Floskeln in Rezensionen

  • Mir ist es vor kurzem wieder aufgefallen. Sehr viele Spielbesprechenungen beginnen in etwa so:


    " In diesem Spiel schlüpfen die Spieler in die Rolle eines/einer..........."


    Kennt ihr auch Formulierungen, die immer und immer wieder in Rezensionen benutzt werden? (Außer Humbug natürlich).

    Spielerischen Gruß tief aus dem Westen

  • Das sind die gleichen Floskeln, die man auch in Anleitungen findet... Aber irgendwie muss man ja anfangen.


    ich versuche, jedenfalls so mir was einfällt, meine Artikel etwas anders zu starten.
    Ob das nun eher hilfreich oder sogar hinderlich ist, weiss ich nicht. Ist mir auch Wurst... mir gefällt es, wenn es anders ist :)

  • Zitat

    Ich könnte mir vorstellen, dieses Spiel ist etwas für [beliebige winzige hypothetische Zielgruppe], die damit ihren Spaß haben könnten.

    Oft besteht diese Zielgruppe aus Menschen, die sonst keine Spiele besitzen.

    UpLive [bgg for trade] - einfach anschreiben, wenn Dich davon was interessiert!

  • Mich würden ja auch die wahren Bedeutungen der verwendeten Floskeln interessieren !! (z.B. Er war stets bemüht = Er hat nichts auf die Reihe bekommen ) ;)

    Gruß aus Frankfurt, Helmut

  • Mich würden ja auch die wahren Bedeutungen der verwendeten Floskeln interessieren !! (z.B. Er war stets bemüht = Er hat nichts auf die Reihe bekommen ) ;)

    " In diesem Spiel schlüpfen die Spieler in die Rolle eines/einer..........."


    In dem Fall ist es doch einfach: Das Spiel bemüht sich krampfhaft, dem Geschehen einen thematischen Überbau zu verpassen, was aber so gut wie nicht gelingt. Daher muss den Spielern im Voraus mit dem Hammer klargemacht werden, dass sie "in diese Rolle schlüpfen" sollen, anders wären sie sonst nicht darauf gekommen. Wie auch?!

    Einmal editiert, zuletzt von Firkin ()

  • Hi,


    Viel Spass beim "dekodieren". Ich finde die Floskeln persönlich schlimm und ärgere mich wenn ich sie selbst schreibe - das geht schneller als man merkt. :)


    Atti

  • Hallo,


    die Verwendung von Floskeln erleichtern das Leseverständnis?


    Immer wieder vorkommende Begebenheiten sind gleich vertraut;
    die Konzentration wird auf das wesentliche Neue fokussiert.


    Aber man kann den Lesern auch das Leben schwer machen - sicher. :D


    Liebe Grüße
    Nils

  • Ich bin ja immer für konstruktive Kritik. Nehmen wir doch Die Fürsten von Florenz.
    Das finde ich deswegen so super, weil



    „Die Fürsten von Florenz“ ist ein anspruchsvolles Strategiespiel, bei dem man mit mehreren unterschiedlichen Strategien den Sieg erringen kann.
    Die Spieler schlüpfen in die Rolle der Fürsten von Florenz in Italien, zu Beginn des 16. Jahrhunderts und spielen das Oberhaupt einer der berühmten Adelsfamilien, wie zum Beispiel die Medicis oder die Borgias.


    Mal abgesehen davon, dass ich "anspruchsvoll" und "Strategiespiel" nicht mehr lesen kann und der Informationsgehalt für mich nahe 0 geht - sehr subjektiv.
    Abgesehen davon hat das die hier angesprochene Floskel.


    Also, "die Spieler schlüpfen in die Rolle eines" ist out. Verstanden.
    Wie würdet ihr es stattdessen formulieren?

    • Jeder Spieler repräsentiert einen Fürsten in Florenz
    • Jeder Spieler spielt einen einen Fürsten in Florenz
    • oder gleich ganz anders formulieren, wie bspw. in einer Erklärrunde: Jeder von uns steuert die Geschicke eines Fürsten von Florenz
    • ...

    oder geht es darum, dass man mal ein wenig variert und alle diese Varianten besser sind als immer das gleiche Eier legen und schlüpfen?

