Welche Spiegelreflexkamera fürs Abfilmen von Indoor-Produktpräsentationen?

  • Beruflich wie auch privat habe ich mich die letzten Wochen in das Thema "Produktdokumentation" beschäftigt. Ausgangspunkt war die Aussage, dass Text an sich tot ist und kaum noch jemand im privaten wie auch geschäftlichen Umfeld sich mit langen Beschreibungen in Textform beschäftigen möchte. Zumindest dann nicht, wenn es eine Alternative in Form von Bewegtbildern gibt, die den zu vermittelnden Sachverhalt prägnant und auf den Punkt gezeigt vermitteln kann.


    Für Screencastings bin ich bei Camtasia Studio hängengeblieben, weil es im Geschäftsumfeld die vielfältigsten Möglichkeiten bietet, Bildschirminhalte anschaulich als Video festzuhalten. Mit einem professionellen Schnittprogramm wie Adobe Premiere ist zwar noch mehr möglich, aber vieles davon müsste man zeitaufwändig manuell machen. Mit Camtasia Studio komme ich hingegen in relativ kurzer Zeit zu guten Ergebnissen, die wirtschaftlich auch tragbar sind.


    Allerdings lassen sich alle Produkte besser über Menschen verkaufen. Deshalb suche ich aktuell nach einer bezahlbaren Ideallösung, um im Intro und Outro die "Stimme aus dem Off" ins rechte Licht zu rücken und auch zu zeigen. Ebenso sollen damit kurze Werbevideos mit Laien-Schauspielern entstehen, die plakative Szenen zeigen, wie man es aktuell schlecht macht und wie es besser gehen würde. Alles indoor im Büroumfeld zur Bewerbung einer Social Business Software für Mittelständler. Die Webcam eignet sich dafür nicht und Blogging-Kameras wie die Canon Legria Mini X ebenso nicht, wie selbst ausgetestet. Gute Ergebnisse gab es hingegen mit einer privaten Sony Spiegelreflexkamera (im 350 Euro Bereich) mit externen Mikrofonanschluss von einem Kollegen.


    Inzwischen bin ich bei der Canon EOS Serie hängengeblieben. Nur welches Gehäuse taugt am besten für Indoor-Videoaufnahmen und welche Objektive sowie Stative könnt Ihr empfehlen?


    In der weiten Welt des Internets gibt es tausendfache Empfehlungen. Was mir aber fehlt sind echte Praxiserfahrungen von Nicht-Profis, die ihre Kameras eben nicht von den Herstellern gesponsert bekommen und deren Blick eventuell verzerrt ist. Ich möchte nicht unnötig viel Geld ausgeben (lassen) und ebenso auch keinen Murks kaufen, bei dem man für xxx Euro einen Qualitätssprung bekommen hätte und wo dann zweimal kaufen im Endeffekt teurer wird.


    Aktuell im Fokus habe ich die EOS 70D oder EOS 660D. Bei der 70D wird allerdings von Serienstreuung berichtet und Fokusfehler. Stimmt das immer noch? Als Objektive scheint das lichtstarke "Sigma 18-35mm F1,8 DC HSM" interessant, wobei das "Canon 18-135mm IS STM" wohl flexibler ist, wenn auch nicht ganz so brilliante Bilder liefern kann. Könnt Ihr das bestätigen oder liege ich da total falsch. Die Eignung als Fotokamera ist übrigens rein zweitrangig, 90% Einsatzzweck wird das digitale Videofilmen sein.



    Cu / Ralf

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  • Weil eine Digicam mit externen Mikrofonanschluss im Direktvergleich zur gebotenen Leistung viel teurer ist und mit einer DSLR nicht der typische Amateurfilm-Eindruck entsteht - weil grösserer Bildsensor und sofern Einstellungen passen und das passende Objektiv gewählt wird. Will ich eine Digicam haben, die professionelle Ergebnisse liefert, muss ich wesentlich mehr Geld ausgeben als für eine DSLR, die auch oder besonders aufs Filmen ausgelegt ist.


    Verkehrte Welt, die mich auch zunächst überrascht hat. Habe allerdings auch nur Praxis-Erfahrungen mit fetten Analog-Schulterkameras um 1992 und Digital8-Kameras um 2004. Im Fotobereich konnte ich damls eine Canon 5D beruflich mitnutzen. Seit dem hat sich ne Menge getan auf dem DSLR-Markt. Leider viel weniger auf dem Digicam-Markt. Da bekommst Du aktuell eher Action-Cams oder Blogging-Cams oder eben die Profi-Ausrüstung im höchstpreisigem Bereich. Dazwischen aber kaum was.


    Lasse mich aber gerne korrigieren.

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    2 Mal editiert, zuletzt von ravn ()

  • DSLR ist Unsinn für 90% Videoeinsatz, spiegellose Systemkamera ist dann besser. Ich würde von Panasonic das MFT-System empfehlen, wenn's nebenbei auch gute (hochauflösende) Fotos liefern und Wechselobjektive unterstützen soll.

  • Beruflich wurden mir von zwei Videoproduzenten unabhängig voneinander digitale Spiegelreflexkameras empfohlen, obwohl wir sogar zu 100% Filmen wollen - für YouTube. Leider ist das Vorhaben bis jetzt noch nicht umgesetzt. Daher kann ich noch keine Erfahrungen geben. Ich gucke morgen aber mal, welches Modell empfohlen wurde

  • @ravn Ich denke, dass Deine Fragen in einem Photoforum besser aufgehoben sind. Z.B. dslr-forum


    Je nach Anwendungswünschen gibt es gute Gründe für eine DSLR als Digicam. Insbesondere wenn mit Stativ gearbeitet wird. Ein großes Problem vieler (aller?) DSLR ist es aber, dass im Videomodus nicht mehr einfach die Blende verädert werden kann. Auch haben einige Kameras ein internes Limit der Länge von HD Video - selbst wenn eine große Speicherkarte eingesetzt wird, endet die Aufnahme nach 30 Minuten. Ob das neue Modelle auch noch haben - keine Ahnung. Autofokussierung im Video ist bei Digicams in aller Regel treffsicherer. Aber auch hier haben sich neuere Modelle verbessert. Ebenso bei den Möglichkeiten des Mikrofonanschlusses. Nicht alle DSLR Kameras mit Videomodus bieten auch eine Zeitlupenfunktion.


