafikern etc über ein "gefällt MIR nicht, weil (...)" hinaus abzuwerten.

    Aber wenn Du nicht nach halbwegs objektiven Maßstäben fragst, dann fragst Du ja nach subjektiven - und da findet jeder eben was anderes gut / schlecht. Was mich durchaus auch stört, ist dabei die Formulierung: "Das Spiel ist schlecht" vs. "Ich finde das Spiel schlecht" - denn das eine erzeugt die Illusion einer Objektivität, die in der Aussage sich nicht wiederfindet.


    Ob es prozentual heute weniger (nach halbwegs objektiven Maßstäben) schlechte als (nach halbwegs objektiven Maßstäben) gute Spiele gibt als früher... puh: Schwer zu sagen.

    Ich finde immer noch Spiele, die eine fast unleserliche Anleitung haben (Imperium: Classics) - aber die Spiele selbst sind (subjektiv) gut. Es gibt Spiele, die einfach sehr intuitiv und elegant sind - und andere sind es weniger (ich finde Merv z.B. wenig elegant - aber dennoch ein (subjektiv) gutes Spiel ).


    Im Kern kann man schon irgendwie den Querschnitt der bgg-Bewertungen nehmen - da gibts natürlich immer Leute, die zu gut oder zu schlecht bewerten - und wie man hier sieht, ist für manche 5 halbwegs solide und für andere schon ein Totalausfall. Gerade deswegen setze ich vor allem auf Influencer. Tatsächlich nicht die im Fernsehen, sondern auf gute Freunde, die einen sehr ähnlichen Spielegeschmack haben und denen ich fast blind vertrauen kann, wenn es um (subjektiv) gute Spiele geht.

  • Zwar schreien auch heute noch alle nach Abwechslungsreichen Spielen mit möglichst hohem Wiederspielwert, aber kaum einer spielt die Spiele auch nur Ansatzweise oft genug, um die gesamte Erfahrung überhaupt reinzuholen.

    Du fasst hier meiner Ansicht nach sehr gut ein Phänomen zusammen, dass ich in der letzten Zeit auch beobachte und mich frage, woher das kommt und wie das alles zusammenhängt.

    Ich müsste dazu fast einen kleinen Exkurs schreiben, aber ich versuche es mal kurz und knackig:

    Meiner Ansicht nach gibt es einen "gefühlten" Wiederspielreiz, der für viele Leute total wichtig ist, obwohl sie ihn nie erleben werden - eben weil sie die Spiele gar nicht oft genug spielen um das zu bestätigen.

    Ich hab nun schon oft Dinge gelesen, dass aufgrund von Regelbeschreibungen vorab Vermutungen von niedrigem Wiederspielreiz getroffen werden. Weil bestimmte Dinge so und so designed sind. Oder nach wenigen Spielen wird ein Review gemacht in dem dann der kaum vorhandene Wiederspielreiz vermutet wird. Welcher Blog oder YouTube-Kanal hat noch Zeit ein Spiel oft genug vor der Rezi zu spielen?

    Und schon hat ein Spiel einen Makel. Entweder bevor es überhaupt gespielt wurde oder nach wenigen Partien. Ich hab mich damals bei Cooper Island ein wenig über solche Dinge gewundert. Ich persönlich habe CI als ein Spiel betrachtet, dass einen extrem hohen Wiederspielreiz hat. Ich konnte es 50x spielen und hatte immer noch das Gefühl mich im System austoben zu können. Daher hab ich mich damit beschäftigt, was die Leute als Wiederspielreiz betrachten.

    Offenbar ist es so, dass Wiederspielreiz oft amSpielaufbau festgemacht wird. Hat ein Spiel keine Varianz im Spielaufbau, dann wird das schon mal als "ist ja immer gleich" bewertet. Darüber hinaus machen viele Leute Wiederspielreiz daran fest, ob bestimmte Elemente im Spiel vorkommen oder nicht. Bsw. es gibt 12 Wertungskarten für das Spielende - aber nur 6 Spielen mit pro Partie. Wichtig hieran: 6 spielen nicht mit! Und so gibt es viele verschiedene Kombinationsmöglichkeiten. Schönes Beispiel hierfür: Underwater Cities. Von den Spiezialkarten mit Kosten 3 Credits gibt es maximal 6 pro Partie. Im Spiel sind 10 oder 12. Mit Erweiterung sogar noch mehr. Allein daduch sind unterschiedliche Strategien jede Partie anders gewichtet. Aber man könnte das Spiel genauso mit allen 12 Karten spielen. Es ändert sich an der Varianz nichts. Nur, dass potenziel NOCH MEHR Strategien möglich wären. Aber die Reduzierung der Kartenanzahl sorgt für "gefühlte" Varianz = mehr Wiederspielreiz - denn die nächste Partie ist ja ganz anders.

