Mancala Guide

  • Mancala ist der Oberbegriff für bestimmte vor allem in Afrika und Asien verbreitete Muldenspiele.

    1 Mancala


    JugantAUnJocDeMancala.jpg
    Mancala (von arabisch naqalah, "bewegen") ist der wissenschaftliche Oberbegriff für bestimmte Spiele, die, meist von zwei Personen, vor allem in Afrika und Asien gespielt werden. Charakteristisch ist, dass bei ihnen Spielstücke, die in Mulden liegen, umverteilt werden. Im englischen Sprachraum heißen diese Art Spiele auch Pit and Pebble Games (dt.: Gruben-und-Kieselstein-Spiele) oder Count and Capture Games' (dt.: Zählen-und-Fangen-Spiele). In Deutschland werden sie traditionell als Bohnenspiele bezeichnet.


    Der erste Europäer, der Mancala in einem wissenschaftlichen Werk beschrieb, war Richard Jobson (Deutsch)|Richard Jobson im 17. Jahrhundert in seinem Werk "The Golden Trade".
    Die Gattungsbezeichnung Mancala (auch Manqala, Mankala) wurde von dem amerikanischen Ethnologen Stewart Culin geprägt, der 1894 einen wissenschaftlichen Aufsatz über die weltweite Verbreitung dieser Spiele verfasste. Der Name leitet sich von dem ägyptischen Mancala-Spiel ab, das im Westen erstmals von dem Engländer E. W. Lane 1843 beschrieben wurde. Dieses Spiel wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in vielen Kairoer Cafés gespielt.
    MancalaWari.JPG Oware-Brett aus Ghana


    1.1 Historisches


    Der Ursprung der Mancala-Spiele ist unbekannt. Die ältesten Spielbretter (7.-6. Jahrhundert n. Chr.) wurden im Nordwesten Äthiopiens, in Matara und Yeha, gefunden. Das Spiel selbst wurde erstmals im Kitab al-Aghani (Buch der Lieder) erwähnt, das im 10. Jahrhundert von Ali Abul al-Faraj von Isfahan geschrieben wurde. Ob ältere Muldenreihen (in der Archäologie "cup marks" genannt), die z.B. in Ägypten, Sri Lanka und Zypern gefunden wurden, Spielebretter sind, ist nicht bekannt. Selbst wenn diese Mulden zum Spielen dienten, weiß man nicht, was darauf tatsächlich gespielt wurde. Auch ist die Datierung solcher Funde äußerst problematisch, da es Hinweise gibt, dass manche Muldenreihen viel später als die Bauwerke entstanden, auf denen sie sich befinden. Trotzdem wird immer wieder von Laien und Spieleproduzenten behauptet, dass Mancala das älteste Spiel der Welt sei, "5000 Jahre alt".


    Mit dem Sklavenhandel kamen westafrikanische Mancala-Varianten um 1640 nach Westindien (außer Puerto Rico und den Bahamas), den USA (Louisiana) und Teilen Südamerikas. Durch die Ausbreitung des Islam gelangten diese Spiele auch nach Zentralasien, Indien, die Malediven, Südchina, Südthailand, Malaysia und Indonesien. Von dort verbreiteten sie sich schließlich nach Sri Lanka, auf die Philippinen und die Marianen.


    Der erste Europäer, der Mancala in einem wissenschaftlichen Werk beschrieb, war Richard Jobson im 17. Jahrhundert in seinem Werk "The Golden Trade".


    In Europa sind traditionelle Mancala-Varianten im baltischen Raum, in den nördlichen Provinzen des früheren Ostdeutschlands (Pommern bis Ostpreußen), in Bosnien und auf der griechischen Kykladeninsel Hydra beschrieben worden. Im Schloss Weikersheim, Baden-Württemberg, stehen zwei Mancala-Tische aus dem frühen 18. Jahrhundert.


    Turniere gibt es in Togus Kumalak (Kirgisistan, Kasachstan, Karakalpakistan im Westen Usbekistans, Republik Altai, Chakassien und Tuva in Russland, Mongolei, England), Sungka (Philippinen, Taiwan, England, Südafrika, USA), Congkak (Frankreich, Malaysia), Oware (Ghana, Elfenbeinküste, Burkina Faso, Togo, Portugal, Spanien, Andorra, Italien, Frankreich, Belgien, Niederlande, England, Irland, Schweiz, Österreich, Deutschland, Tschechische Republik, Slowenien, Kanada, USA, Antigua & Barbuda, Barbados), Songo ewondo (Kamerun, Gabun, Äquatorialguinea, Frankreich), Gebeta (Äthiopien), Omweso (Uganda, England), Bao La Kiswahili (Tansania, Kenia, Malawi, England), Bao La Kimasai (Kenia), Moruba (Südafrika), Hawalis (Oman), Hus (Namibia), Kiela (Angola), Kalaha (Deutschland, USA), Diffusion (nur virtuell im Internet) und BohnDuell (Internet).


    1.2 Namen und Varianten


    Der englische Brettspielforscher Harold James Ruthven Murray (1868-1955) hat über 200 traditionelle Mancala-Varianten gelistet. Oftmals wechseln die Bezeichnungen innerhalb von nur wenigen Kilometern. Inzwischen gibt es auch über 60 moderne Varianten, von denen die meisten erst in den letzten 50 Jahren erfunden wurden. Insgesamt existieren vermutlich weit über 1000 unterschiedliche Spiele.


    Die meisten Mancala-Spiele haben zwei, drei oder vier parallele Reihen, die aus je einer (Nano-Wari) bis 50 Mulden (En Gehé) bestehen. Bei manchen Varianten gibt es auch je eine große Mulde an den beiden Enden, in denen die geschlagenen Steine gesammelt werden. In China (Provinz Yunnan) existiert aber auch eine fünfreihige Variante (Laomuzhuqi) und auf Madagaskar sogar ein sechsreihiges Spiel (Katro). Außerdem sind in den USA und Deutschland mehrere einreihige Mancala-Spiele erfunden worden (Atomic Wari, Sowing, 55Stones, Progressive Mancala).


    Bei den meisten Mancala-Varianten geht es darum, den Gegner zugunfähig zu machen, indem man seine Spielsteine oder, bei einigen wenigen Varianten, seine Mulden fängt. Es gibt auch Spiele, bei denen der Spieler gewinnt, der als erster nicht mehr ziehen kann. Manchmal soll auch eine bestimmte Stellung auf dem Brett erreicht werden.


    Hier die Namen traditioneller Varianten und ihre Verbreitungsregion:


