SPIEL: Entlohnung von Erklärbären

  • [Mod] aus Sweet November sucht Erklärbären für die SPIEL 2017

    Bedingungen: EUR 60,- pro Tag bar plus Eintrittskarte für den Tag. Anwesenheit ganztägig (Pausen kann man natürlich machen), möglichst mindestens 2 Tage.

    Für den aktuell gesetzlichen Mindestlohn in Deutschland könnte man damit also maximal 6 3/4 Stunden arbeiten pro Tag.


    Ich glaub, ich nehm zur SPIEL 17 diesmal Trinkgeld mit - scheint nötig zu sein. :(


    Oder ist das auch so ein Tabuthema, das man nicht ansprechen darf?

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    Einmal editiert, zuletzt von yzemaze () aus folgendem Grund: Zitat eingefügt

  • Wenn man sich die Jobanzeigen auf der Seite des F. Merz Verlags anguckt, geht es teilweise auch noch unter 60€/Tag - sofern überhaupt eine Angabe zum "Lohn" gemacht wird. Vielleicht sollte man das lieber als ehrenamtliche Aufgabe aus Liebe zum Spiel ansehen.

  • Wenn ich den Verlag kenne und mit denen gut Freund bin, dann warum nicht ehrenamtlich als Freundschaftsdienst. Als Entlohnung betrachtet, grenzt das meiner Meinung aber an bewusster Ausbeutung. Gibt aber anscheinend ausreichend viele, die sich ausbeuten lassen - sei es als Übersetzer, Lektor, Regelschreiber oder eben als Standbetreuer. Und das in einer Branche, die bezogen auf die Verlage in Deutschland schon im zweiten Jahr ein Umsatzzuwachs von 10% verzeichnen kann, laut Pressemitteilung des SPIEL 17 Veranstalters. Oder sehe ich das zu einseitig?

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  • Bei kleinen Verlagen ist das keine bewusste Ausbeutung, sondern eine Frage des Budgets.


    Es gibt aber auch noch einen anderen Aspekt. Wenn die Bezahlung zu gut ist, erhöht sich das Risiko, dass sich Leute für den Job melden, die es wegen des Geldes machen, aber nicht wegen der Sache. Und das könnte für ein Event in Essen von großem Nachteil sein. Jemand der für eine geringe Bezahlung freiwillig Spiele erklärt, ist meist auch mit großem Eifer bei der Sache.


    Das mag kontraproduktiv klingen, dass jemand für großen Eifer schlecht bezahlt wird, aber aus meiner Sicht ist das ein Teufelskreis, aus dem man nicht leicht rauskommt, wenn man Leute über eine offene Ausschreibung suchen muss.

  • Bei kleinen Verlagen ist das keine bewusste Ausbeutung, sondern eine Frage des Budgets.

    Wenn man danach geht, sagt der kleine Taxiunternehmer, der Friseur an der Ecke, der Kiosk am Bahnhof, etc. genau das Gleiche. Es gibt nun mal Gesetze und die gelten für Verlage genauso wie für jeden anderen Unternehmer.


    Es geht mir nur um die obige Aussage. Ob sich die Verlage und Aussteller an die gesetzlichen Bestimmungen halten oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Da müsste man jeden Einzelfall prüfen, ob überhaupt ein Arbeitsverhältnis vorliegt und wenn ja, was zusätzlich zum Baren noch an Arbeitslohn in Sachleistungen dazu kommt.

  • @Staublunge: Meine obigen Ausführungen sind bitte absolut wertfrei zu verstehen. Ich möchte das weder verteidigen noch verurteilen, was auf so einer Messe alles passiert. Ich habe nur versucht, ein paar Erklärungen zu geben.

  • @Thygra Mehr Eifer als Argument zur Umgehung einer gesetzlichen Vorgabe würde wohl nicht nur die Spielbranche für sich reklamieren wollen.


    Der Hinweis von Ravn ist richtig und jeder gewerbliche Aussteller muss sich ein rechtskonformes Modell überlegen. Sonst könnten die Beschäftigten im Nachgang klagen. Oder was ist, wenn der Zoll auftaucht?

