[Spiel-Jahrgang 2014] The Golden Ages - Quined Games

  • In Willingen kamen einige Neuheiten auf den Tisch. Aber längst nicht nur. Meiner Ansicht nach sind viele ältere Titel deutlich besser als so manche Neuheit. Trotzdem gab es gute, neue Spiele. Wenn ich über Spiele rede, dann fast ausschließlich über die typischen "Euros". Es gibt wenig, was mich darüber hinaus interessiert. Damit will ich nur klar stellen, wie man meine Meinung einzuordenen hat.


    Das Spiel, über das ich kurz schreiben will ist THE GOLDEN AGES von Quined Games. Erdacht von Luigi Ferrini. 2-4 Spieler. Unsere Spielzeit war ca. 120 Minuten zu viert.


    Aufgefallen war mir das Spiel wegen des Zivi-Themas und den Illustrationen von Alexandre Roche, dessen Malerei ich hochgradig faszinierend finde. Troyes hat er damals schon sehr genial umgesetzt und letztes Jahr war das Bruxelles (ebenfalls Pearl Games) von ihm gezeichnet. Spätestens seit Bruxelles ist er neben Klemens, Harald und Josh Cappel einer meiner liebsten Illustratoren.




    Worum geht es? Thematisch will ich hier nicht zu viel auf den Busch klopfen. Für ein Euro ist das Thema schon sehr schön zu erkennen. Alles greift auch sinnvoll ineinander. Besonders dank dem Tech-Tree gibt es hier einige Stimmigkeiten, die noch mit Hilfe der Zivilisationskarten unterstützt werden. Die Landkarte ist aber auf das allernötigste beschränkt und erinnert mich in ihrer Aufgeräumtheit etwas an RISE OF EMPIRES von Wallace. Es finden sich ausschließlich Landschaftsformen und Rohstoffsymbole auf dem Spielplan.


    Auf dem Tableau, welches jeder Spieler vor sich liegen hat, finden sich 5 Spalten und 4 Zeilen Technolgien. Diese entwickeln sich von links nach rechts und werden immer toller. Will man nach ganz rechts, muss man die davor liegenden erstmal abräumen (also entwickeln). Es findet also eine Entwicklung, ein Aufbau statt. Mal ein leichtes Beispiel: Meine Spielfiguren, mit denen ich über die Landschaft des Spielbretts laufe, haben anfangs eine Zugweite von 1. Entwickel ich die erste Technologie in der obersten Reihe (das ist glaub ich die Kutsche oder etwas verwandtes), dann habe ich eine Laufweite von 2. Danach entwickel ich die Eisenbahn um 3 Felder weit zu kommen. Danach das Flugzeug um beliebig weit zu laufen. Und am Ende der Entwicklung steht die Raketentechnologie, die mir hilf wen auch immer anzugreifen, ohne persönlich anwesend zu sein. Wie im richtigen Leben...


    Neben den 4 Zeilen Technologien finde sich Ablagefelder für Gebäudekarten (die ich durch Technologien freischalten muss), mein Geld und eine Ivasionsleiste. Und auch sehr abstrakt, aber verständlich, symbolisiert die Aktionsübersicht.


    Jeder Spieler hat ein Set von 4 Zivilisationskarten und deckt zu Beginn die mit römisch Eins auf. Dies ist meine Startzivilisation.


    Was tue ich?


    Es gibt 2 Aktionskategorien und in jeder der Kategorien je 4 Aktionsmöglichkeiten:


    Einmal brauche ich meine Spielfiguren um eine Aktion auszuführen. Die 4 möglichen Aktionen erfordern eine stehende Spielfigur und handle ich mit einer meiner 3 stehenden Figuren, dann lege ich sie hin, ich inaktiviere sie. Auf diese Weise kann ich:


