Rezensionen: schwarze Schafe, Verrisse etc.

  • Einspruch Nils,



    an dieser Stelle poste ich liebend gern noch einmal mein Posting aus dem Spielbox-Forum. Es geht auch anders. Leider sind nur die meisten Rezensenten nicht fähig, auch nur annähernd so zu schreiben.


    Ich möchte einfach mal eine positive Rezension und einen Verriss von Michael Knopf anführen. Meines Erachtens gab und gibt es keinen besseren Rezensenten, was den Schreibstil angeht!


    Köstlicher Verriss:


    Spiel: Dilemma


    Freunde, wir setzen jetzt den Helm auf und ziehen die kugelsichere Weste an, denn Feindesland liegt vor uns, jene unwirtliche Region, in der die berühmte Müllbande haust und scharf mit Schrott schießt. Natürlich war nicht damit zu rechnen, dass wir dort auch Meister Alex Randolph antreffen würden, der sich ehemals in höheren Regionen aufhielt; es ist aber seine Schuld oder die des Verlags, wenn er nun in der Unterwelt herumwühlt, und Gnade gibt’s nicht, nein. Vorwärts also, schnell und hoffentlich gut geschützt: In der Mitte des Tisches liegt ein „Arena" genannter Napf, jeder hat zehn Karten; einer legt eine Karte in den Napf und heißt deshalb „Provokateur", die anderen können diese freche Provokation annehmen und eine Karte in den Napf werfen (!). Sollte jemand eine Karte mit derselben Zahl geworfen haben, in einem Anfall geistiger oder anderweitiger Umnachtung vielleicht, gilt das nicht, und es gilt auch nicht, wenn die Karte schräg im Napf liegt oder daneben, was selten vorkommt, weil die Wurfentfernung gar nicht vorgeschrieben ist. Liegt aber auf der provozierenden Karte eine, die gilt, kommt es zum finalen Duell der beiden Werfer: Sie nehmen einen Holzchip mit zwei Seiten in die Hand und legen ihn dann auf den Tisch – wenn beide „Frieden" gewählt haben, bekommen sie jeweils die Karte des anderen, wenn „Frieden" auf „Konflikt" stößt, kriegt der Krieger beide Karten und verliert einen Lebensstein, und im Falle des Doppel-Konflikts verlieren beide ein Leben und erhalten nichts dafür. So schwinden die Karten dahin, bis nur noch einer welche hat; am Ende zählen die Werte der gewonnenen Karten. Wunderbarerweise ist das aber völlig egal, denn wir lachen längst alle, wir lachen, lachen über diese aufgeblasene Kombination aus kleinkindkompatiblen Wurfübungen und museumsreifer Stein-Schere-Blatt-Methode. Nicht aus Freude allerdings lachen wir, sondern aus Verzweiflung: Ist nicht wahr, oder? Kostet das 30 Mark oder bekommt man sie, als großzügig bemessene Entsorgungsgebühr? Was soll’s, die Arena mag Rauchern als Aschenbecher dienen, und wer einen kleinen Hund hat, kann ihm im Napf sein kleines Fressen servieren.


    Für 3 bis 5 von Alex Randolph und Paul Daviz (Grafik) bei FX für 30 Mark.


    Im Gegenzug dazu:


    Positive Rezension:


    Serenissima


    Zunächst ist das ein Bausatz, der uns Stunden der bastelnden Vorbereitung kostet. Viele winzige Masten vom Plastiksteg lösen und mit Fähnchen bekleben, ordnen und sortieren, einen Überblick gewinnen angesichts der außerordentlich umfangreichen „einmaligen Ausstattung"; dann die Anleitung studieren und zu begreifen versuchen, später feststellen, daß es ist wie oft: Das Spiel ist beim Spielen nicht annähernd so schwierig, wie es beim Lesen noch zu sein schien. Komplex aber ist es, vielschichtig, es wäre als Film ein stundenlanges Monumentalwerk – hinsetzen, hineinfallen lassen; eine Nation sein von zweien, dreien oder vieren, die ums Mittelmeer herum hausen und Handel treiben. Großer Spielplan, Galeeren, Seeleute, Festungen, Waren. Acht bis zehn Runden, je nach Spielerzahl, eine jede bestehend aus sechs Phasen, von der Ermittlung der jeweiligen Zugreihenfolge durch geheimes Bieten über Schiffsbau sowie Personalbeschaffung und Hafenübernahme bis zum Verkauf der Ware. Dazwischen Vorwärtsbewegung auf hoher See, Gefechte zwischen Schiffen, Gefechte in Häfen. Gefechte? Gemach, dies ist historisch korrekt: Die Welt war nicht nur friedlich beim Kampf um die Macht am Mittelmeer, und das bißchen Würfeln und sich anschließende Seeleute-Entfernen richtet durchaus keinen dauerhaften Schaden an. Freiwillig ist es obendrein, wenn auch sehr nützlich; in erster Linie aber geht es uns darum, Waren zu kaufen, auf Schiffe zu verladen, mit diesen Schiffen Häfen anzulaufen, diese Häfen nach Möglichkeit in Besitz zu nehmen und schließlich wieder Waren zu verkaufen. Natürlich ist das alles überhaupt nicht so einfach, denn wir sind derart Herr über unser Handelsgeschick, daß die Wahl der richtigen Strategie hinreichender Erfahrung bedarf: viele Seeleute aufs Schiff packen und weit fahren – oder Waren bevorzugen; viele Schiffe bauen und weithin ausschwärmen – oder die Häfen befestigen, die Hauptstadt sichern; die Lagerhallen vieler Häfen ein bißchen füllen – oder einige ganz? Alles hängt mit allem zusammen, Punkte gibt es am Ende für dies und das. Hinsetzen, hineinfallen lassen; an der Grenze zwischen Familienspiel und Freakspiel ist dies vor allem ein spannendes, ein forderndes, sagen wir einfach: ein gutes Spiel.


    Von Dominique Ehrhard und Duccio Vitale bei Eurogames für 70 Mark.



