Istanbul: eine etwas andere Spielekritik

  • In jedem Falle ist es eine Frechheit, dass er für ARD (= indirekt auch auf meine Kosten) schreibt!


    Im Ernst, sowas geht mir echt auf den Sack. Oder ist schon wieder der erste April?

  • Geil. Der Autor ist ein Vollprofi.
    Zum Thema "German Board Games" lässt er verlauten:

    Zitat

    "Istanbul" liegt voll in einem neuen Trend dieser Brettspiele: Die Komplexität der Regeln kreiert die Illusion, dass Strategie und Raffinesse zum Sieg führen. "Entscheidungsfreiheit" wird jedoch nur simuliert. In Wahrheit lenken die vielen Regeln den Spielverlauf. Am Ende entscheiden vor allem Glück und Zufall über den Sieg.

    Und ein wenig später, zu Uluru

    Zitat

    In dem in jeder Hinsicht attraktiven und anspruchsvollen Kombinationsspiel, das sich im Übrigen durch klare und einfache Regeln auszeichnet, geht es nicht um tatsächliche oder angebliche Lebensweisen der australischen Ureinwohner. Das Geheimnis lautet: Abstraktion.

    Ich habe ja das dumpfe Gefühl, dass der Herr bei seinem letzten Spieleabend gnadenlos überfordert war... ;)

  • Ich habe den Artikel jetzt zwei mal gelesen. Und bin mir immer noch nicht sicher, ob das ernst gemeint ist oder nicht.
    Man kann inzwischen einfach nur noch den Kopf schütteln... :crying:

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  • Ich finde den Diskussionsansatz des Autors an sich gar nicht so abwegig. "Nur ein Spiel? Mitnichten! Die Welt muss zusammenwachsen, wenn sie fortbestehen will. Was kann eine Gesellschaft dazu Konstruktives beitragen, die den Anderen veralbert und auf das Niveau eines leicht manipulierbaren Gegenstandes herabbanalisiert?"


    Auch in diesem Forum wurde ja, soweit ich mich erinnere, schon ein paar Mal über das Spiel als Kulturgut diskutiert. Wenn Spielepreise vergeben werden berücksichtigt man oft auch pädagogische Aspekte. Daher kann man meiner Meinung nach nicht immer sagen "es ist doch nur ein Spiel" um Kritik an der dargestellten Spielwelt abzutun. Vor allem wenn es sich an eine an die Realität angelehnte Spielwelt handelt.


    Leider wird in diesem Artikel die Chance vertan isch wirklich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Im Kern schlecht recherchiert, wählt der Autor ein Beispiel, bei dem die meisten Spieler sagen würden, es handele sich um ein völlig austauschbares Thema und nicht um ein "Narrativ". Interessant wäre es gewesen, wenn er sich die Zeit genommen hätte wirklich mit einer Migrantenfamilie Instanbul zu spielen.

  • wenn er sich die Zeit genommen hätte wirklich mit einer Migrantenfamilie Instanbul zu spielen.

    Dann hätte er wahrscheinlich seine These nicht untermauern können, weil selbst Migranten vor allem eines sind... Menschen... Mit Humor und allem drum und dran...


    Ich finde halt immer Schade, dass sich irgendwer den Kopf zerbrechen will, was anderen vor eben diesen stößt. Wenn ich wissen will, ob jemanden etwas sauer aufstößt frag ich die betroffene Person einfach. Und ja... ich kann mir auch immer noch Komödien anschauen, in denen der dicke einfach der dumme Kumpel von nebenan ist... Oder Comicverfilmungen, bei denen der böse Deutsche das Feindbild ist...

  • Meine Gedanken dazu
    Einfach nur durchgekn ...... .
    AntiPegasusFunboy ?
    Mein Gott da ist es halt mal kein Mittelalterlicher Markt im Abendland sondern im Morgenland.
    Die Themen sind doch so einfach auszuwechseln.
    Hey ich will mich in meiner Freizeit einfach nett unterhalten/abschalten und muß nicht alles auf die
    bescheidene Weltsituation ummünzen oder irgendeine idiotische Verbindung suchen.