    - Felder besetzen und deren Rohstoffe "erschließen". Damit übernehme ich die Kontrolle über das Symbol des Rohstoffs. Das bringt meist Geld - ich beute den Rohstoff sozusagen aus. Gleichzeitig kann ich eine Stadt bauen (ein Klötzchen auf den Plan legen). Diese Stadt zeigt meine Kontrolle über das Gebiet an, auch wenn meine Spielfigur weiter zieht.
    - Ein Gebäude bauen kann ich aus der offenen Auslage. Gebäude haben in den meisten Fällen dauerhafte Funktionen und lassen sich einmal pro Runde nutzen (was wiederrum eine andere Aktionsart ist).
    - Ich kann Mitspieler angreifen. Das tue ich, um die Kontrolle über die Rohstoffsymbole zu übernehmen (wie im richtigen Leben - wir schützen ja heute auch am Hindukusch unsere Ressourcen...). Dadurch vertreibe ich ihn zu seiner Hauptstadt. Ein solcher Kampf ist leicht entschieden. Ich zahle einen Geldbetrag und die Sache ist gegessen. Durch diese Eindeutigkeit ist die Sache für mich sehr klar geregelt: Jeder weiß, was geschossen wird. Es gibt keinen Kampf. Wer zahlen kann, kann mich evtl. angreifen und ich kann nix dagegen tun. Eine Situation, mit der man sich abfinden kann und sie klare Bedinungen schafft. Dazu ist Kampf beschränkt. Meine Invasionsleiste auf meinem Tableau zeigt Platz für 4 Invastionsmarker, die ich bekomme, wenn ich einen Kampf führe. Ist meine Leiste voll war es das für mich mit dem Aggressorendasein. Auf dem Invasionsmarkern sind SP und ich ziehe die Marker zufällig aus einem verdeckten Vorrat - Krieg ist Risiko.
    - Die vierte Aktionsart mit stehendem Männecken ist so langweilig wie mechanisch nötig: Nimm dir 3 SP.


    Daneben gibt es 4 Aktionen, die keine Spielfigur benötigen:


    - Baue ein Wunder. Wunder kosten Geld und bringen kleine, typische Funktionen für das Thema. Manche Zivilisationen haben eine Verbilligung auf Wunder. Wer errät spontan auf welches Wunder der Ägypter eine Verbilligung hat?


    Hier muss ich kurz innehalten und ein "Wunder" beschreiben. Die UN. Abgebildet ist das bekannte Gebäude aus New York. Und seine Funktion ist es, dass man das Geld erhält, das die Mitspieler für Krieg ausgeben müssen. Ich lass das einfach mal so stehen... Übrigens auch sehr schön: Die Kombination dieses Wunders mit der Zivilisationskarte "Amerikaner"... ;)


    - Nutze eine eigene Gebäudekarte oder ein eigenes Wunder (wenn sie eine 1x pro Runde-Funktion besitzt). Dabei nutzt man die abgebildete Funktion der Karte und dreht sie um. Bis zum Ende der Runde ist diese Funktion für mich nicht mehr durchführbar.
    - Entwickle eine Technologie. Auch recht einfach: Alles in diesem Spiel kostet Geld. Rohstoffe sind nur das Mittel sich Geld zu beschaffen. Ich zahle eine Technologie, der Preis steht drauf. Die hinteren Technologien bringen SP mit sich. Ansonsten steht mir dann ab sofort die Technologiestufe zur Verfügung.
    - Zum Abschluss kann ich "das goldene Zeitalter" ausrufen. Dadurch passe ich in der aktuellen Runde. Ich drehe meine Hauptstadt-Spielfigur um und dort sieht man nun offen den angebrachten Aufkleber, der 2 Geld zeigt. Jedes Mal, wenn es nun wieder an mir wäre in der Spielreihenfolge bekomme ich das Geld. Erst, wenn alle Spieler das goldene Zeitalter ausgerufen haben ist die Runde zu Ende. Ich darf dieses goldene Zeitalter aber erst dann ausrufen, wenn alle meine 3 Aktionsfiguren (die ich ja nur für die Hälfte der Aktionen brauche) hingelegt habe (sie also für Aktionen gebraucht habe). Schönes thematisches Detail: Wenn ich alles für die Runde erledigt habe und sich meine Zivilisation auf ihrem Höhepunkt befindet steige ich aus und ich sonne mich in meinem Ruhm und kassiere fett Geld. Sehr schönes Bild!


    Wer als erstes aus einer Runde aussteigt bestimmt eine offen ausliegende Wertungskarte. Diese wird am Ende der Runde für alle ausgewertet. Sehr schöner Kniff! Natürlich will ich möglichst viele Aktionen machen und meine Zivilisation zur Blüte führen. Aber immer von den anderen vorgesetzt kriegen, was gewertet wird ist auch blöd... :)


    Das ganze Spielchen wiederholt sich gerade mal 4x. Dann ist das Spiel auch schon aus....


