Beiträge von Archibald Tuttle

    ...gestern vor dem Kino dann noch die dritte Runde mit Ratingen-Schnäppchen:


    #Richelieu Nicht das Kardinal&König-Kartenspiel, sondern das bei White Goblin Games 2012 herausgekommene Bluff/Gebietsmehrheitenspiel. Man setzt Agenten ein, verheimlicht dabei welche Minus- und welche Bonuswerte geben, und die Mehrheit wertet am Ende das Gebiet. Eigentlich total schlicht, aber dann doch ziemlich spaßig, da mit einem Gerüst aus Bonusaktionen versehen, die die Chose recht tricky machen können, und in der Endwertung Vermögen und Einfluss gleichermaßen wichtig sind. Designtechnisch ist das Spiel allerdings total daneben gegangen: Kleine gezeichnete Gesichter stehen stellvertretend für bestimtme Aktionen, das ist unglaublich nervig und schlecht erkennbar. Die Anleitung ist die Hölle, mies übersetzt und ohne FAQ auf BGG unspielbar. Das größte Problem aber: Das Spiel hat mit Weimar gemeinsam, dass es genau für 4 Spieler designt ist - leider steht 2-4 auf der Schachtel, aber das ist tatsächlich Blödsinn, alle Karten und Aktionen sind genau auf 4 Spieler ausgerichtet, ohne jedwede Anpassung bei niedrigeren Spielerzahlen. Ich hab es gekauft, weil WGG wirklich viele gute Spiele rausgebracht hat, und auch hier steckt eine wirklich gute Idee dahinter (Inkognito, Morgenland und klassisches Area Control zu vermischen), aber die Durchführung ist missraten wie bei keinem anderen Spiel des Verlags. Immerhin hat das Design das französische Pendant zum Hippodice gewonnen, da fragt man sich schon, was auf dem Weg zur Veröffentlichung alles schiefgelaufen ist.


    #ArcheosSociety Das einzige Spiel, das ich schon vorher kannte, und auch das neueste Spiel meiner Ratingen-Einkäufe. Das ist ja die überarbeitete Fassung von #Ethnos, diesmal ohne Area Control (gottseidank), dafür mit Leistenhochlaufen - und im Hintergrund agiert immer noch der Augustus/Via Magica-Bingo-Mechanismus. Mochte ich schon beim ersten Ausprobieren, und so habe ich dann auch beim leicht überteuerten Flohmarktexemplar gerne zugeschlagen. Und ausgerechnet beim teuersten Spiel, dass ich da gekauft habe, trifft mich fast der Schlag, als ich es aufmache: Die Karten sehen verbogen und abgespielt aus, die Spielerboards haben Macken etc. - nunja, das ist halt das Risiko, wenn man ungeprüft folierte Flohmarktspiele kauft. Aber ausgerechnet beim jüngsten Spiel hätte ich eine solche Frechheit nicht erwartet. Das Spiel selbst gefällt mir als Familienspiel+ aber immer noch ausgezeichnet, und ist für mich die beste Implementierung von Moris Bingo-Idee. Schade dass es wohl auch in dieser Fassung nicht zum Erfolg und eventuellen Erweiterungen gereicht hat. Irgendwie scheint da ein Fluch drauf zu liegen (Mori hat wohl mehrere Erweiterungen fertig in der Schublade).


    #Piratenbucht in der Days-of-Wonder-Version. Da schleiche ich ja nun schon lange drumrum, mein vorletzter noch fehlender Days-of-Wonder-Titel (weil ich leider nicht bereit bin, die Wucherpreise für Schatten über Camelot plus Erweiterung auf dem Gebrauchtmarkt zu bezahlen). Das Spiel hatte eigentlich immer ziemlich schlechte Besprechungen, entpuppt sich dann aber beim Ausprobieren als wirklich nettes Piraten-Familienspiel. von dem sich sowohl Yvios Freibeuter der Meere als auch Korsaren der Karibik jeweils mehr als ein Element abgeguckt haben. Für die Kinder war das hier das unerwartete Highlight meiner Flohmarkteinkäufe, obwohl es z.T. hundsgemein zugeht und die Interaktion der Spieler miteinander mit "Messer in den Rücken" noch zu nett beschrieben ist. Allerdings hat das Spiel ein großes Runaway-Leader-Problem. Wer anfangs einen Kampf gewinnt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit das Spiel gewinnen. Daher empfiehlt es sich, z.B. die "legendary Pirates"-Variante auf BGG auszudrucken und mit ins Spiel zu nehmen.


    #FlowerPower Und da lag es dann plötzlich für 10 Euro vor mir, das letzte mir noch fehlende Kosmos-2er-Spiel, das man jahrelang nicht für einen bezahlbaren Preis gebraucht bekommen konnte, ohne dass sich der Grund dafür erschloss - das Cover ist wirklich verstörend-hässlich. Jetzt gespielt weiß ich immer noch nicht warum das vor ein paar Jahren noch so gesucht war, es muss wohl schlicht selten sein. Es handelt sich um ein sehr schlichtes abstraktes Spiel, in dem 2/3 der Zeit eigentlich nur nebeneinander aufbaut, um dann im letzten Drittel doch noch ein paar wichtige Entscheidungen gegeneinander treffen zu können. Bisher erschließt sich mir nicht, inweiweit man da in der überlangen "Aufbauphase" darauf hinbauen kann, vielmehr scheint mir das Spiel wirklich von Zug zu Zug rein taktische Entscheidungen abzufordern, was an sich schon ungewöhnlich für die Kosmos-Reihe ist. Kann man spielen und hat wahrscheinlich mehr Tiefe als ich ihm jetzt zutraue - aber ich glaube, die werde ich nicht mehr finden.


    Da der Rest der Ratingenfunde aus verschiedenen Gründen noch einige Zeit auf ihren Einsatz warten muss, hier ein kleines Zwischenfazit: Unter den jetzt gespielten 13 Spielen waren 5 Titel, die ich vorher bereits aktiv gesucht hatte, und 8 Titel, von denen ich zuvor wenig bis gar nichts gehört hatte. Und - wenn auch anders aufgeteilt - waren es ebenfalls acht Titel, die ich jederzeit wieder auf den Tisch bringen würde, und fünf Titel, die ich nach dem ersten Spiel eher als Flops einschätzen würde (was bei einem Preis von je 5 Euro aber nicht allzu schlimm ist),


    Insgesamt hat sich der Großeinkauf also gelohnt, ich liebe solche "Funde" ja vor allem für die damit verbundenen Überraschungen und schrägen Einfälle - und davon gab es diesmal eine ganze Menge. Und wenn sie nicht 5-10 Euro gekostet hätten, hätte ich das Gros davon nie kennengelernt.

