Alea iacta est vs. Dice Town

  • Hallo,


    Alea iacta est und Dice Town scheinen sich ja sehr ähnlich zu sein. Kann das jemand bestätigen? Wir haben gestern Alea iacta est gespielt und fanden es ganz nett. Dice Town hatte ich ursrpünglich mal gepreodered und dann wieder gecancelt. Zu Recht?


    Gibt es jemanden, der schon beide Spiele gespielt hat und hier mal einen wertenden subjektiven Vergleich schreiben möchte?

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


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  • Hi Sankt Peter,


    also ich habe beide gespielt und halte beide für sehr gelungen. Denn sowohl bei Alea iacta est also auch bei Dice Town gibt es viele Entscheidungsfreiheiten, die einem das Gefühl geben, nicht von den Würfeln gespielt zu werden. Details:


    Material: Beide nicht optimal. Bei Dice Town sind manche Würfel nicht ganz korrekt bedruckt (hab schon einen 10er gesehen, der 11 Symbole drauf hatte), anderen fehlte wohl Geld. Bei Alea sind die Plättchen Vor- und Rückseite ungewohnt und tlw. verkehrt bedruckt. Die Farben der Patrizierplättchen kann man von der Seite sehen.


    Regel: Dice Town top, mein Goldene Feder Tipp. Kurz gehalten, dem Thema entsprechend bebildert, lässt fast keine Fragen offen. Alea: Eine überraschende Enttäuschung. Nicht nur dass sie seeehr lange ist, wichtige Infos kann man schlecht nachschlagen, man überliest leicht wichtige Details und sie wirkt insgesamt umständlich formuliert. Eine Kurzfassung fehlt. Bei Dice Town sind am Spielmaterial nochmals kurz die Möglichkeiten, was man tun kann, angegeben. Ebenso bei Alea, wobei die Senatsplättchen nicht so intuitiv verständlich sind wie gedacht.


    Spieldauer: Alea lässt sich sehr flott spielen, zu Zweit kann man eine Partie in 20 bis 30 Minuten durchziehen, Dice Town dauert doch etwas länger (je nachdem wie schnell v.a. die Goldnuggets verteilt werden). Aber mehr als 1 Stunde sollte auch eine Partie Dice Town selten dauern.


    Einflussmöglichkeiten: Bei beiden sehr viele, wobei einem bei Dice Town nicht das Geld ausgehen sollte. Man kann immer beobachten, was die Mitspieler so machen, bekommt selbst für ein miserables Würfelergebnis etwas (bei Dice Town kann das sogar sehr interessant sein). Beides sind taktische Würfelspiele, wobei Dice Town auch sehr viel direkte (gemeine) Interaktion anbietet.


    Spielspaß: Da liegt wohl aufgrund der Kürze Alea leicht vorne. Aber beide bieten z.Z sehr viel Unterhaltung und eine sehr unterschiedliches Spielgefühl. Ich bin froh, beide zu besitzen.


    LG


    Klaus

  • Zitat

    Original von Klaus Ottmaier
    Spielspaß: Da liegt wohl aufgrund der Kürze Alea leicht vorne. Aber beide bieten z.Z sehr viel Unterhaltung und eine sehr unterschiedliches Spielgefühl. Ich bin froh, beide zu besitzen.


    LG


    Klaus


    Danke für die ausführliche Antwort.


    Mit dem Spielmaterial ist mir nicht aufgefallen.


    Aber worin besteht jetzt der konkrete Unterschied im Spielgefühl? Wenn ich die Dice Town Anleitung lese habe ich das Gefühl, daß es sich um alea iacta est im Wilden Westen handelt...

