[Crowdfunding] Ausstattung > Mechanismen?

  • [mod] aus 30.05.-05.06.2016


    #SteampunkRally steht bei mir auch noch auf der (aktuell sehr kurzen) Liste an neuen Spielen, die mich wirklich interessieren.
    Halbwegs flotte Spiele für 6-7 Spieler sind rar und Maschinen, die beim Fliegen ungeplant auseinanderbröseln, haben schon bei #GalaxyTrucker so gut funktioniert, dass der kleine Pilot links mein Avatar sein darf. :)
    Bisher hat mich die Kombi aus Crowdfunding, Kleinverlag, Hype und gehobenen Preis aber noch etwas abwarten lassen.

  • @SpaceTrucker: Der Vergleich mit Galaxy Trucker passt nur zum Teil. Ja, weil es auch bei Steampunk Rally für etwas Humor sorgt, wenn man mit seinem Gefährt über die hügelige Abkürzung rumpelt und nachher fällt die Hälfte der Teile ab. Und nein, weil man die Teile eher gezielt abfallen lässt als dass sich die Maschine durch chaotische Einflüsse von außen ungeplant zerlegt. Es gibt zwar auch Sondereffektkarten, mit denen die lieben Mitspieler einem Schaden reindrücken können, aber das ist eher die Ausnahme.


    Ganz wesentliches Merkmal hier ist, dass eingesetzte Würfel nicht automatisch wieder entfernt werden, sondern man sie gegen Bezahlung der Universal-Ressource "Zahnräder" erst wieder abkühlen muss (1 Zahnrad -> minus 2 Würfelaugen). Auf das Abkühlen verzichten und gleich das ganze Bauteil abschmeißen ist daher eine taktische Option, gerade gegen Ende des Rennens. Es reicht, wenn man mit dem Cockpit über die Ziellinie kommt.



    Bisher hat mich die Kombi aus Crowdfunding, Kleinverlag, Hype und gehobenen Preis aber noch etwas abwarten lassen.

    Was kostet denn das Spiel in Deutschland? Meines ist in den USA gekauft und da sind die Sachen von Roxley eher ein Stück günstiger als der Durchschnitt vergleichbarer Spiele. Was sicher auch am aktuell schlechten Kurs des kanadischen Dollars liegt (Roxley ist ein kanadischer Verlag).


    Ansonsten: Crowdfunding ist für mich kein Minuspunkt per se -- wenn man in der Lage ist, die wenigen "guten" Macher aus der riesigen Masse herauszufiltern. Für "Kleinverlag" gilt ähnliches. Und Hype? Weiß ich nicht. Wo siehst du da einen Hype? Das Spiel klettert langsam, aber stetig bei BGG. Ich war auch erst skeptisch (wegen der überwiegenden Einordnung als Familienspiel und ein paar Reviews, die auch Richtung "belanglos" deuteten), aber gerade weil es so langsam, aber stetig hochgeklettert ist, habe ich es mir dann nochmal genauer angeschaut und dann gekauft.


    Die KS-Version braucht man IMHO übrigens nicht unbedingt. Roxley ist einer der Verlage, bei denen KS-Extras absolut nicht essentiell sind. (Was mir den Verlag sehr sympathisch macht!) Hier: transparente Würfel statt undurchsichtiger Würfel und Metall-Zahnräder statt Pappe. Bei den Würfeln ist es mir völlig wurscht und wenn es drei Denominationen bei den Zahnrädern gibt (1er, 3er, 10er), dann finde ich Pappe mit Zahlaufdruck fast praktischer als drei sehr ähnliche aussehende Metall-Zahnradtypen, bei denen ich auch immer etwas Angst hätte, dass sie mir irgendwas zerkratzen könnten.

  • Was kostet denn das Spiel in Deutschland?

    Gut 50€. Nicht absurd, aber da es mir nicht so wichtig ist, das Neueste immer gleich und sofort zu spielen , kaufe ich zu dem Kurs normal eher 2 große Boxen.

    Crowdfunding ist für mich kein Minuspunkt per se -- wenn man in der Lage ist, die wenigen "guten" Macher aus der riesigen Masse herauszufiltern. Für "Kleinverlag" gilt ähnliches. Und Hype?

