Wird heutzutage mehr gegrübelt als früher?

  • Das ist so wie früher bei Tikal........man macht seinen Zug und geht in die Küche 20-30min was erledigen und kommt dann wieder schaut sich das Board an, macht seinen Zug und geht wieder.......

    Ich habe Tikal gekauft, als es Spiel es Jahres wurde, und es damals sehr gern gespielt. In unterschiedlichen Runden immer locker-flockig runtergespielt. Aber du hast natürlich recht: In der heutigen Spieleszene, wo alles durchgerechnet und durchgeplant wird, geht sowas mit "verteile in deinem Zug 10 Aktionspunkte nach deiner Wahl auf 5 mögliche Aktionen mit unterschiedlichen Kosten" einfach nicht mehr.


    Aber das liegt dann mindestens genauso auch an den Leuten, die einfach nicht mehr aus dem Bauch raus spielen wollen bzw. können, sondern Gesellschaftsspiele mit perfektem mathematischem Durchrechnen von Optimierungsaufgaben gleichsetzen. Das Gewinnen wird über den Spielspaß für alle am Tisch gestellt, selbst wenn man mit regelmäßigem 10-minütigem Grübeln die anderen zum Däumchendrehen verdonnert und das laut Packungsangabe 90-minütige Spiel damit auf 3 Stunden bringt. Ich würde mir manchmal mehr Mitspieler wünschen, die einfach drauf los spielen können, egal wer am Ende dann gewonnen hat.

  • Ich würde mir manchmal mehr Mitspieler wünschen, die einfach drauf los spielen können, egal wer am Ende dann gewonnen hat.

    So unterschreibe ich das auch. Zu viele Spiele funktionieren nicht gut, wenn nicht alle Züge auf das Spielziel ausgerichtet sind. Man muß ja doch häufig einschätzen, was die anderen Spieler tun, aber wenn die dann komplett erratisch irgendwas tun, macht es keinen Spaß.


    Anders gesagt, ich spiele gern mit Menschen, die den Zug machen, der ihnen offensichtlich die meisten Punkte bringt - weder sollten sie zu lange grübeln, ob es irgendwie noch ein Quentchen mehr zu holen geben könnte, noch irgendwas anderes machen, weil da das Feld so schön bunt ist und Punkte ja egal sind. :D


    Zum Glück habe ich so eine Runde.

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  • Also zumindest bei den ersten beiden Partien spiele ich bei komplexeren Spielen immer aus dem Bauch heraus. Ist mir völlig wurscht, ob ich dann letzter werde. Möchte mich beim Ausprobieren mehr darauf konzentrieren, ob mir die Mechanik gefällt und nicht zwanghaft versuchen, das Spiel sofort zu durchdringen. Einfach mal darafu losspielen und genießen (falls es ein gutes Spiel ist) heißt meine Devise. Gewinnstrategien kann ich mir danach immer noch zurecht legen.

    Spielerischen Gruß tief aus dem Westen

  • Ui, schon 12x "gefällt mir" für meinen Beitrag von heute morgen. Scheint also noch andere zu geben, die die Tendenz zum Totgrübeln von Eurospielen auf Kosten des Spielspaßes für alle am Tisch etwas kritisch sehen. Gut so! Wenn jemand von diesen Leuten in der Nähe von Aachen wohnt, darf er oder sie sich auch gerne bei mir melden, haha. :)


    @Sternenfahrer: "Aus dem Bauch heraus spielen" ist etwas anderes als "erratisch spielen". ;) Ich will doch bloß darauf hinaus, dass insbesondere bei Kennenlernpartien zu neuen, unbekannten Spielen mir ein "dieser Zug sieht gut aus" oft lieber ist als ein "dieser Zug ist definitiv gut, ich habe alle Alternativen komplett durchgerechnet". Letzteres erhöht zwar die eigenen Gewinnchancen, aber immer auf Kosten des Spielspaßes für alle. In meiner Spieletreff-Runde ist es bei manchen Mitspielern leider völlig normal, dass man die Packungsangabe zur Spielzeit mit dem Faktor 2 multiplizieren muss und manchmal reicht auch das noch nicht. Aus Zeitgründen abgebrochene Spiele kommen ebenfalls immer mal wieder vor.


