Tipps für 18XX mit Anfängern

  • Hallo,


    in unser Spielgruppe haben wir (m.E.) folgendes Problem:


    Habe(n[?]) derzeit viel Spaß an 1853 und nun 18OE.


    Bisher wird das ganze jedoch eher als 'klassisches Strategiespiel' aufgefasst, in welchem ein jeder versucht, möglichst viel zu sichern:


    - Es gibt lange Gesichter, wenn es doch einmal jemand wagen sollte Aktien einer Firma zu erwerben, welche er nicht selbst als Präsident gestartet hat
    - am liebsten hätte ein jeder Spieler sein eigenes Gebiet, in welchem er in Ruhe vor sich hinwerkelt. Sollte sich ein anderes Unterehmen erblöden, in diese Gegend zu expandieren, wird dieses schon fast als Kriegserklärung aufgefasst


    Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht oder gar Tipps, wie ich meinen Mitspielern (welche ich alllesamt persönlich sehr schätze) behutsam beibringen könnte, daß 18XX sich nicht mit ihren derzeitigen Vorstellungen dieses Spiels deckt?


    Habe leider im Moment das Gefühl, daß meine Mitspieler den Spaß an 18XX verlieren, da die Regeln teils als "unsinnig", "gemein" und nicht sonderlcih "zweckmäßig" für deren Spielvorstellung sind. Meine mäßigen Erklärkünste und die Komplexität 18OE´s tun uns diesbezüglich auch nicht sonderlich gut :whistling:


    Hättet Ihr sonst evtl. Ideen, welche Spiele den Vorstellungen meiner Spieler mehr entgegen kämen?
    Glaube der Eisenbahn/Firmenmanagement ist gut angekommen, müsste aber deutlich in die Richtung "mehrspieler solitär" gehen.


    Vielelicht kennt ja auch jemand gar passable Hausregeln für ein 18OE/Axis& Allies Crossover, welche er mir empfehlen könnte? Fürchte, dieses könnte alle unsere Probleme lösen ... :D


    Vielen Dank,
    Beste Grüße,
    M.

  • Kling ganz so, als würdet ihr zuviele von den braven Eurogames spielen :D


    1853 ist eigentlich eh ein sehr "ruhiges und friedliches" 18xx. OE zielt ebenfalls mehr auf Streckenbau als auf Aktien ab. Aber eigentlich ist interaktion (am Aktienmarkt und am Brett) ein wesentlicher Bestandteil dieser Spieleserie. Vielleicht 1829/1825? Wo 100% Aktienbesitz an einer Firma möglich sind? 18EU, wo jeder Anfangs einige von den 15 kleinen Gesellschaften zu 100% besitzt?


    Willst du ein 18xx, mit weniger Interaktion und mehr eigenem Besitz sowie einem großen Plan - schau Dir einmal 1880 an (kommt jetzt in der Neuauflage). Oder Du kehrst das ganze um und nimmst ein richtiges 18xx, in welchem Du brutal den anderen reinpfeifen kannst - dann greife zu 1830. Könnte auch eine Therapie sein!

  • Da du Axis&Allies erwähnst, gehe ich mal davon aus, das deine Runde Konfrontation durchaus mag. Dann vergleiche das doch mal ganz pauschal damit - 18xx ist auch "Krieg", auf wirtschaftlicher Ebene. Drohpotential ist durch Aktienverkäufe gegeben, wenn die erste 4-Lok gelauft wird, werden die 2-er geplättet (beispielhaft, kann in diversen 18´er anders sein). Man kann das jetzt machen, muss man aber vielleicht nicht...
    Zudem greift man sich doch mit den Käufen anderer Aktien unter die Arme, oft schafft man es anfangs aus eigener Kraft gar nicht, eine Gesellschaft ans laufen zu bekommen (auch hier wieder eine Pauschalaussage, kann abweichen).

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Versuch mal Imperial damit deine Mitspieler lernen, dass auch mehrere Spieler Anteile an einem Land/ Gesellschaft haben können.

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


    Meine Spiele: Klick mich

  • Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht oder gar Tipps, wie ich meinen Mitspielern (welche ich alllesamt persönlich sehr schätze) behutsam beibringen könnte, daß 18XX sich nicht mit ihren derzeitigen Vorstellungen dieses Spiels deckt?