  • Das ist doch quasi dieselbe Situation, die vor ein paar Monaten in den Staaten aufgetaucht ist bei Wizards of the Coast - das Problem, dass all die "ehrenamtlichen" Helfer, die für Product auf die Messen gehen, eigentlich Arbeitsverträge und Unkostenrückerstattungen fordern können.
    Privateer Press hat damals auch sein Press Ganger Programm eingestellt:
    Die Press Gang wird abgeschafft - News - Page5.de


    Ich finde das Thema schwierig zu beurteilen.
    Viele Jahre habe ich auf der SPIEL Demos gegeben; mal für sehr kleine Firmen, die sehr familiär waren, total viel ausgegeben und bezahlt haben (Hotel, Eintritt, Essen) - dann auch wieder für deutlich größere Firmen, die sehr strenge Regeln für ihr Programm hatten, allerdings nur in Product bezahlt haben - dennoch mit Hotelzimmern usw...


    Ich würde heute nur noch auf die SPIEL als Erklärbär für einen kleinen Verlag, den ich persönlich kenne - und dann eben als Freundschaftsdienst, und nicht um Geld damit zu verdienen. Was passiert, wenn man damit Geld verdienen will, sieht man bei den ganz großen Verlagen mit Messe-Hostessen in hübschen Kostümchen, die aber die Spiele selbst überhaupt nicht erklären können.
    Vielleicht ist das nicht mehr so, aber ich weiß noch, wie es vor 10 Jahren war, als wir uns das Pokemon Miniature Trading Game erklären lassen wollten. Oder Winx...

  • Ich habe keine wirkliche Ahnung, ob hier im konkreten Fall oder überhaupt generell der gesetzliche Mindestlohn greift. Diese rechtliche Einordnung überlasse ich anderen. Mir kam hier der Gedanke und Sinnzusammenhang, weil mir die Anforderungen in Bezug auf die Entlohnung überzogen vorkamen. Erinnerte mich mehr an eine Stellenausschreibung für eine Festanstellung.


    Ich halte allerdings für mich ebenso fest, dass ich als Käufer und Konsument von diesen Bezahlmodellen profitiere, weil die Extrakosten würden sicherlich auf die Verkaufspreise umgeschlagen. Allerdings bin ich ebenso der Meinung, dass gute Arbeit auch ebenso gut entlohnt werden sollte, völlig unabhängig, ob man mit Herzblut dabei ist und einem seine Aufgabe Freude macht, die man dann weitergeben kann. Eigentlich sollte DAS sogar nochmals einen Bonus geben ... in einer gerechten Welt. Mit diesem Widerspruch muss ich zurechtkommen oder den wie bei Nahrungsmitteln, Kleidung & Co meistens erfolgreich verdrängen, zeitgleich aber die Möglichkeiten suchen, bei denen ich es besser machen kann (Stichwort: Fairtrade, Eier und Fleisch aus lokaler Produktion, ...)

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  • @yzemaze: Ich beantrage, alle Beiträge außer dem Startbeitrag auszulagern, da die entstandene Diskussion sich meines Erachtens nur gering auf Sweet November bezieht, sondern sehr allgemeingültig ist. Und ich finde, es tut Sweet November etwas Unrecht, dass diese Diskussion nun hier geführt wird und aufgrund des Threadthemas so aussieht, als ginge es um Sweet November, obwohl das nur ein Auslöser der Diskussion war.


    Ist aber nur meine Meinung.

  • Ich habe keine wirkliche Ahnung, ob hier im konkreten Fall oder überhaupt generell der gesetzliche Mindestlohn greift. Diese rechtliche Einordnung überlasse ich anderen. Mir kam hier der Gedanke und Sinnzusammenhang, weil mir die Anforderungen in Bezug auf die Entlohnung überzogen vorkamen. Erinnerte mich mehr an eine Stellenausschreibung für eine Festanstellung.


    Ich halte allerdings für mich ebenso fest, dass ich als Käufer und Konsument von diesen Bezahlmodellen profitiere, weil die Extrakosten würden sicherlich auf die Verkaufspreise umgeschlagen. Allerdings bin ich ebenso der Meinung, dass gute Arbeit auch ebenso gut entlohnt werden sollte, völlig unabhängig, ob man mit Herzblut dabei ist und einem seine Aufgabe Freude macht, die man dann weitergeben kann. Eigentlich sollte DAS sogar nochmals einen Bonus geben ... in einer gerechten Welt. Mit diesem Widerspruch muss ich zurechtkommen oder den wie bei Nahrungsmitteln, Kleidung & Co meistens erfolgreich verdrängen, zeitgleich aber die Möglichkeiten suchen, bei denen ich es besser machen kann (Stichwort: Fairtrade, Eier und Fleisch aus lokaler Produktion, ...)

