M.U.L.E. und die Sache mit dem Zufall

  • Vor kurzem habe ich es endlich mal geschafft, abseits von Essen das Spiel mit einer Runde aus vier Leuten zu spielen. Ich selber kenne das C-64 Spiel schon aus den frühen 80ern und bin immer mal wieder mit den verschiedenen Ablegern und Hommages in Berührung gekommen. Die Abbildung der Wirtschaftsabläufe, die durch das Programm simuliert wurden, fande ich faszinierend, da es kaum etwas vergleichbares gab, was so dynamisch aber auch nachvollziehbar funktionierte. Die aktuelle Brettspielumsetzung kommt bei den meisten ziemlich mies weg, vielfach wird der übertriebene Glücksfaktor genannt und auch die Personal Events Cards stoßen auf große Ablehnung, da die Argumentation des Autors (nicht automatisch der erste bekommt die negative Karte reingedrückt sondern der, der subjektiv vorne liegt) von vielen so nicht akzeptiert worden ist. Nun bietet das Spiel einen ganzen Haufen an Varianten, um es dem eigenen Spielgeschmack zumindest ein wenig anzupassen und ggf. Elemente zu verändern, die in der Spielerunde nicht wirklich auf Gegenliebe stoßen.



    So habe ich akribisch eine mögliche Partie vorbereitet und geierte seit Wochen beständig, das Spiel auf den Tisch zu bekommen. Damit meine lieben Mitspieler, die man nahezu alle in den Bereich (sehr) gute Vielspieler aber keine totalen Geeks einsortieren kann, trotz meines kindlichen Nostalgie-Flashs ein anständiges Spiel zu Gesicht bekommen, habe ich alle Varianten gewählt, die das Spiel so "modern" und planbar machen, wie es nur geht:

    • Keine Personal Events
    • Tournament-Regeln
    • Develop-Events in Phase 2 statt direkt vor der Produktion

    Ergebnis: Das Spiel war zu statisch, zu vorhersehbar, zu langweilig. Der Marktmechanismus funktionierte bestens, allerdings wurde kaum bis gar nicht gehandelt, da ein richtiges Feilschen mit Zusagen, Übers-Ohr-Hauen etc. auch so gar nicht zum mathematischen Rest passte. So wurde aus dem humorigen M.U.L.E. irgendwie etwas anderes.


    Ich möchte das Spiel glaube ich so mit allem In-die-Fresse spielen, wie es der Author vorgesehen hat um die Vorlage einzufangen. Ich weiß selber, dass einiges daran eher an Spielregeln aus den 80ern erinnert aber so what. Ich glaube, man sollte wirklich wissen, was M.U.L.E. damals war um es am besten genießen zu können und zu verstehen, was die Spielmechanismen von einem wollen. Damit setzt sich das Spiel bloß gekonnt zwischen alle Stühle, was ich persönlich sehr, sehr schade finde, denn ich mag es trotzdem total.


    Also hier ein ernst gemeinter Tipp, wenn Ihr es noch nicht gespielt habt, Euch aber nicht so richtig über die richtigen Varianten im klaren seid: Macht da kein verkapptes Planet Steam draus, das kann das "Orginal" besser. Und alles nicht so ernst nehmen!

  • Eventuell ist M.U.L.E. einfach kein gutes Brettspiel - in dem Sinne, dass es nicht den Erwartungshaltungen entspricht oder eben falsche Erwartungshaltungen weckt?


    Nach meiner Erstpartie in Dreierrunde, die eher wenig aufregend und sehr gradlinig war, werde ich das Spiel sicherlich nochmal in Vollbesetzung und mit den Turnierregeln auf den Tisch bringen. Die Vielfalt der optionalen Regeln macht es mir da aber nicht einfach, die passenden für die jeweilige Spielrunden zu finden. Weil ist ein Spiel erstmal "als blöd gebrandmarkt", bekomme ich es in gleicher Runde kaum noch auf den Tisch - dazu gibt es zu viele Alternativspiele, die direkt zünden.

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  • Vielleicht eher eine Frage für einen neuen Thread: Gibt es überhaupt eine Computer-Brettspiel-Umsetzung die:


    - für sich genommen als Spiel gesehen gut ist


    und


    - die das Gefühl des Computerspiels gut rüberbringt?