    Crowdfunding ist per se natürlich kein Minuspunkt. Aber viele Crowdfundingprojekte sehen mir so aus und das liest man auch oft, als würde hier sehr viel Wert auf Material gelegt, was den Preis nach oben treibt, mit Stretchgoals häufig viel zusätzlicher Content in das Spiel gesteckt, usw. usf.. Für andere, wesentliche Dinge wie ein fehlerfreies, ausgefeiltes Regelbuch, ein ausreichendes Balancing verschiedener Strategien/Taktiken/Karten/..., hieb- und stichfeste, schlanke Mechaniken,... ist dann teils nicht so sehr viel Erfahrung, Kapazität, Kompetenz, Budget da, wenn das Spiel endlich erscheinen muss, kein erfahrener Redakteur/Verlag da ist....
    So ein Spiel kaufe ich lieber, wenn ich mich halbwegs darauf verlassen kann, dass das alles seriös erledigt wurde (wie z.b. auch #Viticulture, was jetzt ganz sich kein Negativbeispiel für Kickstarter ist - kann sehr gut sein, dass die überarbeitete Version von Lookout/Rosenberg den Weg in meinen Schrank findet. Die Erstausgabe, die anscheinend hier und da ihre Macken hat, hätte mich jetzt nicht so sehr angesprochen.)

  • #SteampunkRally

    Gut 50€.

    Ganz ehrlich: das wär's mir nicht wert. Das Spiel ist in fast allen Kategorien gut: thematische Integration, Material, Spieltiefe, etc. Aber wirklich aus der Masse herausstechend ist's nur in einer Disziplin, nämlich Einzigartigkeit/Originalität. Als schnell spielbares Rennspiel für 2 bis 8 Spieler, dazu mit durchaus vorhandenem strategischem Anspruch, ist es ziemlich einmalig in der Spielewelt, da gibt's nicht viel Konkurrenz. Ansonsten fehlt schon ein bisschen das "gewisse Extra", das die richtig guten Spiele haben.


    Ich habe $33 bezahlt, das kann man für das Füllen dieser Nische ausgeben. 50€? Eher nicht. Aber solltest du mal nach Aachen kommen, kannst du dir gerne selbst mal ein Bild machen.



    Aber viele Crowdfundingprojekte sehen mir so aus und das liest man auch oft, als würde hier sehr viel Wert auf Material gelegt, was den Preis nach oben treibt, mit Stretchgoals häufig viel zusätzlicher Content in das Spiel gesteckt, usw. usf.. Für andere, wesentliche Dinge wie ein fehlerfreies, ausgefeiltes Regelbuch, ein ausreichendes Balancing verschiedener Strategien/Taktiken/Karten/..., hieb- und stichfeste, schlanke Mechaniken,... ist dann teils nicht so sehr viel Erfahrung, Kapazität, Kompetenz, Budget da, wenn das Spiel endlich erscheinen muss, kein erfahrener Redakteur/Verlag da ist....

    Das unterschreibe ich zu 100%. Und dennoch schaffen es so 3-5 Crowdfunding-Spiele pro Jahr, von mir gefördert zu werden. Auch im Crowdfunding-Bereich gibt es mittlerweile etablierte Firmen, die wissen, was sie tun. Bei Stonemaier Games, Red Raven Games, Tasty Minstrel Games oder anderen erleidet man selten totalen Schiffbruch. Und dass erfolgreiche Crowdfunding-Macher irgendwann den Weg Richtung klassischer Verlag gehen und zunehmend relativ "sichere" Projekt dann außerhalb von Crowdfunding finanzieren, ist auch kein Zufall.


    Das von dir genannte Viticulture (1st edition) war übrigens das allererste Crowdfunding-Projekt von Stonemaier Games. Beim allerersten Versuch gelingen selten Sachen perfekt. Wobei die Tatsache, dass Stonemaier Games den Alt-Kunden auch immer Upgrade-Packs angeboten hat, auch ein Zeichen dafür ist, dass die Firma zurecht ihren guten Ruf in der Spieleszene hat. Das macht auch nicht jeder.

  • Matthias Hardel spricht mir im Editorial der neuen Spielbox aus der Seele wenn er die Materialschlacht kritisiert, die vor allem durch viele Kickstarter-Spiele initiiert wurde, die eher belastet denn für mehr Spielspass sorgt, und dabei dann auch die etablierten Verlage darunter leiden "müssen" bzw. zu mehr Material tendieren, weil die Erwartungshaltung der Kunden (viel hilft viel) von Kickstarter bereits abfärbt.


