Spiele für Kopf und Bauch

  • Mein Spielstil ... 53

    1. Mein Spielstil hängt eher von der Art des Spiels ab (19) 36%
    2. Was ich berechnen kann berechne ich - den Rest mache ich intuitiv (15) 28%
    3. Ich bin generell eher ein Bauch-Spieler (12) 23%
    4. Ich bin generell eher ein Kopf-Spieler (4) 8%
    5. Siegpunkte berechne ich erst gegen Ende des Spiels (3) 6%

    Hallo allerseits,


    mein erstes eigenes Thema hier im Forum:


    Es soll ja Spieler geben, die ein Spiel eher vom Kopf her spielen: Jede Wahrscheinlichkeit wird berechnet, Siegpunktpotential bis auf kleinste erwogen und bereits in der ersten Runde werden die nächsten 4 Zugvarianten geplant und kalkuliert. Im Extremen kommt es zum Analysis Paralysis und die anderen Spieler am Tisch schlafen ein oder müssen an sich halten, um nicht handgreiflich dem Ausführen des Zuges nachzuhelfen. Noch extremer: ein Spieler grübelt lange Zeit darüber nach, welche Zahl er denn nun jetzt würfeln müsste, damit die einzige Aktion, die er machen kann!, gelingt ...


    Und man munkelt, dass es Spieler gibt, die eher aus dem Bauch heraus spielen. "Keine Ahnung, ob das wirklich ein guter Zug ist, aber ich mache jetzt mal ... . Fühlt sich irgendwie stimmig an und sieht gut aus." Hier im Forum gab es ja auch mal die Diskussion, ob Amerikaner irgendwie klüger sind, bzw. warum sie laut Geek so viel mehr / häufiger spielen als der Rest. Dabei gab es eine Meinung, dass sie eher schneller und aus dem Bauch heraus spielen und somit ein Spiel dreimal durchgespielt haben, wenn typische Eurogamer noch bei der ersten Partie herumgrübeln.


    Also ich spiele eher aus dem Bauch heraus und mache Züge, die einfach stimmig oder auch spannend bzw. thematisch stimmig finde. Für mich macht das Spielen am meisten Spaß, wenn ich es flott durch ausprobieren kennen lernen oder ich beim Spielen durch die Aktionen in das Thema eintauchen und entsprechende Emotionen erleben kann. Dabei habe ich zwar einerseits den Wunsch, dass ich Einfluss auf das Spielgeschehen nehme (also eher weniger Spiele amerikanischer Machart, geringe Zufallselemente), andererseits abwinke, wenn es Spiele sind, die total abstrakt sind bzw. in erster Linie durch Berechnungen gewonnen werden (Go wurde irgendwann zur Wissenschaft, die zum Studieren nötigt und verlor für mich dadurch den spielerischen Reiz. Auch bekomme ich bei Terra Mystica gegen meine Mitspieler kaum einen Fuß auf den Boden).
    Da sind dann so manche erstaunt, dass ich von Steam begeistert bin. Aber dies erscheint mir dann wieder sooo komplex, wendungsreich, dass man es fast nur aus dem Bauch heraus spielen kann (so wie es mir erscheint). Außerdem liebe ich Interaktion bei Spielen, da dies immer zu neuen Konstellationen, Überraschungen und Interaktionseffekten führt. Mir machen das Erleben des Spielgeschehens, das Eintauchen in die Fantasiewelt, die Effekte der Mechanismen und das gemütlich-emotionale Miteinander mit den anderen am meisten Spaß.


    Nun endlich meine Fragen an Euch:

    Falls es da draußen "Kopf-Spieler" gibt: was macht Euch bei dieser Spielweise Spaß? Inwieweit ist es dann noch ein Spiel für Euch? Oder seht Ihr dass eher als Rätsel, Tüftelei oder "Kampf der Intelligenzen"?


    Falls Ihr auch mehr aus dem Bauch spielt: was möchtet Ihr noch ergänzen? Welche Erfahrungen macht Ihr mit Eurem Spielstil?


    Ich bin auch Eure Antworten gespannt!!!