    Was ich überhaupt nicht leiden kann, ist, wenn ich ein neues Spiel kennenlernen will, es also zum ersten Mal spiele, und am Tisch sitzt ein Dauergrübler, der das Spiel schon kennt, vielleicht sogar als einziger in der Runde, und trotzdem dann noch bis zum Ende an jedem Zug 5 Minuten überlegt, um mit 53 statt 50 Punkten Vorsprung vor dem Rest des Feldes zu gewinnen. Das sind dann die Abende, wo ich mir sage: "Da wäre ich lieber zuhause geblieben und hätte die Zeit mit der Familie verbracht."

  • Ui, schon 12x "gefällt mir" für meinen Beitrag von heute morgen. Scheint also noch andere zu geben, die die Tendenz zum Totgrübeln von Eurospielen auf Kosten des Spielspaßes für alle am Tisch etwas kritisch sehen. Gut so! Wenn jemand von diesen Leuten in der Nähe von Aachen wohnt, darf er oder sie sich auch gerne bei mir melden, haha.

    Totgrübeln ist ganz schlimm.
    Schade, war am WE in Aachen, hätte ich das mal gewusst.... ;)

  • In einer Zeit, in der man sich jedes Jahr 500 Spiele in Essen kauft (ok, gefühlt ^^) und froh ist, jedes auch nur ein Mal spielen zu können, muss man eben schon die erste Partie perfekt spielen, sonst war es das nicht wert! ^^


    Ich kenne auch Mitspieler, die wollen schon vor der ersten Partie eines neuen Spieles die exakte Verteilung eines verdeckten Kartendecks kennen - derjenige, den ich meine, würde zum Beispiel bei #Mombasa vor seiner ersten Partie alle Karten, die man kaufen kann, und alle Bücher, die es gibt, vorher gesehen haben - sonst weiß er ja nicht, welche er kaufen soll - und welche nicht!
    Ich dagegen finde es nicht schlimm, wenn mir erst bei meiner 3. Partie #7Wonders aufgeht, dass es keine Karte gibt, bei der 2x derselbe graue Rohstoff benötigt wird. Ich will auch nicht alle Karten von #LaGranja im Voraus kennen - und schon gar nicht bei #RobinsonCrusoe!!!


    Ich denke aber nicht, dass sich das über die Jahre geändert hat - Grübler gab es doch schon immer... :)


    Persönlich spiele ich erste Partien auch lieber aus dem Bauch heraus - wenn das Alle machen, dann kann man die 2. Partie gleich noch hinterher spielen! :D

  • ich bin ganz klar Bauchspieler, hauptsache überhaupt gespielt... :)
    Ich versuiche zu gewinnen, aber nicht auf Kosten von zu viel Wartezeit.


    Das letzte Spiel, was mich etwas zum Grübler werden lies, war Lewis und Clark....da musste ich mich schon ein wenig puschen, damit es nicht zu lange dauerte :)

  • Teilweise wären Grübler garnicht soooooo schlimm, wenn sie während dem Zug eines Mitspielers bereits darüber grübeln würden, was man machen könnte und schon mal diverse Wege verwirft. Ich weiß, bis man dran ist, kann sich das ein oder andere Ändern, aber es passiert normalerweise nichts, was die kompletten Überlegungen über den Haufen wirft und man bei 0 anfangen muss...

  • Um eine Lanze für die Manchmal-aber-bei-Weitem-nicht-immer-Grübler zu brechen, zu denen ich auch gehöre:


    1. Manche Entscheidungen sind wichtig, grundlegende strategische Ausrichtungen. An diesen wenigen Stellen im Spiel darf man sich auch einmal etwas mehr Zeit nehmen.
    2. Manchmal machen die Aktivitäten der vor einem Spielenden Plan A, B und C Gleichmaßen zunichte, so dass trotz bestem Mitdenken und Vorausplanen während der Züge der anderen man dran kommen kann und von vorne anfangen muss.
    3. Manche Strategien sind schwieriger zu spielen als andere - z.B. ist bei Mombasa tendenziell bei einer Bücher-Strategie weit mehr zu beachten als bei einer Diamantenstrategie. Diese kann dann also mehr Zeit brauchen.
    4. Manchmal ist Überlegen notwendig, um annähernd gleiche Chancen gegen stärkere Mitspieler zu schaffen. Ich sehe das regelmäßig beim Spielen mit meiner Frau, einer Mathematikerin mit einer grübelfreien Intuition, für die andere Leute, so auch ich, länger nachdenken müssen. Alternative sind Handicaps, aber außer Nations fällt mir da kaum ein Spiel ein, das so etwas implementiert.
    5. Und manchmal kombinieren sich die Punkte 1-4 auch, z.B. wenn meine Frau die Diamanten-Strategie spielt und ich die Bücher.