    Da wurde mir klar: Wiederspielreiz hängt für viele Leute damit zusammen ein Spiel immer wieder "anders" spielen zu können. Jetzt kann man bestimmte Spiele trotz imer gleichem Spielaufbau immer wieder anders spielen. Für mich war es bsw. immer ein großer Reiz selber Entscheidungen über Diversifizierung im Spiel treffen zu können. Ich nenne mal ein Gegenbeispiel: Terra Mystica. In TM bekommt man die eigene Fähigkeit durch das eigene Tableau vorab gegeben. TM ist aber auch ein schlechtes Beispiel, denn ich kann mir durch die Tempel auch noch unabhängige Fähigkeiten dazu holen. Aber der Grundgedanke sollte klar sein. Denn in vielen Spielen - z.b. auch meinen - muss man sich im Laufe des Spiels für die eigenen Fähigkeiten entscheiden. Der Prozess des Aufbaus ist Teil des Spiels. In La Granja bsw. das Ausspielen von Helfer-Effekten oder das Erspielen von Handwerksmarken.

    Was ich mich gefragt habe ist: Woran machen Leute Wiederspielreiz fest? Und es sind offenbar die Dinge, die man sehen kann, bevor man das Spiel überhaupt gespielt hat oder nach wenigen Partien einschätzen kann.

    Ein Spiel wir Ora Et Labora wird immer auf die selbe Weise aufgebaut. Es hat aber 100erte von Wegen wie man es spielen kann.

    Allein diese Analyse der Betrachtung von Wiederspielreiz zeigt mir auf, dass die meisten Leute ein Spiel tatsächlich nicht öfter als 3-4x spielen. Und es zeigt auch ein wenig auf wie Kickstarter funktioniert und wie Autoren und Entwickler auf diese Entwicklung reagieren. Welches Spiel auf Kickstarter wirbt nicht damit, das man von Kartensorte X Zehn im Spiel sind, aber als Strechgoal gibt es noch zwei weitere dieser Karten?

  • ... und hinterfragt, ob das wirklich die traurige "Wahrheit" ist oder ob es sich um Spiele handelt, die halt dir ganz individuell nicht gefallen, für viele andere aber mitnichten Blendwerk oder Schrott darstellen.

    Ich denke das kann man nicht objektiv bewerten, oder zumindest würde es immer Gegenstimmen geben.


    Blendwerk sind für mich verschiedene Dinge.


    a) Unnötig überproduziertes Material, dass spielerisch völlig unnötig ist (im Vergleich zum bereits hohen Standard), oder gar keinen Nutzen im Spiel selbst hat. Genau hier kommen die meisten KS ins Spiel.


    b) Viel BlingBling um irgendwie aufzufallen, während das Spiel dahinter entweder nichts mit der vorgegaukelten Vorschau zu tun hat und / oder das Spiel nicht wirklich viel zu bieten hat (das ist natürlich wieder subjektiv, auf der anderen Seite aber oft auch durch die BGG Ratings / Kommentare sichtbar).


    Vermutlich gibt es da noch weitere Dinge, die mir jetzt nicht auf anhieb einfallen.


    Deine negative Meinung zu bestimmten Spielen sei dir unbenommen, ich finde es durchaus erfrischend, mal zu lesen, warum X und Y an einem Spiel jemand anderem nicht gefallen haben. Wenn eine negative Meinung aber in Form von Absolutheiten und Abwertung ("Schrott") dargeboten wird, hake ich gerne mal nach ;)

    Eine Meinung wird für mich immer erst dann relevant, wenn sie gut begründet ist. Bis dahin nehme ich es nur als Aussage wahr, die nichtssagend ist.


