Wie sind eure Eindrücke von Haspelknecht ?

  • Hallo,


    wie sieht es mit der Komplexität und der Spieldauer aus ? Graphisch und vom Thema her ist das Spiel für mich sehr interessant.
    Meine Spielgruppe spielt z.B. Orleans noch mit, komplexer darf es aber (leider) nicht werden.


    Wie ist eure Einschätzung ? Wir spielen immer zu viert.


    Danke im Voraus


    Spielehansel

  • Das Wort "Haspelknecht" finde ich reichlich bescheuert. Mehr kann ich dazu noch nicht sagen, da ich das Spiel noch nicht gespielt habe. :D

    Ein Bild sagt mehr als 298 Wörter... :floet:

  • bescheuert oder nicht, es ist einfach eine Berufsbezeichnung wie das Lexikon des nützlichen und unützlichen Wissens zeigt:


    "Ein Haspelknecht, auch Haspelzieher oder Haspler genannt, ist ein Bergmann, der im frühen Bergbau als Transportarbeiter in der Schachtförderung tätig war."

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Das Wort "Haspelknecht" finde ich reichlich bescheuert

    So verschieden sind die Geschmäcker: ich finde den Titel für dieses Spiel genial!

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

  • Den Begriff hatte ich vor einigen Monaten bei Wikipedia nachgeschlagen. Auch mit dem "nachträglichen" Wissen um diese Berufsgruppe assoziiere ich das Wort "haspeln" mit "lispeln" und nach wie vor mag ich es nicht. Und nun bin ich ebenso wie der Threadersteller auf Berichte zu dem Spiel gespannt.

    Ein Bild sagt mehr als 298 Wörter... :floet:

  • Hi,


    Ich finde hingegen berufsbezeichnungen wie "facility manager" bescheuert.


    Atti

  • Oder der in Großfirmen tätige Compliance Officer, was so ne Art Nanny für Mitarbeiter darstellt.


    Zu Haspelknecht, der in der Tradition der Faßbender, Steiger und Münterferings steht. Tja spielen konnte ich es bei Quined Games nicht aber es sah optisch schon mal recht ansprechend aus.
    Im übrigen gilt hier in Hessen das haspeln nicht als lispeln, sondern eher in der Art schnell reden und die Wortendungen verschlucken.

  • Es spielte sich als Prototyp und auf der Messe schön thematisch fernab des Aktionsscheiben-Auswahl-Mechanismus, der rein auf der mechanischen Ebene stecken bleibt und keine wirkliche Verankerung in der Thematik hat. Dafür aber für wahre Entscheidnungsdilemma sorgt. Im Viererspiel kommen (wenn ich mich recht erinnere, ansonsten bitte korrigieren) alle Sonderaktions-Hexagone ins Spiel, nur die Reihenfolge der Anordnung ist anders. Ob das ausreichend Varianz auch nach x Partien bietet, kann ich nicht sagen. Erst mit weniger Spielern sind nicht alle Sonderaktionen zeitgleich in einer Partie vertreten. Etwas schade.


    Dadurch, dass ich das Spiel schon vor 18 Monaten in Herne gespielt habe und es sich seitdem in den Kernelementen fernab der Optik und ein paar Details nicht geändert hat, fühlte es sich ein wenig altbacken an. Eben ein guter alter Bekannte, von dem man schon alles kennt und der wenig Überraschungen bietet, aber eben mechanisch grundsolide und thematisch schön ist. Gut, aber dann doch irgendwie gewöhnlich, so dass ich die "echten Neuheiten" aktuell vorziehe - zumal das Spiel eh im Mitspielerkreis vorhanden ist.

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  • Erst war ja mal der Titel "Kleiner Haspelknecht" angedacht. Den hätte ich noch besser gefunden. :)


    Ich finde den Titel großartig, weil er grandios zum Thema passt. Und Lokalkolorit pur atmet.


    Der Titel des Protos war "Die Kohlegräber".


    Für mich ist #Haspelknecht ein Management-Spiel. Viel mehr als seine Vorgänger ein typischer "Euro". Dabei mit viel Thema und Thomas Handschrift versehen, also viel Thema. Und: Alles ist knapp. Sogar die Kohle! Und das im Pott...

  • Wenn man die aktionsscheiben als zur verfügung stehende werkzeuge sieht kan man es thematisch auch noch einbinden.


