Tzolkin und Erweiterung

  • Ich weiß nicht warum, aber ich habe mich erst jetzt entschlossen @Tzolin zu kaufen. Leider scheint die Erweiterung derzeit ausverkauft zu sein. Meine Fragen:
    Was haltet ihr von der Erweiterung?
    Kann/sollte man sie sofort haben? Oder ist das Grundspiel gut genug?
    Wie unterschiedlich spielen sich die verschiedenen Stämme? So krass unterschiedlich wie die Charaktere bei Marco?


    Weiß jemand wo es die Erweiterung zu einem normalen Preis (20-25€) zu kaufen gibt?


    Vielen Dank schon mal.

  • Die Erweiterung ist modular aufgebaut. Da ist eine immer eine Gesamtmeinung etwas schwierig...


    Die einzelnen Module gehen für mich von "braucht man nicht" bis "nett". Die 5-Spieler-Erweiterung (mit dem dafür notwendigen zusätzlichen Einsatzfeld) ist eine erkennbar später aufgesetzte Krücke. Die Stämme sind okay, aber nicht soooo toll ausbalanciert und geben meiner Meinung nach die zu spielende Strategie zu stark vor (nicht unübliches Problem bei unterschiedlichen Startbedingungen für einzelne Spieler). Die Prophezeihungen finde ich noch am besten, weil es durch neue Zwischenziele das Spiel interessanter macht.


    Mein Fazit: Wenn man sich am Grundspiel satt gespielt hat, gibt's interessante neue Impulse, aber essentiell ist's wirklich nicht. Wenn man die Erweiterung für normale Preise bekommt und Tzolk'in mag, dann macht man nichts verkehrt, aber Sammlerpreise würde ich dafür definitiv nicht zahlen.

  • Ich mag das Grundspiel. Die Stämme finde ich ok; sie sind zwar nicht wirklich gut ausbalanciert, aber noch in vertretbarem Rahmen. Natürlich legen manche eine bestimmte Strategie/Spielweise nahe, aber man kann sich zu Beginn 1 aus 2 aussuchen: das reicht mir, um meines Glückes Schmied zu sein.
    die Prophezeiungen mag ich nicht sonderlich: sie führen nach meinen Erfahrungen dazu, dass alle mehr oder weniger versuchen, die Prophezeiungen zu erfüllen und damit im gleichen Rhythmus dasselbe machen (wollen). In der Folge kommt es nicht mehr in dem von mir gewünschten Maße zum Vergleich/Kampf der unerschiedlichen Strategien.
    Zum Kennenlernen und zur Bildung einer eigenen Meinung steht das Spiel mit Erweiterunen auf boiteajeux online zur Verfügung.


    Viel Spaß beim Spielen


    janove

  • WOW. Ich bin begeistert. Über Nacht so viele hilfreiche Antworten. Vielen lieben Dank an jeden von euch! Klasse, das hilft mir. Tolles Forum hier

  • Was haltet ihr von der Erweiterung?
    Kann/sollte man sie sofort haben? Oder ist das Grundspiel gut genug?

    Das Grundspiel ist hervorragend. Es ist irgendwo in meinen TOP 10. Die Erweiterung habe ich nicht gekauft, ich halte sie für verzichtbar bis störend. Eine 5-Spieler-Erweiterung brauche ich nicht, zu den Stämmen hat @MetalPirate schon alles gesagt (nicht wirklich ausbalanciert und geben die Strategie zu sehr vor) und die Prophezeiungen stören den Spielablauf mehr, als dass sie ihn bereichern. Meiner Meinung nach wird mit der Erweiterung ein unglaublich eleganter Spielmechnismus unnötig behindert. Mit dem Grundspiel hast Du alles richig gemacht :D !

  • Kann/sollte man sie sofort haben? Oder ist das Grundspiel gut genug?

    Selbst gespielt habe ich die Erweiterung noch nicht, aber da ich weiss was darin ist würde ich sagen: nicht sofort, später vielleicht ja.