    Hi,


    die Siegbedingung bei 18xx ist ganz einfach: besitze am Ende des Spiels das meiste Geld (Bargeld plus Aktien). Ich würde vermuten, dass Deinen Mitspielern irgendwann ein Licht aufgehen sollte, dass sie mit ihrer Strategie so nicht weiterkommen. Und dann sollten sie sich Gedanken machen, wie sie an mehr Geld als ihre Mitspieler kommen.


    Vielleicht funktioniert 18xx in Eurer Gruppe auch nicht, weil die Mitspieler anders drauf sind und Gemeinheiten im Spiel (Loks verschrotten, Loklimits durch Phasenwechsel reduzieren, Aktiengewinne nicht ausschütten, bestimmte Tiles verbauen damit sie ein Gegner nicht bekommt, Strecken verbauen, usw.) nicht sehen oder mögen.


    Holt Euch doch mal einen 18xx-Spieler dazu und schaut Euch an was der so treibt.
    Oder nehmt aktienbetonte 18xx-Varianten, wo Spieler auch vorzeitig auscheiden können (Pleite gehen).


    Die Auswahl 1853 und 18OE (was ich nicht kenne und auch nicht kennen lernen möchte) ist vielleicht auch ein Grund für das Verhalten deiner Mitspieler.

    --
    "Out. For. A. Walk. ... Bitch." (Spike/Buffy-TVS)
    --

  • Habe leider im Moment das Gefühl, daß meine Mitspieler den Spaß an 18XX verlieren, da die Regeln teils als "unsinnig", "gemein" und nicht sonderlcih "zweckmäßig" für deren Spielvorstellung sind.

    Aber das stimmt ja, 18XX ist gemein! Dass muss man mögen, oder es ist nicht das richtige Spiel für eine Spielgruppe.


    Vielleicht solltet ihr erst mal eine Version mit einem kleinen Spielplan spielen, wo man wenig Möglichkeiten zum Bauen und Ausbreiten hat. Ich selbst kenne mich hier nicht gut aus, aber vor 20 oder 25 Jahren haben wir mal so kleine Varianten wie "Lummerland" und "Trinidad & Tobago" gespielt. Die fanden wir ganz spaßig, zumal auch die Spielzeit hier nicht so hoch war. Aber Gemeinheiten konnte man da auch schon ganz gut ausprobieren, wenn ich mich richtig erinnere.


    Es gibt hier im Forum sicher einige User, die sinnvolle Vorschläge für Einsteiger-Varianten machen können. Ich kenne zu wenig, und es ist eben schon mehr als 20 Jahre her, dass ich 18XX gespielt habe. (Ich selbst mag es auch lieber harmonisch anstatt gemein.)

  • Hallo,


    zunächst einmal vielen Dank für Eure ganzen Antworten!


    18OE gefällt mir persönlich eigentlich ganz gut.


    Solange meine Mitspieler es jedoch als Niederlage empfinden, Aktienanteile an Mitspieler rausrücken zu müssen, wird es sehr schwer werden.


    Wünschen würde ich mir eigentlich, daß meine Mitspieler von ihren klassischen Brettspiel-Kategorien wegkommen und erkennen, daß 18XX Sachen anders macht (und das es funktioniert, gut ausbalanciert ist und viel Spaß bringen kann). Insofern ist dieses (hoffentlich) alles auch Erziehungssache :D


    Bin dennoch etwas enttäuscht. Im Nachhinein betrachtet war es vermutlich ungeschickt, mit (zwei Partien) 1853 zu beginnen (bei welchem sich bereits ähnliche Phänomene abzeichneten). Habe offensichtlich Erwartungen geweckt, welche 18OE/18XX nicht erfüllen kann.


    Wie gesagt, ich finde 18OE klasse, bzw. würde es klasse finden, wenn es 'richtig' gespielt werden würde.


    Falls die nächsten Runden keine Besserungen bringen, werde ich mich einmal genauer mit Euren Spielvorschlägen auseinander setzen.
    Vielleicht ist da ja etwas dabei, was uns (in dieser Konstellation) besser liegt. Denn so wie wir spielen ist 18OE (komischer Weise) recht unausgeglichen^^ und für die meisten Spieler relativ frustrierend.


    Beste Grüße,
    M.

    Einmal editiert, zuletzt von Eumel ()

  • Manchmal muss man aber auch einfach erkennen, dass nicht alle als gut erhofften Spiele in der eigenen Spielrunde zünden. So habe ich mich ganz schnell von der 1830er Neuauflage getrennt, weil ich persönlich nichts mit der Aktienmarkt-Manipulation und der Züge-Verschieberei anfangen konnte. Kam mir wie das Ausnutzen einer Regellücke im Spielsystem vor, auch wenn das wohl alles so beabsichtigt war vom Autor. Gibt ja genug Spiele-Alternativen ... oder Du suchst Dir eine Spielrunde, die auf 18xx fernab lieb-und-nett Gleisbau steht.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Hallo @PzVIE,


    Vielen Dank für den Tipp mit 1880.


