Lorenzo il Magnifico

  • Die Regeln (englisch und Italienisch) sind ja mittlerweile online. Da das Spiel genau meinen Geschmack zu treffen scheint habe ich mich mal intensiv mit dem Regelwerk auseinander gesetzt. Je öfter ich die Regeln gelesen habe, desto überzeugter werde ich dass ich das Spiel "brauche ".


    Es ist tatsächlich eine Mischung aus Luccianis 3 besten Spielen Tzolkin, Marco Polo und Grand Austria Hotel.
    Die extreme "Umsetzung" von einen in den anderen Rohstoff kennt man aus Tzolkin. Dort war es Mais in Rohstoffe oder Tempelschritte in Uxmal. Hier ist es die Gebäudereihe. Die Möglichkeit, nichtfarbige aber dennoch eigene Arbeiter auf Felder zu setzen wo eigentlich keine Farbe zweimal vorhanden sein darf, ist bekannt aus Marco Polo. Und die Notwendigkeit auf einer Leiste voranzukommen um Malus zu vermeiden, bzw. Siegpunkte zu erhalten ist bekannt aus GAH (in Lorenzo jedoch cleverer). Von dort kennt man auch die Möglichkeit, dass eine Kartenfähigkeit eine zusätzliche Aktion ermöglicht ohne einen Arbeier einsetzen zu müssen. Bei GAH war mir das einen Tick zu viel von "mach ich das, kann ich auch noch das und somit auch noch das" .
    Hier erscheint mir das Spiel sehr rund und interessant. Die Möglichkeit der vier Anführer klingt super. 50€ für vergleichsweise wenig Material ist nicht günstig, mir ist es das jedoch wert.


    Weiß jemand ob es noch eine deutsche Version über Heidelberger nach Essen schafft? Auf BGG ist nichts zu erfahren. Das Spielist Sprachenfrage, nur die Kaertennamen sind englisch. So oder so, das Spiel wandert in meine Sammlung.

  • 50€ für vergleichsweise wenig Material ist nicht günstig, mir ist es das jedoch wert.

    Das Spiel erscheint bei Cranio Creations. Von denen habe ich letztes Jahr auf der Messe das Konzil der Vier gekauft. Für ~35 EUR. Gerade mal einen Monat nach der Messe gab's das für 2/3 davon im Versandhandel.

  • Deutsche Version wird es in Essen keine geben, aber das Spielmaterial ist komplett sprachunabhängig - einzig die Titel auf den Karten sind eben in Italienisch oder Englisch. Aber die haben fürs Spiel keine Relevanz insofern find ich die italienischen Titel sogar am stimmigsten.

  • Ja, allerdings in der Milan-Adventskalender-Aktion für nur einen Tag. Ein vergleichbarer Preis wurde danach nicht wieder erreicht.

    Absoluter Käse, Pardon. Nur weil das auf Brettspiel-Angebote steht, muss es noch nicht stimmen. Das Spiel kostet seit ~Februar auf Facebook in allen gängigen Gruppen durchgehend 15 Euro (OVP!) und wird nicht mal zu diesem Preis verkauft. Ein Freund von mir versucht seit Monaten sein eingestelltes Exemplar loszuwerden.


    Ansonsten kann ich mich leider was Lorenzo angeht auch überhaupt nicht anschließen. Das Coole an Tzolkin waren die Zahnräder, nicht Rohstoffumwandlung, welche man in nahezu jedem(!) x-beliebigen Euro findet. Das Coole an Marco Polo waren die Charaktere mit ihren Spezialfähigkeiten, nicht vereinzelte spezielle "abers" beim Worker Placement-Mechanismus. Und das Coole an GAH kann ich nicht mal benennen, weil ich das Spiel A nicht besitze und es B generell auch recht mittelmäßige bis unterdurchschnittliche Kritiken erhalten hat. Überdies wirkt Lorenzo recht langweilig und bieder auf mich, aber das kann auch nur der Ersteindruck sein. Unter dem Strich also 50 Euro für eine englische Version zu blechen, nur weil die Heidelbären prä-Essen mal wieder nicht aus dem Tee kommen...nein, danke. Aber das kann ja definitiv jeder handhaben wie er möchte und ich freue mich wirklich für Leute, die dann mit dem Spiel ihre Freude haben werden :) Vielleicht gehöre ich ja auch irgendwann mal dazu. Nur dann eben auf Deutsch und zu einem Preis der reasonable ist für..."nichts neues".

