Man büßt ein wenig an Gelassenheit ein, wenn der eigene Verein in den Duellen gegen Bayern über ein Jahrzehnt immer wieder massiv benachteiligt wird ...
Ich denke, hier sollte man als Fan jeder Mannschaft einfach mal ab und zu die Fanbrille absetzen und ernsthaft überlegen, ob eine solche Wahrnehmung wirklich der tatsächlichen Realität entspricht oder unter Umständen aus dem Blickwinkel der persönlichen Sympathie soweit eingefärbt ist, wie man halt mit der "eigenen" Mannschaft mitfiebert ... ich würde mal behaupten, letzteres ist in meisten Fällen deutlich zahlreicher und ausgeprägter als wirkliche Fehlentscheidungen der Unparteiischen über die gesamte Saison gesehen hinweg. Fragt man nach den Spiel XY zwei Vertreter unterschiedlicher Fanlager hat man den Eindruck, die hätte zwei gänzlich verschiedene Spiele gesehen. Studien über Zeugenaussagen zeigen ja, wie stark Emotionen und persönlichen Einschätzungen die eigene Wahrnehmung und Erinnerung beeinflussen. Zumal man ganz ähnliche Einschätzungen, welche oft über die Bayern gesagt werden, hört man ja von anderen Fans gerade kleinerer Vereine in ähnlicher Form auch über den BVB. Insgesamt ist das sicherlich nicht haltbar und deshalb sprach man ja in der Vergangenheit immer von der Mechanik, dass sich soetwas im Laufe einer Saison ausgleicht. Zudem sollte ja jeder, der so denkt, dem Fussballgott auf Knien dankbar sein, dass der VAR die Wahrscheinlichkeit für solche Situation deutlich senkt und selbst ungewollte, einseitige Entscheidungen der Unparteiischen nahezu unmöglich werden.
Die Antipathie gerade der BVB Fanbase gegenüber den Münchner kann ich auch deshalb nicht so ganz nachvollziehen, da die Verantwortlichen beider Vereine bei aller naturgemäßen Rivalität, einen engen und völlig normalen Umgang pflegen, der selbst in der jüngeren Vergangenheit ja soweit gegangen ist, dass z.B. die Bayern 2004/2005 den BVB von der Zahlungsunfähigkeit bewahrt haben. Also, echte Feindschaft sieht anders aus ...
Noch kurz zur Wahrnehmung der anderen Vereine. Woran macht man seine Antipathie eigentlich fest? Kennt man die Akteure persönlich oder die Mehrzahl ihrer Fans? Sind solche Bilder in Fanköpfen nicht vorrangig Vorurteile, die man als willkommenes Feindbild etabliert und jahrelang im eigenen Saft gehegt und gepflegt hat? Schließlich eint die meisten doch die Freude am Fußball, am Besuch im Stadion, die Emotionen beim Spiel, welche witziger Weise wiederum von Außenstehenden mitunter bei Fußballfans aller Vereine gleichermaßen befremdlich empfunden werden. Somit in Fans verschiedener Vereine sich im Grunde deutlich ähnlicher als es so mancher Hardcore-Fan wahrnehmen möchte ... Zumal man ja eigentlich bis auf die kleine finanzielle und mitunter lautstarke verbale Unterstützung im Stadion eigentlich ja gar keinen Anteil an "seiner" Mannschaft hat, und somit genaugenommen nur rein emotional irgendeinem Verein aufgrund von örtlichen oder andere Zufällen zugehörig fühlt und selbst ja bis auf die eben genannten kleinen Aspekte nicht wirklich etwas für den auserkoren Sportklub beiträgt. In einem anderen Leben wäre man nur durch ein wenig anders gelagerte Stellschrauben halt Fan eines anderen Vereins ...