Ethisches Spielen...?

  • Hallo,


    ich würde mich über Meinungsäußerungen zum nachfolgenden Sachverhalt freuen - ich meine, dass ich das Thema hier schon einmal gelesen habe, finde es aber nicht wieder.


    Es begab sich, dass meine Frau eine Arbeitskollegin zu uns einlud und diese natürlich ihren Freund mitbrachte. Im Verlauf des Abends - er sprach nicht soviel - kamen wir auf das Thema Spiele und es wurde beschlossen, einen Abstecher in unsere Sammlung zu machen, um eines auszusuchen, bzw. um diese zu begutachten.
    Was ich dann erlebte, wage ich hier kaum niederzuschreiben. Unsere Sammlung wurde vom Freund - zum Unbehagen seiner Freundin - "niedergemacht". Damit meine ich, dass er die Spiele ja nicht kannte, aber dennoch zu den Themen eine eindeutige Meinung hatte. Hier ein Auszug davon:



    Paths of Glory - "Also einen so menschenverachtenen Konflikt nachspielen, dass könnte ich nicht."
    Gettysburg - "...die haben doch da schon Konzentrationslager gehabt."
    Napoleon in Europe - "Die Gewalt und Gegengewalt finde ich unerträglich..."
    Monopoly - "Der Kapitalismus ist keine Lösung für die Probleme der Menschheit"
    Guns of August - [da hat er nur die Augenbrauen hochgezogen]
    Wallenstein - "30jähriger Krieg? Dieses Leid der Bevölkerung..."


    Und dann kam noch: "Auf die ethische Aspekte achtest Du nicht bei Deinem Hobby!?" "Findest Du nicht auch, dass Gewalt schon genug die Welt beherrscht?"
    Ja, finde ich. Ich mag meine Spiele dennoch und finde es vor allem aufregend historische Gegebenheiten nachzuvollziehen und ja, auch nachzuspielen! Zum Glück habe ich Andean Abyss noch nicht und er konnte bei TS keine Rückschlüsse ziehen, sonst hätten wir die Themen Drogen und Maueropfer auch noch gehabt.


    Wie spielten dann eben Doppelkopf, wobei er sich dem Kommentar zu meinen Pokerplastikkarten aus definitiv nicht nachwachsenden Rohstoffen zum Glück enthielt. Eigentlich wollte ich ja noch Agricola vorschlagen, aber ich wusste nicht, ob die Landwirte vielleicht zur Fronarbeit herangezogen werden oder sogar Apanagebauern sind... :aufgeb:

    Mit Gewaltlosigkeit hat noch nie jemand etwas erreicht. (Montgomery Burns)

    Ich habe zwar keine Lösung, aber ich bewundere das Problem. Präsident der EZB. (Das Känguru)


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  • Zitat

    Original von Gerrit
    ich würde mich über Meinungsäußerungen zum nachfolgenden Sachverhalt freuen

    Mit Gewaltlosigkeit hat noch nie jemand etwas erreicht. (Montgomery Burns)

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  • Das habe ich gelesen, aber Du hast die Kategorie "Grundsatzfrage" verwendet, daher hatte ich eine Frage erwartet.


    Meine Meinung - er muß es ja nicht spielen. Ein bisserl mehr als Doppelkopf wäre vielleicht schon gegangen. :) Irgend was abstraktes vielleicht.
    Ich persönlich störe mich selten an den Inhalten historischer Spiele.

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  • Zitat

    Original von Gerrit
    ich würde mich über Meinungsäußerungen zum nachfolgenden Sachverhalt freuen


    Die Konsequenz ist klar: beim nächsten mal wird die Arbeitskollegin ohne ihren Freund eingeladen.
    Alles andere würde ich einfach vergessen, auch wenn die Sprüche des Freundes abstrakt gesehen zum Teil nicht mal ganz falsch waren, sondern nur höchst unangebracht.


    .


