Empires of the Void II

  • Ich habe gestern Empires of the Void gespielt und muss sagen, es hat mir irgendwie nicht gefallen. Die mechaniken sind zwar alle ganz ordentlich, aber das ganze Spiel ist mir viel zu unübersichtlich und fitzelig geraten, als dass es mir beim Spielen Spaß macht. Und dass schon bei nur zwei Spielern :(

    we are ugly but we have the music

  • Wie versprochen mal ein erster Eindruck und was soll ich sagen: Wow - ist das grandios!

    So liebe ich Sci-4X. Das Spiel hat meine Erwartungen übertroffen und macht eine Menge Spaß.

    Aber wo soll ich bloß anfangen?

    Ja, MetalPirate hat Recht, wenn er von eingängigen, gut verständlichen Grundregeln spricht.

    Das stimmt und ist doch nur die halbe Wahrheit, denn nach dem Lesen der Grundregeln geht es erst richtig los und das Spiel entfaltet eine enorme Komplexität, die sich nicht sofort erschließt, sondern erspielt werden will.


    Die Basics: Unsere Heimatwelt wurde von mächtigen Alien überrannt und wir - die letzten Überlebenden unserer Rasse, sind mit einem riesigen Weltenschiff und ein paar weiteren Einheiten in diese unbekannte Ecke der Galaxis geflohen, um eine neue Zivilisation aufzubauen.


    Wir haben ein Spielbrett mit acht (von insgesamt zehn) variablen bewohnten Planeten, die in jedem Spiel neu zufällig verteilt werden und acht (fest aufgedruckten) unbewohnten Planeten.

    Je nach Spieleranzahl sind einige Planeten (zufällig) bereits von einer mächtigen und (am Anfang) fast unbesiegbaren Alienrasse besetzt, so dass das Spielbrett de facto kleiner wird bei weniger Spielern.

    Dazwischen gibt es Sternenstraßen, die bestimmte Wege zulassen, wie es auch von z.B. #MerchantOfVenus kennt - zum Teil auch mit Hindernissen auf dem Weg wie Asteroiden oder Wurmlöcher.

    Siegpunkte bekommen wir auf unterschiedliche Art. Wir können nach und nach immer mehr Einfluss auf bewohnten Planeten übernehmen oder wir können die Kontrolle über einen Planeten übernehmen, wenn wir dort mit unseren Einheiten einfallen (dann verlieren wir bisherigen Einfluss, denn wer mag schon Invasoren). Beides ist völlig unabhängig voneinander zu sehen (und gibt auch unabhängig voneinander Siegpunkte) und so kommt es sehr oft vor, dass ein Spieler den meisten Einfluss auf einem Planeten hat während ein anderer Spieler den Planeten kontrolliert.

    Man kann halt gegen feindliche Machthaber auch im Untergrund agieren.

    Kontrolle bekomme ich durch Kampf gegen die Bewohner des Planeten oder den Spieler, der ihn derzeit bereits kontrolliert.

    Einfluss bekomme ich durch das Erfüllen von Kartenaufgaben und -aktionen.

    Unbewohnte Planeten können nur kontrolliert werden (bringt einen Siegpunkt) und der dort liegende Explore-Token genutzt werden.


    Wer dran ist, muss eine von fünf Aktionen wählen:

    1) Eine Kampfgruppe mit Einheiten ziehen und evtl. am Ankunftsort angreifen.

    2) Bauen und Erforschen von neuer Technologie.

    3) Kartenaktion durchführen. (was ebenfalls neben Einfluss auf Planeten Geld oder Siegpunkte bringt.)

    4) Neue Truppen rekrutieren und eine Karte mit "Hidden Agenda" und weiteren Siegpunktmöglichkeiten ziehen.

    5) Scavenge - das heißt wir erholen uns und dürfen unser Einkommen beziehen, neue Karten nachziehen und unsere Commandpunkte (die wir zur Bewegung bei der Moveaction oder für die Erfüllung von Karten brauchen) auffüllen.