    Hallo Ralf,


    du sprichst ein wichtiges Thema an. Leider ist der Mindestlohn nicht für alle Branchen gleich "fair" (Parfümindustrie und Lebensmittel zum Beispiel) und die Lebenshaltungskosten in der BRD sind auch sehr unterschiedlich. Generell vertrete ich aber auch die Meinung: "Wer nur mit Bananen zahlt, darf sich nicht wundern, wenn er nur Affen dafür bekommt".
    Auf Messen kostet so ein Stand einige Tausend Euro. Von daher fallen 10,- Euro die Stunde für einen Promoter meines Erachtens für die 4 Tage nicht wirklich ins Gewicht. Im Gegenteil: Gute Spieleerklärer sind eher selten auf der Messe anzutreffen. Meiner Meinung nach tut man sich als Verlag keinen Gefallen damit, sich nur billige Leute als Erklärer anzustellen, denn wenn ein Spiel direkt grottig erklärt wird, ist es mit meinem Kaufinteresse vorbei. Auch wenn es jetzt nach Lobhuddelei klingt, aber sehr positiv ist mir jedes Jahr der Hans im Glück Verlag aufgefallen. Die Erklärer waren immer top vorbereitet. Da merkte man , dass die nicht nur die Regel kannten, sondern auch eine Struktur hatten beim Erklären.


    Gruß
    Marc

  • Gute Spieleerklärer sind eher selten auf der Messe anzutreffen. Meiner Meinung nach tut man sich als Verlag keinen Gefallen damit, sich nur billige Leute als Erklärer anzustellen, denn wenn ein Spiel direkt grottig erklärt wird, ist es mit meinem Kaufinteresse vorbei.

    Oh ja, das kann man nur dick und fett unterstreichen. Als jemand, der keine Probleme mit Regellesen hat (sowohl vor der Messe als auch nachher beim Nachschlagen), sage ich: Die Hälfte der Spiele bekommt man auf der Messe zumindest in Teilen falsch erklärt. Wenn man die Kleinverlage auslässt, wo Verlagschef oder Spieleautor selbst erklären, dann noch mehr. Ich habe mich schon immer gefragt, wo die Verlage ihre Erklärer her bekommen. Muss wohl so Kategorie "man kennt sich halt" sein. Eine Auswahl nach Erklärkompetenz oder Regelkenntnis scheint es jedenfalls eher selten zu sein.


    Selbstverständlich sind die mitlesenen Erklärbären, die ihre Sache ordentlich machen, von dieser Kritik ausgenommen. Viele Erklärbären machen ihren Job wirklich gut, keine Frage. Aber es gibt jedes Jahr in Essen mehr als nur ein paar darunter, die ihren Job verfehlt haben. Von daher habe ich sogar ein wenig Verständnis für den Ansatz "wir zahlen nicht viel, um uns niemanden einzufangen, der es nur auf das Geld abgesehen hat".

  • Zumindest bei ausländischen Klein-Firmen weiß ich nicht genau, ob die überhaupt wissen, dass in D. so etwas wie ein (noch sehr neuer) Mindestlohn existiert. Ambitionierte Kleinverlage haben ja oft schon genug mit den "normalen" lokalen wirtschaftlichen Notwendigkeiten einer Selbstständigkeit zu kämpfen - Schliesslich sind es häufig eher ambitionierte Hobbyisten und keine Wirtschaftsprofis mit entsprechender Sach- und Fachkenntnis.


    Disclaimer: Was allenfalls eine Erklärung aber keinesfalls eine Entschuldigung sein soll - Unwissenheit schütz vor Strafe nicht.


    (P.S. Zumindest in Frankreich existiert jedoch auch ein ML) Aber Thygra hat recht - Das allg. Thema sollte vielleicht ausgelagert werden.

    Top 10 (jeweils ohne Reihenfolge)

    2 Mal editiert, zuletzt von Harry2017 ()

  • Auf Messen kostet so ein Stand einige Tausend Euro. Von daher fallen 10,- Euro die Stunde für einen Promoter meines Erachtens für die 4 Tage nicht wirklich ins Gewicht.

    Sorry, aber das hast du wohl hingeschrieben, ohne darüber nachzudenken, richtig?


    Betrachten wir exemplarisch zunächst mal einen Kleinverlag.