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

  • Ich abstrahiere die Spiele aus dem Thema heraus; aber oft veranlassen mich die Spiele dann dazu, die wirklichen historischen Gegebenheiten nachzulesen. So zum Beispiel bei MARIA, 2 DE MAYO oder A FEW ACRES OF SNOW.
    Ich glaube gerne, dass es eine Menge Menschen gibt, die so wie Dein Bekannter ein Problem mit den Spielen haben, die Du aufgeführt hast.
    Dann gibt es noch unter Anderem die Möglichkeiten:
    - Der- oder Diejenige betrachtet Spiele sowieso als Kinderspiele, wodurch die Kombination von diesen Themen und einem Spiel fast schon unmöglich wird. Eine Abstraktion ist nicht vorstellbar für ihn oder sie, und daher auch das Kopfschütteln. Aber am Abend wird dann ein ordentlicher Action-Knaller im Kino geschaut, wo der "Held" die "Bösen" zu Dutzenden abknallt...
    - Es ist in der Tat so, dass dieser Mensch in (fast) allen Lebenssituationen auf politische und ethische Korrektheit achtet, nur ungern Fleisch isst, und wenn, dann auf keinem Fall ohne Herkunftsnachweis - oder gar aus Massentierhaltung!


    Letztendlich musst Du Dir selbst eben die Frage stellen:
    Was bedeutet es für MICH, wenn ich bei NO RETREAT! den Counter der 8. Armee mit einem Angriffsbefehl versehe, was in der historischen Realität ja den Tod und das Leiden von vielen, vielen Menschen bedeutet hat?
    Bin ich total im Thema, wenn ich ein historisches Spiel spiele? Stelle ich mir bildhaft vor, wie die Menschen umkommen oder Land zerstört wird - und erfreue ich mich DARAN, wenn ich ein Spiel gewinne - oder erfreue ich mich an der gemeisterten taktischen und strategischen Herausforderung, abstrahiert vom eigentlichen Thema?
    Und dann stellt sich natürlich noch die Frage, ob es Dich zum Unmenschen macht, im wahrsten Sinne des Wortes "entmenschlicht", weil Du nicht mehr fähig bist, hinter dem taktischen Überblick das menschlichen Einzelschicksal zu sehen?


    (Ich bin oftmals der Meinung, das dies ab einem gewissen "Level" in der Management-Struktur geschieht. Der "Kostenabbau" und die "Verschlankung der Prozesse", welche auch den Abbau von Arbeitsplätzen bedeuten, werden mit eben solchen Worten geschmückt, damit eben das Einzelschicksal des Angestellten verborgen bleibt. Aber ich schweife ab...)


    Ich persönlich gehe sehr abstrakt an Spiele heran, stelle mir aber gerne hin und wieder solche Fragen, um zu Entscheiden, WAS ich da eigentlich Spiele. Zudem frage ich mich auch nach der Aussenwirkung, wenn ich solche Spiele anderen präsentiere. FIELD COMMANDER: ROMMEL z.B. ist mir eher unangenehm - ich werde das Spiel sicherlich auch bald wieder verkaufen. Von ANDEAN ABYSS und LABYRINTH: WAR ON TERROR habe ich auch Abstand genommen, weil mir die Spiele vom Thema her "zu nah dran" sind. Aber das muss jeder für sich selbst beurteilen...

  • ...Würden alle Menschen mehr spielen gäbe es weniger Kriege...


    Also für mich klingt das so also ob der Arbeitskollege unter schweren Depressionen leidet. Das man Konflikt- und Kriegsspiele oder welche mit historischem Hintergrund nicht gern spielt oder meidet kann ich teilweise schon nachvollziehen aber der Kommentar zu Monopoly ist echt ein KNALLER!!!


    BTW: Ich würd' den Typen auch nicht wieder einladen... 8-)

    Ein Bild sagt mehr als 298 Wörter... :floet:

  • Zitat

    Original von velvre
    Also für mich klingt das so also ob der Arbeitskollege unter schweren Depressionen leidet. Das man Konflikt- und Kriegsspiele oder welche mit historischem Hintergrund nicht gern spielt oder meidet kann ich teilweise schon nachvollziehen aber der Kommentar zu Monopoly ist echt ein KNALLER!!!


    Naja, also aus ein paar Kommentaren auf eine schwere Krankheit schliessen ist vielleicht überzogen - aber ich habe auf Deinen Kommentar hin nochmal den Spruch zu Monopoly gelesen. Kann es vielleicht sein, dass er eine andere Erwartungshaltung an Spiele hat? Dass sie nicht ein Zeitvertreib sein dürfen, sondern einen SINN haben müssen? :)


    Ich meine, bei Monopoly versucht man doch nicht durch Selbstreflektion im Spiel herauszufinden, was die Lösung für die Probleme der Menschheit sind... ;)