    Anhand dieser beiden Rezensionen wird deutlich, was gutes Schreiben ausmacht: Selbst einen Verriss lese ich dann gerne. Mag auch der Rezensent einen anderen Geschmack haben als ich, so bietet sich hier ein wahrer Lesegenuss. Leider scheint es noch keine Stipendien für gutes Schreiben zu geben, was eigentlich eine Aufgabe der Spiel des Jahres Jury sein könnte. Die meisten Rezensionen sind einfach nur noch eine Bleiwüste...Das ist schade...



    PS: Wen es interessiert: Michael Knopf seine alten Rezensionen sind hier zu finden:


    http://web.archive.org/web/200109241638 ... gpunkt.de/


    Spielerische Grüße
    Marc

  • Ansonsten ist man gut beraten, die Reichweite der Spielebesprechung zu belegen. Denn die Muster werden nur zwecks der Verkaufsförderung überlassen. Da kann jemand noch so schöne Worte für ein Spiel verfassen - wenn sie niemand vernimmt, ist das Muster vergeudet.


    Das stimmt bestimmt so aber die "Reichweite" einer Rezension sagt mal garnichts über ihre Qualität aus (siehe Brakus) :P

  • Hallo Marc,

    Ich weiß. Da ist leider jemand viel zu früh von dieser Welt gegangen.
    Es ist zweifelsfrei sehr gut. Aber es ist nicht mein Konzept.


    Liebe Grüße
    Nils

    Hi Nils,



    das war ja auch keine Kritik dir gegenüber, sondern es sollte zeigen, dass man auch gute Verrisse schreiben kann. Und Rezensionen müssen auch nicht ellenlang sein. Wenn die Rechweite das einzige Kriterium bei den Marketingfachleuten ist, dann ist das ziemlich bedauerlich.

  • Das stimmt bestimmt so aber die "Reichweite" einer Rezension sagt mal garnichts über ihre Qualität aus (siehe Brakus) :P

    Der sich dabei aber noch nie wie ein Arschkriecher aufgeführt hat. 8o
    Reichweite ist eine Fleißaufgabe. Diese Aufgabe hat er nun mal auf sich genommen.


    Aber ich frag mich aber schon, was er mit diesem ganzen wahllos eingeforderten Zeugs macht. 8))
    Seit wann machen viele Spiele glücklich? Mich belastet die Vorhaltung ordentlich.


    Klar - gibt es keine Qualitätsgarantien oder gar Ansprüche wegen der Musterüberlassung. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass es Seitens des Marketings auch gar nicht Zweck diese Maßnahmen ist.


    Liebe Grüße
    Nils

  • das war ja auch keine Kritik dir gegenüber, sondern es sollte zeigen, dass man auch gute Verrisse schreiben kann. Und Rezensionen müssen auch nicht ellenlang sein.

    Habe ich auch gar nicht als Kritik aufgefasst. Ich finde es gut, das Spektrum aufzuweisen.


    Ich weiß gar nicht, ob Michael Knopf diese Spielberichte in den Printmedien veröffentlicht hat.


    Aber teilweise gewähren meine Redaktion mir nur ein Drittel oder ein Viertel an Zeichenanzahl als Platz für die Spieleempfehlungen. Einen Verriss mit 600 Zeichen Textlänge zu verfassen, käme mir wie rumpöbeln vor - da sehe ich mich nicht zu in Lage, glaubwürdig rüberzukommen.


    Versuche mal in 45 Sekunden verbal zu erklären, warum ein Spiel schlecht ist.
    Stellt Euch mal Rezensionen in Printmedien von, deren Sprachdauer 30 Minuten Länge haben. :D


    Liebe Grüße
    Nils (hat für diesen Text jetzt 650 Zeichen benötigt)

  • Aber teilweise gewähren mir die Redaktion nur ein Drittel oder ein Viertel an Zeichenanzahl als Platz für die Spieleempfehlungen. Einen Verriss mit 600 Zeichen Textlänge zu verfassen, käme mir wie rumpöbeln vor - da sehe ich nicht zu in Lage, glaubwürdig rüberzukommen.

    Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du dich die ganze Zeit verteidigst, obwohl dich keiner angreift. Wir reden hier in erster Linie über Angebote von Geeks für Geeks (egal ob Printmedien wie die Fairplay oder Spielbox oder Webseiten) - in dem Fall muss ich davon ausgehen, dass es durchaus Leute gibt, die sich die Rezensionen angucken, weil sie über bestimmte Spiele was wissen wollen. Und in dem Fall ist ein Hinweis - "das Spiel ist Schrott" - oft sehr hilfreich (zumindest wenn er auch begründet wird).
    Wenn du hingegen ein Angebot für Leute außerhalb der Szene machst, die nicht schon mit bestimmten Titeln im Kopf an das Angebot herangehen, ist es natürlich sinnvoll sich Spiele herauszupicken, die man guten Gewissens hochjubeln kann.

  • Wenn ICH das Spiel jetzt mit Autoreninfo auch spielen kann, kann ein Kunde, der meine Rezi nicht gelesen hat und die einschlägigen Seiten im Internet nicht kennt (oder es sie gar nicht gibt auf Deutsch) das auch? Einem Anfänger ist das jedenfalls nicht zuzumuten. -> wäre bei mir nämlich Note 1 Punkt = unspielbar/nicht den Regeln entsprechend spielbar


    Und WENN er aber meine Rezi gelesen hat, weiss er worauf er achten muss und kann das Spiel so spielen, wie vom Autor gedacht. -> Wäre dann beispielsweise eine echte Note 5 Punkte


    Worauf ich hinaus will ist: wie soll ich benoten? Meine erste Tendenz ging in Richtung 1 Punkt. Vielleicht auch emotional bedingt, weil ich einfach sauer war. Heute bin ich schon fast der Meinung, dass ich die echte Note vergebe, dann natürlich mit Regel-Richtigstellung. Weil mein Leser ja jetzt korrekt spielen kann und dann auch weiss, wie ich gespielt habe.