    Wer sich mit meinen Bewertungen mehr auseinandersetzt (meist in Gesprächen), der erfährt auch ziemlich genau, wieso und weshalb ein Spiel mich (nicht) abholt. Ich habe selbst Spiele für einen Verlag "gescoutet" und wenn du dabei nicht sinnvoll selektieren kannst, wird der Verlag zwangsläufig darunter leiden. Und glaub mir, es gibt sehr viel Schrott, den du da selektieren musst. Einige davon kommen aus diversen Gründen dennoch auf den Markt. Dabei kann der Grund von ganz anderer Natur sein, zB. um den Umsatz zu pushen, um somit mehr "Shelfspace" bei den großen Ketten zu erhalten.


    Bei meinen kurzen Beschreibungen hier im Forum ist nicht alles bis ins Detail begründet, aber darum ging es ja auch nicht. Die, die es interessiert, fragen für gewöhnlich nach und erhalten dann auch eine Antwort. Vielleicht finden die sogar genau die Dinge total toll, die ich super schlecht finde, was völlig in Ordnung ist.


    Troyes Dice hat mit diesem Thema allerdings überhaupt nichts zu tun. Das finde ich aus ganz anderen Gründen schlecht (die ich, so glaube ich, aber relativ detailliert genannt habe), ;)

  • ode.


    Du triffst beim Wiederspielreiz da einen Punkt der komplette Auswahl versus dargebotene Auswahl im Spiel gut abwägt.

    Ich vermute, das Gefühl des Reizes kommt durch den Zwang auf etwas spielen zu müssen, was sonst nicht in der Auslage ist.


    Wie beim Kauf-Verhalten zum PoS, oder zur Downtime in einem Spiel, es kommt ganz auf den Spieler an. In dem Fall, was er und wie oft im Spiel erleben möchte.


    Ich habe schon mehrfach bei einem Spiel gehört... ich geh immer auf Schafe/Tempel/Teppich/Reise/Zwerge/...


    Man hat ein Spiel mit einem Sandkasten voller Spieloptionen, egal ob mit alternierendem Aufbau oder nicht.

    Dennoch tendieren manche dazu, immer den gleichen Stiefel zu spielen. Der Wiederspielreiz wird dann im Zwang verortet, dass man auf einen anderen Schwerpunkt spielen muss.

    Und da hört man dann trotz so tituliertem hohen Reiz gelegentlich auch gerne, das Spiel ist nicht ausbalanciert. Warum? Weil man nicht seinen gewohnten Stiefel spielen kann.

    Besucht uns auf unserer Seite unter "www.mister-x.de"

  • 1) Hat ein Spiel keine Varianz im Spielaufbau, dann wird das schon mal als "ist ja immer gleich" bewertet.

    Darüber hinaus machen viele Leute Wiederspielreiz daran fest, ob bestimmte Elemente im Spiel vorkommen oder nicht.


    2) ... muss man sich im Laufe des Spiels für die eigenen Fähigkeiten entscheiden. Der Prozess des Aufbaus ist Teil des Spiels.

    Alle diese Beobachtungen kann ich aus meinen Augen nur bestätigen. Sei es in Foren, oder am Spieltisch.


    1) Solche Dinge würden mir allerdings auch direkt auffallen und je nach Spiel auch durchaus negativ. Dabei gibt es oft ganz einfache Wege die Diversität ins Spiel zu bringen.


    Erinnert mich ein wenig an Knizia's Aussage, das ein Spiel einen gewissen Zufall haben muss, um interessant zu bleiben.

    Wichtig dabei ist, dass es kein Spielentscheidener Zufall sein muss (oder in meinen Augen auf keinen Fall sein sollte).


    2) Ok, wer Punkt 1) anwendet, sollte natürlich auch in der Lage sein, das restliche Material zu sichten und zu verstehen. :mauer:

    Bei Magic ist der Aufbau auch immer gleich, aber ich kann mich bei mehreren 10.000 Partien an keine erinnern, die gleich verlaufen ist. It's Magic! :wizard:

  • Den Effekt des Wiederspielreizes habe ich ähnlich auch beobachtet und auch an mir selbst ein stückweit erlebt.

    Ich würde ihn aus der individuellen Erfahrung heraus auch mit dem "Habenwollen" verknüpfen, zusammen damit, dass einem ein Spiel, wie viele andere Dinge auch, ein gewisses Erlebnis "versprechen". Das ist bei KS besonders ausgeprägt, da es sich oftmals wirklich um ein noch nicht realisiertes Versprechen handelt, welches sich im Gefühl der Backer manifestiert.