    Ja doch, das ist vielleicht auch der Grund weshalb mich Kickstarter immer mehr abtörnt als eh schon: immer mehr "Müll" in die Schachteln reinpacken. Im Weglassen liegt meines Erachtens die höhere Kunst - "minimalistische" Spiele wie Funkenschlag machen es da vielen vermeintlich moderneren Spielen immer noch vor: ein paar Geldscheine, ein paar Häuschen und Rohstoffe, ein Spielplan, ein Stapel Kraftwerkskarten. Fertig ist die Materialaufzählung, hinter der man nicht diese Spieltiefe vermuten würde die das Spiel letztendlich (auch mit überschaubaren Regeln ohne unendlich vielen Sonderlocken) bietet. Schlank und elegant, thats how I like my games (mit Ausnahmen natürlich) :D

    Einmal editiert, zuletzt von Elektro ()

  • Im Weglassen liegt meines Ereachtens die höhere Kunst

    Da sage ich nur: Knizia!


    Lange war's ja en vogue, über seine mathematischen, minimalistischen, themenlosen Spiele zu lästern, aber für mich wird angesichts von Materialschlacht-Spielen (hallo, Trickerion!) immer deutlicher, dass vielen modernen Spielen einfach dieses "eine gute Idee auf den Punkt bringen" fehlt. Knizia konnte das. Schade, dass er nur noch Mainstream-Sachen macht und nichts mehr für Kennerspieler. (Aber natürlich verständlich, denn im Massenmarkt wird das Geld verdient.)


    Neulich auf dem Spieletreff Amun-Re gespielt. Richtig klasse. Leider ist es oft ziemlich schwer, die Klassiker zu spielen, weil alle nur den Neuheiten hinterher hecheln. :|

  • Leider ist es oft ziemlich schwer, die Klassiker zu spielen, weil alle nur den Neuheiten hinterher hecheln.

    Ja, das kenne ich...
    Immer die Angst, dass man ein Spiel verpassen könnte.


    Da bin ich zum Glück (lange) drüber weg. Was natürlich nicht bedeutet, dass ich nicht auch neue Spiele spiele... aber viel lieber ältere Spiele wieder.
    Ich verstehe auch gar Nicht mehr, wo der Reiz darin liegt, sich Spieleabend für Spieleabend in neue Regeln und neue Spiele einzuarbeiten - anstatt ein Spiel zu spielen, dessen Regeln man zwar kennt, aber dessen Tiefe man noch nicht mal ansatzweise ausgelotet hat... *schulterzucken*

  • Hallo,

    Leider ist es oft ziemlich schwer, die Klassiker zu spielen, weil alle nur den Neuheiten hinterher hecheln.

    Was denn? Das liegt doch nur an der Gesellschaft, in der man sich befindet. 8)

    Im Weglassen liegt meines Ereachtens die höhere Kunst

    Sogar bei alea sind diese Tendenz nachvollziehbar. Quiieetsch Bora Bora, Broom Service, La Isla mit "Minnis".
    Welche Wohltat ist es, ein RA zu spielen.
    ... oder diese Prototyp-Design-Kritik beim Bubu. Das was dieses Spiel anschaulich übersichtlich machte, stand groß in einer negativen Kritik. Bei vielen Kritikern lag vermutlich von den vielen bunten Spielen ein Augenleiden vor, dass es ihnen nicht mehr möglich war, das Grün von dem Gelb zu unterscheiden. 8))


    Liebe Grüße
    Nils

  • Ich habe $33 bezahlt, das kann man für das Füllen dieser Nische ausgeben. 50€? Eher nicht. Aber solltest du mal nach Aachen kommen, kannst du dir gerne selbst mal ein Bild machen.

    Habe ich bisher ähnlich gesehen, dazu gab's noch nicht so arg viele Stimmen, die ich wirklich belastbar fand.
    Aachen ist für mich nicht ganz der nächste Weg - trotzdem danke für das Angebot! :)

    Im Weglassen liegt meines Ereachtens die höhere Kunst - "minimalistische" Spiele wie Funkenschlag machen es da vielen vermeintlich moderneren Spielen immer noch vor: ein paar Geldscheine, ein paar Häuschen und Rohstoffe, ein Spielplan, ein Stapel Kraftwerkskarten.