    Abala(la'e) Eritrea
    Adi Ghana
    Adji-boto Surinam
    Adjito Benin
    Adzua Nigeria
    Aghadaghada Nigeria
    Agsinnoninka Philippinen
    A-i-ú Brasilien
    Ajua Kenia
    Akileyisit Uganda
    Ako Okwe Nigeria
    Amoru Uganda
    Amungola Kongo
    Alemungula Äthiopien
    Ali Guli Mane Indien
    Ambala Kongo
    Andada Eritrea
    Andot Sudan
    Annana Ghana
    Anywoli Äthiopien
    Aringari Sudan
    Asiti Djibouti
    Awagaga Äthiopien
    Awari Surinam
    Aweet Sudan
    Awele Elfenbeinküste
    Aw-li On-nam Ot-tjin Indonesien / Borneo
    Ayit Äthiopien, Sudan
    Ayo(ayo) Nigeria
    Azigo Nigeria
    Ba-awa Ghana
    Bahendagabo Malawi
    Baimbele Kongo
    Bajangkaq Indonesien / Sumatra
    Banga Kongo
    Banya Kongo
    Bao Tansania
    Bao Kiarabu Tansania
    Bao La Kimasai Tansania
    Bao La Kiswahili Tansania, Kenia, Mosambik, Komoren, Madagaskar
    Baqura Irak
    Bare Äthiopien, Sudan
    Baruma Kongo
    Bawo Malawi
    Béchi Eritrea
    Bohnenspiel Deutschland, Baltikum
    Bosh Somalia
    Buberuku Marokko
    Bulto Äthiopien
    Bultuma Kenia
    Busolo Kongo
    Ceelkoqyuqkoqjji China / Yunnan
    Cela Angola
    Cepenet Kenia
    Chato Indonesien / Sumatra
    Chiana wa bwalo Malawi
    Chiana wa kunja Malawi
    Chisolo Sambia
    Chonka Sri Lanka
    Cokajon Philippinen
    Conk(l)ak Indonesien, Singapur,Malaysia
    C(h)oro Uganda
    Cuba Südafrika, Mosambik
    Curi Kenia
    Dabuda Djibouti
    Dagh Nigeria
    Dakon Indonesien / Java
    Dara-dara Indonesien / Celebes
    Daramutu Sri Lanka
    Darra Nigeria
    Deka Kongo
    Djamo Liberia
    Dongjintian China / Yunnan
    Dong Wo China / Yunnan
    Dwong Kongo
    El Arnab Sudan
    Ekwe Nigeria
    Embeli Kongo
    En Dodoi Tansania
    En Gehé Tansania
    Enkeshui Kenia, Tansania
    Ereberekera Kongo
    Érhérhé Gabun
    Eson Xorgol Kasachische Minderheit in der Mongolei
    Ezu Ahia Ako Okwe Nigeria
    Fangaya Äthiopien
    Fergen Goobalay Somalia
    Fifanga Madagaskar
    Fuva Zimbabwe
    Gabata Äthiopien
    Galatjang Indonesien / Celebes
    Gamacha Äthiopien
    Gelech Äthiopien
    Gelo Äthiopien
    Gezuwa Äthiopien
    Gifia Nigeria
    Giuthi Kenia
    Gizwa Äthiopien
    Goncha Äthiopien
    Gosha Äthiopien
    Halusa Irak
    Hawalis Oman
    Hesa Äthiopien
    Hoyito Dominikanische Republik
    Hufesay Äthiopien
    Huroy Äthiopien
    Hus Namibia
    I Mali
    Ichwe Nigeria
    Igori Nigeria
    Ikibuguzo Burundi
    Imbelece Kongo
    Imbwe Zimbabwe
    Ingilith Uganda
    Intotoi Kenia
    I Pere Mali
    Isafuba Zimbabwe
    Ise-Ozin-Egbe Nigeria
    Isiimbi Tansania
    Isolo Sambia
    Iyagbe Nigeria
    Iyogh Nigeria
    J'Erin Nigeria
    Jero Somalia
    Jimafesosh Äthiopien
    J'Odu Nigeria
    Kabwenga Sambia
    Kachig Kenia
    Kacigh Kenia
    Kale Gabun
    Kaloleh Indonesien / Sumatra
    Kamicenji Kongo
    Kanga Kongo
    Kanji-Guti Indien
    Kâra Sudan
    Kase Äthiopien
    Katra Madagaskar
    Katra fandatsaka Madagaskar
    Katra gorabaka Madagaskar
    Katra mpantsaka Madagaskar
    Katro Madagaskar
    Kay Haiti
    Kboo Liberia
    Kechui Kenia
    Keci(g) Kenia
    Keciek Kenia
    Kecuek Kenia
    Kendo Kongo
    Kibugubugu Ruanda
    Kiela Angola / Luanda
    Kigogo Kenia
    ki-Nyamwezi Kenia
    Kiothi Kenia
    Kipangu Kongo
    Kisolo Kongo
    Kisoro Kongo
    Kisumbi Kongo
    Khutka boia Indien
    Kobichana Kongo
    Komari Uganda
    Kombe Kenia
    Koro Mali
    Kotu-Baendum Sri Lanka
    Krur Südmarokko
    Kubuguza Ruanda
    Kwahilka Aitidikus Äthiopien
    La'b akila Syrien
    La'b hakimi Syrien
    La'b madjnuni Syrien
    La'b roseya Syrien
    Lahemay Waledat Äthiopien
    Lahemay Walida Äthiopien
    Lamè Uwèlèdèt Äthiopien
    Lami Äthiopien
    Lamlameta Äthiopien
    Lamosh Äthiopien
    Lam Waladach Äthiopien
    Laomuzhukeng China / Yunnan
    Laomuzhuqi China / Yunnan
    Langa Holo Surinam
    Latho Äthiopien
    Layli Goobalay Somalia
    Leka Kongo
    Layla Somalia
    Leel Kongo
    Lela Kongo
    Li'ba(t) Iblîs Sudan
    Li'b al-Ghashim Ägypten
    Lien Kongo
    Lodika Kongo
    Lok Nigeria
    Lolemba Kongo
    Longbeu-a-cha Indien
    Longongi Kongo
    Loseba Kongo
    Lubasi Kongo
    Luela Kongo
    Lukho Kenia, Uganda / Mount Elgon
    Lusolo Kongo
    Luuth Äthiopien, Sudan
    Lwele Kongo
    Madji Benin
    Main chongkak Malaysia
    Mak-hu-hai China / Yunnan
    Mak khom Thailand
    Makwinni Nigeria
    Mandoli Griechenland / Insel Hydra
    Mangala Kongo
    Mangola Kongo
    Mangura Kongo
    Mankal'ah Ägypten
    Maruba Südafrika
    Matoe Indonesien / Soemba
    Mawkar katiya Indien
    Mazageb Eritrea
    Mban(gbi) Kamerun
    Mbare-mbare Kenia
    Mbau Angola
    Mbek Ô Kola Kamerun
    Mbele Kongo
    Mbelele Kongo
    Mbese Kongo
    Mbili Kongo
    Mbothe Kenia
    Mechiwa Indonesien / Bali
    Mefuvha Südafrika
    Mengas Äthiopien
    Meuchoh Indonesien / Sumatra
    Meulieh Indonesien / Sumatra
    Meusueb Indonesien / Sumatra
    Meuta Indonesien / Sumatra
    Mewegae Eritrea
    Mewelad Eritrea
    Mewuga'e Äthiopien
    Mobese Kongo
    Mofuba Südafrika
    Mongale Kenia
    Morahha Komoren
    Mosongo Kongo
    Motiq Indonesien / Lomblen
    Moura Kapverden
    Msuwa Malawi, Mosambik
    Mucuba Kongo
    Mungolo Kongo
    Mulabalaba Sambia
    Mutiteba Kongo
    Mvete Kongo
    Mwambulula Sambia
    Nakabile Sambia
    Nambayi Kongo
    Nam-Nam Ghana
    Naranj Malediven
    Natatu Sambia
    Ncayo Mosambik, Tansania
    Nchombwa Malawi
    Nchuba Sambia
    Nchuwa Malawi
    Ndebukya Kongo, Uganda
    Ndevha Kongo
    Ndim-ndum Nigeria
    Ndo Kongo
    Ndoto Kongo
    Nembele Kongo
    Netokoro Kongo
    Ngar Äthiopien
    Ngikile(e)s Udanda
    Ngikileth Uganda
    Ngola Kongo
    Ngulunga Kongo
    Nguma Kongo
    Niam-Niam Kongo
    Nimbele Kongo
    Njombwa Malawi, Mosambik
    Njonda Kongo
    Nsolo Malawi, Sambia
    Nsumbi Kongo
    Obigu Kongo
    Obridjie Nigeria
    Oce Tansania
    Ocela Mosambik
    Ochi Tansania
    Ogori Nigeria
    Ogoro Namibia
    Ohvalhu Malediven
    Oku-Sora Uganda
    Okwe Nigeria
    Ô Lang Vietnam
    Olela Kongo
    Olinda Sri Lanka
    Oluko Kenia
    Omweso Uganda
    Onjune Namibia
    Ô Quan Vietnam
    Orotuba Kenia
    Otep Sudan
    Otjitoto Namibia
    Otra Kongo
    Otu Kongo
    Ouri(l) Kapverden
    Ourin Kapverden
    Oware Ghana
    Owela Namibia
    Pachgarhwa Indien
    Pallam Kuzhi Indien
    Pallankuli Sri Lanka, Südindien
    Pandi Indien
    Peke Kongo
    Pereauni Uganda
    Pia Kapverden
    Pintôn Kapverden
    Poo Liberia
    Puhulmuti Sri Lanka
    Qaluta Äthiopien
    Qasuta Äthiopien
    Qelat Eritrea
    Qenchebema Äthiopien
    Qéqa Äthiopien
    Raja Pasu Sri Lanka
    Rath Äthiopien, Sudan
    Rio Kadashi Somalia
    Ruhesho Tansania
    Ryakati Sudan, Uganda, Kongo
    Sadeqa Äthiopien
    Sadiqa Äthiopien
    Sai Indonesien / Flores
    Sat-gol Indien
    Seca Kapverden
    Selus Eritrea, Äthiopien
    Shayo Nigeria
    Shèdan Äthiopien
    Sherfo Äthiopien
    Shimunana Mosambik
    Sira Äthiopien
    Sirinya Äthiopien
    Sola Kongo
    Sombi Kongo
    Songo Kamerun
    Soro Kongo
    Sovu Kongo
    Spreta Malawi, Mosambik
    Sulus Aidi Äthiopien
    Sulus Nishtaw Äthiopien
    Sungka Philippinen
    Sute Sambia, Zimbabwe
    Tagega Äthiopien
    Tampoduo Ghana
    Tamtam Apachi Ghana
    Tapata Äthiopien
    Tap-Urdy Turkmenistan
    Tchadji Mosambik
    Tchonka Marianen
    Tegre Äthiopien
    Thuskae Namibia
    Ti Sierra Leone
    Tikum Malaysia
    Ting Makor Adek Kongo
    Til-Guti Indien
    Togus Kumalak Kasachstan
    Toguz Korgool Kirgisistan
    Toitoin Kenia
    Tok Ku Rou Äthiopien, Sudan
    Tokolo Kongo
    Tokoro Kongo
    T(s)chuba Mosambik, Südafrika
    Tsinjera Kenia
    Tsoro Zimbabwe
    Tsotokele Äthiopien
    Ubwere Kenia, Tansania
    Udi Kenia
    Uera Namibia
    Um ed-Dyar Südmarokko, Mauretanien
    Um el-Bagara Sudan
    Um el-Banât Sudan
    Um el-Tuweisat Sudan
    Unee tugaluulax Kasachen in der Mongolei
    Uruhe(i)s(h)o Malawi
    Usolo Tansania
    Vai lung thlan Indien / Mizoram
    Wad Arba Eritrea
    Walak-Pussa Sri Lanka
    Walu Mali
    Wanjanya Äthiopien
    Warra USA / Louisiana
    Warri Antigua & Barbuda
    Wauri Grand Cayman
    Wa-wee Santa Lucia
    Wegi Somalia
    Wera Namibia
    Whyo Nigeria
    Woga Sadiqa Äthiopien
    Wo(u)ri Mali, Senegal
    Worro Gambia
    Xoros Namibia
    Yada Äthiopien
    Yansi Kongo
    Yit Nuri Äthiopien, Sudan
    Yit Yani Äthiopien, Sudan
    Yovodji Benin
    Yucebao China / Yunnan
    Zigulzoqge China / Yunnan
    Zikili Kongo


