Spielausstattungen unterschiedlicher Verlage im Verhältnis zum Preis

  • Da es mir bei einem Vergleich aktueller Spiele (in diesem Beispiel Concordia und Glück Auf) besonders aufgefallen ist, wie unterschiedlich die Güte des Spielmaterials ist, möchte ich dazu mal einen Faden eröffnen.


    Nach Essen '13 sind bei mir neben anderen Spielen Concordia und Glück Auf eingetroffen. Glück Auf kam bereits vor Essen bei mir an, da ich es in der Holzbox gekauft habe und Concordia hatte ich schon mehrere Monate vor Essen direkt beim PD-Verlag vorbestellt, da ich bisher alle Mac Gerdts Spiele besitze und schätze. An diesen beiden Spielen wurde mir aber mal wieder klar, wie unterschiedlich die Qualität des Spielmaterials sein kann bei Preisen in etwa gleicher Größenordnung.
    Vorweg sei noch gesagt, dass ich beide Spiele als Spiel sehr gut finde und es hierbei nur um eine Bewertung des Spielmaterials geht!


    Beginnen möchte ich mit Concordia: Neben einem doppelseitig bedrucktem Spielplan gibt es viel weiteres Spielmaterial. Alle Stanzteile sind aus ausreichend dicker Pappe, lassen sich gut aus den Bögen lösen und hinterlassen eben aufgrund ihrer Dicke einen wertigen Eindruck. Zudem gibt es 2 identische Kartendecks (in deutsch und englisch) in ebenso guter Qualität und Größe. Der Rest des Spielmaterials besteht aus einem Haufen Holz und dies meine ich sehr lobend! Angefangen bei den Kolonisten, über Schiffe und Häuser bis hin zu den einzigartigen Waren. Die Kolonisten heben sich von den Standardmeeples ab, die Häuser und Schiffe sind unverkennbar als solche zu erkennen. Die Waren sind allerdings der Hammer, denn jede Ware ist nicht nur durch eine unterschiedliche Farbe gekennzeichnet, sondern auch durch ihre eigene Form. Nahrung hat die Form eines Ährenbündels, Wein kommt in einer "Weinkanne" (die genaue Bezeichnung fällt mir gerade nicht ein) daher. Mir ist bewusst, dass sicherlich nicht alle diese Teile speziell für das Spiel hergestellt wurden sondern auf bestehende Formen zurückgegriffen wurde (zum Beispiel sind mir die Ährenbündel bereits aus "Schweineband" von HiG bekannt), aber es wertet das Spielgefühl nocheinmal deutlich auf, als wenn ich nur mit andersfarbigen Holzklötzchen hantiere.