    Im Prinzip gebe ich dir recht, würde das aber ein bisschen anders formulieren.
    #Funkenschlag hat eigentlich sehr schönes und durchaus großzügiges Spielmaterial - viel Holz, zweiseitiger sehr großer Spielplan, eigene, in meinen Augen sehr gelugene Gestaltung und ist ja auch kein ganz billiges Spiel.
    Das Entscheidene ist: Das Material funktioniert gut und ist vom Aufwand angemessen. Den Preis von 35€ auf 70€ zu verdoppeln um noch Kraftwerksminiaturen, barrel-meeples, coaleepels und atomeepels dazuzulegen fände ich dagegen für die breite Masse nicht angemessen. Legen wir jetzt noch für nen Zehner mehr noch 25 zusätzliche weitestgehend ungetestete Kraftwerke dazu, dann ist das nicht nur unnötig, sondern schadet dem Spielerlebnis sogar.



    Material, sowohl von der Breite (Zahl der Karten, Elemente, Mechanike, Erweiterungen,...), als auch vom Aufwand (Material, Gestaltung), darf kein Selbstzweck werden - das macht ein Spiel im besten Fall nur teurer, im schlechtesten Fall sogar schlechter.

  • aber für mich wird angesichts von Materialschlacht-Spielen (hallo, Trickerion!) immer deutlicher, dass vielen modernen Spielen einfach dieses "eine gute Idee auf den Punkt bringen" fehlt.

    Vermutung:
    Neben den vielen, auf KS recht erfolgreichen, "irgendwas mit Minis"-Spielen, versucht man anscheinend damit einen optischen Contrapunkt auf andere Mechaniken zu setzen. Der Kunde ist ein scheues Reh und läßt sich von derlei "Blendwerk" durchaus zum Kauf bewegen. Der momentane Trend scheint mir "opulent ist Trumpf" zu sein...
    Das es da manchmal an nicht zu Ende gedachten Regeln etc. hapert, liegt in der Natur der Sache/Masse...

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Schade, dass er nur noch Mainstream-Sachen macht und nichts mehr für Kennerspieler. (Aber natürlich verständlich, denn im Massenmarkt wird das Geld verdient.)

    Da möchte ich zu Knizias Ehrenrettung sagen/schreiben, dass er nicht primär wegen des Geldes Mainstream macht, sondern weil er seit Jahren selbst mehr Spaß an einfacheren Spielen hat. Er spielt eben heute lieber ein Mmm! als ein Euphrat & Tigris. Und dann entwickelt er natürlich lieber auch solche Spiele, an denen er selbst mehr Spaß hat.


    Natürlich wird ihm nicht unlieb sein, dass er damit auch mehr Geld verdienen kann. ;) Aber der Hauptgrund ist das Geld bei ihm nicht.

  • Zu seiner Motivation hat Knizia schon häufiger Stellung genommen:
    Interview mit Reiner Knizia
    Interessantes Interview mit Reiner Knizia auf der Spiel 2015
    BW064 – Reiner Knizia | Bretterwisser
    Laut den Aussagen spielt Geld eine eher untergeordnete Rolle. Bei seinem Hintergrund nehme ich ihm das auch durchaus ab. Er wird wahrscheinlich vor seinem Vollzeitspieleautorendasein (mehr als) genug verdient haben...

  • Der momentane Trend scheint mir "opulent ist Trumpf" zu sein...

    Das ist schlicht die einfachste Art aufzufallen -- und darum geht's doch ganz wesentlich bei 200+ parallel laufenden Crowdfunding-Kampagnen im Spielesektor. Gerade wenn man kein etablierter Verlag mit einem halben Dutzend früherer, erfolgreich gelaufener KS-Projekte ist.


    Man darf jedoch nicht vergessen, dass es die exakte Gegenbewegung ganz genauso gibt: Crowdfunding-Spiele mit bewusst wenig Material und der Versprechung, viel Spiel in kleiner Schachtel zu bieten. Siehe Verlage wie Gamelyn (Tiny Epic Sonstwas) oder Indie Boards & Cards (Coup), die nur sowas machen, oder andere wie TMG (Harbour, Flip City, Thief's Market), die das als zusätzliches Standbein betrachten.

  • Da möchte ich zu Knizias Ehrenrettung sagen/schreiben [...]

