Beiträge von duchamp

    Wer etwas mehr erfahren möchte: Es gibt da so 'n Interview mit den Autoren, das einen guten Eindruck vermittelt. In dem wird auch nochmal deutlich, dass es keine rein lineare Storyline ist, sondern je nach Abschneiden der Gruppe anders weitergeht, und dass die Story nicht nur "albern" ist, sondern schon episches Format hat plus Galgenhumor.


    Ab hier geht es dann um die Immersion:


    Spannend finde ich am gesamten Konzept die Meta-Ebene des "Storytellings" an sich. Kein Buch, kein Film, kein Theaterstück kommt ohne die Fantasie des Rezipienten aus, die Bereitschaft zur Immersion sowie die Annahme, dass die oft eher albernen Prämissen eben für die Zeit der Rezeption gültig sind. Noch dazu ist das Spiel mit Gegenständen, die für etwas anderes stehen, nicht nur kindlich, es ist grundmenschlich. Diesen Ausbruch aus den fotorealistischen Computerspiel-Welten hinein in ein Amalgam aus Sci-Fi und meinem Alltag, völlig ohne VR-Brille, Kostüme oder spezielle Requisiten an besonderen Orten, sondern nur "zuhause" mittels gemeinschaftlicher Fantasie macht für mich den unglaublichen Reiz aus.

    Bei den Promo-Partien, die ich mit beobachtet habe, blieben die Spieler*innen im Anschluss noch eine ganze Weile in dieser Welt - man erzählte sich dies und das, am nächsten Tag wurden improvisierte Zitate wiederholt, über Situationen gelacht, undsoweiter. Was erst passieren mag, wenn es (anders als beim Promo-Spiel) wirklich um etwas geht, und der Cliffhanger am Ende einer "Episode" die Frage aufwirft, wie zum Teufel es wohl weitergeht, darauf bin ich wirklich gespannt.


    Noch eine schöne Sache: Die "Figuren" sind schlicht wir Spieler*innen und es ist dafür gesorgt, dass es nicht in jeder Episode zwingend dieselben Spieler sein müssen, sondern es kann jemand aussetzen, jemand anderes kann dazustoßen (muss eben eingearbeitet werden, wie im realen Leben).


    Klar, wer so gar keine Lust hat, auch mal etwas crazy shit zu tun, wird dazu überhaupt keine Lust haben. Muss ja auch nicht. :)

    "Disclaimer": Ich bin auf Anfrage der Autoren die Texte des Spiels durchgegangen, habe Feedback zum Storytelling gegeben und diesen Sommer ein paar Promo-Partien mit beobachtet und Feedback gegeben. Daher bin ich sozusagen "vollgespoilert" und voreingenommen. Zum Glück habe ich einen Großteil der Hauptgeschichte schon wieder verdrängt, werde das Spiel also mitspielen können. Ich freue mich sehr darauf!

    Klar, "hinterher ist man immer schlauer". Meines Erachtens hat man aber ein paar Dinge versäumt mit zu berücksichtigen, und zwar meiner Meinung nach, bei den Nutzern anzufangen.


    Die Messe ist eine Messe für die verschiedensten Zielgruppen: Spieleautoren, "Gamer", Familien, Gelegenheitsspieler, Wargamer, Schnäppchenjäger, Verlagsvertreter, Menschen, die vor allem Spiele spielen wollen... eine Idee, die ich spontan hätte, wäre die Wahrnehmung, also die Filterung der Angebote entsprechend zu strukturieren, je nach Brille. Auf der Startseite eine Art Abfrage (zehn Personen sind abgebildet, welche die verschiedenen Gruppen repräsentieren) und wenn man auf eine Figur klickt, öffnet sich die Messe erst. Und zwar mit verschiedenen "Wegen" - zufällig oder eben gezielt, wie auch immer... Man kann natürlich neu starten und mit verschiedenen "Brillen" umherspazieren.


    Ich bin kein Programmierer, habe aber gestern länger mit jemandem darüber diskutiert, der solche "User Interfaces" und dergleichen professionell gestaltet. Auch er meinte, die jetzige Form sei schlicht nicht niedrigschwellig genug und zu verwirrend. Warum nicht eine "Empfehlungsfunktion" à la amazon - zum Beispiel eine Auswahl von Spielen anzeigen und der User klickt an, was er davon am interessantesten findet - und erhält entsprechend eine erste Auswahl an "ähnlichen Spielen", von denen er weiterspringen kann? Kein Muss, aber als Möglichkeit?


    Zweiter Punkt: Wenn ich schon eine weltweite Vernetzung ermögliche, wieso dann die Beschränkung auf "deutsche Zeit"? Klar, dass sich US-Amerikaner oder Menschen aus Fernost eher weniger dazuschalten. Wieso aber nicht verschiedene Angebote rund um die Uhr anbieten? Oder habe ich das verpasst und das findet so schon statt? Es wäre doch cool, wenn ich 24h lang diverse Spieltische finden könnte, je nachdem, wo auf der Welt ich gerade bin...


    Frage in Richtung Zukunft: Wie würde eine Hybrid-Messe aussehen? Denn die Vorteile, die die virtuellen/digitalen Angebote ja durchaus bieten, könnten ja auch mit einer realen Messe ab 2021 verbunden werden - vielleicht mit einem Hallenplan und der Möglichkeit, dort "durchzuschlendern" - es muss ja nun keine Illusion der Halle dargestellt werden, aber der Mensch orientiert sich nun mal "räumlich" - was das Hauptproblem der ständig wechselnden Hex-Anordnung ist. Wer hatte denn diese Idee - und nicht mal als abschaltbare Funktion?


    Anyway: In der aktuellen Form sehr wenig für mich, da ich vor allem wegen der Menschen, Gespräche, zufälligen Begegnungen und dem Kennenlernen neuer Leute nach Essen fahre. Das kann ich zwar begrenzt auch auf discord oder Chatfunktion hier und da - aber das habe ich das ganze Jahr über auf den sozialen Medien sowieso. Spielen und kaufen tue ich ohnehin nicht - nicht mal im realen Essen, daher für mich sinnlos.

    Oder ist es uns egal, wenn eben ein paar Spiele weniger (gibt eh zu viele Neuerscheinungen!) auf den Markt kommen und eben ein paar Verlage eingehen?