  • Ich vermute mal, das ihr Euch sicher nicht allzuoft wieder treffen werdet. Einmal, weil der Umgang mit Deinem politisch korrekten Kollegen sehr umständlich ist - und auch deswegen, weil es einfach keinen Spass macht!
    Erinnert mich irgendwie an die Diskussion zu Studienzeiten, das man seinen Kindern später mal kein Kriegsspielzeug schenken wolle, um sie "auf die richtigen Gedanken" zu bringen und korrekt zu sozialisieren. Und auf was steht mein Sohn (10 Jahre) heute? Star Wars! Da werden dann ganze Weltraum-Schlachten ausgetragen und es wird auch mal ein ganzer Planet entvölkert...
    Und das nicht, weil ich ihm den ganzen Tag lang in den Ohren lag und von den Vorzügen dieser (Lego-)Welt schwärmte.
    Und die Mädchen? Sie mögen gerne Puppen - und Spiele, in denen man miteinander (nicht gegeneinander) spielt. Obwohl meine ältere Tochter nichts gegen eine Runde Louis XIV. oder ein Sidler von Catan-Kartenspiel gegen mich hat.

    Viel Spass beim Spielen!


    Andreas

  • Hi,


    Solches recht einfaches Weltbild trifft man ab und an. Selten, aber auch sowas gibt es.


    Ich finde es ehrlich gesagt erschreckend. Es sind nichts als Plattitüden hinter die diejenigen sich verstecken.


    „Wer die Vergangenheit nicht kennt, ist gezwungen, sie zu wiederholen“ (George Santayana)



    Atti

  • Man kann sich seine Kontakte zum Glück ja aussuchen. Und so einen unbedeutenden Wichtigtuer, der den Sinn von Brettspielen offensichtlich nicht verstanden hat, muss man ja nicht ein zweites Mal einladen.


    Ansonsten wurde zu der Ethik-Diskussion rund um Spiele (vor allem im Bereich Computerspiele) in den letzten Jahren schon alles gesagt - und zwar vorzugsweise von Leuten, die sich mit der Materie nicht auskennen. Sein Hobby sollte man sich davon aber nicht kaputt machen lassen.


    Du kannst ihn natürlich auch gerne auf seine Bildungslücken hinweisen, z.B. dass Immobilienhandel keine Ausprägung des Kapitalismus ist oder dass es im amerikanischen Bürgerkrieg keine Konzentrationslager (das waren "normale" Kriegsgefangenenlager) gab.

    2 Mal editiert, zuletzt von Tigranes ()

  • Ich wollte noch anmerken, daß ich sehr gern und viel diskutiere (merkt man ja auch hier schon), aber daß es praktisch (mir oder anderen) nie gelingt, andere Menschen zu überzeugen. Ergebnis fast aller Diskussionen ist stets, daß der andere noch sturer und wider alle Vernunft an seiner Überzeugung fest hält (läßt sich ja auch hier oder in anderen Foren sehr gut beobachten, wann hätte sich da mal jemand überzeugen lassen?). Beispiel ist z.B. die Homöopathie.


    Insofern, der Versuch, den Freund Deiner Freundin zu "bekehren" dürfte ziemlich geringe Erfolgsaussichten haben, sagt mir meine Lebenserfahrung.

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  • Zitat

    Original von Sternenfahrer
    Ich wollte noch anmerken, daß ich sehr gern und viel diskutiere (merkt man ja auch hier schon), aber daß es praktisch (mir oder anderen) nie gelingt, andere Menschen zu überzeugen. Ergebnis fast aller Diskussionen ist stets, daß der andere noch sturer und wider alle Vernunft an seiner Überzeugung fest hält (läßt sich ja auch hier oder in anderen Foren sehr gut beobachten, wann hätte sich da mal jemand überzeugen lassen?).


    Stimmt!
    Was habe ich schon versucht, Leute von ASl zu überzeugen, aber wider alle Vernunft haben sich alle gesträubt ... ?(


    .


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

  • ist eben ein einfaches Beispiel; über die medizinische Wirksamkeit gibt es ja keine Zweifel mehr (auf Placebo-Niveau), doch gegen alle vorgelegten Beweise "glauben" viele Menschen sogar in den Industrienationen noch daran, es wäre wirksamer als das.
    Bei anderen Beispielen müßte man ja noch diskutieren, ob das wirklich so ist, aber bei der Homöopathie ist das Thema ja wissenschaftlich geklärt.