    "Ehrenrettung" klingt so als hätte ich etwas ehrenrühriges gesagt mir dem Hinweis, dass man im Massenmarkt das Geld verdient. Auch wenn's sicher nicht so gemeint war, möchte ich ganz klar betonen, dass es auch meiner Sicht absolut in Ordnung ist, wenn ein Vollzeit-Spieleautor genau die Spiele entwickelt, die er am besten verkaufen kann.

  • Man darf jedoch nicht vergessen, dass es die exakte Gegenbewegung ganz genauso gibt:

    Und das ist ja auch gut so, wäre doch schlimm, wenn sich alles dem jeweils aktuellem "Einheitsbrei" unterwerfen würde. Für uns als Konsument bleibt die schwerwiegende Qual der größer werdenden Wahl.
    Im Zeitalter der 3D-Drucker scheint dieser Trend geradezu zwangsläufig, was ja per se erstmal nicht schlecht sein muss.

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  • Vermutung:
    Neben den vielen, auf KS recht erfolgreichen, "irgendwas mit Minis"-Spielen, versucht man anscheinend damit einen optischen Contrapunkt auf andere Mechaniken zu setzen. Der Kunde ist ein scheues Reh und läßt sich von derlei "Blendwerk" durchaus zum Kauf bewegen.


    Also ich gehöre leider auf jeden Fall zu der Gruppe von Käufern, die sich durch spielinhaltsrelevante KS Exclusives ködern lassen. Gerade gestern habe ich dann doch wieder nachgegeben und noch Outlive in der teureren Version gebacked. Dabei haben mich die >300 Plastikminiaturen und -ressourcen nicht die Bohne interessiert, sondern bin nur von der "Furcht" getrieben worden die KS exklusiven Plättchen und Karten zu verpassen.


    Ich bin mir aber nicht sicher ob man hierbei wirklich von Blendwerk sprechen kann. Die entsprechenden Verlage sind einfach nur auf den Trichter gekommen, dass diese Jagd auf immer neue Stretchgoals einfach viel mehr potentielle Kunden anspricht, als ein vergleichsweise simpel gestricktes Produkt.


    Der dumme ist der Käufer dann häufig in zweierlei Hinsicht. Zum einen muss er mehr bezahlen und zum anderen hat er es häufig schwerer ein Spiel auf den Tisch zu bekommen, das einen schon allein durch die schiere Anzahl an Material erschlägt. Das mag vielleicht nicht unbedingt für die Vielspieler gelten, aber der Großteil der Gelegenheitsspieler würde mir sicherlich den Vogel zeigen wenn er vor einem aufgebauten Trickerion stünde und das erlernen müsste.

    Half Man, half Bear, half Pig!

  • Ich bin mir aber nicht sicher ob man hierbei wirklich von Blendwerk sprechen kann. Die entsprechenden Verlage sind einfach nur auf den Trichter gekommen, dass diese Jagd auf immer neue Stretchgoals einfach viel mehr potentielle Kunden anspricht, als ein vergleichsweise simpel gestricktes Produkt.

    Deswegen ja in Anführungszeichen.


    sondern bin nur von der "Furcht" getrieben worden die KS exklusiven Plättchen und Karten zu verpassen.

    Damit bist du doch ein gutes Beispiel ;)

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  • [...] spielinhaltsrelevante KS Exclusives [...]

    Wenn "KS exclusives" nicht nur Komponenten-Upgrades sind, sondern tatsächlich Spielinhalte betreffen, dann schließt sich ein Verlag damit meiner Meinung nach selbst ins Abseits. Ein Verlag, der Retail-Kunden auf diese Art den Mittelfinger zeigt, wird nicht langfristig am Markt erfolgreich sein können, denn dazu braucht es die "early adopters" (d.h. Kickstarter-Backer) ganz genauso wie diejenigen, die etwas verspätet als Retail-Version kaufen und damit am Leben halten in der Zeit nach Kickstarter. Wer als Retail-Käufer nur 2/3 von dem Material in seiner Schachtel findet wie es in dem euphorischen Video-Review mit den Hochglanz-Komponenten zu sehen war, der wird sich erst recht veräppelt fühlen.


    Meine Konsequenz ist, dass ich Firmen mit Exklusivinhalten, Early Bird Preisen, exzessiven Add-On-Listen und ähnlichem tendenziell NICHT bei Crowdfunding-Sachen unterstütze. Sie sind's einfach nicht wert, unterstützt zu werden. Genügend etablierte Crowdfunding-Macher haben sowas entweder nie gemacht oder sich inzwischen davon verabschiedet, weil sie gemerkt haben, dass das eine Sackgasse ist.