    Du schreibst das so, als wäre es ein Fakt, dass durch das Ausfallen von Cons wie der BerlinCon weniger Spiele auf den Markt kämen und ein paar Verlage eingehen würden. Das ist aber kein Fakt, sondern lediglich eine These von dir, die ich am heutigen Tag noch nicht zu glauben bereit bin.

    Es geht eher darum, wie jetzt unsere Haltung dazu ist, dass das passieren kann - da helfen ja keine Konjunktive, daher der Satz in der Form. Ich weiß nicht, was in der Zukunft passiert, aber ich sehe, was in anderen Kultur-/Kreativbranchen so passiert. Ich denke, das kommt in meinem Post auch so rüber.

    Da ich viel mit Kulturszene und Filmbranche zu tun habe, sehe ich, wie immer mehr Freunde oder Bekannte nicht mehr weiter wissen. Da geht es nicht um einen „Wirtschaftszweig“, oder darum, dass „mal wieder nur ans Geld gedacht wird.“ Die können ihre Mieten nicht mehr zahlen, aus. Die suchen sich verzweifelt einen Job in einer anderen Branche.


    Fragen dazu jenseits der hypothetischen Corona-Diskussion wären also:
    Denken wir uns hier als „gesellschaftlich solidarisch“, indem wir eine Brettspiel Con als „absolut vermeidbar und schwachsinnig“ erachten? Oder ist es egoistisch, wenn wir da nicht hinwollen, wegen der Infektionsgefahr? Wie „solidarisch“ oder „egoistisch“ handeln wir als BrettspielerInnen gegenüber Kleinverlagen, die bisher die Hälfte ihrer Auflagen (oder mehr) in Essen und ein, zwei anderen Veranstaltungen verkauft haben und jetzt womöglich nicht weitermachen können?

    Oder ist es uns egal, wenn eben ein paar Spiele weniger (gibt eh zu viele Neuerscheinungen!) auf den Markt kommen und eben ein paar Verlage eingehen? Da kann ja EINE Con auch nichts gegen ausrichten... Wenn wir das zu Ende denken: Wie stark leidet die Vielfalt an Spielen und Themen, an Nischenprodukten unter der Pandemie, bzw. eben den Maßnahmen?

    Was ist unter diesen Gesichtspunkten sinnvoll, vertretbar, angemessen? Welche Kollateralschäden nehmen wir hin, wenn momentan kaum jemand mit Covid-19 im Krankenhaus liegt?


    Wir befinden uns in einer Übergangszeit. März/April gab es klare Kante und niemand war „dagegen“, es sollte ja Sofortpakete, Rettungsmaßnahmen und was weiß ich geben. Gab es für die Mega-Konzerne dann auch. Bei kleinen Unternehmen, Freiberuflern, Solo-Selbstständigen ist da oft nichts bis wenig angekommen. Wir sind auch noch nicht komplett „raus“ aus der Pandemie. Werden wir aber auch nie sein. Es sind eine ganze Reihe Coronaviren unterwegs. Es wird bleiben. Also: Wie lange noch tun wir wie massiv etwas gegen dieses Virus und was nehmen wir dafür in Kauf?


    Diese Diskussionen/Gedanken gibt es in zig anderen Branchen mit kleineren Unternehmen/Dienstleistern. Ich gehe momentan öfter in Lieblingscafés oder habe im April/Mai gezielter in „meinen“ Einzelhandels-Geschäften eingekauft - „egoistisch“ oder „solidarisch“ oder beides. Ich wollte dazu beitragen, dass diese Läden überleben. Ich gehe noch mehr ins Kino - in die, die ich mag. In Stuttgart hat der Ufa-Palast schon dichtgemacht, andere bleiben leer und leer... natürlich haben subventionierte Theater und Museen weniger Probleme (ein Abend, der in der Oper nicht gespielt wird, ist billiger als, wenn gespielt wird) - aber die „freien“, die sich ohnehin selbst ausbeuten? Die „Kreativschaffenden“?


    Je nachdem, wo wir uns gerade zuordnen und wie privilegiert wir sind, geben wir unterschiedliche Antworten. Deswegen, denke ich, ist das Thema so emotional aufgeladen. Weil wir uns zerrissen fühlen und gerne eine einfache Antwort hätten (am besten auch noch gültig für alle!) , die es nicht gibt.


    So, wie die Regelungen politisch gerade gehandhabt werden, könnte man auch sagen: Wenn die Veranstaltung zugelassen wird, ist sie auch Corona-technisch okay. Wer hingehen mag, geht hin und achtet mit darauf, dass die Regeln auch eingehalten werden. Wem es zu riskant ist, der bleibt weg. So einfach und so unaufgeregt.


    Aber es wäre doch schon wünschenswert, wenn die Berlin Con nicht Leuten kündigen müsste, wenn sie finanziell vielleicht noch stärker leiden würde und es dann vielleicht gar keine mehr gibt, sondern eben doch wieder nur Essen, wo der Großveranstalter anders umbauen und "digitalisieren" und tolle Dinge stemmen kann.

    Wird denn das Kühlhaus noch gekühlt und als Schlachtbetrieb genutzt? :D

    Bei Tönnies ja. Und auch bei anderen Schlachtbetrieben. Kühle und Hallengröße allein sind kein Schutz. Es hängt von der Anzahl von Menschen ab, ob Masken und Abstand eingehalten werden und ob gemeinsame WCs und Kantinen etc. genutzt werden. Selbige Fragen stellen sich bei einer Messe.

    Warum lachst Du???

    Weil die BrettspielCon wohl kaum bei nahe 0 Grad abgehalten werden soll und die Besucher nicht zwingend unter unwürdigen Bedingungen hausen und arbeiten müssen. Nehme ich an. Weiß ich natürlich nicht. Gemeinsame WCs und Kantinen gibt es in eigentlich ALLEN Betrieben, Firmen, whatever, das hat nun mit Kühlhäusern nun wirklich nichts mehr zu tun.

    Seid ihr noch im Berlin-Con Thema?

    Wurde das alles nicht fünfunddrölfzig mal in anderen Threads geschrieben?

    Zuletzt ging es um das konkrete Gebäude, in dem die Veranstaltung stattfinden soll, um den aktuellen Stand, was Corona angeht, u.a. in Berlin und die Verantwortlichkeit der Veranstalter. Ich glaube nicht, dass das nun schon so oft durchdiskutiert wurde.