    Die Möglichkeit mit besonderen Objektiven zu Filmen sind schon interessant: Makro, Superweitwinkel, lichtstarke Objektive (Blende 1,4) - daher keine verkehrte Welt! Allerdings kann eine entsprechende Ausrüstung einer DSLR mit Objektive, gutem Stativ mit Stativschlitten und und gutem Kugelkopf eben auch recht kostspielig werden.


    Ich würde in einem entsprechendem Forum nach Hinweisen und Tipps vor einer Kaufentscheidung fragen. Mit der Option auf Video war Sony lange besser im DSLR Segment, mittlerweile sitzen aber in Nikonmodellen auch Sonychips und Canon hat ebenfalls nachgeholt. Eventuell sind auch Aspekte von entfesseltem Blitzen, Handysteuerung der Kamera u.ä., wichtig - auch da unterscheiden sich die Hersteller durchaus in den Möglichkeiten ihrer Kameras.


    Edit: Mit Spiegellosen kenne ich mich nicht aus. Aber das System sollte unbedingt mitbeachtet werden.

  • Das eigentliche Problem ist hier eigentlich nicht die Kamera, sondern das Drumherum. Mit einer modernen EOS (z.B. der 70D) bist du schon auf einem sehr hohen Niveau. Da würde ich mir keine Gedanken um Streulicht oder Backfokus machen... wenn dein Modell so etwas aufweist, schickst du es zurück.


    Du musst dir mehr Gedanken um Stative, Mikrofone und Tonaufnahmegeräte machen. Indoor brauchst du dazu noch ein brauchbares Licht, welches idealerweise nicht allzusehr flimmert.


    Für den Standard-Youtube-Blogger ist das auch wieder relativ, wenn du aber von Werbevideos sprichst, ist das Equipment drumherum mindestens genauso wichtig.


    Wegen der Software würde ich mir auch nicht allzuviele Gedanken machen, sofern sie das Material in der Qualität exportiert, wie du sie brauchst.

  • Ich denke, dass Deine Fragen in einem Photoforum besser aufgehoben

    Ja. Allerdings mit dem Risiko, nein: der Gewissheit, dass man da erst recht von 10 Leuten 12 Empfehlungen bekommt. :)


    Ein großes Problem vieler (aller?) DSLR ist es aber, dass im Videomodus nicht mehr einfach die Blende verädert werden kann.

    Eher falsch. Bei manuellen Objektiven (für Video gar nicht so verkehrt) kannst du die Blende immer ändern. Das Problem ist eher, dass sie nur in Stufen änderbar ist. Spezielle Video-Objektive unterstützen da die (manuelle) stufenlose Regelung.


    Ähnliches gilt, wenn man Zoomen möchte. Beim üblichen DSLR-Objektiv geht das per Hand. Das ist nicht gleichmäßig und sieht entsprechend bescheiden im Resultat aus. Da braucht's dann Objektive mit Motorzoom, was im DSLR- und Systemkamerabereich eher die Ausnahme ist. Oberdrein muss dann der Motor des Zooms so leise sein, dass man ihn nicht im Film hört.


    Auch haben einige Kameras ein internes Limit der Länge von HD Video - selbst wenn eine große Speicherkarte eingesetzt wird, endet die Aufnahme nach 30 Minuten.

    Das ist EU-weit so und hängt damit zusammen, dass sonst eine Abgabe an Video-Rechteverwertungsgesellschaften notwendig wäre, d.h. alle Fotokameras würden damit teurer. Wollen die Hersteller nicht, also 30 min Grenze...


    Allerdings kann eine entsprechende Ausrüstung einer DSLR mit Objektive, gutem Stativ mit Stativschlitten und und gutem Kugelkopf eben auch recht kostspielig werden.

    Ja. Wobei ich statt Kugelkopf für Videos eher einen Mehrwege-Neiger verwenden würde. Richtig ist: Gute Qualität kostet. Immer. Allerdings kommt man auch mit einem Smartphone schon recht weit. Beispiel aus unserem Brettspiel-Bereich: Rahdos frühe Videos entstanden mit einem I-Phone und das war nicht das neueste Modell.


    Eventuell sind auch Aspekte von entfesseltem Blitzen,

    Für Videos?! Für Produktfotografie, ja, aber sonst eher irrelevant hier. Aber Blitzen ist eh eine Wissenschaft für sich, da gibt's nicht umsonst dicke Bücher dazu.


    Da würde ich mir keine Gedanken um Streulicht oder Backfokus machen... wenn dein Modell so etwas aufweist, schickst du es zurück.

    Um dann vom Hersteller erklärt zu bekommen, dass es alles innerhalb der Toleranzen liegt...


    Indoor brauchst du dazu noch ein brauchbares Licht, welches idealerweise nicht allzusehr flimmert.

    Jein. Wenn youtube & Co das Ziel sind, ist wichtiger in der Praxis, dass die Kamera im Video-Modus am besten mehrere (höhere) Bildraten-Standards unterstützt, 50 fps, 60 fps, etc. Dann kann man zur Not ausweichen. Gilt zumindest solange, wie man nicht Material unterschiedlicher Standards zusammenschneiden will, dann sind unterschiedliche Standards die Hölle...

  • Danke für die bisherigen Tipps.


    Die angedachten Videos werden im Endprodukt maximal 3 Minuten lang sein, also kein Problem mit der Aufnahmelänge pro Einzelaufnahme.


    Mehr als Full-HD und 24/25 Bilder pro Sekunde brauche ich nicht, weil der typische Filmlook soll erhalten bleiben und für Online sowie Videoportale reicht Full-HD locker aus. Fernseh- oder Kinowerbung ist nicht angedacht.


    Motorzoom? Nein danke. Weil Zoom in Filmaufnahmen für mich ein absolutes NoGo ist. Lieber eine Einstellung mehr. Im Bild passiert die Bewegung, nicht das Bild bewegt sich! Auch wenn das die moderne Wackelkamera-Ästhetik anders sieht und dabei gerne den Amateur-Look mit Profi-Equipment nachahmen will.


    Autofokus? Brauche ich nicht. Ich möchte lieber jede Einstellung manuell fokussieren, um die Bildobjekte scharf zu stellen, die auch scharf sein sollen.


    Zeitlupenfunktion? Nein, da ich keine John Woo Filme drehen möchte oder Zeitlupe als Stilmittel eingeplant ist.