  • Ich störe mich wahrscheinlich nur an dem Wort. Blendwerk impliziert für mich das bewusste Verschleiern von etwas Negativem. Ich denke nicht, dass die Verlage von vorneherein an so eine KS Kampagne gehen und sich sagen "Oh, dieser Aspekt von unserem Spiel ist nicht wirklich gut, hauen wir ein paar mehr Miniaturen drauf, dann wird das wohl keiner merken." Es ist ein Marketingtool, das scheinbar sehr gut funktioniert - und ja ich bin dem gegenüber, wie ja schon erwähnt - leider auch nicht gefeit :)

    Half Man, half Bear, half Pig!

  • Wenn "KS exclusives" nicht nur Komponenten-Upgrades sind, sondern tatsächlich Spielinhalte betreffen, dann schließt sich ein Verlag damit meiner Meinung nach selbst ins Abseits.

    Selbst mit reinen Komponentenupgrades (bzw. nur mehr vom Gleichen) kann man sich ins Bein schießen, wenn das Spiel dann nur in abgespeckter Form auf den Retailmärkten platziert werden kann. Manche namhafte Marke ist sich da zu schade eine abgespeckte Billigversion unter ihrem Namen herauszubringen (vgl. z.b. hier in den Kommentaren).

  • Wenn "KS exclusives" nicht nur Komponenten-Upgrades sind, sondern tatsächlich Spielinhalte betreffen, dann schließt sich ein Verlag damit meiner Meinung nach selbst ins Abseits. Ein Verlag, der Retail-Kunden auf diese Art den Mittelfinger zeigt, wird nicht langfristig am Markt erfolgreich sein können, denn dazu braucht es die "early adopters" (d.h. Kickstarter-Backer) ganz genauso wie diejenigen, die etwas verspätet als Retail-Version kaufen und damit am Leben halten in der Zeit nach Kickstarter.


    Auch hier bin ich leicht anderer Meinung. Publisher wie bspw. CMON oder Eagle/Gryphon scheinen mit dieser Strategie ja doch ziemlich gut zu fahren und ein Rückgang der KS Unterstützer ist bislang nicht zu sehen. Deine Prämisse ist hier, dass die Retail Kunden für den Fortbestand eines Verlages wichtiger sind als die KS-Unterstützer - und das sehe ich nicht zwangsweise so. Für Hans im Glück oder Alea würde das sehr wahrscheinlich zutreffen, für CMON denke ich eher nicht.


    Ebenfalls vermute ich, dass die Masse der Menschen die sich an dem Fehlen von Promokarten/Miniaturen derart negativ stören eher in der Nische der Vielspieler zu finden sind und nicht unter dem Großteil der gemeinen Retail-Kunden. Carcassone hat es ja scheinbar auch nicht sonderlich geschadet diverse Promoplättchen zu veröffentlichen, die heutzutage teilweise nur noch schwer zu bekommen sind.

    Half Man, half Bear, half Pig!

  • Deine Prämisse ist hier, dass die Retail Kunden für den Fortbestand eines Verlages wichtiger sind als die KS-Unterstützer

    Nein. Meine Prämisse ist, dass ein Verlag beide gleichermaßen braucht.


    (CMON hat sich für den Retail-Bereich auch sehr clever an den Branchenriesen Asmodee drangehängt. Auch die brauchen die Retail-Verkäufe.)

  • @Elektro
    "@Mods" nutzt nix => entweder @yzemaze oder "Inhalt melden" nutzen. Aber sei unbesorgt, wenn ich in einem Thema schon etwas geschrieben habe, werde ich die Diskussion im Regelfall auch weiterhin beachten und ggf. eingreifen.

  • dass ein Verlag beide gleichermaßen braucht.

    Dann muss ich wieder die Frage stellen, warum ein Backer überhaupt mitmachen sollte, wenn es keine Exclusives, Early Birds oder sonstigen Anreize gibt, die Du oben so verteufelst. Für mich sind das nach wie vor -neben späteren Verfügbarkeitsproblemen bei Kleinstauflagen- nach wie vor die Haupt- oder gar einzigen Gründe, immer wieder mitzumachen.

  • Dann muss ich wieder die Frage stellen, warum ein Backer überhaupt mitmachen sollte, wenn es keine Exclusives, Early Birds oder sonstigen Anreize gibt, die Du oben so verteufelst.