    Da 1880 interessant aussieht (und ich denke, daß ich noch nicht ausreichend mit 18XX-Varianten eingedeckt bin :D ) wollte ich einmal fragen, wo man dieses voraussichtlich wird erwerben können?


    Die Vertriebswege mancher 18XX Produktionen sind ja doch recht verschlungen und meinereins kommt da mit meinen üblichen Läden häufig nicht weiter. Und auf BGG habe ich, vom VÖ-Zeitraum einmal abgesehen, auf den ersten Blick keinen Hinweis entdeckt.



    Grüße,
    M.

  • Versuch mal Imperial damit deine Mitspieler lernen, dass auch mehrere Spieler Anteile an einem Land/ Gesellschaft haben können.

    Ich bezweifele stark, dass das funktionieren würde. Wem 18xx zu unfreundlich und moralisch fragwürdig erscheint, dem wird Imperial erst recht nicht gefallen. Die Regierungen von Ländern zu kaufen und diese Länder dann für den eigenen Investoren-Profit gegeneinander in den Krieg zu hetzen (in direkter Analogie zum Ersten Weltkrieg), das ist schon zynisch in einem Maße, für das man schon deutlich mehr abhärtet sein muss als zum Spielen von "nur" einem Wirtschaftskrieg der 18xx-Sorte.

  • Ich denke, es ist generell kein Fehler, mit 1853 zu beginnen, auch wenn es noch andere 18xx-Spiele gibt, die für Beginner geeignet sind - das wurde ja schon öfters in diesem Forum diskutiert. Ich denke aber, daß 18OE hierfür nicht geeignet ist, da die vielen Optionen dieses Spiels den Beginnern den Blick auf das Wesentliche bei 18xx-Spielen verstellen. Mit 18OE, das ich bis jetzt 7x gespielt habe und das ich für eines der genialsten 18xx-Designs der letzten Jahre halte, kann man auch noch später gut weitermachen.


    Die Probleme Deiner Mitspieler kann ich absolut nicht nachvollziehen. 18xx-Spiele bestehen immer aus einem Wirtschaftsteil und einem Bauteil, die beide in den unterschiedlichen Spielen auch unterschiedlich ausgeprägt sind. Bei anderen Wirtschaftsspielen ist es doch selbstverständlich, daß man auch Anteile von anderen Firmen besitzt und darüber auch profitiert (oder Verluste hat), und bei anderen Bauspielen ist es selbstverständlich, daß man von den Aktionen der anderen Mitspieler profitiert bzw. von diesen auch behindert werden kann. Ich kann mir bisher nicht recht vorstellen, welche Spiele Deine Mitspieler überhaupt gut finden könnten.


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

  • Zitat von MetalPirate

    Ich bezweifele stark, dass das funktionieren würde. Wem 18xx zu unfreundlich und moralisch fragwürdig erscheint, dem wird Imperial erst recht nicht gefallen. Die Regierungen von Ländern zu kaufen und diese Länder dann für den eigenen Investoren-Profit gegeneinander in den Krieg zu hetzen (in direkter Analogie zum Ersten Weltkrieg), das ist schon zynisch in einem Maße, für das man schon deutlich mehr abhärtet sein muss als zum Spielen von "nur" einem Wirtschaftskrieg der 18xx-Sorte.

    Naja den grossen Krieg wollten immer noch die Militärs und die Obrigkeits- oder Adels - Politik. Das Volk hatte nur geringe Ahnung was ein modernes MG und eine schwere Haubitze alles kann. 1871 lag zuweit zurück, auch technologisch. Die Investoren und Firmeninhaber haben das Material auf Bestellung geliefert. Und wie es so ist, die Neugier siegt und mal will seine Dinge ausprobieren. Spätestens 1916/17 dürfte vielen klar geworden sein, welche Fass sie da geöffnet hatten. Es war mit Blut und Tränen gefüllt und die verblieben Monarchen wurde endgültig von der Bühne der Politik gefegt. Imperial ist ein Spiel ohne schönfärberei und heutzutage so aktuell wie vor 100 Jahren.
    Don´t buy arms, buy armor!