  • Ein paar Gedanken zu euren Beiträgen und dem Artikel.


    1. ist das keine Spielekritik
    2. wird das nie behauptet
    3. ist qantara.de keine Seite für Spiele
    4. ist der Autor kein Spielekenner
    5. sind Spieleinteressierte gar nicht die Adressaten


    zu 1. es ist ein Artikel über den seit Jahrhunderten praktizierten" Orientalismus" der westlichen Welt und mögliche Betrachtungsweisen auf diesen Mangel an interkultureller Kompetenz
    zu 2. geht's nicht um das Spiel sondern eine Haltung, die dadurch transportiert wird
    zu 3. ich erwarte von Chefkoch.de auch keine fundierte Spielekritik zu einem Spiel, in dem es um das Zusammenstellen von Gerichten geht
    zu 4. das offenbart er mit seiner Fehleinschätzung der spielmechanischen Aspekte
    zu 5. sind die Leser von qantara.de die Adressaten, Leute, die sich für interkulturellen Austausch interessieren, könnte man sagen


    Mir kommt es, um es provokant auszudrücken, so vor: Da kommt so ein Unwissender und pinkelt unqualifiziert in unseren Spielgarten. Den interessiert gar nicht wie das Spiel ist sondern was ganz anderes, so was gibt es doch gar nicht. Der glaubt nicht an das Dogma "Spielen ist immer gut und darf alles." Unwissender! :S

  • Ich finde den Artikel gar nicht so schlecht. Es wird zwar sehr schnell klar, dass der Autor keine Ahnung vom (modernen) Brettspiel hat, aber damit steht er ja nicht allein da in den Mainstream-Medien, aber sein Einwand bzgl. des dargestellten Orientalismus' in "Istanbul" teile ich. Mir geht es auch gehörig auf den Keks, dass Deutschland im Ausland auch immer nur auf Bier, Blasmusik und Weißwurst reduziert wird.


    Eine ähnliche Diskussion über konservative und sterotype Darstellungen in Brettspielen hatten wir jüngst ja schon. Insofern müssen die Argumente hier nicht wiederholt werden.

  • Immerhin trifft der Autor den wunden Punkt, dass sich deutsche Spieleverlage bei der Themenwahl gern in ihr heimelig-verkitschtes Fantasy-Mittelalter zurückziehen. Wenn gehandelt wird, dann bitte mit Holz, Tuch und Weizen. Bitte nicht mit Öl, Uran und Waffen.



    Zitat

    "Istanbul" liegt voll in einem neuen Trend dieser Brettspiele: Die Komplexität der Regeln kreiert die Illusion, dass Strategie und Raffinesse zum Sieg führen. "Entscheidungsfreiheit" wird jedoch nur simuliert. In Wahrheit lenken die vielen Regeln den Spielverlauf. Am Ende entscheiden vor allem Glück und Zufall über den Sieg.

    Mit dieser schlicht falschen Aussage diskreditiert er sich dann allerdings selbst.

  • Meintest Du nicht disqualifizieren in Bezug auf Spielewissen, würde er sich diskreditieren sollte man dem Mann gar nichts glauben.

    Bezüglich Spielewissen würde ich dem Mann nichts mehr glauben. Er ist nicht vom Fach, ok, aber das ist ja kein Freibrief, was Falsches zu schreiben. Das Zitat erweckt den Eindruck, als wisse er Bescheid. Er streut sozusagen "alternative Fakten" über moderne Brettspiele.

  • Da kommt so ein Unwissender und pinkelt unqualifiziert in unseren Spielgarten.

    Sorry, aber wenn ich über ein Thema schreibe, dann sollte ich diesbezüglich auch richtig recherchieren. Ich kann genauso gut über Fußball fabulieren und würde innerhalb von 5 Sekunden dafür in der Luft zerrissen werden. Eben, weil ich 0 Ahnung von der Materie habe.