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  • Bei Dice Town spielen/würfeln alle gleichzeitig. Bei Alea spielt man nacheinander. Das ist ein deutlicher Unterschied. Bei Dice Town muss man auch ein bisschen einschätzen, welche Würfel die Mitspieler rauslegen werden. Bei Alea sehe ich vor meinem Zug immer eindeutig die Ausgangslage.
    Ganz großer Unterschied ist die Interaktion. Bei Alea kann ich nur indirekter meine Mitspieler ärgern, indem ich mehr Würfel lege und somit früher auswählen darf. Bei Dice Town kann ich Mitspielern auch direkt etwas wegnehmen. Und mit dem Sheriff kommt noch ein direktes Verhandlungselement ins Spiel.
    Nach 5 oder 6 Wertungen ist Alea vorbei, bei Dice Town sind es einige mehr und kein Siegpunkt ist einem Spieler sicher (bei ALea ist jeder gewonnene Siegpkt sicher, außer man gibt die Repete Chips ab).
    Bei Dice Town bekommt pro Wertungsgebiet immer nur ein Spieler etwas ab, bei Alea mehrere (was auch eine der 2 Interaktionsebenen darstellt).
    Die entscheidenden zwei Punkte sind, dass bei Dice Town alle gleichzeitig würfeln und Würfel aussuchen und bei Alea immer einer auf die augenblickliche Situation und den Würfelwurf reagiert und das man bei Dice Town direkt den Mitspielern ins Handwerk pfuschen kann.
    Für mich ergeben sich dadurch zwei sehr unterschiedliche Spielerlebnisse.


    Hoffe ein bisschen weitergeholfen zu haben


    Klaus

  • Wer meine Vorstellungspost liest, wird sich nicht darüber wundern, dass ich Dice Town gelungener finde.
    In den letzten 3 Tagen kam Dice Town 8 x auf den Tisch, Alea iacta est 2x - jeweils mit 3 und 4 Spielern.


    Vieles hat Klaus O. schon gesagt, dennoch hier einige Ergänzungen:


    Spielmaterial:
    Dice Town: In meiner Schachtel hat 1 Würfel auf einer Seite eine abweichende Farbe. Sonst alles ok. Das Spiel meiner Nachbarn (die es sich sofort auch gekauft haben) ist fehlerlos.
    Die grafische Gestaltung eines Spiels ist ja immer auch Geschmackssache. Ich bin geradezu ein Fan von Pierô's cartoon-artigen
    Illustrationen (s.a. Mr. Jack, Ghost Stories..) voller gelungener Details.
    Ein Beispiel: In der "Town Hall" kann man Grundstücksrechte (Eigentumskarten) bekommen, die Siegpunkte einbringen.
    Diese 25 Karten lassen sich zu einem Panorama zusammenlegen. Je üppiger die Vegetation, desto wertvoller die Grundstückskarte
    (Wüstenregionen 1 Punkt, bis hin zu 5 Punkten für eine bewaldete Gebirgsregion).
    Alea iacta est: Gut, typisch Alea (+ hübsche Würfelfarben). Die Senatskarten allerdings sind unübersichtlich.
    Ihre Funktion muss zumindest in den ersten Spielen mehrfach nachgeschlagen werden.


    Regel:
    Dice Town: 8 Din A4 - Seiten quer, wirken deutlich kürzer. Sehr gelungen, klasse illustriert, nahezu vollständig (da hab' ich fast bei jedem Spiel was zu meckern ;)
    Die Regeln sind intuitiv (in der Goldmine gibt's Gold, in der Bank Geld, im General Store Güter(-karten) etc.)
    und kommen mit nur wenigen Grundprinzipien aus: Wer die meisten 9er hat, gewinnt die Mine und bekommt für jede 9 ein Nugget.
    Wer die meisten 10er hat, raubt die Bank aus. Wer die meisten Könige hat, wird Sheriff usw. Bei Gleichstand entscheidet der
    - bestechliche! - Sheriff. Das Würfeln sollte man anhand des Regelcomics einmal (bis dreimal) üben - wirklich!