    Ich hingegen habe aufgrund der deutlich besser spielbaren Übersetzung schon lange die englischen Boxen 1 und 2 gegen die deutschen ausgetauscht, und werde das zumindest bei der Erweiterung von Wave 3 auch tun. Im englischen Original waren da einige Unsicherheiten im Spielablauf drin, die die deutsche Fassung ausgemerzt hatte.


    Bei Legacy spare ich mir das, da die darin enthaltenen Ideen ja auch in früheren und späteren Boxen nochmal enthalten sind und ich die beklebten Versionen für nicht gut austariert halte, das war jetzt in meinen Augen kein Highlight der Reihe und hat mein Interesse leider auch insgesamt etwas gedämpft.

    Hat jemand eine Idee, wie man an die "3-Schwestern"-Minierweiterung rankommt, ohne 6,50 Euro Porto zu zahlen? Gibt es die auch irgendwo anders? Ab und zu hat der Verlag dann ja doch ein Spiel, wo ich nicht widerstehen konnte, und das hier war/ist so eins.

    Hör mir mit dem Mist auf. Ein ehemaliger Mitspieler hat alle in den Wahnsinn getrieben, weil jeder Würfelwurf 3 Minute dauerte. Er drehte jeden Würfel auf eine bestimmte Seite und warf mit einer lange ausgeklügelten Bewegung, die knallhart am "Würfel hinlegen" vorbeiging. Natürlich hatte der so eine höhere Erfolgsquote, aber schlimmer noch war das Gewese um "hier, ich zeig Euch mal wie man richtig würfelt".

    Wenn man das Grundspiel allein betrachtet sicher. Einige Erweiterungen erhöhen allerdings die Möglichkeit zu planen: Bei den Katakomben etwa kann ich ungefähr abschätzen, dass da eher höhere Monster rauskommen, im Wald sind es eher harmlosere (mit den üblichen fiesen Ausnahmen). Da kann ich, wenn ich die Erweiterungen dazunehme, durchaus planen. Und natürlich werden auch die Heldenfähigkeiten von Spiel zu Spiel differenzierter. Beim Kataklysmus etwa ist dann ein komplett anderes, deutlich taktischer zu spielendes Gelände rausgekommen.


    Aber ja, Fortune & Glory ist dagegen schon deutlich strategischer zu spielen (und dass ich das Wort mal bei F&G in den Mund nehme hätte ich auch nicht gedacht).

    Tja, das erinnert mich an meinen Studienaufenthalt in Paris, bei dem ich nie in Vorlesungen, dafür jeden Tag ins Kino gegangen bin, da die Franzosen damals schon Abomodelle hatten, wo man für ziemlich wenig Geld beliebig oft ins Kino gehen konnte. Und da stand auch in jeder zweiten Veranstaltung jemand auf, rief "Merde!" zur Leinwand und ging raus - das passierte so oft, dass ich es damals für ein Ritual hielt, dass in der Pariser Kinotradition offenkundig fester Bestandteil war.


    Aber warum ich das oben schrieb: Weil das toll ist, dass ein Film das kann, Menschen derart zu verärgern, sie dazu zu bringen, sich ablehnend mit etwas auseinander zu setzen. Wenn er das schafft, kann er so schlecht nicht gewesen sein, und ist allemal interessanter als langweiliger Durchschnittsquark.


    Ich komme gerade mit den Kindern aus Prinzessin Mononoke (und muss feststellen, dass die FSK 12 doch sehr gerechtfertigt ist, die Arm-ab-Kopf-ab-Szenen hatte ich so nicht erinnert und waren für meinen Achtjährigen dann doch drüber): Ein Fest für die Sinne, der Film ist nicht nur wunderschön handgezeichnet, sondern auch extrem laut, selbst beim Rauschen im Wald, und ein großartiges Naturmärchen mit düster-pessimistischem Ausgang trotz des vermeintlichen Happy Endings, und irgendwo zwischen den ökologischen Sorgen der 1990er und heute immer noch aktuell. Ich weiß noch, dass mich die Plotstruktur 1997 ziemlich verwirrt hat; heute war alles ganz klar, da merkt man, wie sehr auch ich damals noch auf Hollywood-Erzählmodelle gebürstet war. Und man vergisst wie gut Miyazaki damals mit jedem einzelnen Film war, wie stilbildend seine Filme waren und wie sehr sie Anime zu ihrer Zeit international popularisiert haben. Die deutsche Synchro hingegen ist pure Nostalgie: Lauter Hamburger Sprecher, die man gut aus den ??? und anderen Hörspielkassetten und Fernsehsynchros der Zeit kennt, besonders aufgefallen ist mir dabei Mady Rahl, die ja schon in den 1930ern zu sehen war und hier eine ihrer letzten Rollen spricht, mit einer derart knarzigen und alten, trotzdem beeindruckenden Sprechperformanz, dass sogar Gisela Trowe neidisch werden würde.

    Nun habe ich mir mit meiner Frau den "Film" Poor Things angesehen. Ich habe jede Minute gehasst. Sie ebenso. Alle paar Szenen dachte ich, ich muss es beenden. Wollte aber wissen, ob da noch was kommt... ob das noch gut wird. Am Ende war ich absolut fassungslos, was für einen Krampf ich mir da komplett angesehen habe.

    Einfach nix. Totale Grütze in meinen Augen.

    und genau dafür liebe ich Kino.

    Vielleicht weil die Boxen vor 4 oder 5 Jahren auf den Markt kamen? Die Kosten rund rum explodiert sind usw. ? Entweder man akzeptiert das nun endlich mal oder braucht nicht immer in jedem Thread um das gleiche leidige Thema diskutieren. Wenn einen die Preisentwicklung stört, dann einfach nicht mehr kaufen ….

    Ähem. Ich wollte einfach nur wissen ob es einen Grund gibt, der sowas wie "mehr Inhalt" wäre. Wenn nicht, kann man dann ja immer noch überlegen ob es einem das wert ist. Aber die Frage nach dem Inhalt der einen da erwartet wird ja noch erlaubt sein, aus der Website allein bin ich da nicht schlau geworden. Der Hinweis auf einen mini-legacy-Modus ist ja schonmal hilfreich.


    Für mich wäre es die erste Box die ich noch nicht auf Englisch vorher besessen habe. Das erhöht das Interesse einerseits, andererseits kam das Spiel jetzt schon einige Jahre nicht mehr auf den Tisch, und solo reicht mir die App.

