• Thygra : Eine PCR-Testung ist sehr sensitiv (-> sehr hoher Anteil von Positiv-Ergebnissen bei tatsächlichem Vorliegen einer Krankheit), aber es gibt auch unabhängig von statistischen Messfehlern oder systematischen Fehlern (z.B. bei der Probenentnahme) auch grundsätzlich immer eine Frist zwischen Infektion und Beginn der Nachweisbarkeit, gegen die kein Messverfahren dieser Welt etwas ausrichten kann. Insbesondere ist nicht ausgeschlossen, dass jemand am 4. Mai negativ getestet wurde, sich aber trotzdem bei jemandem infiziert hat, der am 3. Mai, d.h. am Tag zuvor, in Quarantäne geschickt wurde.

    Ein negativer Test ist grundsätzlich niemals als sicherer Ausschluss einer Infektion zu werten. Sieht man ja auch daran, dass in bestimmten Situationen (etwa zur Klassifizierung als "geheilt") zwei negative Testungen hintereinander erforderlich sind.

  • Ich hatte erst "Artikel" statt "Kommentar" da stehen, aber bevor wieder jemand fragt, was Fakten sind und was Interpretation ist... :)


    Ein Kommentar ist ja nicht völlig faktenfrei und in der Bewertung, welche Auswirkungen die Anordnung der zweiwöchigen Quarantäne der gesamten Mannschaft durch die zuständigen staatlichen Stellen (anstelle der von der DFL gewünschten einwöchigen Isolierung betroffener Spieler) auf das DFL-Gesamtkonzept hat, bekommt so ein Artikel automatisch gewisse kommentarhafte Züge. Gleiches gilt für ein paar andere Randthemen, etwa die Auswirkungen auf die Integrität des sportlichen Wettbewerbs durch fehlende Trainingsmöglichkeiten einer Mannschaft während einer verhängten Quarantäne.

  • Ehrlich gesagt, ich hab mich immer für Fußball interessiert.

    Den Kommerz hab ich weniger unterstützt, lieber heute im Stadion hören als SKY schauen...

    Länderspiele gegen Schnurzpiepistan und Quali-Spiele waren auch irgendwann wurscht.

    Champions-League im Pay-TV egal, Finale kommt im Free-TV, wenn wer deutsches dabei ist.

    Aber Samstag war 15 Uhr 30 immer noch Radiotermin!

    Aber irgendwie erwischt ich mich momentan immer öfter bei dem Gedanken "Das war's - wer solches Verhalten an den Tag legt, muss auf meine Aufmerksamkeit ab jetzt verzichten!"

  • Wäre es Euch lieber die Bundesliga würde wie so viele andere Branchen nach Staatshilfen betteln?

    Darum geht es doch überhaupt nicht.


    Hier hat sich der Profi-Fussball mit einem fragwürdigen Konzept Sonderrechte erschlichen. Dabei wird weder Rücksicht genommen auf die Gesundheit der Spieler noch auf irgendetwas anderes. Von Vorbildfunktion kann keine Rede sein. Jetzt kommt raus, dass diesesKonzept noch nicht einmal richtig umgesetzt wird. Kritiker werden unter Druck gesetzt. Stattdessen freut man sich lieber, dass man als einziges so verrückt mutig ist, wieder zu spielen.


    Aber hey, wer bisher weissrussischen Fussball geschaut hat, kann jetzt hier weiterschauen. Wer weiss, wie es dort weitergeht:

    Ausbreitung von Corona: Virus erreicht weißrussischen Fußball

    Fabian Zimmermann - Autor von Tiefe Taschen / GoodCritters

  • Dann erklär mir mal warum überhaupt noch irgendein Schlachthof offen sein darf

    Vielleicht ist der Hunger nach Fleisch noch größer als der Hunger nach Spielen?


    In vielen Schlachthöfen herrschen mit Sicherheit große Missstände und es müsste besser kontrolliert werden. Ich kenne mich zu wenig aus, um zu beurteilen zu können, warum was unter welchen Bedingungen offen bleiben durfte.

    Genauso wenig aber mag ich beispielsweise den Schrei der Automobil-Branche nach Kaufprämien. Die könnte mit gutem Recht jede andere Branche fordern.