    • 5. Spieler - würde ich in Tzolk'in garnicht haben wollen, kann auch mit 4 Spielern bereits grübellastig werden
    • Extra Gebäude: Sicher etwas mehr Wiederspielwert, wenn man die alten Gebäude schon alle gut kennt - am Anfang sicher 0 Mehrwert
    • Prophezeihungen: Sollten primär eingefahrene Strategien aufbrechen, die ihr am Anfang nicht haben werdet - dazu kommt , dass Tzolk'in eh schon eine harte Nuss ist, denke da schadet eine zusätzliche Komplexitätsebene eher.
    • Stämme: Sind wohl nicht ganz ausbalanciert, aber dürften für Vielspieler einige Abwechslung hineinbringen - reizen mich persönlich am meisten. Es gibt aber auch ohne bereits einige mögliche unterschiedliche Wege und sehr, sehr viel Tüftel- udn Optimierpotenzial


    Noch Allgemein zu Tzolk'in:

    • Ist definitiv eine Ecke knackiger und anstregender als manche deiner LIeblingstitel. Den lockeren "Flow" von Marco Polo oder Concordia hat es nicht.
    • BGG sagt: Die möglichen Strategien sind in ihrer ausoptimierten Form wohl nicht komplett gebalanced, was je nach Spielerzahl wohl mehr oder weniger stört (zu viert ist das angeblich am besten). Da der Spielaufbau nicht besonders variabel und die Interaktion nicht sehr drastisch ist, kann man grob die gleiche Strategie pro Spiel herunterspielen. Am meisten Spaß mit dem Basisspiel hat man vermutlich dann, wenn man sich nicht allzu tief in irgendwelche Strategieguides hineinvertieft und selbst tüftelt anstatt eher Skripte abzuarbeiten. Falls ihr zu dieser Sorte Spieler gehört, die auf höchstem Niveau mit einstudiertem Wissen spielen möchte, braucht ihr die Erweiterung möglicherweise doch schon nach ein paar Partien.
  • Nochmals vielen Dank an alle die hier gepostet haben.
    Ich habe mir das Grundspiel und die Erweiterung gekauft. Die ca. 65€ sind es mir Wert. Von der Erweiterung werden wir definitiv die Stämme und Gebäude nutzen, später wahrscheinlich auch die Prophezeiungen. Freue mich schon sehr auf die 1. Partie.
    Jetzt fehlt noch #Luna und #MagisterNavis dann müsste ich alle Vielspieler Spiele haben die ich brauche. Aber das ist ein anderes Thema.

  • Hier mal die Übersicht meiner Eurogames, die ich habe, weil ich sie "brauche". Es sind noch einige mehr, auf die ich aber verzichten könnte, wie z. B. Im Schutze der Burg.


    Marco Polo
    Mombasa
    Orleans
    Bora Bora
    Tzolkin
    Concordia
    Russian Railroads
    Grand Austria Hotel
    Navegador
    Trajan
    7 Wonders
    Hansa Teutonica
    Strasbourg
    Im Jahr des Drachen
    Die Burgen von Burgund
    Hawaii
    K2
    Village
    Kingsburg
    Spyrium
    Rokoko
    Murano
    Egizia
    Sankt Petersburg
    Macao
    Die Säulen der Erde
    Die Staufer
    Aquasphere
    Die Tore der Welt
    Bloom Service
    Die Händler von Genua
    Il Veccio
    Yunnan
    Lancaster
    Goa
    Notre Dame
    Ysphahan
    Anno 1503
    Brügge
    Stoneage
    Amun Re
    Fortuna
    Palais Royal
    Auf nach Indien
    Puert Rico
    Catan- Abenteuer Menschheit
    Catan - Siedler von Nürnberg