    Ich mag es auch immer noch sehr, natürlich ist das ein Nostalgietrip und am besten als solcher zu bestreiten, aber es macht Spaß, kann ewig dauern oder erstaunlich kurz, ist mit ein paar Erweiterungen der 4. sogar ein halbwegs steuerbares Spiel (Stichwort Alternative Enden), und allein die Materialfülle der 4. Auflage mit den ganzen Zusatzbrettern hat schon einen gewissen Wow-Faktor (zugegeben, in Zeiten tischfüllender Kickstarter wahrscheinlich weniger als früher). Wer es spielt, sollte wissen worauf er sich einlässt, aber es ist immer noch die Definition eines Beer&Pretzel-Spiels.

    Abwarten. Nachher kommen die noch mi den Zahlenkarten fürs Bewegen und Runebound-Tokens für die Kämpfe. ;)

    Ohne Würfel? Das wäre für mich nicht so attraktiv. Runebound Tokens waren es ehrlich gesagt auch nicht, obwohl es viele Leute gefeiert haben.

    Ich vermute es war als Scherz gemeint (siehe Smiley). Niemand will doch bei Talisman die Euroifizierung von Runebound und Arkham Horror 3rd nochmal erleben. Und ob jetzt bei Runebound das Kartensystem der 2. oder das Tokensystem der 3. besser war sei dahingestellt, aber mit Talisman ist beides nicht vereinbar.

    An Dream Scenario haben mich vor allem die vielen kleinen erzählerisch-situativen Details in den Szenen begeistert. Die Körpersprache, die Mimik, die Blicke und vor allem die Dialoge. Nachvollziehbar und für mich realistisch wirkend. Kommt zudem ohne Erklär-Onkel aus und ebenso werden Gags (aus der Situation oder den Dialogen) nur gemacht und nicht nochmal erklärt, damit es auch ja der abgelenkteste Zuschauer mitbekommt.


    Endlich mal wieder ein Film, den ich als Film genossen habe und der nicht bei mir auf der Schauspiel-Ebene stecken geblieben ist. Ob mir Sick of myself noch besser gefällt, werde ich dann herausfinden. Danke für den Tipp.

    Wenn man Deine Beiträge so verfolgt, ist das wie eine Reise, wo sich jemand vom Mainstream-Kinogänger langsam aber sicher in den Arthouse-Geher verwandelt. Das meine ich völlig unironisch, aber ganz offenkundig bist Du da mittlerweile auch mit einem anderen Segment des Kinomarktes glücklicher als der Durchschnittsware, die das UCI erreicht. Gut, dass sowas wie Dream Scenario auch in den größeren Häusen gelandet ist.

    Hehe, jetzt findet ravn mal einen Kunstfilm gut, und ich bin fast geneigt ihm zu widersprechen... Für mich war Dream Scenario ganz nett, verlor aber irgendwo in der Mitte seinen Fokus und mäanderte dann noch einige Zeit durch seinen Plot, bis er am Ende doch noch zu einer Art Schlusspointe fand. Allerdings ist die Entschuldigungsszene absolut brilliant, die rettet für mich den Film dann doch - lange nicht mehr so unwohl im Sessel gefühlt. Der Vorgängerfilm von Borgli, "Sick of Myself", war von einer derartigen Bösartigkeit und präzisem, sardonischem Humor, dass ich Dream Scenario im Vergleich zu harmlos-nett fand. Aber positIv gewendet: Wenn Ihr Dream Scenario mochtet, guckt Euch unbedingt noch Sick of Myself an. Darin geht es um eine junge Frau, die als ihr Partner berühmt wird, alles, aber auch wirklich alles tut, um nicht in seinen Windschatten zu geraten.

    Gestern ein netter Abend mit Momo95 und spieleerfahrenem Neuzugang, der sich wacker geschlagen hat. Zuerst:


    #Vindication mit einigen Modulen aus den Erweiterungen. Ich konzentrierte mich auf Relics und wie immer Begleiter, was für mich aber heute absolut katastrophal lief (letzter Platz) - trotzdem macht es viel Spaß. Leider waren ca. 50% schwarze Karten ("Treachery") im Spiel, und ich gebe zu, dass mich - der negative Interaktion in anderen Spielen sehr mag - es in einem Cube-Pusher wie Vindication doch etwas stört. Da würde ich für die nächste Partie ein paar der Promos wieder aussortieren bzw. die Stapel absichtsvoller mischen. Nicht weil es Pläne kaputt macht, sondern weil es eher aufgesetzt wirkt und die zentralen Spielmechanismen nicht so richtig sinnvoll ergänzt, sondern eher Aufhalt- und Vermeidungsstrategien befördert. Ansonsten aber immer noch ein feines Spiel, und der Zufallsanteil beim Aufdecken der Plättchen führt wirklich jedes Mal zu einem anderen Spielverlauf (beide Tavernen im obersten Dreieck ist schon eine Ansage). Drei Mitspieler ist aber definitiv die Obergrenze für mich, das Spiel gewinnt wenig zu fünft, die Wartezeiten aber sind schon zu dritt lang genug.


    Anschließend dann nochmal #DieKaufleutevonAmsterdam , mit der holländischen Auktionsuhr, Auktion meets Halli Galli (um zu bieten, muss man zuerst auf die Uhr drücken und das Gebot zahlen, dass sie dann anzeigt). Wie der neue Gast am Ende meinte, das Spiel ist spürbar veraltet und nicht so gut wie andere Knizia-Auktionsspiele, aber meine Güte, diese bekloppte Uhr ist und bleibt einfach ein Heidenspaß. Der Gast darf sehr gern wiederkommen!


    Zuvor wurden mit den Kindern noch ein paar Ratingen-Anschaffungen getestet:


    #Felinia Michael Schachts drittes Spiel seiner losen Handelstrilogie, nach dem großartigen Valdora und dem für mich eher durchschnittlichen "Die goldene Stadt" bei Kosmos (wobei ich das nochmal spielen müsste). Felinia erschien bei Matagot, denen man wohl auch die fragwürdige Aufmachung als Katzenhandelsspiel zu verdanken hat - bis auf die Katzen auf dem Cover und Spielplan ergibt das Thema einfach überhaupt keinen Sinn und wirkt komplett aufgesetzt (und wurde in der überarbeiteten Neuauflage als "Dragon Boats of the Four Seas" problemlos gegen ein generisches China-Thema getauscht).

