• Da ich im Gloomhaven Thread darum gebeten wurde, hier wie versprochen ein paar Worte zum Spiel Lobotomy.


    Meine Eindrücke beruhen auf einer Probepartie in Essen und einem weiteren 4-Personen-Spiel.


    Das erste Mal aufmerksam wurde ich 2015 in Essen wegen des Themas. Aber der Eindruck von Material und vor allem von den Miniaturen hat mich damals davon abgehalten, der Kickstarter Kampagne zu folgen. Trotzdem erschien auf meinem Radar sofort wieder ein dicker Punkt, als es für dieses Jahr auf der Neuheitenliste aufgeführt wurde.


    Also vom Material her lässt es inzwischen keinen meiner Wünsche offen. Auch die Miniaturen sind für meinen Eindruck von guter Qualität (bin jetzt keiner der sowas bemalt) und auch originell gestaltet. Das Regelwerk allerding hätte etwas von dem oft zitierten redaktionellen Feinschliff verdient. Das fängt mit langen Fließtextpassagen an, geht mit nicht ganz konsistenten Regeln weiter. So zum Beispiel der Charakterwert „Einbildungskraft“. Mal muss man mit 2 D6 einen Test bestehen, indem man <= Wert würfelt, an anderer Stelle steht der Wert für die Anzahl an Würfeln, mit denen man auf 4+ eine Anzahl an Erfolge erreichen muss. Auch das Szenario, dass wir gespielt haben hatte einen kleinen Hakler. Die Anpassung an die Spielerzahl machte es zur Glücksache, ob wir das Szenario in der Zeit (siehe Insomnia Track) überhaupt schaffen konnten.
    Vielleicht hat etwas damit zu tun, dass auf der Schachtel kein Autorenname steht. Dafür findet man in der Regel eine Liste mit 14 Namen. Vielleicht hat hier einfach die letzte Instanz gefehlt.


    Spielerisch bietet es nicht so viel Neues, aber doch ein paar nette Ideen:


    Stabilität – Die Waffen haben einen Stabilitätswert. Für jeden Angriff, bei dem man mindestens eine 1 würfelt, kommt ein Marker auf die Waffe. Ist der Maximalwert erreicht ist die Waffe verbraucht und kommt aus dem Spiel. Eine neue Waffe suchen ist angesagt (alternativ kann man immer mit Fäusten angreifen).


    Cooldown – die Fähigkeiten der Charaktere verfügen über einen Cooldown Skala. Wird eine Fähigkeit eingesetzt kommt ein Marker auf den obersten Wert. Dieser wird bei allen im Cooldown befindlichen Fähigkeiten zum Beginn meines nächsten Zuges um einen Punkt nach unten geschoben. Zusätzlich bei einer Einzelnen für jeden Gegner den man besiegt. Erst wenn der Marker runter ist, kann diese Fähigkeit erneut eingesetzt werden.


    Insomnia Track – Der Anstaltsleiter bewegt sich entlang nummerierter Felder. Dies wird hauptsächlich durch Karten gesteuert, aber auch ein ausgeschalteter Charakter kann ihn vorwärts treiben. Bis er das Zielfeld erreicht hat müssen wir die uns vom Szenario gestellte Aufgabe gelöst haben. Sollte er sich vorher noch einmal bewegen müssen, so bewegt er sich statt auf das nächste Feld ins Zentrum des Plans und nimmt die Jagd auf. Nun ist ein Sieg nur noch durch Besiegen dieses Obermotzes möglich (AH lässt grüßen).


    Schwierigkeitsgrad – Das Spiel enthält 22 Szenarien. Je nach gewünschtem Schwierigkeitsgrad spielt man zwischen 1 – 4 davon hintereinander. Wobei hintereinander es nicht ganz trifft, denn jedes Szenario enthält ein Zwischenziel, das – wenn vorher so festgelegt – den Start des nächsten (zufälligen) Szenarios triggert. So hat man zwischenzweitig sicher ordentlich zu tun, auch wenn ich jetzt noch nie mehr als ein Szenario gespielt habe.


    Der Rest ist altbekannt. Die „Helden“ machen reihum ihre Aktionen (Bewegen, Türen öffnen, Schränke/Leichen durchsuchen und natürlich kämpfen), dann sind die Monster dran.