    Aber vielleicht ist das ja auch ein Blick hinter die Kulissen der ARD. Vielleicht genügt es dort ja, dass man ein Thema beleuchtet, während man alles, was damit zu tun hat vollkommen falsch wiedergibt? Mir kommt da spontan so ein Frontal 21 Bericht über Killerspiele in den Sinn... Ich weiß... Andere Baustelle (nämlich das ZDF)...

  • Ich finde den Artikel gar nicht so schlecht. Es wird zwar sehr schnell klar, dass der Autor keine Ahnung vom (modernen) Brettspiel hat, aber damit steht er ja nicht allein da in den Mainstream-Medien, aber sein Einwand bzgl. des dargestellten Orientalismus' in "Istanbul" teile ich. Mir geht es auch gehörig auf den Keks, dass Deutschland im Ausland auch immer nur auf Bier, Blasmusik und Weißwurst reduziert wird.


    Eine ähnliche Diskussion über konservative und sterotype Darstellungen in Brettspielen hatten wir jüngst ja schon. Insofern müssen die Argumente hier nicht wiederholt werden.

    Echt? Deutschland wird immer nur darauf reduziert? Mir fallen da noch etliche andere "typisch" deutsche Dinge ein. Autobahn, Fußball (meist guter), Autos (schnelle und gute), Ingenieurskunst, Dichter und Denker, Pünktlichkeit, Obrigkeitsgehorsam etc. pp. Keiner der mir diese oder selbst nur die von Dir drei genannten Dinge genannt hat, hat sie dabei böse gemeint. Im Gegenteil. In der Regel werden sie als äußerst positiv empfunden. Und genauso sehe ich das Verwenden von anderen Stereotypen (Orient und Basar) auch eher als Wertschätzung als eine "Veralberung" oder "Herabbanalisierung". Eher eine Glorifizierung von Orten, Landschaften, Regionen und Menschen in der die Welt noch in Ordnung ist. Aber natürlich können wir uns auch allen Dingen die uns unterscheiden und besonders machen einfach entledigen und nur noch Multinationalen- und kulturellen Einheitsbrei hingeben. Schaffen wir den Basar in Istanbul ab und ersetzen ihn durch weitere H&M oder Primark-Läden neben neuen Starbucks- oder McDonalds-Filialen.

    The dice decide my fate. And that's a shame.

  • Aber natürlich können wir uns auch allen Dingen die uns unterscheiden und besonders machen einfach entledigen und nur noch Multinationalen- und kulturellen Einheitsbrei hingeben.

    Genau so wird der Orient in "Istanbul" aber doch dargestellt und diese Stereotypisierung wird in dem Artikel kritisiert. Insofern liegst Du mit dem Autor (und mir) doch auf einer Linie.

  • Sorry, aber wenn ich über ein Thema schreibe, dann sollte ich diesbezüglich auch richtig recherchieren.

    Das Thema des Artikels ist aus meiner Sicht nicht "Istanbul" als Brettspiel, sondern "Istanbul" als Beispiel für "Orientalismus". - Es handelt sich hierbei doch um keine Brettspielkritik im eigentlichen Sinne, sondern um Kulturkritik.

  • Hi,


    Ein Artikel den der Autor mit wohlgefälligen Wort formuliert und damit imo Kompetenz vorgaukeln will, aber gleichzeitig oberflächlich und nicht wirklich durchdacht, ja schon unverschämt ist.
    Er impliziert das es die Menschen (die Spielen wie auch die die "eingeladenen Migraten") nicht in der Lage sind zu Begreifen um was es sich hier handelt. Er unterstellt weiter ja dem Pegasusverlag Ausländerfeindlichkeit (unter dem Deckmantel des Orientalismus) - das ist ein starkes Stück.
    Das ist ehrlich gesagt eine Beleidigung sowohl der "deutschen Familien" wie auch die "migranten Familien".


    Der Bogen am Ende ist so absurd und offenbart gleichzeitig wessen geistes Kind der Autor selbst ist.


    Atti


  • Genau so wird der Orient in "Istanbul" aber doch dargestellt und diese Stereotypisierung wird in dem Artikel kritisiert. Insofern liegst Du mit dem Autor (und mir) doch auf einer Linie.