    Am Ende des Tages geht es um eine gute Kamera, die auf einem stationären Stativ steht und eine Szene samt Ton über externe Mikros in einer oder auch unterschiedlichen Einstellungen abfilmt, damit es nicht langweilig wird. Die eigentliche Action passiert aber im Bild. Dabei bin ich 1 bis 5 Meter vom Objekt der Szene entfernt, da sich alles drinnen in einer Büroumgebung abspielen wird. Geplante Bildeinstellungen sind Long Shots bis Close-Ups. Sein es die Ansager für Screencast-Videos oder die angedachten Schmunzelvideos mit Laiendarstellern, um Büroprobleme und deren Lösung zu visualisieren.


    In Projektverantwortung muss ich dazu aber auch das Budget rechtfertigen können und kann da nicht mit Mondpreisen ankommen, bei dem selbst George Lucas bleich werden würde. Ist eben ne kleine Klitsche, die möglichst wenig investieren will und viel mehr von der Kreativität der Mitarbeiter lebt. Dennoch ist die Investition in gute Technik wichtig, sofern die eben einen sichtbaren Qualitätsvorteil bringt und/oder Arbeitszeit einspart, weil die ist am Ende des Tages der größte Kostenfaktor.

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  • Gerade wegen der Preisvorgabe würde ich wie Metalpirate zu einer MFT Kamera von Panasonic raten. Entweder die aktuelle G70, oder auch deren Vorgänger die G6. Völlig ausreichend für das was du Vorhast.


    Edit: ich sehe gerade du brauchst nen externen Mikrofonanschluss. da muss man bei der G6 zumindest aufpassen. Ich glaube da gibt es unterschiedliche Versionen, manche mit manche ohne Mikroanschluss. Bin mir aber nicht ganz sicher.

    Einmal editiert, zuletzt von fidel77 ()

  • Puh, also mal meine Erfahrungen als frisch DSLR-YouTuber und Hobby-Fotograf.


    Deine Argumente sprechen für eine DSLR, Filmlook, 25p, Wechselobjektive. Achten musst du da nur noch auf ein geeignetes Objektiv und einen Mikrofon-Anschluss. Wenn eine Canon in Frage kommt, würde ich zusätzlich darauf achten, dass der Firmware-Flash MagicLantern darauf läuft (Magic Lantern | Home) diesen flasht man nur auf die speicherkarte, nicht auf die kamera. Er ist also weg sobald man die Speicherkarte raus nimmt.


    Zu der Filmlänge ein paar klärende Worte:
    3ß Min EU-Vorgabe, wie MetalPirate sagt. Es ist aber bei FullHD bei den meisten(!) Kameras schon bei 12 Minuten schluss.- Warum? 4GB Dateigrößenlimit von FAT32. Die meisten DSLR beenden dann die Aufnahme einfach stillschweigend. Selbst mit Magic Lantern wird die Aufnahme beendet und neu gestartet, dadurch fehlt aber ca. 1 Sekunde und man hat natürlich 2 Dateien.
    Für dauerhafte bewegte Bilder und lange Videos (meine Rezensionsvideos) bin ich also deswegen auf eine gehobene Videocam umgestiegen.


    Zu den Objektiven:
    Sicher gibt es da Unterschiede, aber ob nun 18-135 von Canon oder das Standard Kit-Objektiv 18-55, da sieht man, gerade im Bewegtbild, nicht wirklich nen Unterschied. Das ist schon derbes Krümelsuchen. Bei Produktvideos ist die Ausleuchtung (Softboxen?!) mit das wichtigste, dann braucht es auch kein lichtstarkes Objektiv mehr. Den Autofokus würde ich nicht gleich abschreiben, solch eine Investition sollte doch etwas zukunftssicher sein und vielleicht hast du in nem Monat ne Video-Idee wo ein Autofokus zwingend notwendig ist?


    Mikro:
    Neben dem Mikro-Anschluss ist dann auch das Mikrofon eine Wissenschaft für sich. Je nachdem für welchen Zweck vertont man am PC nach, benutzt eine Super-Niere wie das Rode VideoMic oder ein Lavallier-Mikrofon.
    Bei meinen Videos benutze ich ein 5€ Ansteck-Mikrofon und ich bin für den Preis von der Tonqualität begeistert (Boardgamejunkies
    - YouTube
    Intros der Videos übersprungen, das ist noch mim alten Mic).


    Wie kann ein 3,50€ Mikro sowas leisten? Es nimmt sehr gut alles an Geräuschen auf und das Eigenrauschen kann ich mittels Pegeleinstellung rauspegeln, so dass es nicht mehr vorhanden ist. Wird nicht gesprochen ist der Pegel tatsächlich auf 0.

  • Den Filmlook hat man mit den Panasonics aber auch.


    Allerdings muss ich sagen das sich Magic Lantern wirklich sehr krass weiterentwickelt hat seit der Zeit als ich zum letzten Mal eine Kamera gekauft hab. Das macht die DSLR Canon Variante schon sehr attraktiv.

  • @ravn Ich versteh Dich so, dass Du wohl hinter der Kamera stehen wirst. Dann ist der folgende Punkt vielleicht nicht so interessant für Dich: Bei der EOS 650D (und Nachfolgetypen) ist das Display um 180° ausschwenkbar und dient Dir dann auch als Monitor. Außerdem ist es per "Touch" bedienbar und der Fokuspunkt leicht zu setzen (mit automatischer Verfolgung z.B. bei bewegten Köpfen). Allerdings ist dem natürlich eine manuelle Einstellung des Schärfebereichs vor der Aufnahme vorzuziehen und eine "Rumtoucherei" auf dem Display während der Aufnahme ein NoGo. Ein Kontrollmonitor mit Fernbedienmöglichkeit ist aber auch gut über ein Tablet oder Smartphone realisierbar.


    Ich selbst besitze die 650D mit dem besagten 18-135 STM und bin sehr zufrieden. Muss aber auch sagen, dass mein Einsatzschwerpunkt eben nicht auf Filmen liegt.


    Klaus

  • Canon wie Nikon DSLRs haben das gleiche Problem: es sind Fotokameras, die nebenbei auch Video können. Spiegelreflexkameras haben einen Spiegel im Strahlengang, der das Licht Richtung optischer Sucher lenkt und zum Fotomachen aus dem Strahlengang geklappt werden muss. Das ganze DSLR-Konstruktionsprinzip ist für Videos schon nur suboptimal geeignet, keine reine Videokamera arbeitet so. Abgesehen davon sind Fotokameras auf hohe Auflösung (24+ MP) optimiert, was man für Videos überhaupt nicht braucht. Foto und Video hat Überschneidungen, z.B. schnelle Datenverarbeitung ohne viel Energieverbrauch (großes Problem: Abwärme) und ein Objektiv braucht man auch für beide Anwendungsfälle, aber eigentlich sind's zwei verschiedene Baustellen und DSLRs sind konstruktionsbedingt nicht optimal für Videos.