    Felinia hat mich interessiert, seit ich 2010 in der Spielbox davon gelesen hatte, wo das Spiel trotz des irritierenden Themas recht positiv besprochen wurde. Trotzdem bin ich in freier Wildbahn noch nie über ein Exemplar gestolpert, gestern in Ratingen war tatsächlich das erste Mal, dass ich auch nur die Schachtel in die Hand nehmen konnte. Felinia setzt auf den gleichen Auktionsmechanismus wie das parallel erschienene #Speicherstadt von Stefan Feld, eine erstaunliche Parallelentwicklung - ist es dort aber das zentrale Spielelement, löst es hier Set Collection und die anschließende Verschiffung erst aus. Ausstattungstechnisch gibt es Licht und Schatten - der Spielplan ist viel zu dunkel geraten, die Farben sind schlecht auseinanderzuhalten, dafür gibt es aber wunderschöne große Pappboote. Es ist ein typisches Schacht-Spiel: An der Oberfläche wirkt es sehr simpel, hat dann aber doch eine gewisse Tiefe, die man erst beim zweiten und dritten Durchgang erkennt. Vor allem aber funktioniert Felinia zu zweit schon ziemlich gut, anders als die anderen beiden Teile der Trilogie, was ihm einen immensen Vorteil verschafft. Für 9 Euro ein echtes Schnäppchen (und wenn ich mal über die Drachenboote stolpere, würde ich mir die leicht verbesserte Version wohl auch besorgen).


    #ProfessorPünschge Zufallsfund, der zu seltsam aussah, um ihn für 5 Euro einfach liegenzulassen. Tatsächlich ist es ein Deduktionsspiel von Zoch, in der eine an Albert Einstein gemahnende Holzfigur mit wirrem Haar einen Weg durch 26 Orte finden muss, der der Aufgabenkarte entspricht. Insgesamt gibt es über 700 Aufgaben, die bei supereinfach starten, aber recht schnell wirklich knifflig werden (mehr als die zweite Schwierigkeitsstufe war mit meinen Kindern nicht drin, die diese Art Spiel noch gar nicht kennen). Auch hier gilt wieder, dass man das besser kooperativ spielt und nicht gegeneinander, und irgendwie habe ich den Eindruck, dass es als Solospiel besser funktionieren würde, wenn nicht einer die Aufgabe vorlesen müsste. Jedenfalls profitiert es nicht gerade davon, von zu vielen Menschen gespielt zu werden, zu dritt ist da schon das Maximum, zu dem ich es spielen wollen würde.


    #AirMail Eins von zwei Spielen aus dem letzten Jahrgang, die ich in Ratingen gekauft habe. Das Spiel dürfte einen Preis für das am meisten ignorierte Spiel eines größeren Publishers (Ludonova) auf der Spiel 2022 verdient haben. Es gibt im ganzen Netz nur eine Videorezension vom Dice Tower, die auch nur so halbgar ist. Das Spiel ist ludonova-typisch ein schicker Euro mit kleinen Flugzeugminiaturen und hübschen Karten, aber auch einem extrem schlichten Cover und eher funktionalem Spielplan. Dieser sieht aus als wäre es PanAm Teil 2, aber bis auf die Grundmechanik des Routenbaus ist das hier viel eher Railways of the World light. Oder besser: es wäre Railways of the World light, hätte man den Auslieferungsmechanismus nicht auf der Basis von Domino gebaut. Das ganze Spiel ist superschön gestreamlinet, aber dann kommt die Auslieferungsphase, und eine kleine Minihölle an Detailregeln und Sonderherausforderungen prasselt auf die Spieler herab, die das Spiel mühelos in Kennerspielregionen heben. Ich vermute sehr, dass allein diese Erklärhürde den Erfolg des Spiels komplett zunichte gemacht hat, wir haben die komplette erste Partie gebraucht um zu verstehen was da was bedingt und wie man mit diesen Vorgaben umgeht. Es fühlt sich aber auch dann noch heftig restriktiv an und wird zu einem sehr puzzeligen Optimierspiel. Upgrades machen die Auswahl im Spielverlauf einfacher, so dass der Frust der ersten Runden weniger wird, dennoch bin ich mir nicht sicher, ob diese Domino-Idee, um die das ganze Spiel herumgebaut ist, wirklich eine gute war. So ganz werde ich nicht schlau draus, für wen das Spiel gedacht ist - es ist zu schlicht für die meisten Zugspielfans und zu restriktiv für ein reines Familienspiel. Dennoch will ich es unbedingt nochmal mit Erwachsenen spielen. Schönn gelöst sind in jedem Fall die zwei Spielplanseiten für 2-3 und 3-5 Spieler mit eigenen Kartendecks, die Anpassung ist auch dringend notwendig.

    Glaube das lohnt sich, ist gut gealtert.

    Ähhh... da haben wir sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Neben "Der schwarze Bumerang" und "Das Mädchen aus dem Weltall" eine Serie, die ich besser nicht im gesetzten Alter nochmal geguckt hätte. Immerhin, Wolfgang Kieling ist über jeden Zweifel erhaben. Und die Produktion hatte einen Hubschrauber. Das war für ZDF-Verhältnisse sen-sa-tio-nell. ;)

    Am Samstagabend ... UCI lag aufm Weg ...

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    Aktuell scheint die Zeit der B-Movies zu sein. So viel unterdurchschnittlicher Mittelmaß, der arg viel Potential verschenkt und sich gegen die grossen Blockbuster behaupten will oder sich damit zufrieden gibt, die Krümmel abzubekommen, habe ich selten so gehäuft im Kino gesehen.

    Es ist März. Eigentlich fast schon zu spät für diese Ware, aber Januar-März ist im Blockbusterbereich in Deutschland seit Jahrzehnten Saure-Gurken-Zeit, und wenn dann auch noch 2-3 andere Filme richtig gut laufen (Dune 2, Ghostbusters 4 und ab Mittwoch Godzilla), wird immer mal wieder versucht mit Filmen Kinosäle zu bespielen "die eben auch da sind", z.b. weil sie mit deutscher Beteiligung finanziert wurden und jetzt eine Ehrenrunde durch die Kinos drehen müssen. Bei The Kill List hätte Dir ein Blick in die Kritiken geholfen, den mochte trotz des Casts so ziemlich niemand.