  • Sehr schöne Liste. Wenn ich mich nicht verzählt habe, sind das 47 Spiele, von denen ich 36 auch habe und gut finde. Wenn du gegen Ende der Liste nicht noch ein paar Exoten reingebaut hättest, wäre die Übereinstimmung noch größer gewesen. Mit Il Vecchio ist auch nur ein Spiel dabei, das bei mir wieder gehen musste. Ich denke, unser Geschmack ist doch recht ähnlich. Deshalb mal ein paar Fragen/Anregungen:

    • Warum ist kein Agricola oder Caverna auf der Liste? Wie sieht's aus den anderen Rosenbergs: Vor den Toren von Loyang, Le Havre, Ora et Labora?
    • Ist dir What's Your Game schon zu heftig? Überrascht mich, auf einer solchen Liste guter Spiele überhaupt nichts von denen zu finden.
    • Andere Hans im Glück Spiele mal ausprobiert? Wikinger, Die Paläste von Carrara, Finca, ggf. auch Thurn & Taxis. Würde auch zum Rest der Liste passen.
    • Von den älteren Klassikern könntest du dir mal El Grande, Ra, Euphrat und Tigris, Tadsch Mahal, Die Fürsten von Florenz, Tikal, Java, Mexica anschauen. Ist zwar grafisch teilweise nicht mehr "state of the art", aber du hast andere Titel auf der List, bei denen es ähnlich aussieht.
    • Persönlicher Tip: Dungeon Petz und insbesondere Troyes fehlen definitiv auf der Liste, wenn dir der Rest gefällt.
    • Eventuell auch noch einen Blick wert: Fresko, Caylus, Caylus Magna Carta, Carson City, Glen More, Dungeon Lords, San Juan, Race/Roll for the Galaxy.
    • Keine Lust auf englisch? Sonst gäb's noch ein paar Sachen mehr zu entdecken: Alien Frontiers, Lords of Waterdeep, Railways of the World, Gold West, Steam Works, Scoville, Belfort.

    Bitte nicht falsch verstehen. Das muss man keineswegs alles haben und ich habe auch nicht (mehr) alles, was ich hier gelistet habe. Man darf die Sachen, die man eh nicht spielt, ruhig wieder verkaufen, gerade wenn eine Richtung wie "mittelschwere Euro-Spiele" mehr aus ausreichend besetzt ist. Aber wenn du hier so Fragen stellst, dann scheint dich zu interessieren, was es rechts und links davon sonst noch gibt.

  • Ich würde meinen - hauptsächlichen - Spielegeschmack dem vom @Baseliner und dem vom @MetalPirate sehr ähnlich einschätzen und bin gerade sehr froh darüber, dass keine Titel genannt werden, die ich entweder nicht habe bzw. mit denen ich mich nicht zumindest schon einmal auseinander gesetzt habe - spart Geld für Neuerscheinungen dieses Jahr oder irgendwann einmal :)

  • @MetalPirate s Beitrag ist nichts hinzuzufügen, außer vielleicht eine Empfehlung für Funkenschlag ... ^^

    Ich hatte ursprünglich noch einen Punkt drin, wo das auch vorkam. ;) Sinngemäß etwas in der Art von: "Vielleicht nicht 100% dein Geschmack, aber sollte man zumindest kennen: Funkenschlag, Eclipse, Mage Knight, Kohle [Brass]." Habe ich dann aber vor dem Abschicken kurzentschlossen gelöscht, damit's nicht zu erschlagend wirkt.


  • Jetzt fehlt noch #Luna und #MagisterNavis dann müsste ich alle Vielspieler Spiele haben die ich brauche. Aber das ist ein anderes Thema.

    das dachte ich auch mal, dass man irgendwann alles hat was man so braucht um einen gute ausstaffierten Schrank zu haben.
    Und dann kommt das Hören-Sagen, Leute die immer wieder Neuigkeiten anschleppen, Spieletreffen wo man noch mehr Neues findet und plötzlich ist die Liste wieder sehr lang, was man denn noch so alles braucht.
    Mein Ziel waren 60 Spiele, aber ehe ich da ankomme, kommt warum auch immer bei mir der Punkt, dass ich sage, och, das kannste jetzt doch mal wieder verkaufen, das hat sich ausgespielt...


    aber ne schöne Liste.. 10 habe ich auch, weitere 10 finde ich gut.