    1.3 Kulturelle Besonderheiten


    Viele Mancala-Bretter sind kunstvoll aus Holz geschnitzt und schmücken heute in der ganzen Welt die Ausstellungen ethnologischer Museen. Kinder oder nomadisierende Viehhirten graben aber oft auch nur die Mulden in den Boden. Als Spielstücke verwendet man Samen (insbesondere die der Molukkenbohne Caesalpinia bonduc), Muscheln, Kotballen (von Kamelen, Ziegen, Schafen) oder Kieselsteine. In Ghana wird erzählt, dass Ntim Gyakari (1695-1701), der König von Denkyira, goldene Spielsteine benutzte, als er bei einer Partie Oware ermordet wurde. Seitdem heißt es in Westafrika, dass goldene Steine Unglück bringen.


    Die symbolischen Bedeutungen der traditionellen Mancala-Spiele sind vielfältig. Oft stehen sie in Verbindung mit dem Wunsch nach "Fruchtbarkeit", je nach gesellschaftlichem Hintergrund z.B. mit der Schwangerschaft von Frauen und Kühen, dem Stehlen von Rindern, dem Fangen von Fischen, dem Regenkult, dem Zyklus von Säen und Ernten, dem Erwerb von Wohlstand durch Handel.


    Die zwölf Mulden, die viele Varianten haben, werden in manchen Gebieten als die zwölf Monate oder als die zwölf Tierkreiszeichen gedeutet.


    An der Elfenbeinküste, wo es Oware|Awele heißt, wurde das Spiel nur tagsüber gespielt. Nachts ließ man es draußen stehen, damit die Götter weiterspielen konnten. In Surinam spielen die Hinterbliebenen eines Toten das dort Awari genannte Spiel vor dem Begräbnis, um den Verstorbenen zu erfreuen. Man glaubte dort, dass nachts die Yorkas, die Geister der Toten, kämen, um mitzuspielen und die Seelen der Lebenden ins Schattenreich zu entführen.

    In vielen Gebieten Afrikas und der Karibik dürfen es nur Männer spielen. In Südasien ist es dagegen meist ein Spiel von Frauen und Kindern. In Zentralasien war es ursprünglich ein Männerspiel, doch erlangte insbesondere Togus Kumalak schon zu Sowjetzeiten in den dortigen Republiken den Status eines Nationalsports, der auch von vielen Frauen ausgeübt wird.


    2 Eine Auswahl traditioneller Varianten


    3 Congkak


    Congkak.JPG Congkak-Brett aus Malaysia
    Congkak, vollständig Main Congkak (in Indonesien auch: Congklak; indon. für Kaurimuschel), ist eine Mancala-Variante, die in Malaysia, Singapur und Indonesien verbreitet ist.


    Dieses Spiel wird von zwei Spielern, meistens Frauen, gespielt. Außerhalb Asiens wurde Congkak erstmals 1894 von dem Ethnologen Stewart Culin beschrieben.


    Zum Spielen wird ein längliches Holzbrett benutzt, Papan Congkak, auf dem sich zwei Reihen mit jeweils fünf bis neun kleinen Spielmulden befinden. Sie werden in Malaysia Lubang Kampung (dt.: "Dorf") oder Lubang Anak (dt.: "Kind") genannt. Am weitesten verbreitet sind Bretter mit zwei mal sieben Spielmulden. Außerdem befindet sich an den beiden Enden jeweils eine große Gewinnmulde|Speichermulde, Lubang Rumah (dt: "Haus"), in denen die gefangenen Steine gesammelt werden. Jedem Spieler gehört die links von ihm liegende Speichermulde.


    In jeder Spielmulde liegen zu Beginn der Partie so viele Spielsteine (meist Kaurimuscheln oder Tamarindensamen; in Malaysia Anak-anak Buah genannt), wie jede Reihe Spielmulden besitzt.


    Es gewinnt, wer die meisten Steine fängt.


    === Vergleich mit anderen Spielen===
    Congkak hat große Ähnlichkeit mit anderen Mancala-Varianten in Südasien, wie Naranj (Malediven), Dakon (Java), Sungka (Philippinen) und Tchonka (Marianen).


    Das Spiel unterscheidet sich von dem in den USA und Europa bekannten Kalaha vor allem dadurch, dass der Zug fortgesetzt wird, wenn der letzte Stein in eine gefüllte Spielmulde fällt. Geschieht dies, wird der Inhalt dieser Mulde aufgenommen und weiterverteilt. Ein Zug endet erst, wenn der letzte Stein in eine leere Spielmulde gelegt wird. Weitere Unterschiede zu Kalaha sind, dass Congkak im Uhrzeigersinn gespielt und der erste Zug simultan ausgeführt wird. Dies soll den Anzugsvorteil ausgleichen.


    Congkak unterscheidet sich von Sungka dadurch, dass Sungka gegen den Uhrzeigersinn gespielt wird und einen anderen kulturellen Hintergrund besitzt.


    3.1 Literatur


    *Culin, S. Mancala: The National Game of Africa. In: Report of the National Museum (Philadelphia (USA) 1894: 597-611.
    * Hellier, M. Notes on the Malay Game Jongkak. In: Journal of the Royal Asiatic Society (Straits Branch) 1907; 49: 93.
    * Overbeck, H. New Notes on the Game of Chongkak. In: Journal of the Royal Asiatic Society (Straits Branch) 1915; 57: 8.
    * Skeat, W. W. Malay Magic. London (England) 1900, 485.
    * Wilkinson R. J. Papers on Malay Subjects. Kuala Lumpur (Malaysia) 1915, 57.


    3.2 Weblinks


    *Conglak, das traditionelle Spiel Indonesiens


    4 Sungka


    Sungka ist eine Mancala-Variante, die von den Philippinen stammt. Sie wird außerdem überall dort auf der Welt gespielt, wo philippinische Migranten leben. Wie das eng verwandte Congkak war es traditionell ein Spiel von Frauen. Sungka wurde erstmals 1894 von dem Ethnologen Stewart Culin außerhalb Asiens beschrieben. Wettkämpfe gibt es auf den Philippinen, in Taiwan und in den USA. Das größte Turnier findet beim Kadayawan Sports Festival in Davao statt. Im Jahr 2004 veranstaltete die Abteilung für Informatik des Imperial College of Science in London, England, ein Sungka-Computerturnier. In Chicago, USA, wird Sungka an der ''John W. Garvy Elementary School'' zur Förderung von Schülern eingesetzt, die an Dyskalkulie leiden.


    Das längliche Spielbrett (Sungka(h)an), meist kunstvoll aus Holz (z. B. Mahagoni) geschnitzt, besteht aus zwei Reihen mit jeweils sieben Spielmulden. Zusätzlich befindet sich an den beiden Enden je eine große Gewinnmulde|Speichermulde (Bahay) für die gefangenen Steine. Jedem Spieler gehört der Speicher, der zu seiner Rechten liegt.


    In jeder Spielmulde liegen zu Beginn der Partie sieben Spielsteine (Sigay), meist Kaurimuscheln.


    Es gewinnt, wer die meisten Steine fängt.


    === Vergleich mit anderen Spielen===
    Sungka ähnelt stark anderen südasiatischen Mancala-Varianten, wie Naranj (Malediven), Dakon (Java), Congkak (Malaysia, Singapur, Indonesien) und Tchonka (Marianen). Das Spiel unterscheidet sich von dem in den USA und Europa bekannten [404 Error Kalaha vor allem dadurch, dass der Zug fortgesetzt wird, wenn der letzte Stein in eine gefüllte Spielmulde fällt. Geschieht das, wird der Inhalt dieser Mulde aufgenommen und weiterverteilt. Ein Zug endet erst, wenn der letzte Stein in eine leere Spielmulde gelegt wird. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass in Sungka der erste Zug simultan ausgeführt wird. Dies soll den Anzugsvorteil ausgleichen. Das Spiel unterscheidet sich von Congkak dadurch, dass gegen den Uhrzeigersinn gespielt wird.