  • @[Tom] Benutzt Ihr das wirklich?

    Als es neu war, habe ich es mal einen Weile zum aufsummieren genommen... es ist dann schon interessant, wenn 2 Spieler doppelt so viel Zeit in Anspruch nehmen, wie die anderen beiden... theoretisch erhöhen sich ja Deine Gewinnchancen mit längerer Grübel-Zeit... ^^

  • Als es neu war, habe ich es mal einen Weile zum aufsummieren genommen... es ist dann schon interessant, wenn 2 Spieler doppelt so viel Zeit in Anspruch nehmen, wie die anderen beiden... theoretisch erhöhen sich ja Deine Gewinnchancen mit längerer Grübel-Zeit... ^^

    Das bezweifel ich. Der erste Gedanke ist oft der Beste - nicht nur beim Spielen.

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


    Meine Spiele: Klick mich

  • Ja, Schachuhren gibt es schon lange. Aber als Tikal Ende der 90er Spiel des Jahres wurde, hat die Zielgruppe ein Gesellschaftsspiel noch in einer ganz anderen Welt verortet als den Denksport, wo man Hilfsmittel wie Schachuhren zur Denkbegrenzung nutzen müsste. Einmal "Gesellschaft", einmal "Sport" kursiv gesetzt zur Betonung, denn dieses Begriffspaar verdeutlich meiner Meinung nach sehr schön, wo der Unterschied liegt.


    Es ist irgendwie schon paradox, wenn heute in Spielerkreisen Tikal als viel zu komplex und nicht mehr in vernünftiger Zeit spielbar gilt. Es ist exakt das gleiche Spiel, das ich vor knapp 20 Jahren wie viele andere Deutsche auch im Familien- und Freundeskreis regelmäßig in einer guten Stunde spielen konnte. Es hat heute keine anderen Regeln als damals. Es sind wir Spieler, die das zu einem mehrstündigen Monster aufblasen und uns so selbst den Spielspaß nehmen.



    EDIT: Einen DGT Cube habe ich auch zuhause. Mal günstig aus Essen mitgenommen. Unbenutzt. Ich käme mir irgendwie blöd dabei vor, damit den Mitspielern Begrenzungen auferlegen zu wollen. Auch wenn ich mir manchmal sehr wünsche, dass sie sich von selbst beschränken würden -- ein Erzwingen von außen ist dann genauso kontraproduktiv für den Spielspaß am Tisch. Aber wenn jemand hier Erfahrungen mit Timer-Einsatz gemacht hat, dann nur raus damit, würde mich definitiv interessieren...

  • Schachuhr?
    Ich habe den Timer für 6 Personen daheim!!
    -->

    Wir haben den auch erst einmal benutzt, aber es war erstaunlich wie schnell plötzlich unser sonst langsamster Spieler seine Züge gemacht hat - er war auf einmal mit Abstand der schnellste! 8o^^:thumbsup:


    Sonst vereint er, auf charmanteste Weise, den in der Küche verschwindenden Gastgeber, den auf dem Balkon enteilenden Kettenraucher, den Nebenher-mit-dem-Handy-für-Facebook-Fotos-Macher sowie den Während-der Unterhaltung-mit-Freunden-nebenher-Mitspieler! :rolleyes::D:love:

  • Was ich überhaupt nicht leiden kann, ist, wenn ich ein neues Spiel kennenlernen will, es also zum ersten Mal spiele, und am Tisch sitzt ein Dauergrübler, der das Spiel schon kennt, vielleicht sogar als einziger in der Runde, und trotzdem dann noch bis zum Ende an jedem Zug 5 Minuten überlegt, um mit 53 statt 50 Punkten Vorsprung vor dem Rest des Feldes zu gewinnen.

    Genau das hatte ich am Dienstag gerade wieder und was dem Ganzen dann noch die Krone aufsetzt, ist das ständige Gejammere, wie schlecht das Spiel doch für ihn läuft. X/

  • Hi ho,


    also bei Tikal kann ich langes Grübeln auch nicht nachvollziehen und habe das bei diesem Spiel so auch noch nicht erlebt. Ich selbst spiele für gewöhnlich aus dem Bauch heraus und schätze kurze Wartezeiten. Dauergrübler und Alleskommentierer magsch net.