    Ich würde wirklich bei den spiegellosen Systemkameras schauen, bei Schwerpunkt Video ganz klar Richtung Panasonic. Deren G-Serie, oder, wenn man Geld ausgeben will, die GH-Serie. Mit GH3 oder GH4 wäre man schon bei Ausrüstung, die auch professionell im Film- und Fernseh-Bereich genutzt wird. Natürlich nicht für Multi-Millionen-Dollar-Hollywood-Produktionen, wohl aber von Dokumentar- oder Reportagefilmern, da sind die GHx-Modelle extrem beliebt, denn wenn's noch ein bisschen besser werden soll, wird's gleich zehnmal so teuer.



    (Disclaimer: Ich habe zuhause eine Nikon-Vollformat-DSLR und von Olympus zwei spiegellose Systemkameras. Bei solchen Beratungen ist's nicht verkehrt, wenn man weiß, was der Ratgeber selbst zuhause stehen hat. Wie man sieht, empfehle ich hier nicht einfach nur das, was ich selbst habe. :) )

  • Autofokus? Brauche ich nicht. Ich möchte lieber jede Einstellung manuell fokussieren, um die Bildobjekte scharf zu stellen, die auch scharf sein sollen.

    Dann solltest Du eine Kamera mit möglichst großem Sucher auswählen. Bei Nikon ist das die D7xxx Reihe (also nicht D5xxx und D3xxx) und die Vollformatkameras. Bei Canon, Sony & Co kenne ich mich nicht aus.


    Aber ehrlich: Bist Du Dir da sicher? Viele Objektive sind heutzutage darauf ausgelegt in der Regel im Autofokus bedient zu werden und sind manuell nicht wirklich geschmeidig. Das ändert sich erst oberhalb des Massenmarktes. Ich weiß nicht, ob solche Objektive günstiger sind, als eine professionelle Digicam. Es gibt auch interessante günstige manuelle Objektive, wie das Samyang 85/1.4. Aber die sind nicht gerade hochwertig verarbeitet.


    Ich finde es schon eine Herausforderung bei Portraits nur die Nasenspitze oder Augenbrauen meiner Tochter im Sitzen auf wenige Millimeter zu fokussieren. Aber in der Bewegung beim Filmen? Wirst Du dann nicht einen sehr großen Bereich an Schärfentiefe benötigen, um das zu filmende Objekt manuell scharf zu halten?

  • Im Bild passiert die Bewegung, nicht das Bild bewegt sich!

    Ja und nein ...
    Klar, hin und her zoomen ist ein NoGo, aber nicht umsonst investieren viele in Schienensysteme und Schlitten, nur um das Bild zu bewegen.
    Aber natürlich gilt hier wie auch beim Stativ, je stabiler desto besser.
    Der Wackelmüll, der oft (zu oft) in neueren "Blockbustern" eingesetzt wird ist einfach schrecklich :D


    Wenn es dir rein ums Filmen geht, würde ich dir auch eher zu einer Systemkamera von Sony oder Panasonic raten.
    Da ich aber z.B. mehr aus der Fotorichtung komme, benutze ich schon länger zum Filmen meine beiden Nikons (D7000/D5500)
    Kleiner Tipp: gehe nicht nach Marke oder sonst was, sondern gucke, was in deinem Bekanntenkreis am meisten vertreten ist.
    Dann musst du nicht alle Objektive kaufen und kannst auch mal welche leihen ;)


    Licht:
    Ja, Licht kann man nie genug haben ... Baustrahler sind im Videobereich verpönt, weil sie ein zu weiches Licht liefern.
    Auch solltest du darauf achten, dass du gleiches Licht verwendest, also kein warmweißes mit kühlem Licht mischen.
    Für den Anfang habe ich mir damals ein günstiges 3er Stet Softboxen gekauft. Reicht auf jeden Fall für den Anfang.
    Oft werden auch LED Panels empfohlen, die es etwa für das gleiche Geld gibt.


    Sound:
    Ich nutze meistens externe Aufnahmegeräte (Zoom H-2n / Rode smartLav+)
    Im Schnittprogramm kann man dann die Audiospuren einfach übereinander legen und die von der Kamera stumm schalten.
    Der Grund: Dann habe ich wirklich keine Störgeräusche von der Kamera drauf (Autofokus/Zoom ...)
    Guten Sound während der Aufnahme brauchst du eh nur, wenn jemand direkt in die Kamera spricht.
    Alles andere kann man auch super Nachvertonen.


    Schnittprogramm:
    Da nutze ich das von Magix ... finde ich von der Preis/Leistung gut und ausreichend.
    Aber auch hier geben sich die verschiedenen Programme nicht viel.
    Wie überall gilt auch hier: Nach oben keine Grenzen ;)

  • Danke für die weiteren Infos, Empfehlungen und Erfahrungsberichte - hilft schon mal weiter, das Thema aus diversen Perspektven zu beleuchten.


    Mal konkreter nachfragt: Welche Objektive (oder welches Universalobjektiv) würdet Ihr für mit wenig Aufwand ausgeleuchtete szenische Indoor-Aufnahmen im Büroumfeld empfehlen, wenn ich 1 bis 5 Meter von der zu filmenden Person oder Szene entfernt bin und gerne die Flexibilität zwischen Totalen und Close-Ups in den einzelnen Szenen haben möchte? Der Markt ist da so riesig, dass ich kein Plan habe, wo ich da anfangen soll.


    Meine Abneigung vom Autofokus kommt daher, dass ich gerne die Kontrolle über den Fokus haben möchte mit entsprechender Unschärfe auf unwichtige Umegebung, um einen filmischen Effekt zu erzielen. Vor 13 Jahren konnte man den Autofokus der Analog-Digi-Kameras total vergessen, dass war eher ein unkontrolliertes Pumpen und total nervig. Aber seit dem hat sich sicher viel getan ...