    Da würde ich mir nicht so viel Stress machen. Du vergibst deine Note ja nicht ohne jeden Kontext, sondern in Zusammenhang mit einer Rezension. Da sollte aus der Rezension auch die Begründung der Note hervorgehen. Wenn die Rezension klar sagt "Mit den gegebenen Regeln konnte ich kein sinnvolles Spiel spielen" dann darf die Note schlecht sein.
    Wenn du darauf hinweist, dass die Regeln grauenhaft sind, du das aber bei der Bewertung nicht einfließen lässt, darf auch eine Top-Note vergeben werden.
    Problematisch finde ich es nur, wenn sich dem Leser der Zusammenhang zwischen Text und Note nicht erschließt. Da findet man Rezensionen, die quasi nur aus Lob bestehen, und liest abschließend 7/10 Punkte - da frage ich mich schon, warum das nicht mindestens eine 9/10 ist und hätte gerne eine Begründung. Irgendwas muss den Rezensenten doch gestört haben. Das können Kleinigkeiten sein, die sich summieren, aber wenn ich nur lobe, erwarte ich auch eine überdurchschnittliche Note.

  • Wir reden hier in erster Linie über Angebote von Geeks für Geeks (egal ob Printmedien wie die Fairplay oder Spielbox oder Webseiten)

    Oh, machen wir das? Ich nicht. Weder hier noch als Rezensent.


    Knopf hatte übrigens bis auf wenige veröffentlichte Rezensionen alles in Tageszeitungen platziert (ich glaube, Süddeutsche vorrangig).


    Und brettgespielte El Bandita: Wenn die Anleitung Mist ist und das Spiel saugut, dann schreib es genau so!


    Zielgruppe: Entschuldigung, aber natürlich muss ein Kinderspiel, ein Familienspiel und ein Freakspiel so rezensiert werden, dass die Rezension dem Spiel und der Zielgruppe gerecht wird. Das heißt ja nicht, dass alle langweiligen Freakspiele zum Familienspiel degradiert werden, wenn sie zugänglich genug sind. Selbstverständlich MUSS die Kritik an einem Spiel die Ziegruppe direkt oder indirekt berücksichtigen. Wie soll es denn sonst eine vernünftige Rezension sein?


  • Ich meinte eher sowas: Beispiel "The Game"


    Das Spiel hat überall Begeisterung ausgelöst, alle fanden es toll. Was ICH aus den Rezensionen (neben all der Begeisterung) rausgehört habe war "Zahlen der Reihe nach aufeinander legen, indirekte Kommunikation wie bei Hanabi"


    Damit war das Ding für mich gelaufen. Ich glaube jedem, der das Spiel toll findet und ich weiss, dass es mechanisch gesehen funktioniert. Wie ich dann später feststellen durfte,behielt ich recht: ich finde das Spiel langweilig.


    Diesem Spiel kann ich absolut null Begeisterung abgewinnen. Habe es zu viert gespielt und mich hinterher gefragt: " Ja und jetzt"? Wars das schon? Absolut durchgefallen ist "The Game" bei mir. Nie wieder würde ich mich mit so einem langweiligen belanglosem Spiel abgeben. Daher kann ich Dir nur zustimmen. Verstehe den Hype um das Spiel absolut nicht!

  • Hallo,

    Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du dich die ganze Zeit verteidigst, obwohl dich keiner angreift.

    Das mag dir so vorkommen, weil ich auf ein Thema wie "Schwarze Schafe" und "Lobhudelei" antwortet und du von mir nicht das für diese Gruppe hier allgemein Erwünsche erwidert bekommst. Ist es denn so schlimm, mal über den Tellerrand zu blicken? ;)

    Knopf hatte übrigens bis auf wenige veröffentlichte Rezensionen alles in Tageszeitungen platziert (ich glaube, Süddeutsche vorrangig).

    Stimmt - wenn man dem Link folgt, geht daraus hervor, dass er in der Süddeutschen veröffentlicht hat.
    Wenn ich mir dann so seine Texte betrachte, stellt sich mir noch die Frage, ob im Wirtschaftsteil oder im Feuilleton-Teil? Sprich als Verkaufsberatung oder Kulturkritiker? Ich schiele ja immer neidisch zum Kulturteil rüber... :whistling:


    Selber gesteht man mir nur zu, als Verkaufsberater zu agieren. Wenn meine Empfehlungen einem Bereich zugeordnet werden, dann so was wie der Rubrik "Bummeln". Auch sonst findet man gerade um diese Jahreszeit in den Printmedien eine Verkaufsberatung im Wirtschaftsteil. Aber es sind selten Verrisse! Warum auch?


    Stellt euch doch nur mal den hungernden Verkäufer am Spieleregal vor, weil er alle Kunden auf die Makel der Spiele hinweist. Das Problem des Fehlkaufs ist doch ausschließlich eines der Geek-Szene. Die meisten Konsumenten der Gesellschaftsspiele sehen einen nicht geliebten Titel bedeutend entspannter an.


    Ein Magazin habe ich, dass mir tatsächlich die ungefähre Länge der Knopf-Texte (1600-2000 Zeichen) einräumt. Dort wende ich die Struktur Thema/Action/Fazit an. Und ehrlich gesagt - ich langweile mich bereits beim Verfassen der Zeilen über diese Form von Schreibe. Aber es ist halt das mit der Redaktion abgesprochene Konzept.
    Ich werde dem Redakteur mal etwas vorlegen, dass dem Kopf-Konzept nahe kommt und ihn alternativ die Veröffentlichung ermöglichen. Mal sehen was dabei herauskommt.


    Und ein Versprechen mag ich hiermit hoch und heilig abgeben. Ich werde Verrisse verfassen, sobald .....


    .... die im Kulturteil des Printmediums veröffentlicht werden. Und mir die Redaktion und die Leser!!! keine Verkaufsberatung abverlangen. :D

    Absolut durchgefallen ist "The Game" bei mir.

    Tja, so scheiden sich die Geister. Wir habe in Aibling eine Wahl der Nominierten mit dem normalen Volk abgehalten. Die Titel wurden nach Testrunden unter mehreren Aspekten bewertet. Gewonnen hat THE GAME


    Liebe Grüße
    Nils


  • Das mag dir so vorkommen, weil ich auf ein Thema wie "Schwarze Schafe" und "Lobhudelei" antwortet und du von mir nicht das für diese Gruppe hier allgemein Erwünsche erwidert bekommst.