    Fabian Zimmermann - Autor von Tiefe Taschen / GoodCritters

  • Bei den Schlachthöfen handeln die Gesundheitsämter, teils mit flächendeckenden Kontrollen aller Schlachthof-Mitarbeiter eines Bundeslandes. Auch Schließungen von Betrieben werden diskutiert, wobei hier die Versorgung mit Lebensmitteln ein gewichtiger Punkte dagegen ist, den der Profifußball so nicht vorweisen kann.

    Beim Fußball überlässt die Politik dagegen immer noch alles der "Eigenverantwortung" einer Liga, anstatt selbst zumindest Testdurchführung und -auswertung an sich zu reißen oder vorhandene unabhängige (!) Strukturen im Doping-Kontrollbereich in dieser Richtung auszubauen. Das führt dazu, dass die Bundesligavereine hier machen können, was sie wollen, incl. ungestraftes Brechen der gerade erst frisch aufgestellten eigenen Regeln. In dem Moment ist die ganze Veranstaltung nur noch lächerlich zu nennen. Wer das nicht kritisiert, verliert jedes Recht, Vorgänge wie in Ischgl zu kritisieren. Obwohl man es besser wissen müsste, wird auch hier locker-flockig Kommerz über Gesundheit gestellt. Und dass die Bundesliga eine Vorbild-Funktion für sich reklamiert, macht das Ganze noch schlimmer.

  • Ganz so extrem sehe ich es nicht. Die Bundesliga taugt schon mal ein Stück weit als Vorbild, da sie anstatt nach staatlicher Hilfe zu schreien selbst ein Konzept erarbeitet und vorgelegt hat. Das Konzept hat natürlich Schwachstellen, aber die haben andere Konzepte gewiss auch. Und nichts spricht dagegen hier noch nachzuschärfen.

    Das größte Problem sehe ich an der fehlenden externen Kontrolle. Die Proben müssten durch unabhängiges Personal abgenommen werden und die Einhaltung der Hygiene sollte ebenfalls begutachtet werden, sich da auf Spieler wie Kalou zu verlassen wird zukünftig schwieriger. Aber ein überlastetes Gesundheitsamt kann das aktuell natürlich auch nicht vollumfänglich sicherstellen.

    Trotz allem muss diesen Wirtschaftsunternehmen zugestanden werden ihre Einnahmen zu erzielen. Anmerkungen dass man mal ein halbes Jahr komplett ohne Einnahmen bei fortlaufenden Kosten zu überstehen habe halte ich für realitätsfern.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

  • Herbert : Ich glaube, so weit sind wir da gar nicht auseinander. Grundsätzlich finde ich auch, dass man der Bundesliga genau wie allen anderen Wirtschaftbereichen die Möglichkeit geben sollte, mit entsprechenden Konzepten den Betrieb wieder aufzunehmen. Ich sehe nur vielleicht die komplett fehlenden Kontroll- und Sanktionsmechanismen samt der Versuche der DFL, alle Information und Kommunikation zu zentralisieren, als größeres Problem als du. Meiner Meinung nach ist bei den Summen, um die es hier geht, Tür und Tor für Missbrauch geöffnet. Sowas MUSS unabhängig kontrolliert bzw. zertifiziert werden, sonst sich solche Konzepte wie das der DFL das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind.

  • Bei den Schlachthöfen handeln die Gesundheitsämter, teils mit flächendeckenden Kontrollen aller Schlachthof-Mitarbeiter eines Bundeslandes.

    Aber diese Kontrollen gibt es doch jetzt nur, weil es so viele Fälle von Schlachthöfen mit hohen Infektionszahlen gab. Und die gab es doch wohl nur, weil die Ämter den Schlachthöfen vorher annähernd die selbe Eigenverantwortung gegeben hatten wie der DFL. ("Annähernd" deshalb, weil ein Lebensmittelbetrieb natürlich generell öfter kontrolliert wird als ein Fußballverein.)

  • Aber diese Kontrollen gibt es doch jetzt nur, weil es so viele Fälle von Schlachthöfen mit hohen Infektionszahlen gab.

    Ja, genau: Bei den Schlachthöfen es gibt ein Problem und der Staat handelt. Beim Fußball gilt dagegen offensichtlich auch noch nach dem Fall Kalou oder nach eigenmächtigen Verkürzungen der eigenen Selbstisolationsregeln: Die Politik erklärt sich für nicht zuständig, schaut weg, und freut sich, dass es wieder Brot und Spiele fürs Volk gibt.