  • Super spannendes Thema !!!


    ich habe zwar Punkt 3 angekreuzt, aber so wirklich stimmt das auch nicht. Ich kann nämlich unendlich schlecht Kopfrechnen und habe überhuapt gar kein räumliches Vorstellungsvermögen. Das erste wohlgemerkt, funktioniert immer noch vielfach besser als das zweite. Die beiden Faktoren jedoch führten dazu, daß ich ein extreme Abneigung (man könnte auch sagen, ein bloßes Unvermögen) gegen Spiele etwickelt habe, die den von mir so genannten "Schacheffekt" haben. Gemeint ist damit, daß ich vor meinem Zug die gesammte Runde (oder entsprechend mehrere Züge) durchrechnen muß; in dem Sinne, daß ich mir merken muß, was wo steht, stehen wird, dort bewirkt, mir einbringt und wie der Gegner darauf reagieren könnte. Das kann ich einfach nicht. Spiele wie "Vier gewinnt" haben für mich einfach keinen Sinn, da ich erst vier voraussehen kann, wenn bereits drei dort liegen…
    das beste Beispiel hierfür war "Myrmes". Ein Spiel, dem ich engegengefieberte, da mich sowohl Thema, Grafik als auch die Mechanik total geflasht haben. Aber ich "musste" es nach der 3. Partie verkaufen, da ich mit dem Spiel so gar nichts anfangen konnte. Und es ist nicht nur so, daß ich immer nur verliere. Wer Myrmes mal gespielt hat, weiß, was ich meine; du mußt definitiv die gesammte Runde vorher im Kopf durchspielen und dir merken, was du wo gewinnst und wo später wieder verbrauchst.
    das bedeutet allerdings nicht, daß ich nicht einen Zug "durchrechnen" kann. Bruxelles z. B. hat mir megamässig gefallen und wird definitiv wieder gespielt, obwohl das auch eine ganz schöne Rechnerei ist.


    Aber bei all dem fange ich erst in den letzten drei Runden an, den SP-Output bis auf den einzelnen Punkt auszurechnen. Zuvor versuche ich halt irgendeine Strategie voranzubringen (wovon ich mich immer wieder abbringen lasse, wenn sich einem plötzlich so wunderbare Möglichkeiten bieten (s. Trajan), aber das ist ein anderes Thema und gehört nicht hierher).
    Ich liebe Spiele, bei denen es gilt, die Spielsituation überblicken und richtig einschätzen zu können und dann zusätzlich noch die Züge und Ziele der anderen (s. Troyes).


  • ich habe zwar Punkt 3 angekreuzt
    ...
    Aber bei all dem fange ich erst in den letzten drei Runden an, den SP-Output bis auf den einzelnen Punkt auszurechnen..


    War Punkt 3: Siegpunkte berechne ich erst gegen Ende des Spiels ?
    der letzte Satz spricht dafür...


    Meine Frau ist eher Kopfspielerin (z.B. Kamisado) ihr bereitet geistige Herausforderung Freude.
    Ich lege mir gerne eine Strategie zurecht und taktiere gerne in den einzelnen Spielzüge ohne alles durch zu planen. Beispiel Russian Railroad setzte auf die Transsib. Liegt dann ein Ingenieur aus der mir was bei der Ingenieurswertung bringt, wird taktisch genommen (vielleicht auch deswegen weil er einem Gegner mehr nutzt) oft aus dem Bauch heraus


    Erfahrungen: Uns macht Spielen Spaß!

  • Ich Spiele sogar je nach Spielrunde anders. Bei manchen muss ich mich halt bremsen (da sonst die Mitspieler die Freude verlieren), bei anderen richtig anstrengen. Deswegen habe ich einfach mal "Es hängt von der Art des Spiels ab."


    Meistens spielt dann auch noch die Tagesverfassung mit rein. Beschäftigt mich etwas anderes werde ich mich auf ein Spiel nicht ganz so konzentrieren und alles durchrechnen.