    Was ist denn bitte das "für diese Gruppe allgemein Erwünschte"? 8|


    Und was ich auch nicht ganz verstehe:


    Zum einen möchtest du keinen Aufwand in Verisse stecken, schreibst aber dafür Texte von bis zu 2000 Zeichen die dich schon vorher langweilen. Jeder braucht wohl ein Hobby, das er nicht mag :P


    Ich habe nochmals alle Beiträge von dir in diesem Thread gelesen und muss leider zur Schande meiner eigenen Unfähigkeit eingestehen, dass ich deine Aussagen nicht auf einen gemeinsamen Nenner bringen kann. Du verteidigst hier vehement etwas, ohne das ominöse Unbekannte beim Namen zu nennen. Ich bin wirklich gespannt, was dein hier "allgemein Erwünschtes" ist...

  • Du verteidigst hier vehement etwas, ohne das ominöse Unbekannte beim Namen zu nennen. Ich bin wirklich gespannt, was dein hier "allgemein Erwünschtes" ist...

    der Fred heißt "schwarze Schafe" und Verrisse - dessen Gegenüber stehe ich nicht in der Verteidigung, Das Thema wird aus meiner Warte ergänzt und erläutert - so what...

    Ich habe nochmals alle Beiträge von dir in diesem Thread gelesen und muss leider zur Schande meiner eigenen Unfähigkeit eingestehen, dass ich deine Aussagen nicht auf einen gemeinsamen Nenner bringen kann.

    Das wundert mich nicht - auch ich wünsche mir die Baumstruktur zurück.
    Meine Aussagen stehen im Kontext zu anderen Beiträgen. Nur meine Beiträge zu lesen, funktioniert nicht.


    Und - warum suchst du einen gemeinsamen Nenner? Ich liebe die Farbe Grau - falls dir das weiter hilft


    Liebe Grüße
    Nils

  • Nils bastelt sich doch seit Jahren schon seine eigene Spiele-Realität in der Bayrischen Provinz zusammen. Bad Abiling ist sozusagen das Pleasentville der Spieleszene. Da ist für Kritik kein Platz, und zugemutet wird seinem Volke eh nur dass was der Spielekönig darselbst zur Bespassung der Massen freigegeben hat. Die vielen tollen Beiträge und Resonanzen in den Käseblättern der Region geben Ihm ausserdem recht.


    Das muss man nicht verstehen, aber man sollte es wissen wenn man mit ihm in die direkte Kommunikation tritt. Denn ohne diesen Kontext wird es mit dem Argumentenaustausch eher schwierig 8|:whistling:^^

  • Stellt euch doch nur mal den hungernden Verkäufer am Spieleregal vor, weil er alle Kunden auf die Makel der Spiele hinweist. Das Problem des Fehlkaufs ist doch ausschließlich eines der Geek-Szene. Die meisten Konsumenten der Gesellschaftsspiele sehen einen nicht geliebten Titel bedeutend entspannter an.

    Und wieder bin ich völlig gegenteiliger Meinung.
    1. Der Verkäufer weist natürlich auf einen Makel hin, wenn er selbst ein guter Verkäufer ist. Und zwar dann, wenn er nach einem Spiel und der Qualität gefragt wird. Idealerweise hat er bessere Alternativen parat.
    2. Es ist meiner Erfahrung nach genau umgekehrt. Ein Geek informiert sich und verkraftet einen Fehlkauf. Wer als Wenigspieler nach Infos (Lobhudelei) oder einfach so ein schlechtes Spiel kauft, kauft vielleicht nie wieder eins, weil dieses ihm oder ihr den Spaß (endgültig) vermiest. (Womit ich ausdrücklich NICHT meine, dass ich den Anspruch habe, Leute zum Spielen zu bringen oder das Spielen als solches zu fördern!)

  • Nils bastelt sich doch seit Jahren schon seine eigene Spiele-Realität in der Bayrischen Provinz zusammen. Bad Abiling ist sozusagen das Pleasentville der Spieleszene. Da ist für Kritik kein Platz, und zugemutet wird seinem Volke eh nur dass was der Spielekönig darselbst zur Bespassung der Massen freigegeben hat. Die vielen tollen Beiträge und Resonanzen in den Käseblättern der Region geben Ihm ausserdem recht.


    Das muss man nicht verstehen, aber man sollte es wissen wenn man mit ihm in die direkte Kommunikation tritt. Denn ohne diesen Kontext wird es mit dem Argumentenaustausch eher schwierig

    Bitte sehr - dass ist doch mal ein Verriss, der leider meine These stützt :D

  • Das Problem des Fehlkaufs ist doch ausschließlich eines der Geek-Szene. Die meisten Konsumenten der Gesellschaftsspiele sehen einen nicht geliebten Titel bedeutend entspannter an.


    Gegenbeispiel: Meiner Wahrnehmung nach fehlen ordentliche auch mit negativen Aspekten öffentlich wahrnehmbare Rezensionen z.B. für Puerto Rico und Dominion. Lauter greenwashing der Spiele in Fachpublikationen und denkkastrierten Bewertungsportalen bestimmen das Bild. Ich habe diese Spiele häufig in Wohnzimmern im privaten Umfeld und auch in öffentlichen Einrichtungen vorgefunden, ohne dass diese Spiel gespielt wurden - viel zu kompliziert. Ein Hype, gute Meinungen und dieses Bild wiedergebende Verkäufer/innen haben zum Kauf veranlasst. Erst recht mit einem Pöppel obendrauf. Die Verkaufszahlen beruhigen erstmal alle. Aber die Konsumenten ärgern sich über die Fehlinvestition und sehen Brettspiele doch als etwas nur für Geeks an. Sie lehnen sich entspannt zurück und sagen, na SvC, Carcassonne, ZuZ reicht doch und kaufen nicht viel mehr.


    Der Markt wächst nicht wirklich, nur innerhalb des Marktes beschleunigen sich die Veröffentlichungen & Verramschungen. Wenn ich mir die Bilder einiger Esseneinkäufe ansehe und wie über Thalia z.B. Mombasa bereits bei anlaufendem Verkauf massiv wie Sauerbier angeboten wurde, um Hype zu erzeugen (Warum denn sonst?), dann ist die Situation doch eigentlich inflationär und nicht gesund.