    Barb Wire ist ein Film, bei dem ich nie so genau weiß ob es mehr Spaß macht ihn zu sehen oder darüber zu reden. Die UHD des Films ist soeben auf Deutsch erschienen, und dokumentiert, dass der Film bei aller mangelnder Qualität immer noch eine Fangemeinde hat, die größer ist als Pamela Andersons Brüste. Zwei Dinge haben mich immer am Film fasziniert (nein, nicht die offensichtlichen): Zum einen das Marketing. Der Film war weder finanziert noch existierte eine einzige Zeile des Drehbuchs, als in Cannes riesige Plakatwände Pamela Andersons Hauptrollendebut bereits groß anpriesen. Hintergrund: Cannes ist nicht nur ein Kritikerfestival, sondern auch der wichtigste Filmmarkt in Europa, hier werden hinter den Türen unzählige Filmdeals abgeschlossen. Und so konnten für Barb Wire nur aufgrund dieses Plakats (bis heute das Filmplakat) unzählige internationale Vorabkäufe erzielt werden, und der Film hatte ein vermeintliches Budget von 50 Mio. Dollar. Wer den Film gesehen hat, weiß wieviel davon auf der Leinwand gelandet ist (Hint: Nicht allzu viel). Allein 400.000 Dollar kostete es, die Aquarien eines benachbarten Sea Worlds zu reinigen und die toten Fische und Seepferdchen zu ersetzen, die der Seifenschaumszene mit Anderson zum Opfer fielen. Und so rannten in den ersten Tagen die Filmfans ins Kino - nur um wieder rauszurennen und alle anderen vor dem vermeintlichen C-Schrott zu warnen, der da auf sie wartete. Der gleichnamige Comic wurde durch den schlechten Ruf des Films gleich mitgetötet.


    Dann aber erreichte Barb Wire auf Video doch noch jenes Publikum, für den er gemacht zu sein scheint: Den geübten Camp-Afficionado, der natürlich schon nach wenigen Minuten erkennt, welchen Scherz sich der Drehbuchautor mit seinem Produzenten und Pamela Anderson geleistet hat. Barb Wire ist nahezu ein Scene-by-Scene-Remake von ... tadaaa! ausgerechnet Casablanca, mit Udo Kier als Sam und Pamela Anderson als Humphrey Bogart. Barb Wire ist einer der witzigsten und seltsamsten Trashstreifen aller Zeiten, wenn man sich darauf einlassen kann (zugegeben hilft eine große Menge Alkohol dabei). Die neue UHD ist fehlerfrei, zeigt den Film in ungeahnter Qualität, da direkt vom Kameranegativ abgetastet, und ist auch sonst liebevoll gemacht, die Extras sind etwas kurz, da hätte ein kritischerer Blick auf die Produktionsgeschichte (vermutlich einer der großen Hustles der Filmgeschichte) nicht geschadet, aber gut, sowas muss man ja immer auch mit dem Lizenzinhaber abklären, und der hört das wahrscheinlich nicht so gern. Will man das wirklich jemand empfehlen? Besser nicht, aber wer es haben will weiß jetzt dass es das gibt. Ich hatte jedenfalls wieder viel Spaß mit dem Teil.

    Kann jemand eine Einschätzung abgeben wie authentisch Shogun hinsichtlich der Lebensweise im feudalen Japan ist? In der Serie sind ja die einzelnen Leben erschreckend wenig wert. Zum Beispiel dazu dass bei einer Entehrung gleich die ganze Famile ihr Leben lassen muss finde ich aber wenig konketes. Da ist eigentlich immer nur vom Samurai die Rede.

    Das war für mich der Grund, den Roman sehr bald abzubrechen, nachdem auf Seite 80 gefühlt etliche Hundert Leute wegen kleinster Banalitäten Seppuku begangen hatten und ich mich wunderte, dass Japan nicht nach drei Wochen komplett entvölkert ist.

    Furchtbares Buch.

    Und nein, das ist nicht realistisch. Aus japanologischer Sicht ist das Buch eine ziemliche Katastrophe, es greift "Romantisierungen" und Post-Shogunate-Darstellungen auf, die so mit der historischen "Wirklichkeit" nicht in Einklang zu bringen sind. Aber Literatur sollte man ja auch nicht als historisches Sachbuch lesen (ebenso wenig wie Fernsehserien). Ist aber immer wieder lustig, wenn die Leute dann an die realistischeren Samuraifilme aus Japan selbst kommen und doch leicht irritiert sind, wie sehr das von Clavell abweicht.

    Ich danke Archibald Tuttle vor allem für seine Beiträge in Sachen Film, über die ich mich stets sehr freue und viel davon mitnehme. :blumen:

    Huch. Da muss ich wohl wieder mehr zu Filmen schreiben, ich hab das in letzter Zeit etwas vernachlässigt, weil ich immer eher unsicher bin, ob das zuviel Rumgenerde ist. Aber wenn's sogar gewünscht wird... :)


    Eigentlich wollte ich mich gerade dem obigen Dank an die viel- und gutschreibenden Frauen des Forums anschließen, aber es ergibt für mich mehr Sinn, das auf alle Beteiligten zu erweitern, die hier regelmäßig und mit hoher Qualität von ihren Spieleerlebnissen berichten und so immer wieder auf neue spannende Spiele, aber auch auf andere Seiten des Lebens hinweisen.

    Ratinger Spieletage: Für meine Freundin und mich ist es fast schon Tradition, die Neuerwerbungen direkt im Anschluss auszutesten (auch wenn natürlich nur für einen Teil der Spiele Zeit war):


    #GuatemalaCafé : Frühwerk der Brands, gespielt wurde es in der Regelvariante des Hippodice-Wettbewerbs (also ohne Blockaderegel). Die Idee, dass man auf zwei getrennten Plänen anbaut und verkauft, ist schon ziemlich originell, und sogar das Spielende aus Rajas of the Ganges findet sich hier wieder. Rondelle mag ich ja immer, das ist also ein weiterer Pluspunkt. Ansonsten ist es sehr typischer 2000er-Routenbau und Gebietsabsteckung mit ansonsten immer noch innovativ wirkenden Handelselementen. Anders als die neueren Brands aber ziemlich wenig verzeihend, hier kann man sich schnell selbst aus dem Spiel kegeln - das würde ein Spiel auf vergleichbarem Kennerniveau heute mit Catch-up-Mechanismen abzufangen versuchen. Meiner Freundin hat es erstaunlich gut gefallen, das waren also schonmal gut investierte 8 Euro.


