• Analog zum sehr aktiven TV-Serien-Thread würde ich gerne einen ähnlichen Thread über lesenswerte Bücher starten - ohne wesentliche Spoiler, aber vielleicht dazu angetan, andere User auf Lesenswertes aufmerksam zu machen.


    Ich mache mal den Anfang mit einem umgekehrt chronologischen Überblick über meine jüngsten Lektüren - seit ich einen Kindle besitze, hat mein aktives Lesen stark zugenommen:

    • Die Memory, Sorrow, and Thorn-Serie von Tad Williams: Den Autor kannte ich schon von seiner Sci-Fi-Serie Otherland, die recht gut war, aber schon ein paar Sachen beinhaltete, die mir nicht so zusagten - insbesondere sehr verworren-surreale Visionen und eine Neigung zu einem Über-Happy-End. Stärke von Williams sind meiner Meinung nach die Figuren, die wirklich gut und vielschichtig erscheinen ... von den grundauf Bösen vielleicht mal abgesehen. Dieses Fantasy-Epos (in Summe ca. 3200 Seiten) macht jedenfalls viel Freude. Küchenjunge Simon wird in einen Machtkampf zwischen zwei Prinzen verwickelt, aber dahinter steckt ein noch viel größeres Übel. Von mir eine volle Empfehlung - kleinere Schwächen wie mal langatmigere Phasen beim Durchqueren eines Labyrinths in völliger Finsternis, die auch hier vorhandenen surrealen Träume und insbesondere in den früheren Büchern manchmal sehr offensichtlichen überraschenden Wendungen (das wird im Laufe der Serie aber besser) mal außen vor gelassen. Dafür ist der Rest wirklich stark, und es müssen auch Figuren dran glauben, bei denen ich das bei Williams nicht gedacht hätte. Technisch zumindest beim englischen eBook aber einige Makel - offenbar wurde einfach via Software vom Papier eingelesen und nicht nochmal Korrektur gelesen. Entsprechend sind Buchstabenfehler (i statt l, 1 statt I, mal ein Leerzeichen, wo keines hingehört) deutlich häufiger, als das bei einem Verlagsprodukt der Fall sein sollte. Und Achtung, das eBook für Teil 3 besteht aus 2 Teilen, die bei Amazon zwar unterschiedlich benannt sind, auf dem Kindle aber idiotischer Weise exakt gleich heißen. Also: 4 Bücher à ca. 800 Seiten, nicht nur 3.
    • Inferno von Dan Brown: Ich war ja skeptisch ... Dan Brown scheint ein Autor zu sein, der nur ein Grundprinzip kennt - zwei Leute kommen als böse in Frage, und einer von beiden ist es dann. Beim Vorgängerbuch mit Robert Langdon, das versuchte, irgendwie hiervon abzuweichen, lief das gegen eine Mauer der Belanglosigkeit. Hier gelingt das jedoch sehr gut, und es gelingt Brown sogar, den Leser wieder zu überraschen. Außerdem werden diesmal auch größere Themen angesprochen, und der kulturelle Fokus liegt wieder auf dem im Vergleich zu den USA doch viel ergiebigeren europäischen Staaten. Empfehlung.
    • End Game von Matthew Glass: Für mich ein Blindkauf, nachdem mich der Glass-Erstling Ultimatum nach einer Economist-Empfehlung tatsächlich sehr begeistern konnte. Das sind politische Thriller mit einem starken Fokus auf die Diplomatie und die politische Entscheidungsfindung in Krisensituationen. In beiden Büchern geht es in unterschiedlichen Szenarien um das zukünftige Verhältnis von USA und China und sich daraus ergebende Krisen ... sei es im Bereich Umwelt und Taiwan (Ultimatum) oder im Bereich Wirtschaft und Einfluss in Afrika (End Game). Großartige Bücher, leider aber nur auf Englisch verfügbar.
    • The Revolution was Televised von Alan Sepinwall: Ein sehr kompetentes Buch über die Renaissance der TV-Serie anhand der wichtigsten neueren Serien vom TV-Kritiker von Hitfix.com. Kompetent und wirklich lesenswert.
    • Silo-Saga (3 Bände) von Hugh Howey: Ich stehe ja total auf Dystopien. Diese hier ist mal etwas anderes, denn die Welt besteht aus einem 140stöckigen Wohnsilo, man kann sich nur via Treppe fortbewegen, und Todesstrafen werden durch Rauswerfen aus der Luftschleuse zum Putzen der Außenkameras vollzogen. Und die Hauptfigur ist mal kein Teenager, sondern eine erwachsene Frau Mitte 30. Das ganze ist bei weitem nicht perfekt gelöst, aber alles in allem doch interessant zu lesen.
    • Ready Player One von Ernest Cline: Ein Buch für die Kinder der 80er und Fans früher Computerspiele. Für andere Leute (wie mich) ist das alles aber dennoch lesbar, auch wenn man das konkrete Bild nicht vor Augen hat. Leider bleiben die Figuren aber recht eindimensional, und die Logik setzt auch öfter aus (Wie viele Stunden seines Lebens kann die 18jährige Hauptfigur mit dem Meistern von Computerspielen und Konsumieren von TV-Serien verbracht haben? Sicher hat er weit weniger Stunden gelebt, als er laut Buch damit zugebracht hat!). Kann ich darum nicht wirklich empfehlen.