  • Danke für die tollen, anregenden Beiträge:


    Bei knolzus' Ausführungen habe ich spontan auch an Memory und ähnliche Gedächtnisspiele gedacht, die bestimmt ein prima Training für mich sind, aber dadurch wieder in Arbeit ausarten. Neulich hat mir jemand erzählt, dass er eine besondere Mensch-ärgere-dich-nicht Variante spielt, bei der alle Figuren schwarz sind und die Spielerfarben lediglich am Boden der Figur nach dem Umdrehen zu erkennen sind. Nach einer Weile weiß man nicht mehr genau, welche Figuren einem selbst gehören (erst wenn man sie z.B. durch das Bewegen einer anderen Figur selbst herausschlägt). Er hat erzählt, dass er bisher noch nie eine Partie zu Ende gespielt hat, da die Mitspieler ab einem bestimmten Zeitpunkt das Spiel genervt vorzeitig beenden.


    Trajan ist übrigens ein gutes Beispiel, dass keiner in meiner Runde gerne gespielt hat, da es einfach zuuu komplex ist.


    Was JohnyW ansprach ist auch ein interessanter Aspekt bei hoch interaktiven-taktischen Spielen: die Flexibilität, auch spontan auf andere Siegstrategien umzusteigen oder sogar neue zu entwickeln / entdecken. Teilweise habe ich bei bestimmten Spielen oft eine Lieblingsstrategie (z.B. Adelige bei St. Petersburg sammeln), die genau dann nicht funktionieren, wenn ein anderer Spieler sie ebenfalls und leicht erfolgreicher verfolgt. Oder die grünen und roten Karten bei 7 Wonders: die finde ich auch irgendwie unattraktiv. Wenn das ein Mitspieler weiß, komme ich ggf. auf keinen grünen Zweig.


    Das von Njoltis genannte Phänomen kenne ich bei mir auch: erst lange an einem Zug herumgeplant und wenn ich dann an der Reihe bin, mache ich impulsiv und spontan doch etwas ganz anderes. Wieso verlieren die anderen denn die Freude am Spiel, wenn Du Dich nicht bremst und flott losspielst? Mich nervt dann eher, wenn ich schnell aus dem Bauch erlebnisorientiert spiele und die anderen sich viel Zeit für ihre Berechnungen nehmen.


    Letztens hatte ich bei Nations zunächst den Eindruck: "Oh nein! Ein Erbsenzählerspiel, bei dem man unzählige Kombinationen und Zugabfolgen durchrechnen muss. Das wird wohl kein Spiel für mich." Aber ich wurde dann doch positiv überrascht und freue mich auf eine baldige zweite Partie. Aber - wie bereits geschrieben - ich habe nicht den Ehrgeiz, dass ich dabei unbedingt gewinnen will (wenn es dann passiert, freue ich mich natürlich besonders darüber). Eher spiele ich spielerisch aus dem Bauch und habe ein schönes Erlebnis, spiele dann flott noch eine weitere Partie, bei der ich neue Wege ausprobiere - als dass ich eine rechnerische Grübelorgie daraus mache ...

  • Wieso verlieren die anderen denn die Freude am Spiel, wenn Du Dich nicht bremst und flott losspielst?


    Das war vielleicht falsch formuliert. Ich spiele auch ab und an mit "Brettspiellaien". Also solchen, die zwar gern spielen, aber dann halt einfache Spiele. Wenn ich nun komplett planen würde weiß ich zu 100 % (wenn nicht gerade immenses Pech im Spiel ist), dass ich gewinne.


    Beispiel. Wir hatten #Copa und davon die Variante Ronda gespielt (http://www.steffen-spiele.de/index.php?id=1471)


    Wer das nicht kennt. Im Kreis sind 12 umgedrehte Schalen unter denen jeweil zwemal 0 - 5 Bohnen liegen zusätzlich erhält jeder Spieler eine gewisse Anzahl als Bohnen. Wer als erstes alle Bohnen weg hat, hat gewonnen.


    Memory mäßig öffnet man zwei. Hat man zwei Schalen mit denselben Bohnen legt man unter eine von beiden eine dazu. Danach entscheidet man, ob man aufhört oder weiter macht. Macht man weiter deckt man eine Schale zu und eine andere auf, hat man wieder zwei gleiche geht das ganze von vorne los. Hat man zwei 5er legt man eine Bohne dazu, leert die Schale mit 6 Bohnen in die Schale in der Mitte. Nun muss jeder, der einen Fehler macht Bohnen aus der Mitte nehmen. Wir hatten zu fünft gespielt. Ich war letzter in der Runde. Nach 2 Runden hatte ich gewonnen (also ich war zweimal dran).