    LG
    velvre

    Ein Bild sagt mehr als 298 Wörter... :floet:

  • Jeder hat da so seine Eigenheiten und sein individuelles Empfinden. Wir haben nämlich auch so n Sechsseiter, der die Zeiten nimmt. Interessant war dann schon manch
    einmal, wie subjektiv das Zeitempfinden der Einzelnen tatsächlich ist. Ich bin zum Beispiel ein recht flotter Spieler, der sich an bestimmten Punkten seines Spiels dann aber


    so richtig in sich zurückzieht um etwas zu überdenken. Insgesamt liegt meine Zeit aber sehr häufig deutlich im unteren Mittelfeld, die Schimpfe darf ich dennoch häufig abbekommen ;)



    Es geht dabei nicht mal ums Gewinnen, sondern um den Anspruch an sich, etwas möglichst gut zu durchdringen. Da können sich die Synapsen durchaus mal
    in einem Gedankengang verheddern. Wie gesagt alles im Rahmen natürlich, aber es wäre für mich ziemlich unbefriedigend, irgend nen Scheiss zusammen zu spielen,
    NUR weil 2 meiner Mitspieler auf der Flucht sind....


    Umgekehrt habe ich durchaus schon mal feststellen müssen, dass ich manche Spiele nicht wieder mit bestimmten Freunden spielen werde. Es gibt nämlich da
    ein paar Patienten, die TROTZ stundenlanger Paralyse nur Stuss vorbringen. Doof ist dann immer, wenn man sich dann wieder verabredet und etwas "Komfortableres"
    hervorzaubern möchte, was eventuell zugänglicher oder weniger vielschichtig wäre (aber durchaus trotzdem Spaß machen kann), sich dann über diesen banalen Mainstream
    lustig gemacht wird. Bestenfalls während der Partie mit laxen Sprüchen und somit den Spaß an der Runde nimmt :(
    In diesem Fall kann ich die Kritik / Ärgernis durchaus nachvollziehen.


    Unterm Strich möchte ich nur zum Ausdruck bringen, dass für viele (mit denen ich so rumdaddel) die Gedanken und Überlegungen existentiell zum Spielspaß dazugehören,
    ansonsten würden wir uns nämlich nicht treffen sondern RTL schauen....

  • Es könnte auch sein das viele Spieler meinen, da sie viel spielen, Vielspielerspiele spielen zu können, leider überschätzen sie sich damit und sollten wieder mehr Familienspiele spielen. :)
    Sehr häufig erlebe ich bei neuen Spielen wie Spieler extrem lange Überlegen um dann hinterher zu merken das es für ihre Strategie wenig Punkte gab.


    Mal ganz sarkastisch rausgeplaudert (so bin ich selten...haha) :
    Wenn ich bei einem 2 Personen Spiel ohne Interaktion welches 10 Runden dauert je Runde 1 min Überlege und der andere Spieler 5min, so habe ich 10min Spaß gehabt und der andere Spieler 50min.
    Wenn man das hochrechnet und es eine 4 er Partie mit Grüblern ist, wird die Sache schon unangenehm. 2Std. 40min und mein Spielanteil war 10min. Ich habe 2,5 Std zugesehen....
    Netter Spieleabend von 19uhr bis 1Uhr nachts und aktiv was gemacht 20min, restliche Zeit zugeschaut. Gespräche konnte man ja nicht führen, da sonst die anderen Spieler doppelt so lange brauchen.


    Wichtig ist , das man die Spieler kennt und dementsprechend Spiele auswählt!
    Anders ist das bei meinen Prototypen, da kann ich zuschauen ohne Ende, hab eine Engelsgeduld. Irgendwie komisch......

  • Hallo


    Früher waren wir alle jünger und unbekümmert...
    Die Frage bleibt , wie lange darf ich überlegen, schneide ich jetzt den roten oder blauen Draht durch..,
    ach nee ich nehme den gelben



    ... ausserdem schauen wir alle RTL2

  • Wichtig ist , das man die Spieler kennt und dementsprechend Spiele auswählt!
    Anders ist das bei meinen Prototypen, da kann ich zuschauen ohne Ende, hab eine Engelsgeduld. Irgendwie komisch......

    Kenne ich. Da geht es mir aber darum, dass ich erkenne, wie die Leute so drauf sind, was sie erfühlen, warum sie bestimmte Züge machen, wie es ihnen dabei ergeht. Das zu analysieren ist ja Kern der Sache und hilft viel mehr als ein Gespräch danach (oft, nicht immer). Was bei mir zu der Erkenntnis reifte, dass Tests, bei denen ich nicht dabei bin, für mich quasi wertlos sind, wenn ich die Spieler nicht kenne und sie ohne dabei zu sein einschätzen kann.


