Am Sonntagnachmittag bis Abend, so gemessene 5 Stunden lang, aber gefühlte erheblich kürzere Spielzeit, die erste Partie Dominant Species - in entspannter Dreierrunde, wobei jeder eine Tiergattung übernommen hat. Insgesamt haben wir 9 oder sogar 10 Spielrunden gespielt bis zur Endwertung, auch weil es in den ersten Runden nicht immer 5 Wertungen per Dominance-Aktion gab, aber dann recht früh die Karten kamen, die drei Zusatzaktionspöppel (+2/+1/0) verteilt haben. Somit waren die Runden an sich auch länger, weil es eben viel zum Einsetzen gab. Zudem mussten wir uns selbst erstmal klar werden, was wir mit unseren Aktionen überhaupt anfangen konnten. War erstmal ein Blindflug der Möglichkeiten, aber superspannend.
Vorab hatte ich mir - auch zur Selbstfindung der Regeln - eine eigene Übersicht der Aktionsmöglichkeiten gebastelt, die erklären sollte (und auch konnte), was man macht und besonders auch warum und mit welchen Folgen. Hat zumindest mir geholfen, den Überblick der 12 Aktionsmöglichkeiten zu behalten, weil bei mir die englischen Begriffe wie Abundance, Depletion oder Wanderlust erstmal direkt keine Assoziationen zur Spielmechanik auslösen konnten. Im Anhang findet Ihr die zur freien Verfügung.
Im Spielverlauf war dann wichtig zu erkennen, was man überhaupt mit der Kombination der Aktionen erreichen konnte. Das klappte dann auch recht gut, zu gut bei mir, so dass ich nach zwei Runden schon einen erheblichen Punktevorsprung herausspielen konnte und damit "das Opfer" wurde. Unsere Mitspielerin hielt sich dabei gut im Hintergrund, während ich "uneinholbar vorne" mir regelrechte Siegpunkt-Schlachten mit einem weiteren Mitspieler lieferte. Dabei hatten wir beide leider total übersehen, dass man über die Tundra-Teile mächtig Bonuspunkte jede Runde abgreifen konnte (Stichwort "Survival Card") und so war das Erwachen gross, als es nicht nur lumpige 10 waren, die wir locker anders kompensieren konnten, sondern die Tundra-Bonuspunkte auf 28 und nachher sogar (bei 9 Tundra-Teilen) auf 45 angewachsen sind. Wir konnten fast nur tatenlos zusehen, weil wir inzwischen uns gegenseitig so dezimiert hatten (über Aktionskarten und Competiton-Aktionen), dass wir kaum noch neue Tier-Klötzchen einsetzen konnten und selbst über Migration-Aktionen, die wenigen auf dem Plan vorhandenen nicht zeitig verteilen konnten. So wurden wir einmal komplett an Siegpunkten überrundet. Wenn das mal keine Lektion war!
Fazit: Ob es "eines der besten Spiele der Dekade" ist? Kann schon sein, ich würde es auf einer emotionalen Stufe mit Twilight Struggle und Civilization stellen. Einfach ein Ausnahmespiel an der oberen Komplexeitätsgrenze der Eurogames mit tiefen Wurzeln in konfrontative Wargames von der "Brutalität der Aktionen", weil da ist schon einiges an Gemeinheit möglich. Mit einer Spielzeit von 4+ Stunden in Anfängerrunde aber auch ein Spiel, was eben nicht immer und zu jeder Zeit auf den Tisch kommen kann. Da braucht es schon eine ausreichend ausdauernde Spielrunde, die tief eintauchen und sich verzahnt gut unterhalten und herausfordern will. Gerne wieder!
BTW: Bricht man 5 Stunden auf 10 Runden herunter, sind das 30 Minuten pro Runde. Dabei wollten 18 und nachher sogar 21 Aktionspöppel eingesetzt (wohin war die Frage dabei?) und anschliessend ausgewertet werden (was kann ich dabei noch beeinflussen?). So gesehen haben wir eigentlich recht fix gespielt, weil manche Aktionen eben auch in der Ausführung etwas länger dauern und dazwischen ja auch noch manchesmal die Dominanz neu berechnet werden will, was wir in der Erstpartie einfach alle gemeinsam getan haben, um diese Hürde für den einzelnen Spieler abzumildern. Dazu noch ein paar Verständisrückfragen geklärt und Kartendetails nachgeschlagen und auf einmal waren 5 Stunden Spielzeit vorbei.