  • Absoluter Käse, Pardon. Nur weil das auf Brettspiel-Angebote steht, muss es noch nicht stimmen. Das Spiel kostet seit ~Februar auf Facebook in allen gängigen Gruppen durchgehend 15 Euro (OVP!) und wird nicht mal zu diesem Preis verkauft. Ein Freund von mir versucht seit Monaten sein eingestelltes Exemplar loszuwerden.
    Ansonsten kann ich mich leider was Lorenzo angeht auch überhaupt nicht anschließen. Das Coole an Tzolkin waren die Zahnräder, nicht Rohstoffumwandlung, welche man in nahezu jedem(!) x-beliebigen Euro findet. Das Coole an Marco Polo waren die Charaktere mit ihren Spezialfähigkeiten, nicht vereinzelte spezielle "abers" beim Worker Placement-Mechanismus. Und das Coole an GAH kann ich nicht mal benennen, weil ich das Spiel A nicht besitze und es B generell auch recht mittelmäßige bis unterdurchschnittliche Kritiken erhalten hat. Überdies wirkt Lorenzo recht langweilig und bieder auf mich, aber das kann auch nur der Ersteindruck sein. Unter dem Strich also 50 Euro für eine englische Version zu blechen, nur weil die Heidelbären prä-Essen mal wieder nicht aus dem Tee kommen...nein, danke. Aber das kann ja definitiv jeder handhaben wie er möchte und ich freue mich wirklich für Leute, die dann mit dem Spiel ihre Freude haben werden :) Vielleicht gehöre ich ja auch irgendwann mal dazu. Nur dann eben auf Deutsch und zu einem Preis der reasonable ist für..."nichts neues".

    Das ist ja das Schöne an unserem Hobby.
    a) jedes Töpfchen findet eine Deckelchen
    b) niemand muss ein Spiel kaufen
    Mich hat Lorenzo - nach einem ersten Regel-Überflug - angesprochen und somit habe ich es für Abholung in Essen vorbestellt.
    Werde dann in der 2.Oktoberhälfte sehen, ob & wie weit mich mein Eindruck getäuscht hat.

  • Ich finde das Spiel auch sehr interessant. Es sieht zwar auf den ersten Blick nach nem stinknormalen Euro aus, aber ich steh ja auf so was. Und die Autoren haben bewiesen, dass sie in der Lage sind interessante Entscheidungsebenen zu kreieren.


    Pluspunkt ist dann auf jeden Fall noch das tolle Cover von Klemens und Andrea in Gemeinschaftsarbeit gestaltet. Finde ich wirklich super gelungen! Hab ich ihm aber schon gesagt. Soll keine Schleimerei sein. Das hab ich schon hinter mir.


    @LookAtTheBacon: Ich finde sogar die Charaktere bei Marco Polo am doofsten! Solche kleinen Sonderfunktionen gibt es normalerweise auch in jedem Spiel. Ob vorher als Spielereigenschaft verabreicht, wie in Terra Mystica oder Marco Polo, oder solche, die man sich erst im Laufe des Spiels erspielen muss... Ich sehe darin nicht das Besondere von Marco Polo. Aber ich sehe insgesamt nicht viel was an Marco Polo "besonders" ist. Gutes Euro. Aber warum da alle so drauf abfahren ist mir auch nicht ganz klar. Aber ich spiels gern!


    Ich hoffe mal, dass Lorenzo nicht allzuviel von Grand Austria Hotel hat. Das Spiel mochte ich nicht so gern.

  • Und die Autoren haben bewiesen, dass sie in der Lage sind interessante Entscheidungsebenen zu kreieren.