    Ein deutlicher Gegensatz dazu ist das Spiel Glück Auf. Zugegeben, der zentrale Spielplan, auf dem die Arbeiter eingesetzt werden, ist ausreichend und ebenso von guter Qualität. Die Spielertableaus mit den Fördertürmen sind ebenso ausreichend dick. Selbst die Auftragskarten halte ich für brauchbar, denn ihre (kleine) Größe reicht völlig aus um die 3 Informationen jeder Karte (Siegpunkte, benötigte Kohle und Transportmittel) in lesbarer Größe darzustellen. Größere Karten hätten einen deutlich größeren Platzbedarf vor dem Spieler und auf dem zentralen Spielplan zur Folge. Die Kartenqualität ist in Ordnung. Damit enden dann aber auch bald schon die eher positiven Materialbeschreibungen. Lediglich die Kohleklötzchen könnte man noch dazu zählen, es sind eben Quader unterschiedlicher Farbe für unterschiedliche Kohlesorten, aber wie soll man Kohle sonst auch darstellen, von daher möchte ich das nicht negativ bewerten. Die Arbeiter zum Einsetzen sind einfach nur Holzzylinder mit einer 6-eckigen Grundfläche. Noch nicht einmal die Standard Carcassonne-Meeple wurden verwendet, denn selbst die hätte ich in diesem Fall besser gefunden, Die Arbeiter so könnten auch locker als Holzfässer durchgehen. Ein weiterer Kritikpunkt am Material sind die Lorenplättchen. Diese sind nämlich nur aus halb so dicker Pappe wie der Förderturm. Gerade diese Plättchen werden in dem Spiel am meisten bewegt. Erst werden sie gemischt, dann gestapelt, danach auf die entsprechenden Aktionsfelder gelegt, um dort von den Spielern gekauft und in das jeweilige Bergwerk gelegt zu werden. Insbesondere beim Mischen hätte dickere Pappe nicht geschadet, aber auch sonst fühlen sich die dünnen Plättchen nicht wertig an und diese hat der Spieler öfter mal zwischen den Fingern. Dass das innere vom Förderschacht nicht so dick sein darf wie der Förderturm ist verständlich, denn sonst würder der Förderkorb nicht schön in dem Schacht laufen. Die Schachteinlage biegt sich zudem bei mir, so dass der Förderkorb entweder in der Mitte des Stollens oder am obersten und untersten Punkt keine Führung mehr hat. Aber warum sind die Lorenplättchen auch aus der dünnen Pappe? Der letzte und sicherlich größte Kritikpunkt an dem Material ist für mich das Geld. Das Geld ist unterteilt in 1, 2 und 5 DM Scheine. Das zu dieser Zeit Scheine authentischer wirken als Münzen mag ja sein, aber dann bitte in ausreichend guter Qualität. Die Banknoten sind bis auf die Zahlen fast identisch und somit sehr schwer auseinander zu halten. Zudem ist das Papier wirklich sehr dünn und man möchte das Geld zum Bezahlen am liebsten nicht anfassen. Wenn die Banknoten so ähneln, warum denn nicht für die 3 unterschiedlichen Scheine 3 unterschiedliche Farben wählen? Dies hätte meiner Meinung nach schon ungemein geholfen und das Bezahlen oder Auszahlen deutlich vereinfacht, für alle Beteiligten. Wegen mir hätten die Scheine dann auch in der eher minderen Qualität bleiben dürfen, wären aber deutlich besser zu unterscheiden gewesen. Ziehe ich dagegen das Geld von Imperial (PD-Verlag, egal ob Imperial oder Imperial 2030) zum Vergleich heran, dann ist das wirklich mehr als traurig, was eggertspiele sich hier leistet.


    Das eggertspiele auch anders kann, wurde mit "Die Speicherstadt" bewiesen. Dort finden sich wirklich dicke Pappmünzen, ein großer Satz Karten in guter Qualität , ein zentrales Spielbrett und vor allem auch Arbeiter, die ansatzweise wie Menschen aussehen, im Spiel wieder. Warum wurden bei Speicherstadt menschenähnliche Arbeiter genommen, die nur zum Bieten verwendet werden, bei Glück Auf dagegen irgendwelche Zylinder? Zudem gab es in der Erweiterung von Speicherstadt Echtmetallmünzen die (wenn ich richtig informiert bin) eigens für das Spiel hergestellt wurden. Damit hat doch eggertspiele bewiesen, dass es geht, wenn sie nur wollen.


    Der PD-Verlag ist ja eigentlich ein Buchverlag, der aber auch Spiele von Mac Gerdts (und bisher nur von ihm) verlegt. Warum schafft es ein solcher Verlag Spiele mit einem so guten Material herauszubringen, wenn ein reiner Spieleverlag wie eggertspiele (sicherlich als Kleinverlag zu bezeichnen) zwar auch spielerisch gute Spiele herausbringt, das Material aber in manchen Punkten deutlich zu wünschen übrig lässt?

  • Eine interessante Fragestellung, besonders in Anbetracht der doch erheblichen Qualitätsunterschiede bei ähnlichem Preis, die ich aber eher bei einem Vergleich zwischen einem Kleinverlag und einem der wirklich großen fruchtbar gefunden hätte.


    Vielleicht sollte man an dieser Stelle noch anmerken, das die Stärke von Pappe nichts über ihre Qualität und Haltbarkeit aussagt und auch die Dicke der einzelnen Stanztableaus sich auf die Zusammensetzung eines Spiels auswirken kann. Weil ab einer gewissen Materialfülle geht es in den Standard-Euroschachtel einfach nicht mehr siehe Caverna.


    Außerdem spielen hier Sprachunabhängigkeit und damit natürlich Auflagengröße (mit unterschiedlichen Sprachpartnern) eine sehr wichtige Rolle.

