Am Mittwoch habe ich mich zusammen mit einem Freund einmal an "Andean Abyss" von GMT gewagt.
Höchste Zeit, da mit "Cuba Libre" und "A Distaint Plain" ja bereits weitere Spiele kurz vor der Auslieferung stehen, die das gleiche Spielsystem aufgreifen und vom gleichen Autoren stammen.
Das Szenario "Kolumbien" in den 90er Jahren spricht mich zugegebener Maßen nicht sofort an. Wahrscheinlich ein Grund, warum das Spiel bisher bei mir nicht auf den Tisch kam.
Wir haben zum Kennenlernen ohne die Flow-Chart-Non-Player-Variante gespielt, um ein Gefühl für die unterschiedlichen Fraktionen und deren Handlungsspielräume zu bekommen. So musste jeder Spieler 2 Fraktionen kontrollieren.
Die Spielmechanismen sind relativ einfach und intuitiv: Aufgedeckte Spielkarten (übrigens in einer tollen Qualität, wie der Rest des Spiels auch) geben vor, in welcher Zugfolge die Fraktionen zum Zug kommen können. Allerdings mit der Einschränkung, dass pro Karte im Normalfall immer nur 2 Fraktionen eigene Aktionen durchführen können. Fraktionen die in einer Runde aktiv waren, sind in der folgenden Runde blockiert und können nicht reagieren. Dieser Kunstgriff macht viele Entscheidungen knifflig und vorausschauendes Planen erforderlich. Ich erwarte jedoch auch ein gewisses Maß an Chaos. Wie ist die Situation auf dem Spielbrett, wenn ich mit meiner Fraktion wieder am Zug bin? Kann ich meinen Plan verwirklichen oder haben die lieben Mitspieler dazwischen gefunkt?
Wir haben aus Zeitgründen und weil wir eben nur zu zweit waren, dass Spiel nach der 2. Propagandarunde abgebrochen. Bis zu diesem Zeitpunkt haben wir wohl alle möglichen Aktionen einmal ausprobiert und die Konsequenzen unseres Tun gespürt und erlebt.
Mein erstes, frühes Fazit: Selten hat mich in den letzten Monaten ein Spiel der Art gefesselt, angesprochen und mehr versprochen als "Andean Abyss". Die Regeln sind verständlich, nachvollziehbar und angenehm kurz (nur 11 Seiten). Das Spiel braucht auf dem Tisch nicht viel mehr Platz, als für den Spielplan selbst. Nach kurzer Zeit hat man ein gewisses Gefühl für die Situation auf dem Spielplan entwickelt und versucht, seine Position zu verbessern (z.B. mehr Ressourcen zu sammeln oder mehr Polizei, Truppen oder Guerilla zu platzieren, den "Feind" an der einen oder anderen Stelle zu schwächen). Die Downtime ist gering und man hat ständig etwas zu tun. Ich kann Druck auf die Gegenspieler ausüben, schwäche mich dafür aber an anderer Stelle. Ich provoziere mit meinen Handlungen, die gegnerischen Fraktionen zu Reaktionen (actio = recatio). Gut gefallen mir dabei, die asynchronen Siegbedingungen. Der eine muss Ressourcen in Höhe x haben, der andere benötigt mehr Basen als der Dritte oder es werden x Basen und y Resourcen für den Sieg benötigt. Es folgt ein ständiges Hin- und Herwogen. Gleichzeitig ist das Spielmaterial (Basen und Einheiten) begrenzt, sodass man nicht in der Lage ist, Kolumbien mit schierer Masse unter Kontrolle zu bringen, sondern muss insbesondere im Falle der Gegenspieler der Regierung, seine Einheiten sinnvoll und vorausschauend platzieren. Ähnlichkeiten zu "Labyrinth" und einer Prise "Dominant Species" sind vorhanden, aber in einer Form, die "Andean Abyss" aus meiner Sicht sehr gut tun. Denn die beiden erstgenannten Spiele, haben sich nicht in meiner Sammlung gehalten.
Ich freue mich auf jeden Fall sehr, ganz bald das Spiel einmal zu viert anzugehen.