    Richtig. Das Gegenteil gilt aber auch; das ludografische Schaffen dieser Herren aus Italien geht von absolut toll bis völlig verzichtbar. Die besseren Sachen kamen auch meist bei renommierteren Verlagen raus. Bei Cranio Creations habe ich nicht so viel Lust, 50-EUR-Blindkäufe zu machen.

  • Richtig. Das Gegenteil gilt aber auch; das ludografische Schaffen dieser Herren aus Italien geht von absolut toll bis völlig verzichtbar. Die besseren Sachen kamen auch meist bei renommierteren Verlagen raus. Bei Cranio Creations habe ich nicht so viel Lust, 50-EUR-Blindkäufe zu machen.

    Da hast du sicherlich Recht. Aber ein so grandioses Spiel wie Tzolkin reicht mir, um mal einen Blick zu riskieren.


    Und ich selbst habe ja nicht von Blindkauf gesprochen, sondern nur von Interesse.


    Ich finde im Übrigen, dass Cranio Creations (tolles Verlags-Logo, btw.) durchaus schon beachtliche Spiele vorgelegt haben. Nicht zuletzt Steam Park hat bewiesen, dass sie auch kreative Ideen umsetzen und das ohne Kompromisse beim Material.


    Wenn man nun auch noch bedenkt, dass das Material komplett sprachunabhängig ist, würde ich da auch in Essen schon einen Blick riskieren wollen.

  • @Odes Spielekiste: Interesse ist definitiv auch bei mir da. Ebenfalls völlige Zustimmung zu der Aussage, dass Cranio Creations schon gute Sachen rausgebracht haben. Ich mag z.B. Konzil der Vier. Aber von Cranio Creations gab's eben auch schon solchen Schrott wie Dungeon Bazar (übrigens auch von den Herren Tascini/Luciani).


    Bei italienischen Autoren und Verlagen habe ich mir angewöhnt, Regeln sehr genau zu lesen und/oder erste Reviews und Spielberichte abzuwarten. Da geht es anscheinend oft eher das dem Motto "Masse statt Klasse" zu. Was keineswegs heißen soll, dass da nicht auch mal absolute Perlen dabei sein können. Bitte nicht falsch verstehen. Aber man muss schon ein bisschen gründlicher filtern als bei anderen Verlagen/Autoren, wo man neue Spiele fast blind kaufen kann und eine gewisse Mindestqualität sicher ist.

  • offtopic:

    Solche kleinen Sonderfunktionen gibt es normalerweise auch in jedem Spiel. Ob vorher als Spielereigenschaft verabreicht, wie in Terra Mystica oder Marco Polo, oder solche, die man sich erst im Laufe des Spiels erspielen muss... Ich sehe darin nicht das Besondere von Marco Polo.

    Marco Polo ist schon sehr extrem und weitreichend mit seinen "kleinen Sonderfunktionen". Da werden elementare Regeln/Mechaniken aufgehoben, so weit gehen die meisten anderen Speile eher nicht. Würfelplacement - ein Spieler muss nicht würfeln, sondern kann sich seine Würfel so hindrehen wie er mag. Alle Spieler klopfen sich (potenziell) wer zuerst auf die andere Seite der Karte kommt um einen Bonus abzugreifen. Ein Spieler ist einfach schon dort.
    Das ist für mich schon eine andere Qualität als "starten mit 2 Holz mehr" oder "bekommt 2 statt 1 Siegpunkt für x".

  • Ein großer Vorteil renommierter Verlage ist die meist gute Redaktionsarbeit. Bei #MarcoPolo wurde ja auch noch ordentlich geschliffen:

    wobei sich hierzu sagen lässt, dass der originale Prototyp vom premio schon von den Autoren noch signifikant weiterverändert wurde, bevor dann Hans im Glück, oder besser gesagt primär Bernd Brunnhofer, dann noch weiter Hand angelegt haben. Während dieser Zeit hat sich das Spiel ncoh deutlich verändert und wurde immer besser. Zu Beginn der Entwicklungrunde hatte das Spiel noch festes Ende und erfüllte Aufträge gaben zum Teil nur Punkte, wenn man am Spielende auch in der zugeordnete Stadt einen Handelsposten hatte, nur hat das mit den Ebdekriterien nicht so richtig gut funktioniert. Später wurden dann sechs Runde gespielt, welche dann auf fünf reduziert wurden. Diese Reduktion im Zusammenhang mit der Startspielervergabe sind, meiner Meinung nach, ganz entscheidene Verbesserungen

  • Ich finde sogar die Charaktere bei Marco Polo am doofsten! Solche kleinen Sonderfunktionen gibt es normalerweise auch in jedem Spiel.