    Gelbe scheiben sind werkzeuge zum anbau von getreide (feldarbeit). Braune scheiben sind werkzeuge zur holz beschaffung (wald). Un schwarze scheiben sind werkzeuge zur kohle beschaffung / wasser entsorgung.
    Der Bauer und der Knecht entscheiden sich in jeder saison wieder erneut wo sie arbeiten. Entweder in Feld, oder im Wald oder in der Pinge oder im Stollen.

  • Also, wir haben es bisher leider nur 1x spielen können, aber es kommt definitiv wieder auf den Tisch. Ich würde mal sagen das Spiel ist von mittlerer Komplexität. Bissel über Orleans schon, weil mehr Planung von Nöten. Aber es ist auch kein Schwergewicht. Das Thema finde ich ebenfalls wunderbar integriert, und die Optik ist absolut passend.
    Ich kann es nur empfehlen.


    Alles Gute


    Christoph

  • Ich habe es bisher auch nur ein Mal gespielt.
    Die 4er Runde hat im Schnitt 7 BGG Punkte vergeben.


    Das Spiel lief, dauert nicht lange.
    Hat es Spaß gemacht? Hmm, geht so.
    Ich würde es nochmal spielen aber nicht kaufen.


    Wir fanden es aber etwas besser als Nippon.

    --
    "Out. For. A. Walk. ... Bitch." (Spike/Buffy-TVS)
    --

  • Wo könnte man Haspelknecht kaufen?

    Danke, die hatte ich über Brettspielsuche auch gefunden.
    Ich möchte aber gerne kaufen, nicht vorbestellen.


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

  • Wenn ich das richtig verstanden habe, war die erste Auflage in Essen schon weg... Kann aber sein, dass nur das Kontingent gemeint war, was sie mit nach Essen genommen haben. Ein Teil wird sicher direkt an den Handel gegangen sein...

  • Wie sind eure Eindrücke von Haspelknecht?

    Meinen Ersteindruck hatte ich im Wochenthread beschrieben: (Link)


    Mir hat es viel Spaß gemacht. Es ist im positiven Sinne etwas "unmodern". Moderne Spiele sind oft eher mechanisch als thematisch geprägt und die Schwere kommt eher durch komplizierte Regellastigkeit. Haspelknecht ist da ein Gegenentwurf. Es ist komplex, ohne kompliziert zu sein. Holt aus recht einfachen Mitteln schön knifflige Grübelproblemchen raus.



    (Zitat aus Wochenthread, zum Problem "konstanter Mangel":)

    Du kannst ja mit Getreide auch noch ein paar Aktionsfelder aktivieren. Dadurch kannst du dir ein wenig Abhilfe schaffen und brauchst hier und da mal weniger gelbe Aktionsscheiben...

    Ja, das ist so eine der typischen fiesen kleinen Gemeinheiten im Design: Getreide ersetzt mir die gelbe Scheibe beim Bezahlen des Kohlengräbers. Aber ich brauche am Ende des Jahres Getreide auch als Abgabe an den adeligen Ausbeuter, sonst gibt's Minuspunkte. Später, nach Ersetzung der Pinge durch Schacht und Stollen ganz ähnlich: Bezahlung von Haspelknecht und Hauer mit Getreide oder Taler, wovon ich auch immer zu wenig habe, gerade bei den Talern, die ich in der Regel nur mit Einmalaktionen kriege. Überall klemmt's, was beim Nehmen der Scheiben -- eigentlich einer ganz simplen Aktion -- schon schöne Entscheidungsdilemmata aufbaut, gerade in Kombination damit, dass es gleichzeitig auch die Spielerreihenfolge für das nächste Scheibennehmen bestimmt, für die man schon die Hälfte der Auswahl vorab kennt. Hohe Komplexität aus eher einfachen Regeln und ohne dass man hintereinander ein Dutzend unterschiedlichster Phasen und Unterphasen der Reihe nach abarbeiten muss. Scheibennehmen bestimmt die Reihenfolge fürs nächste Scheibennehmen, fertig, ohne weitere unnötig verkomplizierende Entscheidungsschritte. Das gefällt mir ausgezeichnet.