    Fehlkäufe sind subjektiv und ein subjektives Problem, nicht das der Geek-Szene. Kollektive Fehlkäufe schädigen Produzenten bis hin zum Markt und damit auch ein Problem der Geek-Szene.

  • Welche Reviewer trauen sich denn, negative Bewertungen abzugeben? Das sind ganz wenige, während es von semi-professionellen Hochjublern nur so wimmelt. Negativ-Reviews sind auch um Klassen schwieriger zu machen als positive. Man muss sich in alle Richtungen absichern, um möglichst wenig angreifbar zu sein und trotzdem riskiert man Kritik von Autoren, Verlagen, Kunden-Fanboys. Während einem Rahdo, der grundsätzlich alles "excellent" findet (mit ganz subtilen Abstufungen), die Leute nur so zujubeln... Gerade für nicht-etablierte Reviewer ist "hochjubeln", ggf mit copy&paste aus Verlags-Werbetexten, doch der mit Abstand bequeste Weg, der mit dem wenigsten Widerstand zu gehen ist. Und warum? Weil die Leser in ihrer Masse doch genau auf sowas abfahren, man will doch bestätigt bekommen, das das Spiel, für das man sich interessiert, unbedingt gekauft werden muss, weil es so supertoll ist...
    (Um trotzdem mal Gegenbeispiele zu den Hochjubel-Reviews zu nennen: spielerleben.de und alte (!) Spielama-Videos nenen auch Minuspunkte beim Namen und das Blog "Rezension für Millionen" von Udo Bartsch spart auch nicht mit Kritik, auch wenn da die Kritik für mich nicht immer nachvollziehbar ist. Wer andere kennt: nennt sie mir. Ich finde ein Review umso wertvoller, je besser Plus- UND Minuspunkte herausgearbeitet werden, damit ich selbst das dann passend für mich gewichten und bewerten kann.)

    Die meisten Reviewer die innerhalb der Szene bekannt sind und oft besucht werden schreiben sowohl positive wie auch negative Bewertungen von Spielen und natürlich begründen sie auch ihre Meinung dazu und stellen dar wie sie zu dieser Meinung kommen. Dabei darf man aber auch nicht vergessen, dass man als Rezensent natürlich auch immer etwas abstrahiert und auch die Zielgruppe im Blick hat sowie auch die Meinungen und Reaktionen seiner Spieltestgruppen. Sonst würde ja ein Spieler der eigentlich nur Strategiespiele mag fast jedes Familienspiel und Glücksspiel schlecht reden.
    Durch die Notengebung und Begründungen kann man sich auch einen guten Eindruck vom Spielgeschmack des Rezensenten machen und weiss ob man eher seinen Geschmack hat oder nicht. Wobei man es natürlich schwer hat eine exakt gleiche Einstellung zu Brettspielen bei einem Rezensenten zu finden, aber so 60-80% Übereinstimmung ist sicherlich möglich und auch die Begründungen helfen einem natürlich stark weiter.
    Als letzten Punkt sollte man natürlich nicht vergessen, dass einige Reviewer sich die Spiele auch vor Veröffentlichung ansehen und wenn man schon weiß, dass das Spiel überhaupt nicht gefällt, natürlich auch nicht angefragt wird. Denn eine schlechte Rezension zu verfassen macht meist weniger Spaß und das testen des Spiels ist natürlich auch kein zeitlicher Genuss. Somit gibt es von Natur aus natürlich mehr postive Rezensionen als negative ;-)....
    Achjah und natürlich mag es ein Verlag, Autor und Redakteur nicht, wenn man ein Spiel "zerreist" und zum Teil können diese es auch nicht wirklich nachvollziehen. Allerdings möchten auch die Verlage, Autoren und Redakteure, dass man eine ehrliche Meinung abgibt und somit seine Meinung frei vertritt. Denn wenn es nur Pressetexte sind, dann interessiert diese Rezension auf Dauer auch einfach keinen. Somit freuen sich natürlich Verlag, Autor und Redakteur über eine postive Besprechung sehr. Aber sie akzeptieren auch professionell die negativen Punkte und Rezensionen und greifen sogar oft genug Kritikpunkte auf und setzen diese im Nachhinein sogar um (schon mehrfach erlebt).


    Reviewseiten die sowohl positiv wie auch negativ bewerten sind z.B:
    cliquenabend.de
    reich-der-spiele
    spielama.de.
    martin klein (spielerleben)
    udo bartsch (rezensionen für millionen)
    h@ll9000


    gruss
    andreas buhlmann (Smuker)

  • Ein Geek informiert sich und verkraftet einen Fehlkauf.

    So? ein Beispiel - Vegas - was gab es aus der Szene für Schimpftriaden, weil alea es gewagte dieses Spiel zu veröffentlichen. "Kritik" - die meiner Meinung nach dem nominierten Spiel die Auszeichnung kostete.
    Das unvoreingenommene "Volk" hatte mit diesem Titel das geringste Problem.


    Wie oft wurde in diesem Fred der Verriss gefordert, damit ein Fehlkauf vermieden wird?


    Ich bin ja nicht gegen den Verriss, der hat mit Sicherheit seine Berechtigung. Ich nutze ihn ja auch für meine Vorauswahl. Aber gerade von dir kam doch der Einwand, wer keinen Verriss veröffentlicht, braucht gar nichts veröffentlichen. ;)
    Finde ich etwas intolerant.


    Liebe Grüße
    Nils

  • der Fred heißt "schwarze Schafe" und Verrisse

    Häng dich bitte nicht am Titel auf. Wie bei allen von mir ausgelagerten Diskussionen saugte ich mir auch diesen aus den Fingern. Ein glückliches Händchen habe ich dabei nun wahrlich nicht immer ;)

  • Ich habe diese Spiele häufig in Wohnzimmern im privaten Umfeld und auch in öffentlichen Einrichtungen vorgefunden, ohne dass diese Spiel gespielt wurden - viel zu kompliziert. Ein Hype, gute Meinungen und dieses Bild wiedergebende Verkäufer/innen haben zum Kauf veranlasst. Erst recht mit einem Pöppel obendrauf.