    Meiner Meinung nach - auch wenn ich nciht neutral in meiner Einschätzung bin - sind diese Sonderfunktionen nicht klein sondernin Ihren unterschieden
    zu dem regulären Regeln doch ganz gewaltig

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Die Regeln (englisch und Italienisch) sind ja mittlerweile online. Da das Spiel genau meinen Geschmack zu treffen scheint habe ich mich mal intensiv mit dem Regelwerk auseinander gesetzt. Je öfter ich die Regeln gelesen habe, desto überzeugter werde ich dass ich das Spiel "brauche ".

    ob ich es " brauche" sei mal dahingestellt ;)
    Vorabreserviert habe ich es aber auf jeden Fall. Freue mich schon auf das Teil.

  • Meiner Meinung nach - auch wenn ich nciht neutral in meiner Einschätzung bin - sind diese Sonderfunktionen nicht klein sondernin Ihren unterschiedenzu dem regulären Regeln doch ganz gewaltig

    Das kann jeder so sehen, wie er mag. Aus meiner Sicht ist das nicht viel anders als in anderen Spielen auch und darauf bezog ich mich ja.


  • Ansonsten kann ich mich leider was Lorenzo angeht auch überhaupt nicht anschließen. Das Coole an Tzolkin waren die Zahnräder, nicht Rohstoffumwandlung, welche man in nahezu jedem(!) x-beliebigen Euro findet. Das Coole an Marco Polo waren die Charaktere mit ihren Spezialfähigkeiten, nicht vereinzelte spezielle "abers" beim Worker Placement-Mechanismus. Und das Coole an GAH kann ich nicht mal benennen, weil ich das Spiel A nicht besitze und es B generell auch recht mittelmäßige bis unterdurchschnittliche Kritiken erhalten hat. Überdies wirkt Lorenzo recht langweilig und bieder auf mich, aber das kann auch nur der Ersteindruck sein. Unter dem Strich also 50 Euro für eine englische Version zu blechen, nur weil die Heidelbären prä-Essen mal wieder nicht aus dem Tee kommen...nein, danke. Aber das kann ja definitiv jeder handhaben wie er möchte und ich freue mich wirklich für Leute, die dann mit dem Spiel ihre Freude haben werden :) Vielleicht gehöre ich ja auch irgendwann mal dazu. Nur dann eben auf Deutsch und zu einem Preis der reasonable ist für..."nichts neues".

    Ich schrieb nicht, dass die von dir genannten Mechanismen cool oder toll wären. Du hast schon Recht, es waren die Zahnräder und das zeitversetzte Workerplacement in Tzolki sowie die Charaktere und der tolle Mix aus Reisen, Rohstoffsammlung und Würfeleinsatz in Marco Polo. Ich meinte, dass man bei Lorenzo eben Mechanismen aus anderen Spielen der Autoten erkennt. Besonders natürlich das Bestrafungselement der Glaubensleiste in Lorenzo, die gegenüber der Kaiserleiste in Grand Austria Hotel nochmal deutlich cleverer wurde. GAH fand ich auch nicht so doll. Lorenzo spricht mich aber sehr an.


    Noch kurz zu Hans im Glück: Ich fand Pantheon ganz okay. Habs mir nicht gekauft, würde ich aber jederzeit mitspielen. Ganz schrecklich fand ich Titania. Das ist aber auch schon der einzige Flop den ich von diesem Verlag kenne.

  • @Klaus_Knechtskern
    das kapiere ich jetzt nicht.

  • das kapiere ich jetzt nicht.