    Ungelesen habe ich derzeit noch Gone Girl von Gillian Flynn (wird gerade von David Fincher verfilmt), The Knife of Never Letting Go von Patrick Ness (ich mag wie gesagt Dystopia) und The Handmaid's Tale von Margaret Atwood (dito) auf dem Kindle, und an Papierbüchern liegen noch die Wolf Hall-Fortsetzung Bring up the Bodies von Hillary Mantel und die letzten beiden Bücher des großartigen Ian McEwan bereit ... aber vermutlich bin ich nach Memory, Sorrow, and Thorn wohl jetzt so auf dem Fantasy-Trip, dass ich mir erstmal die Shadowmarch-Serie von Williams zulegen werde in der Hoffnung, dass sie ähnlich gut ist.


    Und Ihr?


    EDIT: Bitte nicht wundern - in diesem Thread gibt es von mir ein "Gefällt mir", wenn bei den genannten Büchern etwas dabei ist, was ich spontan interessant finde. Alles andere lese ich aber auch mit großem Interesse.

    Einmal editiert, zuletzt von LemuelG ()

  • Ups - da frage ich mich ja, in welchem Zeitraum Du das alles gelesen hast ;)


    in den letzten 4 Wochen:
    Die Analphetin, die rechnen konnte (Jonas Jonasson)
    Kann an den Erfolg vom Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand, meines Erachtens nicht anknüpfen. War ein Blindkauf. Die Story ist ein bisschen sehr gewagt: Die Analphebetin kommt aus Südafrika und landet bei einem Ingenieur, der für Südafrika Atombomben bauen soll. Dass ihm das überhaupt gelingt ist der Analphabetin Nombeko zu verdanken, die übrigens das Lesen sehr schnell lernt und offensichtlich sehr intelligent ist. Aus Versehen werden 7 statt 6 Atombomben gebaut. Der Ingenieur ist ein Säufer und fliegt auf, Nombeko flieht nach Schweden und die 7. Atombombe landet aus Versehen in Schweden statt in Israel. In Schweden versucht Nombeko die Atombombe los zu werden. Dort lernt sie einen Zwilling kennen, den es nicht gibt, da die Eltern nur einen Zwilling angemeldet haben. ... Und so weiter - die Story ist aus meiner Sicht völlig abgedreht, es gibt Zufälle über Zufälle und irgendwie hat der Autor aus meiner Sicht an allen Stellen ein bisschen zu sehr übertrieben.


    Im Western nichts Neues (Erich Maria Remarque)
    Ich wollte endlich mal wissen, worum es in diesem Buch geht. Es wird schonungslos das sinnlose Töten im 1. Weltkrieg beschrieben. Paul Böhmer fällt als letzter Überlebender seines Jahrgangs und einer der letzten seiner Kompanie im Oktober 1918 - im November war der Krieg zu Ende. Das Buch hat mich zutiefst beeindruckt. Dieser Krieg hat eine traumatisierte Generation Männer zurück gelassen, von denen viele in den nächsten Weltkrieg ziehen mussten.


