Letztendlich gibt es für mich drei Arten von Spielbewertungen:
- Die binäre Klassifikation: will ich in meiner Sammlung haben (kaufen/behalten) bzw. will ich nicht haben (Nichtkauf/Verkauf). Auf der allerhöchsten Ebene ist alles andere für mich (!) letztendlich irrelevant.
- Die benotete Einteilung in wenige Gruppen, geeignet zum Austausch mit allen anderen Spielern. Weil es für sowas Einheitlichkeit und Vergleichbarkeit braucht, führt da zumindest in der Vielspieler-Blase IMHO kein Weg an der BGG-Einteilung von 1-10 vorbei, und dann gilt da natürlich das als definierend, was BGG selbst als Definition dazu schreibt. Da hat man keine Wahl und alles andere muss sich dann irgendwie darauf abbilden lassen.
- Die ausführliche Bewertung, vor allem in Form eines längeren Textes, geeignet zum Austausch mit anderen Spiele-Freaks/Nerds/Experten (d.h. Personen, die bereit sind etwas zu lesen, das länger als drei Sätze ist), auch als Anregung zur Diskussion über die Inhalte. Solche Reviews habe ich früher auch gelegentlich hier im Forum geschrieben, aber zugegebermaßen zuletzt eher selten. Ist halt ein Haufen Arbeit, sowas gut machen zu wollen.
Alles drei hat seine Berechtigung als Bewertung. Eben für unterschiedliche Zwecke.
Vergebt ihr Punkte für verschiedene Kategorien?
Ich will niemandem hier auf die Füße treten, aber alles, was ich bisher in dieser Richtung gesehen habe, halte ich persönlich für tendenziell überflüssig, insbesondere wenn es dann auf irgendwelche gewichtete Mittelung hinausläuft. All das hat keinen wirklichen, echten Mehrwert gegenüber BGG 1-10. Denn letztendlich geht's bei allen benoteten Systemen am Ende aus Lesersicht nur darum, ob die Zahl über der eigenen Schwelle für Anschauen/Kaufen liegt.
Ich würde aber z.B. ein Spiel, das herausragende Stärken hat, jedoch nur mit bestimmten Spielerzahlen gut funktioniert (-> klare Schwäche), jederzeit einem anderen Spiel vorziehen, das überall nur grundsolides Mittelmaß ist. Es gibt eben sowas wie "verkraftbare Schwächen", z.B. neben schlechter Skalierung auf unterschiedliche Spielerzahlen auch oft sowas wie mies geschriebene Regeln. Aber sowas ist eigentlich noch okay, wenn (wichtig!) der Rest des Spiels super ist. Dann (und nur dann!) kämpft man sich auch mal durch hohe Einstiegshürden durch, und die Mitspieler in passender Anzahl, denen man das Spiel dann erklärt, merken von sowas dann eh nicht mehr viel.
Normale benotete Systeme können das nicht abbilden. Alles mit irgendwie gewichteten Einzelnoten gaukelt hier meiner Meinung nach nur falsche Objektivität vor, weil es im Gegensatz zur Rezension in Textform nur schlecht erklären kann, warum ein Spiel mit guter Note wirklich habenswerter ist als ein anderes Spiel mit ebenso hoher Note. Das Problem sieht man auch gut, wenn solche Bewertungsysteme dann Gummi-Faktoren wie "Spielspaß" in die Bewertung einfließen lassen, um Ergebnisse dahin drücken zu können, wo sie der Autor haben will.
Ich hatte mir auch mal ein eigenes benotetes System überlegt, aber das Problem mit allen komplexeren Bewertungsystemen ist dann sofort, dass alles zwischen "BGG 1-10" und "längerer Text" automatisch schon zwischen allen Stühlen sitzt. Da ist einfach zu wenig Platz. Wem 1-10 als Bewertung nicht reicht, der ist normalerweise auch in der Lage und willens, längere Texte zu lesen.