    Aber bei einem Punkt bin ich Teils anderer Meinung:


    Wichtig ist , das man die Spieler kennt und dementsprechend Spiele auswählt!

    Ein Freund sagte mal zu mir einen wichtigen Satz: "Alle Spieler am Tisch sind für den Spielspaß ihrer Mitspieler mitverantwortlich."


    Im Grunde ist es egal, ob die Spiele charakterlich zu einem passen (auch, wenn es sicherlich nicht verkehrt ist sich zu überlegen, mit welchem Spiel man seine Zeit gern verbringt). Wichtiger finde ich es, seinen eigenen Spielstil der Gruppe anzupassen. Die Grübler können, wenn sie alle gemeinsam am Tisch hocken und das Verhalten der anderen tolerieren, weil sie wissen, dass sie selber genauso sind, gerne für ein 90 Minuten-Spiel 4-5 Stunden brauchen. Wenn sie sich einig sind, dass sie das okay finden. Sobald aber einer dabei ist, der das nicht so sieht sollte man sich in der Mitte treffen und die Grüber mal zügiger spielen und der Schnellspieler sich in ein wenig Geduld üben. Wenn man sich einig ist, dass man gerne gemeinsam zusammen spielen möchte. Das ist die Grundvoraussetzung. Ansonsten sollte man sich vielleicht überlegen, ob man sich nicht besser andere Mitspieler sucht. Was ja auch okay wäre. Warum sollten die Grübler sich ihren Spielspaß von so einem Bauchspieler kaputt machen lassen? Sie ziehen ihren Reiz aus der Optimierung der Spielzüge, selbst, wenn es mal länger dauert. Aber, wenn alle sich an diesen fast spielerisch-kategorischen Imperativ halten, sollte man eigentlich gut über die Runden kommen. :)


    Ich weiß, dass ich regelmäßig scheitere... Und das tut mir immer super leid...

  • Grundsätzlich spiele ich aus dem Bauch heraus, gerade bei neuen Spielen, ist es mir wichtig das Spiel kennenzulernen,
    um mir eine eigene Meinung über das Spiel machen zu können.


    Sicher kann es dann auch mal vorkommen, dass ich an einem für mich entscheidenen Punkt im Spiel etwas länger überlege,
    aber ich scheue mich dann auch nicht, Mitspieler zu meinem Zug zu fragen, die das Spiel bereits öfter auf dem Tisch hatten.


    Natürlich spiele ich, um zu gewinnen, aber das Wichtigste ist für mich der gemeinsame Spaßfaktor am Tisch und das damit
    verbundene Gefühl eine schöne Zeit verbracht zu haben.


    Erst wenn ein Spiel häufiger auf den Tisch gekommen ist und mir alle grundlegenden Prozesse vertraut sind, beginne ich damit
    eine Strategie verfolgen zu wollen. Wenn alle Beteiligten sich dann noch auf einem Spielniveau befinden und dadurch eine enge
    Partie ensteht, ist es mir egal, ob ich gewinne oder verliere.
    Erst recht, wenn sich die Partie in einem verhältnismäßigen Zeitrahmen beendet wird und noch ein weiteres Spiel möglich ist :thumbsup:


    Wenn ein Mitspieler bei Tikal ins große Grübeln kommt und bei mir in der Zeit eine Parrallelwelt entsteht, dann bedeutet das für mich,
    dass ich mit diesem Spieler kein Tikal oder anspruchvollere Spiele mehr spielen möchte.

  • Genau das hatte ich am Dienstag gerade wieder und was dem Ganzen dann noch die Krone aufsetzt, ist das ständige Gejammere, wie schlecht das Spiel doch für ihn läuft.

    Ich leide mit dir. Mein schlimmstes Erlebnis war eine knapp dreistündige Kennenlernpartie Bruxelles 1893, bei denen der dauergrübelnde und daueroptimierende Erklärer am Ende haushoch statt nur hoch gewonnen hatte. Mit demjenigen werde ich keine Kennenlernpartien mehr spielen. Da fahre ich im Zweifelsfalle vom offenen Spieletreff sofort wieder nach Hause; dann ist die einzige Frage, ob ich dafür noch eine Ausrede erfinde oder nicht. Nie wieder sowas. Dafür ist mir meine Zeit zu schade.