    Wer das Schweigen bricht (Mechthild Bormann) - deutscher Krimipreis 2012
    Ein Sohn, der seinem Vater niemals genügen konnte, findet nach dem Tod des Vaters 1997 den SS-Ausweis eines Unbekannten (ohne Foto), einen Passierschein und das Foto einer Frau. In dem Fotoatelier, in dem dieses Bild entstanden ist, forscht er nach und die Zeit geht zurück in den zweiten Weltkrieg und schildert das Schicksal von 6 Freunden, die zusammenhalten wollten - und was davon übrig blieb. Verstörend und spannend bis zum Ende. Ein Buch, in dem es um Schuld geht und das zum Nachdenken darüber anregt.


    Von Liebe und Widerstand (Hanna Schott)
    Ein Buch über ein Ehepaar, das im besetzten Frankreich im zweiten Weltkrieg getrieben von Gott, der Wahrheit und der Nächstenliebe Juden vor dem KZ rettet. Immer wieder stelle ich mir die Frage, wie ich wohl gehandelt hätte, eine Frage, die sich nicht beantworten lässt, aber ich glaube, man sollte von sich selbst nicht zu gut denken ...


    Aktuell von Samuel Beckett: Der Hof ...
    Bisher waren die Bücher von Samuel Beckett alle sehr spannend...


    Ich bin neugierig, was die anderen hier so lesen.

    :jester:


    Mein Verhalten ist vielleicht manchmal taktisch unklug, dafür aber emotional notwendig

  • Daniel Quinn: Ismael und Ismaels Geheimnis
    Netter Denkansatz, die Sache mit der Welt und uns mal aus einer anderen Perspektive zu sehen - egal, ob man dem Autor zustimmt oder nicht...

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


    Meine Spiele: Klick mich

  • Ups - da frage ich mich ja, in welchem Zeitraum Du das alles gelesen hast ;)


    Den Kindle habe ich bestellt am 15.10.2013 ... seither also. War aber auch viel auf Reisen seither, und da ist das für Mitnehmlektüre ideal. Für die über 3000 Seiten Tad Williams hab ich dann aber auch über einen Monat gebraucht, inkl. Urlaub.

  • Mein Absolutes Lieblingsbuch: Machine of Death und die Fortsetzung: This is how you die.
    Und da es das erste Buch offiziell kostenlos gibt, kann jeder selber testen ob das was für ihn ist (http://machineofdeath.net/about/books)


    Ansonsten hatte ich gerade erst Andreas Eschbach Der Herr aller Dinge durch. Hat mir gut genug gefallen um alles weitere von ihm jetzt aufzusaugen.
    Meine Frau hatte sich in der Zwischenzeit einmal durch alles von Sebastian Fitze gelesen.


    Ansonsten ist Neal Stephenson und William Gibson die Literatur mit der ich groß geworden bin. Und meine Kinder wachsen mit Marc-Uwe Kling auf.

    Be seeing you,
    Matthias Nagy

    Das hier ist mein Privat-Account. Alle hier geäußerten Meinungen sind nur meine privaten Meinungen und geben nicht die Meinung von Deep Print Games oder Frosted Games wieder.

  • Dann muss ich natürlich eine Lanze für meinen Götterautor brechen: Thomas Pynchon!


    Der Mann selbst ist ein ziemliches Mysterium und sein letztes bekanntes Foto stammt aus den 50er Jahren. Bis vor kurzem hat er etwa alle 10 Jahre ein Buch fertig gestellt. Seit 2006 etwa sind es nun aber schon derer drei. Man darf immer irgendwelche Paranoia-/Verschwörungsplots erwarten und völlig irre Erzähltricks. Dabei werden gerne exakt recherchierte Details über recht abseitige Themen verwendet und als noch abseitigere Metaphern verwendet. Sprachlich ist das auf der einen Seite recht schwer zu lesen, aber dafür wirklich wunderschön. Man kommt also nicht sehr schnell voran, aber hat nie das Gefühl zu "arbeiten". Sein bekanntestes Werk ist sicherlich "Die Enden der Parabel" (Gravity's Rainbow), was mir aber irgendwie nicht so zusagt leider. Meine beiden Lieblinge sind:


