• Es geht um:
    Spiel: IKI -- Autor: Koota Yamada -- Verlag: Utsuroi -- 2015 -- 2-4 Spieler -- Kickstarter-Projekt; war auch in Essen für 50 (?) EUR zu haben


    @MetalPirate Dein Eindruck zu #Iki würde mich interessieren.


    Gemischte Eindrücke, schnell mal in der Mittagspause runtergetippt...


    Japanisches Thema gibt's ja ab und zu mal, aber in Kombination mit japanischem Autor und japanischem Verlag, das ist selten. Man erwartet dann eine gewisse Originalität und Eigenständigkeit, ein gewisses exotisches Flair, und genau das liefert #Iki auch. Das Spiel hat wirklich schöne Spielelemente drin, z.B. das ständige Abwägen zwischen Spielerreihenfolge und Schrittweite bei jeder Runde, also früh ziehen/kaufen gegen weit ziehen. Ein Spieler zunächst zieht 1 Feld, dann einer 2, einer 3, einer 4. Außerdem gibt's noch einen fünften Platz, wer den belegt, darf sogar als allererster ziehen und sogar beliebig weit zwischen 1 und 4 Feldern, allerdings erhält man dann am Beginn seines Zuges kein Einkommen bzw. darf keinen Händler einstellen, während alle anderen Spieler auf den regulären Plätzen ihren Zug so beginnen. In der Regel will man deshalb einen der normalen vier Plätze haben, denn Geld ist immer knapp.


    Die Reihenfolge, in den man die Plätze auf der Zugleiste besetzt, richtet sich nach der "Feuerwehrleiste", was ein schönes semi-kooperatives Element reinbringt, denn dreimal im Spiel brennt es irgendwo. Man kann die anderen Mitspieler komplett den Feuerschutz übernehmen lassen, und so habe ich das auch in meiner Erstpartie mit absoluter Konsequenz gemacht, nachdem ich mir ganz am Anfang eine Karte gesichert habe, die mich vor genau einem Brand schützen konnte. Aber dafür "bezahlt" man damit, dass man in der Zugleiste immer den Platz nehmen muss, den die anderen einem übrig lassen. Gegen Spielende sind mir dann die lukrativen Aktionen zunehmend unmöglich geworden, die Flexibilität hat gefehlt, und ich wurde ganz knapp "nur" Zweiter von vier Spielern. Ich empfand es dabei dann auch als "richtig", mit einer (sicher nicht schlecht gespielten) Schmarotzer-Strategie eben NICHT gewonnen zu haben. So weit, so gut...


    Jetzt die Minuspunkte. Das Spiel ist leider überhaupt nicht fokussiert auf seine Stärken. Neben den originellen Teilen gibt's viel drögen Ballast. Iki ist eher Mechanismus als Thema, und dabei mechanisch etwas überladen. Die Glücks- oder besser: Pechelemente (Brände!) könnten für den einen oder anderen in Anbetracht von Spiellänge und Anspruch auch schon ein bisschen hoch sein, gerade weil es negative Sachen sind, die einen schon merklich zurückwerfen können. Aber für mich sind die Zufallselement noch völlig im Rahmen. Die grafische Aufmachung ist auch nichts Besonderes, aber dieser Punkt wird noch durch das besondere japanische Flair kompensiert.


    Problematischer ist die schlechte Ikonografie. Ein "A -> B/C" lies man als "tausche A gegen B oder C". Bei Iki heißt's aber -- ohne entsprechende Kennzeichnung auf dem Spielbrett! -- mal "tausche einmal", mal "tausche beliebig oft", mal "du darfst genau ein A gegen B und/oder genau ein (weiteres) A gegen C tauschen". Das muss man sich alles unnötigerweise merken. Wenn die Händler Erfahrung gewinnen, muss man sie auf eines von drei benachbarten Feldern stellen. Auch unnötig fehlerträchtig, weil auf der oberen Hälfte in der entgegengesetzen Richtung der unteren Bretthälfte gespielt wird. Ein cleverer Designer hätte da statt drei gleichen Rechteckfeldern lieber unterschiedliche Farben und/oder unterschiedliche Größen zur Kennzeichnung verwendet. (Ausgerechnet die Japaner können das doch eigentlich mit fehlervermeidendem Design!) Die Ikonografie zieht das Spiel jedenfalls deutlich runter, und das verträgt Iki leider überhaupt nicht, denn man muss sowieso schon viele Sachen zugleich bedenken, denn alles ist stark verschachtelt. Einer unserer Mitspieler hat auch irgendwann abgeschaltet, weil ihm Iki zu komplex war. Ich meine: die schlechte Ikonografie ist da mit Schuld dran.