    Alea iacta est: Gut. Für mich muss eine Regel nicht kurz sein. Lieber lang und vollständig als kurz und lückenhaft.
    Ich hasse es, wenn durch eine künstlich kurzgehaltene Regel die tatsächliche Komplexität der Spielregeln "verharmlost" wird.
    Das ist auch hier nicht der Fall; in dieser Hinsicht ist Alea (also Stefan Brück) vorbildlich.
    Und ja: die Regeln von Aie sind komplexer. Jedes Gebäude hat eigene Regeln, es sind Spezialfälle zu beachten, die Wertung ist
    vielschichtiger..
    Mich stört das nicht.


    Spieldauer:
    Dice Town: Also, da wundere ich mich über so manche Angabe (auch bei Spielbox.de). Die erste Partie mit 3 Spielern
    dauerte bei uns 75 min. Alle weiteren (auch bei neuem 4.Spieler) eher 45 min. Die Spieleranzahl hat nur geringen Einfluss
    auf die Dauer (Simultanes Würfeln, gleich viele Gebäude auszuwerten).
    Alea iacta est: Etwa genauso lang. Allerdings sind die bisherigen 2 Spiele für eine Beurteilung nicht ausreichend.


    Spielspass:
    Da lag bei uns Dice Town mit Abstand vorne: Wesentlich lebendiger, lustiger, lockerer, ohne (zumindest scheinbar)
    weniger Einfussmöglichkeiten zu bieten, sowohl im Spiel mit den Nachbarn (sonst ist da eher LeHavre, Agricola
    oder Puerto Rico angesagt), als auch mit meiner 10jährigen Tochter. Hoher Wiederspielreiz.
    Natürlich: Dice Town ist kein "Schwergewicht". "Yatzee on steriods" sagt Bruno Faidutti.


    Alea iacta est bietet ein anderes Spielgefühl, "trockener". Also durchaus auch "was für mich".
    Vermutlich (geringgradig) höhere Einflussnahme möglich. Aber ganz klar: Es wird mir schwerer fallen, dafür Mitspieler
    zu finden (..wenn diese Dice Town kennen).


    Auch ich möchte BEIDE Spiele nicht missen.


    St. Peter: Du solltest Dice Town ausprobieren!

    Einmal editiert, zuletzt von Futrino ()

  • Wow, vielen Dank auch für diesen ausführlichen Vergleich.


    Ich bin schon am überlegen. Mal sehen ... vielleicht kommt Dice Town noch in meine "perfekte" Spielesammlung.

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  • Moin!


    Ich kann nur etwas zu Alea Iacta Est beisteuern.


    Wie die Vorredner schon gesagt haben, gibt es teilweise Probleme mit den ausgestanzten Plättchen, bei denen Vorder- und Rückseite vertauscht sind. Ist aber nur ein ästhetisches Problem.


    Die Senatskarten bzw. deren Piktogramm-Darstellung finde ich auch völlig daneben, zumal sie optisch auch nicht zum schön colorierten Rest passen. Leider ist auch nur eine Übersicht der Senatskarten vorhanden.


    Was unsere Spielgruppe wirklich wirklich gestört hat, waren die Farben der Provinzen und der Personen. Da wir einen Mitspieler mit Farbschwäche am Tisch hatten, gab es hier bei drei beteiligten Farben große Unterscheidungsprobleme. Und anhand der Grafiken kann man die Leute auch nicht den Provinzen zuordnen. Hier wäre es wirklich sinnvoll gewesen, wenn man auf den Personen noch irgendwo die dazugehörige Provinz geschrieben hätte.



    Für das Gebotene fanden meine Mitspieler die Spieldauer etwas zu lang. Aber noch sind auch nicht ausreichend Spielrunden zustande gekommen, um ein abschließendes Urteil zu bilden.


    Aber danke Euch für den Tipp mit Dice Town. Das werde ich mir dann auch mal näher anschauen, nachdem die nächste Spieleorder raus ist.