    1) Die Kosten für einen kleinen Stand von 10 qm dürften deutlich niedriger sein. Ich kenne die aktuellen Preise nicht, schätze aber mal grob 1000 Euro für einen Kleinststand von 10 qm. (Wer es genauer weiß, mag das gerne schreiben.)


    2) Nehmen wir an, ein Promoter arbeitet auf der Messe ca. 35 Stunden. Hinzu kommt die Zeit vor der Messe, in der er die Spiele lernen muss. Sagen wir mal grob 5 Stunden, so dass wir insgesamt auf 40 Stunden kommen.


    Wenn du ihm 10 Euro zahlst, sind das 400 Euro. Dazu kommen Sozialabgaben von ca. 80 Euro - und das auch nur, wenn der Promoter keinen zweiten Mini Job im selben Monat hat.


    Hinzu kommt die Anmeldung als Arbeitnehmer, also das Ausfüllen von Formularen, und einen Arbeitsvertrag musst du auch noch abschließen. Der Zeitaufwand dafür kostet auch Geld, das man schwierig beziffern kann.


    Wenn der Promoter nicht zufälligerweise aus der näheren Umgebung von Essen kommt, musst du ihm auch noch 3 oder 4 Übernachtungen bezahlen. Und das ist während der Messe in Essen weder einfach noch preiswert. Da kann ein Hotelzimmer schon mal 150 Euro kosten, sehr grob geschätzt. Und Kosten für An- und Abreise kommen ebenfalls noch hinzu.


    Damit landest du also insgesamt schon bei grob gerechneten 900-1100 Euro für den Promoter. Also ungefähr dieselben Kosten wie für den Stand.


    3) 1 Promoter reicht ja meist nicht, du brauchst mehrere. Bei einem Kleinverlag reichen vielleicht 2 oder 3. Das wären dann 2000 oder 3000 Euro für Promoter gegenüber 1000 Euro für den Stand.


    Betrachten wir alternativ noch einen großen Verlag. Der zahlt vielleicht 20.000 oder 30.000 Euro für den Stand (wer das genauer weiß, mag sich wieder melden), dann braucht er aber auch viele Promoter, vielleicht 30 oder 50. Das heißt auch hier wären die Kosten für Promoter höher als für den Stand.


    Und jetzt kommst du und sagst, die Kosten für den Promoter fallen gegenüber den Standkosten nicht wirklich ins Gewicht!?


    Meine Zahlen sind nur sehr grob, die kann man sicher auch anders schätzen. Aber in jedem Fall sollte man sehen können, dass die Kosten für Promoter eben doch nicht zu unterschätzen sind.

  • Generell vertrete ich aber auch die Meinung: "Wer nur mit Bananen zahlt, darf sich nicht wundern, wenn er nur Affen dafür bekommt".(...) Meiner Meinung nach tut man sich als Verlag keinen Gefallen damit, sich nur billige Leute als Erklärer anzustellen, denn wenn ein Spiel direkt grottig erklärt wird, ist es mit meinem Kaufinteresse vorbei.

    Alles schön und gut, aber woran soll ein (kleiner, ausländischer) Verlag erkennen welcher Spieleerklärer nun gut oder schlecht ist wenn kein großes Auswahlverfahren stattfinden kann? Alleine über den gebotenen Stundenlohn wird er es nicht festmachen können wie qualifiziert der Erklärer tatsächlich ist. Gezwungenermaßen muss der Verlag die Katze im Sack kaufen und das ist stark risikobehaftet. Angefangen von der eigentlichen Qualität als Erklärer, der Motivation des Erklärers bis hin zur Zuverlässigkeit (Pünktlichkeit und ob er zugesagte Arbeitstage/-zeiten auch tatsächlich einhält). Ein guter Stundenlohn alleine ist da leider kein Garant für einen guten Mitarbeiter.

    The dice decide my fate. And that's a shame.

  • Off-Topic: Durch diese Diskussion hier sensibilisiert, habe ich heute bewusst auf den Kauf bei ALDI verzichtet, stattdessen bei unserem lokalen REWE und Bäcker eingekauft und auf fair produzierte und entlohnte Lebensmittel geachtet. Gar nicht so einfach, wie ich im Nachhinein gemerkt habe: Diskussion:Die faire Milch – Wikipedia Auch hier gilt deshalb, wer nicht genau hinschaut und sich vorab informiert, kann schnell auf den äusseren Eindruck reinfallen. Fair leben ist gar nicht so einfach im Kapitalismus.


