Nabend,
am Sonntag gab es nochmals einen letzten und dank meiner Mitspieler-Runden und den überwiegend motivierten und gut vorbereiteten Erklärbären (mein Dank geht besonders an unseren Trajan-Erklärer bei Huch, der sich wirklich Zeit nahm, uns den doch anfangs etwas komplex-verwirrenden Spieleinstieg zu ebnen), bevor dann der letzte Kaufrausch einsetzte und Essen 2011 schliesslich Vergangenheit wurde.
Was bleibt? Ein ungewohntes Bauchgefühl und das fühlt sich wirklich nicht gut an. Im Vorfeld wurden über 700 Neuheiten angepriesen. Ein paar Spiele hatte ich vorbestellt, rein aus der Regellektüre heraus. Die sind hoffentlich auch auf dem Spieltisch gut. Übrig blieb eine A4-Seite voll von Neuheiten, die ich absolut nicht einschätzen konnte. Die mussten angespielt werden, um eine Kaufentscheidung treffen zu können. Dafür hat sich Essen 2011 gelohnt, um auszusieben.
Schade nur, dass bei dieser Aussiebung kaum was übrig geblieben ist bei mir. Die meisten Spiele funktionierten irgendwie schon, waren sicher keine Totalausfälle, aber Spannung und Spielspass und Atmosphäre konnte ich dabei nur extrem selten erleben. Dagegen massig Spiele der Kategorie "kenn ich schon in den Mechanismen" oder "ganz nett, brauche ich persönlich aber nicht".
Ich glaube, ich bin schlicht übersättigt von dem ganzen Mittelmass-Müll. Ganz nett ist doch immer noch die kleine Schwester von Scheisse! Gut werden Mittelmass-Spiele eigentlich nur, wenn die Spielrunde aufs Spiel passt, Stimmungen aufgreifen, erzeugen oder verstärken kann. Spiele, die mich hingegen kalt lassen, wo keinerlei Funke überspringt, empfinde ich inzwischen als Zeitverschwendung.
Selten habe ich in Essen so wenig gekauft. Selten war ich so ernüchtert von den teils gehypten Neuheiten. Wenn dann solche Spiele wie "Pictomania" überraschend spontan Spass machen, dann ist das ein Lichtblick, auch wenn eigentlich kaum bis wenig Neues dabei geboten wird. Ob man diesen Spass auf Abruf wiederholen kann, ist allerdings auch nicht garantiert.
Was bleibt? Ich glaube, ich persönlich bin an einem Punkt angekommen, wo ich keine "neuen Spiele" mehr brauche, die eigentlich nichts Neues mehr bieten können, weil fast alles irgendwie und irgendwo schon mal gespielt worden ist. Essen 2011 hat in der Masse der Pseudo-Neuheiten erschreckend wenig wirklich Neues geboten. Die Suche nach den Spieleperlen wird zunehmend anstrengender - und dazu lassen mich die Verlage den Erstkäufer-Preis-Aufschlag zahlen.
Als Erstkäufer fühle ich mich so langsam von den Verlagen ausgenommen. Erst teuer die Multiplikator-Käufer anfixen und für die Masse dann die Reste verramschen, wenn die Viel-Vielspieler-Käufer längst weitergezogen sind. Wer warten kann, spart massig Geld und braucht die ganzen Schein-Neuheiten nicht selbst anspielen und zu filtern. Die Spieleperlen werden schon irgendwann von irgendwem gehoben, der meint, darüber berichten zu müssen. Wenn diese Praxis nicht mal in Verweigerungshaltung umschlägt und der überblähte Brettspielmarkt in sich zusammenbricht, weil Klasse in der Masse schlicht untergeht. Eine Bereinigung könnte sogar positiv sein!
So und jetzt freue ich mich auf kommende entspannte Brettspieltreffs - mit alten Spieleperlen und den paar echten Neuheiten.
Cu / Ralf