    Ich bin sowieso der Meinung, das jedes wirklich gute Spiele einen tollen, knackigen und auf den Punkt gebrachten Hauptmechanismus braucht. Das hat Haspelknecht mit dem Scheibennehmen, das nur auf den ersten Blick ziemlich unscheinbar daher kommt. "Auf den Punkt gebracht" dabei bitte nicht mit "Streamlining" verwechseln. Streamlining nur für den Rest. Der eine, zentrale Hauptmechanismus darf auch ruhig den Kopf kräftig rauchen lassen, und das ist bei Haspelknecht definitiv der Fall. Wie im Wochenthread beschrieben: wir wollten eigentlich unser Kennenlernspiel nur flott aus dem Bauch raus runterspielen, aber dann sitzt man vor den vier Scheibenpools, soll einfach nur alle Scheiben einer Farbe aus einem davon nehmen ... und die Zahnrädchen im Gehirn fangen immer schneller an zu rotieren...



    wie sieht es mit der Komplexität und der Spieldauer aus ?

    Thema Spieldauer: 3 "Jahre" x 3 "Jahreszeiten" = 9 Aktionsplanungen pro Spieler im gesamten Spiel. Jeder verteilt dann maximal fünf (oft auch vier, seltener drei) zuvor genommene Aktionsscheiben auf seine Arbeiter. Das ist dabei auch gewissen Einschränkungen unterworfen (man hat maximal zwei von drei Scheibenfarben und darf pro Arbeiter in der Regel nur eine Farbe zuweisen), so dass das Verteilen auch keine überbordende Komplexität hat. Zumal man beim Nehmen idR schon eine recht gute Vorstellung hat, was man mit den Scheiben machen will. Außerdem geschieht das Verplanen der Scheiben simultan.


    Mal überschlägig rechnen: zwei Minuten für Nehmen + Auflösen der Aktionen pro Spieler, ein bisschen Aufschlag dazu, gibt 20 min / Spieler für die individuell durchzuführenden Züge. Dazu großzügig bemessene 15 Minuten pro "Jahr" (Aufbau pro Jahreszeit, simultanes Verplanen, Winter-Jahreszeit-Verwaltung am Ende) und 5 Minuten für die Schlussabrechnung am Ende. Gibt 50 Minuten + 20 min/Spieler. Also 1:30 h zu zweit bis 2:10 h zu viert. Jo, dürfte nach meinem Ersteindruck so in etwa hinkommen, wenn kein extremer Grübler am Tisch sitzt. Bei schnellen und erfahrenen Spielern vermutlich auch merklich weniger.



    Thema Komplexität: Bei Haspelknecht hängt das meiner Meinung nach auch stark vom Erklärer ab. Warum das? Ich kenne Leute, die erklären absolut jedes Spiel rein über die Mechanismen. Uarghh. Das geht bei Haspelknecht ziemlich sicher schief. Dann käme dieses schöne Spiel nur als reine Mechanismensammlung rüber. Andersrum funktioniert's dagegen super. Wenn man das Spiel auch thematisch erklärt, dann greift alles wunderbar ineinander. Beispiel Errungenschaften (wer Fotos kennt: das sind die Hexagon-Plättchen). Entweder kostenfrei eine Technologie erforschen, die benachbart zu einer bereits von einem selbst erforschten Technologie liegt, oder dem Mitspieler, der diese Technonologie zuletzt entdeckt hat, dafür eine Ressource zahlen. Ich habe das so erklärt, dass man beim Nachbarbauernhof vorbeischaut und sagt: "Sag mal, Horst, du hast da so ein tolles Gerät, mit dem du dir Licht in deinem Stollen machen kannst, Öllampe oder so ähnlich nennst du es. Kannst du mir erklären, wie das funktiert, kriegst von mir auch einen Eimer Kohle dafür."


    Ein paar potentiell missverständliche Kleinigkeiten gibt's auch in der Ikonografie. Jahreszahl und Siegpunkte könnten z.B. unterschiedlicher sein und die Farbgebung ist auch nicht 100% einheitlich. Darauf sollte man gleich am Anfang hinweisen. Bei den Arbeitern steht als Ertrag, mit dem üblichen Schrägstrich für "oder" gekennzeichnet: Getreide / Holz / Kohle / Wasser(entfernung). Richtig ist: gelbe Scheibe -> Getreide, braune Scheibe -> Holz, schwarze Scheibe -> Kohle / Wasser. Der Schrägstrich ist nur bei Kohle/Wasser komplett richtig, nur die beiden Aktionen fallen funktional wirklich in eine oder-verknüpfte Gruppe mit freier Auswahl durch den Spieler, wenn die passende Scheibe gelegt ist.