    Noch schlechter ist die oben bereits angedeutete Überladenheit. Spiele von Stefan Feld werden ja gerne mal als "Siegpunktsalat" verspottet. Sehe ich überhaupt nicht so, ich mag fast alles von ihm. Aber Iki ist auch für mich ein ziemlich seelenloser Siegpunktsalat. Für mich ist der Unterschied, dass hier allerlei "so-und-soviel Punkt für irgendwas" Geschichten einfach so vom Himmel fallen. Die Endabrechnung ist exemplarisch dafür: 1/2/3/4 Fische gegen 3/6/10/15 Punkte, 1/2/3/4/5 gesammelte Farben 5/8/12/18/25 Punkte, etc. (Zahlen jetzt exemplarisch zu sehen, ich habe nicht nochmal nachrecherchiert). Tabellen und Formeln, für diverse Kategorien, Punkt hier, Punkte da. Auch während des Spiels. Nehme ich jetzt den Fisch A für X Geld und Y Siegpunkte oder lieber den Fisch B für Z Geld und dafür ohne Siegpunkte? Oder lieber die Tabakpfeife, um die Siegpunkte auf Tabakbeutel zu verdoppeln? Die ganze Balance und strategische Tiefe des Designs beruht darauf, dass mit vollen Händen Siegpunkte über die ganzen Spielelemente gestreut wurden, hier soviele, dort soviele. Es passt zwar irgendwie alles, das ist sicher auch langwierig ausgefeilt, die Arbeit daran sieht man dem Spiel schon irgendwie an, ... allein, das ganze Spiel bleibt dann doch etwas auf dem Status "themenlose Siegpunkthatz" hängen. An diesen Stellen ist Iki leider ziemlich dröge, mathematisch und, man muss es so deutlich sagen, letztendlich auch ziemlich spaßfrei. Hier Punkte, dort Punkte, und am Ende nach einer großen und umständlichen Endwertung hat halt irgendjemand gewonnen.


    Mein Fazit: Das Spiel hat definitiv tolle Elemente drin. Gerade in Sachen Zugreihenfolge bietet Iki immer wieder tolle Entscheidungsprobleme, es bietet auch definitiv klar unterschiedliche strategische Wege, aber im Großen und Ganzen betrachtet ist es eine etwas zu abstrakte und unbefriedigende Siegpunktoptimierungsübung. Ich würde Iki jederzeit wieder mitspielen, aber selbst haben muss ich es nicht, dafür gibt's zu vieles, was nicht nur keine Pluspunkte bei mir bringt, sondern mich sogar explizit stört, allem voran die schlechte Ikonografie und die tabellenlastige und ziemlich dominante Endabrechnung. Die aufgerufenen 50 EUR ist mir so ein Spiel auch mit Japan-Exoten-Bonus nicht wert. Mag sein, dass es so schlicht und einfach eben dem asiatischen Spielegeschmack entspricht. Aber für europäische Maßstäbe müsste man sagen, dass hier etwas die redaktionelle Überarbeitung mit dem entsprechenden Feinschliff fehlt. Dann hätte man aus den Ideen, die in Iki stecken, ein richtig tolles Spiel rausholen können. Vielleicht wird man den einen oder anderen Mechanismus anderswo wieder entdecken.

  • Durfte es 2 x in Willingen spielen und ich muss sagen, es hat mir sehr gut gefallen. Sowohl Grafik, als auch die Spielmechanik wussten zu überzeugen.


    Eine Spielehilfe zumindest mit einer Aufstellung über die Vergabe der Siegpunkte wäre sicherlich hilfreich gewesen.


    Falls es jemand verkaufen möchte, kann mich sehr gerne ansprechen :)

    Spielerischen Gruß tief aus dem Westen

  • Auch ich konnte Iki in Willingen spielen. Ich kann die oberen Kritikpunkte ich ganz nachvollziehen. Ok, Übersicht der Siegpunkte ist das immer gut, aber wir hatten zB kein Problem mit der Symbolik oder der Richtung der Verschiebung des Ladenbesitzers. Es hat sich sehr flüssig gespielt und habe auch nich zwei weitere Personen getroffen die es sehr gut fanden und direkt nochmal spielen wollten.
    Optik ist auch nicht ganz so meins, aber das Spiel fand ich lohnenswert. Mittlerweile auch deutsche Regeln erhältlich. Leider hat die Spieleschmiede Version ja nicht geklappt, aber da die Karten sprachneutral sind, geht es auch wunderbar so.

    Einmal editiert, zuletzt von Raider84 ()