Frage zur Begeisterungsfähigkeit von Antiquity

  • Hallo zusammen,


    Antiquity von Splotter wird ja zur Messe neu aufgelegt. Hierzu eine Frage, da das Spiel mit 75 Euro recht teuer ist: Mir hat sich aus dem Studium der Regel bei BGG noch nicht erschlossen, woher der riesige Hype komt. Es liest sich erst einmal wie ein gutes strategisches Aufbauspiel. Da ich Spiele dieser Art sehr mag, ist es zunächst einmal interessant, aber der Preis ist ja doch erst einmal abschreckend. Da erhält man ja 2-3 andere gute Spiele für. Was macht dieses Spiel zu einem solchen Überflieger - oder sind heutzutage andere Spiele ähnlich gut und es handelt sich nur um die Euphorie vergangener Jahre?


    Ich mag komplexere Spiele wie Caylus, Agricola oder verschiedenste Feld-Spiele wie Luna ec. sehr. Insofern zögere ich noch.


    Also: Was macht Antiquity vom Spielgefühl so einzigartig? Oder ebe nicht (mehr)...?


    Vielen Dank im Voraus!


    Dagobert

  • Ich kenne kein Spiel was ich jetzt so mit Atiqutiy vergleich würde.
    Klar, gibt viele Aufbauspiele, aber ein "besseres Antiquity" ist mir bisher nicht untergekommen.


    Das heisst nicht das es keine besseren oder gleichguten Spiele gibt.


    Und ob du dafür 75 Euro bereit bist zu zahlen musst du selber wissen.


    Atti

  • Antiquity ist vielschichtig und spielt sich auf mehreren Entscheidungsebenen ab. Dadurch wird es herausfordernd, während es anderen schon zu komplex ist. Eher ein Freakspiel eben. Manch anderer Autor hätte aus dem Spiel drei-vier eigenständig kleinere Spiele gemacht, die für sich auch gut gewesen wären - aber eben für eine andere Zielgruppe.


    Im Zweifel mitspielen und dann entscheiden, ob Du selbst ausreichend oft Mitspieler dazu findest.


    Cu / Ralf

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Wie ravn schon geschrieben hat, integriert Antiquity mehrere Ebenen in einem einzigen Spiel.
    Bei Agricola baust du eine Farm, bei La Citta eine Stadt, bei Le Havre produzierst du Güter - bei Antiquity machst du das alles gleichzeitig, darfst aber keinen Aspekt vernachlässigen, da dir sonst alles zusammenbricht. Zusätzlich musst du dich noch um die Verschmutzung kümmern, die jedwede Art der Produktion zwangsweise mit sich bringt. Die verschiedenen Ebenen sind dazu noch sehr gut integriert und kommen ohne umständliche oder sperrige Mechanismen aus.


    75€ sind definitiv teuer, aber man bekommt dafür ein großartiges Spiel, was es in dieser Form kein zweites Mal gibt. Und sollte es wider Erwarten doch nicht gefallen kann man es ja später auch wieder verkaufen (und wird dank des "Hypes" um das Spiel vermutlich keinen Verlust machen).

    Wenn dir egal ist, wo du bist, kannst du dich auch nicht verlaufen.

  • Hi,


    also, bei aller Liebe zu Antiquity - es ist definitiv auch mein liebstes Spiel - finde ich jetzt nicht, dass es keine vergleichbaren Spiele gibt. Aus meiner Sicht spielt es nicht in einer anderen Liga wie Caylus, Agricola oder Im Wandel der Zeiten... Warum es bei mir persönlich raussticht ist einfach mein Spielegeschmack. Ich mag Aufbauspiele und mag es, anzubauen und zu ernten. Nicht umsonst stehen Agricola und Loyang auch auf meiner Liste mit ganz oben drin...


    Antiquity ist komplex, aber bei anderen Spielen spielt sich deren Vielschichtigkeit auch auf mehreren Ebenen ab.


    Dazu kommt, dass Antiquity bei Spielbeginn ein reines Solospiel ist. Ich mag so was, anderen wird da sicherlich die Interaktion fehlen. Dazu kommt, das Antiquity recht lange dauert, wenn man nicht so fix ist wie z.B. ich - ich spiel es lieber 3x in 6 Stunden als 1x in 6 Stunden. Auch, wenn ich keine perfekten 3 Partien abliefer... Ich will halt spielen und nicht anderen beim Denken zusehen. Aber auch hier kommt Antiquity den Spielern entgegen, den die umfangreichsten Phasen der Runde laufen für alle Spieler gleichzeitig ab.