    Mit Erklärungen und Aufbauten kann man etwas "nachhelfen". Ich habe das so gelöst, dass ich die Ressourcen in drei Kartenboxen getan und auf den Tisch gestellt habe, dabei (restliche) Kohlenwürfelchen und Wasser ganz bewusst in eine Box, um sie so zu gruppieren und vom Rest abzusetzen. Dazu die drei Ressourcenboxen auf dem Tisch so sortiert, wie es der Reihenfolge der Wertigkeit ihrer zugehörigen Scheiben bzgl. der Zugreihenfolge entspricht. Thema Reihenfolge: habe ich so erklärt, dass Feldarbeit (-> gelbe Scheibe) am aufwändigsten ist und man deshalb in der Reihenfolge nach hinten rutscht, wenn man viele gelbe Scheiben nimmt, während man die Kohle (-> schwarze Scheibe) am Anfang einfach als schwarze Steine von seinem Feld aufsammelt, was weniger Zeit kostet, was weniger Zeit kostet, so dass man in der Reihenfolge nach vorn rutscht.


    In Sachen Thema bietet Haspelknecht schon viel, aber es ist dann durchaus auch Aufgabe des Erklärers, das entsprechend so rüberzubringen, so dass sich die spielmechanischen Zwänge aus dem Thema logisch ergeben. Ich nehme mir dabei dann auch gerne mal das Recht heraus, das etwas auszuschmücken, wenn's der logischen Begründung dient. Das mit der gelbe Scheibe = Feldarbeit steht so z.B. nicht in der Anleitung drin, genauso wenig wie das "dem Bauernkollegen die Technologie abkaufen". Aber ich bilde mir ein, mit meiner Art des Spieleerklärens mehr Erfolg zu haben als wenn man das rein auf Mechanismen reduziert oder gar nur Anleitungen vorliest. Haspelknecht ist eines von den wenigen Spielen, die ihr zugrunde liegendes Thema wirklich zu 100% ausleben. Das muss man meiner Meinung nach dann als Spieleerklärer auch mit ausleben. Dann (und vielleicht auch nur dann) ist das Spiel zwar komplex, aber überhaupt nicht mehr kompliziert, weil es mit wenigen, aber sehr logischen Regeln auskommt. Mit der richtigen Erklärung ist es problemlos für jede Gruppe machbar, die Spiele wie Orléans schafft.




    Mal sehen, ob ich die nächsten Tage nochmal dazu komme, Haspelknecht auch mal als 2er zu spielen. Würde mich sehr interessieren, wie das wird. Ich erwarte ein deutlich anderes Spiel, wenn nicht mehr alle Errungenschafts-Plättchen im Spiel sind. Manche Strategien, die auf das gezielte Sammeln der Technologien eines bestimmten Typs setzen (was mich in meiner Erstpartie zum Sieger gemacht hat), werden dann notwendigerweise schwächer. Ich bin mir nicht sicher, ob Haspelknecht genauso gut auf unterschiedliche Spielerzahlen skaliert, wie ich mir das z.B. bei einem großen Spiel von Stefen Feld wäre. Haspelknecht hat schon ein paar Ecken und Kanten mehr und ich glaube nicht, dass das Spiel ohne Schwächen ist. Es sind z.B. Situationen konstruierbar, die nicht von den Regeln erfasst werden (mehr als 6 Scheiben im Pool). Aber es hat zumindest mal soviele völlig unterschiedliche strategische Wege zum Punktemachen, dass es da noch sehr viel zu entdecken gibt.

  • Sieht so aus, als ob Milan-Spiele ursprünglich nur ein kleines Kontingent hatte.
    Ich hatte dort bestellt und Haspelknecht kam letzten Freitag bei mir an (und soll diesen Freitag gespielt werden :) )

    Ich habe auch da bestellt, schon etwas länger her, da war es auch noch günstiger. Ich habe mein Spiel aber noch nicht bekommen. Da wurde ich stutzig. Auf Nachfrage:


    Die Auflage ist tatsächlich bereits vergriffen, mein Spiel bekomme ich aber noch, das wartet nur auf die Eklund-Spiele, die noch nicht da sind.

  • Ich meine auch gehört bzw. irgendwo gelesen zu haben, dass der Verlag zwar alles verkauft hat, was er in Essen dabei hatte, aber noch knapp 500 Spiele erwartet, die dann an die Händler ausgeliefert werden.


    Wir haben es letzte Woche nochmal wieder gespielt. Nach wie vor wirklich klasse. Allerdings zu viert besser als zu dritt.


    Alles Gute


    Christoph

  • Diese aussage kan ich bestätigen (gehört aus erster hand vom Eigentümer von Quined).