    Besucht uns auf unserer Seite unter "www.mister-x.de"

  • @MetalPirate s Beitrag ist nichts hinzuzufügen, außer vielleicht eine Empfehlung für Funkenschlag ... ^^

    sonstige
    zB BRUXELLES 1893 // CUBA (nur mit Erweiterung) // DEUS // GOLDENE ZEITALTER // KEYFLOWER // KONZIL DER VIER // LA GRANJA // NATIONS// TRIBUN // SNOWDONIA // VANUATU


    Cramer
    zB HELVETIA // KRAFTWAGEN


    Wallace
    zB AEROPLANES // FIRST TRAIN TO NÜRNBERG // TINNERS TRAIL


    Ystari
    zB AMYITIS // MYRMES


    unterschätzt/vergessen/verhasst
    zB. ATTANDARA // COLONIA // COMUNI // DIAMONDS CLUB // DSCHUNKE // DIE TORE DER WELT // FLORENZA // HIMALAYA // IM SCHATTEN DES KAISERS // KAIGAN // MANHATTAN PROJECT // DIE WERFT // DOMINANT SPECIES // PANAMAX // SAMURAI (Knizia) // SUN, SEA & SAND // TAMMANY HALL // VEGAS SHOWDOWN // MAKA BANA


    tbc

  • Ich hatte @Baseliner immer so verstanden, dass er sich primär auf die Spieleklassiker bezieht und hatte deshalb auch nur mit Spielen geantwortet, die mindestens 5 Jahre alt sind. Wenn solche Spiele auch heute immer noch beliebt sind, dann kann man eigentlich davon ausgehen, dass sie den Test der Zeit bestanden haben -- und das ist etwas, das längst nicht alle Neuheiten der jeweils aktuellen Messe schaffen werden. Viele heute hochgejubelten Sachen werden in zwei bis drei Jahren bereits vergessen sein.


    Mit solchen Klassikern, wie ich sie gelistet habe, macht man definitiv nichts falsch. Man muss sie nicht alle haben, aber wer sich ernsthaft mit dem Hobby beschäftigt, der sollte sich zumindest mal mit "dem Besten aus früheren Zeiten" beschäftigt haben. Das ist die Basis für alles, was danach kam. Und sei es nur, um sich die Sachen ggf. noch rechtzeitig zu kaufen, bevor die Gebrauchtpreise in die Höhe schnellen, denn 5+ Jahre ist so der Zeitraum, wo manche Spiele out of print sind und anfangen, rar und damit teuer zu werden. Bei Luna und Magister Navis war Baseliner dafür schon zu spät.

  • wo finde ich denn diese "Strategie Diskussion "?

  • wo finde ich denn diese "Strategie Diskussion "?

    Lektüre auf die Gefahr hin, sich seinen Tzolk'in Spielspaß potenziell zu verderben:

  • Habe gerade noch den Originalkommentar zum Metagame bei Expertenspielen wiedergefunden:



    Das bestätigt mich in der Empfehlung, den Guide oben nicht zu genau anzusehen - insbesondere die Einschätzungen für 2/3-Spieler-Partien lesen sich so, dass ich wohl lieber anders spiele... (Spoiler oben hinzugefügt) Wer selbst an seinen eigenen Strategien feilt, kommt niemals an diesen festgefahrenen Punkt an dem das Spiel weitestgehend gelöst ist, da dieser wohl in etwa ein Jahr mit zahllosen Onlinespielen und Analysen gebraucht hat, um erreicht zu werden.
    Mir hat bei dem Artikel gereicht zu sehen, dass die verschiedenen Strategieansätze (die großteils nicht schwer zu finden sind, da durch die Technologien vorgegeben) eigentlich allesamt zu Strategien ausgearbeitet werden könnten, mit denen man unsere (zweistelligen) Amateur-Punktzahlen locker pulversieren könnte. :)