    Soweit mag ich ja deine Beobachtung teilen. Aber die Titel werden nicht gespielt, WEIL der Käufer zu "träge" ist, die Regelhürde zu überwinden. Und das wissen sie selbst. Die machen sich meiner Meinung nichts vor und lasten die Schuld dem Empfehler an.
    Sobald man diesen Leuten die Regelhürde überwinden hilft, sind sie wieder mit Begeisterung dabei.


    Warum sollen diesen Leuten nun Warnungen ausgesprochen werden, wenn es nur an der Stütze bei der Hürde fehlt?


    Und hier sehe ich die Verlage in erster Linie in der Pflicht. Seit Jahren wird in dem Bereich nur halbherzig herumgedoktert. Einzig die Spiele-Offensive scheint die Notwendigkeit der Regelerklärvideos wirklich zu beherzigen.
    Aber - warum auch sollen die Verlage diesen Kostenaufwand betreiben - wenn es so viele Amateurfilmer gibt? 8))


    Außerdem steht Weihnachten jedes Jahr zuverlässig vor der Tür - und des braucht Gschenke...


    Liebe Grüße
    Nils

  • Warum sollen diesen Leuten nun Warnungen ausgesprochen werden, wenn es nur an der Stütze bei der Hürde fehlt?

    Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie den Nils ihres Vertrauens! - genau dieser Hinweis fehlt. Einigen Leuten sollte das Spiel nicht verkauft werden, ohne ihren perönlichen Nils in der Umgebung.


    Vegas ist wie Skibbo - verkauft sich gut, aber der Markt entwickelt sich nicht weiter.

  • Vegas ist wie Skibbo - verkauft sich gut, aber der Markt entwickelt sich nicht weiter.

    Die Verkaufszahlen von Skippo und Vegas unterscheiden ein klein wenig. Allein schon wegen der fehlenden Auszeichnung hat Vegas 300.000 Exemplare weniger verkauft. Dann ist auch noch wesentlich, dass Vegas NICHT neben dem Skippo im Regal vom Müller und Karstadt steht - obwohl die Ravensburger über die längsten Regale im Laden verfügen.


    Vegas ist das einzige Spiel, zu dem ich mal einen Vorrat anlegte, um den nervenden Nachfragen von den Interessenten zu entgehen/begegnen, die nicht Online einkaufen wollten.


    Wohin soll sich der Markt entwickeln?
    Wird nicht alles bedient? ?(


    Liebe Grüße
    Nils

  • Naja - auf meinem Statement, dass ich zu keinen Verissen gewillt bin, folgte ein...


    Drücken wir es hart aus: Wer sich das nicht traut, hat unter den Spielerezensenten nichts verloren. Das kann jetzt jeder deuten, wie er oder sie will.

    Es heißt ja nicht, weil ich keine Verrisse schreiben möchte, dass andere diesem Bedürfnis nicht nachgehen sollten/ könnten.


    Das halte ich halt für intolerant.


    Liebe Grüße
    Nils

  • Das ist falsch verstanden. Die Aussage bezieht sich auf ein von mir zitiertes Zitat und nicht auf dich.


    Abgesehen davon kann ich ja nichts dazu, wenn im Einzelfall (dein gemeintes Vegas) keine negativen oder positiven Rezensionen (wir hatten eine) verfasst werden. Ich schreibe ein Spiel ja nicht schlecht oder gut, nur weil es alle anderen gut oder schlecht finden. Allerdings hätten einige Rezensionen evtl. deutlicher die Zielgruppe herausarbeiten können (sic!).

  • So, zurück aus Essen und gleich ein Thema bei dem natürlich ich auch die Klappe nicht halten kann.

    Zitat von ode.

    Das Problem ist aber auch, dass jeder Hansel mit Spieleblog, der alle 6 Monate ein kleines Update erfährt, nun zum Pressemenschen wird und am Verlagsstand mit seinem Presseausweis wedelt und nach Rezensionsexemplaren fragt... Muss man sich auch nicht wundern, wenn die Bereitschaft so etwas rauszugeben abnimmt.

    Tatäschlich habe ich den Akkreditierungsprozess etwas anders erlebt. Der Friedhelm-Merz Verlag wollte genaue Angaben über meine Zugriffszahlen. Als eigenes Kriterium formuliert der Friedhelm-Merz Verlag es so, dass ein Internetredaktionen nur eine Akkreditierung erhält wenn "eine dauerhafte Aktualität sowie Zugriffszahlen, die in der Höhe mit Zugriffszahlen professioneller Onlinemagazine von Vollredaktionen und Verlagen vergleichbar sind."


    Dies sollte(!) eigentlich eine gewisse Qualität sicherstellen. Ich hab natürlich auch beobachten können, dass es viele mit Presse-Ausweis gibt, wo ich mir relativ sicher bin, dass deren Blogs nicht unter dieses Kriterium fallen. Ich bin mir nicht Mal sicher ob BGJ mit 12.000 Seitenaufrufen im Monat darunter fällt. Es ist natürlich schwierig bis unmöglich für den Merz-Verlag die Zahlen, die sie zugesendet bekommen, zu validieren. Man kann also theoretisch das Blaue vom Himmel runterlügen (Wobei man natürlich mehrere Faktoren zusammenführen kann, eine Seite mit 100.000 Seitenaufrufen hat nicht nur 5 Artikel, 2 Kommentare und 3 Facebook-Likes - ihr versteht hoffentlich was ich meine)


    Die Bereitschaft Rezensionsexemplare rauszugeben ist besonders bei den kleinen Verlagen verständlicherweise gering. Ich hab das Spiel dann gleich gekauft oder teilweise vergünstigt bekommen. Die großen Verlage wiederum gehen mit Rezensionsexemplaren ganz anders um.


    Zitat von reich der spiele

    Aber das liegt daran, weil wirklich jeder einen eigenen machen will (was aufwendiger und weniger erfolgreich ist, als sich einem der 3-4 großen Magazine anzuschließen.

    Naja, ich versteh jeden, der sein eigenes Projekt startet. Das hat das Internet unter anderem im Web 2.0 so groß und fantastisch gemacht. Die Möglichkeit selbst Content Creator zu werden. Auch passt man nicht immer zusammen. Ich bin zum Beispiel ein sehr eigensinniger Mensch. Wenn ich mir was in den kopf gesetz habe, will ich es erreichen und/oder ausprobieren. Ich bin mir sicher, das wäre auf die Art und Weise wie ich es jetzt kann, bei euch nie möglich gewesen (Abgesehen davon liebe ich es Webseiten zu administrieren).