    On-Topic: Wer wäre denn bereit, eine Erklärer-Pauschale für die SPIEL 17 zu bezahlen, wenn damit gewährleistet ist, dass die Erklärer und Standbetreuer fair für ihre Arbeit bezahlt werden?

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene


  • On-Topic: Wer wäre denn bereit, eine Erklärer-Pauschale für die SPIEL 17 zu bezahlen, wenn damit gewährleistet ist, dass die Erklärer und Standbetreuer fair für ihre Arbeit bezahlt werden?

    Soweit kommt's noch. Ich gehe davon aus, dass jeder Erklärbär seinen Job dort freiwillig macht und sich vorher über Entlohnung und andere etwaige Vergünstigungen (Eintrittskarte, Parkplatz, Verpflegung am Stand, Standparty o.ä.) bewusst ist und nicht für diese Dienste von der Straße weg schanghait wurde. Manch einer macht dies ja auch aus einer Art Idealismus heraus und hat einfach Spaß daran auf der Messe für einen Verlag etwas zu tun dem er wohlgesonnen ist. Man kann nicht immer alles nur in Euro bemessen. Manchmal macht man auch mal etwas aus Gefälligkeit oder einfach weil es einem Spaß macht. Den Maßstab was denn nun tatsächlich "fair" ist, mag ich mir nicht zuzutrauen anzulegen. Diese Entscheidung obliegt den Erklärbären selber. Entweder man macht es für X Euro oder man lässt es.

    The dice decide my fate. And that's a shame.

  • Alles schön und gut, aber woran soll ein (kleiner, ausländischer) Verlag erkennen welcher Spieleerklärer nun gut oder schlecht ist wenn kein großes Auswahlverfahren stattfinden kann? Alleine über den gebotenen Stundenlohn wird er es nicht festmachen können wie qualifiziert der Erklärer tatsächlich ist. Gezwungenermaßen muss der Verlag die Katze im Sack kaufen und das ist stark risikobehaftet. Angefangen von der eigentlichen Qualität als Erklärer, der Motivation des Erklärers bis hin zur Zuverlässigkeit (Pünktlichkeit und ob er zugesagte Arbeitstage/-zeiten auch tatsächlich einhält). Ein guter Stundenlohn alleine ist da leider kein Garant für einen guten Mitarbeiter.

    Hallo Nafets,


    du hast Recht. Es gibt keine Garantie, dass du einen "guten" Mitarbeiter findest. Mit "Erfahrung" im Personalauswahlverfahren( Telefoninterviews können da schon helfen), kannst du das Risiko senken, aber es ist definitv da. Auch mit "fairer" Bezahlung" kannst du Fehlentscheidungen treffen. Das wird auch immer so bleiben. Nicht umsonst brechen 20-30% der Auszubildenden jährlich ihre Ausbildung ab. Das kostet Unternehmen eine Menge Nerven und Zeit. Und auch ich habe auf Messen schon Promoter gehabt, die: eine Alkfahne hatten, Kunden angebaggert haben, unpünktlich und unzuverlässig waren.


    Ich denke,dass es auf der Spielemesse immens wichtig für einen Promoter ist, eine "Neigung" für Brettspiele zu haben. Aber auch das ist keine Garantie für gute Mitarbeit.Aber es dürfte das Risiko senken. Unternehmerisches Risiko halt...


    Gruß
    Marc

  • Ach kommt, wer von uns muss denn noch von einem Erklärer das Spiel gezeigt bekommen?
    Ich schaue bei einer Partie zu und blättere selbst durch die Regeln. Die Beschwerden über zu schlechte Erklärungen auf der einen Seite und das immer sehr gute Regel- und Spielverständnis auf der anderen Seite, @MetalPirate, finde ich nun nicht so glaubwürdig... :D

  • On-Topic: Wer wäre denn bereit, eine Erklärer-Pauschale für die SPIEL 17 zu bezahlen, wenn damit gewährleistet ist, dass die Erklärer und Standbetreuer fair für ihre Arbeit bezahlt werden?

    Moment mal. Ein Verlag mit Stand in Essen will mir etwas verkaufen, also ist es in seinem Interesse, gute Erklärer zu haben, denn das ist die beste Werbung für ein Spiel. Wenn nicht, dann gibt's ganz viele andere Verlage, die mir auch Spiele verkaufen wollen...