    Vermeidbares Risiko ist keine Absolutheit.

    Es war von "jedem vermeidbaren Risiko" die Rede. "Jedes" ist ein absoluter Begriff, so wie "kein", "alle", "immer" oder - naja, du verstehst schon... ;)

    Daher ist jedes vermeidbare Risiko zu eliminieren.

    In der Absolutheit meines Erachtens mittlerweile Unfug. Weil das Virus bereits breit in der Bevölkerung "angekommen" ist. Jetzt noch "jedes vermeidbare Risiko zu eliminieren" ist ein Absolutheitsansatz, der kompletten Stillstand bedeuten würde und schlicht nicht mehr angemessen ist.
    Zehn Minuten, die sich m.E. lohnen, sind diese aus dem gestrigen tagesschau-extra (leider nicht direkt über ARD oder tagesschau online verfügbar, daher hier per youtube-link):

    Es wird genügend unvernünftige Menschen geben, die gerne kommen und das Risiko eingehen wollen. Das enthebt Dich als Veranstalter aber nicht der Verantwortung.

    Es wird auch vernünftige geben, die gerne kommen und unvernünftige, die wegbleiben. Niemand hat hier irgendeine absolute Definitionshoheit.


    Und die Verantwortung nehmen die Veranstalter sehr ernst (siehe Video), ziehen aber andere Schlüsse. So einfach.

    Seltsam, dass es bei dem Thema offenbar nur Schwarz oder Weiß gibt.


    Natürlich geht es nicht darum, möglichst viele sich ungebremst drängelnde Menschenmengen durch Gänge zu schieben. Offenbar haben aber einige hier das verlinkte Video nicht angesehen zu haben.


    Wie Johannes und Alex dort darlegen, gibt es ein durchdachtes und strenges Hygienekonzept (sonst würde die Con ja auch gar nicht genehmigt). Inklusive personalisierter Tickets, Kontakt-Nachverfolgungsmöglichkeit, etc. pp.


    Solche Regeln gelten ja in der Gastronomie seit Monaten, ebenso bei anderen Veranstaltungen - bisher nur in Ausnahmefällen mit wirklichen "Superspreader"-Ergebnissen, wie sie hier im Thread sofort "hochgerechnet" werden. Und wenn es Infektionen gibt, ist das mittlerweile einfach nur normal und nicht jede Infektion eine absolute Katastrophe und die "Verantwortlichen" halbe Verbrecher. Die Krankheitsverläufe sind momentan durchschnittlich sehr viel schwächer, als noch im Frühjahr - aus diversen Gründen. Kurz: Mich wundert die "Absolutheit", mit der hier immer noch argumentiert wird, als hätten wir Anfang April.

    Etwas rationaler und weniger aufgeregt dürfte die Diskussion hier schon ablaufen. Was ich mir auch für den gesamtgesellschaftlichen Diskurs wünschen würde.

    Es lebe die Grauzone.

    Ansonsten finde ich die Ausführungen zur Übersetzung sehr überzeugend, wobei das mit der Schulleiterin ja auch Absicht seitens der AutorInnen hätte sein können (Stichwort diversity vs. historical accuracy), aber Schwamm drüber, bei einer Jesuitenschule ist das wohl wirklich etwas deplaziert. Freue mich sehr auf das Spiel!

    Ich wäre nicht darauf gestoßen, wenn es im Original nicht die "Loyola High School" gewesen wäre. Ignatius von Loyola war nun mal einer der wichtigsten Gründer des Jesuiten-Ordens. Wir haben natürlich auch nicht das Geschlecht oder die Rollen geändert (Rektorin und Lehrerin sind richtige "Rollen" mit Portrait von Dutrait), sondern eine elegantere Lösung gefunden: An derselben "Stelle" des Plans - im realen L.A. einen Block entfernt - befindet sich die "Berendo Middle School" (auch damals schon) - wir mussten also nur den Namen ändern... ;)

    Ein Glossar gibt es in der deutschen Fassung nicht, weil es keine wirklich unverständlichen Spezialwörter gibt. Wie gesagt, sprechen wir von den 1940er-Jahren. Wenn überhaupt, hätten wir vom L.A.-Slang auf eine regionale "Gangster-Großstadt-Sprache" (Berlin, Köln, Hamburg) ausweichen müssen - womit der Ort von L.A. dorthin gewechselt wäre. Das Ergebnis ist selbstredend nicht in jedem Einzelfall für jeden einzelnen deutschen Spieler die Ideallösung... ;) Dieses Problem hat jede Übersetzung und ist nicht eindeutig lösbar, ob man Shakespeare, Dickens, Chandler, oder Carl Barks übersetzt.


    Noch ein paar Anmerkungen zur deutschen Fassung;


    Erstens ist die Sprache deutlich / derb, wo sie es auch im Original ist, was ich sehr gut finde. Oft möchten es deutsche Redaktionen gerne etwas "harmloser".


    Zweitens haben wir eine Reihe historische Fehler, bzw. Unstimmigkeiten korrigiert. Ja, auch die Originalversion ist nicht zu 100% korrekt. Wenn zum Beispiel an einer von Jesuiten geführten Highschool eine Rektorin (und eine junge Lehrerin) auftaucht - die es bis heute dort nicht gibt, sondern bis 1998 ausschließlich Jesuiten-Pater als Rektoren und die erste Lehrerin in den 1970ern, wie mir der amtierende Schuldirektor Frank Kozakowski mitteilte...


    Drittens habe ich für jeden "spezielleren" Ausdruck recherchiert, ob er im Deutschen vor 1950 überhaupt schon gängig war. Wenn nicht, habe ich ihn nicht verwendet (superfindige Spürnasen mögen die eine oder andere Ausnahme finden, wenn sie genug Lebenszeit aufbringen - zur Recherche: Korpora im DWDS im DWDS).


    Viertens gibt es statt des Glossars eine Auflistung aller 100 Orte mit einer kurzen Notiz dazu - alle nochmals nachrecherchiert. So kann man den Blick über den Spielplan wandern lassen und sich einen Überblick verschaffen... Hinweise, ob es sinnvoll ist, den Ort aufzusuchen, sollte man daraus aber nicht ziehen.