    Zitat von reich der spiele

    Wie gesagt: Am Ende sind die Leute die Leidtragenden, die sonst solide arbeiten und Reichweite erzielen. Die Verlage (und Autoren usw.) auch, aber die KÖNNTEN und MÜSSTEN es besser steuern.

    Vollkommene Zustimmung!


    Zum Thema Rezensionsexemplare:

    Zitat von @ravn

    Ich frage grundsätzlich keinerlei Rezensionsexemplare im Brettspielbereich an, einfach um meine Unabhängigkeit zu wahren.

    Deine Einstellungen in Ehren, ich verstehe sie nicht. Es ist gang und gebe und die ganze "Branche" Der Rezensenten würde ohne die Exemplare nicht funktionieren. Das mache ich an folgenden Annahmen fest: Die "Masse" möchte zu möglichst vielen Spielen möglichst schnell Informationen. Das ist über zwei Wege zu realisieren: Ich kaufe das Spiel oder ich erhalte es als Rezensionsexemplar. Weg 1 verursacht Kosten. Kosten die ich irgendwoher wieder rein holen muss. Also Werbeeinnahmen oder für Rezensionen zahlen. Werbeeinnahmen werden nie genug sein um mehr als 2 Spiele pro Monat zu decken (nie = absehbarer Zeitraum in der Zukunft). Für Rezensionen bezahlen? Dann kann ich gleich dicht machen, das wird keiner tun. Will ich mit Boardgamejunkies also Aktualität liefern, muss ich auf Rezensionsexemplare zurückgreifen. Allerdings bedeutet jedes Rezi-Exemplar automatisch Werbung für den Verlag und das Spiel. Ob positiv oder negativ sei mal dahingestellt, die meisten Rezensenten machen sich aber verdammt viel Arbeit. Spreche ich von mir, so produziere ich ein Video und eine Text-Rezension zu dem jeweiligen Spiel. Würde ich in vergleichbarer Zeit für meinen aktuellen Stundenlohn arbeiten gehen hätte ich pro Spiel locker das Geld für 2-3 Spiele verdient. Eine finanzielle Motivation gibt es also zumindest dahingehend nicht, dass mich die Rezensionen bereichern würden.


    Was ist also die Motivation, die @widow_s_cruse so hinterfragt? Es ist Spaß. Spielen macht mir Spaß. Schreiben macht mir Spaß. Meine Meinung äußern macht mir Spaß und Videos haben sich auch als ganz großer Spaß herausgestellt. Das ist die Motivation der "ersten Reihe". Die zweite Reihe ist erfolg. Ja ich möchte mit Boardgamejunkies.de erfolgreich sein und die bisherige Entwicklung zeigt einen guten Weg auf. Um erfolgreich zu sein, muss man aktuell sein und das führt wieder zu den Rezensionsexemplaren. Amazon Vine lehne ich übrigens aus Prinzip ab. Das ist Massenware mit schlechtem Ruf.


    Zu den negativen Bewertungen:
    Die sind wichtig! Ich rezensiere ein Produkt auf Basis des mir vorliegenden Exemplars. Ist das Produkt beschissen, muss ich das auch sagen und begründen warum ich das so empfinde. Natürlich wird das eher angegriffen als Lobhuddelei, aber so ist das Leben nun Mal. Das würde mich aber nie davon abhalten, es anzusprechen wenn etwas nicht gut ist. Ich empfinde verantwortung gegenüber meinen Lesern. Die Note am Ende unserer Rezensionen ist aber tatsächlich das beliebigste des ganzen Textes. Denn eine Note lässt sich schwer in Worte ausdrücken. Wir benoten das Spielgefühl und das kann bei jedem Spieler anders sein. Daher: Text lesen und die Note nur als Schmankerl sehen. Ich finde Michael hat es wieder passend formuliert: Wer sich nicht traut ein Spiel zu verreissen, soll bitte etwas anderes machen.


    Zitat von metalPirate

    Das gilt umso mehr, wenn der Hype dadurch zustande kommt, dass die Spiele-Macher einen guten Draht zu wichtigen Reviewern haben und entsprechend Publicity von BGG-TV, Tom Vasel oder anderen bekommen. Und schon haben wir den nächsten GenCon-Hype...

    Persönliche Beziehungen finde ich wesentlich schwieriger als irgendwelche Rezensionsexemplare. Denn eine Freundschaft, eine gute Bekanntschaft, einfach ein Mensch kann wesentlich mehr Wirkung auf mich haben als es ein Objekt je haben könnte. Denn verreisst man ein Spiel eines guten Bekannten (oder ähnlichem) können schnell Schulödgefühle aufkommen. Die Brettspielbranche ist allerdings so familiär, dass es sich persönliche Bekanntschaften bis hin zu Freundschaften nicht verhindern lassen. Ich finde da sollte man man viel genauer hinschauen, wer wo mit drinne hängt.


    Zitat von widow_s_cruse

    a) Es liegt von den Magazinen keine Bereitschaft vor, das Verfassen des Artikels zu vergüten. Und ein unbezahlter Verriss ist nichts als Arbeit, der einem gar nichts bringt - ist ausschließlich selbstbelohnend für Wichtigtuer cool.png

    Meine Leser vor einem, meiner Meinung nach, schlechten Spiel zu warnen bzw. sie darüber zu informieren, macht mich also zu einem Wichtigtuer? Wenn ein Freund mich fragt:"Hey wie findest du spiel XY?" und ich sage: "Beschissen, weil..." bin ich ein Wichtigtuer? Das ist für mich absolut unverständlich.

  • Hallo Alex,

    Meine Leser vor einem, meiner Meinung nach, schlechten Spiel zu warnen bzw. sie darüber zu informieren, macht mich also zu einem Wichtigtuer? Wenn ein Freund mich fragt:"Hey wie findest du spiel XY?" und ich sage: "Beschissen, weil..." bin ich ein Wichtigtuer? Das ist für mich absolut unverständlich.

    Hmm - welchen Aufwand hast du, deinem Freund bei gelegentlichen Austausch verbal mitzuteilen, dass dir das Spiel nicht gefällt?