    Darin schwingt auch immer die Hoffnung mit, mit DIESEM nächsten Spiel aber dann endlich die ersehnten drölfhundert Spielesessions zu absolvieren, weil es so unglaublich genial ist, dass man (und auch der Rest der Spielrunde) gar nichts anderes mehr spielen möchte. Und damit das gelingen kann, muss das Spiel natürlich einen hohen Wiederspielwert haben (sowohl offensichtlich, als auch auf lange Sicht) und darf nicht langweilig werden und immer Neues zum entdecken haben.

    Auf diesen Hype-Train bin ich in einigen Phasen meiner Spielelaufbahn immer mal wieder reingefallen, musste aber so manches Mal schmerzlich lernen, dass manches Spiel dieses Versprechen dann real nicht in der Weise einlöst, in der man es sich erhofft hat und auch, dass für manche Spiele in meinen Gruppen einfach kein Publikum existiert.

    So kommt es, dass manche Spiele schließlich für Ernüchterung gesorgt haben, dennoch 1-2 mal gespielt und dann wieder abgestoßen wurden oder auch Spiele, die ich unglaublich gerne spielen würde es dennoch nur ein paar Mal auf den Tisch schaffen (manchmal sogar nur einmal), bevor irgendjemand aus der Gruppe es nicht mehr mag und auch nicht mehr mitspielt (oder noch schlimmer: Das jemand ein Spiel von vornherein kategorisch ablehnt, was aber eher selten vorkommt).

    Inzwischen haben ich allerdings a) ein ziemlich gutes Gespür dafür, anhand der Anleitung und ggf. anhand von Playthroughs ernsthaft herauszufiltern, welche Spiele ich gut finden werde und b) ein recht gutes Gespür dafür, welche Gruppe welches Spiel gut finden wird und in welchen Gruppen welche Spiele so gar nicht ankommen werden. Das hat mir schon viele Käufe erspart, wenngleich ich die Spiele immer noch sehr gerne irgendwann mal irgendwo spielen würde. Dennoch habe ich ein paar Schätzchen im Regal, mit denen ich persönlich immer noch nicht fertig bin und die nur auf die nächste Gelegenheit bzw. Gruppenzusammensetzung warten, um gespielt zu werden.

    Inzwischen kaufe ich nur noch sehr sparsam und sehr selektiv, weil mit weniger neuer Auswahl dann tatsächlich auch die alten Spiele einfach (endlich) wieder mehr auf den Tisch kommen.

    Was uns an Spielewochenenden im Hinblick auf eine gemeinsame Spieleauswahl immer geholfen hat, war eine vorher erstellte Online-Excel-Liste über googledocs, in der wir alle die Spiele eingetragen haben, die wir gerne spielen / mitnehmen würden. Dann hat jeder / jede ihre Bewertung der Spiele eingetragen (von -2 bis +2) und am Ende wurden nur die bestbewerteten mitgenommen.

    Mögest Du in uninteressanten Zeiten leben...

  • Ergänzend zu Wiederspielwert, Blendwerk, Spielebewertungen u.ä.:

    Der Widerspruch zwischen dem Anspruch möglichst umfangreiche, komplexe, variantenreiche Spiele zu spielen und wegen dem Wunsch möglichst viele neue Spiele kennen zu lernen nach 5 Partien zur nächsten Neuheit zu greifen, ist in diesem Forum auch häufig anzutreffen.

  • Ich stimme dir in vielen Dingen absolut zu, misterx

    Ich habe lange Zeit Spiele, die auf inge verzichten aus dem Grund abgelehnt, weil diese Spiele es sich oft zu einfach machen. Man muss sie bsw. eigentlich gar nicht balancen, weil diese Aufgabe auf die Leute abgewälzt wird. Dazu im Zusammenhang:

    Und da hört man dann trotz so tituliertem hohen Reiz gelegentlich auch gerne, das Spiel ist nicht ausbalanciert. Warum? Weil man nicht seinen gewohnten Stiefel spielen kann.

