Hallo Welt,
Woche 2 meines Home Offices geht jetzt zu Ende… Am 13.3.
wurde unserer Abteilung mitgeteilt, dass wir alle geschlossen nach Hause
geschickt werden. Ich bin Validierungsingenieurin bei einem
Sondermaschinenbauer in Baden-Württemberg. Am Nachmittag des gleichen Tages
haben wir sogar alle noch ein Feierabendbier in der örtlichen Kaschemme
getrunken. Das Ausmaß der ganzen Situation war uns noch nicht klar in diesem
Moment. Wir witzelten noch, dass wir uns ja zum Home Office treffen könnten
etc.
Home Office funktioniert, aber es ist merkwürdig; ich bin nicht der Typ dafür.
Viele Arbeiten können ohne die Maschine vor Augen einfach nicht erledigt
werden. Dennoch bin ich froh, dass mein Arbeitgeber so konsequent ist. Wir
dürfen nur in festgelegte Hallen und zu unterschiedlichen Schichten die Werke
betreten.
Ich habe ein Zwillingspärchen von 2,5 Jahren zu Hause (ein
Junge und ein Mädchen), die ihren letzten Kitatag am 16.3. hatten. Meine Frau
studiert noch und fährt nächste Woche wieder ihr Praktikum im Rathaus langsam
wieder hoch; ich frage mich wie das funktionieren soll. Die Kitas werden
hierzulande frühestens wieder am 20. April öffnen und meine Nerven sind jetzt
schon stark angegriffen.
Ich weiß, dass ich mich in einer sehr privilegierten
Situation befinde, ich habe keine Lohnausfälle zu beklagen. Das Kitageld wird
uns vermutlich auch erstattet.
Tatsächlich ist es die soziale Isolation und einfach die
Ungewissheit über die Dauer der aktuellen Situation, die mich sehr belastet. Ich
bin zumindest froh, dass meine Eltern, die uns noch vor drei Wochen besucht
hatten wieder ohne Probleme nach Kroatien zurück fahren konnten, ich glaube das
hätte mir dann noch den Rest gegeben
Die Kinder verstehen nicht, dass sie nicht auf den
Spielplatz dürfen oder wir nicht alle zusammen einkaufen gehen. Ich habe ihnen
einen Sandkasten auf den Balkon gebaut, dass sie zumindest dort etwas im Sand
spielen können. Sie sind sehr unausgeglichen, schreien und streiten viel.
Hätte man mir diese Situation vor ein paar Wochen oder Monaten
geschildert… So viele tote Menschen, solche Maßnahmen, die Situation im Elsass
nur ein paar hundert Kilometer von hier… Aber jetzt muss man halt einfach
funktionieren und versuchen das beste daraus zu machen. Viel lesen und basteln
mit den kleinen.
Die Menschen auf den Straßen halten Abstand, gehen auf
Abstand, beäugen sich. Ich frage mich, wie uns das alles beeindrucken wird…