    Warum (das wurde ich auch gefragt)? Als letzter hat man den Vorteil, dass man sich nur merken muss, wo eine Reihenfolge von 0 - 5 Bohnen liegen, die anderen Schalen sind egal. So hat man nach zweimal alle Bohnen weg und gewonnen. Für uns eine ganz einfache "Strategien" (mir fehlt gerade ein passenderes Wort) sofort offensichtlich. Nutze ich diese gegen Laien immer gewinne ich automatisch, was den anderen den Spielspaß raubt. Das zieht dann einen anderen Effekt hinter sich: "Alle gegen Christian, denn der ist ja ein Profi." <lach> Davon bin ich übrigens meilenweit entfernt. ;)

  • Neulich hat mir jemand erzählt, dass er eine besondere Mensch-ärgere-dich-nicht Variante spielt, bei der alle Figuren schwarz sind und die Spielerfarben lediglich am Boden der Figur nach dem Umdrehen zu erkennen sind. Nach einer Weile weiß man nicht mehr genau, welche Figuren einem selbst gehören (erst wenn man sie z.B. durch das Bewegen einer anderen Figur selbst herausschlägt).


    Das kann man sogar kaufen, dann heisst es #Hexentanz.

  • Die Frage stelle ich mir auch öfter - wie gehe ich denn jetzt das Spiel an!?
    Üblicherweise versuche ich die für mich beste Entscheidung zu treffen, sollte sich das dann zugleich negativ für meine lieben Mitspieler auswirken - umso besser. Zudem hägt es auch, zumindest bei mir, vom jeweiligen Spiel und/oder den Mitspielern ab.
    Wenn ich z.B. mit 18xx-Freaks (bin selbst keiner, spiele mal gern 1835) ein 18xx spiele, schalte ich auf intuitiv. Bei deren Erfahrungsschatz kann ich nicht mithalten, macht aber nix, da aufgrund meiner dann intuitiv getroffenen Emtscheidungen die "Profis" dann tlw. recht verwirrt sind und sich für mich dann wieder Möglichkeiten eröffnen :)
    Einzige Ausnahme davon ist bei mir Outpost! Hier schalte ich knallhart auf totale Berechnug/Kontrolle um, ist eben mein absolutes Lieblingsspiel. Da kann ich mich einfach nicht treiben lassen...
    Auch bei Merchant of Venus versuche ich das Quäntchen mehr zu berechnen, schließlich könnte man ja die Preise bei einer leicht veränderten Route für die Mitspieler verschlechtern. Das will natürlich durchkalkuliert werden.


    Ansonsten gilt für mich: Was ich berechnen kann berechne ich - den Rest mache ich intuitiv

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Hallo allerseits,


    mein erstes eigenes Thema hier im Forum (...)
    Ich bin auch Eure Antworten gespannt!!!


    Herzlichen Glückwunsch dazu!
    Wenn ich Dir einen Rat geben darf: Umfragen erreichen mehr Leser, wenn Du die Fragen ganz neutral formulierst. In Deinem Beitrag und in der Umfrage schimmert (für mich) durch, daß Du Kopfspieler respektive Kopfspiele nicht so gern magst. Dann mag man das umgekehrt nicht so gern ankreuzen. :)

