• Hat jemand von Euch schon die englische Version von Belfort gespielt und kann was zu diesem Spiel berichten?
    Im Januar soll ja bei Pegasus die deutsche Ausgabe erscheinen und deshalb würde es mich interessieren, ob sich ein Blick auf dieses Spiel lohnt?

  • Man könnte jetzt sagen, es ist ein typisches Worker-Placement-Spiel, bei dem man Auftragskarten erfüllt, in dem man Baustoffe sammeln und Gebäude baut, die dann wieder Mehrheiten in Stadtteilen ergeben sollen. So versucht man möglichst effektiv Siegpunkte zu scheffeln, günstige Gelegenheiten für einfach zu erreichende Mehrheiten (auch auf dem Baustoff-Sammelstätten) zu erreichen und das war es.


    Belfort ist für mich ein Eurogame ohne Ecken und Kanten. Fast schon ein wenig langweilig und gleichförmig, wenn man es in der Einsteigerversion spielt. Weil dort werden die wirklich interaktiven Gilden nicht benutzt, von denen vor Spielbeginn immer vier auf dem Plan für das Spiel ausliegen und damit entscheidend das Spiel verändern.


    Mal gibt es mehr Rohstoffe (was eine eher langweiligere Partie fördert), mal kann man Mitspielern Gold klauen, so dass damit auch die Spielreihenfolge interessant wird: Komme ich vor dem am Zug, der mir Gold klauen könnte und wie wichtig ist es mir, die Spielreihenfolge mit Worker-Einsatz zu verändern, wo ich doch zuerst was anderes machen wollte. Oder stürze ich mich direkt auf die Diebesgilde, weil dann klaue ich und nicht jemand bei mir. In manchen Partien stürzen sich die Mitspieler auf die Gilden-Gebäude (die dann jede Runde Einnahmen bringen), in anderen Runden scheint anderes wichtiger.


    Damit ist eigentlich jede Partie anders und auch unterschiedlich spannend, je nach Spielrunde und Gildenauswahl. Darüber kann man das Spiel vorab seiner Spielrunde anpassen. Im Kern muss man aber Worker-Placement- und Mehrheiten-Spiele mögen.


    Einziger Nachteil kann die Downtime sein. Man setzt zwar reihum alle seine Arbeiter ein, was dann meist recht fix geht. Aber dann ist jeder Spieler in Spielreihenfolge dran, um alle seine Arbeiter auf dem Spielplan am Stück auch auszuwerten und agieren zu lassen. Bei fünf Spielern kann das schon mal dauern, wenn man erst als fünfter Spieler am Zug ist. Da sich die Mehrheitsverhältnisse auch geändert haben, bis man selbst am Zug ist, kann man nur bedingt vorausplanen. Spätestens in den Runden vor den Mehrheits-Wertungen könnte man jetzt alle möglichen Optionen durchrechnen, was je nach Denkschnelle länger dauern kann. Da muss man sich selbst disziplinieren oder klare zeitliche Vorgaben machen.


    Im Zweifel lieber zu dritt spielen, wenn Optimierer mit Denkstarre am Tisch sitzen, weil über die x-fache Spielzeit trägt Belfort dann auch nicht. Locker und zügig gespielt, ohne sich zu hetzen, können aber auch Fünfer-Runden Spass machen.


    Cu / Ralf

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  • Also das hört sich doch alles schon mal sehr gut an!
    Das mit den Gilden finde ich ja sehr interessant - und da ich Worker-Placementspiele meist sehr gerne mag, werde ich dann wohl doch mal einen Blick drauf werfen.
    Bin schon gespannt, wann es in der deutschen Version im Handel zu finden sein wird.

  • Vor ein paar Wochen gab es die englische Version von Tasty Minstrel Games bei Amazon für rund 25 Euro (wenn ich mich richtig erinnere). Eventuell widerholt sich dieser Schnäppchenpreis mal wieder. Amazon ist da recht sprunghaft mit den Preisen - aktuell wieder bei 41,27 Euro. Wer denkt sich diese Preise aus?

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  • Heute gibts Belfort (TMG) bei amazon wieder für ~ 33 Eur. Ich habs mir jetzt bestellt. Hatte mich schon länger interessiert, war jedoch bislang am internationalen Versand gescheitert bzw. wars bei den paar deutschen Händlern, die es im Sortiment hatten, dann doch zu teuer. Freue mich, dass ich die TMG-Version bekommen habe, bei der Pegasus-Version find ich das Cover nämlich nicht so schön (wie leider so oft...).