    4.1 Kulturelle Bedeutung


    Sungka ist ein wichtiges Instrument der Identitätsstiftung, besonders für philippinische Migranten. Dies zeigt sich in Sungka-Turnieren, die weit entfernt von der philippinischen Heimat stattfinden, und bei der Repräsentation philippinischer Kultur durch Sungka-Demonstrationen auf interkulturellen Festen. Die identitätsbildende Funktion des Spiels wird auch in dem Kinderbuch "Sungka and Smiling Irish Eyes, A Boy discovers what it means to be Half-Irish and Half-Filipino" (dt.: "Sungka und lächelnde irische Augen; ein Junge entdeckt, was es bedeutet halb irisch und halb philippinisch zu sein") von Natalie Gonzales-Sullaway thematisiert. Die Feministin, Dichterin und Kommunikationswissenschaftlerin Alison M. De La Cruz schrieb 1999 die Performance "Sungka", welche die gesellschaftlichen und familiären Erwartungen in Bezug auf Gender-spezifischem Verhalten und Sexualität, Rasse und ethnischer Zugehörigkeit analysiert, in dem sie mit einer Sungka-Partie verglichen werden. De La Cruz verarbeitete
    damit auch ihr eigenes lesbisches Coming Out. Große Bekanntheit erreichte in den USA ihr Gedicht "That Age", das Teil der Performance war.


    Außerdem wird Sungka bis heute von Wahrsagern und Propheten, die auf den Philippinen Bailan oder Maghuhula heißen, als divinatorisches Hilfsmittel verwendet. Ältere Menschen versuchen auf diese Weise herauszufinden, ob die Reise von Jugendlichen an einem bestimmten Tag günstig ist, und Mädchen, ob sie und wenn ja, wann sie heiraten werden.


    Früher benutzte man das Sungka-Brett auch für mathematische Berechnungen, die von indischen Ethnomathematikern untersucht wurden.


    Obwohl die Regeln des Sungka sich kaum von denen des Congkak unterscheiden, wird Sungka doch als typisch philippinisches Spiel empfunden.


    4.2 Philippinisches Rätselgedicht


    ''
    "Aso ko sa pantalan, lumukso ng pitong balon, umulit ng pitong
    gubat, bago nagtanaw dagat. (Tag.) Sungkahan."''


    Übersetzung:


    Mein Hund sprang vom Kai über sieben Brunnen, sprang wieder über sieben Wälder, bevor er das Meer sah. (Antw.) Sungka-Brett.


    4.3 Literatur


    ;Culin, S.: Mancala: The National Game of Africa. In: Report of the National Museum, Philadelphia (USA) 1894: 597-611.
    ;Culin, S.: Philippine Games. In: American Anthropologist (New Series) 1900; 2: 643-656.
    ;De La Cruz, R. E., Cage, C. E. & Lian, M.-G. J.: ''Let's Play Mancala and Sungka: Learning Math and Social Skills Through Ancient Multicultural Games''. In: Teaching Exceptional Children 2000; 32 (3): 38-42.
    ;Flores, P. V.: Sungka: A Game Full of Holes. In: Filipinas 1998 (3); Seiten 58-59 & 66.
    ;Gonzales-Sullaway, N.: Sungka and Smiling Irish Eyes, A Boy Discovers What It Means to Be Half-Irish and Half-Filipino. Imprint Books, 2003. Rezension
    ;Henson, M. A.: How to Play Sungca or Chong-Ka. 1958.
    ;Liu, R.: Foreign Laborers Hold Sungka Challenge. In: Taipei Times 25. August 2003, Seite 3.
    ;Manansala, P.: Sungka Mathematics of the Philippines. In: Indian Journal of History of Science 1995; 30(1): 14-29.
    ;Scott, L. E.: Mancala in the Philippines (Leserbrief). In: Games & Puzzles 1975; 34 (3): 21.
    ;Starr, F.: A Little Book of Filipino Riddles. World Book Co. Yonkers, New York 1909, 145.


    4.4 Weblinks


    *Sehr gute Bilder von Sungka-Brettern eines kommerziellen Anbieters philippinischer Volkskunst


    5 Vai lung thlan


    Vai lung thlan (Lung = Stein; thlān = Grab; vai bedeutet "fremd " oder steht für: "vai phei", den Namen eines alten Kuki Clans) ist eine Mancala-Variante, die zuerst 1912 von Lt.-Colonel J. Shakespear in dem Buch The Lushei Kuki Clans beschrieben wurde. Das Spiel wird von Frauen und Männern der Mizo (früher: Lushai) gespielt, die im indischen Bundesstaat Mizoram leben, der sich zwischen Myanmar und Bangladesh im äußersten Osten des Subkontinents erstreckt. Mizoram wurde in den frühen 1890er Jahren von den Engländern annektiert und gehörte nach der indischen Unabhängigkeit zum Bundesstaat Assam. 1972 wurde Mizoram ein Unionsgebiet und am 20. Februar 1987, nach der Unterzeichnung eines Friedensabkommens zwischen der indischen Regierung und der Mizo National Front im Jahr 1986, ein eigener Bundesstaat.


    Der ungewöhnliche Herkunft des Spiels mag der Grund sein, warum es völlig verschieden von anderen indischen Mancala-Varianten ist. Es ähnelt vielmehr Togus Korgool, dem Nationalspiel der Kirgisen und Kasachen.


    Die Mizo sind bekannt für ihre reiche materielle Kultur, dennoch besteht das Brett nur aus flachen Mulden, die in den Erdboden gegraben werden. Dies darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Vai lung thlan ein anspruchsvolles Spiel ist.


    5.1 Spielregeln


    Das Brett besteht aus zwei mal sechs Mulden, in denen am Anfang der Partie je fünf Steine liegen. Jeder Spieler kontrolliert eine Muldenreihe.


    Vailungthlan2.jpg


    Startstellung


    In jedem Zug verteilt ein Spieler den Inhalt einer seiner Mulden im Uhrzeigersinn einzeln auf die folgenden Mulden.


    Wenn der letzte Stein in eine leere Mulde fällt, fängt er diesen Stein und auch alle Steine, die in einer ununterbrochenen Kette dahinter (mit anderen Worten: gegen den Uhrzeigersinn) in eine leere Mulde gekommen sind. Es spielt keine Rolle, ob diese Steine auf der eigenen oder der gegnerischen Seite liegen.


    Die geschlagenen Steine werden vom Brett genommen.


    Es ist nicht erlaubt, auf den Zug zu verzichten, es sei denn, man kann nicht spielen. Die Partie endet, wenn beide Spieler nicht mehr ziehen können, weil keine Steine mehr auf dem Brett liegen.


    Es gewinnt, wer die meisten Steine gefangen hat. Wenn jeder Spieler 30 Steine schlägt, endet die Partie unentschieden.


    5.2 Strategie


    Die Partien beginnen langsam, aber beschleunigen sich, wenn das Brett sich leert und die Steine sich auf wenige Mulden konzentrieren. Im Durchschnitt dauert eine Partie etwa 70 Züge.


    Eine Mulde, die 12 Steine enthält, kann immer wenigenstens einen Stein fangen, da der letzte Stein in die entleerte Mulde verteilt wird.


    Mulden, die mehr als 12 Steine enthalten, können nie Steine fangen. Sie stellen eine gute Verteidigung dar, weil jede Mulde, nachdem ihr Inhalt verteilt wird, mindestens einen Stein enthält.


    Am Ende der Partie versuchen die Spieler dem Gegner die letzten Züge zu nehmen und möglichst viele Steine so auf ihrer eigenen Seite zu halten, dass nur Einzelsteine entstehen, wenn der Inhalt von Mulden verteilt wird. Eine übervolle Mulde ist deshalb im Endspiel ein Nachteil.


    5.3 Literatur


    * Gering, R. Vai Lung Thlan: A Game of Considerable Skill. In: Abstract Games Magazine 2002; 3 (12): 15, 29.
    * Russ L. The Complete Mancala Games Book: How to Play the World’s Oldest Board Games. Marlowe & Company, New York 2000.
    * Shakespear, J. The Lushei Kuki Clans. Macmillan and Co., London (England) 1912.


    6 Bohnenspiel


    Das Bohnenspiel ist ein altes Brettspiel, das zur Familie der Mancala-Spiele gehört. Gleichzeitig wird der Begriff in Deutschland als Gattungsbezeichnung für ganz unterschiedliche Mancala-Varianten verwendet.


    6.1 Geschichte


    Das eigentliche Bohnenspiel wurde erstmals von dem Spielpastor Fritz Jahn in seinem Buch Alte Deutsche Spiele (1917) beschrieben. Er berichtet darin von einer Reise, die er 1908 zum Rittergut Kardis (Kirchspiel Lais, Kreis Dorpat) auf der Insel Ösel im damals russischen Estland unternahm. Auf dem Gutshof, das einem von Baron von Stackelberg gehörte, fand er die Dublette eines Bohnenspielbretts, dessen Original bis heute im Winterpalais der Zaren, der Eremitage in Sankt Petersburg, aufbewahrt wird. Das Originalbrett war ein Geschenk des Schahs von Persien (vermutlich Aga Mohammed) für die Zarin Katharina die Große, geborene Sophie von Anhalt-Zerbst (Regierungszeit: 1762-1796). Das Bohnenspiel verbreitete sich in deutsch-baltischen und preußischen Adelsfamilien, bis es von Jahn im gesamten deutschen Sprachraum und in allen Bevölkerungsschichten popularisiert wurde. Jahn verfolgte erwachsenenpädagogische Ziele. Er wollte die Arbeiterschaft bilden und über seine Kontakte zum ''Vaterländischen
    Frauenverein'' die im ersten Weltkrieg verwundeten deutschen Soldaten erbauen.