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  • Mir ist irgendwie nicht klar, was genau der Unterschied ist zwischen 'eher Kopf-typ' und 'ich bereche alle, was geht und den ret intuitiv'. Soll das heißen, das der Kopftyp versucht auch das zu berechnen, was sich nicht berechnen lässt (AP lässt grüßen) oder soll das heißen, das der Kopftyp nur 80-90% dessen berechnet, was man berechnen könnte?
    Ich habe jetzt mal den Kopftyp angekreuzt, hätte aber auch das Andere nehmen können. Das hängt auch manchmal vom Spiel oder der Tageslaune ab. Prinzipiell versuche ich schon möglichst viel zu berechnen. Mittlerweile bin ich aber etwas entspannter bei neuen Spielen und bin da eher bereit einfach mal drauf los zu spielen. Dabei hängt das auch vom Spiel ab - manchmal habe ich bei der Regelerklärung schon eine gute Vorstellung vom Spiel und möglichen Strategien manchmal steht man beim ersten Zug aber auch völlig ahnungslos da und vertraue da einfach auf meine Intuition. Of t kommt dann während des Spiels ein tieferes Verständnis und gegen Ende denke ich dann deutlich länger nach. Gegen Ende des Spieleabends oder wenn wir nach einer anstrengenden Woche mal Freitags statt Samstags spielen kann es auch mal passieren, dass ich mich nicht richtig aufraffen kann mich in das Spiel reinzudenken und dann etwas intuitiver spielen muss.
    (Das ist jetzt mein Spieleverhalten, wenn ich in Runden mit Vielspielen spiele. Wenn ich z.B. mit meiner Mutter spiele, dann sieht das durchaus anders aus. Ich hatte auch schon mal Freunde wo völig klar war, dass ich wenn ich mit ihnen spiele mich darauf einstellen muss, dass auch mal völlig sinnlose Züge gemacht werden, weil die 'einfach lustig' sind oder das irgendwann gnadenlos geschummelt wird oder... - das hat auch durchaus Spaß gemacht, aber wird von mir nur bei wirklich guten Freunden toleriert...)


    Was macht mir an meiner Spielweise Spaß? Das ist schwer zu beschreiben. Ich möchte geistig gefordert werden und da an meine Grenzen stoßen. Deswegen mag ich auch Spiele wo man mehrere Züge im voraus planen kann, so dass ich soweit planen kann, wie meine geistige Kapazität her gibt. Bei Spielen wo es eher darauf ankommt das Beste aus der Situation zu machen und flexibel zu reagieren kommt das manchmal etwas kurz, da da andere Fähigkeiten im Vordergund stehen. (Das heißt nicht, das ich solche Spiele gar nicht mag.)
    Als ich noch regelmäßig Schach gespielt habe, mochte ich am liebsten die Partien, wo einer eine Drohung mit einer Gegendrohung beantwortet hat, die dann wiederum mit einer weiteren Drohung beantwortet wurde, so dass keiner seine Drohung durchsetzen konnte und versucht hat irgendwie heil aus dem verworrenen Geflecht an Drohungen zu entkommen.
    Desto mehr man planen kann, desto mehr tauche ich in so ein Spiel ab. Ich wundere mich immer was andere Spieler am Spieleabend alles an Chips vernichten. Bei einem spannenden Spiel bin ich manchmal die ganze Zeit damit beschäftigt meinen nächsten Zug zu planen oder die Auswirkungen der Mitspielerzüge auf meine Pläne zu analysieren. Oft muss ich schon aufpassen überhaupt genug zu trinken, da ich vom Spiel so gefesselt bin.
    Gerade wenn ich ein Spiel zum ersten mal spiele, kommt es durchaus vor, dass ich dann abends im Bett noch darüber nachdenke, was ich nächstes Mal anders machen würde oder wie ich auf bestimmte Ereignisse reagieren könnte... - und das ist für mich oft das Zeichen, dass es sich lohnt für dieses Spiel Geld auszugeben.


    Mir wurde schon unterstellt, dass ich der ideale Prototyptester sei, da ich ein Spiel eh nur mechanisch betrachte und mir Thema und graphische Gestaltung völlig egal seien. Das stimmt so nicht! Ich gebe zwar zu das ich nicht so anspruchsvoll bei der Graphik bin wie andere. Etwas was von einem professionellen Graphiker gestaltet wurde und von einem erfahrenen Redakteur abgenickt wurde, ist in der Regel auch gut genug einem schönen Spielerlebnis nicht im Wege zu stehen. Ich kann auch in ehrfurchtvolles Staunen verfallen, wenn ich ein Menzel-Meisterwerk sehe oder ich empfinde kindliche Freude wenn ich feststelle das meine Agricola-Bauern ein Bohnanza-Spiel auf ihrem Tisch liegen haben. Wenn ihr mich nachher aber fragt ob das Spiel Spaß gemacht hat, wird meine Antwort i.d.R. kein Wort über die Graphik enthalten. Andererseits kann eine zu spartanische Prototypgraphik schon dafür sorgen, dass ich mich nicht überwinden kann wirklich in das Spiel einzutauchen, was dann den Spielspaß auch bremst.
    Beim Thema ist es hauptsächlich die Frage ob man mich zu einem Erstkontakt bringt. Wenn in Essen ein Zombiespiel rumsteht, werde ich garantiert daran vorbeigehen. Wenn dann aber ein Mitspieler auf den Tisch legt, werde ich ohne zu jammern mitspielen und es kann auch assieren, dass es mir gut genug gefällt, dass ich selber vorschlage es nochmal zu spielen. (OK, bei Zombies habe ich noch kein gutes Spiel gefunden, aber das Thema Weltraum finde ich genauso uninteressant und Vlaada Chvatil hat mich schon zweimal dazu gebracht ein Weltraumspiel zu kaufen.)