    Wenn Karten während eines Spiel nachgemischt werden, so erfolgt das zumeist nicht derart dass die Karten wirklich gemischt werden. Dafür müsste man, wie es früher bei Black Jack oder POker im Casino üblich war, sämtliche Karten auf dem Tisch ausbreiten und dann gründlich durchmischen. Bei dem was wir normalerweise als Mischen sehen, wreden ja immer Kartenpakete ineinander gesteckt, mit einer Tendenz, dass Karten die im Stapel aufeinander folgten, auch nach dem Pseudomischen noch hintereinander sind. Dadurch erhalten die Spieler "Klumpenweise" gute bzw. schlechte Karten

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Hallo @Kermeur,


    der Quick Reverece Guide lag bei. Es gibt nur einige wenige Symbole die nicht selbsterklärend sind. Bis du deinen Guide nachgeliefert bekommst, kannst du hier gerne Fragen zu den Leaders oder Strafen stellen. Beantworte ich gerne.


    Luciano hat seine Rolle bei der Entwicklung hier geschildert Simone Luciani - Brettspiele im Test
    Frage 6


    Gestern zum 1. mal #LorenzoilMagnifico zu 4. gespielt. In unserer Vielspielerrunde kam es sehr gut an. Es hat aber doch einen Tick zu viel von #Grand Austria Hotel. Diese Verbindung der Möglichkeiten ist nicht ganz so krass wie in GAH, es gibt aber dennoch sehr viel zu beachten. Ich kann mir gut vorstellen, dass das vielen Leuten zu heftig ist.


    Teilweise gehen die Züge sehr schnell, v. a. wenn man eine der Marktaktionen macht. Dann wiederum ist viel in einem Zug zu bedenken wenn man es auf bestimmte Karten abgesehen hat.
    Allerdings kann man gut vorplanen weil man bei Ernte und Produktion immer zum Zug kommt. Schlimmstenfalls eben mit 3 Würfelaugen weniger. Und bei den Türmen muss ich eben 3 Münzen zahlen damit ich reinkomme wenn dieser besetzt ist. Außerdem kann man meist gut abschätzen auf welche Karten es die Mitspieler abgesehen haben.


    Ich liebe ja diese "seelenlose Optimiererei :)
    Diese Reiz bestimmte Karten haben zu wollen, sich damit Ketten aufzubauen, auf die Erfüllung eines Leaders hinzuarbeiten. Ja! So macht Arbeit Spaß!

    2 Mal editiert, zuletzt von yzemaze () aus folgendem Grund: # korrigiert

  • Letzte Woche konnte ich mal Lorenzo il Magnifico spielen. Das Spiel wurde ja vielfach, auch hier, sehr hoch gelobt. Ich war gespannt, denn bei der Regellektüre vor Essen erschien es mir wie ein recht gewöhnliches Optimierspiel der Sorte "Tausche Ressourcen untereinander und dann letztendlich gegen Siegpunkt", das mir keine 50 EUR wert war, erst recht nicht bei Autoren und einem Verlag, wo die Spielequalität recht unterschiedlich ausfallen kann.


    Wir waren zu dritt. Die beiden anderen kannten das Spiel schon. Ich brauchte eine komplette Erklärung; vom Vor-Essen-Regellesen war kaum mehr etwas übrig. Wenn ich ein Spiel neu kennenlerne, schieße ich mich gerne auf einen Bereich ein und blende andere Bereich komplett aus. Bot sich hier auch an: ich beschloss, die ersten beiden Inquisitionswertung komplett zu ignorieren ("Ich bin Protestant, ich schei*e auf den Vatikan!") ;) und mich auf gelbe Karten (Produktionsgebäude) zu fokussieren.