  • Vielleicht sollte man an dieser Stelle noch anmerken, das die Stärke von Pappe nichts über ihre Qualität und Haltbarkeit aussagt und auch die Dicke der einzelnen Stanztableaus sich auf die Zusammensetzung eines Spiels auswirken kann. Weil ab einer gewissen Materialfülle geht es in den Standard-Euroschachtel einfach nicht mehr siehe Caverna.


    Die Materialfülle von Caverna erreichen beide Spiele aber nicht. Was das Material angeht sind beide ähnlich ausgetstattet würde ich sagen. Die Dicke der Pappe ist nicht alles, aber sicherlich hält ein Plättchen aus dicker, aber qualitativ eher schlechter Pappe mehr aus als ein Plättchen, das nicht viel dicker ist als normales Druckerpapier (auch wenn das jetzt überspitzt formuliert ist). Von der Möglichkeit zu mischen gar nicht erst zu sprechen.


    Außerdem spielen hier Sprachunabhängigkeit und damit natürlich Auflagengröße (mit unterschiedlichen Sprachpartnern) eine sehr wichtige Rolle.


    Auch hier ähneln sich die beiden genannten Spiele, denn das Material ist bis auf das Kartendeck bei Concordia völlig sprachneutral. Und selbst da liegt das englische UND das deutsche Deck in einer Schachtel, also ist bei beiden Sprachunabhängigkeit gegeben.

  • Also zunächst muß ich ein wenig widersprechen, denn betrachtet man den regulären und nicht den Messepreis, dann kann man die Spiele schon nicht mehr ganz so gut miteinander vergleichen bzw. könnte dies den von dir genannten Qualitätsunterschied erklären. Der reguläre Preis für Spiele vom PD Verlag beträgt nämlich 43,00 € während man Glück auf für 33-35 € kaufen kann.


    Aus meiner Sicht erklärt dies durchaus mögliche Qualitätsunterschiede, wobei ich das hier nicht so eng sehe und Glück auf, bis auf das Geld, gut finde, was das Material angeht. Carcassonne-Meeple oder andere finde ich als Arbeiter nicht so gut. Viele Worker-Placement-Spiele verwenden irgendwelche "Pöppel" als Arbeiter, das ist nicht ungewöhnlich (z. B. Caylus).
    Außerdem darf man hier nicht unterschätzen, dass eggertspiele zwar zunehmend erfolgreich aber deshalb noch lange nicht zu den "großen" Spieleverlagen gehört. In meinen Augen ist eggerspiele ein nicht mehr ganz so kleiner und sympathischer Verlag.


    Und was das Spielgeld angeht...vielleicht produzieren die Plastikhüllenhersteller demnächst "Sleeves" für Spielgeldscheine? ;)

    Ein Bild sagt mehr als 298 Wörter... :floet:

  • In diesem speziellen Fall wäre eine Frage noch zu stellen: Wie viel möchte oder muss der Herausgeber verdienen? Keine Ahnung wie gut es dem PD Verlag so geht, aber die Spiele von Mac laufen dort ja nur nebenher. Missionskritisch ist das nicht, da kann man durchaus anders kalkulieren als es Eggert machen muss.


    "Weinkanne" (die genaue Bezeichnung fällt mir gerade nicht ein)

    Spiel mal in der BSW Attika und lass dir ein wenig Zeit mit deinem Zug. Wenn du Letzteres etwas häufiger machst, wirst du das Wort "Amphore" nie mehr vergessen ;)

  • Ich persönlich denke, das weder der PD-Verlag und schon gar nicht eggertspiele +/- 0 aus der Sache rausgehen möchten, das ist klar. Der PD-Verlag hat ein weiteres Standbein und alle 2 Jahre ein Spiel von Mac Gerdts würde nicht ausreichen. eggertspiele hat dagegen aber auch deutlich mehr Spiele und bringt jedes Jahr mehrere Neuheiten heraus. Der PD-Verlag ist sicherlich auch kein Großverlag und die Auflagen von wissenschaftlichen Lehrbüchern ist vermutlich auch nicht so riesig.
    Gerade bei eggertspiele als reinen Spieleverlag hätte ich mir mehr "Herzblut" bei dem Spielmaterial gewünscht. Das gilt nicht nur allein für eggertspiele und sicherlich auch nicht für alle deren Spiele, aber es mir eben gerade bei den beiden genannten besonders aufgefallen. Hätte der PD-Verlag ein Spiel mit der Materialqualität von Glück Auf herausgebracht, hätte ich es vermutlich abgetan mit: "Naja, es ist eben ein Buchverlag, der nur alle Jubeljahre ein Spiel heraus bringt, die wissen das eben nicht besser." Umso erstaunter bin ich, dass dieser Verlag immer aufs neue auch durch sein Materialqualität überzeugen kann.