    Die Grübler können, wenn sie alle gemeinsam am Tisch hocken und das Verhalten der anderen tolerieren, weil sie wissen, dass sie selber genauso sind, gerne für ein 90 Minuten-Spiel 4-5 Stunden brauchen. Wenn sie sich einig sind, dass sie das okay finden

    100%-ige Zustimmung. Aber leider ist meine Erfahrung, dass den meisten (nicht allen!) Dauergrüblern jegliche Lockerheit beim Spielen abgeht. Die haben einfach nicht die Fähigkeit, in einen anderen "Betriebsmodus" zu schalten. Bei mir ist es gerade als Erklärer dagegen oft so, dass ich bewusst mal exotische oder didaktisch interessante Sachen zusammenspiele, um besser das Spiel zeigen zu können, das ich gerade erkläre. Völlig unabhängig davon, ob das zum Gewinnen jetzt sinnvoll ist oder nicht. Das kann leider nicht jeder.

  • Ehrlich gesagt neige ich auch zum Grübeln, das hängt aber davon ab, mit wem ich spiele. Wenn ich mit meiner Frau "Ora et labora" spiele, grübeln wir beide über unseren Zügen - dann ist das okay. Auf dem Spieletreff mag ich aber nicht den anderen den Abend versauen und versuche mich zu beeilen. Das bringt mich immer in den Konflikt, dass ich wegen Zeitmangels eben nicht ein neues Spiel so in seiner Tiefe durchdringen kann, wie ich möchte. Dafür habe ich am Abend als Ausgleich aber u.U. mehrere neue Spiele kennengelernt.


    Gegenbeispiel: Vor 10 Jahren musste abends beim Spieletreff einer in 20 Minuten seinen Bus bekommen, aber wir wollten noch etwas neues beginnen. Torres sollte es sein. Das wurde eines der denkwürdigsten Partien zu viert, nämlich "Speed-Torres". Wir haben es tatsächlich auch im Zeitrahmen geschafft, und es war echt lustig :)

  • 28 Likes. ;)


    Interessant ist dass die individuelle Grübelzeit von jedem unterschiedlich wahrgenommen wird.
    Ich kenne das von Arbeitskollegen die für einen Vorgang 3 Wochen und 16 Reminder brauchen um eine Entscheidung zu treffen bei denen ich 2 Tage brauche um das gleiche Ergebnis zu bekommen. Umgekehrt wird man nach 1 Tag von jenen Personen angemahnt wenn man selbst mal nicht "schnell" ist. Ich glaube die leben auf eigenen Planeten mit starken Gravitationseffekten...


    Ich oute mich selbst als Nicht-Turbo-Spieler und "Bisschen-Grübler".
    Den einen oder anderen Gedanken investiere ich schon darauf was ich so machen möchte. Allerdings mache ich das schon während der Züge der Mitspieler inkl der möglichen Alternativen und deshalb fällts nicht so sehr auf.
    Dennoch passiert es hin und wieder mal dass der unmittelbar vorangegangen Zug auch die letzte Option zerdeppert hat. Da brauchts dann mal 2 oder 3 Minuten länger.


    Leider ist mein Grübeln kein Erfolgsgarant, deswegen sehe ich keinen Sinn darin es zu intensivieren und überlasse den Rest des Spieles dem Bauch.

    Besucht uns auf unserer Seite unter "www.mister-x.de"

  • Zur Eingangsfrage:
    Ich weiss nicht, ob die Spieler an sich grüblerischer geworden sind. Aber die Spiele sind definitiv grübel-anfälliger und zeitaufwändiger geworden.
    Diese Vielzahl an Spielen mit geringem Glück, planbarer Mechanik, optimierbarer Siegpunktleiste etc... Das gab es doch früher nicht?


    Ich selbst bin definitiv ein schneller Spieler.
    Das ist dann hin und wieder mal von Nachteil, aber ich will "Spielen", nicht "Arbeiten", und da mir selbst die Grübler negativ auffallen, will ich auch kein Grübler für die anderen sein.
    Was für mich gar nicht geht, sind Leute, die schon im ersten Spiel krampfhaft nachdenken und unbedingt auf Sieg spielen müssen. Ist doch völlig wurscht, lern das doch erstmal kennen.
    Und Leute, die erst zu Beginn ihrer Runde mit dem Denken anfangen (außer das Spiel verlangt das so, aber dann mag ich das Spiel oft nicht).