    Es waren nog ungefähr 500 stück nicht rechtzeitig fertig um in Essen geliefert zu werden und diese wurden/werden noch nachproduziert. Ich weis leider nicht der letzte stand der dinge.

    Einmal editiert, zuletzt von Distefano ()

  • Ist ja oft so, dass erst Teile der Auflage gedruckt werden, weil zu Essen alle neue Spiele haben müssen. Und nach Essen werden dann die Spiele nachgedruckt und dann kommt noch was nach. Gehört aber noch zur ersten Auflage.

  • Großen Dank an MetalPirate für diese sehr ausführliche Beschreibung des Spiels.
    Es juckt mich da immer noch in den Fingern es zu erwerben.....
    aber es könnte für meine Spielegruppe zu komplex sein.


    Wenn ich neue Spiele vorstelle, heißt es inzwischen immer: "Nicht zu kompliziert, nicht zu lang !!".


    Naja.


    Danke vielmals


    Spielehansel

  • Wie ist denn die Varianz zu sehen? Weil im Spiel zu viert kommen ja immer alle Hexplättchen der Verbesserungen ins Spiel, nur eben teils anders, weil zufällig angeordnet.


    Ergeben sich dadurch nicht typische Optimierungs-Strategien, die man immer wieder wiederholt?

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  • Wie ist denn die Varianz zu sehen? Weil im Spiel zu viert kommen ja immer alle Hexplättchen der Verbesserungen ins Spiel, nur eben teils anders, weil zufällig angeordnet.

    Sehr gute und wichtige Frage, die auch bei mir ganz oben auf der Liste der Fragen zu Haspelknecht stand. Deshalb ein mit aller Vorsicht zu genießender vorläufiger Ersteindruck nach einer 4er-Partie und einer nach 2/3 abgebrochenen 2er-Partie, ohne Anspruch darauf, dass ich das in einem Jahr noch genauso sehe... :D



    Die vom Spiel genau so vorgehene Variation liegt -- im Gegensatz zu den meisten anderen Spielen -- eben nicht in der Auswahl von X aus Y Errungenschafts-Plättchen (mit Y > X), sondern in der Anordnung der X Plättchen. Welches Plättchen benachbart zu welchem anderen liegt, ist extrem wichtig, weil man sich nur auf Nachbarplättchen technologisch ausbreiten kann. Zumindest sofern nicht ein Mitspieler die gewünschte Errungenschaft schon hat, was dann aber mit Zusatzkosten verbunden ist.


    Mein Bauchgefühl ist, dass das Spiel für genau die vorhandenen 20 Plättchen ausgelegt ist. Ich glaube (!), dass eher das 2er-Spiel durch fehlende Plättchen leidet als das 4er durch fehlende Variation. Nämlich durch eventuell schlechteres Balancing und Verlust strategischer Optionen. Einfaches Beispiel als Beleg: die Gebäude, die man rechts am Spielertableau anbaut. Im 4er-Spiel stehen vier Gebäude zur Verfügung. Je nachdem, wieviele man davon baut, gibt's in der Schlussabrechnung 1/3/6/10 Punkte. 10 Punkte ist schon verdammt viel bei Haspelknecht. Durch das Erforschen selbst gibt's ja auch nochmal Punkte und die Gebäude bringen alle auch nutzbare Vorteile. Wer alle vier Gebäude im 4er-Spiel schafft, dürfte ziemlich sicher um den Sieg mitspielen. Im 2er mit dem empfohlenen Anfängeraufbau, d.h. in den vier Reihen die Plättchen mit den Nummern 1-3, steht dagegen nur ein einziges Gebäude zur Verfügung. Gebäudebau fällt da als Siegstrategie schon mal sicher flach.


