Da es mir bei einem Vergleich aktueller Spiele (in diesem Beispiel Concordia und Glück Auf) besonders aufgefallen ist, wie unterschiedlich die Güte des Spielmaterials ist, möchte ich dazu mal einen Faden eröffnen.
Nach Essen '13 sind bei mir neben anderen Spielen Concordia und Glück Auf eingetroffen. Glück Auf kam bereits vor Essen bei mir an, da ich es in der Holzbox gekauft habe und Concordia hatte ich schon mehrere Monate vor Essen direkt beim PD-Verlag vorbestellt, da ich bisher alle Mac Gerdts Spiele besitze und schätze. An diesen beiden Spielen wurde mir aber mal wieder klar, wie unterschiedlich die Qualität des Spielmaterials sein kann bei Preisen in etwa gleicher Größenordnung.
Vorweg sei noch gesagt, dass ich beide Spiele als Spiel sehr gut finde und es hierbei nur um eine Bewertung des Spielmaterials geht!
Beginnen möchte ich mit Concordia: Neben einem doppelseitig bedrucktem Spielplan gibt es viel weiteres Spielmaterial. Alle Stanzteile sind aus ausreichend dicker Pappe, lassen sich gut aus den Bögen lösen und hinterlassen eben aufgrund ihrer Dicke einen wertigen Eindruck. Zudem gibt es 2 identische Kartendecks (in deutsch und englisch) in ebenso guter Qualität und Größe. Der Rest des Spielmaterials besteht aus einem Haufen Holz und dies meine ich sehr lobend! Angefangen bei den Kolonisten, über Schiffe und Häuser bis hin zu den einzigartigen Waren. Die Kolonisten heben sich von den Standardmeeples ab, die Häuser und Schiffe sind unverkennbar als solche zu erkennen. Die Waren sind allerdings der Hammer, denn jede Ware ist nicht nur durch eine unterschiedliche Farbe gekennzeichnet, sondern auch durch ihre eigene Form. Nahrung hat die Form eines Ährenbündels, Wein kommt in einer "Weinkanne" (die genaue Bezeichnung fällt mir gerade nicht ein) daher. Mir ist bewusst, dass sicherlich nicht alle diese Teile speziell für das Spiel hergestellt wurden sondern auf bestehende Formen zurückgegriffen wurde (zum Beispiel sind mir die Ährenbündel bereits aus "Schweineband" von HiG bekannt), aber es wertet das Spielgefühl nocheinmal deutlich auf, als wenn ich nur mit andersfarbigen Holzklötzchen hantiere.
Ein deutlicher Gegensatz dazu ist das Spiel Glück Auf. Zugegeben, der zentrale Spielplan, auf dem die Arbeiter eingesetzt werden, ist ausreichend und ebenso von guter Qualität. Die Spielertableaus mit den Fördertürmen sind ebenso ausreichend dick. Selbst die Auftragskarten halte ich für brauchbar, denn ihre (kleine) Größe reicht völlig aus um die 3 Informationen jeder Karte (Siegpunkte, benötigte Kohle und Transportmittel) in lesbarer Größe darzustellen. Größere Karten hätten einen deutlich größeren Platzbedarf vor dem Spieler und auf dem zentralen Spielplan zur Folge. Die Kartenqualität ist in Ordnung. Damit enden dann aber auch bald schon die eher positiven Materialbeschreibungen. Lediglich die Kohleklötzchen könnte man noch dazu zählen, es sind eben Quader unterschiedlicher Farbe für unterschiedliche Kohlesorten, aber wie soll man Kohle sonst auch darstellen, von daher möchte ich das nicht negativ bewerten. Die Arbeiter zum Einsetzen sind einfach nur Holzzylinder mit einer 6-eckigen Grundfläche. Noch nicht einmal die Standard Carcassonne-Meeple wurden verwendet, denn selbst die hätte ich in diesem Fall besser gefunden, Die Arbeiter so könnten auch locker als Holzfässer durchgehen. Ein weiterer Kritikpunkt am Material sind die Lorenplättchen. Diese sind nämlich nur aus halb so dicker Pappe wie der Förderturm. Gerade diese Plättchen werden in dem Spiel am meisten bewegt. Erst werden sie gemischt, dann gestapelt, danach auf die entsprechenden Aktionsfelder gelegt, um dort von den Spielern gekauft und in das jeweilige Bergwerk gelegt zu werden. Insbesondere beim Mischen hätte dickere Pappe nicht geschadet, aber auch sonst fühlen sich die dünnen Plättchen nicht wertig an und diese hat der Spieler öfter mal zwischen den Fingern. Dass das innere vom Förderschacht nicht so dick sein darf wie der Förderturm ist verständlich, denn sonst würder der Förderkorb nicht schön in dem Schacht laufen. Die Schachteinlage biegt sich zudem bei mir, so dass der Förderkorb entweder in der Mitte des Stollens oder am obersten und untersten Punkt keine Führung mehr hat. Aber warum sind die Lorenplättchen auch aus der dünnen Pappe? Der letzte und sicherlich größte Kritikpunkt an dem Material ist für mich das Geld. Das Geld ist unterteilt in 1, 2 und 5 DM Scheine. Das zu dieser Zeit Scheine authentischer wirken als Münzen mag ja sein, aber dann bitte in ausreichend guter Qualität. Die Banknoten sind bis auf die Zahlen fast identisch und somit sehr schwer auseinander zu halten. Zudem ist das Papier wirklich sehr dünn und man möchte das Geld zum Bezahlen am liebsten nicht anfassen. Wenn die Banknoten so ähneln, warum denn nicht für die 3 unterschiedlichen Scheine 3 unterschiedliche Farben wählen? Dies hätte meiner Meinung nach schon ungemein geholfen und das Bezahlen oder Auszahlen deutlich vereinfacht, für alle Beteiligten. Wegen mir hätten die Scheine dann auch in der eher minderen Qualität bleiben dürfen, wären aber deutlich besser zu unterscheiden gewesen. Ziehe ich dagegen das Geld von Imperial (PD-Verlag, egal ob Imperial oder Imperial 2030) zum Vergleich heran, dann ist das wirklich mehr als traurig, was eggertspiele sich hier leistet.
Das eggertspiele auch anders kann, wurde mit "Die Speicherstadt" bewiesen. Dort finden sich wirklich dicke Pappmünzen, ein großer Satz Karten in guter Qualität , ein zentrales Spielbrett und vor allem auch Arbeiter, die ansatzweise wie Menschen aussehen, im Spiel wieder. Warum wurden bei Speicherstadt menschenähnliche Arbeiter genommen, die nur zum Bieten verwendet werden, bei Glück Auf dagegen irgendwelche Zylinder? Zudem gab es in der Erweiterung von Speicherstadt Echtmetallmünzen die (wenn ich richtig informiert bin) eigens für das Spiel hergestellt wurden. Damit hat doch eggertspiele bewiesen, dass es geht, wenn sie nur wollen.
Der PD-Verlag ist ja eigentlich ein Buchverlag, der aber auch Spiele von Mac Gerdts (und bisher nur von ihm) verlegt. Warum schafft es ein solcher Verlag Spiele mit einem so guten Material herauszubringen, wenn ein reiner Spieleverlag wie eggertspiele (sicherlich als Kleinverlag zu bezeichnen) zwar auch spielerisch gute Spiele herausbringt, das Material aber in manchen Punkten deutlich zu wünschen übrig lässt?