    Das ganze steuert sich ähnlich wie bei #Scythe - kein aktiver Spieler kann also dieselbe Aktion zweimal hintereinander machen.

    Daneben kann aber jeder Spieler während dem Zug des aktiven Spielers diese Aktion ebenfalls machen (wie bei #TinyEpicGalaxies ) oder er wählt stattdessen Erholung.


    Auf unserem Spielerboard (das pro Rasse unterschiedlich ist!) verwalten wir unsere Ressourcen, insbesondere Geld, Güter (Lebensformen, Metall und Artefakte) und können Gebäude auf dem Weltenschiff oder einem Planeten unter unserer Kontrolle bauen.

    Städtebau erhöht unser Einkommen, Gefechtstürme verbessern die Verteidigung (können aber auch dem Gegner in die Hände fallen, wenn er Kontrolle über den Planeten übernimmt) und erhöhen das Handkartenlimit, Akademien vermehren die Commandpunkte und erweitern damit meinen Handlungsradius bei Bewegung.

    Viele Gebäude geben nach dem Bau Siegpunkte (schön auf dem Spielerboard dargestellt, weil ich ein Gebäude wegnehme und die darunter dargestellten Siegpunkte freiwerden).

    Gleichzeitig erhöht jeder Bau auch die Kosten für den Bau desselben Gebäudes gleicher Art.

    Durch gefundene Güter (welche ebenfalls zu Beginn beim Setup zufällig auf allen Planeten verteilt werden) kann ich Kosten für Gebäude abdecken und sie so billiger machen.

    Gleichzeitig kann ich mit den Gütern auch sechs Technologien (pro Rasse unterschiedlich) erforschen und so neue Fähigkeiten freischalten.


    Und da wären wir auch schon bei der Komplexität angekommen.

    Nicht alles erklärt die Grundregel, sondern vieles findet sich im Glossar und das bedeutet gerade am Anfang suchen und blättern.

    Jedes Spielerboard hat unterschiedliche Technologien (manche überschneiden sich), jeder Explore-Token verleiht unterschiedliche Boni, wenn ich den Planeten kontrolliere.

    Wer den meisten Einfluss auf einem bewohnten Planeten hat, bekommt die dortige Rasse als alliierte Freunde und kann deren Truppen rekrutieren. Jede allierte Alienrasse, bringt mir weitere besondere Fähigkeiten, die ich aber wieder verliere, wenn ein anderer Spieler mehr Einfluss bekommt. (während die bis dato rekrutierten Alientruppen unter meiner Kontrolle bleiben.)

    Da muss man schon genau aufpassen, um keinen Bonus auf Einkommen, Bauen, Kämpfen oder Kartenlimit und Commandpunkte zu übersehen. Das wird mit zunehmendem Spielverlauf naturgemäß immer komplexer und unübersichtlicher.


    Die Kämpfe sind übrigens sehr smart gelöst und laufen flott ab. Jede Einheit (plus gebaute Gefechtstürme) gibt Würfel und hat eine Kampfstärke. Gezählt wird nur der höchste Würfel+Kampfstärke+ genau eine ausgespielte Karte (die unterschiedliche Werte von 1-4 haben). Der Verlierer muss sich zurückziehen auf den nächsten von ihm kontrollierten Planeten oder sein Weltenschiff (es werden keine Einheiten zerstört).


    Und dann sind da natürlich noch die Karten, die viele Funktionen haben.

    Zum einen gibt es Eventkarten (pro bewohntem Planeten eine) - sobald sie gezogen werden, verändern sie die Situation auf diesem Planeten und eröffnen neue Möglichkeiten und Gefahren.

    Die anderen Karten sind sogenannte Powerkarten mit unterschiedlichen Möglichkeiten.

    Durch Aktionen (ich bezahle Command, Geld, erfülle eine Bedingung) bekomme ich Siegpunkte und/oder Einfluss auf bestimmten Planeten. Es gibt einfache Bezahlaufträge, Kampfaufträge, Missionen oder Pickup and Deliver-Aufträge. Alle enthalten auch kurze stimmungsvolle Flavortexte, die prima in die Scifi-Welt eintauchen lassen.