    Interessant ist am Anfang jeder Runde, dass man sich für eine neue Zivilisationskarte entscheiden kann. Lasse ich meine alte Zivilisation liegen und bestreite den bereits eingeschlagenen Weg? Mein Mongole zu Spielbeginn konnte bsw. billiger kämpfen und zugleich mehrere Kampfbelohnungsmarker ziehen um den Zufall zu reduzieren. Oder nehme ich eine neue, vielleicht doch auch taktisch sehr interessante Zivilisation an? Und sorge ab sofort mit neuer Eigenschaft für Furore auf der Weltkarte?


    Interessant ist der Wechsel von Aktionen mit oder ohne Figur. Das goldene Zeitalter früh auszurufen ist interessant. Erstens sind die Geldstücke nicht zu verachten und andererseits bestimmt man die Wertungskategorie. Andereseits gibt es sehr, sehr interessante Aktionen ohne Männchen. Besonders die Entwicklung neuer Technologien. Und ohne Männchennutzung pro Aktion kann ich manchmal das goldene Zeitalter gar nicht ausrufen, weil ich die Bedingung noch nicht erfülle.


    Und natürlich klemmt es notorisch am Geld und den passenden Technologien! Die sollten nämlich immer zum eingeschlagenen Weg passen.


    Mich hat die erste Partie sehr begeistert, auch, wenn sie sich am Ende etwas zog, was aber unserer ausgelassenen Runde auch anzulasten ist. Mechanisch sehr ansprechend aber alles andere als ungewöhnlich. Trotzdem sehr gut! Dazu ein toll umgesetztes Thema, wenn auch abstrakt umgesetzt, was mich begeistert, denn der ständige Realismus in den Illustrationen so mancher Spiele langweilt mich doch zunehmend. Ein Spiel darf auch einfach mal wie ein Spiel aussehen. Und Alexandre Roche trifft mit seinem ungewöhnlichen Retro-Look absolut meinen Geschmack!


    Ich weiß nicht, ob das Spiel genügend Abwechslung für 20-30 Partien bietet? Immerhin gibt es jede Menge Zivilisationkarten, die meinen Weg unterschiedlich steuern. Dazu die Wunder und Gebäude sind auch nicht immer alle drin. Die Landkarte wird aus dicken Pappteilen zusammen gepuzzlet und sieht sicher immer wieder anders aus. Fraglich, ob sie sich auch immer anders spielt, denn am Ende ändert sich nur die Verteilung der Rohstoffe auf der Landkarte.


    Aus meiner Sicht ein mechanisch sehr ansprechendes Spiel, das aber dann doch das Zivi-Thema durch die Technologien sehr schön umsetzt. Klarer Daumen hoch von mir und ich würde es sehr gern öfters spielen.


    Wir haben es gleich nach DEUS gespielt und eine Ähnlichkeit der beiden Spiele ist nicht von der Hand zu weisen. Rein Thematisch und vielleicht auch vom Spielgefühl, weil es in beiden Spielen um ein Zivithema im Euro-Spiel geht. Deus ist aber deutlich taktischer, weil man dort von der Kartenhand getrieben wird. Finde ich aber sehr schön, dass es Zivi-Themen auch im Euro-Gewand gibt. Und dann gleich zwei so gute!!!

  • Hat mich überrascht, gerade von Quined Games.


    Ich weiß nicht genau, wie viel Quined Games zu dem Spiel beigetragen hat, aber der "eigentliche" Macher des Spiels ist ein kleiner italienischer Verlag namens "Ergo Ludo", der sich Quined Games als Partner für die mehrsprachige Version ausgesucht hat und die italienische Version zusammen mit Ghenos Games veröffentlicht.

  • http://strongholdgames.com/sto…ts-and-cultures-preorder/



    :thumbsup:



    For those that own the Quined Edition of the base game:




    They can buy the Stronghold Games edition (or ones from the other publishers) of the “Cults & Cultures” expansion, and then they can purchase a set of 16 Wonder cards (which are now full-sized/poker-sized cards) directly from Stronghold Games for compatibility. The price for these will be small ($5 or so plus shipping).


    We are trying to take care of you guys, as you can see...