    Wie weiter oben schon erwähnt, mag ich beide Spiele sehr und die Qualität des Materials hätte nicht direkt Einfluß auf das Spielgeschehen. Glück Auf funktioniert auch so mit mittelmäßigem Material. Aber für das Spielgefühl beim Spielen wäre es meiner Meinung nach deutlöich besser gewesen, wenn bessere Komponenten verwendet worden wären.

  • Glück Auf funktioniert auch so mit mittelmäßigem Material. Aber für das Spielgefühl beim Spielen wäre es meiner Meinung nach deutlich besser gewesen, wenn bessere Komponenten verwendet worden wären.


    Der Prototyp in Herne gespielt hatte noch besseres Material bei dem Förderkorb-Schacht. Vor zwei Wochen eine Partie mitgespielt mit der Verkaufsversion und da bogen sich die Spielerschacht-Pläne durch und auch die Schächte wollten nicht plan liegen, so dass der Förderkorb nicht wirklich einwandfrei laufen konnte. Schade eigentlich. So bleibt meiner Meinung nach ein gutes Spiel (mit fast schon zu rund durch-designtem Spielablauf) mit mittelmässigen Material übrig. Bietet die Deluxe-Version in der Holzbox da mehr?

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Bietet die Deluxe-Version in der Holzbox da mehr?


    Nein, leider nicht. Das Material in der Holzbox ist identisch mit dem in der normalen Verkaufsversion. Ich habe mich schon geärgert, denn es werden 15 Euro mehr nur für eine Holzbox und die 5 Phasenkarten bezahlt. Die Phasenkarten bieten spieltechnisch meiner Meinung nach so gut wie keinen Mehrwert (ich spiele ohne) und die Holzbox haut mich auch nicht vom Hocker.

  • die Holzbox ist eben die Holzbox wie auch bei Cuba, Grand Cru und im Schutze der Burg. Eben ein Gimmick für Sammler, aber das wußtest Du doch sicher vorher, oder?


    Dem ist so nur scheinen Sie diesmal bei der Fertigung etwas anders gemacht zu haben da diese Version diesmal nicht so stinkt.


    Ich finde die Holzbox nett. Aber es stimmt die Pappe biegt sich etwas durch. Eventuell wurde die Folie zu stramm auf die Pappe geklebt.


    MfG
    fleXfuX

    Wer die Weisheit mit Löffeln gegessen hat, neigt zu geistigem Durchfall.

  • Wenn sich Stanzteile biegen, dann einfach umdrehen, auf eine kalte Tischplatte legen und von oben mit einer warmen Lampe bestrahlen.


    Da klebt nun mal ein Papier auf einer Pappe, das sind zwei verschiedene Stoffe. Wer weiß, wie ein Bimetall funktioniert (Physik, gefühlte 5. oder 6. Klasse), versteht auch, dass Stanzteile sich verbiegen können.

  • Wenn sich Stanzteile biegen, dann einfach umdrehen, auf eine kalte Tischplatte legen und von oben mit einer warmen Lampe bestrahlen.


    Vor, während oder nach einer Partie? :)


    Gut gemeinter Tipp, nur scheinen manche Pappteile (je nach Form, Grösse, Pappsorte, Kleberart oder was noch?) für dieses Verbiegen anfälliger zu sein als andere Pappteile. Bei Glück Auf funktioniert eben der Förderkorb mechanisch nicht mehr, wenn sich da was verbiegt oder vorbogen hat. Bei anderen Spielen ist das teils egal, stört nicht oder fällt schlicht nicht auf.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Bei Glück Auf funktioniert eben der Förderkorb mechanisch nicht mehr, wenn sich da was verbiegt oder vorbogen hat.


    Das "Problem" hatte ich auch, wurde aber spontan gelöst. indem ich den Einsatzstreifen des Förderkorbs von hinten mit breitem Klebeband (transparentes Packband) fixiert habe. Da biegt sich nichts mehr...