    Die von ihm beschriebene Variante heißt auch Baltisches Bohnenspiel oder Kardis-Bohnenspiel, während eine andere Variante, die auf einem um die Hälfte größeren Brett gespielt wurde, als Deutsches Bohnenspiel bekannt wurde.


    Ein Mancala-Spiel wurde im Raum des Deutschen Reiches erstmals von Job Ludolf 1699 im Lexicon Aethiopico-Latinum erwähnt. Im Schloss Weikersheim bei Bad Mergentheim existieren zwei Mancala-Spieltische aus Eichenholz aus dem Jahr 1709 (oder 1704?), welche von der Künstlerfamilie Sommer im Barockstil hergestellt wurden. Leider scheinen die Regeln des Weikersheimer Mancala-Spiels verloren gegangen zu sein. Dies sind die ältesten Zeugnisse für Mancala-Spiele in Deutschland, die jedoch wahrscheinlich nichts mit dem Bohnenspiel Fritz Jahns zu tun haben. Es wurde auch schon vermutet, dass die ersten Mancala-Spiele Mitteleuropa durch zurückkehrende Kreuzritter erreichten. Für diese These fehlen jedoch wissenschaftliche Belege.


    Eine genaue Analyse der Spielregeln zeigt, dass das Bohnenspiel große Ähnlichkeit mit zentralasiatischen und arabischen Mancala-Spielen besitzt. Dies passt sehr gut zur Herkunftsgeschichte des Spiels. Die Ähnlichkeit zu schwarzafrikanischen Mancala-Spielen ist hingegen wohl eher zufällig.


    Die traditionellen Hauptverbreitungsgebiete des Bohnenspiels waren im 19. Jahrhundert, so weit sie sich mit den spärlichen Quellen heute noch rekonstruieren lassen, das Baltikum, Ost- und Westpreußen und Pommern. Im Baltikum starb das Spiel nach der Oktoberrevolution durch die Enteignung, Vertreibung und Ermordung der deutschen Adelsfamilien ab 1917 aus. Im früheren Ostdeutschland hat das Bohnenspiel mit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung nach 1945 aufgehört zu existieren. In der ehemaligen DDR erschienen mehrere Spielebücher, die das Bohnenspiel ausführlich beschreiben. Die älteste erhaltene Partie stammt von dem Dresdener Go-Pionier Bruno Rüger aus dem Jahr 1962. Bohnenspielbretter wurden in den 1980er Jahren im Werk 5 des VEB Plasticart in Annaberg-Buchholz und vom VEB Plastikspielwaren Berlin produziert, die das Spiel Sabo bzw. Badari nannten.


    Heute existieren im Internet auch einfache Bohnenspiel-Programme. Außerdem gibt es seit kurzem Bohnenspiel-Turniere in Mitteleuropa: Pardubitz/Böhmen (2012), Nürnberg/Bayern (2013).


    6.2 Spielregeln


    6.2.1 Material


    Das Bohnenspielbrett besteht aus zwei Muldenreihen mit jeweils sechs Spielmulden. An den beiden Enden ist außerdem eine größere Schatzhöhle, in der die gefangenen Bohnen gesammelt werden. Jedem Spieler gehören die sechs Spielmulden auf seiner Seite des Brettes und die rechts von ihm gelegene Schatzhöhle.


    In jeder Mulde liegen am Anfang der Partie sechs Bohnen, die als Spielsteine dienen.


    Kalahini.jpg


    Startstellung


    6.2.2 Vorbereitung


    Zu Beginn des Spiels liegen in jeder Spielmulde sechs Bohnen.


    6.2.3 Ziehen


    In jedem Zug entleert ein Spieler eine seiner Spielmulden und verteilt dann den Inhalt einzeln, Bohne für Bohne, gegen den Uhrzeigersinn in die folgenden Spielmulden. Die Bohnen werden dabei zuerst in die eigenen, dann in die gegnerischen Spielmulden gelegt. Die Schatzhöhlen werden beim Verteilen übergangen.


    6.2.4 Schlagen


    Wenn die letzte Bohne eine Spielmulde auf zwei, vier oder sechs Bohnen auffüllt, ist ihr gesamter Inhalt, einschließlich der letzten verteilten Bohne, gefangen. Befinden sich in einer ununterbrochenen Folge „dahinter“ (bei Mancalaspielen ist damit gegen die Zugrichtung gemeint; hier also: im Uhrzeigersinn) weitere Spielmulden mit zwei, vier oder sechs Bohnen, so wird auch ihr Inhalt geschlagen. Die gefangenen Bohnen werden in die Schatzhöhle des Spielers gelegt. Es kann sowohl auf der eigenen Bretthälfte, als auch auf der gegnerischen Seite geschlagen werden.


    6.2.5 Spielende


    Die Partie endet, wenn ein Spieler nicht mehr ziehen kann. Die Bohnen, die noch auf dem Brett sind, gehören dem Spieler, auf dessen Seite sie liegen.
    Jeder Spieler versucht mehr Bohnen zu fangen als sein Gegner. Da es insgesamt 72 Bohnen gibt, reichen 37 zum Gewinn der Partie. Fängt jeder Spieler 36 Bohnen, endet das Spiel remis.


    6.2.6 Notation


    Es ist üblich, die Mulden von 1 bis 12 durchzunummerieren, um eine Partie zu notieren. Dabei liegen die Mulden 1-6 auf der Seite des Spielers, der die Partie beginnt.


    6.3 Historische Partien


    * B. Rüger, 1962:
    :::4,8; 6,12 (2 aus Mulde 8); 6,7; 3 (2 aus 12),7; 5,8 (2 aus 12); 4 (2 aus 7),11; 5 (2 aus 7), 11 (2 aus 12); 4,7; 3,8; 4 (4 aus 5),11; 1 (2 aus 2),10; 6,10 (6 aus 12); 4 (4 aus 7),8 (6 aus 11); 1 (4 aus 5),9 (2 aus 5); 3 (4 aus 10, sowie je 2 aus 9, 8, 7),12; 1,11; 1,12; 1.
    :::''Da Nord nicht mehr ziehen kann, bekommt Süd alle Bohnen, die noch auf dem Brett sind. Süd gewinnt mit 28 Punkten.''


    * H. Machatscheck, 1972:
    :::3,9; 5,7 (2 aus Mulde 3); 6,8; 4?,7 (6 aus 9 plus 2 aus 8); 1,12!(2 aus 1); 2,11; 5 (2 aus 11),9 (je 4 aus 2 und 1); 3 (je 6 aus 7 und 8),11 (6 aus 12); 5,10; 3 (2 aus 5),9? (2 aus 10); 6,11 (je 4 aus 2, 1 und 12); 4,10 (je 2 aus 12 und 11); 5 (2 aus 6),7; 3,10; 4,9; 5,8 (2 aus 12); 1,9; 2,10; 3,12 (2 aus 1); 4,11; 5 (2 aus 6),12 (2 aus 1); 2 (2 aus 3).
    :::''Nord gewinnt mit 28 Punkten Vorsprung.''


    6.4 Literatur


    * B. Arbeiter, W. Ruhnke: ''Brettspiele (4. Ergänzungsband zum Deutschen Spielhandbuch).'' Ludwig Voggenreiter Verlag, Potsdam (Deutschland) 1937, 10-12.
    * E. Glonnegger: ''Das Spiele-Buch: Brett- und Legespiele aus aller Welt.'' Ravensburger Buchverlag & Heinrich Hugendubel Verlag, Ravensburg & München (Deutschland) 1988, 214.
    * W. Hirte: ''Unsere Spiele: 1000 und mehr.'' Verlag für die Frau, Leipzig (Deutschland) 1971, 307-309.
    * P. Huth: ''Die spannendste Art, Perlen aufzureihen. Sofort nachspielbar: Für Mancala genügen zwölf Mulden.'' In: Berliner Zeitung 14. Mai 1994 (S. 80).
    * F. Jahn: ''Die Pflege des Spiels in Krieg und Frieden als Aufgabe des Vaterländischen Frauen-Vereins.'' Sittenfeld, Berlin (Deutschland) 1916.
    * F. Jahn: ''Alte deutsche Spiele.'' Furche-Verlag, Berlin 1917, 14-15.
    * K.-H. Koch: ''Spiele für Zwei.'' Hugendubel, München (Deutschland) 1986, 59-63.
    * H. Machatscheck: ''Zug um Zug: Die Zauberwelt der Brettspiele.'' Verlag Neues Leben, Berlin (Deutschland) 1972, 157-158.
    *A. Meikop: Lauamänge [Brettspiele]. In: Eesti Noorus (Estland) 1932; 4: 225.
    * T. Müller-Alfeld: ''Brettspiele.'' Verlag Ullstein GmbH, Frankfurt/Main & Berlin (Deutschland) 1963, 153-156.
    * B. Rüger: ''Du bist dran: 42 Spiele am Tisch.'' VEB Friedrich Hofmeister, Leipzig (Deutschland) 1962, 34-37.