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  • Und wie ist dann die Wirksamkeit von Homöopathie bei Kindern zu erklären? Die kleinen wissen nicht welche homöopathischen Globuli sie bekommen und halten das für eine Nascherei und trotzdem hilft es. Da kann von einem Placeboeffekt nicht die Rede sein...aber gut...das gehört eigentlich nicht hier hin --> SCNR

    Ein Bild sagt mehr als 298 Wörter... :floet:

    Einmal editiert, zuletzt von velvre ()

  • Oh, wie schön. QED! :)
    Warum sollte der Placebo-Effekt nicht an Kindern (und übrigens an Tieren) funktionieren?


    Die Kinder kriegen das von ihren Eltern mit den Worten "Oh, Du hast Bauchweh? Nimm das Kügelchen, bald geht es Dir besser!"
    Bei 500 Kindern ist es ein homöopathisches Mittel, bei 500 Kindern eine Zuckerkugel, bei 500 Kindern wird einfach gar nichts gemacht und nur abgewartet.
    Ja, bei Kindern der Gruppe 1 und 2 zeigt sich ein meßbarer, unerklärlicher Heilungserfolg, der größer ist, als wenn man nichts macht. Aber das homöopathische Mittel ist in seiner Wirksamkeit, das zeigen zahlreiche Studien, dem Placebo nicht überlegen. Weil es ja auch im Grunde nichts anderes ist als ein Zuckerkügelchen...


    Und das funktioniert auch, wenn der Erwachsene, der dem Kind das Kügelchen gibt, selbst weiß, daß es nur ein Zuckerkügelchen ist...


    Übrigens interessant - bei erwachsenen erreicht der Placebo-Effekt eine Spitze, wenn die Empfänger selbst sich nicht sicher sind, ob es wirksam ist. Ich habe die Zahlen nicht mehr genau im Kopf, aber ich glaube, wenn man Patienten ein Medikament gibt und sagt, es helfe in 25%/50%/75%/100% aller Fälle (es ist immer ein Placebo!), dann hilft das der 75iger-Gruppe am meisten.
    Ich vermute, weil die 100er sich nicht so sehr "anstrengen" - sie gehen ja davon aus, daß das Medikament wirkt - und bei den 75ern ist die Chance hoch genug, um auf eine Wirkung zu hoffen. Oder so.


    Aber alles total OT.

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  • Hi,


    Ich denke ihr solltet die Diskussion im religions-Forum (unterforum: Wissenschaftliche Halbwahrheiten für Laien) weiterführen, was St. Peter noch einrichten muss.


    :)


    Atti

  • Zitat

    Original von velvre
    Und wie ist dann die Wirksamkeit von Homöopathie bei Kindern zu erklären? Die kleinen wissen nicht welche homöopathischen Globuli sie bekommen und halten das für eine Nascherei und trotzdem hilft es. Da kann von einem Placeboeffekt nicht die Rede sein...aber gut...das gehört eigentlich nicht hier hin --> SCNR


    Bitte mal lesen: GWUP: Erfolge der Homöopathie - nur ein Placeboeffekt?


    Danke.


    Gruß,
    dschises

  • Ach, ich diskutiere auch ganz gern. Und gehöre hoffentlich zu denjenigen, die nicht krampfhaft andere immer überzeugen wollen und die sich auch vom Gegenteil überzeugen lassen. Ich klinke mich in die Diskussion vor allem deswegen ein, weil es da gewisse "Parallelen" gibt (uiuiui, wie vielsagend). Los geht's!


    Mit der Wirksamkeit von Homöopathie verhält es sich ähnlich wie mit dem Spaß beim Spiel (siehe anderen Thread zur Grundsatzfrage "Macht ein Spiel soviel Spaß wie das andere?"): es sind viele Faktoren daran beteiligt; es gibt und kommt zu Wechselwirkungen, äußere und innere Bedingungen sind mitentscheidend, genauso bewusste und unbewusste Manipulation ...


    Wer nicht will, dass etwas wirkt, dem wird nicht geholfen. Und wer keinen Spaß haben will, hat auch nichts zu lachen. (Und das hat mit Glauben und Religion nichts zu tun!) Lebenserfahrung ist übrigens nicht nur eine Frage des Alters. Bestimmte Erfahrungen können bereits Kinder machen, die sie fürs Leben prägen, und die sie dann anderen Erwachsenen voraus haben (und die denen möglicherweise ihr ganzes Leben lang vorenthalten bleiben). Das können Lernfenster sein, die sich in späteren Jahren nicht mehr öffnen; das kann Empfindsamkeit sein, die langsam verkümmert ist; und das können genauso Erfahrungen sein, von denen "man" (Klein und Groß) profitiert, weil andere sie gemacht haben und die deshalb nicht wiederholt werden müssen.