    Zum Stichel/Chisel: Gibt es so nur als Verb (betrügen, hintergehen, schwindeln, Dinge vortäuschen), als Substantiv lediglich ein Meißel und nur sehr selten im Sinne von "Betrüger" oder "Complete arsehole who thinks they run the show." In der Verwendung wie im Spiel eigentlich ein Kunstwort, wie ja auch die Rolle (ein Spielleiter, der alles weiß, aber nur dosiert herausgibt) in der Realität so nicht existiert, es sei denn, als allwissender Gott oder Drehbuchautor. Ich war bei den Diskussionen der Redaktion nicht dabei (da es ein "Regelwort" ist und in meinen Texten nicht auftaucht), weiß aber, dass sehr lange überlegt wurde, ein ähnliches Kunstwort zu schaffen. Ich finde es sehr treffend. Wem's nicht schmeckt, darf weiter "Chisel" sagen. Verboten ist das nicht. ;)


    So, und jetzt freuen wir uns wieder auf's Spiel, das nun auch für deutsche Spieler ohne Speziallexikon spielbar ist. :)

    [Mafia- und Gangster-Umgangssprache war hier in dern 1940ern schlicht nicht vorhanden - und irgendein Berliner Ganovensprech klingt erst recht falsch.

    Dann ist ja „wenn du’s zu was bringen willst in dieser Stadt, kommste blitzsauber nich weit.“, hoffentlich nur ein kleiner Patzer, weil richtig: bei L.A. Gaunern stockt man ein bissl, wennse Berlinern.


    Freu mich schon wie ein Schnitzel aufs fertige Spiel!

    Wenns umgangssprachlich wird ("wennse" oder "kommste" klingt für mich z.B. nicht zwingend nach Berlin), klingt es rasch ein bisschen wie Berlin. Und wenns mal bisschen so klingen tut, is das nich soo schlimm. Also so was wie "det", "icke" oder "Kleener" wirste nich hörn, aber wir wolln da jetz auch nich zuu pingelig wer'n, oder? ;)


    Kurze Anmerkung noch der Vollständigkeit halber, falls Fragen zur deutschen Regel aufkommen: Die habe ich tatsächlich NICHT übersetzt. Meine Aufgabe waren die Verhör-Schnipsel, Dialoge, etc. pp - also quasi alles, außer der eigentlichen Spielregel.

    Hi mal wieder,

    sitze gerade übersetzungstechnisch an Fall 3... wobei ich mir die Gesamt-Arbeit dieses Mammutprojekts mit der Redaktion teile. Von Pegasus direkt kommt die Spielregel und alle "Anweisungstexte" - das kann dort in der Runde besser ausprobiert und abgeglichen werden. Ich übersetze die ganze "Prosa" - also alle erzählerischen Texte / Dialoge / Zeugenaussagen in den diversen Heften/Büchern, auf en Karten, etc. Gegenseitig lektorieren wir dann unsere Texte, ich die Regel, sie die Erzähltexte und Dialoge. Undsoweiter.


    Macht Spaß, weil es eher wie Drehbuchschreiben ist... :) Allerdings muss ich immer heftig drauf achten, dass der Platz doch sehr begrenzt ist. Die Amis sparen natürlich wie immer nicht mit 4-letter-words, ultrakurzem Slang, etc. - was besonders knifflig ist, da es keine deutsche Entsprechung gibt. Mafia- und Gangster-Umgangssprache war hier in dern 1940ern schlicht nicht vorhanden - und irgendein Berliner Ganovensprech klingt erst recht falsch. Aber ich finde jedes Mal einen guten Weg - hoffe ich.

    Wer sich ein bisschen mental vorbereiten möchte: Die neue Chandler-Übersetzung von Frank Heibert bei Diogenes ist herausragend (ich klaue hier und da einen sehr schönen Begriff).

    So, jetzt aber weiter, Mrs. Swanson muss zum Banküberfall befragt werden...

    Habe jetzt ein Posting von Asmodee gesehen, dass es in Essen noch nicht auf Deutsch erhältlich ist. Leider. Man kann die englische Version anspielen.

    Da ich an der Übersetzung (Korrekturlesen der Regeln sowie Übersetzung von 2 der 7 Abenteuer) und an der Titelsuche beteiligt war, hier kurz zum Thema Titel: "Stuffed Fables" ist ein unübersetzbares Wortspiel, soviel ist klar. "Fables" sind eher Märchen, Fabeln oder Mythen, was die ans Fantasy-Genre angelehnten Abenteuergeschichten im Spiel eigentlich nicht sind. Sie spielen nachts in den Träumen eines Mädchens, über das ein böser Herrscher versucht, Macht zu erhalten - dat is nu kein Spoiler, weil es sehr schnell quasi als Prämisse erläutert wird. Das "stuffed" stammt aus dem Begriff "stuffed animals" für Stofftiere, die durchgängig als Helden agieren, aber auch das eher düstere Traumreich bevölkern. Im Deutschen bezeichnen wir die als Stofftiere oder Plüschtiere, nicht aber als "ausgestopfte" Tiere oder dergleichen. Im Übrigen finde ich auch den englischen Titel nicht soo besonders treffend, weil er wenig assoziieren lässt. Da war "Mice & Mystics" deutlich besser.


    "Der Herr der Träume" macht sich frei von allen möglichen ungelenken Direkt-Übersetzungs-Versuchen und spielt natürlich auf alle anderen "Herren der" an. "Herr der Fliegen", "Herr der Diebe" (Kinderbuch / Film), "Herr der Ringe" ... wie Spike bereits erwähnt hat, ist das m.E. eine "Zielgruppen"-Frage. Zielgruppe eines Spiel-Titels sind solche Menschen, die sich nicht in Foren wie diesem schlaulesen und aufgrund Mechanismen, Thema, Diskussionen, Regellektüre, etc. neugierig auf ein Spiel werden. Sondern eben wegen des Titels. Das Schachtelcover zeigt Stofftiere in einem nächtlichen Abenteuer-Wald, im Hintergrund eine grimmige Mondseite, die die hellere zu erobern droht. "Der Herr der Träume" weckt, wie ich finde, genau die richtigen Assoziationen gemeinsam mit dem Bild. Offensichtlich geht es um Nächte, Schlaf, Träume, böse Herrscher und mutige Helden, die sich ihm entgegenstellen.