    Für mich unterscheiden sich hierfür die Medien Computer und Brettspiel einfach zu sehr. Mit Grausen denke ich z.B an Warcraft, obwohl es für sich allein genommen kein schlechtes Spiel ist. Es hat für mich nur nichts mit dem Computerspiel zu tun...


    @yzemaze gerne auslagern falls das hier zu weit führt :)

  • Sid Meier's Civilization (2011)?

    Ich kenne nur das Civi von FFG und fand es vom Gefühl her zu klein im Vergleich zum Computerspiel. Dort hatte ich immer große Armeen und viele Konfliktherde :D

    Doom?

    Habe ich weder am PC noch auf dem Brett je gespielt. Steht aber seit langem auf meiner "Will ich mal Spielen-Liste" :thumbsup:

  • Naja, ich finde M.U.L.E. als Computerspielumsetzung schon ziemlich gelungen und vom Feeling her nah am Orginal. Es scheint aber daher ein wenig vorauszusetzen, das Computerspiel zu kennen um dem Charme folgen zu können. Nicht-C64-Geeks gucken mich da immer ein wenig verständnislos an, wenn ich mit so etwas um die Ecke komme..

  • WarCraft ist sicherlich Ansichtssache. Ich persönlich finde es gut umgesetzt, bin aber auch kein Hardcore-WarCraft-Fan. Ich hab die Kampagnen durchgespielt, der Multiplayer hat mich nie interessiert.
    StarCraft sehe ich auch als gute Umsetzung.
    Gleichermassen Gears of War.
    Das FFG-Civ würde ich auch als gelungene Umsetzung einstufen.


    Das Gefühl der PC-Vorlage ist bei allen da. Dass Kämpfe oder Mapgrösse im Vergleich zum Vorbild kleiner ausfallen, ist wenig überraschend, schliesslich fehlt halt auch der verwaltende PC im Hintergrund. Und ein Civ-Brettspiel, bei dem du und der Gegner sich dann jede Runde an 10 verschiedenen Fronten durch zig Panzer, Hubschrauber, Flugzeuge, Interkontinentalraketen, Infanterie, Anführer, Helden, Ingenieure, etc etc durchrechnen, das will ich als Brettspiel bei aller Liebe zu langen Spielen dann auch nicht mehr mitspielen.

    Wenn dir egal ist, wo du bist, kannst du dich auch nicht verlaufen.

  • @Dirtbag Da bin ich ganz deiner Meinung, ich hätte auch keine Lust auf ein 100h-Civi mit einer Tischgröße von 10x10m :P


    Das sind ja alles rein subjektive Sichtweisen/Empfindungen, mich spricht bzw. sprachen PC-Spiele immer durch ihre gefühlte Größe an (bei Siedler III gab meine Grafikkarte bei 4.000 Soldaten auf :D ) wogegen ich bei Brettspielen das präzise mit weniger Material schätze.


    Das ist aber vielleicht ähnlich schwierig in Worte zu fassen wie die Film-Buch-Diskussionen...

  • Eventuell ist M.U.L.E. einfach kein gutes Brettspiel - in dem Sinne, dass es nicht den Erwartungshaltungen entspricht oder eben falsche Erwartungshaltungen weckt?

    Sicherlich Geschmackssache, aber als MULE Fan der alten Schule finde ich das Brettspiel mehr als gelungen und simuliert das C64 Spiel mE nahezu perfekt.

  • Nach meiner Erstpartie in Dreierrunde, die eher wenig aufregend und sehr gradlinig war

    bekomme ich es in gleicher Runde kaum noch auf den Tisch

    Als eine von den Dreien biete ich dir gerne an, das Spiel nochmal mit zu spielen, mir hat es eigentlich ganz gut gefallen. Falls du mal ein Wochenende oder auch nur einen Tag frei hast komm doch einfach an die Mosel :whistling: Wir organisieren die 4er Runde. Und vielleicht noch ein Spielewochenende dazu...

  • Auf BGG gibt es inzwischen ein Regelwerk als "Director's Cut" beschrieben:
    Beta Rules for "Director's Cut" variant (ex Advanced Mode) | M.U.L.E. The Board Game | BoardGameGeek


    Hat diese offizielle Regelvariante vom Autor schon mal ausprobiert? Bei mir liegt M.U.L.E. leider seit der Erstpartie ungespielt aufm Schrank.

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