    Im Zusammenhang mit der Frage des "Ethischen Spielens", war hier von Abstraktion die Rede. Abstraktion ist ein Filter. Etwas wird weggelassen. Bei Kriegsspielen ist das Weggelassene das wirklich erlebte Grauen. Nur deswegen kann man das überhaupt - friedlich - spielen, was ich eben darum auch für nicht verwerflich halte. Meist wird die grauenvolle Realität des Krieges als Kollateralschaden abgetan, um auf den vermeintlichen Nutzen (des Bombenabwurfs) zu verweisen; im Spiel kann sozusagen das Siegen genossen werden, ohne das dafür jemand zu Schaden kommen muss. Die wirkliche Bedeutung des (Nach-)Spielens von Sieg und Niederlage kann damit gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Wer im Spiel siegen gelernt hat, muss sich nicht unbedingt im "echten Krieg" beweisen (und umgekehrt).


    Da kann man sich beim Spiel auch darüber freuen, und Spaß daran haben, dass man aus der Vergangenheit gelernt hat und das Gefühl des Siegens von dem - in der Wirklichkeit - notwendigen Übel des Dazu-andere-Menschen-töten-Müssens befreit zu haben. Womit ich zur Wirksamkeit der Homöopathie komme, die unter bestimmten Voraussetzungen wirken KANN. Überzeugen will ich davon aber niemanden. Das hat etwas mit persönlicher Erfahrung zu tun ...
    E-)

  • Zitat

    Original von Gerrit
    Mit Gewaltlosigkeit hat noch nie jemand etwas erreicht. (Montgomery Burns)


    ???


    Hab ich den Joke nicht verstanden oder ist Gandhi ein Unbekannter?


    Falls ich den Joke nicht verstanden habe: Die Sompsons finde ich nicht gut/lustig und kenne sie daher nicht...

    Einmal editiert, zuletzt von ode ()

  • Hi


    Was min noch einfällt:


    Zitat

    Und dann kam noch: "Auf die ethische Aspekte achtest Du nicht bei Deinem Hobby!?" "Findest Du nicht auch, dass Gewalt schon genug die Welt beherrscht?"


    Hier unterstellt er dir ja direkt das du durch dein Hobby "die Gewalt in der Welt" unterstützt. Das ist imo ein starkes Stück.
    Das hätte ich mir mal genauer erklären lassen.


    Atti


  • Oder zurückgefragt:
    "Häh? Auf die Fresse oder was?!"
    :box:
    *)


    Edit: Ich kann den Typen nach der Erzählung einfach nicht ernst nehmen. Ehrlich nicht. Da tät es mich so in den Fingern jucken, den zu provozieren, um zu sehen, wie der wirklich drauf ist. Natürlich nicht mit dem o.g. Satz - das war ein Scherz - aber die Diskussion hätte ich mir gegeben.
    In eine ähnliche Richtung gingen früher schon viele Diskussionen, als ich noch History of War, ein 2. Weltkrieg Kartenspiel gespielt habe. Im Übrigen mit meiner Schwester, die überhaupt nicht nachvollziehen konnte, wie man denn solche "Greuel nachspielen kann"...

  • Gead:
    Ein guter Beitrag - Danke!
    Was mich an dem politisch korrekten Kollegen einfach stört, ist die inhärente Kritik in seinen Äußerungen bei der Vorstellung der Spielsammlung. Der Gegenüber wird indirekt - aber kaum verhüllt - als jemand gebrandmarkt, der einem primitiven Hobby nachgeht. Man selbst steht natürlich über den Dingen, hat sie durchschaut und bemitleidet den Anderen, der immer noch im Urschlamm menschlicher Leidenschaften und Fehler krebst.
    Das Leben muss in so einer Haltung ziemlich anstrengend sein, denn Wehe wenn der Panzer scheinbarer Überlegenheit einmal einen Kratzer erhält! Nach meiner Beobachtung sind solche Menschen im Kern oft zutiefst verunsichert. Keine Spur von Gelassenheit.

    Viel Spass beim Spielen!