    Wenn der Fußball so ein enormes wirtschaftliches Interesse an negativen Testergebnissen hat, wie kann man dann die Vereine selbst ihre eigenen Proben entnehmen und auswerten lassen, ohne jede externe Kontrolle? Das ist doch mindestens mal blauäugig.

  • Wenn der Fußball so ein enormes wirtschaftliches Interesse an negativen Testergebnissen hat, wie kann man dann die Vereine selbst ihre eigenen Proben entnehmen und auswerten lassen, ohne jede externe Kontrolle? Das ist doch mindestens mal blauäugig.

    In diesem Punkt war ich schon immer deiner Meinung. :)

  • Sehr interessantes Interview zu möglichen wirtschaftlichen Reformen im Fußball

    Dieses Interview geht meiner Meinung nach von der fälschlichen Annahme aus, dass die Bundesliga ganz an der Spitze der europäischen Ligen stehen müssen. Erstens ist das eh schon längst nicht mehr der Fall (die englische Premier League steht allein schon durch die weltweite Verbreitung der englischen Sprache finanziell weit vor allen anderen) und zweitens übersieht der Sportmanagement-Experte geflissentlich, dass es für die Existenz von Fußball eine aufgeblähte Vermarktungsinfrastruktur überhaupt nicht braucht. Fußball würde auch ohne den ganzen Profibetrieb noch funktionieren, irgendwelche (wechselnden!) 18 Mannschaften wären die besten von Deutschland und damit Erstligist, und die Fans würden immer noch "ihren" Verein unterstützen. Wenn durch Corona das ständige rasante Wachstum bei den Gehältern in dem Fußball-Profi-Betrieb mal eine Delle bekommt, weil sich die Gesellschaft mehr auf das besinnt, was wirklich wichtig ist, dann ist das eben so.

  • Fußball würde auch ohne den ganzen Profibetrieb noch funktionieren, irgendwelche (wechselnden!) 18 Mannschaften wären die besten von Deutschland und damit Erstligist, und die Fans würden immer noch "ihren" Verein unterstützen.

    Und das fußballerische Niveau wäre dann so wie jetzt in der 2. oder 3. Liga, weil alle guten Spieler nur noch im Ausland spielen würden, wo sie ordentlich Geld verdienen können.

    International darf dann in 5 Jahren der deutsche Meister nur noch in der 1. Qualirunde zur CL ran und erreicht mit Glück vielleicht sogar die 2. Qualirunde. Danach ist Schluss. In der Europe League sieht es nur wenig besser aus.

    Ja, das würde funktionieren, keine Frage. Man sollte sich nur ALLER Folgen bewusst ist sein, wenn man so etwas anstrebt.

  • Und das fußballerische Niveau wäre dann so wie jetzt in der 2. oder 3. Liga, weil alle guten Spieler nur noch im Ausland spielen würden, wo sie ordentlich Geld verdienen können.

    Im Ausland oder bei Volkswagen, Bayer, SAP, Rasenbrause, Allianz, Gazprom, Iduna, ...

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

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  • Anlässlich des heutigen 59. Geburtstags der Sportschau bin ich auf ein interessantes Detail gestoßen, das ich zuvor noch nicht wusste. Ich verpacke es mal als Quizfrage:

    Auf welchem Sender wurden die ersten Folgen der Sportschau ausgestrahlt?

  • Wobei ich eine Sache klarstellen möchte: Während des Friseurtermins wurden die Hygieneregeln komplett eingehalten. Der Friseur trug darüber hinaus sogar noch Handschuhe, obwohl er das nicht müsste. Die Jungs waren dann allerdings leider so dumm, die Masken kurz abzunehmen, um ein paar Fotos zu schießen ... :mauer:

    Das ändert aber nichts daran, dass die Aktion selten dämlich war und eine Bestrafung absolut gerechtfertigt ist, während die Reaktion von Sancho leider erneut daneben ist ...

  • Während des Friseurtermins wurden die Hygieneregeln komplett eingehalten.

    Da hat der kicker andere Informationen, u.a. mit Verweis auf Fotos, die der Friseur auf sozialen Medien verbreitet hat:

    BVB: Jadon Sancho setzt der dreisten Aktion noch die Krone auf - kicker

    Ob während des Frisierens die Hygieneregeln bzgl. Mund-Nase-Schutzbedeckung eingehalten wurden oder nicht, ist dabei IMHO noch nicht mal so wirklich relevant, wenn der Termin selbst beim Spieler zuhause in der Privatwohnung stattfand, was alleine schon den DFL-Hygiene-Vorschriften widerspricht.