    Vom Himmel gefallen ist das freilich nicht. Bei den Leader-Karten, die am Anfang verdraftet werden, war eine Karte dabei, die einige ausgespielte gelbe Karten verlangt hat, um dann die 3 Geld Strafe für das Einsetzen in besetzte Türme zu sparen. Erste Exkommunikationsstrafe war reduzierte Geldauszahlung, zweite Strafe war Verbot des Einsetzens auf die Felder "5 Geld" und "5 Helfer", und meine Idee war, diese Strafen bewusst auf mich zu nehmen, wenn dafür die 3 Einsetzkosten perspektivisch wegfallen würden. Außerdem lag der Steinmetz in der Startauslage, der gelbe Karten um 1 Ressource billiger macht. Den wollte ich haben, und als zweiter in der Spielerreihenfolge war die Chance dazu nicht schlecht. Außerdem hatte ich noch eine zweite Leader-Karte mit gelb-Karten-Bedingung bei den vier Startkarten und eventuell würde ich die beim Drafting mit drei Spielern am Ende sogar wiederkriegen.


    Jo, hat funktioniert. Die Karte kam wieder zu mir, und zwischendrin in Runde 2/3 konnte ich nochmal eine Karte mit gelb-Bedingung sicherstellen. Die war zwar nicht wirklich sinnvoll für mich, aber ich wollte sie wegdraften, damit kein anderer auf die Idee kommen sollte, auf gelbe Karten zu spielen.


    Tja. Auch das hat funktioniert. Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert. Ich habe im Laufe der sechs Runden dann ziemlich alleine auf gelb gespielt und mir dabei eine schöne Produktionsmaschine zusammen gebaut, die Geld in Ressourcen und Ressourcen in Geld transformiert hat und bei jeder Aktivierung dabei Siegpunkte rausgeworfen hat. Dank der zwei Umwandlungskurse auf jeder Karte ist man da sehr flexibel. Auf Sparflamme betrieben war die Maschine selbstversorgend und mit Volllast und Fütterung durch ein paar wenige zusätzliche Ressourcen sprangen am Ende bei jeder Aktivierung volle 19 Siegpunkte heraus.


    In Spielrunde 5 und 6 konnte ich die Maschine jeweils zweimal aktivieren, und so habe ich in meiner Erstpartie auf Anhieb 127 Punkte geholt. Mit weitem Vorsprung gewonnen. Die beiden Kenner des Spiels konnten kaum glauben, dass soviele Punkte erreichbar waren. ;)


    Aber trotz dieses positiven Ergebnisses ist mein Eindruck von dem Spiel gemischt. Das Ganze ist leider weitgehend interaktionsfrei. Ich habe die ganze Zeit mein Spiel gespielt ohne dass mir die anderen beiden Mitspieler groß dazwischen funken konnten. Hätten sie z.B. die gelben Karten aktiviert (es gibt nur ein "gutes" Aktivierungsfeld), dann hätten sie sich selbst dabei sehr geschadet, denn kein Mitspieler hatte mehr als eine gelbe Karte gebaut (ich hatte in der vierten Runde schon meine sechs gelben zusammen).


    Ich würde sogar sagen, dass durch das Drafting am Anfang alle Spieler ganz bewusst auf unterschiedliche strategische Wege gezwängt werden, so dass sie sich nachher nicht viel stören. Das nimmt noch Interaktion weg. Konkurrenz um die gleichen Ressourcen ist ja das, was viele Eurospiele ausmacht, und davon hat Lorenzo sehr wenig. Mir ist Lorenzo il Magnifico damit ein gutes Stück zu interaktionsarm. Das teilt das Spiel mit vielen anderen Eurospielen, das scheint auch leider ein Trend des Jahres 2016 zu sein, aber das macht es nicht besser.


    Positive Sachen gibt's auch. Es spielt sich recht flott, das "Würfelergebnisse zählen für alle" bringt interessante taktische Zwänge, Grafik und Ikonografie (-> Klemens Franz) sind gut. Kein solcher Symbol-Overkill wie bei Grand Austria Hotel. Lorenzo ist da deutlich schlanker. Es fühlt sich auch nicht so stark nach Würfelchengeschubse und Ressourcenkonvertiererei an wie vieles andere in dem Genre, vielleicht auch weil die Ressourcen so unterschiedlich sind, von Holz/Stein als Baumaterial über die Helfer zum Aufwerten der Würfel und die Militärstärke (ganz unterschiedlicher Nutzen) bis zu den Glaubenspunkten, die die Strafen verhindern, dafür aber dann für Siegpunkte ausgegeben werden müssen.