    #PelicanBay Erstlingswerk der "Drei Hasen in der Abendsonne", vom Autor der Kakerlakenspiele. Damit hat es nichts zu tun, es ist ein typischer Plättchenleger, der sich ganz klar zu zweit am besten spielt (und wohl auch so konzipiert wurde). Wobei, streicht das "typisch". Hier geht es ganz klar darum, wer an das größte Gebiet anlegen kann (und es zugleich dem anderen verunmöglicht). Und schafft man es passende Teile abzulegen darf man gleich zwei unterbringen, was AP geradezu herausfordert. Das Design des Spiels ist immer noch wunderschön, ich kenne wenig attraktivere Plättchenlegespiele, die soviel Stimmung auf den Tisch zaubern. Ob es gefällt hängt davon ab, ob man die Mischung aus hohem Glücksanteil und trotzdem heftigen Brainmelt mag. Mir gefiel es sehr gut, die 5 Euro ist es auf jeden Fall wert gewesen.


    #TheKingsPouch Einer von zwei Titeln, von denen ich nie geglaubt hätte, sie mal auf einem Flohmarkt zu finden - und dann liegt es da heute für 5 Euro offen rum. The King's Pouch kam 2014 bei Korea Board Games (als Zweitauflage einer noch obskureren asiatischen Erstauflage im Vorjahr) raus, danach gab es nie eine Neuauflage, so dass das Spiel wirklich selten und lange Zeit schwer zu kriegen war. Für 2014 war das mechanisch regelrecht revolutionär, es bindet Bag Building mit Worker-Placement und Gebietsmehrheiten zusammen, und das auf immer noch ziemlich originelle Art und Weise. Aus dem Beutel werden Arbeiter gezogen, die aber alle Spezialisten sind, so dass man nie vorher weiß, was man in der nächsten Runde tun kann. Das Beste aber: Ab Runde 2 wirft das Spiel mit Gebäuden um sich, die total overpowered wirken - nur eben gilt das für alle Gebäude gleichermaßen. Zu zweit ist man mit der kleinen Schachtel in 75 Minuten durch, zu mehreren dürfte es doppelt so lang dauern, und dann sind die Wartezeiten wahrscheinlich enorm - insoweit eher was für kleinere Gruppen. Dann aber ein echter Knaller, der genauso gut ist wie Eric W. Martin vor 10 Jahren im Video versprach (der Mann ist sowieso, was Empfehlungen angeht, einer der wenigen, dem ich quasi blind vertraue).


    #FavorofthePharaoh Der zweite Titel, den ich heute nicht erwartet hätte - eine luxuriös ausgestattete Neuauflage von "Um Krone und Kragen", die das alte Spielbrett durch modulare, variable Bereiche ersetzt, und so eine große Wiederspielbarkeit in diese Kniffelvariante mit Engine Building reinbringt. Um Kopf und Kragen war eines der wenigen Spiele, die ich in den 2000ern überhaupt mitbekommen habe, und die ich damals schon gut fand - die aber wegen des starren Ablaufs auch recht schnell langweilig wurde. Favor "rettet" das Spiel, es gibt jetzt viel mehr Würfelaufgaben, die "Helfer", die man anheuert, sind stärker als früher, und der Ablauf ist in jeder Partie völlig unterschiedlich. Ich hatte schon einige Male hier im Markt gezuckt, als es eingestellt wurde, aber heute für 20 Euro konnte ich dann endgültig nicht widerstehen, und es hat sich voll gelohnt. Wer sowas sucht, für den ist Favor of the Pharaoh wirklich die beste Luxus-Kniffel-als-Engine-Builder-Variante die ich kenne.


    #Eschnapur Zuletzt dann noch etwas völlig Obskures: Ein Reinhard-Staupe-Spiel von 2000, damals noch bei Schmidt-Spiele erschienen, und das meine Tochter etwas unwillig mitspielen musste, weil es erst ab 3 Spielern funktioniert (nach dem Spiel würde ich sogar sagen, dass es besser 4-5 sein sollten). Eschnapur vermischt alle Mechanismen, die im Jahr 2000 gerade en vogue waren: Alles was es im Spiel gibt wird versteigert oder untereinander getauscht. Bezahlt und gesteigert wird mit allem, was man so angesammelt hat, Handel unter den Spielern ist ausdrücklich erlaubt. Macht man eine Entdeckung, muss der höhere "Gewinn" dann wieder unter allen Mitspielern auktioniert werden. Und dann gibt es den absurdesten Catch-up-Mechanismus den ich jemals seh: Eine völlig debil grinsende Buddhastatue (goldglänzend und unerwartet riesig) geht hinter den zurückliegenden Spielern her und verdoppelt ihre Punkte, so dass sie schnell in Führung kommen - und schon hat der Lachbuddha neue Kandidat:innen für seine Spendenarbeit.

    Gekauft habe ich Eschnapur, weil der ebenfalls mit 5 Euro ausgezeichnete große Karton wie die typischen Familienspiele meiner Kindheit aussah. Bekommen habe ich ein als Familienspiel getarntes Kennerspiel, bei dem ich völlig unsicher bin ob es sich nicht lohnt, strategisch in einer Runde quasi auszusetzen, um dann in der kommenden Wertung dank Buddha doppelte Punkte zu bekommen - das könnte man wahrscheinlich absichtsvoll so timen. Wenn das vom Autor so gedacht war, ist es eine der interessantesten, verqueren Punktemechanismen die ich bisher gesehen habe - wenn nicht, ist es wohl nur ein völlig übertriebener Aufholmechanismus. Da der Mann auch Basari gemacht hat, glaube ich fast an Ersteres.


    #Liebe&Intrige Das schrägste Spiel kam aber zuletzt auf den Tisch: Ein von zwei Frauen erdachtes Worker-Placer-Kartenspiel, wo ich in Post-Jane-Austen-Zeiten meine Töchter meistbietend im Park oder in der Spelunke im wahrsten Sinne des Wortes "an den Mann" bringen muss. Die Beschriftungen der Tochterkarten sind z.T. derart frauenfeindlich, wie ja auch die gesamte Spielidee, dass ich mich ernsthaft frage, ob das Ganze damals schon ironisch gemeint war. Tatsächlich spielt man das Spiel am erfolgreichsten, wenn man die eigenen Töchter möglichst schnell mit dem einträglichsten Tattergreis vereint, statt sie mit dem Level-6-Idealgatten zu vermählen, den es eh kaum im Kartenstapel gibt. Hinzu kommen einige der seltsamsten Aktions- und Ereigniskarten aller Zeiten (eine meiner Töchter verlor ihren zuvor beträchtlichen Intelligenzwert, weil sie in der Spelunke unter den Tisch gesoffen wurde). UND das Spiel bietet auch noch fiese Interaktionsmöglichkeiten, wo ich die Dates der Mitspielertöchter (die nur drei Chancen haben zu heiraten) nach Kräften ruinieren kann. Kein wirklich gutes Spiel, aber ein großer Spaß, wenn man das Ganze von der grausamen Wirklichkeit abblendet.