    Ich greife auch bewusst zu Strategien, die meinen Spielzug beschleunigen. Im oben genannten #Mombasa wäre ich vermutlich immer Diamantenspieler, nie Aktienspieler.
    Oder in #Dominion und anderen Deckbuildern: Während andere einen Heidenspaß daran haben, mit drölfmal Dorf/Schmiede/Labor ihr Deck achtmal durchzuackern, bin ich eigentlich schon glücklich, wenn mein Zug "Dorf+Geldverleiher+Miliz = Provinz" heißt. ;)

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

  • @PeterRustemeyer
    Das kommt mir bekannt vor. SEHR bekannt. Ich habe lieber riesigen Spaß beim Spielen, bin aber diesmal nur zweiter geworden, als dass ich 15 Minuten nachgedacht habe, um den Zug perfekt durchzurechnen.
    Was mich dabei unendlich nervt, ist wenn man deswegen förmlich beleidigt wird, was für einen dummen Zug man doch gerade gemacht hat, weil man doch mit 5 Minuten mehr nachdenken noch 3 Punkte mehr gemacht hätte.

    Das hier ist mein Privat-Account. Alle hier geäußerten Meinungen sind nur meine privaten Meinungen und geben nicht die Meinung von Frosted Games wieder.

    Wenn ihr Fragen zu Frosted Games habt, bitte: FrostedGames

    Einmal editiert, zuletzt von yzemaze () aus folgendem Grund: -fullquote

  • Zur Eingangsfrage:
    Ich weiss nicht, ob die Spieler an sich grüblerischer geworden sind. Aber die Spiele sind definitiv grübel-anfälliger und zeitaufwändiger geworden.
    Diese Vielzahl an Spielen mit geringem Glück, planbarer Mechanik, optimierbarer Siegpunktleiste etc... Das gab es doch früher nicht?

    ....das gibt es schon lange. In den bösen 90ern ging das ordentlich zur Sache.
    Avalon Hill Bookcase Edition hat da viele komplexe Titel die locker mit denen von heute mithalten: 1830, Advanced Civilisation usw.


    Tikal war mein Beispiel........auch schon etwas älter.....


    :)

  • @Steinlaus
    Aber hatten die auch diese flächendeckende Verbreitung?


    Wenn ich im Spieleclub auf die Tische schaue, liegt auf mindestens 12 von 15 Tischen ein mechanischer Siegpunktoptimierknüppel rum. Spiel-Spiele sehe ich da selten bis gar nicht.


    Kann aber natürlich gut sein, dass ich da völlig falsch liege, dann sind sie halt einfach nur für mich viel präsenter.


    @Ben2
    Ein bisschen Trashtalk gehört doch dazu. ;)


    Und ich find das meistens eher lustig, zum Beispiel wenn Spieler ausfallend werden, weil du mit deinem suboptimalen Zug ihren eigenen optimalen Zug verbaut hast, und zwar nicht aus Kalkül, sondern aus Blödheit (sowas funktioniert hervorragend in #TerraMystica, wo sich alles von vorn bis hinten durchrechnen lässt).

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  • Ich kann mich noch an eine Partie Auf den Spuren von Marco Polo erinnern, bei der ein Mitspieler sich immer die ganzen Zusatzmännchen geholt hat und damit viel mehr Aktionen hatte als wir. Zusätzlich ist dieser Spieler auch eher der Grübler. Das führte dazu, das er mehr Spielzeit hatte als alle anderen am Tisch zusammen.


    Und die Krönung kam am Ende: er hat haushoch verloren :hahaha:

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


    Meine Spiele: Klick mich

  • Ich kann mich noch an eine Partie Auf den Spuren von Marco Polo erinnern, bei der ein Mitspieler sich immer die ganzen Zusatzmännchen geholt hat und damit viel mehr Aktionen hatte als wir. Zusätzlich ist dieser Spiele auch eher der Grübler. Das führte dazu, das er mehr Spielzeit hatte als alle anderen am Tisch zusammen.


    Und die Krönung kam am Ende: er hat haushoch verloren

    Hehe......ich mag sowas nicht. Das ist ein Problem des Spiels ! Gib einem Spieler die Möglichkeit und er wird es umsetzen. (bei Marco Polo ist mir das jetzt nicht negativ aufgefallen)
    Wenn ich wüsste das ich ein Grübler bin und es mir viele Leute schon gesagt haben, würde ich doch nicht solche Taktiken (wenn ich mehrere hätte) wählen.


    Bei Dilluvia Project kann man ohne zusätzliche Arbeiter sehr gut spielen und auch gewinnen, aber man muss sich darauf einstellen das man eine höhere Downtime hat.