    Stop mal. Ich "verteufele" nicht Anreize generell, sondern halte nur bestimmte Formen für nicht unterstützenswert. Listen wir mal auf, was der KS-Macher anbieten kann:


    Spielrelevante Exclusives => ganz böse, insbesondere wenn sie die Retail-Version erkennbar abgespeckt erscheinen lassen
    Early Birds => zumindest mal fragwürdig (je nach konkreter Gestaltung mehr oder weniger)
    Exklusive Komponentenupgrades => habe ich kein Problem damit, solange es den Charakter des Spiels nicht komplett verändert
    Preisvorteile / Bundle-Deals => immer gern gesehen aus Backer-Sicht
    Promos enthalten => meist eine gute Lösung für Backer wie Macher
    Exklusivität verstanden als zeitlich begrenzte Exklusivität => ebenso ein guter Kompromiss für alle Seiten


    Es gibt schon Möglichkeiten, Machern wie Backern wie Retail-Käufern gerecht zu werden. In der Regel wird das dann in irgendeiner Form von Zeit und/oder Geld geschehen. Nicht-Backer sollen auf bestimmte Sachen eben länger warten und/oder extra dafür bezahlen. Gerade mit enthaltenen Promos und (Mini-)Erweiterungen kann ein KS-Macher dem Unterstützer Anreize anbieten. Wobei man's dabei auch nicht übertreiben sollte, denn sonst werde ich schnell skeptisch, ob die 5 enthaltenen Mini-Erweiterungen auch allesamt ordentlich ausbalanciert und getestet sind.

  • Dann muss ich wieder die Frage stellen, warum ein Backer überhaupt mitmachen sollte, wenn es keine Exclusives, Early Birds oder sonstigen Anreize gibt, die Du oben so verteufelst.

    Der Grundgedanke bei Kickstarter ist doch eigentlich erstmal nicht, exklusives Extra-Bling-Bling einzusammeln, sondern primär mal eine unkomplizierte Finanzierungsmöglichkeit zu schaffen, bei der Backer Produkte unterstützen können, von denen sie überzeugt sind und die es sonst vielleicht nie geben würde.
    Ab einem gewissen Volumen wird das Produkt dann über die Stückzahl billiger - die Ersparnis kann sich der Anbieter in die Tasche stecken, oder aber in Form einer nicht kostenneutralen Verbesserung des Produkt (teils) an den Kunden weitergeben (Stretchgoals).

  • Ich "verteufele" nicht Anreize generell, sondern halte nur bestimmte Formen für nicht unterstützenswert. Listen wir mal auf, was der KS-Macher anbieten kann:

    Doch, tust Du, siehe oben.


    Du listest sehr schön auf, warum viele Backer bei KS mitmachen (abgesehen vom letzten Punkt, der ist mir wurscht).


    Eine Retailversion brauche ich eben nicht auf KS zu unterstützen bzw. vorzubestellen.

    und die es sonst vielleicht nie geben würde.

    Diese romantisierte Sichtweise trifft für mich nur noch äußerst selten zu. Und die meisten Macher versuchen es inzwischen zwei- oder dreimal, wenn der erste Anlauf nicht klappt.

  • ...und die es sonst vielleicht nie geben würde.

    Interessanterweise wird das gerne als Argument angeführt, weshalb man ein Projekt unterstützt.
    Auf der anderen Seite denke ich mir dann immer: Vielleicht sollte es die Spiele auch nie geben??


    Ich habe schon so manches KS-Spiel gesehen, bei dem mir die Haare zu Berge standen, und über das auch nach Release kaum etwas Positives zu hören war... Untergegangen im Rauschen des Einheitsbreis...
    Da denke ich mir immer: Das hätte es nicht gebraucht! :)

  • Eine Retailversion brauche ich eben nicht auf KS zu unterstützen bzw. vorzubestellen.

    Ein Spieleverlag kann bzw will aber in aller Regel nicht auf Dauer von exklusiv hergestellten Unikaten leben, die nur genau einmal Geld in die Kasse bringen. Die wirtschaftliche Vernunft drängt die Verlage ganz automatisch weg von dem, was du als Kunde hier an Exklusivität verlangst.