    Ciao
    Stefan

  • Hallo,
    meine Teststation für Schmeissis ist eine Granittischpatte mit drei niedrigen Halo-Strahler drüber. 8)


    Inzwischen entkoppelt ich solche Spielpläne mit einer Plexischeibe auf der Tischplatte. Hat sich auch bewährt.


    Liebe Grüße
    Nils


  • Das "Problem" hatte ich auch, wurde aber spontan gelöst. indem ich den Einsatzstreifen des Förderkorbs von hinten mit breitem Klebeband (transparentes Packband) fixiert habe. Da biegt sich nichts mehr...


    Meine mich zu erinnern, dass bei dem Prototyp (Herne 2013) von Glück Auf die Spielerablagen aus zwei Lagen Pappe bestanden mit einer Aussparung in der oberen Pappschicht für den Förderkorb. War deshalb ein wenig überrascht, dass in der Verkaufsversion die Konstuktion aus zwei unterschiedlich dicken Pappteilen bestand für Spielablage und Förderkorb-Einsatz. Ohne diesen Förderkorb-Einsatz-Pappstreifen läuft der Förderkorb tiefer und sitzt damit besser in der Spur, aber man sieht eben den Spieltisch im Loch der Spielerablage. Die Klebeband-Lösung klingt da besser.


    Ist zwar nur ein mechanisches Gimmick, aber genau diese Funktionalität hatte mich beim Protoyp begeistert und zu dem "runden Gesamteindruck" beigetragen.


    Cu / Ralf

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Nun, durchbiegende Pappteile müssen nicht sein.


    Und auch die vorgeschlagene "Reparatur" durch kalte Tischplatte und warme Lampe ist schon eher lustig als brauchbar. Denn die Pappe wird spätestens beim nächsten Spiel wieder ähnliche Bewegungen machen. Da sind einfach zwei Materialien aufeinander geklebt worden, die auf Wärme oder Kälte unterschiedlich reagieren, das bleibt auch so. Der Bimetall-Vergleich ist da schon ganz gut.


    Es ist allerdings extrem nervig, ein Spiel nicht bei Sonneneinstrahlung spielen zu können, weil sich dann die Bretter wölben, z.B. Ich selbst habe "Glück auf!" zwar nicht, aber das ist etwas, das doch hin und wieder passiert. Und Wölbung gibt es um so mehr, je dünner das Material ist...


    Interessanterweise kann man dem aber wohl gegensteuern.
    Ich hatte ein Spiel, bei dem sich recht dünne Pappe so sehr durchbog, dass es nicht mehr gespielt werden konnte. Und das jedesmal, wenn es auf den Tisch kam und "Opfer von Wärme" wurde, die direkt darauf strahlte (ja, auch Lampen). Interessanterweise schickte mir der Verlag nach der Beschwerde einen Satz neue Spielteile, mit dem Kommentar, dass ich da wohl noch die "alten" Teile hätte...


    Was ich dann jetzt nicht verstehe, ist, dass sowas eigentlich Erfahrungswerte in der Branche sein sollten. Zwar nicht bei den Verlagen, aber bei der Herstellung (z.B. LudoFact). Dementsprechend sollte das auch ganz gezielt vermieden werden können.
    Und da stelle ich einfach mal die Fragen in den Raum...
    1. Ist dem nicht so? Und falls nicht, woran liegt es, dass manche Verlage anscheinend Material ohne dieses Problem produzieren, und andere Material derselben Dicke, was darunter leidet? Vielmehr, warum hat sich noch keiner das bisher gefragt, falls dem nicht so ist?
    2. Ist dem aber so, warum biegt sich das Material dann hier? Aus welchem Grund hat man dann diese "Herstellung" gewählt? Aus Unwissen? Weil es billiger ist?


    Grütze,
    Dumon

    Wer Smilies nutzt, um Ironie zu verdeutlichen, nimmt Anderen den Spaß, sich zu irren.

    Über den Narr wird nur so lange gelacht, bis man selbst Ziel seiner Zunge wird!

