Ein sehr interessantes Thema. Und ich finde es erstaunlich, wie viel man selber eigentlich auch schon teilweise verdrängt hat. Unsere Tochter ist fast 6 und der Kleine 3 Jahre alt. Und als unsere Tochter noch ein Baby war, war das vermutlich die anstrengenste Zeit, die wir je hatten. Sie war zum Glück kein Schreikind, aber Schlafmangel und die fehlende Zeit und Energie, überhaupt mal was für sich zu tun, haben schon enorm am eigenen Befinden gezerrt.
Bei ihr kam leider dazu, dass sie Gelbsucht hatte (was bei Babys auch nicht ungewöhnlich ist). Sie war also ständig müde und schlapp. Könnte man im ersten Moment vielleicht denken; ja, ist doch super, hat man mehr Zeit für den Alltag. Aber die meisten Eltern wissen vermutlich; das wird anstrengend. Babys müssen gefüttert werden, und durch die Gelbsucht war sie oft zu schwach, um länger als 5 Minuten zu trinken. Entweder schlief sie ein, oder sie konnte nicht mehr. Also musste sie ständig dazu animiert werden, weiter zu machen. Bedeutet also, sie immer wieder zu "piesacken". Innerlich war das herzzerreißend, so ein kleines Wesen zu quälen, das dann erstmal bitterlich weint, weil es eigentlich nur schlafen möchte. Aber so hat sie wenigstens getrunken, wenn auch sehr langsam. Dass die Fütterung eine Stunde oder auch mal anderthalb Stunden dauerte, war daher eher die Regel, als Ausnahme.
Und wir mussten sie alle 3 Stunden füttern, da sie weiterhin an Gewicht verlor bzw. zu wenig zugenommen hatte. Und zwar alle 3 Stunden ab Beginn der letzten Mahlzeit, und nicht 3 Stunden nach Beendigung der letzten Mahlzeit. Wer jetzt rechnet, weiß, dass wir somit nur anderthalb bis zwei Stunden zwischen den Mahlzeiten hatten. Und das mussten wir mehrere Wochen durchziehen, 24 Stunden am Tag. Somit war an Alltag überhaupt nicht zu denken, und die Nächte verbrachte man mehr wach als schlafend. Man hat, wie viele Eltern das kennen, eigentlich nur noch funktioniert. Und mein Gehirn hat aufgrund des damaligen Schlafmangels vermutlich auch viele Erinnerungen daran verdrängt. Wo ich dann wieder anfing zu arbeiten (und aufgrund unseres seelisch/körperlichen Zustands) wurde uns aber gesagt, dass wir unsere Tochter nun nachts durchschlafen lassen können. Dementsprechend war das dann nach etlichen Wochen die erste Nacht, die wir ebenfalls durchschlafen konnten. Und ab da wurde es schlagartig besser. Nicht nur hatte man endlich wieder mehr Energie, auch der Kopf wurde klarer. Und lustigerweise tat es unserer Tochter gut, dass sie Nachts durchschlafen konnte, da sie tagsüber viel besser getrunken hat. Und es wurde dann eine wirklich total schöne Zeit, weil man dann ihre Baby-Phase viel besser genießen konnte.
War dann auch der Moment, wo wir gesagt haben, dass wir die Ratschläge von Hebammen und Kinderärzten beim nächsten Kind nicht in allen Fällen mehr zu 100% befolgen, sondern (wie man eigentlich auch immer wieder hört und liest) auch gerne auf das eigene Gefühl hören sollten. Dementsprechend lief es beim Sohnemann später deutlich besser. Hatte auch leichte Gelbsucht gehabt, aber den haben wir quasi so mit durch den Alltag geschleppt (geht mit Geschwisterkind auch nicht anders), nachts weitgehend durchschlafen lassen (es sei denn, er hat sich von alleine gemeldet), und siehe da, mit ihm hatten wir nie diese krassen Probleme gehabt.
Da macht Erfahrung auf jeden Fall schon eine Menge aus. Beim ersten Kind versucht man, alles irgendwie perfekt zu machen. Das klappt niemals. Kann man sich als werdende Eltern auch gleich abschminken. Und ist auch nicht schlimm, sondern völlig normal. Beim zweiten Kind haben wir dann von unserer Erfahrung profitiert und es, überspitzt gesagt, einfach auf uns zukommen lassen. Ja, war natürlich trotzdem teilweise sehr anstrengend, aber man konnte eben deutlich besser damit umgehen.