    Das hat meiner Ansicht nach einen anderen Grund: Oft sind die Spiele tatsächlich in einem gewissen Maße unbalanced. Ich würde sogar so weit gehen meine Definition von "broken" anzuwenden - also es gibt einen Weg das Spiel zu spielen und der führt zum Spielsieg. Daher auch meine Meineung, dass das ein wenig "lazy" ist - das finden der Spielbalance wird an die Spielenden weitergereicht. Autoren und Entwickler müssen sich nicht so viele Sorgen um die Spielbalance machen - weniger Arbeit.

    Ich finde an dieser Stelle das von mir heißgeliebte Underwater Cities ist ein Paradebeispiel. Anfangs kam sofort die Meinung auf, dass Heavy Kelp zu stark sei. Das ist teiweise wahr und teilweise nicht - je nachdem wie das Spiel aufgebaut wird. Es gibt Partien, in denen sind bestimmte Strategien zu stark. Aber es kann sein, dass das in der nächsten Partie schon wieder anders ist. Weil eben die Karten nicht ausliegen (oder auf die eigene Hand gelangen) um diesen Weg zu beschreiten, der beim letzten mal overpowered war.

    Der Spielreiz liegt bei Spielen, die so designed sind, darin, diesen Weg zu finden und zu exploiten. Und zwar bevor die Anderen am Tisch ihn finden und ihrerseits rocken. Lange Zeit war mir dieses Designprinzip ein Dorn im Auge. Durch mittlerweile über 150 Partien UC muss ich da meine Meinung aber ein wenig revidieren. ;)


    Am Ende finde ich das wohl auch so spannend, weil ich beim Testen im letzten Stadium einer Spielentwicklung die ganze Zeit nichts anderes mache und mir das viel Spaß bereitet: Die Lücke im System finden. Viele moderne Spiele sind so designed: Finde die Lücke und haue voll drauf. Dann gewinnst du. Daher gibt es eben oft auch bei diesen Spielen die "DAS IST BROKEN!"-Debatte. Meistens dann von den Leuten, die das Spiel nur 3-5x gespielt haben...

    Es gibt in Underwater Cities nur 1 Ding, das wirklich broken ist. Hab ich mit Vladimir auch schon drüber diskutiert. Und er stimmt mir da zu. Es muss aber trotzdem so sein, weil es sonst zu schwach ist, wenn es nicht exploited wird. :) Er schrieb mir: "Wenn das nur Leute rausfinden, die so oft spielen wie ihr ist es okay..." :lachwein:

  • Blendwerk sind für mich verschiedene Dinge.


    a) Unnötig überproduziertes Material, dass spielerisch völlig unnötig ist (im Vergleich zum bereits hohen Standard), oder gar keinen Nutzen im Spiel selbst hat. Genau hier kommen die meisten KS ins Spiel.


    b) Viel BlingBling um irgendwie aufzufallen, während das Spiel dahinter entweder nichts mit der vorgegaukelten Vorschau zu tun hat und / oder das Spiel nicht wirklich viel zu bieten hat (das ist natürlich wieder subjektiv, auf der anderen Seite aber oft auch durch die BGG Ratings / Kommentare sichtbar).

    Zu deinem Punkt a): Hier finde ich schwer zu definieren, was "unnötig" ist.

    Ein Beispiel: Azul hätte anstatt mit den dicken Steinen auch mit dünnen Pappplättchen funktioniert. Insofern sind die Steine "überproduziertes Material" bzw. "unnötig". Aber die Steine haben eine tolle Haptik, das Spiel macht mit den Steinen viel mehr Spaß als mit Plättchen. Azul wäre mit einfachen Plättchen niemals so erfolgreich geworden wie es mit den Steinen wurde.

    Waren die Steine also nun unnötig oder nicht?

    Vor dieser Frage stehe ich als Redakteur übrigens ständig! Bei jedem neuen Spiel muss ich mir die Frage stellen, welche Komponenten ich verwende. Reicht es aus, nur auf gute Funktionalität zu achten? Kann ein hochwertigeres Material auch den Spielspaß steigern? Da spielen meist viele Faktoren mit, die man nicht immer während der Spielentwicklung richtig bewertet als Redakteur. Da ist die Grenze zwischen "unnötig" und "sinnvoll" manchmal sehr fließend.

  • Zu deinem Punkt a): Hier finde ich schwer zu definieren, was "unnötig" ist.

