Gestern haben @Bierbart und ich und kopfüber in die Welt des ALSSK #1 gestürzt und etwa 6 Stunden lang Vierville regetaked. Dabei war auf dem Schlachtfeld jedoch relativ viel Pause angebracht, da die Soldaten dann doch recht oft unsicher waren, ob und wie und sie schießen konnten, wie und wohin sie gehen konnten, was zur Hölle im Nahkampf eigentlich abgeht oder wann sie dann eher doch deprimiert sein sollten. Gut, dass Lieutenant General Bierbart da dank eines mehrtägigen Regelstudiums und zahlreicher Unterlagen meist recht zügig für "Klarheit" sorgen konnte (Was ist schon klar im Nebel der Schlacht?).
Die Deutschen konnten jedenfalls zu Beginn gleich ein Zielobjekt und ein strategisch offenbar ziemlich wichtiges Haus im Nord-Osten besetzen. Dieses Haus würde den Amis noch viel Ärger bereiten... Nach kleineren Scharmützeln im Dorfinneren konnten die Deutschen auch ein zweites Zielobjekt besetzen. Die beiden anderen wurden von den Amis gehalten. Die nächsten paar Runden waren davon geprägt, dass das erwähnte Haus im Nord-Osten ein unüberwindliches Hindernis darstellen sollte, da die anwesende Einheit offenbar auch mit verschlossenen Augen eine Fliege in 100m Entfernung aus der Luft geschossen hätte...
Im Dorfinneren war das Bild umgekehrt. Dort konnten die zunächst heldenhaften Einheiten ihre Zieleroberung nicht mit weiteren Taten unterstreichen. Vielmehr waren Sie anders als ihr nord-östlicher Kollege in etwa so effektiv wie Mario Gomez bei der WM 2010... Der Führer raste und drohte mit standesrechtlichen Erschießungen (durchgeführt von anderen Einheiten natürlich, zum Beispiel dem Herren im Nord-Osten...).
Letzten Endes wurde dann doch die wackere Einheit von den US-Eliten überrollt und durfte sich nicht mehr mit der ebenfalls wackeren US-Einheit im Dorfe (die sich von den dortigen Blindfischen niemals treffen lies) nicht mehr zum Post-Kriegsbier treffen. Schade. Die US-Offensive konnte dann tatsächlich im Nahkampf ein mächtig gehaltenes Zielobjekt erobern, wurde jedoch von nebenan faktisch umgehend wieder rausgeschossen. In einem verzweifelten Einsatz konnte zudem eine unbedeutende, bislang eher feige, deutsche Einheit das Gebäude mit dem tapferen US-Schneiderlein in einen Nahkampf verwickeln (oder besser die Einheit darin). Die Amerikaner zeigten wenig Rücksicht für die eigenen Truppen und schossen von außen in das Gestecke. Leider hat das nur die eigenen Truppen entsetzt. Die Deutschen waren wohl im Nebenraum und eher amüsiert.
Damit endete die Schlacht mit einer krachenden Niederlage für die Amerikaner. Die deutschen Blindfische wurden entweder zurecht von den US-Soldaten bereits erschossen oder konnten mit ihrem Einsatz in letzter Sekunde doch noch einem Militärgericht entgehen.
Und nun die Frage: Wie hat der Einstieg in den "heiligen Gral" der Wargames gefallen. Wir beide waren erst einmal der Ansicht "Ja, doch ganz OK. Würden wir wieder spielen. Braucht aber noch etwas Zeit." Das erste Problem ist glaube ich das Regelheft.Auch wenn die Fans der Serie dieses Heft mögen, ich habe selten eine schlechtere Anleitung gelesen. Und ich darf mich täglich mit juristischen Aufsätzen oder dem Palandt auseinandersetzen! Selbst Arkham Horror ist mit der Regel für mich eingängiger. Das Spiel ist im Kern eigentlich relativ einfach und ich glaube, man könnte es auch relativ einfach darstellen. Irgendwie scheint das aber dem Publischer gegen die Ehre zu gehen. Hey, wir sind kein Kinderspielzeug. Wir sind hard core... Gerade eine annotierte Beispielrunde, wie sie sich mittlerweile oft bei den GMT-Spielen findet, wäre hier überragend gut gewesen. Auch ein paar weitere Player Aids hätten eine Tonne geholfen. Gut, dass wir einen Rundenablauf aus dem Netzt ausgedruckt hatten und auch sonst noch einige kleinre und größere Hilfen.
Natürlich waren die sechs Stunden zu lang für das Spiel, so dass ich hier nicht über die Spielzeit schimpfen will. Für zwei Stunden trägt das Szenario allemal. Es war durchaus spannend und bei den entscheidenden Würfelwürfen auch immer wieder recht emotional. Bei einer so geringen Counter Density wie in diesem Szenario habe ich aber das Gefühl, dass hier ein paar meiner guten Würfe zu Beginn das Leben dem Ami unfair hart gemacht haben. Es gab vielleicht ein paar zu wenige Würfe, um das Glück wirklich auszugleichen. Außerdem bin ich glaube ich ein größerer Freund von I-Go-U-Go wie bei Conflict of Heroes oder Combat Commander als von abwechselnden Turns, wo der Defender (auch wenn er ja durch First Defensive Fire recht aktiv sein kann). Eine ganze Zeit relativ wenig macht. Aber das wird sich in einigen Spielen zeigen, wenn das Tempo zunimmt. Vielleicht ist dann auch die Turn-Länge nicht mehr groß.
Alles in allem war es sicherlich ein sehr unterhaltsamer Abend und ich bin auf die nächste Runde gespannt. Ob für mich persönlich das Spiel auch das Potenzial zum "heiligen Gral" hat, bezweifele ich aber noch.