    Ich sehe die Stereotypiserung aber nicht unbedingt als etwas schlechtes an und für mich ist das Verallgemeinern oder Vereinfachen nicht abwertend gemeint. Ich sehe darin nichts negatives. Will sagen: ja, hier wird ein Klischee bedient. Aber es ist unter keinen Umständen als Vorurteil zu werten und bedarf keiner Kritisierung.

    The dice decide my fate. And that's a shame.

  • Das Thema des Artikels ist aus meiner Sicht nicht "Istanbul" als Brettspiel, sondern "Istanbul" als Beispiel für "Orientalismus". - Es handelt sich hierbei doch um keine Brettspielkritik im eigentlichen Sinne, sondern um Kulturkritik.

    Warum dann die Seitenhiebe auf die Spielkultur mit komplexen Regeln, die einem angeblich Entscheidungen nur vorgaukeln würden? Aber am Ende würden nur Zufall und Glück den Sieger bestimmen?
    Wieso der Vergleich mit Uluru, welches meiner Meinung nach ja eigentlich überhaupt nix mehr mit der Kultur Australiens zu tun hat?
    Im Gegenteil, er hebt es ja noch lobend hervor!
    Plus der Erwähnung, dass die Regeln ja viel einfacher seien...

  • Das Thema des Artikels ist aus meiner Sicht nicht "Istanbul" als Brettspiel, sondern "Istanbul" als Beispiel für "Orientalismus". - Es handelt sich hierbei doch um keine Brettspielkritik im eigentlichen Sinne, sondern um Kulturkritik.

    Würde ich akzeptieren, wenn er das Spiel komplett außen vor lassen würde. Tut er aber nicht. :)

  • Der Artikel hat, fern ab der der schlechten Recherche und den Inhalten bezüglich der Brettspiele nicht ganz unrecht. Vor allem passt er aber so schön in unsere Zeit. Da wird das Kickstarter Conan Brettspiel von Feministinnen attackiert, Games Workshop muss sich für seine Space Wolfs und den Pelzkragen auf Miniaturen vor PETA rechtfertigen, Mombasa... und in der Videospielwelt ist der Kampf eh schon lange ausgebrochen. Grundsätzlich ist die Kritik ja nie falsch und hat einen wahren Kern, es wirkt aber immer absolut Spaß befreit und völlig unverhältnismäßig.

  • Ich sehe darin nichts negatives.

    Der Autor findet das offensichtlich anstößig, bzw. ärgerlich. Zusätzlich versucht er das umgesetzte Spielthema auch aus der Sicht einer Flüchtlingsfamilie zu betrachten und hat Zweifel daran, dass sich die Familie und ihre orientalische Welt in der dargestellten Welt wiederfindet. Ist für mich völlig legitim und nachvollziehbar.

  • Grundsätzlich ist die Kritik ja nie falsch und hat einen wahren Kern, es wirkt aber immer absolut Spaß befreit und völlig unverhältnismäßig.

    Verhältnismäßigkeit ist eben so eine Sache (siehe geschlossenen Thread zum Thema "Dürfen wir Leute vor die Tür setzen?")... Und man kann Spielthemen auch durchaus mal spaßbefreit und ernsthaft betrachten.

  • Ich finde das mangelnde Wissen bzw. die unvollständige Recherche durchaus relevant. Der Autor macht die Spielmechanik ja zu einem Teil seiner Argumentation. Istanbul ist des Orientalismus verdächtig, weil es gegenständlich ist. Es gibt Handkarren, den Sultan, Moscheen und der Spieler übernimmt eine Rolle, die des Händlers. Das Spiel Uluru macht es in den Augen des Autors besser, da es sich um ein abstrakteres Spiel handelt. Es gehe nicht um "tatsächliche oder angebliche Lebensweisen der australischen Ureinwohner".