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  • @ravn ohne zu wissen, welche Kamera du haben möchtest, bringt es nicht wirklich was dir objektive zu empfehlen. Für deine angegebenen Entfernungen könnte ein 18-55mm ausreichen, ein 18-135mm ist perfekt. Dabei ein Ultra Sonic Motor, also 18-135mm USM und du hast nen leisen bis nicht hörbaren Autofokus. Den manuellen Fokus kannst du trotzdem einstellen und bedienen (wobei ich da einen Fokusring empfehle, damit das Scharf ziehen auch geschmeidig ist. Vergleichen mit den Digi-Cams von vor 13 Jahren kann man das in keinster Weise mehr (Himmel, da war ich 10 Jahre alt :O)

  • Mal konkreter nachfragt: Welche Objektive (oder welches Universalobjektiv) würdet Ihr für mit wenig Aufwand ausgeleuchtete szenische Indoor-Aufnahmen im Büroumfeld empfehlen, wenn ich 1 bis 5 Meter von der zu filmenden Person oder Szene entfernt bin und gerne die Flexibilität zwischen Totalen und Close-Ups in den einzelnen Szenen haben möchte?

    Um die Frage mal in unsere Welt zu übersetzen: Das ist so ziemlich das Äquivalent zu: "Von Monopoly und MÄDN habe ich mal gehört, scheinen ja gute Spiele zu sein, aber ich will anspruchsvollere Sachen spielen. Soll ich jetzt Nations oder T.I.M.E Stories oder Trajan kaufen?" ;)


    Meine Empfehlung wäre, erstmal eine gebrauchte Panasonic G6 (oder ähnlich) zu kaufen, gerne auch mit Kitobjektiv. Doppelzoom-Kit wäre die übliche Empfehlung auch in DSLR-Forum & Co. Also Standardzoom plus Telezoom. Ist qualitativ auch bei den einfachen Modellen immer noch um Längen besser als "Superzooms" der Sorte 14-140mm (MFT), 18-200mm (Crop-Sensor) oder 28-300 (Vollformat). Wenn man ein System mit Wechselobjekten hat, braucht es keine Universal-Objektiv für alles.


    Dann mit einem solchen Einsteiger-Set die ersten Schritte machen und dabei lernen, was man eigentlich wirklich will. Foto- wie auch Videokameras sind derart komplexe Geräte, dass die Qualität des Endprodukts (Foto, Video) eh zu 90% vom Können und Wissen des Nutzers abhängt und nur zu 10% von der technischen Ausstattung. Die wird immer überbewertet. Das beste Gerät nützt nichts, wenn man es nicht richtig bedienen kann.


    (BTW: Vom Foto-Youtube-Kanal DigitalRev TV gibt's eine schöne Mini-Serie, wo die Profi-Fotografen absolut schrottige Kameras, z.B. eine Lego Spielzeug-Kamera, in die Hand drücken und damit Fotos machen lassen. Die Ergebnisse sind oft besser als das, was Otto-Normal-Verbraucher aus seinen 1000+ EUR Geschossen rausholt...)

  • Konkrete Empfehlung aus eigener Erfahrung:


    Olympus OM-D EM 5 Mk II mit 12-40 PRO Objektiv, siehe E‑M5 - Systemkameras ; Micro Four Thirds Kameras - OM-D - Olympus

    • Exzellente spiegellose Kamera mit Fokus auf Videoaufnahmen und einem klasse Stabi
    • Exzellentes Objektiv mit sehr guter Abbildungsleistung, Motorzoom und einem für Deine Zwecke sinnvollem Brennweitenbereich
    • Mit MFT wie @MetalPirate schon sagt ein System, welches in Sachen Objektivwahl kaum einen Wunsch verwehrt
    • Zukunftssicher, weil Kamera und System gut gepflegt werden

    Dazu ein anständiges Stativ und ein paar Mark in die Videoschnittsoftware Deiner Wahl, dann bist Du da schon mal relativ safe. Beleuchtung, Softboxen, Stative dafür sowie Hintergründe fressen dann den Rest des Budgets.

  • Konkrete Empfehlung aus eigener Erfahrung:


    Olympus OM-D EM 5 Mk II mit 12-40 PRO Objektiv, siehe E‑M5 - Systemkameras ; Micro Four Thirds Kameras - OM-D - Olympus


    Dazu ein anständiges Stativ und ein paar Mark in die Videoschnittsoftware Deiner Wahl, dann bist Du da schon mal relativ safe. Beleuchtung, Softboxen, Stative dafür sowie Hintergründe fressen dann den Rest des Budgets.

    Danke für die Empfehlung. Sicher ein tolles Gerät, aber leider so ungefähr das, was ich eher von diversen Geek-Foto-Film-Foren erwartet hätte, wo es gleich teuer sein muss, um überhaupt in Betracht zu kommen. Kostet aktuell rund 1800 Euro. Mit Speicherkarte, Stativ, Ansteck- und Nieren-Mikrofon, Softboxen bin ich da locker im 2500 Euro Bereich und damit dramatisch über sämtlichen Budgetvorstellungen. Wollte mich eher im hohen dreistelligen Bereich bewegen. Alles andere müsste ich gg Laien auf diesem Gebiet begründen, warum das so teuer sein muss.

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  • Kleine Ergänzung zu @unittype001, weil's für nicht-Experten wohl nicht klar sein dürfte: Panasonic und Olympus sind beide im (halboffenen) MFT-System zuhause und die Pioniere der spiegellosen Technik. Das MFT-System ist das spiegellose System mit der klar besten Objektivauswahl, incl. diversen Objektiven der Profi-Klasse (und entsprechenden Preisen). Bei Video sehe ich aber auch als Olympus-Besitzer Panasonic vorn, erst recht bei den günstigeren Modellen.

  • Danke für die Empfehlung. Sicher ein tolles Gerät, aber leider so ungefähr das, was ich eher von diversen Geek-Foto-Film-Foren erwartet hätte, wo es gleich teuer sein muss, um überhaupt in Betracht zu kommen. Kostet aktuell rund 1800 Euro. Mit Speicherkarte, Stativ, Ansteck- und Nieren-Mikrofon, Softboxen bin ich da locker im 2500 Euro Bereich und damit dramatisch über sämtlichen Budgetvorstellungen. Wollte mich eher im hohen dreistelligen Bereich bewegen. Alles andere müsste ich gg Laien auf diesem Gebiet begründen, warum das so teuer sein muss.