    6.5 Weblinks


    * Bohnenspiel-Applet


    7 Oware


    Awalé.jpg Owarebrett aus Osese-Holz Holarrhena floribunda mit Samen der Molukkenbohne Caesalpinia bonduc
    Oware ist ein Mancalaspiel, das in Westafrika und auf manchen Karibischen Inseln gespielt wird. Oware ist das Nationalspiel in Ghana.
    Nah verwandte Spiele, die fast die selben Regeln haben, sind Ayo (Yoruba, Nigeria), Awalé (Elfenbeinküste), Awélé (Ga, (Ghana); Baule (Elfenbeinküste), Adji (Ewe, Togo), Ti (Mende, Sierra Leone), Ouri (Kapverdische Inseln), Awari (Küstenregion Guayanas und Surinam) und Warri (Karibik).


    Es handelt sich um das am weitesten verbreitete Mancalaspiel. Es gibt in vielen Ländern Oware-Turniere, u.a. in Großbritannien, Frankreich, Spanien, Portugal, der Schweiz, Italien, der Tschechischen Republik, Barbados, Antigua & Barbuda, der Elfenbeinküste und Ghana. In Deutschland fanden kleine Turniere in Halle (2004; 6 Teilnehmer) und Niederzissen (2008; 10 Teilnehmer) statt. Das Turnier in Halle wurde gemeinsam von Juliane Nitschke, Sabine Pick und Ulrike Stein gewonnen, das Turnier in Niederzissen von Odin Weiler.


    7.1 Spielregeln


    Das Spielbrett besteht aus zwei mal sechs Spielmulden und je einer Gewinnmulde an den beiden Brettenden. In jeder Spielmulde liegen am Anfang der Partie vier Samen. Jedem Spieler gehört eine Reihe und die Gewinnmulde zu seiner Rechten.


    Waurieini.jpg


    Startstellung


    In jedem Zug nimmt ein Spieler den Inhalt einer seiner Spielmulden und verteilt ihn einzeln gegen den Uhrzeigersinn auf die folgenden Spielmulden.


    Wenn der letzte Samen, der verteilt wird, eine gegnerische Spielmulde auf zwei oder drei Samen auffüllt, wird ihr Inhalt von dem Spieler gefangen, der am Zug ist. Außerdem fängt der Spieler den Inhalt aller gegnerischen Mulden, die dahinter liegen (gegen die Zugrichtung), sofern sie ebenfalls zwei oder drei Samen enthalten und eine ununterbrochene Kette bilden.


    Die geschlagenen Samen werden in die Gewinnmulde gelegt.


    Es ist nicht erlaubt, alle gegnerischen Samen in einem Zug zu schlagen. Macht man dennoch einen solchen Zug, wird nichts geschlagen.


    Wenn ein Spieler nicht mehr ziehen kann, da seine Mulden alle leer sind, muss sein Gegner ihm im nächsten Zug Samen zuspielen.


    Die Partie endet, wenn ein Spieler nicht mehr ziehen kann oder sich die Brettstellung wiederholt.


    Die Samen, die noch auf dem Brett sind, gehören dem Spieler, auf dessen Seite sie liegen.


    Wenn sich die Stellung auf dem Brett wiederholt, bekommt jeder Spieler, die Samen, die sich die meiste Zeit in seinen Mulden befinden.


    Es gewinnt, wer die meisten Samen gefangen hat.


    7.2 Externe Webseiten

    7.2.1 Allgemeines


    * Ausführliche Informationen über Oware auf Mancala World (englisch)


    7.2.2 Programme


    *Shareware mit vielen verschiedenen Modi


    7.2.3 Organisationen


    *Internationale Oware-Gesellschaft (Weltdachverband) mit Sitz in London
    *Katalanische Oware-Liga (Coloma de Gramenet)
    *"Projekt Ouri" in Portugal (Batalha)
    *Amerikanische Oware-Gesellschaft (New York)


    7.3 Quellen


    *Bouchet, A. Owari I: Marching Groups and Periodical Queues. Tours (Frankreich), 9. September 2005.
    *Bruhn, H. Closed States and Marching Groups in a closed Owari. Grenoble (Frankreich), 30. November 2005.
    *Chamberlin, D. B. How to Play Warri. Selbstverlag, Lancaster PA (USA) 1984.
    *Eglash, John. Discrete self-organization in Owari. In: African Fractals. Rutgers University Press, New Brunswick N. J. (USA), 1999.
    *Kovach, R. P. Oware: The National Game of Africa. Morrison Quick Print, Oakland CA (USA) 1995.


    8 Warra


    Das Spiel Warra wurde 1919 von dem österreichischen Anthropologen Felix von Luschan als eine Mancala-Variante beschrieben, die in den überwiegend von Afroamerikanern bewohnten Bundesstaaten im Süden der USA gespielt wird. Er beobachtete es mehrfach an den Ufern des Mississippi River in Louisiana. In New Orleans wurde ihm erzählt, dass es von Farbigen nach San Francisco gebracht wurde.


    9 Waurie


    Waurie ist eine Mancala-Variante, die auf Grand Cayman, einer zu Großbritannien gehörenden Karibikinsel, gespielt wird. Nach der Legende wurde Wauri von dem Piraten Blackbeard (1680? - 1718) auf die Insel eingeführt, als er von einer Fahrt nach Westafrika zurückkehrte. Es wird berichtet, dass das Spiel jedes Mal ein beliebter Zeitvertreib von dem Schriftsteller Ernest Hemingway war, wenn er auf der Insel Urlaub machte. Die wertvollsten Holzbretter werden von einem Künstler gefertigt, dessen Spitzname Caribbean Charlie ist. Traditionell werden die Samen der Molukkenbohne (Caesalpinia bonduc und Caesalpinia major) zum Spielen verwendet.


    Waurie wird heute von David Grogono gefördert. Er repräsentierte 1996 als Yachtkapitän und Mannschaftsmitglied in der Klasse Mistral Men die Kaimaninseln bei den Olympischen Spielen und ist nun Produktmanager von REALbasic. Im Jahr 2004 entwickelte er für das Spiel ein Freeware-Programm, das unter Linux, Macintosh und Windows läuft.


    Das Spiel ähnelt Kalaha und Sungka.


    9.1 Spielregeln


    Waurie wird auf einem Brett gespielt, das aus zwei mal sechs Spielmulden (pits) und zwei größeren Endmulden (end pits) besteht. In jeder Spielmulde liegen am Anfang der Partie je vier Samen. Jedem Spieler gehört eine Reihe.


    Waurieini.jpg


    Startstellung


    In jedem Zug entleert ein Spieler eine seiner Mulden und verteilt ihren Inhalt einzeln entgegen dem Uhrzeigersinn. Dabei wird auch ein Samen in die eigene Endmulde gelegt, nicht jedoch in die des Gegners. Die symbolische Bedeutung ist, dass man eine Steuer bezahlen muss, wenn man ins gegnerische Gebiet eindringt, nicht jedoch, wenn man ins eigene Gebiet zurückkehrt.


    Wenn der letzte Samen in die eigene Endmulde fällt, darf der Spieler gleich noch einmal ziehen.


    Der Zug endet, wenn der letzte Samen in eine Spielmulde fällt. Es ist nicht erlaubt, auf den Zug zu verzichten.


    Die Partie endet, wenn ein Spieler nicht mehr ziehen kann. Dieser Spieler gewinnt. Der Verlierer ist der Spieler, der am Ende der Partie noch Samen in seinen Mulden hat.


    9.2 Varianten


    Es gewinnt, wer als erster keine Samen in seinen Mulden hat, auch wenn der Gegner ihm im nächsten Zug noch Samen zuspielen könnte.


    9.3 Weblinks


    *Waurie-Freeware (Freier Download)


    10 Obridjie


    Waurieini.jpg Startstellung
    Obridjie ist eine Mancala-Variante der Ijaw (auch: Ijo) in Nigeria. Das Spiel Obridjie hat große Ähnlichkeit mit anderen nigerianischen Mancala-Varianten, darunter Whyo (Oron Clan, Ibibio), J'erin (Yoruba) und Lok (Jaba). Es ist ein einfaches Spiel, das vor allem von Frauen gespielt wird.


    11 Lamlameta


    Lamlameta2.jpg Startstellung
    Lamlameta (dt.: paarweise; von "lama" = zwei) ist ein strategisches Brettspiel (Tagega) der Konso, einem Volk, das im Omo-Tal in Zentraläthiopien beheimatet ist. Dieses Spiel wurde 1971 von dem Ethnologen Richard Pankhurst erstmals beschrieben, der es in der Nähe von Olanta beobachtete.


    Lamlameta ist eine Freizeitbeschäftigung von erwachsenen Männern und, in geringerem Maße, von Jungen. Es wird im Freien gespielt, in der Regenzeit auch im Haus oder auf einer Art Veranda direkt vor dem Hauseingang.


    12 Mbothe


    mbothe.jpg Startstellung
    Mbothe ist ein Mancalaspiel der Pokomo in Kenia. Die Pokomo sind Bauern und Fischer, die in kleinen Dörfern von 10 - 60 grassgedeckten Häusern entlang des Tana-Flusses leben.


    Mbothe wurde zuerst von Walter Driedger 1972 beschrieben. Das Spiel, welches lediglich der Unterhaltung dient, wird von Frauen und Männern jeden Alters gespielt. Es scheint mit dem äthiopischen Lamlameta verwandt zu sein.