    "Stoffis" sind die Tiere, die im Original "Stuffy" / "Stuffies" heißen. Das ist im Englischen gebräuchlich, so was haben wir im Deutschen aber schlicht nicht. "Die Stoffi-Chroniken" war ein Titelvorschlag und ist nun der Untertitel geworden. Als Haupt-Titel hätte er doch sehr viele Fragezeichen hervorgerufen.

    Ok, erklär doch mal kurz, warum das die richtige Entscheidung war :) Referenzen?
    Im Ernst: Ich bin immer etwas skeptisch, wenn eigentlich schon perfekt übersetzte Spiele neu übersetzt werden. Hat schon beim Ringkrieg 2. Edition nicht geklappt, meiner Meinung nach - da war nach Jahren mit FAQs und Klarstellungen endlich mal ein gutes Level erreicht, schwupps muss man es aufs Neue übersetzen und die Fehlersuche beginnt aufs Neue...


    Die Spiele sehen grafisch nett aus. Allerdings würde ich zum neuen schon gerne Regeln sehen. Das alte wäre für mich interessant, wenn ich exakt die alte Version spielen könnte (also mit virtuellen Verbindungen etc.) - hier gilt das gleiche: Warum etwas wegnehmen, was beim alten Spiel ok war und es vorübergehend sogar in die Top10 gebracht hat? Wenigstens als optionale Regel sollte alles alte vorhanden sein...

    Nun ja, "perfekt übersetzt" ist die Frage, es gibt ja die Köthersche Originalversion und die Bearbeitung durch Thygra für Pegasus. Die Regel an sich wird aber vom Team Roxley neu strukturiert und weniger redundant formuliert. Also muss der Text übersetzt werden, nicht etwa der urprüngliche "neu". Außerdem sollten die Regeln zu Lancashire und Birmingham insgesamt konsistent sein.


    Referenzen? Ich habe ca. 60 Regeln übersetzt, viel für Asmodee/Z-Man, u.a.: "Splendor", "Elysium", "Nations", "Ashes", "Pandemic Legacy" und "SeaFall" (zusammen mit Stefan Stadler), zuletzt "Century - Die Gewürzstraße" von Plan B.


    Änderungen gegenüber der Originalversion laut BGG-Seite:

    • The virtual link rules between Birkenhead have been removed.
    • The three-player experience has been brought closer to the ideal experience of four players by shortening each half of the game by one round and tuning the deck slightly to ensure a consistent experience.
    • Two-player rules have been created and are playable without the need for an alternate board.
    • The level 1 cotton mill is now worth 5 VP to make it slightly less terrible.

    Bedeutet dies "lediglich", dass dem Spiel auch eine dt. Regel beiliegt, oder auch, dass das Spiel auch über die Spieleschmiede gebacken werden kann

    Von einem diesbezüglichen Kontakt Roxley-Spieleschmiede weiß ich nichts.


    Die Regeln in diversen Sprachen werden als PDF online verfügbar sein. Vielleicht ändert sich da auch noch was (Stretch goal, whatever?), hängt auch von der Nachfrage ab. Momentan weiß ich von Deutsch, Spanisch, Italienisch und Französisch. Aufwand und Kosten, diverse Versionen drucken zu lassen und zu konfektionieren, oder auch für multilinguale Versionen, in denen 5 Regelhefte beiliegen, sind schlicht zu hoch.


    wie unterscheiden sich den die Spiele Brass Lancashire/Birmingham ?

    Neuer Spielplan mit anderer Topologie, zusätzliche Industriezweige, 6. Aktion, andere Werte, etc. pp, - den besten Überblick gibt es auf der BGG-Seite:


    Brass: Birmingham | Board Game | BoardGameGeek


    [Blockierte Grafik: https://cf.geekdo-images.com/images/pic3509697_md.jpg]

    Interessant, wie die Zielgruppe "unknowns-User" die verschiedenen Aspekte so sieht. Es gibt natürlich noch eine Reihe anderer Zielgruppen, die berücksichtigt werden sollten, wenn man die Entscheidungen von Roxley betrachtet:
    - Leute, die Brass noch gar nicht haben (es ist ja seit geraumer Zeit nicht mehr erhältlich)
    - Leute, die Brass öfter auf den Tisch bringen möchten, deren potentielle Mitspieler aber angesichts des etwas angestaubt wirkenden Materials (die Punkteleiste allein ist ein Graus) doch lieber was "neueres" bevorzugen
    - Brass-Spieler, die eine thematischere Grafik einfach geil finden
    - Brass-Spieler, die sehr gerne das neue Birmingham haben wollen, aber das "alte" (Lancashire) nicht
    - Brass-Spieler, die eine komplett neue Grafik ablehnen würden (weswegen die Symbole grundsätzlich dieselben sind, wenn auch neu gestaltet)
    - Brass-Spieler, die das alte Material schon immer suboptimal fanden (z.B. die Farbgestaltung der beidseitig bedruckten Plättchen)
    - Brass-Spieler, die vornehmlich am "Fortsetzungsspiel" Birmingham interessiert sind, aber beide im selben "Look" haben möchten
    - ...


    Wie auch immer man zu den einzelnen Entscheidungen steht, zwei davon waren sicher richtig:
    - Die Regeln wurden neu strukturiert und sprachlich entschlackt
    - ich werde beide Spiele ins Deutsche übersetzen. :)

    Ich habe nur eine 10 bei Boardgamegeek.


    XiangQi
    Weil es wie Schach ist, nur besser.
    Xiangqi | Board Game | BoardGameGeek


    Andere, moderne Spiele haben mich immer wieder gefesselt. "Restlos begeistert" weiß ich nicht, aber es gibt welche, bei denen es schnell gezündet hat.
    Der Räuber Hotzenplotz
    ist seit 1968 mein Lieblings-Kinderspiel - ich suche immer noch nach dem (nicht genannten) Autor.
    Der Räuber Hotzenplotz | Board Game | BoardGameGeek


    Dieses Sofortverliebtbegeistertkribbeln hatte ich u.a. bei diesen:


    Ramses (Sphinx Spiele)
    Space Alert
    Auf den Spuren von Marco Polo
    Luna Llena (GenX)
    2 de Mayo (GenX)
    Schnappt Hubi!
    Riff Raff
    Super Motherload
    Hit Z Road (Prototyp in Cannes gespielt, leider noch nicht vertieft).