    Ich hatte mich da so an der EOS aus dem ersten Posting orientiert. Man kann sicherlich auch ein günstigeres Objektiv nehmen, aber die Frage ist dann halt, was für eine Qualität Du wirklich erreichen möchtest.


    Jetzt mal ganz blasphemisch aber durchaus ernsthaft gefragt: Hast Du ein aktuelles Windows Phone, iPhone oder ein besseres Android-Telefon? Wenn ja - warum nicht das erst einmal benutzen? Der "mittlere Bereicht" von Kameras wird mittlerweile erstaunlich gut abgedeckt, letztlich ist das Werkzeug ja auch erst einmal auch nur Mittel zum Zweck.


    @MetalPirate Ja, das ist wohl auch tatsächlich landläufige Meinung. Ich habe nie ne Panasonic gehabt, finde aber, dass das meistens doch eh nur marginale Nuancen ausmacht. Ich habe meine Kamera mit der OMD gefunden und super Erfahrungen mit den verschiedenen Modellen gemacht, daher wars eine Kombination, die ich selber halt auch empfehlen kann, da ich sie in- und auswendig kenne. :)

  • Mal ne kurze Rückmeldung: Durch die Arbeit bin ich auch selbst auf den Geschmack in Sachen semiprofessionelle Spiegelreflexkameras gekommen für Fotografie und Videofilmen. Da die Firma aber erstmal den Hardwarekauf zurückgestellt hat, habe ich einfach ganz privat für mich persönlich zugeschlagen. Das bedeutete dann aber auch ganz andere Prioritäten, da ich gerne eine gute Fotokamera und ebenso gute Videokamera haben wollte, die sich wertig anfühlt und mit der ich in die Materie reinwachsen kann.


    Erst eine Canon 700D im Mediamarkt Kit-Angebot gekauft, aber ich konnte mich mit der Haptik einfach nicht anfreunden, zumal mir die Kamera nicht gut in der Hand lag, da schlicht zu klein und fummelig von der Bedienung. Also kurzentschlossen die Canon 70D mit 135er-Kitobjektiv und 50mm Festbrennweite gekauft und es ist genau das Gesamtpaket, was ich erwartet hatte. Sicher wäre eine Panasonic GH4 für den Fokus auf knackscharfe Videoaufnahmen besser gewesen, hat im privat noch unentschlossenen 50:50 Foto-Video-Einsatz aber seine Schwächen und bietet wenig bezahlbare Objektivauswahl zum Erfahrung sammeln.


    Mit dem Canon 135er-Kitobjektiv kann ich hingegen für mich austesten, in welchen Brennweiten ich in Zukunft überwiegend agieren möchte. Das lichtstarke 50mm Festbrennweiten-Objektiv für wenig Geld bietet da einen ersten Eindruck, was alles möglich ist und ebenso interessant ist es damit, mit der Kamera in der Hand in Bewegung zu sein anstatt die Objekte heranzuzoomen. Der superschnelle und sanfte Autofokus der 70D macht aber auch Spass und ermöglicht gute Ergebnisse im 1-Mann-Betrieb.


    Jetzt weiss ich auch, dass ich trotz meiner ehemalig-beruflichen Praxiserfahrungen mit diversen professionellen Foto-Video- und Filmkameras, wo es aber meist um das schnelle Ergebnis ging und nicht um perfekte Detaileinstellungen, noch einen weiten wie interessanten Weg habe, die Hardwaremöglichkeiten so auszureizen, dass ich meine kreativen Ideen voll entfalten kann. Ein tolles, wenn auch nicht gerade kostengünstiges Hobby.


    Cu / Ralf

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  • [...]
    Sicher wäre eine Panasonic GH4 für den Fokus auf knackscharfe Videoaufnahmen besser gewesen, hat im privat noch unentschlossenen 50:50 Foto-Video-Einsatz aber seine Schwächen und bietet wenig bezahlbare Objektivauswahl zum Erfahrung sammeln.
    [...]
    Cu / Ralf

    Wenig bezahlbare Objektivauswahl?
    Ich weiss nicht, aber ich finde die Objektivauswahl für den Micro Four Thirds Standard jetzt alles andere als klein...

    Wenn dir egal ist, wo du bist, kannst du dich auch nicht verlaufen.


  • Wenig bezahlbare Objektivauswahl?Ich weiss nicht, aber ich finde die Objektivauswahl für den Micro Four Thirds Standard jetzt alles andere als klein...


    Immer im Vergleich gesehen:
    Objektive für Canon mit Objektivbajonett: Canon EF/Canon EF-S Preisvergleich | Geizhals Deutschland

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Es zählt nicht die Anzahl von Objektiven, sondern ob das Angebot das beinhaltet, was man als Einsteiger, ambitionierter Hobbyist oder Profi braucht. Canon und Nikon bieten für alle denkbaren Bereiche etwas, Micro Four Thrirds (Olympus/Panasonic) bietet als einziges spiegelloses System alles außer dem ganz extremen Profibereich (Wildtiere, Sport), aber für Einsteiger findet man eigentlich überall ein passendes Angebot, auch in günstig, egal welches System.


    Außerdem, persönliche Meinung: Wer als Einsteiger Objektive sucht mit Fokus auf Bezahlbarkeit, der braucht keine Auswahl von 200 oder 100 Objektiven, auch nicht von 20. Sondern genau ein Standardzoom und ein Telezoom, ggf. noch eine lichtstarke Festbrennweite dazu im leichten Telebereich für Portraits (ggf. stattdessen auch ein Makro-Objektiv, wenn man daran Spaß hat). Schon mit diesen 2-3 Objektiven, die gar nicht mal teuer sein müssen, bekommt man Bilder, die qualitativ deutlich über dem liegen, was man Kameras mit festem Objektiv erreichen kann. Eben weil ein festes Objektiv für alle Zwecke gar nicht so gut sein kann wie Objektive, die genau für einen Anwendungsbereich konstruiert wurden.

  • Wenig bezahlbare Objektivauswahl?Ich weiss nicht, aber ich finde die Objektivauswahl für den Micro Four Thirds Standard jetzt alles andere als klein...