    Archibald Tuttle Reden wir hier von eher wenigen (2-4) Ebay-Verkäufern oder von deutlich mehr (10+)? Und haben die alle ein Gewerbe, wenn sie schon Visitenkarten rumreichen?

    Ich war nur heute kurz vor öffnung da. Da waren es 3 Personen, die die Leute vor der Halle angesprochen haben. Letztes Jahr war ich am Samstag da, da waren es deutlich mehr. Einen Zettel hab ich auch bekommen, weil ich vor der Halle jemandem erzählte was ich suche. Ich denke schon, dass da einige Menschen sind, die gezielt die Schnäppchen abgrasen und sie teurer verkaufen.


    Inwieweit die das offiziell als gewerbe betreiben - keine Ahnung.

    Sorry, ich muss das ausführlicher erklären: ein paar Ebay-Verkäufer stellen sich vor der Spieleabgabe des Flohmarkts auf. Dort kommen dann Leute mit großen Kisten oder Tüten und wollen ihre Spiele zum Verkauf abgeben. Die Ebay-Verkäufer fragen dann, ob sie sich die Tüten angucken können, picken die Rosinen raus (oder machen gleich ein Komplettangebot) und geben dann noch ihre Visitenkarte ab, damit die Leute ihre Spiele demnächst direkt ihnen anbieten können (zumeist wird dabei noch Abholung angeboten).

    An die die ihre Spiele morgens zum Verkauf abgeben. Und bieten an, die Spiele direkt zu kaufen, oder dass die Leute ihnen Listen schicken was sie verkaufen wollen. Damit sie es dann teurer weiterverkaufen können.

    Ja, manche Leute versuchen da wirklich ihre Einkäufe zum Beinahe-Neupreis wieder loszuwerden, und vor 10 sammelten sich bereits die Ebay-Weiterverkäufer vor der Tür und verteilten fleißig Visitenkarten an die Wartenden. Entsprechend waren die begehrten Titel schnell weg.


    Andererseits gab es auch wirklich viele Schnäppchen und seltene Spiele; Liebe & Intrige habe ich noch nie irgendwo gebraucht rumliegen sehen, diesmal gleich zwei Exemplare, eines für 5 Euro, eines für 3 Euro. Letztes Jahr war der Laden voll mit Entdecker - Im Land der Wüstensöhne, dieses Jahr (wo ich eins gekauft hätte) kein einziges, sondern nur das Schwesternspiel "Jadegöttin". Aber bei abyss für 10 Euro, Ashes mit allen Erweiterungen für 15 und Stone Age Jubibox für 20 Euro konnten vor allem die die noch nicht viele Spiele haben gut abräumen.


    Ach ja, mein Schnäppchen des Tages: The King's Pouch von Korea Board Games für 5 Euro. Das wollte ich schon Ewigkeiten haben.

    Der Flohmarkt war wie immer sehr ergiebig, vor allem für ältere Spiele - ich habe 17 Spiele für 160 Euro bekommen. Bei dem Preis nehme ich dann gern auch mal einen potentiellen Flop in Kauf, aber das meiste waren schlicht Spiele aus den 2000ern, an die ich noch dunkle Erinnerungen hatte. Oder Titel wie Michael Schachts Fellinia, das ich schon immer mal spielen wollte, seit ich in der Spielbox davon gelesen hatte. Oder die englischsprachige Neuausgabe von Um Kopf und Kragen, die das alte Spielbrett durch ein modulares/variables ersetzt. Und was Sammeln angeht: bei Eggert Spiele, Days of Wonder, Kosmos 2er und Goldsieber bin ich jetzt der Verlagsvervollständigung einen großen Schritt nähergekommen. Also wieder eine sehr schöne Ausbeute.

    HotSauce


    Die Schnittmenge der Käufer im Fachhandel und der Mydealz-und-Unknowns-Schnäppchenjäger ist wahrscheinlich viel geringer als wir annehmen.

    Gut möglich. Ich hab gerade Mal geguckt. Ich besitze bis auf zwei Titel alle Spiele, die Frosted Games laut BGG bis 2021 rausgebracht hat, von denen danach noch etwa die Hälfte. Von diesen Spielen habe ich gut 50% zum Messe-, Voll- oder annähernd UVP-Preis direkt beim Verlag oder im Fachhandel gekauft, die andere Hälfte mit 30-50% Rabatt. Die teuren Blindkäufe sind deutlich seltener geworden, da die Spiele weniger auf meiner Geschmackslinie lagen (Clash of Cultures, TMB)), oder ich einfach zuwenig (Gutes) von ihnen gehört hatte. Dabei sind mir auch definitiv ein paar gute Titel durchgerutscht.


    Wenn jetzt die Rabatte weg sind, werde ich sicherlich bei den Titeln wie "Das Unbewusste", die exakt meinen Nerv treffen, gerne wieder dabei sein, und anderes nicht mehr laufen. Ist für mich schade, aber wenn es für den Verlag dann besser funktioniert ist das so.

    Tja, hierzu konnte ich nie eine Beziehung herstellen. Es war mir immer schleierhaft, warum es viele so geliebt haben. In Vollbesetzung war mir zuviel Chaos und bei 3 Spielern sprang einfach der Funke nicht über.

    Was uns aber letztens sehr gut gefiel war #Basari aka #EdelStein&Reich.

    Das machte uns riesigen Spaß und war leichter abzuschätzen.

    Ich glaube die Antwort liegt im Namen Bruno Faidutti: seine Spiele sind chaotisch und sehr sehr fies. Ich mochte Basari, aber das ist halt ein kontrollierbarer Euro,bei dem die verdeckten Rollen keine allzu große negative Interaktion erlauben. Citadels ist rund ums Ärgern gebaut, der Rest ist hier nur langweiliges Sondergebäude bauen. Citadels ist kein Spiel des großen Nachdenkens, sondern der großen Niedertracht.

    Nicht mehr viel gutes? So wie bei Earthborne Rangers die einzige jemals doppelte Auszeichnung von Shut up and sit down und einer 8.3 bei 1.3k Ratings bei BGG? Und die doppelte Auflage bei Endless Winter?