    Sehr überzeugend noch während der Erstpartie:


    Antiquity
    Hotel Life
    Terrain Vague
    Antics!

    Ich erwarte von einer 10-Minuten-Vorstellung doch keine differenzierte Einschätzung. Er zeigt mir worum es geht, wie es im groben Ablauf funktioniert und wie das Material aussieht. Dazu seine knappe Einschätzung, die er wenn denn auch knapp durchaus begründet.
    Mehr will ich doch von einem Rezensenten gar nicht wissen. Meine differenzierte Meinug bilde ich mir selbst in dem ich die Informationen zum Spielablauf und die vielen knappen Einschätzungen vieler Rezensenten und Spielefreunde zusammenfüge, eventuell mal die Regel lese und im Idealfall das Spiel selbst spiele.

    Wie lang eine Rezension ist, ist doch egal. Auch von einer Kurzkritik in der spielbox erwarte ich, dass das Spiel mehrfach gespielt wurde. Ich kann viele auch komplexere Spiele in 10 Minuten (eine Menge Zeit!!!) kurz vorstellen und in drei Sätzen begründen, warum MIR das Spiel nicht zusagt.


    Und ich möchte von einem Rezensenten schon mehr wissen, denn darin unterscheidet er sich von jemandem, der "nur eine Meinung" hat. Er begründet sie. Nachdem er sich mit dem Gegenstand auseinandergesetzt hat. Im Netz kursieren viele Meinungsplärrer, die dies nicht tun. Das finde ich ohnehin schade, überflüssig und ärgerlich und der Sache insgesamt nicht dienlich. Mir ist es lieber, ein Rezensent sagt: "Mir persönlich war das alles zu thematisch und dadurch unnötig kompliziert, aber wer vor allem in Story eintauchen will, dem wird hier ein ausgefeiltes System an stimmigen Details geboten. Note: 5 von 10." Als wenn er sagt: "Was soll das denn? Total kompliziertes Regelgedöns und unfassbar langweilig! Wenn ich eine Story will, lese ich einen Roman. Der Spieleautor sollte sich mal schnell einen anderen Beruf suchen."


    Dass DU, Herbert, viele Eindrücke für dich zusammenfasst, mag so sein. Trotzdem ist ein "Dice Tower" nicht nur eine Meinung zu einem Spiel in einem x-beliebigen Forum. Und da erwarte ich mehr. Udo Bartsch zum Beispiel braucht sicher nicht mehr Text als Tom in seinen Videos von sich gibt, und auch Udo hält nicht mit Kritik hinterm Berg. Aber auf anderem Niveau (meiner Leserfahrung nach).

    Mir behagt das Phänomen "Tom Vasel" aus mehreren Gründen nicht.


    1. Interessiert mich eher wenig, ob einem einzelnen Individuum ein Spiel gefällt oder nicht. Es sei denn, ich habe festgestellt, dass ich und dieses Individuum öfter in unserer Einschätzung übereinstimmen. Tue ich mit Tom Vasel gefühlt eher weniger oft.


    2. Da ihn jeder kennt und seine Videos hohe Klickzahlen bekommen, hat er Macht. Macht geht einher mit Verantwortung. Der Mann war lange auch als Pastor unterwegs, da sollte er das wissen. Wenn er dann hergeht und ein regeltechnisch einfaches Spiel falsch erklärt und scheiße findet - hm.
    [Video Review] Monkey Dash | Monkey Dash | BoardGameGeek


    3. Diese ganze Richtung "Top oder Flop?" halte ich für schädlich. Bis auf Ausnahmen gehe ich davon aus, dass Spiele, die auf den Markt kommen, von einer ganzen Reihe Menschen für gut befunden wurden. Ob jetzt 85% aller Spieler, die es dann spielen, gut finden oder nur 12%, ist eben KEINE Aussage über die objektive Qualität (die es ohnehin kaum gibt), sondern nur über den momentanen Massengeschmack. Erst recht sagt mir das nichts darüber, ob es MIR gefallen könnte. Ich mag weder Agricola, noch Dominion, noch 7 Wonders. Meine Lieblingsspiele sind oft eher obskure Werke - manchmal aber auch das, was gerade "alle" mögen. Mir völlig wurscht. Bei Filmen, Romanen, Kunst allgemein ist es dasselbe. Es ist doch mir egal, ob "Inherent Vice" als Film kaum jemand schaut - ich finde ihn genial und kann damit jede Menge anfangen. "Mad Max - Fury Road" ist für mich der beste Film 2015 - 2014 war es "Under the Skin".
    Klar macht es mehr Spaß, etwas gemeinsam scheiße zu finden und im Chor über etwas herzuziehen, oder eben etwas gemeinsam und vereint total super zu finden. Man findet sich dann immer so schön auf der "richtigen Seite". Ein Phänomen, dem ich so etwas von ablehnend gegenüberstehe, hast du nicht gesehen. 5 Leute, die lauthals einer Meinung sind - für mich immer schon der Kern jeder Form von Ideologie und totalitärem Regime.


    Kurz: In meinen Augen schürt Vasel mit seinen oft eher überzogenen Meinungen und seinem Overacting eine allgemeine Haltung von "Jubeln oder Bashen" anstatt differenzierter Einschätzung, schert sich nicht um das, was er damit auslöst und lässt meines Erachtens zu wenig Sorgfalt walten. Ob man das "arrogant" oder anders nennt und ob er bei persönlichen Treffen oder daheim mit Frau und Kinderschar ein netter Mensch ist, ist mir wurst.

    Ich habe eine Regelfrage.
    Einer der 3 Dome ist fertiggestellt. Darf ich nun mittels Vorspielaktion des Kaisers (oder durch eine Freudenhauskarte) einen Bautrupp auf den Dombauplatz stellen, dessen Dom bereits fertiggestellt wurde?


    Hintergrund: Ich denke, dass dies nicht erlaubt sein sollte weil das Spiel dann sehr in die Länge gezogen werden könnte. Ich habe aber nichts gegenteiliges in der Anleitung gefunden....