    13 Luuth


    Luuth2.jpg Startstellung
    Luuth wird von den Nuer im äußersten Westen Äthiopiens und auf der sudanesischen Seite der Grenze gespielt. Diese Mancala-Variante ist eine Freizeitbeschäftigung von Männern jeden Alters. Ihre ungewöhnlichen Züge erinnern an das Damespiel.


    Luuth wurde erstmals 1972 von dem britischen Ethnologen Richard Pankhurst beschrieben.


    14 Eine Auswahl moderner Varianten


    15 Kalaha


    Wooden Mancala board.jpg Kalaha-Brett mit bunten Glassteinen (amerikanischer Stil)
    Kalaha, im englischen Sprachraum Kalah genannt, ist ein modernes Strategiespiel der Mancala-Familie (von arab.: naqalah = bewegen) für zwei Spieler. Mancala (auch: Mankala, Manqala) ist der wissenschaftliche Gattungsbegriff (generischer Terminus) für eine Gruppe von Brettspielen, bei denen der Inhalt von Mulden nach bestimmten Regeln umverteilt wird. In Deutschland benutzt man auch den Begriff Bohnenspiele.


    15.1 Geschichte


    Das Spiel wurde 1940 von dem amerikanischen Steuerberater William Julius Champion in Mystic, Connecticut, erfunden. Die Idee dazu bekam er schon 1905, als er an der Universität Yale (New Haven, Connecticut) einen Artikel über die Weltausstellung in Chicago (1893) las, in dem über Mancala-Spiele berichtet wurde. Das Spiel erschien erstmals 1944 auf dem amerikanischen Markt und wurde ab 1958 von der von Champion eigens zu diesem Zweck gegründeten Kalah Game Company produziert. Champion ließ sein Spiel 1952 (Design) und 1955 (Regeln) patentieren. Der Markennamen war in den USA von 1970 bis 2002 geschützt. Trotzdem fand es viele Nachahmer, darunter Conference (Mieg's, 1965), Sahara (Pelikan AG|Pelikan, 1976) und Bantumi (auf Nokia-Handys seit 2000).


    Kalaha ist fast identisch mit Dakon (Java) und Congkak (Malaysia), zwei asiatischen Mancala-Varianten. Der größte Unterschied ist, dass bei Kalaha mit dem Verteilen des letzten Samens der Zug endet, während bei den malayischen Spielen der Zug fortgesetzt wird, wenn der letzte Samen in eine gefüllte Spielmulde kommt. Die wichtigsten Gemeinsamkeiten sind, dass die Gewinnmulden beim Verteilen der Samen berücksichtigt werden und Bonus-Züge folgen, wenn der letzte Samen in die eigene Gewinnmulde fällt.


    Das erste Kalaha-Computerprogramm wurde bereits 1960 am M.I.T. von Wiley entwickelt. 1978 erreichte Paul Erich Frielinghaus den 5. Platz beim Bundeswettbewerb Jugend forscht mit seinem Kalaha-Programm (er nannte das Spiel Serata). Die Kalaha-Varianten mit bis zu sechs Steinen pro Mulde und Brettgrößen bis sechs Mulden wurden von Donkers ''et al.'' im Jahr 2001 gelöst, mit Ausnahme von Kalaha (6, 6). Bei perfektem Spiel gewinnt meist der anziehende Spieler, doch gibt es auch Konstellationen bei denen der nachziehende Spieler im Vorteil ist oder die Partie unentschieden endet.


    Das erste Kalaha-Turnier der Geschichte fand 1963 an der Coolidge School in Holbrook, Massachusetts (USA), statt. Es wurde von Ira Burnim gewonnen. Heute gibt es jedes Jahr mehr als 50 Kalaha-Turniere in den USA, meist von Schulen, Jugendzentren, Museen und Bibliotheken organisiert. Kalaha wird von der Kellog Electronic Research Academy in Chicago zur Förderung von Schülern eingesetzt, die unter Dyskalkulie leiden.


    In Deutschland gab es Kalaha-Projekte an der Friedrich-Rückert-Oberschule in Berlin und der Lambertischule in Coesfeld.


    Die ältesten Mancala-Spielbretter wurden im Nordwesten Äthiopiens bei Matara und Yeha gefunden und stammen etwa aus dem 6.-8. Jahrhundert n. Chr. Zwar wurden auch Muldenreihen im Tempelbezirk von Kurna (1400 v. Chr.), Ägypten, auf Zypern und an verschiedenen Orten in Sri Lanka entdeckt, doch weiß man bis heute nicht, ob es sich dabei überhaupt um Spielbretter handelt, und, wenn ja, welche Spiele darauf gespielt wurden. Auch ist die Datierung dieser Funde äußerst schwierig. Die Muldenreihen von Kurna sind wahrscheinlich erst 1700 Jahre nach dem Bau des Tempels entstanden, da in der Nähe wohl zeitgleich auch koptische Kreuze eingraviert wurden. Trotzdem wird immer wieder behauptet, dass Mancala-Spiele "5000 Jahren alt" seien, was man getrost als modernen Mythos bezeichnen kann. Auf diese Weise versuchte schon Champion den Umsatz seines Spiels zu steigern.


    Trotz der sehr einfachen Spielregeln bietet Kalaha viele taktische Möglichkeiten.


    15.2 Regeln

    15.2.1 Material


    Das Kalaha-Spielbrett besteht aus zwei Muldenreihen mit jeweils sechs Spielmulden. Außerdem befindet sich an jedem Ende eine größere Gewinnmulde, auch Kalah genannt, welche im Laufe der Partie die gefangenen Samen aufnimmt. Jedem Spieler gehören die sechs Spielmulden auf seiner Seite des Brettes und die rechts von ihm gelegene Gewinnmulde.


    Die einzigen Spielsteine sind 72 gleichartige Samen.


    Kalahini.jpg


    Startstellung (anspruchsvollste Variante)


    15.2.2 Vorbereitung


    Zu Beginn des Spiels werden alle Spielmulden mit jeweils 6 Samen gefüllt. Gewöhnlich beginnt der letzte Sieger das neue Spiel.


    15.2.3 Ziel


    Das Ziel des Spiels ist es, mehr Samen zu sammeln als der Gegner. Da es 72 Samen gibt, reichen 37, um dies zu erreichen. Die Partie endet unentschieden, wenn beide Spieler am Ende 18 Samen geschlagen haben.


    15.2.4 Spielprinzip


    In jedem Zug verteilt ein Spieler den Inhalt eine seiner Spielmulden gegen den Uhrzeigersinn in die darauf folgenden Mulden. Dabei wird in jede Mulde, außer in die gegnerische Gewinnmulde, jeweils ein Samen gelegt.


    15.2.5 Bonus-Zug


    Wenn der letzte Samen in der eigenen Gewinnmulde landet, darf der Spieler einen zusätzlichen Zug machen. Dies kann sich mehrmals wiederholen.


    15.2.6 Fangen


    Wenn der letzte Samen auf der eigenen Brettseite in eine leere Spielmulde landet und direkt gegenüber in der gegnerischen Mulde wenigstens ein Samen liegt, werden sowohl der letzte Samen als auch die gegenüberliegenden Samen gefangen und in die eigene Gewinnmulde gelegt.


    15.2.7 Spielende


    Wenn ein Spieler an der Reihe ist, jedoch seine Spielmulden alle leer sind, ist die Partie beendet. Dann legt der Gegner die Samen aus seinen Mulden in seine Gewinnmulde. Gewinner ist, wer die meisten Samen gefangen hat.


    15.2.8 Varianten


    Anstatt mit sechs Samen kann auch mit 3, 4 oder 5 Samen pro Mulde gespielt werden. Dadurch wird das Spiel nicht so anspruchsvoll. Informatiker untersuchten auch andere Brettgrößen mit eins bis sechs Steinen je Mulde. Eine weitere Variante ist Cross-Kalah, die von dem Amerikaner W. Dan Troyka im Jahr 2001 erfunden wurde.