    Auch sind mir beim Spiel thematische Aspekte nicht völlig egal. Ich mag es, wenn Karten auch noch Flavortexte enthalten. Wobei es aber eine Frage der Zeit ist, ob man die im Spiel wirklich lesen möchte. Ich glaube bei Battlestar Galactica haben wir schnell aufgegeben die Texte vorzulesen, da das eh schon lange Spiel dadurch noch deutlcih länger wurde. Ich finde bei Blue Moon vermitteln diese Texte eine Idee von einer größeren Welt in der das alles stattfindet. Für das Spiel selbst völlig uninteressant aber trotzdem mag ich das. Beim Spielen habe ich immer mal wieder bei zufllgen Karten, die ich auf der Hand hatte, den Text gelesen und so während des Spiels auch da Gefühl gehabt immer mehr von der Welt zu entdecken. Beim Herr der Ringe LCG lese ich die Flavortexte der Szenariobeschreibung immer mit durch, wenn ich ein Szenario länger nicht gespielt habe - auch wenn ich noch genau weiß worum es geht. (Wenn ich ein Szenario mehrmals hintereinander spiele, dann lese ich nur noch die Anweisungen, falls überhaupt.)
    Ich spiele lieber ein Spiel mit guter Mechanik und schlechtem Thema als umgekehrt, weiß es aber auch zu würdigen, wenn das Thema auch gut ist.

  • oder das irgendwann gnadenlos geschummelt wird


    Das ist ein Verhalten, das toleriere ich nirgends. Vor allem nicht bei sehr guten Freunden. Die sollten es nicht nötig haben zu betrügen.


    Das ist auch etwas, was ich meinem Junior von anfang an eingetrichtert habe. Sollte das mehrmals vorkommen kann es auch sein, dass ich einfach aufhöre zu spielen. Klingt jetzt vielleicht kindisch, ist mir aber auch egal...


  • Wenn ich Dir einen Rat geben darf: Umfragen erreichen mehr Leser, wenn Du die Fragen ganz neutral formulierst. In Deinem Beitrag und in der Umfrage schimmert (für mich) durch, daß Du Kopfspieler respektive Kopfspiele nicht so gern magst. Dann mag man das umgekehrt nicht so gern ankreuzen. :)


    Wo in der Formulierung der Frage bzw. Antworten schimmert das denn für dich durch? Was würdet du anders (neutraler) formulieren?


    Ich kann dir zumindest versichern, dass ich definitiv ein Kopfspieler bin und jetzt seit 3 Jahren mit Brettspieler in einer Spielerunde spiele ohne dass es zu Reibereien gekommen wäre. Natürlich ist es manchmal etwas frustrierend, wenn man seine Lieblingsspiele nicht so oft auf den Tisch bekommt, wie man es möchte, weil sie dem Spielegeschmack des Anderen nicht so entsprechen. Aber das hält uns nicht davon ab unsere gemeinsamen Spieleabende zu genießen.

  • Das ist ein Verhalten, das toleriere ich nirgends. Vor allem nicht bei sehr guten Freunden. Die sollten es nicht nötig haben zu betrügen.


    Das ist auch etwas, was ich meinem Junior von anfang an eingetrichtert habe. Sollte das mehrmals vorkommen kann es auch sein, dass ich einfach aufhöre zu spielen. Klingt jetzt vielleicht kindisch, ist mir aber auch egal...