    Powerkarten müssen, wie beschrieben, auch im Kampf eingesetzt werden, so dass man manchmal genau abwägen muss, ob man eine lukrative Powerkarte für einen Kampf einsetzt (manchmal muss man es) oder sie für einen lukrativen Auftrag nutzt.

    Alternativ kann ich auch etwas unrentabel Diplomatie betreiben und die Powerkarten auch einsetzen, um bei einem Würfelwurf (der niedriger oder gleich den eingesetzten Kartenwerten sein muss) um einen Einflusspunkt auf einem Planeten zu bekommen, wenn ich anders dafür keine Karten habe.


    Das Spiel endet, wenn der Kartenstapel aufgebraucht ist, nach einer weiteren Runde nach dem Startspieler.


    Das Ganze ist wunderschön und stimmungsvoll wie immer von Ryan Laukat illustriert, was sehr dazu beiträgt, dass die Spieler hier wirklich im 4X-Stil in diese Weltraumgeschichte eintauchen können.


    Wie gesagt, die Details der unterschiedlichen Fähigkeiten und Boni, die sich oftmals erst versteckt im Glossar wiederfinden, machen das Ganze ziemlich tricky und komplex und gerade für Neulinge bei diesem Spiel schwierig.

    Es erhöht natürlich die Spieldauer gerade am Anfang gewaltig. Ich will da erst mal kein Urteil abgeben über die tatsächliche Spielzeit, wenn man mit dem Spiel vertraut ist.

    Auch der Aufbau braucht etwas Zeit, da viele Planeten und Token zu verteilen sind.


    Aber es lohnt sich, denn dieses Spiel ist klasse und hat einen enorm hohen Wiederspielwert.

    Ich lege mich mal fest - ein grandioses Meisterwerk.

    Jeder, der auch nur annähernd Fan von komplexen Scifi-Spielen, 4X, und Spielen, die eine Geschichte erzählen ist, der muss dieses Spiel haben.

    Kauft es - ihr werdet viele, viele Stunden Spaß haben.

  • Ich lege mich mal fest - ein grandioses Meisterwerk.

    Jeder, der auch nur annähernd Fan von komplexen Scifi-Spielen, 4X, und Spielen, die eine Geschichte erzählen ist, der muss dieses Spiel haben.

    Klingt fast so, als wäre Rahdo hier anonym im Forum unterwegs ;)

  • Wer bei "Stefan spielt" (der deutsche Rahdo, nur langsamer und unter Valium) reinschaut, der bekommt einen ganz guten Eindruck vom Spiel. Die Pausen beim "Ich muss noch mal in den Regeln nachschauen...Mooooment....aaaahh, da hab ichs) sind etwas nervig, aber sonst macht er das in seiner bekannt unaufgeregten Art ganz gut.


    Puma

    Deine bemalten Weltschiffe sehen klasse aus.

    Ich finde allerdings im Gegensatz zu dir, dass die Originalschiffe eigentlich auch schon ganz gut aussehen.

  • Ich habe mir - relativ spontan - mal ein Holzinlay für das Spiel gegönnt: von Warbox aus Polen, direkt vom Hersteller geordert. Im Gegensatz zu Broken Token oder Meeple Realty, musste ich alles kleben, dafür waren die Teile fehlerfrei gelasert. Insgesamt dürfte sich das Setup damit schon gut beschleunigen lassen. Fotos für Interessierte im Spoiler! :)

    #Warbox

    http://www.warbox.pl/en_us/p/insert-designed-for-the-empires-of-the-void-game/176

  • Puma Laufe ich auch seit einiger Zeit drumherum. Wie lange dauerte die Lieferung von Bestellung bis Erhalt und mit welchem Versandunternehmen wird verschickt?

    The dice decide my fate. And that's a shame.