  • Zitat

    Original von Spielphase
    Wie die Vorredner schon gesagt haben, gibt es teilweise Probleme mit den ausgestanzten Plättchen, bei denen Vorder- und Rückseite vertauscht sind. Ist aber nur ein ästhetisches Problem.


    Jetzt muss ich doch mal nachfragen was ihr meint? Ich hab mir nämlich mal ein offenes AIE geschnappt und durchgeschaut, aber da war nichts auf der falschen Seite gedruckt. Oder meint ihr, dass die Farbe der Personenplättchen so u.U. von der Seite erkennbar ist (was jetzt aber kein Druck-/ oder Stanzfehler ist sondern da hätte der Grafiker halt einfach noch einen farblich neutralen Rahmen drum machen können)?

  • Vorder- und Rückseiten sind normaler Weise gleich orientiert. Bei Alea aber verkehrt herum. Und zumindest bei bei den Provinzplättchen sogar unterschiedlich orientiert. Nicht dramatisches, aber bei einem doch sonst so professionellem Verlag (sehr) auffällig. Die Rückseiten der Senatsplättchen finde ich hässlich (dieser roas Stich), die Vorderseite nicht selbsterklärend. Und bei den Personenplättchen kann man am Rand die Farbe erkennen. Aber auch das ist nichts, was für sich den Spielspaß trübt. In der Summe wirkt es dieses Mal nur etwas Semiprofessionell, was auch die (in meinen Augen) mäßige Regel bestätigt.
    Aber nochmal: Das Spiel selbst hat definitiv guten Unterhaltungswert.


    LG


    Klaus

  • Zitat

    Original von Klaus Ottmaier
    Vorder- und Rückseiten sind normaler Weise gleich orientiert. Bei Alea aber verkehrt herum. Und zumindest bei bei den Provinzplättchen sogar unterschiedlich orientiert.


    Hmm, da muss ich am Montag nochmal nachschaun. Ehrlich gesagt hab ich relativ genau hingesehen (ich wußte ja ungefähr nach was ich suche), aber das ist mir nicht aufgefallen. Vlt betrifft der Fehler nicht die ganze Auflage?

  • Also eine echte Einstiegshürde - sozusagen ein Showstopper - sind die Senatskarten. Die hätte man wirklich selbsterklärender gestalten können (im Zweifel mit kurzen Text auf der Karte selber - ich weiß, dann ist es nicht mehr multilingual).


    Da die Symbole aber nicht selbsterklärend sind muß man immer diesen Beipackzettel lesen. Das mag sich ja nach x-Partien geben, aber zu Beginn eine echte Bremse im Spielablauf. Vor allem, weil man sich ja eine Karte aus dreien aussuchen muß...

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  • Zitat

    Original von Sankt Peter
    Also eine echte Einstiegshürde - sozusagen ein Showstopper - sind die Senatskarten. Die hätte man wirklich selbsterklärender gestalten können (im Zweifel mit kurzen Text auf der Karte selber - ich weiß, dann ist es nicht mehr multilingual).


    Da die Symbole aber nicht selbsterklärend sind muß man immer diesen Beipackzettel lesen. Das mag sich ja nach x-Partien geben, aber zu Beginn eine echte Bremse im Spielablauf. Vor allem, weil man sich ja eine Karte aus dreien aussuchen muß...


    Also soooo schlimm finde ich die Symbole auf den Senatskarten nun nicht - einmal gelesen und dann weiss man schon, was gemeint ist. Und 8 von den 19 Karten sind eindeutig zu erkennende Grenzprovinzen bezw. freie Provinzen ... also x-mal lesen finde ich jetzt schon übertrieben ?(
    Materialprobleme habe ich keine, o.k., die Personenplättchen sind von der Seite her erkennbar. Aber da ich die Plättchen eh aus einer Tasse ziehe ist mir das noch gar nicht aufgefallen...