    Ach so, was man auch mögen sollte: Hungersnot und Umweltverschmutzung stellen in Antiquity ein Spielgefühl her, gegen das der Nahrungsdruck bei Agricola oder Le Havre eher ein Witz ist, wenn man das vom Spielgefühl auch in etwa vergleichen kann. Auch damit sollte man klar kommen. Oder mit der vorgeschlagenen Anfängervariante spielen, die diese beiden Elemente wegläßt (und somit auch ein paar Gebäude überflüssig macht), aber halt nicht das ganze Spielvergnügen haben...


    Also, auch mein Fazit ist, dass es ein super Spiel ist, aber seine Besonderheit ist ansonsten wohl eher seine geringe Verfügbarkeit. Warum es zu dem Preis kommt, liegt wohl an dem, was H8Man geschrieben hat. Bei einer solchen Mini-Auflage ist es halt so...

    Einmal editiert, zuletzt von ode ()

  • Caylus, Agricola, Le Havre, etc. sind vom Anspruch her mit Sicherheit vergleichbar und spielen in der gleichen Liga. Darauf wollte ich aber nicht hinaus. Auch nicht auf die Vielschichtigkeit, das gibt es woanders auch.


    Irgendwie hab ich grade ein Brett vor dem Kopf und bekomm nicht so recht in Worte gefasst, was ich meinte. Aber ich versuchs trotzdem mal, schlimmstenfalls weiß hinterher immer noch niemand was ich eigentlich sagen wollte. :)


    Antiquity ist mMn deshalb einzigartig, weil es die verschiedenen Ebenen eines Aufbauspiels miteinander verbindet und alle detailliert in einem einzigen Spiel bietet.
    Es gibt nicht nur die abstrakte Makroebene (Im Wandel der Zeiten) oder das detaillierte Mikromanagement (Agricola, Le Havre), sondern beides koexistiert miteinander. Auf der einen Seite muss ich mich um detaillierte Funktionen und Aufbau kümmern (welches Gebäude bau ich in welcher Stadt wohin, wohin mit Sägewerken, Steinbrüchen, Farmen, etc), auf der anderen Seite muss man zusehen, dass man seinen Einflussbereich expandiert, um neue Städte und unterstützende Betriebe zu gründen.
    In Spielen wie Agricola oder Le Havre tauchen die Güter einfach so aus dem Nichts auf. In Antiquity muss ich sie erst mit dem entsprechenden Betrieb produzieren, der dazu aber auch an einer passenden Stelle errichtet werden muss. Bei Im Wandel der Zeiten muss ich die Güter zwar produzieren, aber es gibt halt nur "Ressourcen" und "Nahrung", Positionierung oder betriebliche Differenzierung spielen keine Rolle. Antiquity verbindet diesbezüglich Makro-, Meso- und Mikroebene.
    Außerdem fühlt es sich... irgendwie "organisch" an. Und in der (Ausführlichkeit der) Kombination kenne ich das bei keinem anderen Spiel.


    Ich weiß auch nicht, mir fehlen heute irgendwie die richtigen Worte. Ich hoffe mal, es wurde einigermaßen klar, was ich sagen wollte... ?(

    Wenn dir egal ist, wo du bist, kannst du dich auch nicht verlaufen.

  • Vielen Dank allen! Ich hatte auch den Eindruck wie ode, dass es nicht unglaublich komplexer ist als andere Spiele aus dem Genre. Nur die Verschmutzung etc. hatte ich als nicht so spielbeeinflussend angesehen. Offensichtlich also ein gutes Abbild der Realität... Ich werde es mir mal intensiver anschauen, und wenn es komplett weggepreordered ist, warte ich auf die 4. Auflage... ;)

  • Zitat

    Original von Dirtbag
    fühlt es sich... irgendwie "organisch" an. Und in der (Ausführlichkeit der) Kombination kenne ich das bei keinem anderen Spiel.(


    Das finde ich auch.