    Stephen M. Buonocore
    Stronghold Games LLC

  • Hallo, ich bringe meinen Bericht zum Spiel mal hier unter, in der Hoffnung auf eine fruchtbare Diskussion:


    Wir haben zum ersten Mal zu viert die Erweiterung von #GoldeneZeitaltergespielt#Kulte&Kulturen – gleich 2x am Abend!
    Drei Spieler kannten das Grundspiel, einem Neuling habe ichgleich alles auf einmal erklärt. Dafür hat er dann auch gleich das erste Spielsouverän gewonnen! Das zweite Spiel entschied ein anderer Spieler mit weit über100 Punkten.
    Meine Anmerkungen und Fragen zur Erweiterung:
    Der Kelte ist laut Regel (zumindest zum Spielstart)der Startspieler. Erhält er auch gleich ein Kulturplättchen (wir haben es sogespielt, allerdings wurde ein zufälliges ausgesucht)? Das wäre dann rechtstark (noch stärker, wenn er eines der ausliegenden auswählen darf)! Wenn erallein Startspieler ist, ist dies allerdings (wohl) zu wenig (im Vergleich zuden anderen Anführern)!?
    Der Japaner (4. Zeitalter)darf mehrmals forschen mit einemRabatt von 2. Darf er drei Techs erforschen (wie auf dem Kartenbild angezeigt)oder sogar häufiger?? Ich hatte nämlich Stonehenge, was mir einen Rabatt von 1auf bereits von Mitspielern erforschte Techs gab. Im Spiel habe ich dann ineinem Zug vier Techs finanzieren können.
    Die Kulte (oder Religionen) sind eine schöne Idee desAutors. Unser Eindruck war, wer keine abbekommt, muss ganz schön strampeln, umbei der Endwertung Schritt halten zu können. Durch eine späte Regierungsformkann ein Kult auch mehrfach in die Nachbarstädte verbreitet werden. Hieraufhatte ein Mitspieler gesetzt und den letzten Kult für entsprechend viele SPnoch vollständig verbreitet.


    Bisher war das zentrale Thema die Beherrschung der dreiRohstoffe (durch die Kulte ist dies etwas abgeschwächt worden). Hier läuftjedes Spiel anders ab: Mal wird sich um eine Ressource geprügelt, mal um alledrei. Hier hängt vieles von den späteren Anführern und den geheimen Zielkartenab. Im zweiten Spiel hatte einer allein das Getreide für sich und konnte ohneEnde SP generieren und gewann ziemlich deutlich (s.o.).


    Ich hatte mich eigentlich gefreut, dass meine beiden letztenAnführer jeweils die Edelsteine unterstützen. Zwei Mitspieler hatten dieunterste Leiste nicht weiter erforscht, so dass ich sehr optimistisch in Bezugauf "meine" Edelstein-Schiene war. Aber bereits zum Ende des drittenZeitalters führte der dritte Spieler Kriege um Edelsteine – weil er es alsZielkarte hatte. Ich konnte zwar seine Bonus-SP vermasseln, aber auch für michfielen aus dem Spiel heraus zu wenig SP ab. Das scheint mir zum Teil etwasbeliebig zu sein. Wie sind da eure Erfahrungen?
    Ein weiterer Eindruck: Man kann auch ohne nennenswerteForschung (keine 8er Technologie) zumindest Zweiter werden!

  • Beliebig. Ja, so kann man zumindest das Grundspiel sehen, besonders wenn es in einer Partie scheinbar alles gegen einen läuft:


    "Das Grundspiel ist an sich gut. Allerdings kann man sich durch die Kulturepochenkarten schon etwas gespielt vorkommen, wenn man damit in Richtungen gedrängt wird, die man eventuell nicht spielen will, weil sich das Geschehen auf den Plan zu sehr in Konkurrenzsituationen entwickelt, die man nicht gewinnen kann. So musste ich eigentlich auf Diamanten gehen, es gab aber kaum Diamantfelder im Spiel und die übrig gebliebenen waren zu hart umkämpft. Hätte mich deshalb da lieber rausgehalten, dann aber auf Kulturboni verzichtet. Zudem kann einem das Kriegselement ganz schön in die Quere kommen, wenn man gehäuft von Mitspielern verdrängt wird und deshalb keine Klötzchen auf den Plan aufbauen kann, um über passende Weltwunder oder Fortschritte oder geheime Siegbedingungen seine Punkte zu machen."


    Trotzdem wurde ich am Ende noch Sieger. Überraschend. Also doch nicht so beliebig? Die nächste Partie dann hoffentlich mit Erweiterung.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Trotzdem wurde ich am Ende noch Sieger. Überraschend. Also doch nicht so beliebig? Die nächste Partie dann hoffentlich mit Erweiterung.

    Wenn man selbst gewinnt ist das Spiel natürlich nie beliebig ... ist doch logisch. :)


    Atti