    Deswegen hasse ich Dominion. Es erlaubt je nach Kartenauswahl endlose Kartenzieh- und zusätzliche Aktionen. Ich habe mal mit einem gespielt und musste je Zug 10 Min. warten, da er seinen Stapel jedes mal min.4x durchgespielt hatte.
    Es hilft auch nicht das ich den anderen Spielern dies mit gleicher Münze "Heimzahle". Das hat nichts mit spielen zu tun, sondern da wurde ein Spiel nicht richtig getestet. (Auch wenn mich jetzt viele dissen, da ich ja das gute Dominion runtergemacht habe)

  • Deswegen hasse ich Dominion. Es erlaubt je nach Kartenauswahl endlose Kartenzieh- und zusätzliche Aktionen. Ich habe mal mit einem gespielt und musste je Zug 10 Min. warten, da er seinen Stapel jedes mal min.4x durchgespielt hatte.
    Es hilft auch nicht das ich den anderen Spielern dies mit gleicher Münze "Heimzahle". Das hat nichts mit spielen zu tun, sondern da wurde ein Spiel nicht richtig getestet. (Auch wenn mich jetzt viele dissen, da ich ja das gute Dominion runtergemacht habe)

    Ich glaube nicht, dass das in diesem Fall irgendwas mit "nicht richtig getestet" zu tun hat.
    Dich spricht das nur einfach nicht an (mich übrigens auch nicht).


    Aber für viele andere macht es wohl gerade den Reiz von #Dominion aus, dass man hier diese Endloskombos und Deckrotationsmaschinen aufbauen kann.


    P.S.: am schlimmsten wird es mit dem Lakai: Abwerfen, 4 nachziehen, abwerfen, 4 nachziehen, neu mischen, abwerfen, 4 nachziehen, abwerfen, 4 nachziehen, neu mischen... Ich hab da schon Leute gesehen, die mehrmals ihr Deck durchgeballert haben, ohne was sinnvolles zu erreichen (wenn man im Lakaiendeck nicht zwei Lakaien auf einmal auf die Hand bekommt, macht man nur Fortschritte, wenn die 4 neuen Karten 8+ Geld sind). Und die anderen sitzen mit ihren 4 neuen Handkarten daneben und warten, dass es endlich vorbei ist. Die Karte kriegt bei mir immer ein "Auto-Veto".

  • Das Problem ist auch, dass bei den ersten Worker Placement Spielen es einfach eine gute Strategie/ Taktik war sich über mehr Arbeiter mehr Aktionen und damit einen entscheidenden Vorteil zu holen. Es war ein "muss", um Gewinnchancen zu haben.

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


    Meine Spiele: Klick mich

  • Ich weiss nicht, ob die Spieler an sich grüblerischer geworden sind. Aber die Spiele sind definitiv grübel-anfälliger und zeitaufwändiger geworden.
    Diese Vielzahl an Spielen mit geringem Glück, planbarer Mechanik, optimierbarer Siegpunktleiste etc... Das gab es doch früher nicht?

    Am oberen Rande der Skala werden vor allem die Spielziele komplexer, eher sogar komplizierter. Wenn ich über 100 unterschiedliche Sachen Siegpunkte generieren kann dann wird die Anzahl der sinnvollen Züge immer höher und die Abschätzung derjenigen immer umfangreicher. Wer einem Menschen kein klar umrissenes Ziel vorgibt darf sich nicht wunden dass der Mensch immer mehr grübelt wie er seine 100 Teilziele unter einen Hut bringt.


    Avalon Hill Bookcase Edition hat da viele komplexe Titel die locker mit denen von heute mithalten: 1830, Advanced Civilisation usw.

    Wobei diese Spiele ein Spielziel haben:

    • Bei 1830 muss ich am Ende nur das meiste Geld in der Kasse haben. Da gibt es keine Zusatzpunkte für die längste Bahnlinie, für die meisten Aktien einer Gesellschaft, für die meisten unterschiedlichen Aktien oder ähnliches. Ein einfaches Ziel und eine Komplexität die ich diesbezüglich hinunterbrechen kann. Es gibt viele Wege das Ziel zu beeinflussen aber eben nur ein Ziel.
    • Bei Advanced Zivilization habe ich genaugenommen 3 Ziele: AST, Entwicklungen und Städte. Aber Entwicklungen und Städte sind Vorraussetzungen für den AST und damit komme ich in kein Dilemma.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

    2 Mal editiert, zuletzt von Herbert ()