    :jester:

  • Meine mich zu erinnern, dass bei dem Prototyp (Herne 2013) von Glück Auf die Spielerablagen aus zwei Lagen Pappe bestanden mit einer Aussparung in der oberen Pappschicht für den Förderkorb. War deshalb ein wenig überrascht, dass in der Verkaufsversion die Konstuktion aus zwei unterschiedlich dicken Pappteilen bestand für Spielablage und Förderkorb-Einsatz. Ohne diesen Förderkorb-Einsatz-Pappstreifen läuft der Förderkorb tiefer und sitzt damit besser in der Spur, aber man sieht eben den Spieltisch im Loch der Spielerablage. Die Klebeband-Lösung klingt da besser.


    Ist zwar nur ein mechanisches Gimmick, aber genau diese Funktionalität hatte mich beim Protoyp begeistert und zu dem "runden Gesamteindruck" beigetragen.


    Cu / Ralf


    Ich hatte eigentlich auch gehofft, dass es aus einem Stück besteht, aber das ist wahrscheinlich mit einem etwas größerem und kostenintensiverem Aufwand verwundern. Das Problem ist noch nicht einmal, dass der Tisch "durchscheint", sondern viel mehr, dass sich der Förderkorb je nach Tisch nicht so leicht schieben lässt. Auf einer glatten Holzoberfläche mag das noch ausreichend funktionieren, aber sobald eine Tischdecke verwendet wird, ist das nicht immer so leicht. Auf der Einlage lässt sich der Förderkorb natürlich bestens ohne großen Kraftaufwand bewegen, läuft aber ab und an mal aus der Führung heraus.

  • Dumon: Ich kann zu Glückauf nichts sagen, da ich das fertige Spiel noch gar nicht in der Hand hatte. Darum kann ich nur allgemeine Aussagen tätigen. Normalerweise sollten Stanzteile nicht verbogen sein, wenn sie aus der Schachtel kommen. Aber Stanzteile können sich nun mal generell immer verbiegen, wenn sie eben einem Wärme-Kälte-Mix ausgesetzt werden. Und dieser entsteht meist im Sommer durch kalte Tischplatten und Sonne von oben. Den Effekt kann man dann halt dadurch reparieren, dass man alles auf die Rückseite dreht. Solange die Sonne immer noch scheint, sollte sich alles wieder zurückbiegen. Das zumindest sagen mir sämtliche Hersteller von Stanzteilen zu diesem Thema. Und alle sagen auch, dass man das nie vollständig verhindern kann, weil eben 2 unterschiedliche Dinge aufeinandergeklebt werden müssen.

  • Danke für die Antwort, Thygra.
    Sollte ja auch kein Angriff oder so sein.
    Ich kann auch durchaus nachvollziehen, dass solche Effekte immer ein bisschen eintreten können. Aber es müsste doch möglich sein, so etwas zu minimieren.
    Naja, ich finds halt komisch, dass bei manchen Spielen sich eben gar nix wölbt, bei anderen viel...
    ;)

    Wer Smilies nutzt, um Ironie zu verdeutlichen, nimmt Anderen den Spaß, sich zu irren.

    Über den Narr wird nur so lange gelacht, bis man selbst Ziel seiner Zunge wird!

    :jester:

  • Naja, ich finds halt komisch, dass bei manchen Spielen sich eben gar nix wölbt, bei anderen viel...


    Bei mir sind auffällig: die gepuzzelten Spielpläne von Rav. und Kosmos Catan.
    Und ich habe den leisen Zweifel, dass hier die gleiche Druckerei bemüht wird.


    Liebe Grüße
    Nils

  • Dumon: Ich kann zu Glückauf nichts sagen, da ich das fertige Spiel noch gar nicht in der Hand hatte. Darum kann ich nur allgemeine Aussagen tätigen. Normalerweise sollten Stanzteile nicht verbogen sein, wenn sie aus der Schachtel kommen. Aber Stanzteile können sich nun mal generell immer verbiegen, wenn sie eben einem Wärme-Kälte-Mix ausgesetzt werden. Und dieser entsteht meist im Sommer durch kalte Tischplatten und Sonne von oben. Den Effekt kann man dann halt dadurch reparieren, dass man alles auf die Rückseite dreht. Solange die Sonne immer noch scheint, sollte sich alles wieder zurückbiegen. Das zumindest sagen mir sämtliche Hersteller von Stanzteilen zu diesem Thema. Und alle sagen auch, dass man das nie vollständig verhindern kann, weil eben 2 unterschiedliche Dinge aufeinandergeklebt werden müssen.