  • BELFORT
    Auf der formal-spielmechanischen Ebene ist BELFORT ein unaufgeregtes Arbeitereinsetz – und Mehrheitenspiel. Auf der Ebene des inneren Kindes jedoch ist BELFORT ein kleiner, großer Zauber. Man hantiert mit Elben, Zwergen und holt sich Gnome zu Hilfe, um sich über den Bau von allerhand Gebäuden in der eigenen Auslage Plätze und Mehrheiten in der kleinen, fünfwinkligen Stadt Belfort zu sichern. Bei allen gewohnten Mechanismen, die womöglich begrenzt variable Strategien zu bieten scheinen, strahlt das Spiel durch die spieltechnischen Ritzen etwas sehr Lichtes, Verspieltes, Kindliches und Liebevolles, das es mir persönlich eine wahre Freude ist. Betrachtet man jedoch nur das rein funktionale Geschehen wird man wenig Neues finden. BELFORT ist für mich daher eine Frage der Liebe. Die deutsche Ausgabe von Pegasus, die sich seit Oktober verschlafen immer wieder nach hinten schiebt und sich auf einem tuckernden Fischkutter von China nach Deutschland im Millimetertempo vorwärts zu bewegen scheint, unterscheidet sich, soweit mir bekannt, nur in der Covergestaltung und gefällt mir sogar geschmacklich besser als das Original von TMG. BELFORT ist exakt das wunderbare Brettspiel, das ich mir vom Christkind gewünscht hätte.

  • Für mich hat Belfort zumindest ein Element, das mir neu war: Dass es in einem Arbeitereinsatzspiel unterschiedliche Arten von Arbeitern gibt. Kennt ihr Spiele, wo das vorher schon so war?


    Zitat

    Original von Flundi
    Die deutsche Ausgabe von Pegasus, die sich seit Oktober verschlafen immer wieder nach hinten schiebt und sich auf einem tuckernden Fischkutter von China nach Deutschland im Millimetertempo vorwärts zu bewegen scheint, unterscheidet sich, soweit mir bekannt, nur in der Covergestaltung und gefällt mir sogar geschmacklich besser als das Original von TMG.


    Der Fischkutter ist nicht langsamer als andere Containerschiffe. Er musste aber vor seinem Ablegen noch mehrere Wochen darauf warten, dass auch polnische Mitreisende an Bord dürfen. ;)


    Pegasus hatte die Daten pünktlich abgegeben, so dass die Spiele im Oktober hätten in Essen sein können. Aber es handelt sich um eine Gemeinschaftsproduktion von 4 Verlagen, und der polnische Partner hat seine Daten leider viel zu spät abgegeben. Darauf mussten alle anderen Partner leider warten. Die Spiele treffen täglich in Deutschland ein, aber bis sie durch den Zoll sind, ist das Pegasus-Lager schon in Urlaub. Deshalb kommt das Spiel erst im Januar in die Läden.

  • Zitat

    Original von Thygra
    Für mich hat Belfort zumindest ein Element, das mir neu war: Dass es in einem Arbeitereinsatzspiel unterschiedliche Arten von Arbeitern gibt. Kennt ihr Spiele, wo das vorher schon so war?


    Ich meine mich zu erinnern, das es bei Maestro Leonardo (deutsch bei abacus) Meister und Lehrlinge mit unterschiedlichen Wertigkeiten gab. Und bei Manhattan Project (kommt vielleicht auf deutsch bei Queen Games) hat man sogar drei verschiedene Arten von Arbeitern, die ähnlich wie in Belfort auf verschiedene Aufgaben beschränkt sind.

  • Zitat

    Original von Thygra
    Für mich hat Belfort zumindest ein Element, das mir neu war: Dass es in einem Arbeitereinsatzspiel unterschiedliche Arten von Arbeitern gibt. Kennt ihr Spiele, wo das vorher schon so war?


    Ich kenne belfort nicht, aber in Age of Empires 3 gab es zumindest auch Spezialisten.

  • Die deutsche Belfort-Version ist für rund 32,50 Euro bei diversen Versendern gelistet, teils teurer und erst 2013 lieferbar. Die englische Belfort-Version kostet aktuell wieder 31,83 Euro bei Amazon und ist im Spielablauf eher sprachneutral gehalten bzw mit Englisch-Grundwissen zu meistern. Das Warten lohnt sich meiner Meinung eigentlich nur, wenn man zwingend eine deutsche Version braucht.


    Den Orginalitätspreis wird Belfort aber in keiner Version gewinnen. Hat man so in der Art schon in diversen anderen Spielen gesehen. Aber die gelungene Kombination der Mechanismen gepaart mit dem eleganten Design macht es für mich spielenswert - in passender Runde.


    Cu / Ralf

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