    @[Tom]: Auch wenn man die Regeln vorher gelesen hat (und im Prinzip das Spiel auch fast selbst erklären könnte), ist trotzdem ein Vorteil davon, ist Essen zu sein, dass man es anspielen kann. Also macht man das. Und weil ich nicht zu denen gehöre, die als Gruppe herumziehen und alles für 2+ Stunden blockieren, landet man dann in Runden mit Erklärer und 1-3 anderen Mitspielern aus aller Herren Länder. Dann stellt man sich regeltechnisch natürlich dumm und lässt den Erklärer mal machen... Schon einige Male habe ich dann anschließend ein paar Sachen in der Regel nachgelesen, weil ich sie anders in Erinnerung hatte, und siehe da, die Erklärung war falsch.

  • Ich brauche für mich keine Erklärbären auf der Messe.
    Ich habe mir in über 30 Jahren auf der Messe noch nie ein Spiel erklären lassen - im Spieleladen übrigens auch nicht.


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

  • > Azubi-und Studientage: 5000,- Euro für 3x3 Quadratmeter. Die Spiel dürfte nicht wesentlich billiger sein, wenn man einen "gepflegten Stand" mit Teppich und Ausstattung haben möchte. Okay, soweit?

    Nein, absolut nicht. Wenn ein Kleinstand in Essen 5000 Euro kosten würde, gäbe es dort keine Kleinverlage.


    Meine Zahlen waren nicht aus der Luft gegriffen. Ich hatte von 1996-2005 selbst jedes Jahr einen oder mehrere Kleinstände in Essen. 2005 habe ich in meiner Erinnerung ca. 600-700 Euro bezahlt. Ich wusste lediglich nicht, wie sich die Preise seit 2005 entwickelt haben, deshalb hatte ich mal 1000 Euro geschätzt. Danke @mavman für die Bestätigung.


    Rechne doch mal selbst: Ein Kleinverlag verkauft, wenn es gut läuft, vielleicht 500 Spiele in Essen an Endkunden. Wie soll sich das rechnen, wenn ein Stand 5000 Euro kostet? Und dazu noch Anreise, Übernachtung, Strom, evtl. Lieferwaren mieten etc.?

  • @Jimmy_Dean Die @brettagogen hatten letztes Jahr vor der Messe Dominique Metzler im Interview. Ich habe dunkel in Erinnerung, dass dort Zahlen zu Kleinverlagsständen genannt wurden, die @Thygras bestätigen. Ich mag mich aber auch täuschen und habe nur aus anderer Quelle ähnliche Zahlen im Kopf.
    @darkpact könnte dazu sicher was beisteuern - wenn er denn mag und im Vertrag mit dem Merz Verlag nicht eine Verschwiegenheisklausel steht ;)

  • Nein, absolut nicht. Wenn ein Kleinstand in Essen 5000 Euro kosten würde, gäbe es dort keine Kleinverlage.
    Meine Zahlen waren nicht aus der Luft gegriffen. Ich hatte von 1996-2005 selbst jedes Jahr einen oder mehrere Kleinstände in Essen. 2005 habe ich in meiner Erinnerung ca. 600-700 Euro bezahlt. Ich wusste lediglich nicht, wie sich die Preise seit 2005 entwickelt haben, deshalb hatte ich mal 1000 Euro geschätzt. Danke @mavman für die Bestätigung.


    Rechne doch mal selbst: Ein Kleinverlag verkauft, wenn es gut läuft, vielleicht 500 Spiele in Essen an Endkunden. Wie soll sich das rechnen, wenn ein Stand 5000 Euro kostet? Und dazu noch Anreise, Übernachtung, Strom, evtl. Lieferwaren mieten etc.?

    Hallo Thygra,


    ich sagte ja bereits, dass ich in einer anderen Branche tätig bin. 1000 Euro ist tätsächlich sehr günstig für so eine Messe. Aber Kosten sagen ja nur dann etwas aus, wenn man demgegenüber die Einnahmen stellt. Unter der Voraussetzung, dass du Recht hast und ein Verlag wirklich nur 500 Spiele an den Mann bringt, sind die Promoterkosten eine andere Hausnummer. Die Gewinne, die man als Unternehmer mit Spielen erzielen kann, sind doch sehr gering, wie ich feststellen muss.Scheint doch eher in die Richtung "Hobbyunternehmer" zu gehen.


    Gruß
    Marc

  • Wenn ich auf der Messe wäre, würde ich erwarten, dass mit dem Eintrittspreis eine ordentliche Produktvorführung gewährleistet ist. Wenn das nicht gegeben ist, nehme ich den Schausteller als Unprofessionell wahr und sehe ggfs. von einem Kauf trotz Interesse ab. So wie bei jeder anderen kommerziellen Messe.