    Andreas

  • @all: Danke für Eure teilweise sehr amüsanten Beiträge und den Exkurs in die Homöopathie.


    Gead: Dein Beitrag hat mir sehr gut gefallen!


    uferan: Genau!


    Ich lade ihn weder ein, noch werde ich mit ihm spielen - nächstesmal sind wir bei dem Pärchen eigneladen, da bin ich jetzt schon gespannt drauf.



    Zitat

    Original von ode


    ???
    Hab ich den Joke nicht verstanden oder ist Gandhi ein Unbekannter?
    Falls ich den Joke nicht verstanden habe: Die Sompsons finde ich nicht gut/lustig und kenne sie daher nicht...


    Ode, dass musst Du ja auch nicht. Gandhi ist natürlich kein Unbekannter und die Simpsons ist keine Trickfilmfamilie wie die Feuersteins. Und auf dieses Zitat zu kommen; genau DAS ist ja der Witz daran. Ein Multimillionär ignoriert die Existenz von Gandhi et al, um vor allem sein Machtstreben und die Unterdrückung z.B. seiner Mitarbeitern, der Herrschaft über die Stadt zu seinem alleinigen Nutzen zu rechtfertigen. Ich fand gerade diesen offensichtlichen Fehler amüsant. Die Simpsons sind voller Charaktere, die durch ihre Taten und ihr Verhalten die Schwächen, Inkonsequenz und Streben der Menschen persiflieren. Stets mit einem historischen oder aktuellem Seitenhieb auf reale Personen und Unternehmen. Man kann aber auch nur einen Trickfilm ohne Tiefgang darin sehen. :)
    LG
    Gerrit

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  • Attila, Dich hatte ich vergessen - sorry!


    Zitat

    Original von Attila
    Hier unterstellt er dir ja direkt das du durch dein Hobby "die Gewalt in der Welt" unterstützt. Das ist imo ein starkes Stück.
    Das hätte ich mir mal genauer erklären lassen.
    Atti


    Ja, nur meiner immensen Friedfertigkeit war es zu verdanken, dass ich ihn nicht die Mensch-ärger-Dich-nicht-Pöppel habe fressen lassen...!


    Spaß beiseite; ich habe ihn nicht ernst genommen. Zuerst dachte ich ja tatsächlich, dass er Humor hat und mich auf den Arm nehmen will. Als ich sein Gesicht dazu sah, wusste ich es besser. Würde er zu meinem festen Freundeskreis gehören, hätte ich das bestimmt angesprochen. Aber nicht bei einem Bekannten. Ich diskutiere nicht über meine Hobbys - warum auch? Sind ja meine. Mir ist ja auch egal, ob es seinen Gänseblümchen Schlaflieder vorsingt oder heimlich bei Doom Monster umbringt.

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  • Erschreckend finde ich gar nicht so sehr das bisher Diskutierte.


    Erschreckend finde ich, dass ein Gast im Hause eines Gastgebers derart arrogant agiert. Vermutlich wollte er sich gegenüber seiner Freundin als der ethisch Überlegene aufspielen. Denn, wenn ich dich richtig verstanden habe, waren seine Fragen rein rhetorisch und unterstellend - es gab kein wirkliches inhaltliches Gespräch.


    Ich möchte nun nicht meinerseits ihm als Menschen etwas unterstellen, aber sein Verhalten finde ich ethisch bedenklicher als jede Spielesammlung dieses Planeten. Ein kleiner Hinweis auf den kategorischen Imperativ und die Frage, wie er es fände, wenn du als sein Gast mal eben über seine lächerliche Weltverbesserer-Einrichtung inklusive Grundsatz-ideologischem Bücherregal ablästern würdest, hätte ihm vielleicht zu Denken gegeben.


    Leider ist aber die Fähigkeit zu selbständigem Denken nicht jedem Menschen gleichermaßen gegeben, bzw. in unterschiedlichem Maße aberzogen worden. Da das daraus folgende Mitläufertum alsbald zu einer gewissen Verbohrtheit führt, bleibt die Erkenntnis, dass es in jedem genügend großen, zufälligen Haufen von Menschen (Vielspieler, "Linke", Lehrer, Katholiken, Juden, Neuseeländer oder Schwule) im Durschnitt denselben Prozentsatz Arschlöcher gibt [Definition: Ein Arschloch ist etwas, aus dem eigentlich immer dasselbe rauskommt.].