    Verglichen mit der Liste für Nikon F-Bajonett oder Canon EF / EF-S - Bajonett (inkl. Dritthersteller und älterer MF-Linsen) ist sie schon ziemlich klein. (Zumal einer großer Teil dieser Übersicht keinen Autofokus hat.
    Nimmt man dann noch die lichtschwachen Linsen raus, wird es richtig übersichtlich.) Ob man aber eine derart riesige Auswahl braucht, steht natürlich auf einem anderen Blatt. :)

  • @MetalPirate hat es schon sehr gut auf den Punkt gebracht, wie ich finde.
    Natürlich haben Nikon und Canon eine gigantische Auswahl. Aber am Ende stellt sich selbst für den ambitionierten und/oder technikbegeisterten Hobbyfotografen dann nur die Frage nach der Brennweite, nach der benötigten Lichtstärke und damit auch nach dem verfügbaren Budget. Das ist bei mFT gut abgedeckt - nahezu für den gesamten Brennweitenbereich gibt es gute, bezahlbare "Mainstream"-Objektive oder alternativ auch teure High-End-Objektive.

    Wenn dir egal ist, wo du bist, kannst du dich auch nicht verlaufen.

  • Verglichen mit der Liste für Nikon F-Bajonett oder Canon EF-Bajonett (inkl. Dritthersteller und älterer MF-Linsen) ist sie schon ziemlich klein.

    Canon EF ist ein (alter) Standard für Vollformat. Ravn hat eine 70D, das ist Cropsensor, das braucht "eigentlich" Canon EF-S. Aus Gründen der Rückwärtskompatibilität ist EF-S kompatibel zu EF, aber Objektive für Vollformat am Cropsensor zu betreiben, ist im allgemeinen nur bedingt sinnvoll und in jedem Falle überproportional teuer, weil das Objektiv mehr als doppelt so viel Fläche ausleuchten muss wie benötigt.


    (Zumal einer großer Teil dieser Übersicht keinen Autofokus hat.

    Da meinst vermutlich die MFT-Liste mit den ganzen Fernost-NoName-Objektiven ohne Autofokus, aber exakt das gleiche gilt auch bei Canon EF. In der Liste gibt's auch viel manuelles Altglas. Der Vergleich wird insgesamt fairer, wenn man immer den aktuellsten Standard nimmt mit Objektiven, die genau für das entsprechenende System konstruiert wurden. Was man meiner Meinung nach im Normall auch immer tun sollte, denn mit allen Rückwärtskompatibilitäts- oder Adapter-Bastel-Lösungen schießt man sich nämlich sonst den Kernvorteil von Kamerasystemen mit Wechselobjektiven ab: Objektiv genau passend für Kamerasystem und Anwendung konstruiert. Wenn man da zu viele Kompromisse macht, wird der qualitative Abstand zur Kamera mit festem Objektiv sofort kleiner.



    Betrachtet man nur Canon EF-S Objektive (=> schon per Standard-Definition immer mit Autofokus), dann gibt es davon 57 Objektive (Hersteller: 20x Canon, 18x Sigma, 9x Tamron, 10x Tokina).
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    Betrachtet man Micro Four Thirds Objektive mit Autofokus, dann gibt es davon 79, allerdings künstlich aufgeblasen durch Farbvarianten. Nach Abzug von diesen sind es 58 Objektiv (Hersteller: 24x Olympus, 28x Panasonic, 5x Sigma, 1x Tamron. Wenn wir nur Objektive betrachten wollen, die nativ für das entsprechende System gerechnet wurden, dann fliegen ganz streng genommen noch die fünf Sigmas raus, weil sie für einen etwas größeren Bildkreis gerechnen wurden (nämlich Fuji X), dann sind's 53.
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    Beim Vergleichen von nativ für das entsprechende System gerechneten Objektiven geht's zwischen Canon Crop-Format und MFT also 57:58 bzw 57:53 aus. Einen deutlichen Sieg für Canon sehe ich da nicht...

  • aber Objektive für Vollformat am Cropsensor zu betreiben, ist im allgemeinen nur bedingt sinnvoll

    Es ist auf jeden Fall völlig unschädlich und die Vollformatobjektive bringen es mit sich, dass sie in der Regel auch die besseren Objektive sind, was die Abbildungsleistung angeht. Auf keinen Fall ist man mit einer 70D nur auf Cropobjektive beschränkt. Vielleicht möchte ravn ja mal das 85mm F1.2 ausprobieren? ;)

    Da meinst vermutlich die MFT-Liste mit den ganzen Fernost-NoName-Objektiven ohne Autofokus

    Ich habe einfach den Link geöffnet und geschaut, welche Objektive kein Kreuzchen bei AF haben - nicht mehr und nicht weniger.

    Der Vergleich wird insgesamt fairer, wenn man immer den aktuellsten Standard nimmt mit Objektiven, die genau für das entsprechenende System konstruiert wurden. Was man meiner Meinung nach im Normall auch immer tun sollte, denn mit allen Rückwärtskompatibilitäts- oder Adapter-Bastel-Lösungen schießt man sich nämlich sonst den Kernvorteil von Kamerasystemen mit Wechselobjektiven ab

    Sei mir nicht böse, aber so pauschal totaler Humbug in meinen Augen. Bei Nikon/Canon jetzt nur aktuelle Linsen "zuzulassen", damit ein Vergleich mit dem relativ jungem mft-System fair wird, finde ich wiederum unfair. Ich bin bei Nikon zu Hause, nicht bei Canon. Kann also nur dafür sprechen. Aber es gibt so viele schöne und ältere Objektive, die ich an meinem Vollformatsensor problemlos nutzen kann - aktuell z.B. ein 80-200mm AF-S F2.8 Nikkor, Baujahr irgendwas in den 90igern. Das schlägt in Sachen Abbildungsleistung die aktuellere Ausgabe AF-S 70-200mm F2.8 Nikkor VR I z.B. deutlich (mit dem VR II habe ich es noch nicht verglichen). Aktuell sehe ich nur ein Problem, warum man im DSLR-Bereich auf aktuellere Linsen zurückgreifen sollte: der Megapixelwahn und die spannende Frage, ob die Objektive die Auflösung der Sensoren auflösen können. Ich weiß von Nikon, dass die ihre Standard-Profilinsen so nach und nach neu auflegen mit verbessertem Auflösungsvermögen. Da ich aber noch mit 12 MP arbeite ist das kein Problem. :)


    Auf die Zahlenvergleiche gehe ich nicht weiter ein, das führt m.E. zu nichts. Man kann es sich immer so hindrehen, dass es passt. Ansonsten war ich im Übrigen sogar deiner Ansicht, dass die Auswahl für mft groß genug ist.