    Nein, Bautrupps können nur auf Bauplätze gestellt werden, wo noch ein Dom gebaut wird, also noch nicht fertig ist. Es "fehlt" der Hinweis in der Regel, dass ein fertiger Dom kein Bauplatz mehr ist. Es wurde (denke ich mal) vorausgesetzt, dass dies intuitiv verstanden wird.

    Zur Grafik muss ich sagen (das ist jetzt meine tatsächlich sehr persönliche Meinung), dass mir andere Coverentwürfe besser gefallen haben. Die waren nicht so karikaturistisch, sondern anspielungsreicher mit einigen Insignien und Lichtregie. Aber über den "Ins Auge spring"-Effekt kann man streiten, zudem gibt es verschiedene Geschmäcker.
    Bis auf die Portraits ist die Grafik ja aber nicht total aufdringlich in diesem Stil gehalten, sondern zwar bunt, aber informativ. Wem die Portraits so gar nicht zusagen, möge 4 historisch stimmigere Bilder ausdrucken und aufkleben. Größe: 3,5 x 5,5 cm. In den historischen Gemäldegalerien auf Google Bildersuche findet sich da einiges. :) Schade nur, wenn man deswegen das ganze Spiel "verwirft".

    In Essen erscheint mal wieder ein komplexeres Zoch-Spiel. Diesmal allerdings durchaus noch oberhalb von z.B. Mangrovia angesiedelt. Angegebenes Alter: Ab 14. Das ist wohl (auch) dem Thema geschuldet: Ablasshandel, Freudenhäuser, Tetzel statt Luther - nicht wirklich DAS Familienspiel-Thema schlechthin.


    Es geht darum, Ablassbriefe zu sammeln. Und um zwielichtige Gestalten, die ich besteche, um mich in meinen frühneuzeitlichen Umtrieben zu unterstützen: Papst, Kaiser, einen Händler und einen "Kleinen Sünder". Der lebenslang andauernde Konflikt lässt sich so zusammenfassen: Soll ich sündigen (auf der "Kramertreppe" abwärts Richtung Hölle gehen), da es mir Vorteile bringt, die mir Ablassbriefe verschaffen, die mich am Lebens-(Spiel-)Ende die Treppe geradezu hinauffliegen lassen? Oder soll ich erst gar nicht sündigen - und so uneinholbar bleiben?
    Strategie, Innovation und vor allem jede Menge Interaktion - ein Schwergewicht mit Zoch-Feeling. Prächtig illustriert von Franz Vohwinkel, der sich hier richtig austoben konnte.


    Mehr dazu in meiner bebilderten Übersicht auf BGG:
    https://boardgamegeek.com/thread/1648397/

    Mal so eine Frage an den offenbar erfahrenen Lokalisierer: In der Schule habe ich mal gelernt, dass der Plural von diesen Berufen mit "-mann" stets "-leute" und nicht "-männer" ist. Hat sich das kürzlich geändert?
    "Seeleute" dürfte ja zudem gendertechnisch deutlich unbedenklicher sein, oder nicht?

    Das war jetzt in meinem Beitrag nicht 100% germanistenproof. Ich wollte deutlich machen, dass ich an mehreren Stellen nicht von einem "Seemann" gesprochen habe, obwohl dies eine mögliche Übersetzung gewesen wäre. Von "Seeleuten" ist durchaus mal die Rede. :)

    Ich dagegen finde das total bescheuert. Nicht mal beim Spielen bleibt man von diesem Bockmist verschont...

    Nun ja, das Spiel ist eher behutsam, was das angeht. Die Bilder zeigen schlicht Männer und Frauen (angenehmerweise ganz normal aussehende), das ist fast schon alles. Ich konnte nun einen weiblichen Piraten schlecht "Pirat" nennen, wenn es nun mal das Wort "Piratin" gibt und eine Frau abgebildet ist. Hui, da würden mir aber die Übersetzungsfehler angelastet werden, hastu nicht gesehen! Das musste ich bei Faiduttis "Lost Temple" oder bei "Pandemic: Legacy" oder sonstigen Spielübersetzungen mit Charakteren schon immer so halten: Die Diebin ist nun mal kein Dieb, die Forscherin kein Forscher. Der einzige andere sichtbare Punkt sind die Namenszusätze. Da die Hälfte der Herrscher nun mal weiblichen Geschlechts sind, kann da nicht einfach "der Weise" stehen. Oh, und die Herrscher vertreten sogar alle möglichen Ehnien - OMG!!!


    Die anderen 99,99 % des Spieles sind ohne jede Rücksicht auf irgendwelchen Bockmist: Wir beuten Insulaner aus für Gold und Ehre, wir führen Kriege und natürlich sind die Spieler die Herrscher und wir scheißen auf Political Correctness. Hier sind "Leader" noch "Führer" und streben den Posten des Kaisers an. Die Logbuch-Einträge sind hier und da offen rassistisch und oftmals von kolonialer Chauvi-Haftigkeit geprägt. Also keine Sorge: Kuschelkurs ist woanders. Und wer es nicht bemerken will, wird nicht bemerken, dass nirgends von "Seemännern" oder "Mannschaft" die Rede ist, nur die Eingeweihten wissen es nun. Tut mir Leid.


    Dafür erhalten viele Dinge (zum Beispiel Herrscher und Berater, aber auch Inseln) erst von den Spielern ihren Namen. Nichts hindert dich also (ist ja ein Legacy-Spiel, darf man also mal was kaputtmachen) die Chinesen-Herrscherin "Ping Pong Bla" zu nennen und sie anschließend zu zerreißen. Oder den Inseln "Cards against Humanity"-ähnliche Namen zu geben, die ich hier jetzt nicht aufschreiben möchte, da der Seitenbetreiber sonst für Jahre ins Gefändnis müsste. Du kannst also das Spiel so sehr ver-anti-bockmisten, wie du möchtest. Deal?

    Hallo @duchamp. Mir ist das egal, da das Spiel mich nicht interessiert. Aber kann es sein das in deinem Text Spoiler drin sind, über die viele sich ärgern würden? Oder sind zb die Spielziele von Anfang an bekannt? Nur mal so als Hinweis / Frage.