    BTW: In den "draft rules" waren noch vier Bonusplättchen beschrieben, je eines pro Stufe. Ja, diese Plättchen hätte ich auch gerne noch dabei gehabt. Eine Variationsmöglichkeit zu haben ist immer besser als sie nicht zu haben. (Der Autor meinte auf meine diesbezügliche Nachfrage auf BGG, dass die eventuell in einer Erweiterung kommen könnten.) Trotzdem sind meine Bedenken wegen fehlender Variabilität aus den oben genannten Gründen ziemlich entkräftet. Die Anordnung ist wichtig und die auf der letzten Seite unter "Varianten" abgebildeten nicht-flächigen Anordnungsmuster mit Einschnitten, Löchern & Co sind doch nicht so sehr "Gimmick" oder vorgegaukelte Pseudo-Variabilität, wie ich beim Regelstudium und vor dem ersten Spiel noch dachte. Die Anordnung macht einzelne Strategien sofort mehr oder weniger gut realisierbar und fügt Haspelknecht ein "Spielaufbau lesen" als "Spiel vor dem Spiel" dazu -- in meinen Augen ein klarer Pluspunkt bei einem Spiel, das definitiv sehr viele unterschiedliche Wege hat, um Punkte zu kriegen, bis hin zu so exotischen Sachen wie: "im nennenswerten Umfang Punkte machen durch Lagerbau und Einlagern der richtigen Ressourcen im Winter". Da sind meinem analytischen Blick einige Sachen begegnet, die viele Spieler am Anfang garantiert nicht entsprechend zu würdigen wissen... :)

  • Also ich habe mittlerweile mehrere Partien mit unterschiedlichen spielerzahlen gespielt. 2 mahl zu zweit und auch ein mahl zu dritt. Wir haben letzes Spiel auch die Errungenschaften pro Stufe zufällig hingelegt. Genau wie Metalpirate schon schreibt muss man sich dan schon vorher ansehen welche Errungenschaften aus dem Spiel raus sind und was das für das sammelnn von Siegepunkte bedeutet. Es gibt so weniger möglichkeiten punkte zu sammeln und mann muss vielleicht eine andere Strategie verwenden. In unserem Spiel zu dritt gab es nur 3 gebäude im Spiel und hat jemand es geschaft 4 Münzen extra zu sammeln und hatt damit massif punkte gesammelt. Dieser Spieler hatte auch am ende des Spiels 3 Errungenschaften der 4. stufe. Und hatte nicht alle Kohle in seiner Pinge abgebaut. Er hat also hauptsächlich punkte gesammelt in dem er Errungenschaften entwickelt hat. In einem Spiel mit 4 Spieler war die strategie mit 4 Häuser letzendlich die richtige. Aber man kann nicht so ohne weiteres sagen das es immer nur eine Strategie gibt.

    Einmal editiert, zuletzt von yzemaze () aus folgendem Grund: -fullquote

  • Oh Mann, je mehr Du über das Spiel schreibst, desto mehr Interesse habe ich.

    :D


    Heute abend als 2er mit meiner Frau gespielt. Standard-Zweier-Aufbau. Auch das zweite komplette Spiel wieder mit knapp 50 Punkten gewonnen, ich glaube es waren 48 am Ende. Dabei den blöden Adeligen dieses Mal weitgehend ignoriert (4 Schuldscheine = 7 Minuspunkte am Ende), wenn ich mich recht erinnere, im ganzen ersten Jahr nicht einmal Nahrung produziert, aber dafür die Pinge im ersten Jahr schon leergeräumt und den kompletten Stollen am Ende. Am Ende Boni für Schubkarre und Öllampe, dazu für die (optimiert vielen!) Schlägel & Eisen Symbole. Am Ende noch einen Haufen Kohle im Schacht gehabt, da habe ich sogar noch Punkte verschenkt. Ich glaube, auf oder sogar über die 50 Punkte (-> eine Runde auf der Zählleiste) kann man kommen.


    Ich behaupte nach knapp 3 Partien nicht, dass das Spiel super wäre. Es ist irgendwas zwischen (mindestens) gut und super, aber wo genau, das wird erst die Zeit zeigen. Es gibt noch viel zu entdecken und noch macht mir das Spiel super viel Spaß. Wobei ich mittlerweile den Eindruck habe, dass man zum Gewinnen viel forschen muss. Es geht weniger um forschen oder nicht forschen, sondern eher darum, welche Technologien zur eigenen strategischen Grundrichtung und zu den aktuellen taktischen Zwängen am besten passen. Diese Errungenschaften MUSS man sich holen, sonst kann man nicht gewinnen. (Und idealerweise sollte man vielleicht auch den Konkurrenten "ihre" benötigten Technologien nicht als erstes lassen, wenn man's auch brauchen kann. Jeder Siegpunkt zählt. In der Forschung, auch in der Option, dafür Zusatzkosten zu zahlen, um den Nachbarschaftszwang zu umgehen, steckt mehr Spieler-Interaktion drin, als man auf den ersten Blick sieht.)