    Es hängt da auch viel von der Grundeinstellung ab mit der man sich an den Tisch setzt. In den Fällen war es mir vorher klar, worauf ich mich einlasse und habe dann auch nur Spiele auf den Tisch gebracht, wo es mir egal war. Bzw. es kam auch schon vor, dass ich dann vorher klar gesagt habe, dass ich nur mitspiele, wenn auch 'ernsthaft' gespielt wird. Das hat i.d.R. auch gut funktioniert.
    Es war auch nie ein 'Ich betrüge um zu gewinnen', sondern mehr ein 'ich spiele das Spiel so, wie es am meisten Spaß macht.' Da wurden schon mal anderen Spielern die Karten gezeigt, bei Ratespielen wurden unerlaubte Tipps gegeben oder beim Pokern hat sich ein Spieler, der am verlieren war ein paar Chips aus der Bank 'geliehen'. (Wir haben nicht um Geld gespielt!)

  • Beispiele (ich unterstreiche mal die aus meiner Sicht wertenden Schlüsselwörter):

    Es soll ja Spieler geben, die ein Spiel eher vom Kopf her spielen: Jede Wahrscheinlichkeit wird berechnet, Siegpunktpotential bis auf kleinste erwogen und bereits in der ersten Runde werden die nächsten 4 Zugvarianten geplant und kalkuliert. Im Extremen kommt es zum Analysis Paralysis und die anderen Spieler am Tisch schlafen ein oder müssen an sich halten, um nicht handgreiflich dem Ausführen des Zuges nachzuhelfen.


    (...) Fühlt sich irgendwie stimmig an und sieht gut aus." Hier im Forum gab es ja auch mal die Diskussion, ob Amerikaner irgendwie klüger sind, bzw. warum sie laut Geek so viel mehr / häufiger spielen als der Rest. Dabei gab es eine Meinung, dass sie eher schneller und aus dem Bauch heraus spielen und somit ein Spiel dreimal durchgespielt haben, wenn typische Eurogamer noch bei der ersten Partie herumgrübeln.


    Also ich spiele eher aus dem Bauch heraus und mache Züge, die einfach stimmig oder auch spannend bzw. thematisch stimmig finde. Für mich macht das Spielen am meisten Spaß, wenn ich es flott durch ausprobieren kennen lernen oder ich beim Spielen durch die Aktionen in das Thema eintauchen und entsprechende Emotionen erleben kann. (...)
    Falls es da draußen "Kopf-Spieler" gibt: was macht Euch bei dieser Spielweise Spaß? Inwieweit ist es dann noch ein Spiel für Euch? Oder seht Ihr dass eher als Rätsel, Tüftelei oder "Kampf der Intelligenzen"? (...)


    Ich finde, es wird recht deutlich, @Brettspieler den "Kopfspielern" unterstellt, sie hätten keinen Spaß am Spiel, da sie nicht so intuitiv spielen, wie er. Nur meine Meinung, es ist nicht notwendig, mich zu widerlegen. Er kann ja auch weiterhin formulieren, wie er will.


    Es müßte auch nicht mal neutral sein, aber dann sollten die "Bauch-Spieler" auch (ironisch/liebevoll) mit negativen Konnotationen versehen werden, z.B. "sie machen die Kopfspieler wahnsinnig, weil sie vollkommen irrational spielen" oder "das Spiel steht nicht im Vordergrund, das gesellige Zusammensein ist wichtiger und ein Spiel wird auch schon mal ergebnislos abgebrochen, wenn ihm einfällt, das gerade eine spannende Party stattfindet, wo er jetzt hin muß". :)

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  • Herzlichen Glückwunsch dazu!


    Danke!


    ... schimmert (für mich) durch, daß Du Kopfspieler respektive Kopfspiele nicht so gern magst. Dann mag man das umgekehrt nicht so gern ankreuzen. :)


    Was soll das denn heißen?!?!? X( Ich treffe mich wöchentlich mit meinen lieben Kopfspielern!!! :P (z.B. mit dem Fluxx und ...)


    Was mich - zugegenbenermaßen - spielerisch deutlich ausbremst, sind lange Wartezeiten, wenn andere sich durchgehend viel Zeit nehmen, um ihre Züge intensiv durchzurechnen. Ich weiß, den anderen macht das Spielen dann mehr Spaß, weil sie sich über ihre optimale Spielweise freuen, aber ich würde lieber flott durchspielen und dann eine neue Partie starten.