    Ich kann Dir nix über Auflagen und Reviews sagen, weil die meine Kaufentscheidung nicht sonderlich beeinflussen - dafür mag ich zuviele sonderbare Spiele und zuwenige Kassenschlager (Everdell, Flügelschlag, TfM und Arche Nova etwa sind überhaupt nicht meins). Stattdessen höre ich eher auf Reaktionen in meinem persönlichen Umfeld, und meine eigenen. Die waren bei #EndlessWinter sowohl bei mir als auch bei meiner Freundin "das will ich nie wieder spielen", weil gefühlt völlig vom Thema losgelöster Mechanismenmischmasch, der uns überhaupt keinen Spaß gemacht hat, obwohl mich das Thema und die Grundmechanik sehr gereizt hat. Und Earthborne Rangers hat bei den LCG/TCG-spielenden Menschen in meinem Umkreis leider auch ziemliche Enttäuschung produziert, die haben es konstant mit Arkham Horror LCG verglichen und fanden das dann deutlich besser - hier wäre ich selbst jetzt trotzdem sehr interessiert, es einmal kennenzulernen, würde es mir aber - auch und wegen des hohen Preises - nicht auf Verdacht kaufen.


    Wie gesagt, ich will Euch nix Böses. Ich kaufe sehr viele Spiele im Jahr, bin Sammler und Spieler. Und wenn die Möglichkeit fehlt, rabattiert zu kaufen, probiere ich weniger Titel aus. Das führt dann dazu, dass ich meine Schwerkrafttitel im Schrank immer noch an einer Hand abzählen kann, und selbst die sind alle gebraucht gekauft. Von Frosted habe ich wahrscheinlich alles, was bis 2020 erschienen ist - zum Teil aber eben erst später rabattiert gekauft.

    Modelle wie das von Schwerkraft sorgen bei mir halt dafür, dass ich Spiele nicht aus Neugier kaufe, sondern erst, wenn ich mehr dazu weiß und am besten schonmal spielen konnte - von meinen Schwerkrafttiteln war noch nie ein zuvor ungespieltes Spiel dabei.


    Wenn Frosted das so fahren will, dann hoffe ich einfach, dass sie eine andere Aufmerksamkeitspolitik bei ihren Spielen weiterführen können. Bei TMB gelingt ihnen das ja bereits, aber da bin ich nicht sicher, wieviel davon dem vorher ja schon großen internationalen Erfolg des Spiels geschuldet ist. Von Endless Winter und Earthborne Ranger etwa habe ich (ganz subjektiv jetzt) nach Erscheinen nicht mehr viel Gutes gehört.


    Grundsätzlich ist mir Frosted wegen des dahinterstehenden Personals schonmal deutlich sympathischer als Krawall-Carsten, und in einer Vorbestellung steckt aktuell auch mein Geld, weil ich froh bin, dass Frosted das Spiel bringt (Das Unbewusste). Gelegenheits- und Beikäufe werden aber wahrscheinlich in Zukunft bei diesem Verlag sehr viel seltener stattfinden (auch weil mich in den letzten Jahren leider einige Titel ziemlich enttäuscht haben).

    Wieder einmal der letzte Spieleabend der Woche am Donnerstag, und mit Abstand der Schönste - was diese Woche wegen des völlig verkorksten Montags aber auch keine große Hürde war. Wir waren zu fünft ( RAW_aus_D , Aleo, Haddock, Momo95 und ich ) und eroberten zuerst das Universum mit einer Runde #CosmicEncounter - der wohl schnellsten, die ich je gespielt habe. Cosmic Encounter ist Ameritrash vom Feinsten: Fünf Alienvölker wollen fünf Kolonien in fremden Sternensystemen errichten und greifen dazu alles in Reichweite an - und dank eines Warptores ist jetzt alles in Reichweite. Dabei verfügt jedes Volk über Sonderfähigkeiten, die es in sich haben. Alle hatten so viel Angst vor den TikTaks von Haddock (die nach ein paar Runden per Timer quasi automatisch gewinnen), dass die Mannschaft von Momo95 (die zwei Kartenhände parallel nutzen durfte) freies Spiel für einen Durchmarsch hatte - zuletzt aufgrund einer fiesen Artefaktkarte, die dem Spieler beim Mischen des Nachziehstapels sofort eine Kolonie zu setzen erlaubt. Da hatten die TikTaks noch locker 7 ihrer Marker übrig. Nach etwas über einer Stunde war der Spuk schon vorbei - es bleibt ein ans absurde grenzende Chaosspiel, wo einfach jede einzelne Rasse mehr OP ist als die nächste. Und gerade das macht es so genial-spaßig, zumindest für alle außer Aleo, der aber dankenswerterweise trotzdem mitspielte.


    Danach dann für einige am Tisch die erste Runde #Citadels aka Ohne Furcht und Adel in 20 und mehr Jahren, für andere die Erstpartie. Ich weiß, dass das damals in offenen Spieletreffs wirklich so lange rauf und runter gespielt wurde, bis es niemand mehr sehen konnte, aber trotzdem konnte ich mich kaum noch dran erinnern. Jede Runde wählt man geheim eine Rolle, verdient Gold und baut Gebäude - wenn man nicht vom Dieb bestohlen, vom Assassinen gemeuchelt oder die eigenen Gebäude vom Saboteur zum Einsturz gebracht wurden. Gefallen hat es mir sehr, aber ich sehe auch, dass es - auch wenn in der Neuauflage jetzt sieben statt acht Gebäude zum Sieg reichen - besser gescriptete Spiele gibt, die mit Drafting und/oder Hidden Roles ein schnelleres Spielerlebnis bieten. Die Wartezeiten bei der Rollenwahl sind zudem schon recht groß, vielleicht ließe sich das in Wiederholungspartien reduzieren, wenn alle die Charaktere besser kennen.


    Und zuletzt noch eine Runde Skull King, diesmal mit den korrekten Regeln der Neuausgabe (10 Punkte für 14er-Karten, nur noch 40 Punkte für die Mermaid, die den Skull King schlägt etc.). Nachdem ich das Spiel wirklich jahrelang nie gewonnen habe, jetzt zum zweiten Mal hintereinander - heute war es aber auch wie verhext, ich hatte von 10 Durchgängen insgesamt 5mal den Skull King auf der Hand, und im dritten Durchgang die Kombi Meerjungfrau, Pirat und Skull King. So kann man ja nicht verlieren, selbst wenn man wollte.


    Also eine erstaunlich leichtgewichtige Runde, die zumindest mir aber gut getan hat - die dicken Klopper dürfen dann gern nächste Woche wieder drankommen. Vielen Dank an alle Mitspieler!