    Welchen Aufwand treibt man für den Verriss, wenn es über die Medien publik gemacht wird.
    Und welche Motivation liegt für diesen betriebenen Aufwand vor?


    Mache es, um Gottes Willen mag ich niemanden davon abhalten.
    Nur - mir ist dieses Bedürfnis fremd...


    Dann bezog ich mich auch auf die Veröffentlichung in Magazinen, die ausschließlich wegen der Einkommensgenerierung erscheinen. In einen Verriss für das Magazin eine unvergütete Arbeit zu investieren, kommt mir überhaupt nicht in den Sinn. Da bringe ich mich auch nur mit dem ein, was mir Spaß macht.


    Liebe Grüße
    Nils

  • Hi,


    Ein "verriss" sehe ich nicht als Kritik an. Imo ist das sogar völlig unkritisch, denn es geht einfach darum ein Spiel (oder allgemein ein Produkt) völlig schlecht dar zu stellen.
    D.h. es wird zwangsläufig alles schlecht geschrieben (ansonst wäre es kein Verriss) oder in einen lächlichen Kontext gebracht. Das mag zwar unterhaltsam sein (Fairplay), ist aber fast das Gegenteil was ich unter Kritik verstehe.


    Atti

  • @Thygra Wie reagieren Verlage eigentlich auf Verrisse? Vor allem, wenn sie sauber mit Belegen geschrieben sind und nicht einfach ein (ich nehm mal das Wort eines gewissen Rezensenten) "Peganer-Bashing" sind?

    Kommt darauf an, was du mit "Verriss" meinst (siehe Beitrag von Attila) ...


    Wenn wir von einer Rezension mit einem negativem Feedback reden, das sachlich bzw. inhaltlich nachvollziehbar ist, dann reagiert man nach außen hin meines Erachtens am besten sachlich, nämlich gar nicht. Intern nimmt man sich die Kritik zu Herzen, falls handwerkliche Fehler entdeckt und bemängelt wurden, oder man ignoriert es, wenn es einfach nur eine Geschmacksfrage ist.


    Es gab aber auch schon ein paar Fälle, in denen ein Rezensent aus meiner Sicht deutlich erkennbar etwas falsch oder gar nicht verstanden hat. Oder er hat falsche Schlüsse gezogen. Da habe ich den Rezensenten dann darauf hingewiesen, dass er meines Erachtens etwas falsch gemacht hat. Das hat dann auch schon mal zu der einen oder anderen nachträglichen Korrekturen einer Rezension geführt.

  • Wenn wir von einer Rezension mit einem negativem Feedback reden, das sachlich bzw. inhaltlich nachvollziehbar ist, dann reagiert man nach außen hin meines Erachtens am besten sachlich, nämlich gar nicht

    Aha.


    Aber wenn einer hier oder in einem anderen Forum was negatives zu einem Pegasusspiel zu sagen hat, wird im besten Fall im Dreiertrupp zurückgeschossen?

  • Nein, hier gilt dasselbe: Wenn eine Kritik sachlich vorgetragen wird, "schieße" ich nicht zurück. Sollte ich inhaltlich anderer Meinung sein, antworte ich sachlich und lege meine Sicht der Dinge dar. Sollte ich inhaltlich zustimmen, äußere ich mich nicht weiter.


    Wenn aber jemand etwas unsachlich verreißt, dann hinterfrage ich das (sofern es keine reine Geschmacksfrage ist), und zwar in Abhängigkeit von der Wortwahl des Kritikers mehr oder weniger hart "geschossen".

  • Off-Topic: Ich finde es amüsant, dass egal welches Thema, es immer wieder auf Pegasus geschwenkt wird, nur weil Pegasus mit die einzigen sind, die sich regelmässig hier äußern. @Kermeur dein Beitrag bezüglich Pegasus hat doch eigentlich nichts mim Thema zu tun.


    Ich kann aus meiner Erfahrung heraus sagen, dass die Reaktion von Verlag zu Verlag und Redaktion zu Redaktion unterschiedlich sind. Von Erklärungen, über Hinweise bis hin zu Lob und Danke schöns war schon alles dabei an Reaktionen.

  • Ich erinnere mich an eine Dreierreaktion: Mondo - - Brettspiel - Rezension ;)


    Aber: Sonst habe ich das in fast 15 Jahren nur 3-4 Mal erlebt. Bis auf den genannten Fall waren es immer Miniverlger, die meinten, den Stein der Weisen gefunden zu haben, aber handwerklich ein echtes Grützspiel abgeliefert hatten. Große Verlage reagieren allenfalls positiv über Social Media oder einer erklärt dir mal im Vorbeigehen, dass eine Regel fragwürdig beschrieben (was nicht zwingend "gespielt" heißt) wurde. EInzelne Autoren achten auch mal auf korrekte Regeln und hinterfragen ggf. aus solchen Gründen eine Rezensionsergebnis. Aber nie ärgerlich oder so, sondern immer sehr professionell (liegt vielleicht auch daran, das ich selbst meistens nicht ausfallend reagiere :D ).


    Wie gesagt 3-4 Fälle und der genannte Fall, der aus der Verlagsperspektive durchaus nachvollziehbar, wenn auch aus meiner Sicht nicht zwingend berechtigt war. Negative Kritiken gehören eben dazu. Und ehrlicherweise werden viele Verlage und Autoren sogar zugeben, dass sie diese Wertungen bei den enstprechenden Spielen oft nachvollziehen können. Mitunter passiert es dann in einer Neuauflage, dass entsprechende Punkte korrigiert sind, wie oben Cliquen-Smuker schon erklärt hat.


    Dennoch: Böse und harte Verrisse sind kein Ausdruck von fehlenden sachlichen Kritikpunkten, sondern eine Stilfrage. Selbstverständlich lassen sich schwache Spiele hervorragend und überzogen durch den Kakao ziehen. Wenn ein solcher Verriss gut ist und nicht nur auf miese Stimmung zurücktzuführen ist, gehört "der Verriss" zur Königsdisziplin der Rezensionen. Amüsanter kann dann nichts sein (wenn auch Betroffene etwas bedröppelt schauen könnten).