(Disclaimer: Dies hier ist ein Beitrag, der vom Wochenthread hierher ausgelagert wurde, und daher von mir nicht als Spielbesprechung angedacht und geschrieben wurde.)
Fire in the Lake
Hätte ich mich dazu entschlossen, bei den Spielzielen 2015 mitzumachen, dann wäre eines meiner "5 mal spielen"-Ziele sicher Fire in the Lake gewesen, zumindest von der Motivationsseite her betrachtet. Da ich jedoch keine großartigen Zweifel daran hege, dass ich dieses Spiel im laufenden Jahr mindestens fünf mal bearbeiten werde, wäre das nicht besonders spannend geworden. Es gibt kein zweites Spiel, das mich derzeit im selben Maße reizen kann. Und wäre der Stichtag nicht der 1. Januar 2015 gewesen, so hätte ich das "5 mal spielen"-Ziel mit der gestrigen Partie auch bereits erreicht.
Ausgangslage:
- Euer Mitforist Bierbart hat schon vier Partien auf dem Buckel, aber bringt nach wie vor die Details zu den Fraktionen durcheinander. Euer zweiter Mitforist @AngryDwarf hat Fire in the Lake noch nie gespielt, aber er kennt dafür das Schwesterspiel Cuba Libre aus dem Effeff.
- Wir schreiben das Jahr 1965. Die "Young Turk" regieren Südvietnam und allem Anschein nach würde der Krieg heute wieder sehr kurz ausfallen. Ich kontrolliere die ARVN und die USA, AngryDwarf die NVA und den VC.
Entwicklung
- Nguyen Huu Tho ist in Saigon unterwegs! Der Vietcong etabliert deshalb eine Basis in der Hauptstadt. Danach standen Wahlen an, und die Regierung entschied, das Ergebnis nicht manipulieren. Das war ganz toll für die Hilfe, aber überhaupt nicht toll für die Situation in Saigon, denn nach der ersten Rekrutierung des VC hatte sich quasi über Nacht eine Terrorzelle mit acht(!) Guerillas in der Hauptstadt gebildet! Alles Augenreiben half da leider nicht, aber - was ein Zufall - gleich darauf putschte sich Nguyen Van Thieu an die Macht. In der Folge stiegen die USA voll in den Konflikt ein, und Saigon platzte schier aus allen Nähten vor lauter Polizei und Militärpräsenz.
- So bekam die Regierung die Möglichkeit, zunächst die ganze Stadt nach Aufständischen zu sweepen. Die Amerikaner radierten daraufhin den VC in Saigon mit einem Schlag restlos aus, und flogen zudem erste Luftangriffe auf die NVA, die sich im Norden des Landes, sowie im Mekong-Delta
zu massierenzu sammeln begannen. Das entschiedene Engagement der Amerikaner setzte vor allem den Vietcong militärisch enorm unter Druck, brachte aber weder die USA, noch die Regierung Südvietnams wirklich dem Sieg näher. Insbesondere die Regierung wirkte nicht stabilisierend auf das Land. - Die NVA wagte nach dem praktischen Zusammenbruch des VC eine Offensive auf die bevölkerungsreichen Regionen des Landes und übernahm die Kontrolle in mehreren Provinzen. Sie hatte so zumindest kurzzeitig die Siegbedingung erreicht! Selbstverständlich wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die USA mit ihrer berühmten überlegenen Feuerkraft und auch die Regierung mit ihrer enormen Polizei- und Militärmacht die Invasoren wieder zurückgeschlagen hätten - zumal in Laos und Kambodscha alle NVA-Basen beinahe unbewacht zurückgeblieben waren. Die NVA aber hatte den Zeitpunkt ihrer Offensive sehr klug gewählt, da sich der nächste Putsch ankündigte. Zwar kam dieser nicht so schnell, wie von der NVA erhofft, aber der Monsun verhinderte im entscheidenden Moment die Sweeps und Märsche der USA, sodass der NVA und somit den Kommunisten insgesamt der Sieg nicht mehr zu nehmen war.
Neuere Eindrücke
Ich habe im Wochenthread schon mehrmals beschrieben, was mich an Fire in the Lake fasziniert und manchmal auch frustriert. Ich finde es nach wie vor sehr schwer, bei diesem Spiel den Überblick zu wahren, wobei "wahren" ja impliziert, dass man den Überblick zu irgendeinem Zeitpunkt gehabt hätte. Das ist nicht unbedingt der Fall. Allerdings war es gestern erstmals so, dass einer der Mitspieler in meinen Runden überhaupt einmal einen Schlüssel zum Sieg gefunden hatte, wenn der sich auch aus purer Not heraus eher unerwartet ergeben hatte.
Heute steht eine weitere Partie auf dem Programm. Wieder nur zu zweit und gegen jemand anderen, aber nach dem gestrigen Lichtblick bin ich sehr neugierig, ob ich von der Phase des Verinnerlichens der Spielmechanismen -- gestern war auch für mich erstmal wieder Regelauffrischung angesagt -- werde übergehen können zur Phase der planbaren Spiels.