    Das Kampagnen-Spielziel wird bereits überall klar formuliert und steht auch in der Spielregel (im Grunde ist es schlicht die Prämisse, so wie "Überleben" in einem Zombie-Spiel), die im Original bereits zum Download freigegeben ist, also: Nö. Ich habe ein NDA (Non Disclosure Agreement) unterschrieben und werde nirgends auch nur ein Fünkchen mehr preisgeben, als Rob es ohnehin tut. :)


    Braz: Ich könnte mir schon einen maximalen Genuss auf einer höheren Ebene vorstellen. Denn, wie genau sich etwas entfaltet und wie es sich beym Spielen anfühlt, das habe ich ja auch noch nicht erlebt. Ich würde natürlich die Kappe halten in der Spielrunde, aber was das Wertungssystem angeht und wie viel Ruhm ich einstreiche, da wäre ich nur begrenzt im Vortheil.

    Nur "for the record": Heute Lokalisierung abgeschlossen. Alles "approved". 7 Arbeitswochen zu 40 Stunden. Zusätzlich. Die erste Regelheft-Korrektur hatte fast 500 Kommentare, die zweite 88, die dritte 11, die letzte war dann i.O. Wobei natürlich viele Korrekturen aus mehreren pdf-Kommentaren bestehen (das eine Wort streichen, woanders eines einfügen, das ganze bitte kursiv, schon sind's 3 Kommentare.


    Bei der Übertragung der 430 Einträge im "Captain's Booke" habe ich die individuellen Persönlichkeiten der Schreiber eher noch etwas deutlicher gemacht. Das Englische klingt hier und da etwas generisch, wobei Rob Daviau extra eine dreiseitige "Anleitung für die Lokalisierung" geschrieben hat, in der auf die unterschiedlichen Charaktere der Scheiber hingewiesen wurde. Ich habe dann jedes Wort dahingehend geprüft, wie man es im 17./18. Jahrhundert geschrieben hat und Wörter, die sich als "neuer" herausstellten, in diesen Texten gar nicht erst verwendet. Die Schreibweisen sind angenähert "historisch", wobei ich es nicht übertrieben habe - da hilft es, dass es im Deutschen ja keine wirklich festen Rechtschreib-Regeln gab. Ich hoffe, mein Kompromiss unterstützt das Eintauchen in die Welt der Entdecker, Abenteurer, Händler, Intriganten, Provinzfürsten, Seeleute und Eingeborenen der "entdeckten" Inseln so gut wie möglich.


    Das Spiel vereint (wie ja auch ier und da zu lesen ist, Rob veröffentlich gerade ein Designer Diary in Folgen und es gibt reichlich Interviews) wirklich so ziemlich alles: Amerikanisch-thematisches Spielen mit Eurogame-Optimiererei, Erlebnis von Geschichten und reichlich Interaktion. Die weiterführenden "Module" können durchaus unterschiedlich aufeinander abfolgen und es gibt kein festes Script wie bei Pandemic: Legacy. Völlig frei wie "Risk: Legacy" ist es aber auch nicht, sondern schon mit dem klaren Ziel vor Augen, die Insel am Ende der Welt (bzw. des SPielplans) zu entdecken und Kaiser der wiedervereinten Provinzen zu werden. Kurz: Episch. Ich freu mich riesig drauf, auch, wenn ich alle Überraschungen schon kenne.


    Sidenote: Sehr angenehm finde ich, dass Rob diese neue Welt gendermäßig verschoben hat, soll heißen: Nicht nur spielen Frauen bei den Herrschern (50%) und den Beratern (21 von 72) eine wichtige Rolle, sondern auch sprachlich wurde darauf geachtet, dass nicht ständig von Seemännern die Rede ist, etc. Das mag den meisten Spielern schnuppe sein, ich finde es cool, wenn die Identifikation hier erleichtert wird. Im Englischen ist das einfacher, weil Begriffe wie "Captain" oder Namenszusätze wie "the Glorious" eben neutral sind. Im Deutschen mussten wir da einzelne Lösungen finden.

    Colby Dauch (PlaidHat) hat geantwortet, dass es momentan noch nicht klar ist, was bezüglich der Münzen so alles gehen wird. Das hängt auch von den Partnern (F2Z / Heidelberger), etc. ab. Ihr könnt ja mal Mails, Anfragen und Forumsposts generieren - vielleicht müsst ihr sie dann nicht aus Übersee bestellen. Oder wir organisieren eine Sammelbestellung bis Essen ...

    Korrekt: Ich arbeite seit Wochen an nix anderem mehr als an der Lokalisierung
    Gemeinsam mit Stefan Stadler und den Heidelbären als Redakteuren habe ich die Regeln, das heftigst sprachabhängige Material und die über 400 EInträge des Logbuchs nun allmählich fertig. Alles noch zigmal korrekturlesen, abgleichen, parallellesen, Wort für Wort gegen-vergleichen, die Regelfragen auf BGG gleich mit einbeziehen, etc. pp - Ende Mai soll es Richtung Druckerei gehen. Ein richtig heftiges Projekt, was die Lokalisierung angeht.

    Wir haben jetzt alles, was uns rückgemeldet wurde, bzw. wir selbst festgestellt haben, an Z-Man weitergegeben. Die neu gedruckte Ausgabe dürfte dann fehlerfrei genug sein. Direkt "atmosphärisch" sind eigentlich nur die EInsatzbesprechungen zu Monatsbeginn und ein paar andere "erzählende" Teste - und da würde ich sagen, nehmen sich die Versionen nichts.

    Ich finde leider nirgends die Spielanleitung in Deutsch zum Anschauen. Ist das Absicht?

    Sebastian Rapp von Asmodee meinte zu mir, sie seien wohl wegen Messestress noch nicht dazu gekommen, aber in Kürze. Das war vor 4 Wochen. Es gibt eigentlich keinen Grund, die Regeln (ohne die einzuklebenden Sticker) nicht online zu stellen. Andererseits, wie dawue schon schrieb, ist es zu Beginn im Grunde wie das Normal-Pandemie ... der Rest kommt DANN. :)

    Bösartigerweise heißen sowohl die englische, als auch die deutsche Ausgabe "Pandemic: Legacy - Season 1", in Anlehnung an die Serienstaffeln, die bei Serien wie "Breaking Bad" auch mittlerweile gängig als "Seasons" bezeichnet werden, auch in Deutschland. Auf der deutschen Ausgabe steht allerdings "Deutsche Version". ;)