  • Die Gewinne, die man als Unternehmer mit Spielen erzielen kann, sind doch sehr gering, wie ich feststellen muss.Scheint doch eher in die Richtung "Hobbyunternehmer" zu gehen.

    Wie gesagt, mein Beispiel bezog sich auf einen Kleinverlag bzw. einen Kleinststand. Es war schon immer die Philosophie des Merz-Verlags, Kleinverlagen eine preiswerte Teilnahme zu ermöglichen, weil diese ansonsten gar nicht anwesend sein könnten. Deshalb gibt es für den kleinen Standard-Stand von 5 x 2 qm einen Sonderpreis (natürlich ohne Teppich).


    Bei größeren Verlagen sieht das anders aus. Sobald man mehr als den klassischen 5 x 2 qm Stand bucht, also mindestens 12 qm, dann dürfte der qm-Preis sich sofort ca. verdoppeln, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Aber ein Verlag mit 5, 10 oder 30 Neuheiten hat dann auch andere Möglichkeiten, Umsatz zu generieren.


    Trotzdem kann man normalerweise die Gesamtkosten für die Messe kaum refinanzieren. In erster Linie ist die Messe immer noch ein Marketing-Instrument für die Verlage, keine Einnahmequelle.

  • Bin da ganz bei @MetalPirate - Ich nehme ganz bestimmt nicht den Verlagen das Zepter der gerechten Entlohnung aus der Hand, so solidarisch @ravn s Vorschlag auch ist, sehe ich diese Partnerschaft als eine vetragliche Partnerschaft zwischen Verlag und Erklärbär an, in die sich der Kunde nicht einzumischen hat. Findet der Verlag niemanden zu diesem Preis, muss er sich anpassen.


    Ich bin gerne bereit einen Mehraufwand an Eintritt für mehr Qualität zu zahlen (Bedeutet für mich aber nicht unbedingt nur eine bessere Entlohnung für Erklärbären, sondern mitunter auch mehr Spielfläche, damit es einfacher ist überhaupt einmal etwas anspielen zu können.)


    Als Beispiel Lieferant (DHL/DPD): Was nützt es der allg. Qualität, wenn ich dem aktuell schlecht ausgebildeten DPD Mann nen 5er in die Hand drücke - DPD ändert dadurch nicht seine Niedriglohnpolitik, sondern wird dadurch eher noch darin unterstützt und ich behalte meinen schlechten DPD Mann. Ich bin gerne bereit mehr für die Leistung ansich zu bezahlen (daher frankiere ich selbst nur mit DHL und achte soweit möglich auf eine DHL Lieferung und meide so gut es geht DPD), Ich melde mich eher bei verlorene Pakete und DPD kann untersuchen, ob es am suboptimalen System oder an der suboptimalen Personalauswahl liegt und sich entsprechend bei gehäufter Meldung anpassen - Oder halt auch nicht und ich meide es weiterhin so gut es geht.


    Auf die Spiel bezogen: Man kann gerne einen Verlag aufgrund der Zahlpolitik meiden oder von mir aus diese auch ansprechen wenn man unbedingt mag - Aber so etwas "auffangen" muss der Kunde nicht per se. Bei einem sehr guten Erklärbär, bei dem ich auch was kaufe, könnte ich mitunter nach entsprechend guter Leistung auch nach einer Trinkgeldkasse fragen...aber von vornherein auffangen werde ich das nicht.

    Top 10 (jeweils ohne Reihenfolge)

    3 Mal editiert, zuletzt von Harry2017 ()

  • Da sucht man einmal nicht selbst, schon kommt einer mit lmgtfy daher... X/ (btw: lieber www.ixquick.com)


    Die Preise stehen also wider Erwarten im Netz:

    Dank der Möglichkeit, auch preisbegünstigte Kleinstände von 10 qm ab EUR 622,-- zzgl. MwSt. zu buchen, findet man in Essen - im Gegensatz zu vielen anderen Messen - neben den großen Herstellern auch viele Einzelautoren, kleine Spieleverlage und Spielzeughersteller. Der geltende Grundpreis für Stände mit einer Größe von mehr als 10 qm beträgt EUR 98,-- pro qm zzgl. MwSt.