  • Wenn ich sowas sehe/lese, dann weiß ich, warum ich spiele, um zu spielen, und nicht spiele, um zu gewinnen. Wenn man sich diesen Wettbewerbs-Ansatz mal konsequent durchdenkt, dann machen sich doch die Leute, die primär spielen, um zu gewinnen, bei absolut jedem Spiel ganz automatisch den Spielspaß früher oder später selbst kaputt. Ein Abarbeiten von auswendig gelernten Entscheidungsbäumen für Optimallösungen ist doch kein angenehmes Spielen mehr...

  • Wenn ich sowas sehe/lese, dann weiß ich, warum ich spiele, um zu spielen, und nicht spiele, um zu gewinnen. Wenn man sich diesen Wettbewerbs-Ansatz mal konsequent durchdenkt, dann machen sich doch die Leute, die primär spielen, um zu gewinnen, bei absolut jedem Spiel ganz automatisch den Spielspaß früher oder später selbst kaputt. Ein Abarbeiten von auswendig gelernten Entscheidungsbäumen für Optimallösungen ist doch kein angenehmes Spielen mehr...

    Hängt letztlich vom Spiel ab.
    Manche Spiele sind so leicht lösbar, dass ein erfahrener Spieler es früher oder später selbst löst. Das ist würde ich einem Spiel (erheblich) negativ ankreiden.
    Dann gibt es Spiele - wie offensichtlich Tzolk'in - welche sich mit mit Zugriff auf die Datenbank/Archiv sehr vieler Partien online und mit geballter Foren- und Expertenspieler-Power lösen lassen; weil der Spielverlauf ähnlich genug ist, um konstant gleiche Strategien zu verfolgen und weil es für einen Autor/Verlag kaum stemmbar ist, den gleichen Aufwand und die gleiche Expertise in Testspiel und Balancing zu stecken. Das mag ich einem Spiel nicht übel nehmen, entscheide dann aber für mich, dass ich dieses Spiel nicht auf Wettbewerbsebene spielen mag - weil man ein Spiel für sich sehr wohl dadurch ruinieren kann, dass man es löst. Wenn man den diversen Stimmen bei bgg glaubt (und nichts weist darauf hin, dass man das nicht kann), dann ist ein gelöstes Tzolk'in wohl zu zweit und vor allem zu dritt kaum mehr spannend spielbar.
    Für dauerhaft erfüllendes Wettbewerbsspiel, Forendiskutiererei, Computeranalyse muss man sich wohl letztlich ein Spiel suchen, das dem standhält. Hier bieten sich natürlich die Klassiker wie Schach oder Go an, aber auch einige Brettspiele wie #PuertoRico, #Agricola (mit Draft), #ElGrande (?) oder (meine Wahl) #TerraMystica halten Tunierspiel aus.


    Im Fall Tzolk'in würde ich die diversen Strategien wohl nur erlernen wollen, wenn meine Spielgruppe das sowieso ebenfalls schon getan hat und die Alternative darin bestände, als Bauchspieler von drei Experten plattgewalzt zu werden. Ich kann schon verstehen, dass es faszinierend ist, mal selbst eine sonst utopische Punktzahl >150 zu erspielen, aber wenn der Preis ein gelöstes Spiel ist, dann wäre mir derselbe zu hoch.


    Aber so oder so natürlich jeder nach seinem Geschmack. :)

  • Wenn man sich diesen Wettbewerbs-Ansatz mal konsequent durchdenkt, dann machen sich doch die Leute, die primär spielen, um zu gewinnen, bei absolut jedem Spiel ganz automatisch den Spielspaß früher oder später selbst kaputt.

    Nur den Spielspaß nach (D)einer Definition - es kann spannend bleiben, zu gewinnen, z.B. wenn man nicht gleich erkennen kann, was der andere tut etc.