    Auch hier bin ich wieder voll und ganz bei dir. Deswegen auch der Nachsatz in Klammern. Natürlich hätte man es komplett runter-reduzieren und für 15€ verkaufen können, aber der von mir erwähnte Standard wäre das eben nicht. Aus den 80ern sind wir raus. ;)


    Für mich ist Azul aus zwei Gründen nicht überproduziert. Zum Einen konnte es zu einem Brettspiel-typischen Preis (30-50€) angeboten werden und zum Anderen helfen die Steine dem Spiel ungemein weiter. Nicht nur in Optik, sondern vor allem auch Haptik und Spielbarkeit. Für 60€ wäre es vermutlich gefloppt.

  • Oder gibt es tatsächlich mittlerweile gehäuft Erfahrungen, dass wirklich (!) hervorragende Spiele ruckzuck links liegen gelassen werden und keinen Stich mehr sehen gegen die Neuerwerbe?

    Meiner Meinung nach sind in den letzten 20 Jahren mehr Spiele auf den Markt gekommen, die ein deutlich höheren Spielreiz für mich haben, als Spiele aus den Jahren 1980-2000 oder gar zwischen 1960-1979.

    Ich mag gern Neuheiten ausprobieren, ich mag aber auch gern ältere Titel spielen.

    Durch unterschiedliche Spielerunden mit unterschiedlichen Ansprüchen kommt ständig etwas Neues auf den Tisch und häufig werden Spiele nicht komplett ausgelotet.

    Aber ich habe auch Mitspieler, wo das 15. Mal #Anno1800 oder #TerraformingMars auf den Tisch kommt oder das 50. Mal #Quiztopia , #JustOne , #TheGame und #TippiToppi.

    Aber längere Spiele, wie #GaiaProject oder #MarcoPolo2 könnte ich durchaus häufiger spielen, aber da ziehen halt die Mitspieler nicht immer mit (keine Lust / keine Zeit)

    Gerade in den letzten 1,5 Jahren habe ich einige Spiele intensiv solo gespielt und ähnlich wie @hellvet gemerkt, dass dadurch der „Nutzen“ einzelner Spieletitel stark zugenommen hat. #EinFestfürOdin oder #UnderwaterCities hätte ich niemals so häufig mit Mitspielern auf den Tisch bekommen wie in den vergangenen Monaten solo.

    Das ist für mich auch zukünftig ein wichtiges Kriterium für den Kauf eines Spiels: gibt es einen Solomodus?


    Den Spielen, die ich zu wenig spiele, stehen aber auch Spiele gegenüber, an denen ich mich „überspielt“ habe. #Carcassonne , #Dominion , #Azul habe ich eine Zeitlang ständig auf dem Tisch gehabt. Da ist der Spielreiz für mich weitestgehend verflogen.


    Insgesamt betrachtet gilt für mich : „Gutes setzt sich durch!“ und landet immer (mal) wieder auf dem Tisch.

    (Und dass ich mein Kaufverhalten kritisch hinterfragen könnte (sollte) , steht auf einem ganz anderen Blatt :S)

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  • Woran machen Leute Wiederspielreiz fest?

    Für mich ist 1. ein belohnendes Spielgefühl sehr wichtig und 2. häufig, möglichst in jeden Zug, "wichtige" Entscheidungen treffen zu können. Zusätzlich finde ich es 3. auch hilfreich bei den Zügen meiner Mitspieler gespannt auf deren Entscheidungen zu sein und 4. dass sich die Komplexität im für mich überschaubarem Rahmen bewegt.


    Mein Lieblingsspiel ist Die Burgen von Burgund. Ich denke man kann obige Punkte hier gut nachvollziehen. Nach ca. 1200 Partien ist der Wiederspielreiz immer noch vorhanden.


    Ich möchte jetzt hier kein konkretes Gegenbeispiel nennen, aber der Horror sind für mich Multiplayer-Solitär-Spiele, in denen ich 20 Minuten auf meinen Zug warte, eine relativ belanglose Aktion mache und wieder 20 Minuten warten darf. Mich dabei von Spielsystem betraft fühle, weil ich vor lauter Komplexität auf keinen grünen Zweig komme.

    Lange Zeit war mir dieses Designprinzip ein Dorn im Auge.

    Haha, da musste ich gerade aber sehr an La Granja denken. ;)