  • Es ist auf jeden Fall völlig unschädlich und die Vollformatobjektive bringen es mit sich, dass sie in der Regel auch die besseren Objektive sind, was die Abbildungsleistung angeht. Auf keinen Fall ist man mit einer 70D nur auf Cropobjektive beschränkt. Vielleicht möchte ravn ja mal das 85mm F1.2 ausprobieren?

    Ich habe auch nicht "schädlich" gesagt, sondern "im Normalfall nicht sinnvoll, weil überproportional teuer". Mit dem Hinweis auf das 1.2/85 bestätigst du mich dabei. ;)
    (Abgesehen davon ist das an Canons Cropsensor 135mm KB-Äquivalent, was zumindest für mich längst nicht so eine schöne Brennweite ist wie 85mm KB-Äquivalent.)


    Aber es gibt so viele schöne und ältere Objektive, die ich an meinem Vollformatsensor problemlos nutzen kann
    [...]
    Da ich aber noch mit 12 MP arbeite ist das kein Problem.

    Eben. Das isses. Ich bin der letzte, der gutes und stabiles Altglas verteufeln würde (zumal moderne Objektive ja mittlerweile ganz offiziell auf 10 Jahre Haltbarkeit ausgelegt sind), aber beim Betrieb an modernen hochauflösenden Kameras zeigt das "Altglas" ganz schnell seine Schwächen. Den Vorteil von Autofokus möchte ich auch selten missen, bei mir konnte sich nur ein manuelles Objektiv halten, ein Voigtländer.
    BTW: Willst du dich wirklich mit einer "ich fotografiere auf alle Ewigkeit mit meiner 12 MP Kamera"-Einstellung von jeglicher technologischer Entwicklung abkoppeln?

  • Ich habe auch nicht "schädlich" gesagt, sondern "im Normalfall nicht sinnvoll, weil überproportional teuer". Mit dem Hinweis auf das 1.2/85 bestätigst du mich dabei. ;) (Abgesehen davon ist das an Canons Cropsensor 135mm KB-Äquivalent, was zumindest für mich längst nicht so eine schöne Brennweite ist wie 85mm KB-Äquivalent.)

    Ich hatte schon "nicht sinnvoll" gelesen. :) Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass man mit einer 70D auch auf die Vollformatlinsen schielen darf.

    Eben. Das isses. Ich bin der letzte, der gutes und stabiles Altglas verteufeln würde (zumal moderne Objektive ja mittlerweile ganz offiziell auf 10 Jahre Haltbarkeit ausgelegt sind), aber beim Betrieb an modernen hochauflösenden Kameras zeigt das "Altglas" ganz schnell seine Schwächen. Den Vorteil von Autofokus möchte ich auch selten missen, bei mir konnte sich nur ein manuelles Objektiv halten, ein Voigtländer.BTW: Willst du dich wirklich mit einer "ich fotografiere auf alle Ewigkeit mit meiner 12 MP Kamera"-Einstellung von jeglicher technologischer Entwicklung abkoppeln?

    Wie gesagt, das für mich noch relativ neue Problem des Auflösungsvermögen gestehe ich zu. Wobei das Thema recht komplex ist. Man kann nicht pauschal sagen, alles Altglas taugt dann nichts mehr und umgekehrt. Aber von der Tendenz wird einem natürlich der Kauf der aktuellsten Linsen ein wenig aufgezwungen. Je nach eigenem Anspruch und der Verwendung der Fotos natürlich.


    Ich möchte mich weder abkoppeln und dem technischen Fortschritt verwehren, noch bis in alle Ewigkeit mit 12 MP unterwegs sein. :)
    Für mich persönlich ist der Zeitpunkt aber noch nicht gekommen (wir schweifen gerade ab). Nach einem Abstecher zur D750, die mit 24 MP ja sogar noch human ist, war mir relativ schnell klar, dass es für meinen Anwendungsbereich keinen Zugewinn zur D700 gibt. Von einem Ausflug zu den Systemkameras (Fuji X-T1) ganz zu schweigen.


    Wie gesagt, ich glaube nicht, dass wir hier sehr unterschiedliche Ansichten haben, ich hatte mich oben nur ein wenig an der Pauschalität gestört.

  • Wie gesagt, ich glaube nicht, dass wir hier sehr unterschiedliche Ansichten haben

    Glaube ich auch. :)


    Ich habe übrigens eine D600 mit dem einen oder anderen guten Vollformatglas, aber mittlerweile kommt mein MFT-System deutlich häufiger zum Einsatz als die Nikon. Was sicherlich auch daran liegt, dass man mit Nachwuchs die Kompaktheit der Spiegellosen mehr zu schätzen lernt.


  • [...] Den Vorteil von Autofokus möchte ich auch selten missen, bei mir konnte sich nur ein manuelles Objektiv halten, ein Voigtländer.[...]

    Sorry für Offtopic, aber es interessiert mich:
    Für's mFT-System? Wenn ja, welches und warum genau das?

    Wenn dir egal ist, wo du bist, kannst du dich auch nicht verlaufen.

  • [OFF-TOPIC]


    @Dirtbag:
    Welches? -- Voigtländer Nokton 25/0.95
    Warum? -- Normalbrennweite und macht Bilder, die einfach das besondere Extra haben.


    Auf das 17,5er habe ich auch schon mal geschielt, aber Cosina/Voigtländer ist so bekloppt, trotz Mitgliedschaft im MFT-Konsortium den Objektiven nicht mal EXIF-Übertragung zu spendieren. Kein AF - okay, kann ich mit leben. Aber kein EXIF? Leben wir in der Steinzeit?! Jedenfalls hat das zur Folge, dass man die Brennweite für den Gehäuse-Stabilisator manuell einstellen muss.


    (Technischer Exkurs: Der Olympus "5-Achsen-Stabi" korrigiert de facto nur in der Bildebene, also drei Freiheitsgrade. Die drei Rotationsfreiheitsgrade in 3D werden über die Brennweite in Shifts in der Bildebene umgerechnet und dazu muss man eben die Brennweite kennen, sonst geht der Stabi in die Knie.)


    Jedenfalls würde ich es nicht schaffen bzw. wollen, bei jedem Wechsel zu einem manuellen Objektiv die Brennweite neu einzustellen. Deshalb kommt mir nur ein manuelles Objektiv ins Haus, solange es nicht die Brennweite an die Kamera senden kann. Dann bleibt die Einstellung für Objektive, die keine Brennweite melden, fix und passt immer.


    [/OFF-TOPIC]