    In der Summe finde ich Lorenzo schon reizvoll, aber in dem Jahrgang gibt es mindestens ein halbes Dutzend besserer Spiele. Ich bin froh, dafür keine 50 EUR ausgegeben zu haben. Wenn das Spiel über den Heidelberger Spieleverlag auf Deutsch erscheint und für einen guten Preis zu haben ist, dann könnte ich mir schon vorstellen, es zu kaufen, aber von "must have" ist der Lorenzo ein gutes Stück entfernt. Dafür ist es mir zu wenig originell und auch deutlich zu interaktionsarm.



    #LorenzoIlMagnifico

  • Stimmt, man muss das "Betriebskapital" erstmal haben. Wir haben das so gespielt, dass man erstmal den "Input" auf die Karten gelegt hat und sie dann nacheinander aktiviert hat: Input zahlen, Output nehmen. Ändert nichts daran, dass in der Summe die Maschine ein paar Siegpunkte aus dem Nichts produziert hat bzw. bei Fütterung mit ein paar Ressourcen bis zu 19 Siegpunkte. Ich wollte es oben nicht komplizierter machen. Wir haben es definitiv richtig gespielt.


    @yzemaze: Ich habe gerade gesehen, dass es eine eigenen Thread zu Lorenzo gibt. Magst du meine beiden Beträge und @Kermeurs Antwort bitte nach Lorenzo the magnificant verschieben?

  • Aber trotz dieses positiven Ergebnisses ist mein Eindruck von dem Spiel gemischt. Das Ganze ist leider weitgehend interaktionsfrei. Ich habe die ganze Zeit mein Spiel gespielt ohne dass mir die anderen beiden Mitspieler groß dazwischen funken konnten.

    Naja....ganz so ist es ja nicht: Es kommt sehr wohl darauf an, an welchem Turm die MItspieler bereits Karten weggeschnappt haben und ob es dann für einen selbst teurer wird oder nicht. Das Spiel hat für mich noch hinreichend viel Interaktion....von einem Mulitplayer-Solo-Spiel weit entfernt. Das "Dazwischenfiunken" findet auf dem gemeinsamen Workerplacementplan statt.
    Von daher würde ich dem Spiel in Sachen Interaktion durchaus 7/10 Punkte geben (0 = Solospiel // 10 = Partyspiel)


    Für mich ein absolutes Highlight der diesjährigen Messe in Essen.

  • Meine Einschätzung nach bislang einer Partie ist ähnlich. Dabei halte ich das Spiel noch für eines der Besseren in diesem Jahrgang.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

  • Okay, das "weitgehend interaktionsfrei" war vielleicht ein bisschen zu stark, zumindest auf das Spiel bezogen. Für mein erstes und bisher einziges Spiel galt das schon, weil ich mir den Leader-Bonus "keine 3 Geld zahlen beim Einsetzen in besetzte Häuser" freigeschaltet habe. Außerdem durfte ich dank Exkommunikation in den Runden 5 und 6 nicht mehr auf die Ertragsfelder unten rechts und beim Aktivieren der Produktion kamen wir uns nicht in die Quere, weil kein anderer nennenswert gelbe Karten hatte. Für mich war's absolut Multiplayer-Solitär. Aber allgemein kann ich mir schon vorstellen, dass es ein bisschen interaktiver ist. Aber definitiv nicht auf dem Niveau eines Terraforming Mars, Islebound, Great Western Trail oder Ulm, um mal vier andere Eurospiele dieses Jahrgangs zu nennen.

  • Also ich empfinde Lorenzo il Magnifico schon als interaktiv.


    - Wettstreit um die Karten in den Türmen
    - grüne Karten oder Gelbe Karten zuerst aktivieren
    - Machtleiste hochrennen um mehr grüne Karten zu bekommen
    - möglichst 3 Euro bei den Türmen sparen
    - den Nuller Heinz geschickt einsetzen
    - zudem kann ich andere geschickt blockieren, da Würfelwerte für alle gelten und wenn dann die Lila Männchen fehlen...