    Ich wollte übrigens nicht kritisieren, sondern ergänzen.

  • Hiho,


    Naja ... also Antiquität mit Caylus gleichzusetzen ...
    Naja, ich weiss nicht. Antiquität ist schon komplexer. Imo sogar einiges.
    Das macht es nicht besser oder schlechter.




    Atti



  • Ganz im Gegenteil, ich finde, Du hast es super beschrieben! Vielen Dank für diese m.E. großartige Zusammenfassung.


  • Stimmt, Komplexität per se ist kein Gütemaßstab. Am wichtigsten ist der Spielspaß. Der scheint bei Leuten, die gerne Aufbauspiele spielen, ja gegeben zu sein. Wenn man mit der Verschmutzung klarkommt... ;)

  • Kram den alten Thread mal hervor:


    Es gibt wieder eine neue Auflage. Kann es auch heute noch seine Ausnahme-Qualität aufrecht erhalten?


    Für mich persönlich auch interessant: Ist es eher "Arbeit" oder Spiel? Da ich Agricola überhaupt nicht toll finde: Sollte ich dann schon die Finger davon lassen?

  • Ist es eher "Arbeit" oder Spiel? Da ich Agricola überhaupt nicht toll finde: Sollte ich dann schon die Finger davon lassen?

    Für viele ist es eher Arbeit, da die minutiöse Planung insbesondere am Anfang enorm wichtig ist. Die Zwänge sind deutlich übler als die Ernährung bei Agricola. Aber das schrieb ja @Odes Spielekiste oben schon:

    Ach so, was man auch mögen sollte: Hungersnot und Umweltverschmutzung stellen in Antiquity ein Spielgefühl her, gegen das der Nahrungsdruck bei Agricola oder Le Havre eher ein Witz ist, wenn man das vom Spielgefühl auch in etwa vergleichen kann. Auch damit sollte man klar kommen.

    Ich mag beide sehr ;)


    Bevor du 75 € raushaust, schau’s dir doch einfach auf boardgamecore.net mal an. Mitspieler kannst du bei Bedarf auch hier suchen: Antiquity online spielen [2015, 2017]

  • Antiquity halte ich für das zweitbeste Spiel von Splotter Spellen...nach wie vor.
    Bestes Spiel finde ich Roads`n Boats, dann Antiquity und dann Food Chain Magnat


    Ich mag einfach Antquity, einem Spiel in dem man auf einer eigenen Auslage (Fürsten von Florenz-ähnlich) sein Gebäude ausbaut und dann Auswirkungen auf dem großen Spielplan sieht.
    Ein wirklich tolles Spiel. Sollte es jnd. noch nicht haben: Auf jeden Fall ist dies ein näherer Blick wert!

  • @Axayacatl


    Antiquity ist und bleibt ein absolutes Ausnahmespiel und ist für jeden Liebhaber komplexer Eurogames definitiv einen Blick wert ! Aber aus deiner Frage leite ich mal folgendes ab: Du bist eher Bauchspieler !? Dann lass lieber die Finger davon, das Spiel erfordert meiner Meinung nach schon etwas an Optimierarbeit und wenn dir das nicht liegt und du es auch nicht so toll findest, dass deine Mitspieler in eine gewisse A/P-Starre verfallen, dann wirst du nicht sehr viel Freude daran haben ;) . (Nur so aus meiner persönlichen Erfahrung heraus gesprochen)


    PS: Der Reihenfolge von @Braz würde ich zu gerne zustimmen, kann ich aber nicht, da ich Food Chain Magnate leider noch nicjht kenne! :);) Darum empfehle ich gerne noch Indonesia ...

    Gruß aus Frankfurt, Helmut

    Einmal editiert, zuletzt von Helmut R. ()

  • Man muss bei dem Spiel auch akzeptieren können, dass - hat man sich einmal richtig vertan - einfach nix mehr den Karren aus dem Dreck zieht. Dann geht es stumpf abwärts...
    Ich finde die Online-Version, die oben schon genannt wurde (boardgamecore), sehr gut zum Lernen des Spiels!
    Insbesondere, da die Regeln eben von der Plattform beachtet werden, kann man so meist gut nachvollziehen, wenn man nebenher das Regelwerk konsultiert, WARUM Dinge so passieren, wie sie passieren...