    Es bleibt aber ungeklärt, wie viele Spieler Istanbul überhaupt als thematisches Spiel wahrnehmen. Es ist jetzt nicht das trockenste Euro, aber die Immersion bleibt ja gering. Auch die These Uluru würde irgendetwas besser machen, finde ich haltlos. Soweit ich weiß handelt es sich bei dem Uluru um einen heiligen Berg und wahrscheinlich gibt es australische Ureinwohner, die es gar nicht lustig finden, dass er zum Mittelpunkt eines trivialen Spiels gemacht wird.


    Im Grunde macht der Autor doch nichts anderes, als der "Orientalismus" den er dem Spiel vorwirft. Er vereinfacht das Thema und bedient sich Stereotypen. Er geht davon aus, dass eine Flüchtlingsfamilie, das Thema des Spiels nicht als westliche Vorstellungswelt des Orients begreifen kann und sich daher angegriffen fühlt. Die gesamte Argumentationsbasis bleibt die Vorstellung, Istanbul könne missverstanden werden. Wie gesagt, interessant wird es ja erst, wenn tatsächlich z.B. jemand mit türkischen Wurzeln mal seine Gedanken zum Spiel äußern würde.

  • Mir hat der Artikel jedenfalls die Augen geöffnet. Ich möchte mich keinesfalls dem Vorwurf des Orientalismus aussetzen, so dass ich in Zukunft mit Personen aus dem arabischen Kulturkreis nur noch Spiele wie Labyrinth: The War on Terror, Next War: India-Pakistan oder Holy Land: The next Arab-Israeli War spielen werde. Damit sollte ich dann wohl auf der sicheren Seite sein. ^^

    Half Man, half Bear, half Pig!

  • Langsam verstehe ich, warum Mittelalter-Themen so beliebt sind. Da sind Autor und Verlag relativ sicher vor irgendwelchem Gesinnungsterror selbsternannter Weltverbesserer, die keine Gelegenheit auslassen, irgendwas bewusst falsch zu verstehen, um dann mit Vorwürfen um sich zu schmeißen. Bei einem so schlecht recherchierten und in Teilen einfach sachlich falschen Artikel (nur Glück entscheidet über Sieg? Häh?!) mag ich auch gar nicht mehr darüber diskutieren, wo der Autor eventuell mit seiner grundsätzlichen Kritik am klischeehaften Orient-Bild in der westlichen Kultur recht haben könnte. Darüber könnte man nämlich durchaus diskutieren, aber eben nicht auf so einer Grundlage. Wer sich mit solchen Leuten auf Diskussionen einlässt, kommt doch aus der Verteidigungsposition gegen immer blödsinnigere Anwürfe gar nicht mehr raus. Der Autor will doch gar nicht über Brettspiele reden, der will nicht tolerant und konsensorientiert diskutieren, der will Brettspiele allein für seine Zwecke instrumentalisieren, und wenn's dem vermeintlich höheren Ziel dient, werden dazu auch Fakten verbogen, oder neudeutsch: alternative Fakten genutzt, so wie's gerade in den Kram passt. Da kann ich den Pegasus Verlag sehr gut verstehen, auf solche Interview-Anfragen gar nicht erst eingegangen zu sein. Mit so einem Artikel disqualifiziert sich der Autor nur selbst, mehr ist dazu aus meiner Sicht nicht zu sagen.

  • Der Autor findet das offensichtlich anstößig, bzw. ärgerlich. Zusätzlich versucht er das umgesetzte Spielthema auch aus der Sicht einer Flüchtlingsfamilie zu betrachten und hat Zweifel daran, dass sich die Familie und ihre orientalische Welt in der dargestellten Welt wiederfindet. Ist für mich völlig legitim und nachvollziehbar.

    Ich sehe das aber nun mal anders. Punkt. :P
    Und wenn er diese Sorge hat, warum ist er dieser denn dann mal nicht nachgegangen und hat das Spiel ausprobiert oder wenigstens darüber mit Flüchtlingen geredet? Aber nein, der Autor vermutet nur und glaubt seine Vermutung oder Befürchtungen sind die einzig richtigen. Vielleicht reagiert die "syrischen, irakische, türkische oder andere orientalische Migrantenfamilie" ja genauso wie ich auf ein Spiel "Das große deutsche Bier- und Bratwurstspiel" reagieren würde: mit einem Augenzwinkern und einer ordentlichen Portion Humor.