    Und der "spar dir die drei Euro"-Heinz ist schon gut, aber den gibt es auch nur einmal und er muss zudem erstmal überhaupt in die Draftrunde kommen.


    @MetalPirate wenn du es gerne richtig interaktiv haben möchtest, dann spiel mal Guilds of London.

  • Ich würde sogar sagen, dass durch das Drafting am Anfang alle Spieler ganz bewusst auf unterschiedliche strategische Wege gezwängt werden, so dass sie sich nachher nicht viel stören. Das nimmt noch Interaktion weg.


    Vorneweg: LORENZO ist nicht das schönste Mädchen in der Klasse hinter der alle Jungs her sind. Ich habe mich trotzdem verliebt.


    My girl (my girl) my girl, talkin' 'bout my girl:


    My beautiful girlfriend LORENZO: Ich habe den Eindruck dass sich LORENZO ohne die Leader Cards wesentlich härter spielt. Ein Grund eben ist, dass man seine Strategie tatsächlich auf ein, zwei Karten ausrichtet. Das macht das Spiel optimierfreundlicher und öliger. Aber viel Wesentlicher finde ich, dass man die Karten abwerfen kann, um einen Schritt auf der Vatikanleiste voranzukommen. Vier Schritte bei vier Karten ist eine Menge Holz. Aber gerade der Vatikan bringt einen doch stark unter Zugzwang. Meine Tendenz ist es daher, LORENZO ohne die Leader zu spielen.


    Fehlende Interaktion kann ich in LORENZO nicht erkennen. Im Gegenteil: Als erster ohne Bezahlung in die Türme zu kommen und sich eine Karte aussuchen zu können, ist sehr lecker. In meinen Partien kam es oft vor, dass mir Karten, auf die ich ein Auge geworfen hatte, nacheinander vor der Nase weggeschnappt wurden oder die Felder, die eine Produktion ankurbeln, sofort besetzt wurden und ich in die Bredouille kam.


    Selbst wenn sich das schönste Mädchen in der Klasse in mich verlieben würde, dann würde ich trotzdem bei meiner LORENZO bleiben. Das habe ich ihr versprochen.



  • wenn du es gerne richtig interaktiv haben möchtest, dann spiel mal Guilds of London

    Das ist doch überwiegend direkte Interaktion der Sorte "take that!", oder? Ich hab's gern interaktiv, aber am liebsten in vielseitiger Art und ohne dass die rein destruktiven Elemente zu dominant werden.

  • @MetalPirate


    Also du kannst da schon anderen (destruktiv gesehen) gehörig auf den Zeiger gehen, mit den schwarzen Zunftmännchen und manchen Karten, aber Ziel ist es ja nicht die anderen zu ärgern, sondern geschickt auf die Plätze bei den einzelnen Guilden zu verweisen. Mal ist ja auch ein zweiter Platz besser als ein erster, oder mal ganz rauswerfen, od oder oder.


    Komm doch im Sommer wieder vorbei. Wir spielen es gern mit Dir. :)

  • Vorneweg: LORENZO ist nicht das schönste Mädchen in der Klasse hinter der alle Jungs her sind. Ich habe mich trotzdem verliebt.

    Bei deinen Beiträgen frage ich mich immer wieder, was du dir täglich so einwirfst. Aber egal, was es auch ist:
    DAS WILL ICH AUCH!
    :muah:

  • Was die Interaktion angeht, so finde ich Lorenzo wesentlich interaktiver als das doch recht öde Terraforming Mars. Das war nämlich meine Enttäuschung aus Essen 2016.

  • Also ich sehe es auch nicht weniger interaktiv als Great Western Trail oder Terraforming Mars an. Man kann schon gut interagieren und - wie bereits erwähnt- man kann dem anderen schon gut "gegen den Karren fahren" wenn man nur vor ihm in einem Turm einsetzt, in dem derjenige auch rein will und vielleicht aber nicht genügend Geld hat.

    Einmal editiert, zuletzt von Braz ()