    4 von 18 Vereinen sind jetzt schon negativ aufgefallen. In allen Fällen ist es durch eigene Dummheit herausgekommen. Was da wohl alles ans Licht kommen würde, wenn die Einhaltung des Hygienekonzept von irgendeiner unabhängigen Stelle mal wirklich ernsthaft überprüft würde?

  • Wobei ich eine Sache klarstellen möchte: Während des Friseurtermins wurden die Hygieneregeln komplett eingehalten. Der Friseur trug darüber hinaus sogar noch Handschuhe, obwohl er das nicht müsste. Die Jungs waren dann allerdings leider so dumm, die Masken kurz abzunehmen, um ein paar Fotos zu schießen ... :mauer:

    Ich glaube diese Feststellung basiert auf den Aussagen aller Beteiligten, was mich stark am Wahrheitsgehalt zweifeln lässt.

    Die Reaktion von Sancho zeigt ja, dass bei den Protagonisten offensichtlich kein Unrechtsbewusstsein vorhanden ist.

  • Dass das Frisieren in der Privatwohnung stattfand, war mir entgangen. Das ist natürlich ein zusätzlicher Verstoß, keine Frage.

    Ich sehe keinen Grund, am Wahrheitsgehalt der Aussagen aller Beteiligten zu zweifeln. Ich habe Michael Zorcs Aussagen dazu auf der Pressekonferenz gehört und fand das sehr glaubhaft vorgetragen.

    Dass Sancho es immer noch nicht kapiert hat, ist natürlich unfassbar. Wobei man seinen Tweet "absolute joke" augenzwinkernd auch anders interpretieren könnte, nämlich dass er die Höhe der Strafe lachhaft findet und meint, sie hätte viel höher ausfallen müssen, weil 10.000 Euro für ihn ja allenfalls ein einziger Tagessatz sind ... 8o

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Thygra ()

  • Dass Sancho es immer noch nicht kapiert hat, ist natürlich unfassbar. Wobei man seinen Tweet "absolute joke" augenzwinkernd auch anders interpretieren könnte, nämlich dass er die Höhe der Strafe lachhaft findet und meint, sie hätte viel höher ausfallen müssen, weil 10.000 Euro für ihn ja allenfalls ein einziger Tagessatz sind ... 8o

    Leider glaube ich ebenfalls, dass Geldstrafen (gerade in dieser Höhe) bei den derzeitigen gezahlten Gehältern keine abschreckende Wirkung haben. Vielleicht sollte die DFL bei solchen Verstößen besser dazu übergehen die entsprechenden Spieler für ein oder mehrere Spiele vom Spielbetrieb auszuschließen? Gerade weil es sich ja hier ja im Grunde um ein existenzbedrohendes Verhalten für die DFL und alle Vereine insgesamt handelt und Einzelne billigend in Kauf nehmen, dass im schlimmsten Fall die komplette, restliche Saison in Frage gestellt ist. Von falscher Vorbildfunktion und rein epidemiologischer Sicht mal ganz abgesehen ... nur mal so ein Gedanke.

  • Vielleicht sollte die DFL bei solchen Verstößen besser dazu übergehen die entsprechenden Spieler für ein oder mehrere Spiele vom Spielbetrieb auszuschließen?

    Ja, eine Sperre von einem Spiel fände ich durchaus überlegenswert. DAS wäre ein Zeichen gewesen. Aber vielleicht gibt das aktuelle Regelwerk eine solche Strafe bei einem ersten Vergehen nicht her (was man natürlich ändern könnte)!?

  • Ja, eine Sperre von einem Spiel fände ich durchaus überlegenswert. DAS wäre ein Zeichen gewesen. Aber vielleicht gibt das aktuelle Regelwerk eine solche Strafe bei einem ersten Vergehen nicht her (was man natürlich ändern könnte)!?

    Gute Frage, vielleicht kann dies ja hier jemand beantworten?! Ich bin da ehrlich gesagt auch überfragt, ob die Statuten das hergeben ... :pardon:

  • Mein Bauchgefühl ist auch, dass Spielsperren zu den Regeln gehören, die vor Saisonstart für die gesamt Saison festgezurrt sein sollten. Da müsste man erstmal eine solche spätere Sanktionsmöglichkeit an sich einführen.