    UpLive [bgg for trade] - einfach anschreiben, wenn Dich davon was interessiert!

  • Wenn ich sowas sehe/lese, dann weiß ich, warum ich spiele, um zu spielen, und nicht spiele, um zu gewinnen. Wenn man sich diesen Wettbewerbs-Ansatz mal konsequent durchdenkt, dann machen sich doch die Leute, die primär spielen, um zu gewinnen, bei absolut jedem Spiel ganz automatisch den Spielspaß früher oder später selbst kaputt. Ein Abarbeiten von auswendig gelernten Entscheidungsbäumen für Optimallösungen ist doch kein angenehmes Spielen mehr...

    Ich denke du missverstehst das ganze in der Form als ob sich jemand hingesetzt hat mit dem Ziel das soweit zu treiben nur aus Prinzip und ohne Spass am dem Spiel zu haben. Das ist sicher nicht der Fall - es benötigt viele, viele Partie um das soweit auszuanalysieren (die 1-Partie-Analytiker die nach oder gar während einer Partie schon eine vermeindliche Killerstrategie kennen ignorieren wir mal). 30, 50 oder 100 Partien (je nach Spiel) sind das locker - auch mehr. Da kommt halt eins zum anderen, denn man spielt ein Spiel je nunmal nicht so oft, weil man es nicht mag, sondern ganz im Gegenteil. Und dieses interesse am Spiel wird automatisch in Erfahrung umgesetzt, was dann schnell auch in erweiterte Spielstrategien mündet.


    Mir ist es nicht klar, wieso man diesen Leuten unterstellt sie spielen ja nur um zu gewinnen und haben ja gar keinen Spass anonsten am Spiel. Üblicherweise schliesst man von sich ja auf andere - d.h. man unterstellt anderen das sie ähnliche Intentionen haben wie man selber. Wieso hier nicht?


    Atti

  • Nur den Spielspaß nach (D)einer Definition - es kann spannend bleiben, zu gewinnen, z.B. wenn man nicht gleich erkennen kann, was der andere tut etc.

    Ja und nein. Spaß kann man sicher auch bei einer starken Betonung des Wettbewerb-Charakters haben. Aber allzu "spielerisch" ist das Ganze dann nicht mehr unbedingt.



    Das ist sicher nicht der Fall - es benötigt viele, viele Partie um das soweit auszuanalysieren

    Ich bin der Letzte, der das bestreiten würde. (Vorausgesetzt, man macht das ohne Hilfe künstlicher Intelligenz. In meinem beruflichen Feld lässt man teilweise ganze Computercluster monatelang rechnen, um wesentlich komplexere Zusammenhänge zu lernen. Mit dem gleichen Aufwand auf Spiele losgegangen, kriegt man jedes Spiel "gelöst".)

  • Randnotiz:

    Üblicherweise schliesst man von sich ja auf andere - d.h. man unterstellt anderen das sie ähnliche Intentionen haben wie man selber.

    Außer, man ist davon überzeugt, daß "der/die andere" gegenteiliger Position ist, dann unterstellt man anscheinend eher das Gegenteil der eigenen Intention, z.B. hier schön erklärt.

    UpLive [bgg for trade] - einfach anschreiben, wenn Dich davon was interessiert!

  • Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Wenn ich sowas sehe/lese, dann weiß ich, warum ich spiele, um zu spielen, und nicht spiele, um zu gewinnen. Wenn man sich diesen Wettbewerbs-Ansatz mal konsequent durchdenkt, dann machen sich doch die Leute, die primär spielen, um zu gewinnen, bei absolut jedem Spiel ganz automatisch den Spielspaß früher oder später selbst kaputt.