    Das Spiel hat noch viele Kleinigkeiten, die mir so langsam auffallen. Beispielsweise die Begrenzung der Kohlewürfelwertung gegen Ende durch den Haspelknecht. Hartes Limit: lässt sich nur einmal aktivieren und mehr als maximal drei Kohlewürfel zieht der Kerl pro Jahreszeit nicht aus dem Schacht hoch, sonst bleibt die Kohle eben am Fuße des Schachtes liegen. Heißt: Kohlelagerung ist doch wichtig, wenn man mit Kohle punkten will. (Das "erst ab drei Kohlewürfelchen gibt's Punkte dafür" ist clever!) Heißt auch: Wasservermeidung ist halbwegs wichtig (Eimer, Scheibennehmen, letzteres mit Implikationen für Reihenfolge). Heißt ebenfalls: eventuell genug Nahrung produzieren, um den Haspelknecht damit bezahlen zu können, bewusst auch im Frühjahr, statt des eigentlich naheliegenden Sommers (-> +1 Bonus), dabei auch gerne die Abgaben am Ende ignorieren, d.h. mit Getreide Haspelknecht und/oder Hauer aktivieren, und am Ende ganz bewusst den/die Schuldschein(e) freiwillig nehmen, das kann sich unter dem Strich rechnen. Ganz andere Sache noch zum Zweierspiel: die Verteilung der Scheiben ist merklich anders. 4er: 10/36 = 28% gelb, 2er: 4/18 = nur 22% gelb. Mehr als 2 gelbe Scheiben nimmt man da selten. Ich glaube, das von mir heute intuitiv gespielte "verliere nicht zu viel Zeit/Aktionen/Fortschritte mit gelben Scheiben, nimm ruhig die Schuldscheine" ist zumindest im 2er Spiel keine soooo schlechte Idee...



    Dabei habe ich es ja in Essen schon gespielt, fand es aber nur "ok".

    Magst du mal ein bisschen berichten, warum "Haspelknecht" dich nicht 100%-ig überzeugen konnte? :)


    Dass ich von dem Spiel so begeistert bin, wie man bei aller Vorsicht nach wenigen Partien nur sein kann, das sollte mittlerweile klar geworden sein. :) Aber je mehr unterschiedliche Ansichten in dem Thread, bewusst auch negative, umso besser und informativer wird es insgesamt.

  • Wir haben es heute auch zum ersten Mal gespielt und zwar zu zweit.
    Ausgang: 50 : 39 gegen mich. Ich hatte mehrfach Scheiben, die ich nicht nutzen konnte...


    Das Spiel gefällt uns ausgezeichnet und ist in der Tat das beste aus der Trilogie.
    Die Regel ist gut geschrieben, das Spiel ist nicht kompliziert, aber in den Auswirkungen dann doch komplex. In jeder Runde haben wir Scheiben genommen und beim Einsetzen dann festgestellt: Ach nee, das geht ja jetzt gar nicht ... Ach so, oh, clever gemacht ...
    Das erste Spiel war auch hier zum Kennen lernen und Appetit auf mehr machen und beim zweiten Mal hat man dann eine Vorstellung wie es gehen kann.
    Ich hatte z. B. im dritten Jahr nicht genug Holz um den Schacht bis zum Ende ausbauen zu können. Daher konnte ich auch meine schwarzen Scheiben nicht nutzen. Mein Hauer hat die noch mögliche Kohle für ein Getreide abgebaut. Das hatte ich in der letzten Runde dann im Überfluss. Leider konnte der Haspelknecht auch nicht alle Kohle hochziehen, da ich etwas im Wasser ertrunken bin. Und eine Errungenschaft konnte ich in der letzten Runde nicht mehr bekommen, weil ich entweder zu wenig Scheiben hatte oder die falschen ...


    Trotzdem hat das Spiel viel Spaß gemacht und ich will es bald wieder spielen.


    Gruß vom
    Spielteufel

    :jester:


    Mein Verhalten ist vielleicht manchmal taktisch unklug, dafür aber emotional notwendig