    Gegen den Tag (Against The Day): Hier kann unmöglich auch nur versucht werden, den Plot zu umreißen. Es treten zigtausende Personen auf und verschwinden wieder, Ziele werden über hunderte Seiten verfolgt und dann von den Figuren aus den Augen gelassen etc. Pynchon springt stilistisch zwischen einer Art superhelden Steampunk Plup Fiction (inkl. Hinweise auf die einzelnen Ausgaben einer angeblichen Reihe über die Helden), Westernromanen, Romanze, Wissenschaftsroman des frühen 20. Jahrhunderts und einigen weiteren Stilen hin und her. Es geht um Rache eines Sohnes an den Mördern seines Vaters, der Suche nach der Riemann'schen Zeta-Funktion, Tesla, Reisen durch den Mittelpunkt der Erde, Schiffe, die sich plötzlich in zwei Realitäten teilen... Das klingt alles erstmal sicherlich sehr abschreckend, ist aber unglaublich gut geschrieben, spannend, lustig, traurig und faszinierend. Einzig sollte man akzeptieren, dass man von Pynchon auf eine Fahrt mitgenommen wird, die einen inhaltlich manchmal überfordern wird. Wenn eine Szene plötzlich einer bislang völlig unbekannten Person folgt und der eigentliche Erzählstrang für die nächsten hundert Seiten unterbrochen wird, dann ist das eben so. Wenn eine Person, die vor 500 Seiten in einem Nebensatz erwähnt wurde dann ohne weitere Einführung wieder auftritt, sollte man sich nicht über sein schlechtes Gedächtnis ärgern. Wenn die Person nun wichtig wird, lernt man sie eben neu (oder anders) kennen. Wer auch nur ansatzweise ein Interesse an postmoderner Literatur hat, muss sich den Gefallen tun und dieses Buch lesen!


    Mason & Dixon: Mason und Dixon waren die beiden Herren, die im 18. Jahrhundert in den USA die Mason & Dixon-Linie vermessen haben (die später quasi zur Grenze zwischen Norden und Süden (Dixieland) wurde. Wir folgen den beiden Personen während ihres Lebens und dabei geraten die beiden in immer seltsamere Begebenheiten und treffen absurdere Personen (Unsichtbare Roboterenten, Sprechende Hunde, Französische Köche, die Damaststahl mi Croissants vergleichen, Werbiber...). Historisch hat Pynchon hier eine wahnsinnige Recherchearbeit geleistet und sowohl allerlei Faken über die beiden Hauptpersonen als auch über die Zeit und Sprache aufgetrieben. Dies wird dem Leser nun aber so serviert, als wüsste er über alles bescheid und man müsse nur kurz darauf hinweisen. Zudem werden diese harten Fakten munter in die Fiktion verbogen. Interessant ist auch, wie viele Geschichten in dem Buch von irgendwelchen Linien und Grenzen handeln, wodurch immer wieder die Grenzziehungsthematik aufgegriffen wird. Insgesamt ist das hier wohl Pynchons witzigstes Buch (auch wenn die anderen Bücher oft auch sehr komisch sind).

  • Und natürlich Patrick Rothfuss mit Der Name des Windes und den weiteren Bänden...


    Weiß jemand, wann der letzte Teil rauskommen soll... Rothfuss scheint nicht gerade einer der schnellen Schreiberlinge zu sein...

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


    Meine Spiele: Klick mich

  • Simon Scarrow Reihe: "Die Adler..." über die Invasion der römischen Armee Britanniens


    Dirk van den Boom - Die Kaiserkrieger (Band 1-6 - erster Zyklus): Deutsches Kriegsschiff vor dem 1. Weltkrieg läuft in die Kolonie Kamerun aus und landet nach einem Sturm in der Zeit um 400 n.C. im Mittelmeer. Und erlebt dort den Einfall der Goten, sowie den Auseinanderfall Ost- und Westroms. Ist technisch überlegen, jedoch fehlen die einfachsten Rohstoffe. Sehr spannend geschrieben


    Wer Krimis schätz in jedem Fall Ian Rankin und die Inspektor Rebus-Reihe. Die Fälle spielen in Schottland, in wesentlichen in und um Edinburgh

  • Und natürlich Patrick Rothfuss mit Der Name des Windes und den weiteren Bänden...


    Weiß jemand, wann der letzte Teil rauskommen soll... Rothfuss scheint nicht gerade einer der schnellen Schreiberlinge zu sein...


    Hier habe ich etwas zu der Königsmörder Trilogie gefunden: http://www.kvothe.de/the-doors-of-stone/

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


    Meine Spiele: Klick mich