    Ich würde hier unterscheiden. Ich spiele selbst auch, um zu gewinnen, in dem Sinne, dass ich mein Spiel darauf ausrichte, möglichst als erster ins Ziel zu kommen. Wenn das aber nicht klappt, macht mir das nichts aus und ich gratuliere dem Gewinner. Übertriebener Ehrgeiz liegt für mich dann vor, wenn ein Spieler keinen Spaß an einem Spiel hat, es sei denn, er gewinnt. Ein normales Maß an Wettbewerb gehört aber für mich dazu. Wenn meine Mitspieler einfach nur vor sich hin spielen und selbst kein Interesse daran haben, bestmöglich abzuschneiden, dann wird das Spiel auch für mich nicht besonders interessant.

    Ein Abarbeiten von auswendig gelernten Entscheidungsbäumen für Optimallösungen ist doch kein angenehmes Spielen mehr...

    Da gebe ich Dir völlig Recht. Deswegen lese ich auch keine Strategie-Guides, sondern probiere alles selbst aus. Was bei Tzolkin übrigens dazu führt, dass ich die Kristallschädel-Taktik für sehr stark halte.

  • Ich habe Puerto Rico nie auf hohem Niveau gespielt, insofern basiert die Aussage jetzt auf meinen offline Partien und was ich bisher lesen konnte (widersprecht bitte, wenn ihr etwas anders seht). Die verlinkten Guides habe ich jetzt nicht alle gelesen, aber meines Wissens nach ist Puerto Rico kein "gelöstes" Spiel, für das es die eine, in Stein gemeißelte, überlegene Strategie gibt, welche man in jedem Spiel in jedem Spiel halbwegs gescriptet herunterspielen kann (wie es in Tzolk'in wohl v.a. im 2- und 3-Spielerspiel möglich ist).
    Da Puerto Rico nicht sehr variabel in seinem Start-Aufbau ist, ist der Start (die ersten 1-3 Runden?) bei guten Spielern wohl sehr gleich, aber dann fangen die zufälligen Plantagen an Wirkung zu tragen und der Einfluss der Spieler aufeinander wird zu groß, sodass die Spiele sich unterschiedlich entwickeln.


    Der eine deiner verlinkten Artikel trägt zwar einen sehr knackigen Titel ("The Best Puerto Rico Strategy"), inhaltlich sehe ich aber keineswegs eine klar umrissene, überlegene Strategie, sondern vielmehr die grobe Grundrichtung einen ökonomischen Schneeball aufzubauen und auf dessen Basis dann zu punkten (erst Wirtschaft, dann Siegpunktoptionen, dann Siegpunkte), dazu viele gute taktische Überlegungen.
    Dazu die Bemerkung, dass es seiner Einschätzung nach effizienter ist, sich nicht völlig auf eine der beiden Siegpunkt-Möglichkeiten (Gebäude und Verschiffen) zu konzentrieren, sondern in beiden Bereichen das Beste mitzunehmen. Ein Problem hätten wir hier, wenn nur eine das Extrem Sinn machen würde und der einzige Weg zum Sieg darin bestände, das exakt Gleiche besser zu spielen.


    Klar gibt Puerto Rico durch das geringe Glück, die Verzahnung der einzelnen Elemente und die hohe Anzahl an Entscheidungen und Kombinationsmöglichkeiten allerbesten Nährboden für Analysen, Strategieskizzen und Guides, aber ich denke das gilt für jedes wettbewerbsmäßig spielbare Spiel (über Schach wurden kilometerweise Bücher geschrieben) - wenn das nicht so wäre, wäre wohl kein Reiz für Wettbewerbsspiel vorhanden?