    Ich bin mir nur noch nicht über den Prozentsatz klar.

    Es gibt keine guten oder schlechten Spiele. Nur Spiele, die mir liegen und welche, die nicht meine Tasse Tee sind.

  • als Grundsatzfrage ist klar: mir egal, worum ich spiele, ich kann von mir aus auch ein KZ Spiel zocken, mir geht es immer um die Strategie, ums Planen und sehen, ob etwas funktioniert.


    Zu den Vorfall da: mit solchen Leuten muss man ja seine kostbare Zeit nicht verplempern


    Nächste Session bei uns im Norden der Schweiz (Bei Interesse einfach melden): steht nix fest


    Meine Spiele: Twilight Imperium 3rd Edition, Shogun, Twilight Struggle, Der Ringkrieg 2. Edition, Im Wandel der Zeiten, Agricola, Dominant Species, Kohle, Thunderstone, Descent, Starcraft, Caylus

  • Zitat

    Original von Mr.Bundy
    als Grundsatzfrage ist klar: mir egal, worum ich spiele, ich kann von mir aus auch ein KZ Spiel zocken, mir geht es immer um die Strategie, ums Planen und sehen, ob etwas funktioniert.


    Zu den Vorfall da: mit solchen Leuten muss man ja seine kostbare Zeit nicht verplempern


    Jeder Mensch hat seine Grenzen. Persönlich find ich Kriegsspiele, in denen mein Großvater hätte dabei sein können, schon deutlich zu nah dran. Aber das mit dem KZ find ich ehrlich gesagt ganz schön widerlich. Guck doch mal, wie Du Dein KZ organisiert bekommst, wie Du die alten und kranken Häftlinge aussortierst. Ganz groß!
    Tut mir leid aber mit der Äußerung hast Du die Grenze des guten Geschmacks deutlich überschritten. Vielleicht, bevor man auf "Antwort erstellen" geht, nochmal kurz über das Geschriebene nachdenken und es im Zweifelsfall einfach sein lassen. Du darfst Deine Meinung natürlich frei äußern, aber Du musst es nicht.


    Zum Thema "Gutmensch"(komisch eigentlich, dass das ein Schimpfwort ist):
    Sich solche Gedanken zu machen finde ich durchaus legitim, auch wenn jemand Spiele mit einem bestimmten Thema nicht spielen will und das auch begründet, ist das ja voll in Ordnung. Diese bestimmte Person ist allerdings anscheinend ziemlich penetrant und besserwisserisch, würd ich auch nicht gerne viel Zeit mit verbringen (geschweige denn etwas spielen).

    "Etwas nicht tun zu können, ist kein Grund es nicht zu tun." - Gordon Shumway

  • Hallo Leololo23,


    so ein Spiel würde ich wahrscheinlich auch nicht spielen (Mitspieler?) - würde es jedoch nicht grundsätzlich ausschließen!
    Interessant finde ich aber, dass du direkt aus der Äußerung von Mr. Bundy schließt, dass es sich um die Leitung bzw. das managen einer solchen Einrichtung handelt - warum nicht ein Fluchtspiel, ähnlich Stalag 17 oder Alcatraz?


    Gruß
    Leonidas

    Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest
    uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl.

  • Zitat

    Original von Leonidas
    Hallo Leololo23,


    so ein Spiel würde ich wahrscheinlich auch nicht spielen (Mitspieler?) - würde es jedoch nicht grundsätzlich ausschließen!
    Interessant finde ich aber, dass du direkt aus der Äußerung von Mr. Bundy schließt, dass es sich um die Leitung bzw. das managen einer solchen Einrichtung handelt - warum nicht ein Fluchtspiel, ähnlich Stalag 17 oder Alcatraz?


    Gruß
    Leonidas


    Da hast Du tatsächlich recht! An ein Fluchtspiel habe ich gar nicht gedacht. Da läge der Fall völlig anders. Ich hoffe einfach mal, Bundy hatte auch in diese Richtung gedacht. Da oben hauptsächlich Spiele angesprochen wurden, in denen man selber Agressor/Supressor ist, war ich etwas beschränkt.
    Ich entschuldige mich, wenn ich das falsch interpretiert habe. Wenn Bundy aber auch in die gleiche Richtung gedacht hat wie ich, bleibe ich bei meiner geäußerten Abscheu.

    "Etwas nicht tun zu können, ist kein Grund es nicht zu tun." - Gordon Shumway