  • Gesternabend schon wieder Haspelknecht. Dass meine Frau sowas Anspruchsvolles von sich aus vorschlägt, und das abends nach einem etwas anstrengenden Tag mit unserer Kleinen :baby: , das sprich sehr für das Spiel. Das erste Mal mit zufälliger Plättchenwahl. Im 2er fehlenden dann ein paar Plättchen, bei uns u.a. der aufgewertete Knecht, d.h. sämliche Forschungsarbeit MUSS dann der Bauer machen. Dafür waren alle vier Gebäude drin. Gewonnen hat am Ende nicht meine Frau mit allen vier Gebäuden, auch wenn ich sie zwischendrin mal auf der Siegerstraße gesehen habe. Am Ende ein paar Fehlerchen zuviel gemacht und ich bin mit meinem Ritt auf der Rasierklinge in den letzten Runden durchgekommen, alles hing am richtigen Erreichen von ein paar Einmal-Boni, die direkt schon verplant waren. Unterschätzt die Kohlensäcke (Errungenschaft 34) nicht, die transformieren zwei nutzlos herumliegende Kohlenwürfelchen (okay, 2 Siegpunkte sind's idR auch) in Taler und Getreide, was sich flexibel für weitere Aktionen (-> Leiharbeiter) nutzen lässt. Damit den Adligen bezahlen ist nur Fallback.


    Wenn @Spielteufel schreibt, dass man an diversen Stellen aufpassen muss, sich nicht in eine Sackgasse zu manövrieren, dann kann ich das nur unterschreiben. Eine ungenutzte Aktionsscheibe verfallen lassen oder fehlendes Holz zur Stollensicherung oder die nur zwei statt der möglichen drei Aktionen des Haspelknechts genutzt (weil er z.B. dringend das Grubenwasser wegschaffen muss, damit der Hauer arbeiten kann, und man keine schwarze Scheibe hat, um es jemandes anderes machen zu lassen) oder das ungenutzt im Winter weggeschmissene Getreide bringt einen alles nicht um, aber es kostet schnell mal ein paar Siegpunkte. Anders als z.B. bei Grand Austria Hotel liegen Fehler aber nie an den blöden Würfeln, auch nur in Ausnahmefällen an Mitspielern, sondern diese ganzen Fehlerchen sind immer und ausschließlich eigene Fehler. Kein Holz geholt? Selbst Schuld, du hättest genug Zeit dafür gehabt. Negative Auswirkung vorhanden, dabei aber nie dramatiasch fies und immer 100% thematisch begründet. Ein ganz ähnliches Spielgefühl wie z.B. bei Agricola, das verlangt teilweise eine ähnliche kurz- bis mittelfristige Vorausplanung, z.B. für die Kette Holz holen - Zäune bauen - Tierzucht starten.


    Die 11 Punkte Unterschied, von denen Spielteufel berichtet, ist nach meiner Einschätzung schon ungewöhnlich viel. Wer keinen groben Fehler macht, sollte am Spielende idR bei 40 bis 50 Punkten landen. Im Endeffekt gewinnt dann der, der weniger Fehler gemacht hat, eine gute Grundstrategie hat, einen Plan B nicht vernachlässigt hat, und clevere Lösungen für die wechselnden taktische Anforderungen durch die Scheibenauswahl findet. Auch wieder: ganz ähnlich wie das, was Agricola für mich ausmacht, nur eben mit Aktionsscheiben statt Ressourcen-Anhäufungsfeldern und weniger asymmetrisch. Ich sag mal: wer Agricola liebt, wird Haspelknecht als kürzere, konzentriertere, verdichtetere Realisierung eines ganz ähnlichen Spielgefühls auch mögen.

  • Die 11 Punkte Unterschied, von denen Spielteufel berichtet, ist nach meiner Einschätzung schon ungewöhnlich viel. Wer keinen groben Fehler macht, sollte am Spielende idR bei 40 bis 50 Punkten landen. Im Endeffekt gewinnt dann der, der weniger Fehler gemacht hat, eine gute Grundstrategie hat, einen Plan B nicht vernachlässigt hat, und clevere Lösungen für die wechselnden taktische Anforderungen durch die Scheibenauswahl findet. Auch wieder: ganz ähnlich wie das, was Agricola für mich ausmacht, nur eben mit Aktionsscheiben statt Ressourcen-Anhäufungsfeldern und weniger asymmetrisch. Ich sag mal: wer Agricola liebt, wird Haspelknecht als kürzere, konzentriertere, verdichtetere Realisierung eines ganz ähnlichen Spielgefühls auch mögen.

    @MetalPirate - das war hat das Problem, ich war einfach nicht clever genug :weia:

    :jester:


    Mein Verhalten ist vielleicht manchmal taktisch unklug, dafür aber emotional notwendig

  • Was die Verfügbarkeit angeht:
    Ein nicht gerade kleines Kontingent war bei der Spielgilde recht schnell ausverkauft.


    Laut Verlag ist aber Nachschub unterwegs und sollte diese bzw. nächste Woche bei der Gilde eintreffen.