    15.3 Literatur


    *Anonymus. Kalah: Pit & Pebbles. In: Time Magazine June 14, 1963: 67.
    *Anonymus. Kalah recognized as valuable educational Aid - 350 Students participate in Tournament: Kalah sweeps Coolidge School. In: Melrose Free Press December 19, 1963.
    *Bell, A. G. Kalah on Atlas. In: Mitchie, D. (Hg.). Machine Intelligence 3. University Press, Edinburgh (Schottland) 1968, 181-193.
    *Brill, R. L. A Project for the Low-Budget Mathematics Laboratory: The Game of Kalah. In: Arithmetic Teacher 1974; 21 (February): 659-661.
    *Champion, W. J. Game Board (US D165,634). United States Patent Office (USA), Washington DC January 8, 1952. Portal
    *Champion, W. J. Game Counter (US 2,720,362). United States Patent Office (USA), Washington DC October 11, 1955. Portal
    *Champion, W. J. New or old (Brief). Kalah Game Company, Holbrook MA (USA) 1970.
    *Ching, W. E. Analysis of Kalah. Department of Mathematics, National University of Singapore 2000/2001.
    *Cofer, A.: Mancala in Java: An Experiment in Artificial Intelligence and Game Playing. Department Honor Thesis. The University of Tennessee at Chattanooga, Department of Computer Science, April 1, 2003.
    *De La Cruz, R. E., Cage, C. E. & Lian, M.-G. J. Let’s play Mancala and Sungka: Learning Math and social Skills through ancient multicultural Games. In: Teaching Exceptional Children 2000; 32 (3): 38-42.
    *Donkers, J., Uiterwijk, J. & Irving, G. Solving Kalah. In: ICGA Journal 2000; 23 (3): 139-147.
    *Lehmann, E. Hicke, K. & Juhre, V. Projekt Kalaha: Gesamtdokumentation. Rückert-Oberschule, Berlin (Deutschland) 2000.
    *Machatscheck, H. Stein um Stein: Exotik der Brettspiele. Verlag Neues Leben, Berlin (Deutschland) 1984, 69 & 84-87.
    *Neumeister, M. Fallbasiertes Lernen von Bewertungsfunktionen (Diplomarbeit). Universität Leipzig, Leipzig (Deutschland), 9. November 1998.
    *Oon, W.-C. & Lim, Y.-J. An Investigation on Piece Differential Information in Co-Evolution on Games Using Kalah. In: Proceedings of Congress on Evolutionary Computation 2003; 3: 1632-1638.
    *Pok Ai Ling, I. The Game of Kalah. Department of Mathematics, National University of Singapore 2000/2001.
    *Reutter, H. African Game teaches Math Strategies to Students. In: Grand Island Independent January 31, 2004.
    *Russel, R. Kalah: The Game and the Program. In: Stanford Artificial Intelligence Project, Memo. University of Stanford, Stanford (USA) 1964 (Nr. 22).
    *Slagle, J. R. & Dixon, J. K. Experiments with the M & N Tree-Searching Program. In: Communications of the ACM 1970; 13 (3): 147-154.
    *Zaslavsky, C. Africa Counts: Number and Pattern in African Culture. Prindle, Weber & Schmidt, Boston (USA) 1974, 328.


    15.4 Weblinks


    *Mathematische Lösungen zu Kalah(a)
    *Deutsche Kalaha-Homepage mit Regelsammlung (allerdings sind viele Spiele falsch beschrieben)


    16 Cross-Kalah


    Cross-Kalah ist eine neue Kalaha-Variante und gehört zur Familie der Mancala-Spiele. Das Spiel wurde im Jahr 2001 von dem Amerikaner W. Dan Troyka in Boston, Massachusetts, erfunden.
    Cross-Kalah wurde 2004 mit Hilfe des Spieleprogrammiersystems Zillions of Games implementiert.


    Cross-Kalah unterscheidet sich von Kalaha darin, dass der anziehende Spieler keinen spürbaren Vorteil mehr besitzt und die Endspiele wesentlich schwieriger sind.


    17 Cups


    Cupsini.jpg Startstellung bei der anspruchsvollsten Variante
    Cups (dt.: "Becher") ist eine moderne Mancala-Variante, die 1965 von den jüdischen Korbmachern Arthur und Wald Amberstone (Vater und Sohn) erfunden wurde.


    Beide Erfinder sind, zusammen mit Sid Sackson, Gründungsmitglieder des N.Y.G.A. ("New York Games Associates"), einem Club für Spieleerfinder. Wald Amberstone ist heute in den USA ein bekannter Tarot-Lehrer.


    Das Spiel wurde 1969 von Sid Sackson in dem Buch A Gamut of Games beschieben, welches 1981 ins Deutsche übersetzt wurde. In Deutschland heißt eine Variante, die auf einem kleineren Brett gespielt wird, BohnDuell oder Bohnenduell. Seit März 2003 finden in der Brettspielwelt BohnDuell-Turniere statt. Die BohnDuell-Spieler tragen Phantasienamen und gehören zu "Städten" wie Andoria, Phantasia und English Town, ähnlich wie in manchen Rollenspielen. Es gibt eine BohnDuell-Gilde, die eine ELO-Zahl|ELO-Liste der besten Spieler führt.


    18 Kauri


    Kauriini2.jpg Grundaufstellung (igGameCenter)
    Kauri ist ein Mancalaspiel, das am 26. Juni 2006 von Ralf Gering in Niederdürenbach-Hain (Brohltal) erfunden wurde.


    Arty Sandler (Israel) implementierte das Spiel für das igGameCenter am 17. April 2008, wo es zusammen mit vielen weiteren abstrakten Brettspielen in Realzeit online gespielt werden kann.


    Eine für Mancalaspiele ungewöhnliche Eigenschaft dieser Variante ist es, dass es zwei unterschiedliche Spielsteine gibt.


    19 Afrika


    Afrikaini.jpg Startstellung
    Afrika ist ein modernes Mancalaspiel, das am 2. März 2004 von Ralf Gering in Bad Breisig (Deutschland) entwickelt wurde. Das Spiel kann seit dem 2. November 2006 auf Super Duper Games im Internet gespielt werden.


    Afrika hat mehrere ungewöhnliche Eigenschaften:


    * es besteht Schlagzwang
    * das Schlagen gilt als vollständiger Zug
    * es kommt zum Schlagen, wenn man eine leere Spielmulde|Mulde hat


    20 Progessive Mancala


    Progressivemancalaini.jpg Startstellung
    Progressive Mancala wurde von Ralf Gering am 3. September 2004 in Bad Breisig (Deutschland) erfunden. Das Spiel besitzt eine Regel, die an Progressionsschach erinnert.


    Progressive Mancala kann seit dem 28. Januar 2010 auf games.wtanaka.com online gespielt werden.


    21 Gulek


    Gulek_Holz_hell.gif Gulek Brett
    Mehrpersonen-Variante. Hier gibt es auch zwei Spiele, die allein gespielt werden können:
    Gulek-Solo und Gulek-Single.


    Gulek wurde 1987 von dem österreichischen Mathematiklehrer und Spieleerfinder Michael Winkelmann erfunden. Es erhielt 1987 den Erfinderpreis auf dem 3. Österreichischen Spielefest in Wien und erschien 1990 in der Vock'schen Werkstatt. Das Spiel ist eine ungewöhnliche Mancala-Variante, die von 2-6 Spielern gespielt werden kann. Es eignet sich ab 8 Jahren und eine Partie dauert etwa 15-20 Minuten. Da das Spiel ziemlich anspruchsvoll und tiefgründig ist, eignet es sich auch gut für Erwachsene und Denksportler. Das Spiel ist mit speziellen Spielsteinen (Würfel, Quader, Dreiecke, Kugeln, etc.) auch für Blinde spielbar.


    siehe: Gulek


    22 Esiema


    Esiema_klein.gif Esiema Brett


    Esiema wurde 1989 auch von dem österreichischen Mathematiklehrer und Spieleerfinder Michael Winkelmann erfunden. Es ist das Folgespiel von Gulek. Das Spiel ist eine sehr strategische Mancala-Variante, die von 2-6 Spielern gespielt werden kann. Es eignet sich ab 8 Jahren und eine Partie dauert etwa 20-60 Minuten. Da das Spiel ziemlich anspruchsvoll und tiefgründig ist, eignet es sich auch gut für Erwachsene und Denksportler. Das Spiel ist mit speziellen Spielsteinen (Würfel, Quader, Dreiecke, Kugeln, etc.) auch für Blinde spielbar.


    23 Myra


    Myra.gif Myra Brett mit Startaufstellung


    Myra wurde 1955 auch von dem österreichischen Mathematiklehrer und Spieleerfinder Michael Winkelmann mit 10 Jahren erfunden. Das Spiel ist eine sehr strategische Mancala-Variante, die von 2-3 Spielern gespielt werden kann. Es eignet sich ab 8 Jahren und eine Partie dauert etwa 20-40 Minuten. Da das Spiel ziemlich anspruchsvoll und tiefgründig ist, eignet es sich auch gut für Erwachsene und Denksportler. Das Spiel ist mit speziellen Spielsteinen (Würfe


    24 Micro-Wari


    Microwariini.jpg Esiema Brett


    Micro-Wari wurde 1977 von der Bulgarin Assia Popova und dem Franzosen André Deledicq erfunden. Das Spiel ist mit nur zwei mal zwei Spielmulden eines der kleinsten Mancala-Varianten. Kleiner ist nur noch Nano-Wari.


    25 Nano-Wari


    Nanowariinitial.jpg Esiema Brett
    Nano-Wari wurde 1977 von der Bulgarin Assia Popova und dem Franzosen André Deledicq erfunden. Sie nannten es ein "Spiel der Kontemplation", da es in diesem Spiel keine Kombinationen und keine Strategie gibt und die Spieler nicht intelligent zu sein brauchen. Nano-Wari ist die kleinste existierende Mancala-Variante. Sie wurde von ihren Erfindern vollständig in ihrem Buch Solo et Wari analysiert.


    26 Weblinks

    26.1 Mehrere Varianten


    *Mancala World
    *Mancala-Forum für Wissenschaftler und Spieler
    *Beschreibung verschiedener Mancala-Spiele (Katalanisch, Englisch und Spanisch)


    26.2 Einzelne Varianten


    *Oware, die am weitesten verbreitete Mancala-Variante
    *Awari, eine vom Computer gelöste Oware-Variante
    *Das Glass Bead Game
    * BohnDuell, eine Variante von Cups: Anleitung und Onlinespiel in der Brettspielwelt (benötigt Java)
    *Über Bao La Kiswahili