  • Ich folge da meinem Zaubererkollegen und gehe sogar noch weiter: Wenn ein Crowdfunding-Projekt keinerlei greifbare Vorteile für mich als Backer bietet, warte ich lieber auf die Retail-Version oder verzichte ganz auf das Spiel!


    Schließlich trage ich als Backer hier das ganze Risiko:


    - Vorfinanzierung mit teilweise enormen zeitlichen Vorlauf
    - manche Projekte kommen u.U. nie zu Stande
    - Lieferung erfolgt i.d.R. (!) viel später als versprochen, manchmal sogar auch erst nachdem das Spiel im Retail erhältlich ist
    - Qualität (Material/Spielidee etc.) ist oft schwer einzuschätzen, damit auch, ob sich das Spiel überhaupt "lohnt"

  • Um auch noch was zum ursprünglichen Thema zu sagen:


    Crowdfunding ermöglicht meist erst eine opulente Ausstattung, da zum einen dass Risiko auf viele Schultern verteilt wird. Zum anderen kann man per CF tendenziell teurere Spiele verkaufen, womit dann der Preis eine bessere Ausstattung erlaubt.


    Ein Spiel wie #BloodRage hätte es nicht auf die Empfehlungsliste geschafft, da es ohne Kickstarter nie erschienen wäre! Das Spiel lebt davon, detailreiche Figuren über das Brett zu schieben.

  • Wenn ein Crowdfunding-Projekt keinerlei greifbare Vorteile für mich als Backer bietet, warte ich lieber auf die Retail-Version oder verzichte ganz auf das Spiel!

    Volle Zustimmung. Crowdfunding braucht Anreize zum Backen, das bezweifelt doch niemand hier. Nur ist meine Beobachtung, dass Verlage, die schon etwas länger am Markt sind, das dann eher mit enthaltenen (aber nicht wirklich essentiellen) Promo-Artikeln als mit KS-exklusiven spielrelevanten Inhalten lösen. Ob dir oder mir das so gefällt oder nicht, spielt keine Rolle. Ich kann das "warum" dahinter jedenfalls gut nachvollziehen.



    Eine Ergänzung noch zum eingangs erwähnten #Steampunk Rally - die Spieleschmiede hat eine mögliche deutsche Version als Kampagne angekündigt - mal schauen, wie teuer das Spiel dort sein wird.

    Meine Prognose: 49 EUR.

  • Interessanterweise wird das gerne als Argument angeführt, weshalb man ein Projekt unterstützt.
    Auf der anderen Seite denke ich mir dann immer: Vielleicht sollte es die Spiele auch nie geben??

    Naja, nicht alles, was ein Verlag ablehnt, muss umbedingt schlecht sein (Beispiel Beatles, die im Musikbuisness anfangs viele Absagen bekommen haben).
    Denke für einen Autoren-Neuling dürfte es nicht so einfach sein, sich bei größeren Verlagen Gehör zu verschaffen, solange man keine Autorenpreise oder andere erste Erfolge vorweisen kann?

    Lieferung erfolgt i.d.R. (!) viel später als versprochen, manchmal sogar auch erst nachdem das Spiel im Retail erhältlich ist

    Das ist ein klares NoGo. Wer das Produkt überhaupt möglich gemacht und viel früher bezahlt hat, soll es dann auch zuerst haben.

  • Wer das Produkt überhaupt möglich gemacht hat, soll es dann auch zuerst haben.

    Das wurde hier schon oft angesprochen, mir ist das sowas von egal, wann wer ein Spiel erhält, solange ich meins zum mehr oder weniger versprochenen Termin erhalte.
    Ist ja nicht so, als würden mir andere die Freude wegspielen, wenn sie vor mir mit ihrer Kopie am Tisch sitzen...

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  • Ist ja nicht so, als würden mir andere die Freude wegspielen, wenn sie vor mir mit ihrer Kopie am Tisch sitzen...

    Klar, das hängt stark von einem selbst ab, aber auch sehr vom Spielerumfeld.


    Manch einer muss etwas neues einfach sofort haben - sei's um Mitreden zu können, sei's aus Prinzip. Wer sich da nicht dazuzählt, der tut sich natürlich schonmal leichter. :)
    Doof wird's aber dann, wenn jemand anderes in deinem Spielerumfeld dann dein Spiel schon früher hat, während du noch auf deine Kopie wartest. Wenn deine dann da ist: "Öh, nö, das haben wir schon dreimal gespielt und das ist eh nicht so....". :D