    Warum habe ich es mir trotzdem gekauft?
    Es ist das buchstäblich verrückte Thema! Während die Ermittler in sämtlichen Arkham Spielen dagegen ankämpfen wahnsinnig zu werden, ist der Ansatz hier ein anderer. Wir sind Insassen einer Irrenanstalt und wollen der drohenden Lobotomy entgehen. Unser Wahnsinn ist dabei kein Schaden, sondern sogar unsere Stärke, wenn es darum geht die (vielleicht auch nur eingebildeten?) Monster zu bekämpfen.
    Das merkt man schon bei der Charaktererstellung an. Zuerst wählt jeder aus vier möglichen persönlichen Fähigkeiten (Skills) zwei aus. Darüber hinaus verfügen aber alle über 2-3 Psychosen. Diesen entsprechend ziehen wir noch zusätzlich von allgemeinen Decks je eine Karte und suchen uns daraus eine weitere Fähigkeit aus. Im Deck der Aggressionen findet man dabei überwiegend Angriffe, bei den Angstneurosen eher defensive Fähigkeiten , u.s.w.
    Darüber hinaus kann ein Charakter auch noch während des Spiels Erinnerungsflashbacks haben, wenn er sogenannte Mindtoken aufsammelt. Diese Erinnerungen sind in einem charakterspezifischen Deck, dass jeweils fünf persönliche (hilfreiche) und bei allen die gleichen fünf allgemeinen (potenziell schädlichen) enthält. Unterm Strich sind diese aber eigentlich immer hilfreich, da man selbst zwei schlechte Erinnerungen immer gegen eine der übrigen beiden persönlichen Anfangsfähigkeiten eintauschen kann. In der Probepartie in Essen hat z.B. mein Arnie Connors (eine echte KampfMaschine) eine Erinnerung mit dem Titel „I‘ll be back“ welche ihm die „Endoskeleton Skill“ einbrachte. Er war damit erst mit -5 Lebenspunkten KO. Namen wie Dayle Walker, Ellen D. Ridley, Peter Constant, Philip Howard und Grandma Bates lassen erahnen, dass der Humor in dieser Richtung weiter geht, ohne dass ich jetzt zuviel verraten will.


    So hatte ich jedenfalls in den bisherigen Partien trotz aller Ecken und Kanten meinen Spaß. Vielleicht nutzt sich das irgendwann ab, aber ich denke ich komme bis dahin auf meine Kosten.


    Gruß - Dancer

  • Hiho,


    ich nutze mal diesen Thread hier weiter, um nicht den Thread zu Teil 2 nicht mit Fragen zu Teil 1 zu bombardieren…


    Kann noch mal jemand etwas genauer erklären, wie die Szenario Auswahl funktioniert? Ich hab das noch nicht ganz verstanden. Eigentlich fänd ich ja super, wenn man sich einfach ein Szenario aussuchen und spielen könnte. Man muss sich aber stattdessen mehrere Szenarios aussuchen, die man dann teilweise gleichzeitig spielt? D.h. alle auf dem selben Spielplan? Oder baue ich etwa den aktuellen Plan ab und einen neuen auf? Und wenn ich mit dem später/gleichzeitig angefangenen Szenario fertig bin, kehre ich dann irgendwie in das vorherige/andere zurück?


    Ich bin verwirrt… :/

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  • Man kann 1 Szenario einzeln oder bis zu 4 Szenarien verkettet spielen. Dabei müssen alle Szenarien auf denselben Map Tiles gespielt werden können. Umgebaut wird im Spiel nicht.

    Man startet mit einem Szenario und wenn eine dort beschriebene Bedingung erfüllt ist, beginnt das nächste Szenario usw., und man spielt dann diese parallel auf der Map.

  • Ist zwar schon eine Weile her, aber ich antworte trotzdem nochmal:


    Man kann sich ein Szenario auswählen. Der Schwierigkeitsgrad des Spiels hängt davon ab, wieviel Szenarien man spielen möchte (wobei 2 Szenarien als Standard angesehen wird).


    Wenn man mehr als 1 Szenario spielt, werden die weiteren Szenarien von einem Zufallsstapel gezogen. Jedes Szenario hat eine Bedingung bei der man das Szenario geschafft hat, aber auch eine Bedingung, welche das nächste Szenario triggert. Z.B. wird bei dem einfachsten Szenario als Siegbedingung vorgegeben, dass man eine bestimmte Anzahl an Monstern von jeder der drei unterschiedlichen Arten besiegen muss sowie eine gewisse Anzahl an Gegenständen und eine gewisse Anzahl an Erinnerungen erhalten haben muss. Wenn man alle 5 Punkte erreicht hat, hat man das Szenario bestanden. Nach drei Punkten, die erreicht wurden wird allerdings schon das nächste Szenario getriggert. Man beginnt also mit dem nächsten Szenario, während das letzte noch nciht vollständig abgeschlossen ist. Ab dem Punkt muss man versuchen, beide Szenarien parallel zu lösen (wenn man eins vernachlässigt, kann es schwieriger werden).


    Alle Szenarien spielen auf demselben Spielplan. Manche Szenarien erfordern bestimmte Tiles, wenn die nicht eingebunden sind und das Szenario gezogen wird, dann muss man ein anderes Szenario ziehen.


    Ich hoffe, es ist soweit klar :)