    Schleierhaft ist mir das übrigens sowieso, warum ausgerechnet syrische Flüchtlinge sich unbedingt mit einem türkischen Basar identifizieren müssen. Ist für den Autor etwa jeder jenseits des Bosporus Orientale? Vielleicht sollte er da mal etwas genauer differenzieren. Vielleicht hat z.B. ein Afghane aus dem Hindukusch ja ein ähnliches Bild von einem Basar aus 1001 Nacht wie ein Okzidentale?

    The dice decide my fate. And that's a shame.

  • Ich möchte mich keinesfalls dem Vorwurf des Orientalismus aussetzen, so dass ich in Zukunft mit Personen aus dem arabischen Kulturkreis nur noch Spiele wie Labyrinth: The War on Terror, Next War: India-Pakistan oder Holy Land: The next Arab-Israeli War spielen werde. Damit sollte ich dann wohl auf der sicheren Seite sein.

    Haha. Dann solltest du dir aber ggf. gut überlegen, ob du mit der "falschen" Seite gewinnen willst. ;)

  • Das ist für mich natürlich auch völlig okay. Ich will den Autor auch gar nicht an jeder Stelle verteidigen. Aber er soll auch sein Recht auf Meinung haben :)

    Darf er haben. Mich (und andere Freunde des Brettspiels) aber als jemanden darstellen der andere "veralbert" möchte ich mir verbitten. Hier irrt der Autor. Und zwar gewaltig.

    The dice decide my fate. And that's a shame.

  • Es ist halt auch immer schwierig, wichtige und sinnvolle Themen als Autor zu finden. Warum dann nicht einfach mal sinnbefreit drauflos schreiben. Macht man ja beim Small-Talk ähnlich, Stammtisch lässt auch grüßen :)


    Ein weiteres illustres Beispiel verbohrter Kritik. Reiht sich für mich ein in die Wenzelschen "Ein Dekollete auf eine Spielepackung ist gelebter Sexismus"-Artikel, ebenso wie an einen Leserbrief in der spielbox, wo einer das Abo gekündigt hat, weil Conflict of Heroes gelobt wurde... Der war auch recht unterhaltsam und erzähle ich immer wieder gerne bei Spielerunden...

  • Ich frage mich, wer ein Spiel dazu nimmt, um sich ein Bild von irgendwas (in diesem Fall dem Orient) zu machen.
    Gibt es wirklich Menschen, die Istanbul spielen und sich das Leben im Orient genau so vorstellen???


    Es gibt heutzutage wahrlich andere, bessere Quellen um sich über Dinge, Länder und Sitten zu informieren als ein Spiel. Es ist doch viel einfacher zu googeln als erst umständlich Spielregeln zu lernen um dann ein Spiel zu spielen.


    Was hätte ich für ein verschobenes Weltbild von Singapore, Hawai, Attila, Brügge, Strasbourg, Amun Re, Orleans, Ulm, Nofretete, Louis XIV, Las Vegas.... etc., etc.

  • Krass!


    Irgendwann wird diese immer und allerorts hyperpolitisch korrekte Blase aufplatzen - Das macht mir (ungelogen) echt Sorgen...Entweder gibts nen großen Knall ins Gegenteil oder eine Gleichschaltung, bei der man nichts mehr sagen kann und darf und niemand sich auch nur irgendetwas traut...In solch einer traurigen, überkorrekten Welt möchte ich nicht leben! Den großen Knall ins Gegenteil möchte ich aber auch nicht erleben - Hach was waren die 90er schön, naiv, glücklich und unbedarft.


    Ich machs mal wie Nils:


    Harry,
    Der absolut kein Problem mit stereotypischer Betrachtung und Verallgemeinerung hat - Und herzhaft über den dicken Bier-und Brezelessenden Deutschen lachen kann und das auch adaptiert von anderen Kulturen erwartet.

    Top 10 (jeweils ohne Reihenfolge)