  • Bei PR, welches ich heiß und innig liebe, sind zwei Probleme vorhanden:


    a) ungleiche Startvorrausetzungen für die einzelnen Startplätze


    b) wenn ein nicht so guter Spieler dabei ist gewinnt zumeist derjenige der hinter diesem sitzt

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Beide Probleme klingen für mich jetzt nicht nach einem gelösten Spiel, b) betrifft zudem keine reinen Expertenspiele.

    a) ungleiche Startvorrausetzungen für die einzelnen Startplätze

    Bei Schach gewinnt weiß auch in etwa zu 55%, bei #TerraMystica ist statistisch gesehen - je nach Spielerlevel allerdings unterschiedlich - auch nicht jede Startposition exakt gleich gut.
    Solang der durch die Startposition benachteiligte Spieler aber immer noch eine sehr gute Siegchance hat wenn er auf gleichem Level spielt und meistens gewinnt, wenn er besser spielt, ist denke ich alles im Rahmen.
    In einer Tunierumgebung könnte man darauf achten, dass jeder Spieler jede Position gleich oft einnimmt.

    b) wenn ein nicht so guter Spieler dabei ist gewinnt zumeist derjenige der hinter diesem sitzt

    Denke bei den meisten interaktiven Spielen mit 3+ Spielern ist es so, dass ungünstige Entscheidungen eines schwachen Spielers den Wettbewerb zwischen zwei stärkeren Spielern enscheiden können.
    Ärgerlich ist natürlich, wenn man schon vor dem Start prognostizieren kann, wer der Profiteur sein wird.

  • Spiele sind nunmal als (spaßige) Wettbewerbe angelegt, bei denen man entweder versucht gegen die Gegner oder - bei kooperativen Spielen - gegen das Spielsystem zu gewinnen. Darum versuche ich ja auch ein Spiel zu gewinnen, wenn ich am Tisch sitze, und genau das erwarte ich im Grunde auch von meinen Gegner (bzw Partnern), denn ich will ja gefordert werden und mein Hirn anstrengen (zum Boxtraining benutzt man ja auch einen Sandsack und keinen halbleeren Luftballon ^^ ) Wichtig ist dabei nur, dass der Spaß am Spiel im Vordergrund steht und nicht von der individuellen Platzierung abhängig ist. Und was ich persönlich ganz sicher nicht brauche, sind irgendwelche Taktiktraktate als Vorgabe. Ich will ein Spiel selbst entdecken und ausloten ! Und sollte ich bei einem Spiel je der Meinung sein, dass es nur den einen Weg zum Erfolg gibt und merke, dass ich diesen Stiefel dann immer wieder runterspiele, ohne mal etwas neues zu probieren - tja, dann ist das Spiel für mich im grunde genommen tot :( !! Deshalb versuche ich auch Spiele nicht zu oft hintereinander auf den Tisch zu bringen, einfach um sie nicht zu überspielen ;) .

    Gruß aus Frankfurt, Helmut

  • Ich spiele selbst auch, um zu gewinnen, in dem Sinne, dass ich mein Spiel darauf ausrichte, möglichst als erster ins Ziel zu kommen. Wenn das aber nicht klappt, macht mir das nichts aus und ich gratuliere dem Gewinner. Übertriebener Ehrgeiz liegt für mich dann vor, wenn ein Spieler keinen Spaß an einem Spiel hat, es sei denn, er gewinnt. Ein normales Maß an Wettbewerb gehört aber für mich dazu.

    Ich glaube, so weit liegen wir da gar nicht auseinander. Wobei es durchaus vorkommen kann, dass ich bei einem Spiel mal bewusst aus einer Laune heraus irgendwelche Extremstrategien spiele, einfach um sie mal auszuprobieren, selbst wenn ich meine Siegchancen im Vergleich zum Spielen einer mir gut bekannten Standard-Strategie ziemlich offensichtlich damit reduziere. Auch sowas gehört für mich ganz bewusst zum Spaß am Spielen mit dazu. Und selbst wenn man mit einer verrückten Strategie mal völlig auf die Schnautze fällt: auch gut, dann ist wenigsten der Erkenntnisgewinn da...


    (Wenn du die Mitspieler meiner Spielegruppe befragen könntest, dann würden die dir sicher bestätigen, dass ich auch dann noch oft genug kompetitiv um den Sieg mitspiele, wenn ich mich strategisch auf völliges Neuland bewege.) ;)