  • Oh, ich kann mich noch gut erinnern, als meine Spielerkarriere begann und ich in den Beschreibungen und Rezensionen Dinge las wie:
    "Ihr müsst geschickten Handel treiben, nebenbei aber auch noch eure Auszubildenden trainieren und euer Geschäft einladend gestalten, so daß möglichst viele Kunden sich angelockt fühlen bei euch einzukaufen."
    da war ich immer total eingeschüchtert, weil ich dachte, `wie kriegen die das denn wohl hin, daß ich in einem Spiel Kunden anlocke und diese sich für mich ENTSCHEIDEN´??? Bis ich dann feststellte, daß es sich bei allen drei Aspekten (wie ja eigentlich immer) um das Nehmen kleiner Pappmarker handelt. Mir persönlich ist es für gewöhnlich ziemlich egal, wie draufgeklatscht das Thema ist; das Nehmen von Pappmarkern kann für mich ALLES bedeuten…………

  • Oh, ich kann mich noch gut erinnern, als meine Spielerkarriere begann und ich in den Beschreibungen und Rezensionen Dinge las wie:
    "Ihr müsst geschickten Handel treiben, nebenbei aber auch noch eure Auszubildenden trainieren und euer Geschäft einladend gestalten, so daß möglichst viele Kunden sich angelockt fühlen bei euch einzukaufen."
    da war ich immer total eingeschüchtert, weil ich dachte, `wie kriegen die das denn wohl hin, daß ich in einem Spiel Kunden anlocke und diese sich für mich ENTSCHEIDEN´??? Bis ich dann feststellte, daß es sich bei allen drei Aspekten (wie ja eigentlich immer) um das Nehmen kleiner Pappmarker handelt. Mir persönlich ist es für gewöhnlich ziemlich egal, wie draufgeklatscht das Thema ist; das Nehmen von Pappmarkern kann für mich ALLES bedeuten…………

    Och, du phantasielose Spaßbremse. Jetzt ist der Verfasser dieses edlen Prosastückes nur haarscharf am Literaturnobelpreis vorbeigeschrappt, und du diskreditierst ihn hier einfach so. :D


    Aber mal im Ernst @Tyrfing : Wenn jemandem tatsächlich gelingt, eine neue Umschreibung zu liefern, die gut ankommt, entsteht doch letztlich nur eine neue Floskel, sobald sie von anderen übernommen wird.
    Schlimmer ist es doch nur, wenn die Phrasendreschmaschine angeworfen wird und wie bei knolzus' Beispiel im schlimmsten Fall noch nicht mal viel dahintersteckt.

  • Mal abgesehen davon, dass ich "anspruchsvoll" und "Strategiespiel" nicht mehr lesen kann und der Informationsgehalt für mich nahe 0 geht - sehr subjektiv.

    Ja, natürlich subjektiv! Wenn das auf einer Schachtelrückseite steht, ist es im Handel draußen eine sehr wichtige Information, sowohl für Verkäufer als auch für Käufer!

  • Auch gern genommen: Easy to learn, hard to master. Auf gut deutsch: Leicht zu lernen, schwierig zu meistern...

    Ich habe ja schon mehrfach vernommen, dass die Leser liebe Kurze und Knackige Rezensionen liest.Dann ist solch eine Floskel doch perfekt, um viel Inhalt in wenigen Worten zu transportieren.


    Irgendwie müssen Texte ja geschrieben werden, und wenn man bestimmte Teile immer wieder findet, dann kann das ja sogar durchaus hilfreich für den Leser sein. Er weiss sofort was gemeint ist. Muss ja nicht jeden Tag das Rad neu erfunden werden.


    Ich aus meiner Sicht, mache mir jedenfalls wenig Gedanken, oder schaue nicht, was andere schreiben. ich schreibe, was mir in den Sinn kommt. Und das ist dann wahrscheinlich oft durch andere Texte indirekt inspiriert. Das kann ein anderer Blog oder die Anleitung oder der Einführungstext auf der Schachtel sein.

  • Ich mag "Das Spiel verläuft im Uhrzeigersinn" oder "Das Spiel geht im Uhrzeigersinn". Herrliche Formulierungen, von mir bestimmt oft benutzt. Doch wenn man sich vorstellt, wie das Spiel sich verflüssigt oder an den Spielern entlang läuft (mit hämischem Grinsen nach dem Motto -Hey ihr wisst noch gar nicht, wie ich Euch gleich 2 Stunden Lebenszeit raube- ), muss ich immer selbst schmunzeln. Phrasen/Metaphern/Synonyme sind halt schön und schrecklich zugleich. Ich mache mir da keinen wirklichen Kopf mehr, zumal ich dabei ja selbst voll im Glashaus sitze...