    Wenn das nicht funktioniert, kann man die Rückseite unter Verwendung eines wasserlöslichen Klebers - z.B. Tapezier-Kleister) mit Papier bekleben. Beim Trocknen zieht sich das Papier zusammen und damit die Pappe wieder zurück.
    Vorausgesetzt natürlich, daß die Kanten nach oben gebogen waren (und nicht nach unten).


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

  • Danke für die Antwort, Thygra.
    Sollte ja auch kein Angriff oder so sein.
    Ich kann auch durchaus nachvollziehen, dass solche Effekte immer ein bisschen eintreten können. Aber es müsste doch möglich sein, so etwas zu minimieren.
    Naja, ich finds halt komisch, dass bei manchen Spielen sich eben gar nix wölbt, bei anderen viel...
    ;)


    Kaschierung ist eben eine Kunst ;)

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Ich muss natürlich Thygra erst einmal beipflichten. So etwas lässt sich manchmal nicht verhindern, obwohl es eigentlich nicht passieren sollte. Die Herstellung geschieht so:


    Es werden beide Etikettenpapiere auf den Kartonkern geklebt. Dann werden sie auf einer Palette abgesetzt und alle 20 bis 40 cm wird eine schwere Holzplatte als zwischendecke aufgelegt. Dann die nächste Lage der Stanzteile, bzw, Spielpläne. Diese Teile brauchen 48 bis 72 Stunden, um genügend getrocknet zu sein, so dass man sie stanzen kann. In der Zeit werden sie mit Gewalt flach gezwungen, so dass sie in dieser Form trocknen. Damit sind sie dann üblicherweise flach, vor allem da sie in einer kontrollierten Umgebung (21 bis 25 Grad, 50 bis 60% Luftfeuchtigkeit) liegen.


    Papier und Pappe sind aber natürliche Rohstoffe, zwei verschiedene Chargen sind nie gleich. Wir haben schon Probleme gehabt, weil eine Lieferung Graukarton eine zu hohe Restfeuchte enthielt. Das ließ sich kaum verarbeiten.


    Grundsätzlich sind nicht vor allem Hitze oder Kälte der Feind der Pappplatten, sondern Trockenheit. Da kommt dann der Bimetall-Vergkeich auch zum Tragen, denn auch Feuchtigkeit sorgt für Ausdehnung oder Zusammenzug. das sieht man immer, wenn in Nürnberg mal wieder ein Spiel unter einem Spot ausgestellt wurde. Nach einem Tag sind die Pappteile krumm wie die Flitzebögen, weil völlig ausgetrocknet. Um dies und die ungleichmäßige Ausdehnung unter Einfluss von Wärme zu verhindern, sind alle Tableaus und Pläne immer beidseitig bezogen.


    Dass sich bei einigen etwas biegt und bei andern nicht, hängt mit den Bedingungen bzw. vor allem den Unterschieden in den Bedingugen während der Fertigung, auf dem Transport, im Laden und später zu Hause zusammen.


    Es lässt sich leider nicht verhindern. Ja, Ravensburger und Kosmos produzieren nicht in der gleichen Fabrik. Daran sieht man schon, dass es sich nicht verhindern lässt. Aber üblicherweise lassen sich die Pläne auch mechanisch wieder in Form bringen. Einfach entgegengesetzt biegen. Das hat bei mir noch immer geholfen.


    Übrigens: zum Thema "Glück Auf" kann ich sagen, dass wir wochenlang mit Materialien und Dicken getestet haben, um die beste Kombination herauszufinden. Die Dicke der Pappe hat gar nichts mit eventueller Einsparung zu tun, sondern ist einfach der Handhabbarkeit geschuldet. Das war alles geplant. Ob wir das nun die perfekte Lösung gefunden haben oder nicht, steht auf einem anderen Blatt, aber wir haben jedenfalls nicht Qualitätseinbußen zu Lasten der Spielbarkeit akzeptiert.


    Zu den Preisen: "Concordia" kostet regulär 42,80 Euro, "Glück Auf" 34,95 (Quellen jeweils die Webshops der Verlage/Vertriebe). 8 Euro Unterschied entsprechen 18% - 22%, je nachdem, von welchem Spiel man ausgeht! Diese beiden Spiele sind daher mitnichten in der gleichen Preisklasse...


    Frank Jaeger
    Ludo Fact GmbH