  • Die schlechte Qualität der Erklärbären ist auch häufig der Tatsache geschuldet, dass die erst am Donnerstag um 9:10 erfahren welche Spiele sie bis 10:00 aufzubauen und dann zu erklären haben.


    Und natürlich hat man sich am Mindestlohn zu orientieren ohne die Eintrittskarte auch nur zu erwähnen.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

  • ...und selbst wenn die Regeln online oder gedruckt vorliegen...so hat man als Erklärer manches Mal noch nicht das Spiel zum Probespielen in der Hand.
    Der "Just in Time" Anlieferung, donnerstags Morgens, sei Dank....
    Aber es soll ja Leute geben, die können nur durch lesen der Regeln....und so... :D


    ps: ich denke auch, dass es zuviele Hlfer und Erklärer dabei sind, welche gerne das Geld verdienen aber dafür noch lange keinen guten Job machen.
    Mache das selbst jetzt im zwölften Jahr....und es ist ein harter Job, der mir aber viel Spaß macht. (allerdings freue ich mich auch über angemessenes honorieren meiner Arbeit)

  • Off-Topic: Durch diese Diskussion hier sensibilisiert, habe ich heute bewusst auf den Kauf bei ALDI verzichtet, stattdessen bei unserem lokalen REWE und Bäcker eingekauft und auf fair produzierte und entlohnte Lebensmittel geachtet. Gar nicht so einfach, wie ich im Nachhinein gemerkt habe: Diskussion:Die faire Milch – Wikipedia Auch hier gilt deshalb, wer nicht genau hinschaut und sich vorab informiert, kann schnell auf den äusseren Eindruck reinfallen. Fair leben ist gar nicht so einfach im Kapitalismus.

    Weiterer Selbstversuch, mal ohne Zucker und als Steigerung, ohne Plastik versuchen zu leben ;) Habe ich 6 Wochen gemacht, hat mich geprägt und war super interessant.

  • Als Kleinverlag kommen zu diesen 750 Euro für den Stand noch Kosten für mindestens 9m Außenwand dazu, da man meist nur einen Reihenstand hat. 1000 Euro ist also eine realistische Hausnummer. Dann hat man noch keinen Teppich, Tische, Stühle oder auch nur ein Stück Banner angebracht.
    Die Promoter kosten dann auch noch mal. Ich bin froh, das ich von einem Herrn versorgt werde, der die Promoter alle vorher persönlich ausbildet. Die Spiele können sie also meistens, dann muss nur noch die Chemie stimmen.

    Be seeing you,
    Matthias Nagy

    Das hier ist mein Privat-Account. Alle hier geäußerten Meinungen sind nur meine privaten Meinungen und geben nicht die Meinung von Deep Print Games oder Frosted Games wieder.


  • Trotzdem kann man normalerweise die Gesamtkosten für die Messe kaum refinanzieren. In erster Linie ist die Messe immer noch ein Marketing-Instrument für die Verlage, keine Einnahmequelle.

    Was mich interessieren würde: Die Beratungsqualität der Promoter ist ja in sehr vielen Fällen mangelhaft. Das wirkt sich negativ auf den Ruf des Verlages und die Umsatzzahlen aus. Was wird denn eigentlich getan, um diese "Baustelle" zu beheben? Das Problem ist ja nicht neu, aber das hat ja auch etwas mit Qualitätsmanagement zu tun. Die Beratungsqualität sollte ja möglichst einheitlich und hoch sein. Meiner Meinung nach wurde und wird da viel zu wenig Beachtung drauf gelegt. Wenn das Ganze als Marketinginstrument verstanden wird, sollte man ja auch in dieser Hinsicht gute Arbeit leisten. Wie sagte Martin Limbeck (Verkaufstrainer) zu Recht über Kunden: "Nicht gekauft hat er schon".


    Auch wenn das im Moment sehr kostspielig und zeitaufwendig klingen mag. Die "Leittextmethode"(Modell der vollständigen Handlung) würde sich hervorragend dafür anbieten. Viele gute Unternehmen arbeiten auch im Aus- und Weiterbildungsbereich sehr erfolgreich mit dieser Methode. Kurzfristig erfordert es ne Menge Gehirnschmalz, zeitlichen Aufwand und Kosten. Aber Langfristig spart man sich als Unternehmen aber viel Zeit, Geld und Arbeit. Gerade für Verlage ist es ein ideales Instrument, um die Beratungsqualität massiv zu verbessern.


    Wie siehst du das?


    Gruß
    Marc