  • Doch wenn man sich vorstellt, wie das Spiel sich verflüssigt oder an den Spielern entlang läuft (...)

    Da übersiehst du, dass "laufen" und "verlaufen" unterschiedliche Bedeutungen haben ... ;)

  • Was mich persönlich nervt:


    - Der immer wieder neue Versuch eine "lustige" Begebenheit für die Bestimmung des Startspielers zu finden ("der zuletzt in einer Höhle war", "der zuletzt ein Piratenkostüm an hatte", "der zuletzt den Porzellantiger gefüttert hat")


    - Superlative auf der Beschreibung auf der Rückseite eines Produkts... Ich hatte hier letztens einen Film in der Hand, den ich auf den ersten Blick interessant fand. Dann kamen die ganzen superlative... Und schon wanderte dieser zurück ins Regal...

  • Was mich persönlich nervt:


    - Der immer wieder neue Versuch eine "lustige" Begebenheit für die Bestimmung des Startspielers zu finden ("der zuletzt in einer Höhle war", "der zuletzt ein Piratenkostüm an hatte", "der zuletzt den Porzellantiger gefüttert hat")

    Kann ich gut nachvollziehen (auch wenn es nichts mit Rezensionen zu tun hat). Ich finde das auch immer etwas albern. Vor Allem, da das heißen würde, dass wenn jeder sich immer strikt an die Regeln hält bei vielen Spielen immer der Gleiche Startspieler ist. Die sollen doch einfach schreiben, dass ein Startspieler bestimmt wird und gut ist.
    (Sollte ich jemals ein Spiel erfinden, schreibe ich in die Regeln, dass der dümmste Spieler beginnt - nur um zu sehen, wie sich mehrere Erwachsene Menschen darüber streiten, wer dümmer ist *g*)

  • Wenn ich jemals eine Spielregel schrübe, dann würde als erster Punkt dort folgendes stehen:


    1. Legt den Spielplan mit der Oberseite zum Fußboden zeigend unter den Tisch (das wollte ich schon immer mal schreiben…)

    …und ich würde den Redakteur solange belatschern, bis er es durchgehen liesse.

    Einmal editiert, zuletzt von knolzus ()

  • Wir müssen mal zwiwschen Spielregeln und Rezensionen unterscheiden. Die einen brauchen teilweise floskelartige Phrasen, um verständlich zu sein. Die anderen prinzipiell nicht. Obwohl ...


    Sie helfen auch den Lesern, den Gesamtzusammenhang besser zu verstehen. Bildhafte Sprache trägt einfch zum Verständnis bei. Wenn ein Spiel häufiger auf den Tisch kommt, Leser es dann mögen, wenn sie auch Spiel X mögen, wissen, dass es ein leichtes Strategeispiel ist, sie lieber eine Probepartie spielen sollten usw. Dann sind das einfach bildhafte Aussagen, die zum Verständnis beitragen. Sprachlich machen diese eine Rezension meistens nicht besser, aber immerhin ...


    Ich habe wegen dieses Threads mal meine letzten drei, vier Rezensionen durchgelesen. Hm. Ich glaube, jeder hat so seine Lieblingsfloskeln. Das bestätigen auch andere Texte der Rezensenten bei uns :D Ist aber nur eine Momentaufnahme.

    3 Mal editiert, zuletzt von Reich der Spiele () aus folgendem Grund: Edit: Zu früh am Tag, zu wenig Floskeln ...

  • Ich finde Floskeln in Rezensionen wahrlich nicht schlimm. Bezogen auf eine merkwürdige Startspielerermittlung betrachte ich das als "running gag" und gut ist. Wir ermitteln den Startspieler oftmals mit einer App. Huch! Wieder so ein Reizthema! :D


    Anbei noch ein aus den Fingern gesaugtes Schmankerl:


    Floskeln versüßen das Leben,
    doch nicht jedem können sie etwas geben!


    Manche sind abgenutzt und alt,
    etwas Neues muß her und zwar bald!


    Doch wahrlich zufrieden ist der Leser wohl nie,
    und nun endet diese Floskelpoesie!

    Ein Bild sagt mehr als 298 Wörter... :floet: